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Editorial 02 / 2013

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Historie<br />

Männer wie wir…<br />

…oder wie es eine kleine DKW seit über<br />

70 Jahren in einer Familie aushält.<br />

Im Bericht über den Messe-Auftritt der LG Weser-<br />

Ems in Bremen habe ich kurz eine DKW RT 100<br />

erwähnt. Dieses Motorrad möchte ich nun genauer<br />

vorstellen.<br />

DKW in Chemnitz führte 1934 den Kraftradtyp RT<br />

100 (RT 100 für Reichs Typ 100 ccm) ein. Die Werbung<br />

sprach von einem vollwertigen Motorrad und<br />

konnte sich den Seitenhieb „kein Fahrrad mit Hilfsmotor“<br />

nicht verkneifen. Im Unterschied zu den<br />

Kleinkrafträdern mit Hilfsmotor (hier meistens der<br />

97 ccm Sachs mit 2,25 PS) hatte die DKW einen<br />

Kickstarter und keine Pedale zum Antreten. Auch<br />

war der DKW-Motor dem Sachs-Motor in Leistung<br />

(2,5 PS aus 98 ccm) und Verbrauch überlegen. So<br />

gibt sich die DKW, wenn man sparsam fährt, mit<br />

knapp einem Liter Benzin auf 100 Kilometer zufrieden!<br />

Im Jahre 1936 wurde die DKW sanft modernisiert.<br />

Der Motor leistete nun drei PS, und die Vorderradgabel<br />

erhielt eine Gummibandfederung. So<br />

blieb das kleine Motorrad bis 1940 in Produktion.<br />

Eine letzte Änderung erfuhr die Maschine 1939<br />

durch die Kapselung ihrer Schwungscheibe. Die<br />

kleine DKW war das meistgebaute DKW-Motorrad<br />

der dreißiger Jahre. Nicht zuletzt durch ihren Erfolg<br />

nannte sich DKW stolz „Größte Motorradfabrik der<br />

Welt“! Die DKW RT100 war auch unter den Typenbezeichnungen<br />

DKW RT 2,5PS und die späteren<br />

Exemplare unter dem Namen RT 3 PS bekannt.<br />

Trotz des riesigen Verkaufserfolges (über 70.000<br />

Exemplare) blieben bis heute nicht besonders viele<br />

Maschinen erhalten. Ein Grund dafür dürfte der<br />

massenhafte Einsatz als Fahrschulmotorrad bei der<br />

Hitlerjugend gewesen sein. Die Maschinen, die den<br />

Krieg und das System überlebt haben, wurden während<br />

des Wiederaufbaus verbraucht und anschließend<br />

weggeworfen.<br />

Mit einer der wenigen überlebenden Maschinen<br />

möchte ich mich hier nun genauer beschäftigen.<br />

Dank des bei DKW möglichen Ratenkaufs entschied<br />

sich der in Bremen wohnende Stahlpresser Johann<br />

Zirks zum Kauf der DKW RT 3 PS Sport mit der<br />

Rahmennummer 448629 beim DKW General Depot<br />

Gebrüder Lindenbauer in Bremen-Neustadt. Als<br />

Zubehör gönnte er sich noch eine Anhängerkupplung<br />

und einen Soziussitz mit Fußrasten. Am 10.<br />

Februar 1939 wurde sie dann mit dem amtlichen<br />

Kennzeichen HB-21189 auf seinen Namen das erste<br />

Mal zugelassen. Bereits im Januar 1940 musste sich<br />

Herr Zirks wieder von seiner DKW trennen. Er<br />

wurde zum Kriegsdienst eingezogen.<br />

Nun kommt mein Großvater ins Spiel. Er fuhr als<br />

gut verdienender Leitender Oberingenieur bei den<br />

Bremer Focke-Wulf Flugzeug-Werken eine DKW<br />

Meisterklasse Cabrio-Limousine. Da aber mit Ablauf<br />

des Jahres 1939 der Kraftstoff in Deutschland rationiert<br />

wurde, musste er sein Auto stilllegen. Ihm<br />

stand zwar als „kriegswichtig“ eingestufte Person<br />

Kraftstoff zu, dieser reichte aber nicht für den Betrieb<br />

eines Automobils. Die DKW wurde nicht zum<br />

Kriegsdienst eingezogen und verblieb in der heimischen<br />

Garage. Damit war Bremen-Huchting (1939<br />

waren hier drei Automobile zugelassen) zum Jahreswechsel<br />

1939-40 wieder fast autofrei. Lediglich das<br />

Goliath Dreirad des Gemischtwarenhändlers bekam<br />

den heißbegehrten roten Winkel aufs Kennzeichen<br />

und durfte weiterfahren. Das dritte Huchtinger<br />

Auto war ein Adler, der nur seine Räder für den<br />

„Endsieg“ opfern musste. Da mein Großvater aber<br />

mobil sein musste, kaufte er sich am 6. Februar 1940<br />

die kleine DKW. Diese stand nun schon fast wieder<br />

einen Monat bei Lindenbauer zum Verkauf. Für<br />

280,50 Reichsmark (inklusive 2 Mark Urkundensteuer<br />

und 3,50 Mark Zulassungsgebühr) ging sie in<br />

seinen Besitz über. Die Firma Lindenbauer gab ihm<br />

nach einer ausgiebigen Werkstatt-Prüfung vier Wochen<br />

Garantie ab Kaufdatum. Auf der Rechnung<br />

wurde am 8. Februar „Barzahlung“ vermerkt. Nun<br />

brachte die kleine DKW ihn täglich ins Büro. Nur<br />

wenn es zur Bordwaffenerprobung zu Mauser in<br />

den Schwarzwald ging, musste ein Dienstwagen herhalten.<br />

Für solche Fahrten hielt man bei Focke-Wulf<br />

eine ganze Flotte großer Kompressor Mercedes vor.<br />

Den Krieg überstanden sowohl die Meisterklasse<br />

Cabrio-Limousine als auch das kleine Motorrad<br />

unbeschadet. Und das, obwohl es in Bremen noch<br />

bis zum 13. Mai 1945 zu Kampfhandlungen kam<br />

und auch das Wohnhaus meines Großvaters noch<br />

CM 2-<strong>2013</strong> | www. DAVC.DE 21

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