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Oldtimererlebnisse<br />
Erinnerungen an eine benzingetränkte<br />
Jugend – Teil 5<br />
Ziel vielversprechend), hatte man keineswegs das<br />
Gefühl, in einer „Fahrmaschine“ zu sitzen, wie der<br />
KR bisweilen abschätzig genannt wurde. Die Fahrten<br />
nach Erlangen waren allerdings auch mit Ärger<br />
verbunden. Am 26.4.1961 kam ich nach achtstündiger<br />
Regenfahrt gegen Mitternacht in Freiburg an<br />
und übersah in Zähringen eine Radfahrerin, die<br />
stadteinwärts fuhr. Ich blieb mit dem rechten Kotflügel<br />
an ihrem linken Schuh hängen. Sie stürzte<br />
vom Rad und erlitt eine leichte Gehirnerschütterung.<br />
Das war mein erster Unfall, und in der Badischen<br />
Zeitung wurde ich einige Tage später auch<br />
zum ersten Mal erwähnt: „Mit dem Kopf woanders…“<br />
Wegen fahrlässiger Körperverletzung erhielt<br />
ich ein paar Wochen später einen Strafbefehl<br />
über 80 DM. Auf meinen Antrag – ich war Jurastudent!<br />
– wurden dann 40 DM für 2 Jahre zur Bewährung<br />
ausgesetzt und später erlassen, nachdem ich in<br />
dieser Zeit straffrei geblieben war. Zwei Monate<br />
später habe ich auf der Rückfahrt bei Schwäbisch-<br />
Hall mit der linken Hand ein Brötchen ausgewickelt,<br />
bin dabei zu weit nach rechts gekommen und<br />
mit dem rechten Vorderrad gegen einen vorstehenden<br />
Bordstein an einem Regeneinlauf geprallt. Reifen<br />
und Felge waren hin. Schlimmer war, dass auch<br />
die Ölablassschraube am Kettenkasten am Bordstein<br />
hängen geblieben und abgerissen war, ich sah es am<br />
Ölfleck auf der Straße. Obwohl zu dem KR kein<br />
Wagenheber gehörte, meiner hatte jedenfalls keinen,<br />
war der Radwechsel vorn kein Problem, weil er<br />
vorn leicht mit einer Hand angehoben werden<br />
konnte. Der Schlag auf das rechte Vorderrad hatte<br />
die Spur so stark verstellt, dass ich nur mit sehr<br />
reduzierter Geschwindigkeit weiterfahren konnte.<br />
Taube“ Quartier nehmen, was unserer Urlaubskasse<br />
nicht gut tat. Zwei Tage später fischten wir die Pakete<br />
beim Zollamt aus einem riesigen Paketberg.<br />
Einen Kofferraum hatte der KR nicht, hinter dem<br />
Beifahrersitz war nur Platz für eine Aktentasche.<br />
Die drei Pakete haben wir bei geöffnetem Dach an<br />
den Wolfgangsee transportiert! Kaum war das Zelt<br />
aufgebaut, wurde es kühl und regnerisch. Statt sonnen<br />
und baden – ich hatte kurz vorher das Referendar-Examen<br />
bestanden und wollte mich erholen –<br />
sind wir, wenn es trocken war, umhergefahren,<br />
Berchtesgaden und Königsee sind mir in guter Erinnerung,<br />
mehr noch die Großglockner-Hochalpenstraße.<br />
Da hat sich der KR doch sehr quälen müssen.<br />
Es ging auf 2500 m Höhe. Von Zeit zu Zeit machte<br />
der Motor schlapp; die Drehzahl nahm ab und bevor<br />
er sich fest fuhr, blieb ich stehen und gönnte ihm<br />
bei geöffneter Motorhaube eine Erholungspause.<br />
Die hatte er sich verdient, wenn man bedenkt, dass<br />
er mit seinen knapp 200 ccm und 10 PS ein Gesamt-<br />
An einen Campingurlaub am Wolfgangsee in Österreich<br />
denke ich mit gemischten Gefühlen. Das lag<br />
aber nicht am KR. Schon die Abfahrt begann mit<br />
einem Schock; wir erfuhren, dass am Vortag mit<br />
dem Mauerbau in Berlin begonnen worden war. Mit<br />
gedrückter Stimmung fuhren wir nach Salzburg,<br />
dorthin hatten wir drei Pakete mit Zelt und Ausrüstung<br />
geschickt – postlagernd. Entgegen allen Zusicherungen<br />
der Post waren die Pakete noch nicht in<br />
Salzburg und wir mussten in der Pension „Zur<br />
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