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Historie<br />
Männer wie wir…<br />
…oder wie es eine kleine DKW seit über<br />
70 Jahren in einer Familie aushält.<br />
Im Bericht über den Messe-Auftritt der LG Weser-<br />
Ems in Bremen habe ich kurz eine DKW RT 100<br />
erwähnt. Dieses Motorrad möchte ich nun genauer<br />
vorstellen.<br />
DKW in Chemnitz führte 1934 den Kraftradtyp RT<br />
100 (RT 100 für Reichs Typ 100 ccm) ein. Die Werbung<br />
sprach von einem vollwertigen Motorrad und<br />
konnte sich den Seitenhieb „kein Fahrrad mit Hilfsmotor“<br />
nicht verkneifen. Im Unterschied zu den<br />
Kleinkrafträdern mit Hilfsmotor (hier meistens der<br />
97 ccm Sachs mit 2,25 PS) hatte die DKW einen<br />
Kickstarter und keine Pedale zum Antreten. Auch<br />
war der DKW-Motor dem Sachs-Motor in Leistung<br />
(2,5 PS aus 98 ccm) und Verbrauch überlegen. So<br />
gibt sich die DKW, wenn man sparsam fährt, mit<br />
knapp einem Liter Benzin auf 100 Kilometer zufrieden!<br />
Im Jahre 1936 wurde die DKW sanft modernisiert.<br />
Der Motor leistete nun drei PS, und die Vorderradgabel<br />
erhielt eine Gummibandfederung. So<br />
blieb das kleine Motorrad bis 1940 in Produktion.<br />
Eine letzte Änderung erfuhr die Maschine 1939<br />
durch die Kapselung ihrer Schwungscheibe. Die<br />
kleine DKW war das meistgebaute DKW-Motorrad<br />
der dreißiger Jahre. Nicht zuletzt durch ihren Erfolg<br />
nannte sich DKW stolz „Größte Motorradfabrik der<br />
Welt“! Die DKW RT100 war auch unter den Typenbezeichnungen<br />
DKW RT 2,5PS und die späteren<br />
Exemplare unter dem Namen RT 3 PS bekannt.<br />
Trotz des riesigen Verkaufserfolges (über 70.000<br />
Exemplare) blieben bis heute nicht besonders viele<br />
Maschinen erhalten. Ein Grund dafür dürfte der<br />
massenhafte Einsatz als Fahrschulmotorrad bei der<br />
Hitlerjugend gewesen sein. Die Maschinen, die den<br />
Krieg und das System überlebt haben, wurden während<br />
des Wiederaufbaus verbraucht und anschließend<br />
weggeworfen.<br />
Mit einer der wenigen überlebenden Maschinen<br />
möchte ich mich hier nun genauer beschäftigen.<br />
Dank des bei DKW möglichen Ratenkaufs entschied<br />
sich der in Bremen wohnende Stahlpresser Johann<br />
Zirks zum Kauf der DKW RT 3 PS Sport mit der<br />
Rahmennummer 448629 beim DKW General Depot<br />
Gebrüder Lindenbauer in Bremen-Neustadt. Als<br />
Zubehör gönnte er sich noch eine Anhängerkupplung<br />
und einen Soziussitz mit Fußrasten. Am 10.<br />
Februar 1939 wurde sie dann mit dem amtlichen<br />
Kennzeichen HB-21189 auf seinen Namen das erste<br />
Mal zugelassen. Bereits im Januar 1940 musste sich<br />
Herr Zirks wieder von seiner DKW trennen. Er<br />
wurde zum Kriegsdienst eingezogen.<br />
Nun kommt mein Großvater ins Spiel. Er fuhr als<br />
gut verdienender Leitender Oberingenieur bei den<br />
Bremer Focke-Wulf Flugzeug-Werken eine DKW<br />
Meisterklasse Cabrio-Limousine. Da aber mit Ablauf<br />
des Jahres 1939 der Kraftstoff in Deutschland rationiert<br />
wurde, musste er sein Auto stilllegen. Ihm<br />
stand zwar als „kriegswichtig“ eingestufte Person<br />
Kraftstoff zu, dieser reichte aber nicht für den Betrieb<br />
eines Automobils. Die DKW wurde nicht zum<br />
Kriegsdienst eingezogen und verblieb in der heimischen<br />
Garage. Damit war Bremen-Huchting (1939<br />
waren hier drei Automobile zugelassen) zum Jahreswechsel<br />
1939-40 wieder fast autofrei. Lediglich das<br />
Goliath Dreirad des Gemischtwarenhändlers bekam<br />
den heißbegehrten roten Winkel aufs Kennzeichen<br />
und durfte weiterfahren. Das dritte Huchtinger<br />
Auto war ein Adler, der nur seine Räder für den<br />
„Endsieg“ opfern musste. Da mein Großvater aber<br />
mobil sein musste, kaufte er sich am 6. Februar 1940<br />
die kleine DKW. Diese stand nun schon fast wieder<br />
einen Monat bei Lindenbauer zum Verkauf. Für<br />
280,50 Reichsmark (inklusive 2 Mark Urkundensteuer<br />
und 3,50 Mark Zulassungsgebühr) ging sie in<br />
seinen Besitz über. Die Firma Lindenbauer gab ihm<br />
nach einer ausgiebigen Werkstatt-Prüfung vier Wochen<br />
Garantie ab Kaufdatum. Auf der Rechnung<br />
wurde am 8. Februar „Barzahlung“ vermerkt. Nun<br />
brachte die kleine DKW ihn täglich ins Büro. Nur<br />
wenn es zur Bordwaffenerprobung zu Mauser in<br />
den Schwarzwald ging, musste ein Dienstwagen herhalten.<br />
Für solche Fahrten hielt man bei Focke-Wulf<br />
eine ganze Flotte großer Kompressor Mercedes vor.<br />
Den Krieg überstanden sowohl die Meisterklasse<br />
Cabrio-Limousine als auch das kleine Motorrad<br />
unbeschadet. Und das, obwohl es in Bremen noch<br />
bis zum 13. Mai 1945 zu Kampfhandlungen kam<br />
und auch das Wohnhaus meines Großvaters noch<br />
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