Werkbeschreibung - Singkreis Wohlen
Werkbeschreibung - Singkreis Wohlen
Werkbeschreibung - Singkreis Wohlen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
HANS-URS WILI 28 MOZART: c-moll-Messe KV 427<br />
20.01.2013 MENDELSSOHN: Violinkonzert e-moll op. 64<br />
(MozartMendelssohn2012f.docx)<br />
belegt ein lediglich zum Teil erhaltener Stimmensatz – Credo und Agnus Dei fehlen in dieser<br />
Abschrift völlig – von der Hand eines Salzburger Kopisten mit handschriftlichen Korrekturen<br />
MOZARTS.<br />
99 Für nicht entscheidungsreif hält die Wissenschaft daher bei der heutigen Aktenlage<br />
die Frage, ob MOZART diese fehlenden Sätze durch Kompositionen aus einer seiner früheren<br />
Messen ausfüllte, oder ob das Credo vielleicht völlig weggelassen wurde:<br />
100 In der Kirche der Uraufführung galten für das Namensgedenkfest des Heiligen<br />
AMANDUS (Mitte 4. Jh. n.Chr.), des ersten Bischofs von Strassburg 67 , spezielle Bräuche.<br />
Dieses Namensfest war auf den 26. Oktober festgelegt. 1783 war dies jedoch ein Sonntag,<br />
und an einem Sonntag durfte das Credo in der Messe nicht entfallen.<br />
101 NANNERL MOZART freilich schreibt, die Aufführung habe am 25. Oktober 1783<br />
stattgefunden; dies wäre ein Samstag gewesen. Dies war freilich nicht das Namensfest des<br />
heiligen AMANDUS.<br />
102 Aus diesen Gründen halte ich die Hypothese eines ersatzlosen Wegfalls jeglichen<br />
Credos in der Uraufführung der c-moll-Messe für schwach begründet. Dies zwingt freilich<br />
dazu, nach anderen Gründen für den fragmentarischen Charakter der Messe zu suchen (vgl.<br />
Rzz. 109-112 hiernach); die bisher geltend gemachten anderen Gründe (Rzz. 106-108<br />
hiernach) scheinen mir aufgrund eigener historischer Beobachtungen, die noch nirgends<br />
analysiert worden zu sein scheinen, ergänzungsbedürftig.<br />
103 Am Benediktinerstift St. Peter war Kirchenmusik nicht eben sehr hoch dotiert: Die nur<br />
je circa zehn Singstimmen und Instrumentalisten bedurften der Verstärkung durch die<br />
„gesamte Hofmusik“ (so NANNERL MOZART), d.h. wohl verschiedener Freunde MOZARTS. Die<br />
„Stadtturner“ (d.h. die Stadtpfeifer) dürften dabei wohl die Posaunisten und die Fagottisten<br />
gestellt haben.<br />
104 Dafür, dass die Messe in Salzburg uraufgeführt und auch dafür konzipiert gewesen<br />
sein dürfte, spricht auch der Umstand, dass das Autograph keine Klarinetten vorgesehen<br />
hat, die MOZART doch so sehr liebte. In den Salzburger Orchesterformationen fehlten<br />
nämlich Klarinettisten. 68<br />
105 Es bestehen also gute Gründe dafür anzunehmen, dass MOZART mit dem in seinem<br />
Brief an den Vater vom 4. Januar 1783 erwähnten „Versprechen“ die c-moll-Messe gemeint<br />
haben dürfte, als er er erwähnte, er habe: „in seinem Herzen versprochen, wenn er sie als<br />
seine Frau nach Salzburg brächte, dort eine neukomponierte Messe zur Aufführung zu<br />
bringen.“<br />
67 Zweifelhaft scheinen mir diesbezüglich HOLL, X und die wohl hierauf gestützte Konzerteinleitung des<br />
Kantatenchors Bern und des Bach Collegiums Bern zu den Konzerten vom 13./14. Mai 2006, S. 7 betr. die c-moll-<br />
Messe MOZARTS, welche von AMANDUS, dem zeitweiligen Bischof von Maastricht (6./7. Jh. n. Chr.) sprechen,<br />
dessen Namensfest aber nicht am 26. Oktober begangen wird. Aus diesem Grund konnte jene Konzerteinleitung<br />
die Hypothese auch gar nicht kritisch würdigen. Vgl. dazu SCHAUBER/SCHINDLER 575. Die katholische Kirche<br />
verehrt vier Bischöfe dieses Namens als Heilige, nämlich AMANDUS VON MAASTRICHT (+ 679, Namensfest einzig<br />
lokal in St-Amand am 26. Oktober, sonst überall am 6. Februar; vgl. LAMPEN 416f), AMANDUS VON BORDEAUX (+<br />
432, Namensfest: 18. Juni; vgl. FRUTAZ 417), AMANDUS VON WORMS (um 630, Namensfest früher am 26. Oktober,<br />
seit 1716 aber am 2. Oktober, vgl. SCHMITT 417) und AMANDUS VON STRASSBURG (um 345, Namensfest am 26.<br />
Oktober; vgl. BURG 417).<br />
68 BEAUJEAN, 4.