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Werkbeschreibung - Singkreis Wohlen

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HANS-URS WILI 6 MOZART: c-moll-Messe KV 427<br />

20.01.2013 MENDELSSOHN: Violinkonzert e-moll op. 64<br />

(MozartMendelssohn2012f.docx)<br />

santa der Heiligen Jungfrau" 18 in Loreto im August 1770 19 nach Bologna, wo WOLFGANG<br />

AMADEUS nach dreimonatigem Intensivkurs die Prüfungen für das begehrte Diplom der<br />

Accademia Filarmonica bei Padre GIOVANNI BATTISTA MARTINI ablegen sollte. Das kindliche<br />

Genie bestand die Prüfung (Erweiterung eines einstimmigen Gregorianischen Gesangs um<br />

drei Oberstimmen im streng traditionellen Stile osservato) ... "angesichts der Umstände<br />

seines Alters" und dank einer Schummelei des Lehrers gerade noch knapp (Prüfungsarbeit:<br />

Quaerite primum regnum Dei KV 86), um gleich anschliessend in Mailand mit der Oper<br />

Mitridate re di Ponto KV 87 - Dirigent: der 15jährige Komponist selber - einen triumphalen<br />

Erfolg zu feiern.<br />

14 Kaum waren Vater und Sohn MOZART Ende Mai 1771 in Salzburg zurück, erreichte<br />

den Sohn die Aufforderung der Kaiserin, zur Hochzeit Erzherzog FERDINANDS eine Serenade<br />

oder eine Kantate zu schreiben und im Oktober 1771 in Mailand bei den Feierlichkeiten<br />

aufzuführen. Mitte August bis Mitte Dezember 1771 waren die MOZARTS in Salzburg daher<br />

erneut beurlaubt und weilten zu neuem Grosserfolg in der Lombardei. Fünf Tage nach ihrer<br />

Rückkehr starb indessen am 16. Dezember 1771 der gutmütige Fürstbischof SIGISMUND<br />

CHRISTOPH Graf von SCHRATTENBACH.<br />

15 Auf SIGISMUND folgte als Salzburger Fürsterzbischof ein aufgeklärter, tyrannischer<br />

Despot, hochintelligenter Bewunderer JEAN-JACQUES ROUSSEAUS und VOLTAIRES:<br />

HIERONYMUS FRANZ DE PAULA JOSEF Graf COLLOREDO von WALDSEE (1732-1812), der die<br />

maroden Bistumsfinanzen sparwütig-schikanös durch Steuererhöhungen einerseits,<br />

Aufhebung der Klöster der meisten Bettelorden sowie massive Einsparungen anderseits in<br />

klingende Münze verwandelte, die sich an Wiens Börse wieder verspielen liess. 20<br />

COLLOREDO, Spross einer erst 1763 in den Reichsfürstenstand erhobenen Familie von<br />

Militärkarrieristen, wurde letzter Fürstbischof von Salzburg, verlangte Disziplin und<br />

Gehorsam und litt keinen Widerspruch. Seiner aufklärerischen Reformen wegen – er<br />

unterzog beispielsweise Passionsspiele einer scharfen Kritik („seltsames Gemenge von<br />

Religion und Possenspiel“), verbot Wallfahrten und Weihnachtskrippen in den Kirchen und<br />

schränkte die Kirchenmusik drastisch ein – wurde er auch Gegenstand des Volksspotts<br />

(„Unser Fürst von COLLOREDO hat weder Gloria noch Credo“ 21 ). Auch dass MOZART 1776 für<br />

COLLOREDOS Nichte ANTONIA Gräfin LÜTZOW eines seiner himmlischen Klavierkonzerte (KV<br />

246 in C-Dur) schrieb, verbesserte seine Lage bei COLLOREDO nicht.<br />

bei seinen Bemühungen um den Erhalt des Ordens eines Santiago-Ritters. Dies wird bestätigt durch ein<br />

Empfehlungsschreiben des Kardinalstaatssekretärs GIOVANNI GIACOMO PANCIROLI an den päpstlichen Nuntius in<br />

Madrid, GIULIO ROSPIGLIOSI, vom 17. Dezember 1650. Vgl. HELLWIG 58.<br />

18 Der 1473 verstorbene Probst von Loreto, PIETRO DI GIORGIO TOLOMEI aus Teramo verfasste kurz vor seinem Tod<br />

einen legendarischen Bericht über die wundersame Verschiebung des Elternhauses JESU aus Nazareth durch<br />

Engelshand in der Nacht vom 9./10. Mai 1291 zunächst nach Dalmatien, am 10. Dezember 1294 nach Recanati<br />

und schliesslich am 7. September 1295 nach Loreto (vgl. BÄUMER 1144). Wirtschaftlicher Hintergrund war der<br />

Baubeginn der neuen, dreischiffigen Basilika 1468, die 1587 unter Papst SIXTUS V. vollendet wurde. Da waren<br />

spendefreudige Pilger willkommen, und Wunder waren bewährtes kirchliches Werbemittel. Der grosse<br />

Kriegsfanatiker unter den Päpsten, JULIUS II. (1503-1513) äusserte 1507 unverblümt, was von der Legende zu<br />

halten sei: "ut pie creditur et fama est" - Mag's fromm geglaubt werden, es bleibt doch blosses Gerücht! (BÄUMER<br />

1144). - Die Lage Loretos nahe Ancona zeigt das wirkliche Anliegen: Es lag bei einem wichtigen Hafen im<br />

Kirchenstaat für das Auslaufen christlicher Flottenverbände gegen die moslemischen Türken, etwa für die<br />

Seeschlacht von Lepanto 1571. Es ist kaum Zufall, dass WOLFGANG AMADEUS MOZART während der Rückkehr von<br />

Loreto und dieser ersten Italienreise die "Azione sacra" La betulia liberata KV 118 geschrieben hat, die wie<br />

bereits ANTONIO VIVALDIS (1678-1741) "sacrum militare oratorium" Juditha triumphans von 1716 den Topos des<br />

auf die Türken gemünzten Untergangs des Wüstlings HOLOPHERNES durch die gläubige JUDITH aufnimmt. Bis<br />

heute besuchen übrigens jährlich gegen eine Million Pilger Loreto. JOHANNES BRAHMS (1833-1897) empörte sich<br />

bei einem Besuch Loretos mit JOSEPH VIKTOR WIDMANN 1888 über das herablassende Gebaren der Kleriker<br />

gegenüber den vielen gläubigen Pilgern: vgl. WIDMANN 141-144.<br />

19 Dies führte den jungen MOZART dazu, gleich vier Litaneien (1771 in B-Dur = KV 109, 1772 in B-Dur = KV 125,<br />

1774 in D-Dur = KV 195, 1776 in Es-Dur = KV 243), wovon zwei zum Altarssakrament und zwei sogenannte<br />

Lauretanische Litaneien (KV 109 und KV 195) zu schreiben.<br />

20 Zum biographischen Hintergrund COLLOREDOs vgl. Rzz. 17-19 hiernach.<br />

21 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Hieronymus_von_Colloredo_(1732%E2%80%931812) (zuletzt abgerufen am<br />

19.07.2012).

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