WagnerHelmuth.pdf - Goethe-Universität
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Preisvergleich mit gleichen oder ähnlichen Waren in den Delikat- oder Exquisitläden zeigte<br />
das wahre Kaufkraftverhältnis zwischen D-Mark und Mark.<br />
Es gab heftige Kritik bei Funktionären und dem Teil der Bevölkerung, der über keine D-Mark<br />
verfügen konnte. Das rief die Regierung auf den Plan. In einer Rede vor Teilnehmern eines<br />
Parteilehrganges in Dresden nahm Erich Honecker erstmalig zu dem Problem der Intershops<br />
Stellung. „ Diese Läden sind selbstverständlich kein ständiger Begleiter des Sozialismus.<br />
Wir können aber nicht an der Tatsache vorbeigehen, dass besonders der große Besucherstrom<br />
viel mehr Devisen unter die Leute bringt, als das früher der Fall war. ....Was uns angeht,<br />
haben wir die Intershop-Läden im Wesentlichen auf die zweckmäßige Zahl reduziert.<br />
....Natürlich übersehen wir nicht, dass Bürger der DDR, die keine Devisen besitzen, im<br />
gewissen Sinn im Nachteil gegenüber denen sind, die über solche Währung verfügen.“ 72<br />
Wie peinlich die Existenz der Intershop-Läden der DDR-Führung war, lässt sich auch<br />
erkennen an einem Interview des Staatsratsvorsitzenden Honecker bei seinem Besuch im<br />
Saarland im Juli 1978. Die Saarbrücker Zeitung gibt das Interview wie folgt wieder: „Das<br />
Interesse Ihrer Medien an der Einrichtung von Intershop-Läden in der DDR, die übrigens<br />
schon seit 13 Jahren bestehen, ist recht seltsam. Offenbar haben sie Einwände dagegen, dass<br />
Bürgern der DDR so die Möglichkeit geboten wurde, direkt, das heißt, ohne das Vorschieben<br />
von Verwandten und Bekannten Waren für fremde Währungen zu kaufen, die sie bis dahin in<br />
den Strumpf gesteckt oder in Nachbarländer auf dem Schwarzen Markt oder in<br />
entsprechenden Läden verwendet hatten ..... Natürlich haben sich die Intershop-Läden<br />
bewährt – nicht nur für den Reise- und Besuchsverkehr.... An ihren weiteren Ausbau denken<br />
wir nicht. Im Gegenteil. Wir haben ihre Zahl im letzten Jahr um mehr als 100 reduziert.“ 73<br />
Die Wirklichkeit sah anders aus.<br />
Die ideologische Kritik am Intershop nahm kein Ende: In einem Interview, das der Philosoph<br />
Wolfgang Harich am 12. Mai 1978 dem Kölner Stadtanzeiger gewährte, spricht er von der<br />
korrumpierenden und demoralisierenden Wirkung der Doppelwährung. „Der Kapitalismus<br />
hat Bedürfnisse geweckt, vor deren Ausbreitung wir uns hüten sollten. Er hat eine<br />
Lebensweise geschaffen, in deren Sog zu geraten für den Bestand unseres Systems gefährlich<br />
wäre. Nehmen wir nur das auffälligste Wohlstandssymbol. Eine unmissverständliche<br />
Kampfansage an das falsche Ideal wachsender Motorisierung würde uns stärken und nicht<br />
schwächen.“ 74<br />
71 ebenda<br />
72 Neues Deutschland, 27.9.1977, Seite 4 ff<br />
73 Saarbrücker Zeitung vom 6. Juli 1978, Seite 4<br />
74 Kölner Stadtanzeiger, vom 12. Mai 1978, Seite 4<br />
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