WagnerHelmuth.pdf - Goethe-Universität
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So wurde konvertierbares Geld nach dem Osten transferiert und die offizielle<br />
Transfergenehmigung umgangen. Die kirchlichen Hilfeleistungen sowie die Beträge für den<br />
Häftlingsfreikauf gingen diesen Weg.<br />
Der Erbe erhielt dann einen Teil des Erbes in Mark der DDR und einen Teil in Gutscheinen<br />
für Genex-Bestellungen oder Forum-Schecks für den Intershop. 48<br />
Als DDR-Firma trat Genex in der Bundesrepublik nicht in Erscheinung, da dies sowohl<br />
politische als auch devisenrechtliche Konsequenzen nach sich gezogen hätte. Das “Militär –<br />
Regierungs - Gesetz (MRG 53)“ – nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes<br />
bis zum Ende der DDR gültig – untersagte der DDR, in der Bundesrepublik Deutschland und<br />
West-Berlin wirtschaftliche Tätigkeiten zu entfalten oder Eigentum an Grund und Boden zu<br />
erwerben 49 .<br />
Schon in den fünfziger Jahren wurden Kataloge in der BRD verteilt, in denen sich die<br />
Schenker die Geschenke für ihre Verwandten in der DDR aussuchen konnten. Durch DDR-<br />
Firmen in der Schweiz (Moos in Luzern, ab 1956 Palatinus in Zürich) und Dänemark<br />
(Jauerfood in Kopenhagen) operierte Genex außerhalb der BRD. 50 Kundenwerbung und<br />
Auftragseinholung wurden von dort durchgeführt. Preislisten und Kataloge wurden an die<br />
bekannten Kunden in der BRD geschickt, ebenso an solche, die um Informationen<br />
nachsuchten. In der DDR wurden die Genex-Kataloge nicht vertrieben. Ihre Einfuhr in die<br />
DDR war aufgrund geltender Bestimmungen im Post- und Reiseverkehr verboten. In<br />
Informationsbüros in Berlin, Leipzig und Rostock konnten die Kataloge eingesehen werden<br />
und West-Berliner oder Bundesbürger konnten dort direkt ordern und bezahlen. Auftraggeber<br />
im Westen bestellten und bezahlten die Waren auf BRD-Konten der schweizerischen bzw.<br />
dänischen Firmen. Die Empfänger in der DDR wurden benachrichtigt und konnten die<br />
Geschenke bei der Post oder im Fachgeschäft abholen. Zuweilen wurde auch zugestellt.<br />
Genex hatte im westlichen Ausland mehr als 230.000 Kunden. 51 Daneben konnten DDR-<br />
Bürger, die über ein D-Mark-Konto in der BRD verfügten, direkt bei Genex bestellen. Eine<br />
kleine Gruppe DDR-Bürger konnten durch Arbeitseinsätze in RGW-Ländern (Rat für<br />
gegenseitige Wirtschaftshilfe = Ostblock) konvertible Devisen erwerben (z.B. Pipelinebauer<br />
in Sibirien, Künstler und Wissenschaftler im Westen) und diese Valuten für Genex<br />
verwenden. „Nach internen Unterlagen betrug im Jahre 1986 der Anteil der von<br />
48 Bericht des 1. Untersuchungsausschusses des 12. Deutschen Bundestages. Der Bereich Kommerzielle<br />
Koordinierung und Alexander Schalck-Golodkowski, Textband, Seite 221<br />
49 Vgl. a.a.O. Seite 81<br />
50 Franka Schneider, Ein Loch im Zaun, in: Christian Härtel - Petra Kabus (Hg.),Das Westpaket, Berlin 2000<br />
Seite 199<br />
51 Bericht des 1. Untersuchungsausschusses des 12. Deutschen Bundestages, Der Bereich Kommerzielle<br />
Koordinierung und Alexander Schalck-Golodkowski, Anhangband, Seite 71<br />
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