2,8 mb - Ludwig-Maximilians-Universität München
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MUM 01 | 2006 PROFILE<br />
22<br />
SERIE: „KOSMOS LMU”<br />
ZEIT FÜR ZUKUNFTSPLÄNE<br />
Mehr als 1.000 Tote und rund eine Million Obdachlose<br />
war die erschreckende Bilanz des Hurrikans<br />
Katrina, in dessen Folge Anfang Septe<strong>mb</strong>er<br />
des vergangenen Jahres ganze Stadtteile von New<br />
Orleans in einer schlammigen, stinkenden Brühe<br />
versanken. Auch für die <strong>Universität</strong>en der Stadt<br />
war die Situation schlimm, auch wenn es nur um<br />
abgedeckte Dächer oder überflutete Hörsäle ging.<br />
Schnell war klar: Der <strong>Universität</strong>sbetrieb würde<br />
monatelang brach liegen. Die LMU entschloss sich<br />
schnell zu helfen. Studierende aus New Orleans<br />
sollten die Möglichkeit bekommen, ihr Studium<br />
mit einem Stipendium und ohne viel Bürokratie in<br />
<strong>München</strong> fortzusetzen. MUM sprach mit einer<br />
Katrina-Stipendiatin über ihre Erfahrungen.<br />
Die ersten Tage ihres Studiums an der <strong>Universität</strong><br />
von New Orleans verbrachte Amanda Qubty damit,<br />
vor dem Hurrikan Katrina zu flüchten. Die 21-jährige<br />
Fotodesign-Studentin aus Georgia hatte gerade<br />
ihre neue Wohnung bezogen, ihre Kurse liefen seit<br />
ein paar Tagen. Dann musste sie New Orleans fluchtartig<br />
verlassen. Sie nahm nur ihre beiden Hunde mit,<br />
packte ein wenig Kleidung und ein paar Fotos ein<br />
und fuhr mit ihrer Mitbewohnerin im Auto nach Georgia.<br />
„Ich bin schon so oft evakuiert worden“, sagt<br />
die Amerikanerin. „Aber bis zu diesem Zeitpunkt<br />
sind wir bei Hurrikan-Warnungen immer nach ein<br />
paar Tagen wieder zurückgekehrt, deswegen habe<br />
ich gar nicht viel mitgenommen.“<br />
Katrina war anders. Der Hurrikan richtete an weiten<br />
Teilen der Golfküste schwerste Schäden an, 80<br />
Prozent des Stadtgebiets von New Orleans standen<br />
unter Wasser. Amanda Qubty hatte einen Monat<br />
lang keine Chance, zu ihrer Wohnung zu gelangen.<br />
Sie schlüpfte bei ihren Eltern in Georgia unter und<br />
versuchte sich die Zeit mit Online-Kursen zu vertreiben.<br />
„Das ging nicht besonders gut, aber wenn<br />
man nur rumhängt, geht es einem auch schnell auf<br />
die Nerven“, erinnert sich Qubty.<br />
Es war ziemlich bald klar, dass die <strong>Universität</strong> von<br />
New Orleans, an der Amanda eingeschrieben ist, den<br />
Betrieb für den Rest des Jahres 2005 einstellen würde.<br />
Amanda hörte über einen Freund, der mit einem<br />
Stipendium nach Innsbruck gegangen war, von der<br />
Möglichkeit, ein „Katrina-Stipendium“ zu bekommen.<br />
Sie bewarb sich – und saß zwei Wochen später<br />
im Flugzeug nach Deutschland. „Das war gar nicht<br />
so einfach“, lacht Amanda Qubty. „Ich hatte ja nicht<br />
einmal einen Pass.“ Wie viele US-Amerikaner besaß<br />
sie als Ausweisdokument nur ihre Sozialversicherungsnummer.<br />
Und im Gepäck hatte sie nicht viel<br />
mehr als ihren Laptop, Fotos und ein paar Kleidungsstücke.<br />
WUNSCHZIEL EUROPA<br />
Amanda Qubty ist nicht die einzige „Katrina-Stipendiatin“<br />
an der LMU. Die <strong>München</strong>er <strong>Universität</strong> hat<br />
drei Studierende aus der Region New Orleans eingeladen,<br />
die Zeit, bis ihre Hochschulen wieder geöffnet<br />
haben, mit einem Auslandsaufenthalt zu überbrücken.<br />
Auf Initiative des New Yorker Kontaktbüros<br />
der German University Alliance hat die LMU den Katrina-Opfern<br />
schnell und unbürokratisch Hilfe angeboten.<br />
Die drei Studierenden bekommen Wohnheimzimmer<br />
gestellt und erhalten ein monatliches<br />
Stipendium. Die Flugkosten übernahm der DAAD.<br />
Für Amanda Qubty ist damit ein Wunsch in Erfüllung<br />
gegangen, den sie schon lange im Kopf hatte. „Einige<br />
Zeit in Europa zu verbringen, war einer meiner<br />
Zukunftspläne“, sagt die US-Amerikanerin, die an<br />
der LMU ein Seminar in nordamerikanischer Ge-