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Werkbeschreibung - Singkreis Wohlen

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HANS-URS WILI 8 MOZART: c-moll-Messe KV 427<br />

20.01.2013 MENDELSSOHN: Violinkonzert e-moll op. 64<br />

(MozartMendelssohn2012f.docx)<br />

während der in Mailand am 26. Dezember 1772 WOLFGANG AMADEUS MOZARTS Opera seria<br />

Lucio Silla KV 135 über den Rücktritt des altrömischen Diktators LUCIUS CORNELIUS SULLA im<br />

Jahr 79 v. Chr. uraufgeführt werden sollte. Gleich im Anschluss daran komponierte der<br />

17jährige MOZART mit der viersätzigen Motette Exsultate jubilate KV 165 (Uraufführung am<br />

17. Januar 1773) für den italienischen Sopran-Kastraten VENANZIO RAUZZINI (1746-1810) ein<br />

Stück Weltliteratur. Ausserdem entstanden auf dieser Reise mindestens zwei der unglaublich<br />

reifen sog. sechs Mailänder Streichquartette (KV 155-KV 160). 28 Und noch ein weiteres Mal<br />

gelang es 1773 den beiden MOZART, das enge Salzburg des knausrigen COLLOREDO zu<br />

verlassen, um Mitte Juli bis Ende September 1773 den dritten Besuch Wiens zu absolvieren.<br />

Hier schrieb WOLFGANG sein erstes völlig eigenes Klavierkonzert (KV 175 in D-Dur). Die<br />

Rückkehr nach Salzburg war danach nur umso härter, selbst wenn Familie MOZART nun in<br />

den ersten Stock des sog. Tanzmeisterhauses umzog.<br />

22 Während MOZART nun nach stark einengend präzisen klerikalen Vorgaben 29 Messen<br />

und über die Hälfte seiner Kirchensonaten schrieb, musste er sich nun über ein Jahr lang in<br />

Salzburg als Konzertmeister der Salzburger Hofkapelle bescheiden, bis ihm ab dem 6.<br />

Dezember 1774 eine Reise ins nahe München zur Uraufführung (13. Januar 1775) seines<br />

Dramma giocoso La finta giardiniera KV 196 bewilligt wurde. Umso kälter war die Dusche<br />

nach der Rückkehr am 7. März 1775 in Salzburg: Dort fand die Uraufführung seiner im März<br />

1775 für den Antrittsbesuch von Erzherzog MAXIMILIAN FRANZ 30 , eines Sohnes der Kaiserin<br />

MARIA THERESIA, bei Fürsterzbischof COLLOREDO komponierten Auftragsoper Il re pastore<br />

(KV 208) am 23. April 1775 kühle Aufnahme. In Salzburg war MOZART Prophet im eigenen<br />

Lande. Und weitere Bitten um Urlaub in den folgenden 30 Monaten blieben bei COLLOREDO<br />

erfolglos.<br />

28 Ob auch die übrigen vier Streichquartette dieser Serie auf der dritten Italien-Reise entstanden, ist heute<br />

umstritten. Klar ist jedoch, dass bereits MOZART selber sie mit Absicht zu einer Serie zusammenfügte, was sich<br />

auch an der sicherlich nicht zufälligen Tonartenwahl exakt entlang dem Quintenzirkel (KV 155 in D-Dur, KV 156 in<br />

G-Dur, KV 157 in C-Dur, KV 158 in F-Dur, KV 159 in B-Dur und KV 160 in Es-Dur) zeigt. Diese Bündelung setzt<br />

MOZART auch später fort, zunächst mit den (ersten) Sechs Wiener Streichquartetten von 1773 (KV 168 in F-Dur,<br />

KV 169 in A-Dur, KV 170 in C-Dur, KV 171 in Es-Dur, KV 172 in B-Dur und KV 173 in d-moll), dann knapp ein<br />

Jahrzehnt später natürlich mit den Sechs JOSEPH HAYDN gewidmeten Streichquartetten (vgl. Fn. 48 hiernach) –<br />

diese beiden Zyklen sind zuerst implizit und dann explizit MOZARTS Antwort auf HAYDNS revolutionäre<br />

Streichquartettzyklen op. 17, op. 20 und op. 33 – dann auch noch mit den Drei Preussischen Quartetten (KV 575<br />

in D-Dur, KV 589 in B-Dur und KV 590 in F-Dur), ausserdem aber auch mit seinen jeweils zu einer Art Dreier-<br />

Abonnement gebündelten Klavierkonzerten (KV 413 in F-Dur, KV 414 in A-Dur, KV 415 in C-Dur von 1782/1783,<br />

KV 449 in Es-Dur, KV 450 in B-Dur, KV 451 in D-Dur von 1784, KV 453 in G-Dur, KV 456 in B-Dur und KV 459 in<br />

F-Dur ebenfalls von 1784). Bei vier seiner sechs Violinkonzerte (nämlich KV 211 in D-Dur, KV 216 in G-Dur, KV<br />

218 in D-Dur und KV 219 in A-Dur, alle komponiert 1775) und einem Drittel seiner Symphonien (KV 128 in C-Dur,<br />

KV 129 in G-Dur, KV 130 in F-Dur, KV 132 in Es-Dur, KV 133 in D-Dur, KV 134 in A-Dur, alle sechs Symphonien<br />

komponiert in vier Monaten vom Mai bis August 1772; KV 184 in Es-Dur, KV 199 in G-Dur, KV 162 in C-Dur und<br />

KV 181 in D-Dur, alle vier Symphonien komponiert in den beiden Monaten von Mitte März bis Mitte Mai 1773; KV<br />

182 in B-Dur und KV 183 in g-moll, beide Symphonien komponiert anfangs Oktober 1773; KV 201 in A-Dur und<br />

KV 202 in D-Dur, beide Symphonien komponiert im April und Mai 1774; und schliesslich KV 543 in Es-Dur, KV<br />

550 in g-moll und KV 551 in C-Dur (Jupiter-Symphonie), alle drei Symphonien komponiert im Juni bis August<br />

1788) zeigt sich eine starke Tendenz MOZARTs, jeweils gebündelt in kurzer Zeit mehrere Werke derselben<br />

Gattung zu verfassen: Wahrscheinlich war MOZARTs Inspiration derart überschäumend, dass der Genius gar nicht<br />

anders konnte als in dieser gebündelten Art auf all die Eindrücke zu reagieren, sie zu verarbeiten und seine<br />

musikalische Reflexion zu verdichten.<br />

29 Vgl. über COLLOREDOS Schikanen nur MOZARTS Klage im Brief vom 4. September 1776 an seinen ehemaligen<br />

Bologneser Lehrer, Padre GIOVANNI BATTISTA MARTINI: "Unsere Kirchenmusik ist sehr verschieden von der in<br />

Italien, und das umso mehr, als eine volle Messe mit dem Kyrie, Gloria, Credo, der Epistelsonate, dem<br />

Offertorium oder Motetto, Sanctus und Agnus Dei, auch die feierlichste, wenn der Fürstbischof selber die Messe<br />

zelebriert, nicht länger dauern darf als höchstens dreiviertel Stunden. Es bedarf eines besonderen Studiums für<br />

diese Schreibart; und dazu muss es auch noch eine Messe mit vollem Orchester sein, mit Trompeten, Pauken<br />

usw. ..."<br />

30 MOZART hat Erzherzog MAXIMILIAN später nach dessen Empfang der niederen Weihen in einem Brief vom 17.<br />

November 1781 vielsagend so charakterisiert: „Als er noch nicht Pfaff war, war er viel witziger und geistiger, und<br />

hat weniger, aber vernünftiger gesprochen.“

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