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Oldtimererlebnisse<br />
Erinnerungen an eine benzingetränkte<br />
Jugend – Teil 5<br />
Wasserstrahl ins Hosenbein fuhr – kein schönes Gefühl<br />
in kalter Jahreszeit! Auch konnte man das<br />
Fürchten lernen, wenn man auf der Autobahn von<br />
einem Lastzug überholt wurde; ich saß in meinem<br />
KR sehr tief, sah nur die riesigen Räder und hatte<br />
ständig Angst, dass der Brummifahrer zu früh wieder<br />
nach rechts kam, weil er mich im Rückspiegel<br />
vielleicht nicht sah und vergessen hatte.<br />
Andererseits hatte meine „Kabriolimousine“ eine<br />
Heizung! Der Motor von Fichtel und Sachs wurde<br />
von einem Ventilator gekühlt und die erwärmte<br />
Luft gelangte nach Öffnung einer Klappe nach<br />
vorn, wo ich sie an die Füße leiten konnte oder oben<br />
an die Windschutzscheibe, damit sie nicht beschlägt.<br />
Und dann war da noch eine Besonderheit: Der<br />
Wagen hatte 4 Rückwärtsgänge! Das heißt, er hatte<br />
eigentlich gar keinen; wenn ich rückwärts fahren<br />
wollte, musste ich den Motor ausschalten, dann den<br />
Zündschlüssel tiefer stecken und wieder starten.<br />
Nach dieser Zündumschaltung hätte ich mit allen 4<br />
Gängen rückwärts fahren können.<br />
Mein Freund war inzwischen auf eine BMW Isetta<br />
umgestiegen. Sie hatte den 12 PS-250 ccm-Viertaktmotor<br />
aus dem R 25-Motorrad und war mit 360 kg<br />
viel schwerer als mein KR, er brachte es mit Müh’<br />
und Not auf 85 km/h und brauchte dafür wesentlich<br />
mehr Zeit als mein KR. Ich bin mal mit ihm auf<br />
schlechter Straße nach Lörrach gefahren und habe<br />
festgestellt, dass auch die Straßenlage meines KR<br />
wegen des längeren Radstandes deutlich besser war,<br />
ja geradezu komfortabel im Vergleich zur Isetta.<br />
Dabei bestand die Federung meines Rollers nur aus<br />
Gummibändern. Trotzdem war die Isetta wohl<br />
der erfolgreichste Kleinstwagen; allein von der mit<br />
250 ccm -Motor wurden bis 1962 über 74.000 Stück<br />
verkauft (von der mit 300 ccm bis 1962 über<br />
87.000!) zum Neupreis von 2580 DM. Mein KR 200<br />
kostete neu 2395 DM und brachte es von 1955 bis<br />
1964 auf eine Stückzahl von etwas über 41.000. Dass<br />
die Isetta wesentlich erfolgreicher war, lag sicher<br />
auch daran, dass mein Freund seine Freundin<br />
neben sich zu sitzen hatte, meine saß hinter mir;<br />
nicht nur die Kommunikation war dadurch erschwert!<br />
Schon 1957 hat Messerschmitt die Fabrikationsanlagen<br />
in Regensburg an die Fahrzeug- und<br />
Maschinenbau GmbH, kurz FMR genannt, verkauft.<br />
Der Kabinenroller durfte aber weiterhin den<br />
Namen „Messerschmitt“ führen, nur das Wahrzeichen,<br />
der „Messerschmitt-Vogel“, der von fern wie<br />
ein Mercedes-Stern aussah, wich den drei Buchstaben<br />
„FMR“.<br />
Ein anderer guter Bekannter hatte sich einen gebrauchten<br />
„Spatz“ zugelegt. Der hatte eine rote<br />
Kunststoffkarosserie, sah unglaublich schick und<br />
schnell aus, hatte aber den gleichen Motor wie mein<br />
KR und war damit bei einem Gewicht von fast<br />
300 kg deutlich untermotorisiert, vor allem, wenn<br />
man zu dritt unterwegs war, was bei einer Breite von<br />
1,40 m bequem möglich war. Man musste viel Geduld<br />
haben, ehe die Spitze von 75 km/h erreicht war.<br />
Er hatte keine Türen und bei geschlossenem Verdeck<br />
bedurfte es starker Verrenkungen, besonders<br />
beim Ausstieg. Der Spatz kostete neu 2975 DM und<br />
brachte es zwischen 1955 bis 1957 nur auf 859<br />
Stück. Ab 1957 wurde er unter dem Namen „Victoria“<br />
mit einem 250 ccm-Victoria-Zweitaktmotor weitergebaut<br />
und erhielt zwei Türen. Der Verkauf blieb<br />
aber schleppend und wurde 1958 eingestellt, nachdem<br />
sich rumgesprochen hatte, dass die Kunststoffkarosserie<br />
feuergefährlich ist.<br />
Ich hätte meinen KR 200 weder für die Isetta noch<br />
den Spatz eingetauscht. Acht Stunden, wie damals<br />
nach Erlangen, würde ich heute im KR wohl nicht<br />
mehr durchhalten, aber wenn man jung ist (und das<br />
12<br />
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