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WagnerHelmuth.pdf - Goethe-Universität

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2.0 Der real existierende Sozialismus der Honecker-Zeit<br />

2.1 Innen- und außenpolitische Ziele<br />

Vom Beginn einer Ära Honecker wurde schon gesprochen, bevor er im April 1971 offiziell<br />

seinen Posten antrat. Auf dem VIII. Parteitag am 15. April 1971 wurden neue Konzepte für<br />

die Entwicklung einer sozialistischen Gesellschaft, für wachsenden Wohlstand vorgestellt und<br />

eine Antwort auf die Herausforderung der technisch-wissenschaftlichen Revolution gegeben.<br />

In dieser Allgemeinheit gab es keinen Platz für Gegenmeinungen und so blieb in der<br />

Erinnerung der Zeitgenossen nur der Satz erhalten von „der untrennbaren Einheit von<br />

Wirtschaft- und Sozialpolitik“. Die Sozialpolitik wurde auch als vorbeugende<br />

Konfliktregulierung gesehen, denn die ganze Regierungszeit Honeckers war beherrscht von<br />

der Furcht, dass, wie 1953 in der DDR, 1956 in Ungarn, 1968 in der Tschechoslowakei und<br />

1970 in Polen, Unruhen ausbrechen könnten, die den ersten sozialistischen Staat auf<br />

deutschem Boden erschüttern könnten. Ein „bedeutender Aufschwung des materiellen und<br />

kulturellen Lebensniveaus des Volkes auf der Grundlage eines raschen Entwicklungstempos<br />

der sozialistischen Produktion und der Steigerung ihrer Effektivität 10 “ wurde, wie in der<br />

Sowjetunion allen sozialistischen Staaten, also auch der DDR, versprochen.<br />

„Der Anfang vom Ende der DDR begann 1971“ 11 , schreibt Alexander Schalck-Golodkowski.<br />

Die neue Wohlfahrtspolitik zielte auf einen hohen materiellen Lebensstandard der<br />

Bevölkerung und die allseitige außenpolitische Anerkennung der DDR. In beiden Bereichen<br />

war der Nachholbedarf gegenüber dem Klassenfeind BRD allzu deutlich geworden.<br />

Langfristig wurden die Finanzen des Staates durch die Subventionen zerrüttet, da das<br />

Wachstumstempo des Konsums unter Berücksichtigung von Warenumsatz, Wohnungsbau<br />

und anderen Faktoren ständig um 2-3 Prozent über dem ausgewiesenen Wachstum des<br />

Nationaleinkommens (etwa gleich dem Bruttosozialprodukt) lag.<br />

„Heute mutet es wie eine Ironie der Geschichte an, dass Honecker als eine der ersten<br />

Entscheidungen im Amt einen erhöhten Import von Bananen verfügte. Diese waren nur gegen<br />

Devisen zu haben. Der erste Mühlstein hing am Halse der DDR“. 12<br />

Der Beginn der Honecker-Ära wurde in der DDR als eine schrittweise Verbesserung der<br />

deutsch-deutschen Beziehungen gesehen. Das gab zu Optimismus Anlaß. Mit der Bildung der<br />

10 Zit. Nach: Rechenschaftsbericht des Zentralkomittees der KpdSU an den XXIV. Parteitag der<br />

Kommunistischen Partei der Sowjetunion, abgedruckt bei: Dietrich Staritz, Geschichte der DDR, Frankfurt<br />

1985, Seite 279<br />

11 Alexander Schalck-Golodkowski, Deutsch-deutsche Erinnerungen, Hamburg 2001, Seite 180<br />

12 a.a.O. Seite 180<br />

10

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