Werkbeschreibung - Singkreis Wohlen
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HANS-URS WILI 42 MOZART: c-moll-Messe KV 427<br />
20.01.2013 MENDELSSOHN: Violinkonzert e-moll op. 64<br />
(MozartMendelssohn2012f.docx)<br />
am 18. September 1822 in Sécheron das Lied Von allen deinen zarten Gaben MWV K 7, und<br />
schliesslich ab dem 20. September 1822 das Quartett Nr. 1 für Klavier, Violine, Viola und<br />
Violoncello in c-moll op. 1 = MWV Q 11. 132 Auf der Rückreise aus der Schweiz besuchte<br />
MENDELSSOHN neben JOHANN HEINRICH PESTALOZZI in Yverdon 133 (vgl. Rz. 128 hiervor) auch<br />
den damals hoch angesehenen Komponisten, Dirigenten und Violinvirtuosen LUDWIG SPOHR<br />
in Kassel.<br />
132 „Wie die ganze Familie war auch FELIX von Land und Volk der Eidgenossen überaus<br />
angetan“ 134 , derart stark, dass er die Schweiz später 1831 und nach seiner Heirat – seine<br />
Frau CÉCILE CHARLOTTE SOPHIE JEANRENAUD (1817-1853) hatte auch Schweizer Wurzeln 135<br />
– samt Gattin und Kindern 1842 sowie ein letztes Mal in seinem Todesjahr 1847 bereiste und<br />
seine Erlebnisse dabei erneut – Zeichen seiner vielseitigen Begabung – in vielen Aquarellen<br />
festhielt. 136<br />
133 Nach der Rückkehr aus der Schweiz begannen ABRAHAM und LEA MENDELSSOHN<br />
1822, die kammermusikalischen Sonntagsmatineen in ihrem Speisezimmer durch Zuzug von<br />
Berufsmusikern der königlichen Hofkapelle zu erweitern; doch blieb es dem 13jährigen FELIX<br />
vorbehalten, das kleine Orchester zu dirigieren, für welches er nun laufend neue Werke –<br />
1823 insbesondere weitere sieben Streichersymphonien 137 schrieb. FANNY oder FELIX<br />
spielten bei diesen Gelegenheiten Klavier, FELIX‘ jüngerer Bruder PAUL MENDELSSOHN<br />
Violoncello, und die Schwester REBECCA sang. Zum Stammpublikum gehörten Kenner: CARL<br />
MARIA VON WEBER etwa oder der Politiker, Grossgrundbesitzer und Komponist ANTON Fürst<br />
RADZIWILL (1775-1833), Gatte der Nichte des Preussenkönigs FRIEDRICH II. des Grossen<br />
(1712-1786). 138 Ähnlich seinem Vorbild, dem „grossen Sebastian“ (JOHANN SEBASTIAN<br />
132 Brief FANNY MENDELSSOHNS aus Frankfurt vom 30. September 1822 an Prof. KARL FRIEDRICH ZELTER, in: KLEIN:<br />
Schweizer Reise, 21f und 137. Auch FANNY hat auf der Reise komponiert; das erste ihrer beiden Lieder vom 17.<br />
August 1822 und vom 25. September 1822 wurde auf der Reise bei einem Hauskonzert in Bern uraufgeführt.<br />
KLEIN, Schweizer Reise, 21.<br />
133 MENDELSSOHNS mitreisender Privatlehrer KARL HEYSE feierte hier ein Wiedersehen mit seiner eigenen<br />
vormaligen Wirkungsstätte als Lehrer: vgl. KLEIN, Schweizer Reise, 12.<br />
134 KLEIN, "... über jeden Ausdruck erhaben und schön", passim.<br />
135 CÉCILES Vater AUGUSTE JEANRENAUD (1788-1919) stammte aus Neuchâtel, welches nach vierhundertjährigen<br />
Banden zum eidgenössischen Ort Bern 1815 vom Wiener Kongress einen Doppelstatus erhielt: Es war von 1815<br />
an bis zum sog. Neuenburger Handel 1854-1856 zugleich Schweizer Kanton und Preussisches Fürstentum,<br />
bevor es schliesslich 1856 nach Putschversuchen, Unruhen und überaus heiklen internationalen Verwicklungen –<br />
Preussen und die Schweiz machten bereits gegeneinander mobil – ausschliesslich und endgültig Schweizer<br />
Kanton wurde. Vgl. dazu die einlässlichen Berichte, Kreditbeschlüsse und Verhandlungsergebnisse von<br />
Bundesrat und Parlament im Bundesblatt 1856 II 485-514, 519-527 und 741-762; 1857 I 27-46, 49-63, 621-638,<br />
641-678, 693-705, 847-865 sowie 1859 I 9-14, 135-139 und 149f; zur Schlüsselrolle JOHANN KONRAD KERNS<br />
(1808-1888) und NAPOLEONS III. (1808-1873) in der Angelegenheit SCHOOP 389-419; ausserdem WILI,<br />
Bundesinterventionen 10f; STÖCKLI 189f.<br />
136 KLEIN, Felix Mendelssohn Bartholdys Reise in die Schweiz 1847, passim.<br />
137 Nämlich Nr. 6 in Es-Dur MWV N 6, Nr. 7 in d-moll MWV N 7, Nr. 8 in D-Dur MWV N 8, Nr. 9 in C-Dur La<br />
Suisse (zum 3. Satz vgl. Rz. 130 mit Fn. 128 hiervor) MWV N 9, Nr. 10 in h-moll MWV N 10, Nr. 11 in f-moll<br />
fünfsätzig (zum 2. Satz Scherzo Commodo vgl. Rz. 130 mit Fn. 128 hiervor) MWV N 11 und Nr. 12 in g-moll MWV<br />
N 12.<br />
138 ANTON Fürst RADZIWILL und König FRIEDRICH II. der Grosse sind zwei der wenigen grossen Beispiele<br />
komponierender Politiker. Der Violoncellovirtuose RADZIWILL schuf neben Liedern Klavierstücke und vertonte<br />
1811-1830 auf CARL ZELTERS Anregung hin JOHANN WOLFGANG GOETHES Faust. Preussenkönig FRIEDRICH II.<br />
schrieb 1738 selber eine Symphonie, spielte als Schüler von JOHANN JOACHIM QUANTZ (1697-1773) hervorragend<br />
Querflöte, verfasste das Libretto zur Oper Montezuma von CARL HEINRICH GRAUN (1704-1759) und gab JOHANN<br />
SEBASTIAN BACH 1747 auf Schloss Sans-Souci das „königliche Thema“ zum Musikalischen Opfer BWV 1079 vor.<br />
In Polen gehörte dazu ausserdem IGNACY JAN PADEREWSKI (1860–1941), ein Klaviervirtuose und Komponist, der<br />
1896-1902 in der Schweiz wohnte, nach seiner Übersiedlung in die Vereinigten Staaten US-Präsident WOODROW<br />
WILSON (1913-1921) von der Notwendigkeit des Wiedererstehens Polens (Punkt 13 des 14-Punkte-Programms<br />
WILSONS für die Neuordnung Europas nach dem I. Weltkrieg) zu überzeugen vermochte und Polen bei den<br />
Versailler Friedensverhandlungen als faktisch erster Ministerpräsident vertrat: PADEREWSKI hat neben einem<br />
grossartigen Klavierkonzert in a-moll op. 17 (1888) und einer Symphonie in h-moll op. 24 (1903-1908) auf das<br />
Thema der polnischen Nationalhymne viele virtuose Klavierstücke geschrieben und darf als FRÉDÉRIC CHOPINS<br />
(1811-1849) Erbe gelten. Zur Kategorie dieser Doppelbegabungen gehört noch Italiens bedeutendster<br />
Opernkomponist GIUSEPPE VERDI (1813-1901), der sich neben der Komposition von 29 Opern auf Betreiben des