WagnerHelmuth.pdf - Goethe-Universität
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„Trabi“ bis zu 14 Jahre warten. Grund dafür war, dass die DDR hochwertige technische<br />
Konsumartikel zu Billigpreisen in den Westen verschleuderte, um Devisen zu bekommen. In<br />
den Versandkatalogen westdeutscher Warenhäuser waren diese Produkte wiederzufinden.<br />
Die Subventionspolitik, preisgünstige Grundnahrungsmittel, billige Wohnungen, niedrige<br />
Energiekosten und sehr günstige Verkehrstarife gehörten zum Alltag der DDR und rissen ein<br />
gewaltiges Loch in den Staatshaushalt. Bei der Konsumgüterproduktion wurden verbindliche<br />
Warenmengen zu festgelegten Preisen geplant, was, vereinfacht gesagt, zu der bekannten<br />
„Tonnenmentalität“ führte. Da Mengen und Preise vorgegeben waren, wurde verhindert, dass<br />
Betriebe sich allein auf gewinnträchtige Produkte kaprizierten 18 .<br />
Diese Subventionspolitik wurde trotz zahlreicher Warnungen nicht geändert und führte zu<br />
absurden Ergebnissen. Kleintierzüchter fütterten mit subventionierten Haferflocken oder<br />
Schrippen ihre Tiere, Kirschbaumbesitzer verkauften ihre Kirschen an den Konsum-Laden<br />
und kauften anschließend ihre Kirschen zum halben subventionierten Preis zurück.<br />
Hauptproblem aber war, dass durch die Subventionierung kein Geld für Investitionen in den<br />
maroden Maschinenpark der Industrie vorhanden war und dass zu den sonstigen<br />
Produktivitätsbremsen (mangelnde Arbeitsmoral, Materialmangel, Innovationsfeindlichkeit)<br />
auch noch veraltete und störanfällige Investitionsgüter kamen.<br />
Die Schuldenlast der DDR im Westen war 1981 auf 23 Milliarden D-Mark angewachsen 19 .<br />
Die Vorstellung Honeckers, kreditfinanzierte Technologieimporte aus dem Westen in der<br />
ersten Hälfte der siebziger Jahre durch Exporte in Hartwährungsländer wieder auszugleichen,<br />
hatte sich nicht erfüllt. Ein viel zu großer Anteil der geliehenen Milliarden war in den Import<br />
von Getreide und Futtermittel sowie Konsumgüter geflossen bzw. musste zur Finanzierung<br />
der Zinsen (die Zinssätze waren unerwartet gestiegen) und Tilgung der Altschulden<br />
verwendet werden.<br />
Erschwerend kam noch die Kürzung der Öllieferungen der Sowjetunion 1981 hinzu, die 2<br />
Mio. Tonnen weniger Rohöl lieferte als ursprünglich vereinbart, da sie das Öl selbst im<br />
westlichen Ausland verkaufen musste, um Lebensmittel zu beziehen. Die Rohstoffpreise auf<br />
dem Weltmarkt waren von 1970-1974 um 170% gestiegen, die Preise für Industriewaren<br />
(Exportartikel der DDR) jedoch nur um 64% 20<br />
18 Dietrich Staritz, Geschichte der DDR, Frankfurt 1985, Seite 298<br />
19 Ulrich Mählert, Kleine Geschichte der DDR, Seite 135<br />
20 Dietrich Staritz, a.a.O. Seite 195<br />
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