Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
HISTORIE<br />
Zur Erinnerung an<br />
Carl Friedrich Wilhelm Borgward<br />
Hauptgründe. Borgward erfuhr durchs Radio, dass<br />
seine Firma insolvent war. Dies gipfelte 1961 in der<br />
entschädigungslosen Zwangsenteignung. Letzter<br />
Akt war dann die Abholung seines Dienstwagens<br />
sowie das lebenslange Verbot, sein Werk zu betreten.<br />
Die drei Werke wurden 1961 abgewickelt. Bei<br />
Goliath und Lloyd liefen die letzten Wagen 1963<br />
vom Band.<br />
Wer „Carle“, wie ihn seine ehemaligen Mitarbeiter<br />
heute nennen, kennenlernen durfte, lernte ihn als<br />
Chef, der wusste wie es geht, kennen. Borgward<br />
wusste nicht nur genau, was er wollte, sondern auch<br />
wie man das erreichen konnte. Gefiel ihm etwas<br />
nicht. musste es solange abgeändert werden, bis es<br />
ihm gefiel. Andere Meinungen ließ er meistens nicht<br />
zu. Wenn er aber merkte, dass sein Mitarbeiter auf<br />
dem richtigen Wege war, unterstützte er ihn. Dies<br />
war besonders im Musterbau und in der Versuchsabteilung<br />
häufig der Fall.<br />
Borgward kaufte nach<br />
dem Krieg ein Erholungsheim<br />
in Hann.-Münden<br />
und stellte dies seinen Mitarbeitern<br />
zur Verfügung.<br />
Dass er zur Begrüßung<br />
einem oft nur den kleinen<br />
Finger reichte, wurde ihm<br />
schwer angelastet. Ebenfalls<br />
wird ihm heute angelastet,<br />
dass er bis zum<br />
Schluss die drei Marken<br />
Borgward, Goliath und<br />
Lloyd strikt trennte. Jede<br />
dieser Firmen war eine eigene<br />
Firma mit eigenem<br />
Versuch, Verkauf, Händlernetz<br />
etc.<br />
Borgward war ein Fami -<br />
lienmensch, der die Firma<br />
nie mit nach Hause<br />
brachte. Lediglich eine<br />
kleine Bastelwerkstatt<br />
hatte er in seinem Ferienhaus<br />
eingerichtet. Hier baute er unter anderem Möbelstücke<br />
für die Familienvilla in Bremen-Horn.<br />
Wichtig waren ihm Spaziergänge mit der gesamten<br />
Familie und den Hunden.<br />
Dr.-Ing e.h. Carl Friedrich Wilhelm Borgward, Ehrenkonsul<br />
von Mexico, verstarb am 28. Juli 1963 in<br />
Bremen, fast genau zwei Jahre nach Eröffnung des<br />
Konkursverfahrens.<br />
Monika Borgward sagte einmal, ihr Vater habe zwei<br />
Jahre lang nicht mehr gelebt, er habe nur noch körperlich<br />
funktioniert.<br />
Heute steht in der Mercedesstraße in Bremen-Sebaldsbrück,<br />
gegenüber dem ehemaligen Haupttor,<br />
ein Denkmal zu Ehren Borgwards. Auch gibt es in<br />
Bremen-Habenhausen, also weitab des Werkes, eine<br />
Borgwardstraße. Diese soll am 28. Juli <strong>2013</strong> den<br />
Zusatz bekommen „Automobilkonstrukteur 1890-<br />
1963“. In Sebaldsbrück<br />
hat Mercedes das Sagen.<br />
Das Goliathwerk ist weitestgehend<br />
abgerissen und<br />
die Lloyd Motorenwerke<br />
stehen heute größtenteils<br />
leer.<br />
Die Akte Borgward bleibt<br />
weiter unter Verschluss.<br />
So hat der Bremer Senat<br />
2011 einstimmig beschlossen,<br />
die Unterlagen über<br />
die „Sanierung der Borgward-Werke“<br />
weitere 50<br />
Jahre unter Verschluss zu<br />
belassen. Sicher ist nur<br />
eins. Es war keine Pleite.<br />
Alle Gläubiger haben ihr<br />
gesamtes Geld wieder bekommen.<br />
CM 2-<strong>2013</strong> | www. DAVC.DE 27