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Werkbeschreibung - Singkreis Wohlen

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HANS-URS WILI 14 MOZART: c-moll-Messe KV 427<br />

20.01.2013 MENDELSSOHN: Violinkonzert e-moll op. 64<br />

(MozartMendelssohn2012f.docx)<br />

gleichen Betrag, für den Don Giovanni 1787 50 gar 225, für La Clemenza di Tito 200<br />

Dukaten. 51 Kurfürst FRIEDRICH AUGUST III. VON SACHSEN (1750-1827) gab MOZART im April<br />

1789 für sein Konzert in Dresden 100 Dukaten; im gleichen Monat erhielt MOZART vom<br />

Preussenkönig FRIEDRICH WILHELM II. (1744-1797) nach seinem Vorspiel in Potsdam und<br />

Berlin 700 Gulden.<br />

33 Dennoch hatte MOZART aus den verschiedensten Gründen nie genug Geld. Aus<br />

einem für ihn organisierten Benefizkonzert hatte er 1783 immerhin 1'600 Gulden erhalten.<br />

Statt Schulden zu begleichen, sandte er daraufhin seinem Vater ein Geschenk, um den Zorn<br />

ob der vor dem Eintreffen der väterlichen Einwilligung eingegangenen Ehe zu besänftigen. 52<br />

Bereits 1783 stürzte sich MOZART in horrende Schulden, die in der Folge laufend wuchsen,<br />

ihn in den letzten beiden Lebensjahren in bittere Not trieben, zunehmend in billigere<br />

Wohnungen umziehen liessen und schliesslich zwangen, für das rasche Geld zu<br />

komponieren. Er entlieh und verlieh Geld am laufenden Band, hatte alsbald keinen Überblick<br />

mehr, vermochte weder einen bettelnden Freund abzuwimmeln noch die Wünsche seiner<br />

Frau oder seiner selbst nach modischer Kleidung zu zähmen und liess sich manche<br />

Eskapade viel kosten, sobald er Geld besass.<br />

34 Auch in diesem Zusammenhang ist von Bedeutung: MOZART lebte vor der<br />

Französischen Revolution (1789) und ihren Folgen in ganz Europa; er starb lange vor dem<br />

Einmarsch der Franzosen in Wien 1809. Zwischen 1740 und 1790 führte Österreich drei<br />

Kriege: Den österreichischen Erbfolgekrieg (1740-1748, Rz. 63 hiernach), den<br />

Siebenjährigen Krieg (1756-1763, Rz. 64 hiernach) und den Balkan- und Krimkrieg (1787-<br />

1792, Rz. 65 hiernach). Diese drei Kriege verursachten in Österreich eine enorme<br />

Geldentwertung. So vermochten es nun auch aus der mittleren Oberschicht nurmehr wenige,<br />

„Accademien“ und „Concerte“ zu besuchen oder sich in Musik unterrichten zu lassen. 53<br />

Damit brachen sämtliche primären Einkunftsquellen MOZARTS ein. Dass WOLFGANG<br />

AMADEUS MOZART nach CHRISTOPH WILLIBALD GLUCKS Tod (1787) zu dessen Nachfolger als<br />

kaiserlicher Hofkomponist ernannt wurde, war ein Titel. Einträglich war er längst nicht mehr.<br />

35 Was LUDWIG VAN BEETHOVEN unter Hunger und grossen Entbehrungen später<br />

notdürftig gelang - als frei schaffender Künstler unabhängig von einem adligen Brotherrn<br />

allein von den Erträgen seiner Kunst zu leben - kam für MOZART zu spät: Im<br />

vorrevolutionären Europa hatten nur die Adligen Geld, um Kunst zu kaufen. Und im<br />

vorrevolutionären Europa war der Schuldverhaft noch längst nicht abgeschafft:<br />

Zahlungsunfähigkeit konnte sehr wohl Kerker zur Folge haben!<br />

36 Alsbald schrieb MOZART am laufenden Band verzweifelte Briefe an irgendwelche<br />

Freunde und Gönner und versuchte, sie um Geld anzupumpen. Nur vom 20. Januar bis zum<br />

14. August 1790 bettelte MOZART allein seinen Freimaurer-Freund JOHANN MICHAEL<br />

PUCHBERG (1741-1822) neunmal je mit Teilerfolg um Geld an: Er erhielt insgesamt 710<br />

Gulden.<br />

37 Erbeten hatte er verzweifelt mehrere tausend Gulden, um Mietrückstände für das<br />

früher bewohnte überaus teure Haus bezahlen und die angedrohte Verhaftung<br />

abzuwenden. 54 Am 17. Mai 1790 musste MOZART gestehen, er sei "gezwungen, bey<br />

Wucherern Geld aufzunehmen" 55 .<br />

50 Zur Uraufführung des Don Giovanni vgl. auch die berühmteste Künstlernovelle des 19. Jahrhunderts, die 1855<br />

entstandene Erzählung des Lyrikers EDUARD MÖRIKE (1804-1875): Mozart auf der Reise nach Prag. Eine Novelle.<br />

(Insel-Bücherei, 230.) Leipzig o. J.<br />

51 Vgl. JAHN I 1022f, hier zitiert nach DURANT XV 463, 469 und 589 Fnn. 75-77.<br />

52 DURANT XV 463f.<br />

53 In diesem Zusammenhang gewinnt die Emanzipation der Juden ihre Bedeutung: Münzjuden traten in Wien die<br />

Nachfolge der Fürstenmäzene an; vgl. nur das Zitat von STEFAN ZWEIG in Rz. 111 Fn. 84 hiernach!<br />

54 DURANT XV 466. Vgl. a. Rz. 68 hiernach Tabelle f Wohnung 8!<br />

55 DURANT XV 467.

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