Historie Männer wie wir… …oder wie es eine kleine DKW seit über 70 Jahren in einer Familie aushält. im Mai 1945 durch Granatbeschuss beschädigt wurde. Noch im Spätsommer 1945 wurde die DKW wieder zum Leben erweckt und auf das nun gültige Kennzeichen BM-01-074 zugelassen (BM stand für Bremen). Die Cabrio-Limousine wurde an den Besitzer der Shell-Tankstelle in Huchting verkauft. Er baute einen zweiten Tank ein. Bei erreichter Betriebstemperatur stellte er von Zweitaktmischung auf Diesel, der wesentlich günstiger war, um. So lief der DKW noch eine ganze Zeit lang. Zurück zu unserem Krad. Mit dem zum 1. Januar 1948 eingeführten Besatzungszonen-Kennzeichen bekam sie dann das heute noch vorhandene Nummernschild AE 21 1273 (AE für Amerikanische Enklave Bremen). Bis 1951 stand sie so im täglichen Einsatz. Im Sommer 1951 ging sie sogar auf „große Fahrt“. Mein Großvater und mein Vater fuhren eine Tante in Nürnberg besuchen. Bereits nach kurzer Fahrt flog die Zündkerze davon. Bei einem Schmied wurde ein neues Gewinde in den Kopf geschnitten, und weiter ging die Fahrt. Seitdem ist die DKW mit einem großen Kerzengewinde unterwegs. Im Herbst 1951 kam es dann vor dem Bremer Rathaus zu einem schweren Unfall. Ein Lastwagen der US- Army übersah meinen Großvater im Nebel. Das Motorrad war kaputt, und mein Großvater lag über Wochen im Krankenhaus. Da er aber nichts zum Herumfahren hatte, brachte er die Reste in eine Werkstatt zum Wiederaufbau. Bereits zum Jahreswechsel lief die Kleine wieder. Seitdem sind falsche Schutzbleche und der Scheinwerfer einer DKW RT125 verbaut. Im Frühjahr 1952 wurde es jedoch ruhig um die DKW. Mein Großvater hatte sich wieder ein Auto zugelegt: einen 49er Mercedes 170 DA, der zuvor als Vorstandswagen bei der AG Weser lief. Am 8. Februar 1953 wurde die DKW stillgelegt. Sie wurde zerlegt und in Kisten verpackt auf dem Speicher eingelagert. Nachdem es den Deutschen wieder erlaubt wurde, an Luftfahrzeugen zu arbeiten und diese zu entwickeln, fing mein Großvater unter Professor Focke bei Borgward an, um dort den Kolibri, Deutschlands ersten Hubschrauber nach dem Krieg, zu entwickeln und zu bauen. Noch 1959 wechselte er zu Bölkow nach Ottobrunn bei München, um dort den Mehrzweckhubschrauber BO105 zu entwickeln. Die zerlegte DKW zog natürlich mit um. Allerdings lagerte er sie auch in Ottobrunn nur auf dem Speicher ein. Erst 1982 kam sie wieder zum Vorschein. Mein Vater, durch die Borgward-Pleite bei BMW in München gelandet, grub sie aus, nahm sie mit nach Hause und machte sich an ihre Wiederbelebung. Dabei legte er Wert darauf, die DKW so wieder herzustellen, wie er sie kennengelernt hatte und nicht etwa so, wie sie ausgeliefert wurde. Am 14. Juli 1983 wurde sie wieder zugelassen. Für die Zulassung musste der seit dem Unfall vorhandene Tacho angeschlossen werden. Bisher war er nur montiert, damit im falschen Scheinwerfer kein Loch ist. Der dafür erforderliche Antrieb ist ein Eigenbau von Motorrad-Oldtimerfreunden aus dem oberbayrischen Tutzing. Zwar zeigt der Tacho Lottozahlen an, aber das ist dem TÜV egal… Funktionieren muss er! Über zwanzig Jahre war sie ab dann mit dem Kennzeichen RO-LD 746 unterwegs. Sie schaffte es zu Auftritten in der Zeitschrift „Oldtimer Praxis“, im Bayerischen Fernsehen und als bewundertes Ausstellungsobjekt auf dem „Bayerischen Oldtimer Festival“ in Rosenheim. Im Dezember 2003 ist sie mit ihrer Familie ins niedersächsische Bruchhausen-Vilsen (wo auch die Bilder entstanden) umgezogen. Da so ein Stück Familiengeschichte gepflegt werden muss, geht sie so langsam in die dritte Generation in „ihrer Familie“ über. Mal sehen, wann ich mit ihr mal wieder nach Bremen-Huchting fahre. Das Haus meines Großvaters steht samt Garage noch nahezu unverändert, und vielleicht freut sie sich ja ein wenig über ihre alte Heimat….? Auf jeden Fall dürfte sie ein wenig gestaunt haben, als sie auf der BCM <strong>2013</strong>, erstmals seit ihrer Still - legung 1953, wieder Bremer Boden unter die Räder bekam… Und das nach fast genau 60 Jahren. Männer wie wir… Wir fahren DKW-RT - 3 PS 22 CM 2-<strong>2013</strong> | www. DAVC.DE
HISTORIE Lebenslauf eines Motorrads Stephan Arbeitlang während der „DAVC-Techniktage" 2012 am Bahnhof in Bruchhausen-Vilsen... CM 2-<strong>2013</strong> | www. DAVC.DE 23