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Editorial 02 / 2013

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Oldtimererlebnisse<br />

Erinnerungen an eine benzingetränkte<br />

Jugend – Teil 5<br />

Beim Verkauf meines Topolino blutete mir zwar das<br />

Herz, aber ich war auch erleichtert, dass das angstvolle<br />

Lauschen auf verdächtige Geräusche am<br />

Wagen, die eine teure Reparatur ankündigten, ein<br />

Ende hatte. Nach fast vier Jahren der Motorisierung<br />

gab ich bald die Absicht auf, ein Fahrrad zu kaufen,<br />

mein altes war 1958 in Freiburg geklaut worden.<br />

Ich hatte eben Benzin im Blut!<br />

Anfang April 1960 lief ich durch die Wilhelmstraße<br />

in Freiburg bei Fiat-Heilmann vorbei, nur zu gut bekannt<br />

aus meinen Topolinozeiten. Da sah ich im<br />

Hof einen Messerschmitt-Kabinenroller (KR) mit<br />

einem Preisschild. Das war die Lösung!<br />

Es war ein KR 200, Baujahr 1955, nur 31.000 km<br />

gefahren, und er sollte 900 DM kosten. Nachdem<br />

ich für meinen Topolino 1200 DM bekommen hatte,<br />

konnte ich diesen Kaufpreis bar hinblättern, und am<br />

14.4.1960 war ich wieder motorisiert!<br />

Der KR war beige lackiert mit einem blauen Streifen<br />

im unteren Bereich, der über die Kotflügel lief, und<br />

er hatte ein Faltdach, das man mit wenigen Handgriffen<br />

abknöpfen konnte. Das war mir sehr wichtig;<br />

die meisten hatten eine Haube aus Plexiglas<br />

(„Schneewittchensarg“) und im Sommer innen<br />

Treibhausklima. Im Kfz-Brief meines Rollers stand<br />

„Kabriolimousine“!<br />

So ein Fahrzeug hätte ich schon vor zwei Jahren<br />

kaufen sollen anstatt des fabrikneuen und fast doppelt<br />

so teuren Motorrollers NSU Prima, der mir viel<br />

Kummer bereitet hatte. Der KR 200 kam mit einem<br />

191 ccm Zweitaktmotor aus, der 10,2 PS leistete und<br />

das 2,82 m lange und 235 kg schwere Fahrzeug auf<br />

95 km/h beschleunigte! Die Unterhaltskosten waren<br />

kaum höher als die eines 200er Motorrades; die Kfz-<br />

Steuer betrug 30,80 DM und die Haftpflichtversicherung<br />

118 DM im Jahr.<br />

Die erste Fahrt ging nach Erlangen, wo meine<br />

Freundin inzwischen studierte. 450 km waren zu bewältigen<br />

und da 1960 die Autobahn erst in Offenburg<br />

begann (oder endete) und bei Heilbronn<br />

verlassen werden musste, wenn man Richtung<br />

Nürn berg/Erlangen fuhr, war ich 8 (acht) Stunden<br />

unterwegs.<br />

Auf der ersten Fahrt lernte ich gleich einige Eigenheiten<br />

des Fahrzeuges kennen. Da es sehr leicht war<br />

und nur drei Räder hatte, war es sehr seitenwindempfindlich,<br />

und wenn man auf der Autobahn mit<br />

annähernd 90 km/h – was durchaus dauerhaft möglich<br />

war – unter einer Brücke durchfuhr, konnte es<br />

passieren, dass das Hinterrad nach rechts oder links<br />

ausbrach, wenn man unter der Brücke wieder hervorkam.<br />

Das musste mit der Lenkung schnell korrigiert<br />

werden, und das war nicht schwer, da der Lenker,<br />

der aussah wie der Steuerknüppel eines<br />

Flugzeuges, direkt ohne Lenkgetriebe auf die Vorderachse<br />

wirkte. Deshalb gab es vorn rechts und<br />

links Öffnungen für die Spurstangen zu den Rädern.<br />

Da waren zwar zum Schutz vor dem Straßendreck<br />

Gummimuffen angebracht aber wenn man<br />

eine Pfütze durchfuhr, konnte es passieren, dass ein<br />

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