WagnerHelmuth.pdf - Goethe-Universität
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zunehmenden Versorgungslücken vor allem damit erklärt wurden, dass der weitere Aufbau<br />
des Sozialismus Sparsamkeit und Opfer verlange, standen in den Sonderläden des Politbüro-<br />
Dorfes die heiß begehrten Waren nicht nur in wünschenswerter Menge, sondern auch noch zu<br />
stark verbilligten Preisen bereit.“ 89 Dank intensiver Geheimhaltung waren diese<br />
Entwicklungen der Bevölkerung weitgehend unbekannt.<br />
Eine kleine Anekdote soll den Grad der Geheimhaltung verdeutlichen. Ein Offizier (Ralf<br />
Opitz) des Wachkommandos hatte sonntags seinen 3-jährigen Sohn mit nach Wandlitz<br />
genommen, wo er die Hirsche versorgen musste. Vater und Sohn gingen im Park spazieren.<br />
Als Honecker kam, nahm der Wachsoldat Haltung an und Honecker unterhielt sich mit dem<br />
Jungen. Wenige Wochen später waren Vater und Sohn bei den Schwiegereltern des Offiziers,<br />
als im Fernsehen Honecker auftrat und der kleine Junge rief: „Da ist ja der Onkel aus dem<br />
Park“. So erfuhren die Schwiegereltern, dass der Schwiegersohn in Wandlitz stationiert war. 90<br />
89 Volker Klemm, Korruption und Amtsmissbrauch in der DDR, Stuttgart, 1991, Seite 71<br />
90 nacherzählt nach: Thomas Grimm, Das Politbüro privat, Berlin 2004, Seite 138<br />
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