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Jonas Feldmann Das erste Jahr einer Jungpartei Von der Gründung ...

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Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

<strong>Das</strong> <strong>erste</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>einer</strong> <strong>Jungpartei</strong><br />

<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Gründung</strong> bis zu den<br />

<strong>erste</strong>n Wahlen<br />

Kantonsschule Zug<br />

Maturaarbeit im Fach Geschichte<br />

Betreuungsperson: Florian Horschik<br />

Schuljahr 2010/2011


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

«Es lohnt sich nicht nur,<br />

für eine perfekte Welt zu kämpfen.<br />

Es lohnt sich auch,<br />

für eine bessere Welt zu kämpfen.»<br />

(<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong>)


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung ............................................................................................................................. 1<br />

1.1 Vorwort .................................................................................................................................................. 1<br />

1.2 Fragestellung und Thesen ...................................................................................................................... 2<br />

2 Wir gründen eine Partei ........................................................................................................ 3<br />

2.1 Wie kam ich zur Politik? ......................................................................................................................... 3<br />

2.2 Wie ich zum Parteipolitiker wurde ........................................................................................................ 4<br />

2.3 Die Junge Alternative Zug entsteht ........................................................................................................ 7<br />

2.3.1 Idee ................................................................................................................................................ 7<br />

2.3.2 Vorbereitung ................................................................................................................................. 7<br />

2.4 Die <strong>Gründung</strong>sversammlung ................................................................................................................. 9<br />

3 Organisatorisches ............................................................................................................... 11<br />

3.1 Aufgabenverteilung ............................................................................................................................. 11<br />

3.2 Meine Rolle als Co-Präsident ............................................................................................................... 12<br />

3.3 Finanzen ............................................................................................................................................... 13<br />

3.4 Internetauftritt ..................................................................................................................................... 14<br />

3.5 Die Zusammenarbeit mit den «alten» Alternativen ............................................................................ 15<br />

4 <strong>Das</strong> politische Wirken <strong>der</strong> Jungen Alternative ...................................................................... 16<br />

4.1 Erste Schritte auf dem Politparkett ..................................................................................................... 16<br />

4.2 Abstimmungen im November 2009 ..................................................................................................... 16<br />

4.2.1 Parolenfassung ............................................................................................................................ 16<br />

4.2.2 Abstimmungskampf zur «Tangente Zug/Baar» .......................................................................... 17<br />

4.2.3 Abstimmungskampf für die Initiative gegen Kriegsmaterialexporte ........................................... 17<br />

4.3 Referendum Galvanik .......................................................................................................................... 19<br />

4.3.1 Vorgeschichte .............................................................................................................................. 19<br />

4.3.2 Die SVP ergreift das Referendum ................................................................................................ 20<br />

4.3.3 Der Abstimmungskampf .............................................................................................................. 20<br />

4.3.4 Nach <strong>der</strong> Abstimmung ................................................................................................................. 22<br />

4.4 An<strong>der</strong>e Abstimmungen im März 2010 ................................................................................................. 23<br />

4.5 Aktion gegen Tiefseebohrungen .......................................................................................................... 23<br />

4.5.1 Vorbereitung ............................................................................................................................... 23<br />

4.5.2 Aktion .......................................................................................................................................... 24<br />

4.5.3 Berichterstattung in den Medien ................................................................................................ 25


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

5 Vor den Wahlen .................................................................................................................. 26<br />

5.1 Wir kandidieren! .................................................................................................................................. 26<br />

5.2 Unsere Kandidatinnen und Kandidaten ............................................................................................... 27<br />

5.2.1 Tanja Natalie Knecht ................................................................................................................... 27<br />

5.2.2 Marco Knobel .............................................................................................................................. 28<br />

5.2.3 Andreas Lustenberger ................................................................................................................. 28<br />

5.2.4 Levin Schmid ................................................................................................................................ 29<br />

5.2.5 Salomé Zehn<strong>der</strong> ........................................................................................................................... 29<br />

5.3 «Grüen isch geil!» - die Junge Alternative macht Wahlkampf ............................................................. 30<br />

5.4 Wahlchancen ....................................................................................................................................... 32<br />

5.4.1 Offene Fragen .............................................................................................................................. 32<br />

5.4.2 Interviews mit den Kandidierenden ............................................................................................. 32<br />

5.4.3 Interview mit Yvonne Anliker....................................................................................................... 34<br />

5.4.4 Wahlchancen ............................................................................................................................... 35<br />

5.5 Jetzt wird gewählt ................................................................................................................................ 36<br />

6 Nach den Wahlen................................................................................................................ 37<br />

6.1 Wahltag ist Zahltag – <strong>der</strong> Wahlausgang............................................................................................... 37<br />

6.2 Reaktionen zum Wahlausgang ............................................................................................................. 38<br />

6.2.1 Persönliche Reaktion ................................................................................................................... 38<br />

6.2.2 Interviews mit den Kandidierenden ............................................................................................. 39<br />

6.2.3 Interview mit Yvonne Anliker....................................................................................................... 40<br />

6.2.4 Ausblick ....................................................................................................................................... 41<br />

7 Schlussbetrachtungen ......................................................................................................... 42<br />

8 Literaturverzeichnis ............................................................................................................ 43<br />

8.1 Bücher .................................................................................................................................................. 43<br />

8.2 Zeitungsartikel ..................................................................................................................................... 43<br />

8.3 Internet ................................................................................................................................................ 45<br />

8.4 Film ...................................................................................................................................................... 46<br />

9 Abbildungsverzeichnis......................................................................................................... 47<br />

10 Anhang ............................................................................................................................. 48<br />

10.1 Statuten Junge Alternative Zug .......................................................................................................... 48<br />

10.2 Interviews .......................................................................................................................................... 51


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

1 Einleitung<br />

1.1 Vorwort<br />

«Politik ist die Gesamtheit <strong>der</strong> Aktivitäten zur Vorbereitung und zur H<strong>erste</strong>llung gesamtgesellschaftlich<br />

verbindlicher und/o<strong>der</strong> am Gemeinwohl orientierter und <strong>der</strong> ganzen Gesellschaft<br />

zugutekommen<strong>der</strong> Entscheidungen.» 1 So antwortete Thomas Meyer, Professor für Politikwissenschaft<br />

in Dortmund, auf die Frage, was genau Politik sei. Würde man mir dieselbe Frage<br />

stellen, ich würde wohl etwas Ähnliches antworten. Heute zumindest. Ich bin mir jedoch ziemlich<br />

sicher, dass ich vor zwei <strong>Jahr</strong>en noch etwas ganz an<strong>der</strong>es geantwortet hätte. «Politik ist die<br />

Ursache aller Konflikte», zum Beispiel. O<strong>der</strong> «Politik heisst, viel reden und doch nicht handeln».<br />

In nur wenigen Monaten – es war im Herbst 2008 – hat sich meine Einstellung gegenüber Politikerinnen<br />

und Politikern und auch gegenüber <strong>der</strong> Politik vollkommen verän<strong>der</strong>t. Aus Desinteresse<br />

wurde Begeisterung, aus Spott wurde Bewun<strong>der</strong>ung, aus Schwarzseherei wurde Hoffnung. Für<br />

viele Anliegen, die ich heute unterstütze, hatte ich vor nicht allzu langer Zeit nur ein müdes<br />

Lächeln übrig. Ich hatte zwar grossen Respekt vor all jenen, die am Wochenende in <strong>der</strong> Stadt<br />

Unterschriften sammelten, doch ich verstand nicht, wieso sie ihre wertvolle Zeit so sinnlos<br />

vergeudeten. Ich wusste nämlich schon damals, dass die allerwenigsten Initiativen, sofern sie<br />

überhaupt bis zur Volksabstimmung gelangen, eine Mehrheit erreichen.<br />

Heute ist es an<strong>der</strong>s. Ich stehe mittlerweile selbst regelmässig in <strong>der</strong> Stadt und sammle Unterschriften.<br />

Und obwohl ich nicht vergessen habe, dass die meisten Initiativen abgelehnt werden,<br />

lohnt es sich, weiterzumachen. «Die meisten» bedeutet nämlich nicht «alle». Und auch wenn nur<br />

eine von zehn Initiativen angenommen wird, ist das doch schon besser als wenn überhaupt nichts<br />

passiert. Denn eines habe ich gelernt: Es lohnt sich nicht nur, für eine perfekte Welt zu kämpfen.<br />

Es lohnt sich auch, für eine bessere Welt zu kämpfen.<br />

1 Meyer, Thomas: Politikbegriff. <br />

(11.05.2010).<br />

1


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

1.2 Fragestellung und Thesen<br />

Die Arbeit, die Sie, liebe Leserin, lieber Leser, in den Händen halten, ist ein Erfahrungsbericht, eine<br />

Art Tagebuch. Sie versucht, verschiedene Prozesse, verschiedene Entwicklungen, die in den<br />

letzten zwei <strong>Jahr</strong>en abgelaufen sind, genau und objektiv zu beschreiben und – wenn möglich – zu<br />

erklären. Eine Entwicklung, die hier beschrieben wird, ist meine persönliche: Aus einem am Weltgeschehen<br />

zwar interessierten aber sehr politikkritischen Kantischüler wird ein Parteipolitiker, ein<br />

Partei-Co-Präsident. Ausserdem wird in dieser Arbeit eine Entwicklung beschrieben, welche eng<br />

mit <strong>der</strong> meinen verknüpft ist. Es geht darum, wie aus <strong>einer</strong> kleinen Gruppe gleichgesinnter<br />

Jugendlicher eine politische Organisation, eine einflussreiche und aktive Partei entsteht: Es ist die<br />

Entstehungsgeschichte <strong>der</strong> Jungen Alternative Zug.<br />

Im zweiten Teil <strong>der</strong> Arbeit spielen dann die Gesamterneuerungswahlen vom 3. Oktober 2010 eine<br />

wichtige Rolle, da fünf junge Alternative in vier verschiedenen Kantonen für ein Amt kandidieren.<br />

Eine Frage ist dabei zentral: Hat eine(r) von ihnen eine Chance, gewählt zu werden?<br />

Bevor ich mit dem Schreiben dieser Arbeit begonnen habe, hatte ich zwei Hypothesen, zwei<br />

Vermutungen aufgestellt:<br />

1. Wenn wir in <strong>der</strong> Öffentlichkeit gute Arbeit leisten, uns durch die Medien bekannt machen<br />

und Kontakt mit <strong>der</strong> Bevölkerung pflegen, brauchen wir keine riesige Wahlkampagne.<br />

2. Eine Zusammenarbeit mit den «alten» Alternativen wird wohl unumgänglich sein.<br />

2


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

2 Wir gründen eine Partei<br />

2.1 Wie kam ich zur Politik?<br />

Interessieren Sie sich für Politik? Eigentlich eine sehr eindeutige Frage, die eine ebenso eindeutige<br />

Antwort verlangt. Doch wie würden Sie antworten, wenn Sie direkt gefragt würden? Würden Sie<br />

sofort und begeistert «ja!» rufen? O<strong>der</strong> würden Sie doch eher ein «manchmal» o<strong>der</strong> ein «nicht<br />

wirklich» murmeln? Na gut, da Sie hier eine Arbeit lesen, in <strong>der</strong> es hauptsächlich um Politik geht,<br />

würden Sie meine Frage vielleicht bejahen. Doch wie sähe es aus, wenn ich Ihre Freundinnen und<br />

Freunde fragen würde, Ihre Familienmitglie<strong>der</strong>, Ihre Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen? In<br />

Anbetracht <strong>der</strong> extrem tiefen Stimmbeteiligungen bei Wahlen und Abstimmungen fürchte ich,<br />

dass beängstigend viele unter ihnen mit «nein!» antworten würden.<br />

<strong>Das</strong>s sich heute nur so wenige Leute für Politik interessieren, ist schade. Denn Politik ist eigentlich<br />

etwas sehr Spannendes, etwas Praktisches, etwas Schönes. Mit Politik lösen wir Konflikte, finden<br />

Lösungen und Kompromisse, beseitigen Missstände und verbessern so – auf demokratische Weise<br />

– unseren Lebensstandart. 2 Und das Schöne an <strong>der</strong> Schweizer Politik ist, dass alle mitmachen<br />

können. Alle Bürger und seit einiger Zeit auch alle Bürgerinnen dürfen bei wichtigen Angelegenheiten<br />

mitentscheiden, sie dürfen wählen und sich wählen lassen, sie dürfen Initiativen,<br />

Referenden und Petitionen starten und unterschreiben. Sie dürfen sich eine Meinung bilden und<br />

diese vertreten. Sie dürfen politisieren.<br />

<strong>Das</strong>s ich <strong>der</strong>art von <strong>der</strong> Politik schwärme, ist neu. Noch vor zwei <strong>Jahr</strong>en hätte ich mir bei diesen<br />

Worten nur mit dem Zeigefinger an die Stirn getippt und geantwortet, Politik löse keine Konflikte,<br />

son<strong>der</strong>n sie schaffe sie und Politik beseitige keine Missstände, son<strong>der</strong>n sie vergrössere und<br />

verschlimmere sie. Damals lachte ich über den allgemein gebräuchlichen Satz «Die Politik dient<br />

<strong>der</strong> Allgemeinheit».<br />

Ich möchte hiermit keinesfalls sagen, dass ich mich bis vor kurzem nicht mit Politik befasst und<br />

mich nicht dafür interessiert hätte. In einem sehr politischen (und deutlich links orientierten)<br />

Haushalt – und mit <strong>einer</strong> politisch sehr aktiven Verwandtschaft, mein Grossvater war viele <strong>Jahr</strong>e<br />

Zuger Stadtschreiber (CVP) und meine Tante und Gotte ist seit vier <strong>Jahr</strong>en Kantons- und<br />

Gemein<strong>der</strong>ätin (CSP) – aufgewachsen, begann ich schon früh, politische Literatur zu lesen. Den<br />

Anfang machten wohl die Tagebücher Che Guevaras, danach folgte eine Menge Sekundärliteratur<br />

über die Kubanische Revolution und Werke von Michael Moore, Jean Ziegler, Max Frisch usw.<br />

Selbst an Marx habe ich mich versucht, allerdings nicht viel verstanden und die Lektüre bald<br />

abgebrochen. Beson<strong>der</strong>s angetan hat es mir übrigens das «ABC des Anarchismus» von Alexan<strong>der</strong><br />

Berkmann 3 . Auch begann ich schon früh, jeden Morgen die Neue Zuger Zeitung zu studieren.<br />

Man kann also schlecht behaupten, ich sei nicht an Politik interessiert gewesen. Nur nannte ich<br />

das, wofür ich mich interessierte nicht «Politik», son<strong>der</strong>n das «Weltgeschehen». Unter «Politik»<br />

2 Vgl. Politische Bildung. (18.10.10).<br />

3 Berkmann, Alexan<strong>der</strong>: ABC des Anarchismus. Grafenau: Trotzdem-Verlagsg.eG, 2002.<br />

3


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

verstand ich damals nur die leeren Versprechungen, ergebnislosen Sitzungen und die ewigen<br />

Links-Rechts-Diskussionen. Ich war überzeugt, dass unsere Welt nur mit radikalen und revolutionären<br />

Methoden und nicht mit «Politik» o<strong>der</strong> gar mit «Parteipolitik» gerettet werden könne.<br />

Es war im Frühjahr 2008, als ich mich gemeinsam mit einem Kollegen für das Freifach «Politische<br />

Bildung» anmeldete. Aus Interesse am internationalen Geschehen, wie ich heute vermute. Es<br />

brauchte jedoch nur wenige Lektionen, um auch mein Interesse an nationalen o<strong>der</strong> sogar<br />

kantonalen Angelegenheiten zu wecken. Spätestens nach <strong>einer</strong> Exkursion ins Bundeshaus im<br />

Dezember 2008 war es soweit – ich wollte endlich selber politisch aktiv werden.<br />

2.2 Wie ich zum Parteipolitiker wurde<br />

Die vielen Parteien und ihr Konkurrenzkampf untereinan<strong>der</strong> stellen ein grosses Hin<strong>der</strong>nis für viele<br />

gute Ideen dar, davon bin ich weiterhin überzeugt. Die ewige Links-Rechts-Diskussion ist unnötig,<br />

ja sie nervt mich geradezu. In <strong>der</strong> Politik geht es m<strong>einer</strong> Meinung nach nicht darum, zu welcher<br />

Partei jemand gehört, ob jemand «links» ist o<strong>der</strong> «rechts» (o<strong>der</strong> gar «in <strong>der</strong> Mitte»), son<strong>der</strong>n wie<br />

er denkt, was er sagt und vor allem, wie er handelt. Und um etwas Positives zu tun, muss man ja<br />

k<strong>einer</strong> Partei angehören!<br />

Gleichzeitig ist es natürlich so, dass ein Mensch alleine in <strong>der</strong> Politik nichts ausrichten kann. Je<br />

mehr Leute sich an <strong>einer</strong> Aktion beteiligen, desto glaubhafter wirkt sie. Je mehr Leute sich an<br />

<strong>einer</strong> Initiative beteiligen, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie zur Abstimmung<br />

kommt o<strong>der</strong> sogar angenommen wird. Aus diesem Grund beschloss ich, mich trotzdem <strong>einer</strong><br />

Partei anzuschliessen. Welche das sein sollte, war keine Frage. Es gab und gibt in Zug nur eine<br />

Partei, <strong>der</strong>en Grundsätze und Hauptziele mit meinen in vielen Punkten übereinstimmen: Die<br />

Alternative – die Grünen Zug (damals noch: Alternative Zug).<br />

Im März 2009 meldete ich mich via Onlineformular als Vollmitglied <strong>der</strong> Alternative Stadt Zug und<br />

<strong>der</strong> Alternative Kanton Zug an. Nachdem ich einige Zeit nichts gehört hatte, meldete ich mich mit<br />

meinem Anliegen per Email. Und endlich bekam ich auch Antwort. Nationalrat Josef (Jo) Lang<br />

persönlich lud mich ein, ihn einmal während <strong>einer</strong> Unterschriftensammlung auf dem Metalliareal<br />

zu treffen. Dieses Treffen fand allerdings nie statt, denn als ich am abgemachten Tag – wir hatten<br />

keine genaue Zeit abgemacht – suchend im Metalli hin und her ging, konnte ich Jo Lang nicht<br />

finden. Kaum zu Hause schrieb ich ihm eine Email und entschuldigte mich dafür, dass ich wohl zu<br />

spät o<strong>der</strong> am falschen Ort gesucht hätte. <strong>Das</strong> sei nicht weiter schlimm, meinte er in s<strong>einer</strong><br />

Antwort. Es sei zu windig gewesen und man hatte die Sammlung frühzeitig abgebrochen.<br />

Ausserdem gab er mir seine Handynummer – fürs nächste Mal. Wir beschlossen, uns am 1. Mai<br />

beim Stand <strong>der</strong> Alternativen zu treffen.<br />

4


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

Dieses Treffen fand dann auch statt. Ich hatte mich als freiwillige Arbeitskraft fürs Standbewachen<br />

und Balloneaufblasen gemeldet und lernte so einige m<strong>einer</strong> Parteikolleginnen und Parteikollegen<br />

kennen. Im Gespräch erklärte mir Jo Lang, dass die Alternativen sehr froh um junge Neumitglie<strong>der</strong><br />

seien.<br />

Abb. 1: Ballone aufblasen am Tag <strong>der</strong> Arbeit.<br />

In <strong>der</strong> Folge beteiligte ich mich – mit mässigem Erfolg, aber das sei bei «Unerfahrenen» wie mir<br />

normal – an diversen Unterschriftensammlungen. Ich sammelte für die Kantonsspitalsinitiative<br />

(«Unser Kantonsspital ist Service Public») und die Kampfjetinitiative, eine Initiative <strong>der</strong> Gruppe für<br />

eine Schweiz ohne Armee (GSoA).<br />

In den Wochen vor den Sommerferien war ich, wie jedes <strong>Jahr</strong>, auch ohne Politik sehr beschäftigt.<br />

Dieses <strong>Jahr</strong> hatte ich noch mehr zu tun: Ich musste mich noch auf die Suche nach einem<br />

Praktikumsplatz machen. Ich wollte, da war ich mir sicher, etwas Politisches machen. In <strong>einer</strong><br />

Email an Herrn Bundesrat Leuenberger schrieb ich, dass die Politik mich sehr interessiere und dass<br />

ich mir im späteren Verlauf m<strong>einer</strong> Karriere auch eine Arbeit als Bundesrat vorstellen könne. Ob<br />

er vielleicht einen Praktikanten gebrauchen könne? Ich bekam tatsächlich eine Antwort, Herrn<br />

Leuenbergers Sekretärin erklärte mir jedoch, ein Praktikum im Bundesrat sei nicht möglich, ich<br />

solle meine Begeisterung für die Politik jedoch nicht aufgeben und vielleicht bei Gelegenheit eines<br />

o<strong>der</strong> zwei von Herrn Leuenbergers Büchern lesen.<br />

Als ich Jo Lang während dem Unterschriftensammeln davon erzählte, fragte er mich nur, wieso ich<br />

nicht von Anfang an ihn gefragt hätte. Er bot mir an, ihn während <strong>einer</strong> Woche im Nationalrat zu<br />

5


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

begleiten, wohnen könne ich bei ihm in Bern. Überglücklich sagte ich zu. Da während <strong>der</strong> für<br />

Praktika vorgesehenen Schulwochen jedoch keine Session stattfand, brauchte ich noch eine<br />

Bewilligung vom Rektor, dass ich einen Teil meines Praktikums ausnahmsweise während <strong>der</strong><br />

Schulzeit absolvieren dürfe. Diese bekam ich, eine solche Gelegenheit sei einmalig, schrieb er in<br />

seinem Brief. <strong>Das</strong>s genau in dieser Woche, die ich mit Jo mehr o<strong>der</strong> weniger zufällig ausgewählt<br />

hatte, später die Ersatzwahl für den zurücktretenden Bundesrat Pascal Couchepin stattfinden<br />

würde, wussten wir damals noch nicht.<br />

Ende Mai 2009 besuchten wir mit dem Freifach Politische Bildung eine Sitzung des Zuger Kantonsrates.<br />

Hauptthema <strong>der</strong> Debatte war die «Tangente Zug/Baar» – ein Thema, das mich noch bis im<br />

November beschäftigen würde, dann würde es nämlich zur Abstimmung kommen. Martin Stuber,<br />

Kantonsrat <strong>der</strong> Alternative Stadt Zug und Redaktionsmitglied des «Bulletins», des Printmediums<br />

<strong>der</strong> Zuger Alternativen, meldete sich am nächsten Tag bei mir und fragte, ob ich nicht eine Seite<br />

über meine Eindrücke aus <strong>der</strong> Sitzung schreiben könne. Ich nahm den Auftrag an und lieferte<br />

einige Tage später einen Artikel ab, <strong>der</strong> im Juni im «Bulletin» abgedruckt wurde 4 und sehr gut<br />

anzukommen schien. Kurz darauf wusste ich, wo ich die zweite Woche meines Praktikums<br />

hospitieren würde – in <strong>der</strong> Redaktion des «Bulletins».<br />

Mitte Juni schrieb ich meinen <strong>erste</strong>n Leserbrief: Über den Artikel «Ab 5 Millionen Franken sind<br />

die Angebote rar», erschienen am 10. Juni 2009 in <strong>der</strong> Neuen Zuger Zeitung, insbeson<strong>der</strong>e die<br />

Aussage eines anonymen Börsenmaklers, die «Linken» seien wohl nur neidisch auf jene<br />

Millionäre, die sich eine grosse Villa leisten könnten 5 , war ich <strong>der</strong>massen empört, dass ich schon<br />

bald einen Leserbrief geschrieben hatte, <strong>der</strong> am 19. Juni leicht gekürzt abgedruckt wurde 6 . <strong>Das</strong>s<br />

ich so viele Reaktionen bekommen würde (in <strong>der</strong> Zuger Zeitung erschienen noch zwei Antworten<br />

auf meinen Leserbrief) 7 , hätte ich nicht erwartet, doch ich erhielt Feedbacks von allen Seiten.<br />

Grösstenteils positive. <strong>Von</strong> einem Menzinger Theologen erhielt ich einen Brief, in welchem er sich<br />

für meinen Einsatz bedankte und ein Oberwiler Gemein<strong>der</strong>at erzählte mir, seine 90-jährige<br />

Mutter habe meinen Leserbrief über ihrem Bett an die Wand gehängt. Ich war sehr zufrieden und<br />

ermutigt, mich auch weiterhin zu engagieren. Den Leserbrief hatte ich übrigens mit «<strong>Jonas</strong><br />

<strong>Feldmann</strong>, Junge Alternative Zug» unterschrieben. Eine Vorahnung?<br />

4 <strong>Feldmann</strong>, <strong>Jonas</strong>: Hart wie Beton. In: Bulletin, 06.2009, S.6.<br />

5 Holz, Wolfgang: Ab 5 Millionen Franken sind die Angebote rar. In: Neue Zuger Zeitung, 10.06.2009, S.19.<br />

6 <strong>Feldmann</strong>, <strong>Jonas</strong>: Über die eigene Nasenspitze hinaus schauen. In: Neue Zuger Zeitung, 19.06.2009, S. 33.<br />

7 Schäfer, Theodor: Wie viel muss ich denn nun für ein reines Gewissen tun? In: Neue Zuger Zeitung,<br />

24.06.09, S. 15. und Vogel, Hannes: Darf nicht zu <strong>einer</strong> Predigt ausarten. In: Neue Zuger Zeitung, 02.07.09, S.<br />

22.<br />

6


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

2.3 Die Junge Alternative Zug entsteht<br />

2.3.1 Idee<br />

Der Sommer 2009 wurde für mich also zu einem sehr «politischen» Sommer. Ich sammelte Unterschriften,<br />

beteiligte mich an Diskussionen und lernte vor allem viele politisch interessierte Leute<br />

kennen. Und obwohl die meisten von ihnen mindestens eine Generation älter waren als ich, gab<br />

es durchaus auch einige in meinem Alter. Und mit <strong>der</strong> steigenden Anzahl von «jungen»<br />

Alternativen entstand auch die Idee, eine Art «Jugendsektion» <strong>der</strong> Partei zu gründen, zumal drei<br />

jüngere Mitglie<strong>der</strong> schon bei den Zuger Nationalratswahlen im <strong>Jahr</strong> 2007 als «Junge Alternative»<br />

angetreten waren, diese Idee dann aber nicht weiter verfolgten. Schliesslich war es wie<strong>der</strong>um Jo<br />

Lang, <strong>der</strong> wirklich jede einzelne Einwohnerin und jeden einzelnen Einwohner des Kantons Zug<br />

persönlich zu kennen scheint, dem es gelang, sieben junge Leute aus dem ganzen Kanton<br />

zusammenzubringen.<br />

2.3.2 Vorbereitung<br />

Es war Ende August, als ich mich das <strong>erste</strong> Mal mit Marco Knobel (später Co-Präsident) traf.<br />

Zusammen mit Jo Lang wollten wir den Kurdischen Verein besuchen, weil es dort noch interessierte<br />

junge Frauen und Männer gäbe. Zu dritt erklärten wir den jungen Kurdinnen und Kurden,<br />

was ich selber noch gar nicht genau wusste: Nämlich, dass wir im Begriff waren, eine eigene<br />

<strong>Jungpartei</strong> zu gründen und noch nach interessierten Jugendlichen suchten. <strong>Das</strong> Treffen war zwar<br />

interessant, jedoch nicht erspriesslich – bis heute haben wir vom Kurdischen Verein nichts mehr<br />

gehört.<br />

Einige Tage später, Anfang September 2009, trafen wir uns erstmals zu siebt: Salomé Zehn<strong>der</strong><br />

(Zug), Levin Schmid, Tobias Weber (beide Steinhausen), Andreas Kretz, Matthias Kilchsperger<br />

(beide Walchwil), Marco Knobel (Cham) und ich. Wir verstanden uns vom <strong>erste</strong>n Moment an gut,<br />

immerhin hatten wir ja in etwa dieselben Ideen und Ziele, so zum Beispiel die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Jugendkultur und die Schaffung von günstigem Wohnraum im Kanton Zug, sowie natürlich<br />

allgemeine linksgrüne Anliegen wie Umweltschutz, Steuergerechtigkeit o<strong>der</strong> Friedensför<strong>der</strong>ung.<br />

Wir waren uns schnell einig, dass wir zu siebt den Vorstand bilden würden und dass Marco Knobel<br />

und ich fürs <strong>erste</strong> den Posten des Präsidiums untereinan<strong>der</strong> aufteilen würden, in Form eines Co-<br />

Präsidiums. Tobias Weber stellte sich für den Posten des Revisors zur Verfügung. Lei<strong>der</strong> ist es so,<br />

dass <strong>der</strong> Revisor o<strong>der</strong> die Revisorin im Normalfall nicht auch noch Mitglied des Vorstands ist. Der<br />

Vorstand wurde deshalb um Johannes Kern (Zug) erweitert und wir waren wie<strong>der</strong> zu siebt. Die<br />

Aufgabe, die Statuten zu <strong>erste</strong>llen, übernahmen Marco Knobel und ich. Uneinig waren wir uns<br />

einzig über den Namen unserer <strong>Jungpartei</strong>. Als <strong>Jungpartei</strong> <strong>der</strong> «Alternativen», wäre es eigentlich<br />

naheliegend gewesen, uns «Junge Alternative» zu nennen. Doch die Alternativen hatten ihren<br />

Namen kurz zuvor in «Alternative – die Grünen» geän<strong>der</strong>t. So meinten einige Vorstandsmitglie<strong>der</strong>,<br />

<strong>der</strong> Name «Junge Grüne» sei passen<strong>der</strong>. Erst in <strong>der</strong> nächsten Sitzung konnten wir uns<br />

einigen: Weil wir uns, wie unsere Mutterpartei, nicht ausschliesslich für «grüne» Themen,<br />

7


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

son<strong>der</strong>n auch für die Jugendkultur, die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum usw. engagieren<br />

wollten, entschieden wir uns für «Junge Alternative Zug».<br />

Abb. 2: Offizielles Logo <strong>der</strong> Jungen Alternative Zug.<br />

In mehreren Sitzungen bereiteten wir uns jetzt auf die offizielle <strong>Gründung</strong>sversammlung vor, die<br />

am 5. November 2009 stattfinden sollte. Wir reservierten den Siehbachsaal, organisierten Laptop,<br />

Beamer, Getränke, Chips und eine Gastrednerin: Greta Gysin, Koordinatorin <strong>der</strong> Jungen Grünen<br />

Schweiz, denen wir uns auf nationaler Ebene anschliessen wollten. Ausserdem schrieben Marco<br />

Knobel und ich die Statuten, das heisst eigentlich übernahmen wir diejenigen <strong>der</strong> Jungen Grünen<br />

Schweiz und erweiterten sie mit unseren Ideen. Die Alternativen – die Grünen Zug versprachen,<br />

uns in jeglicher Hinsicht (auch finanziell) zu unterstützen. Wir gründeten zwei Facebook-Gruppen,<br />

eine offene für alle Interessierten und eine geschlossene, als Kommunikationshilfe für den<br />

Vorstand.<br />

Doch nicht nur die <strong>Gründung</strong>sversammlung gab zu tun, auch politisch lief in dieser Zeit einiges.<br />

Mehr dazu aber später in Kapitel 4.1. In diese Zeit fiel auch meine Praktikumswoche bei Jo Lang in<br />

Bern. Während dieser Woche hatte ich die einmalige Gelegenheit, stundenlang auf den<br />

Zuschauerrängen des Nationalratssaals zu sitzen, zu beobachten, im Wandelgang Nationalrätinnen<br />

und Nationalräte zu treffen und mit ihnen zu diskutieren. Ausserdem durfte ich Jo Lang<br />

auch zu <strong>einer</strong> Fraktionssitzung <strong>der</strong> Grünen Fraktion begleiten. Es war eine sehr intensive Woche,<br />

aber auch eine sehr lehrreiche. 8<br />

Schliesslich war <strong>der</strong> Raum reserviert, die Statuten geschrieben, alles Formelle geregelt und wir<br />

brauchten nur noch Leute einzuladen. Auf einem grünen A5-Flyer warben wir für die<br />

<strong>Gründung</strong>sversammlung, gleichzeitig stellten wir uns kurz vor. Auf <strong>der</strong> Rückseite platzierten wir<br />

bereits unsere Parolen zu zwei <strong>der</strong> Vorlagen, über die Ende November abgestimmt würde: Zur<br />

Minarett-Initiative (Parole <strong>der</strong> Jungen Alternative Zug: NEIN) und zur Kriegsmaterialexport-<br />

Initiative (JA).<br />

8 Während m<strong>einer</strong> Woche in Bern habe ich täglich einen kurzen Blogeintrag verfasst. Interessenten finden<br />

den Blog unter www.praktikum5ajonas.blogspot.com.<br />

8


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

2.4 Die <strong>Gründung</strong>sversammlung<br />

«Es war eine kurze <strong>Gründung</strong>sversammlung gestern Abend im Siehbachsaal in Zug. Genau 20<br />

Minuten hat es gedauert, und die Partei Junge Alternative Zug war aus <strong>der</strong> Taufe gehoben.» 9 So<br />

stand es am 6. November 2009 in <strong>der</strong> Neuen Zuger Zeitung. Und die Journalistin hat richtig<br />

beobachtet: Die offizielle <strong>Gründung</strong> haben wir wirklich so schnell wie möglich hinter uns gebracht.<br />

Nach <strong>einer</strong> Begrüssung unsererseits, <strong>einer</strong> kurzen Ansprache von unserer Gastrednerin Greta<br />

Gysin, die uns als 17. Sektion <strong>der</strong> Jungen Grünen Schweiz begrüsste und ein paar Begrüssungsworten<br />

von Seiten <strong>der</strong> «alten» Alternativen, vertreten durch Stefan Gisler, Kantonsrat und<br />

Vorstandsmitglied <strong>der</strong> Alternative – die Grünen Zug, wurden die Statuten von den etwa 40<br />

Anwesenden einstimmig angenommen und <strong>der</strong> gesamte Vorstand sowie <strong>der</strong> Revisor einstimmig<br />

gewählt.<br />

Der inoffizielle Teil, das Vorstellen unserer Themenschwerpunkten, unserer Ideen und Ziele, die<br />

persönlichen Gespräche mit interessierten Jugendlichen und natürlich <strong>der</strong> Apéro, dauerten dafür<br />

umso länger. Und natürlich mussten Marco Knobel und ich noch die zahlreiche Fragen<br />

beantworten, die uns die Journalistin stellte.<br />

Abb. 3: Der Siehbachsaal war gut gefüllt.<br />

9 Anliker, Yvonne: Wir kämpfen für unsere Zukunft. In: Neue Zuger Zeitung, 06.11.2009, S.22.<br />

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Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

Abb. 4: Der Vorstand <strong>der</strong> Jungen Alternative Zug: (von links) Johannes Kern, Zug;<br />

Matthias Kilchsperger, Walchwil; <strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong>, Zug; Salomé Zehn<strong>der</strong>, Zug; Marco<br />

Knobel, Cham; Levin Schmid, Steinhausen; abwesend: Andreas Kretz, Walchwil.<br />

Der Abend verlief aus unserer Sicht sehr erfolgreich. Rund zwanzig junge Leute trugen sich in <strong>der</strong><br />

herumgereichten Mitglie<strong>der</strong>liste ein, wir bekamen zahlreiche Gratulationen und Glückwünsche<br />

und genossen tags darauf in <strong>der</strong> Neuen Zuger Zeitung grosse Aufmerksamkeit, fast eine ganze<br />

Seite (die Frontseite des Bundes «Kanton Zug») fasste <strong>der</strong> ausführliche Artikel, inklusive meinen<br />

und Marco Knobels Stellungnahmen.<br />

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Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

3 Organisatorisches<br />

3.1 Aufgabenverteilung<br />

Innerhalb <strong>einer</strong> Partei, auch wenn sie noch so klein und unkompliziert ist, gibt es viel zu tun. <strong>Das</strong><br />

Organisieren und Durchführen von Sitzungen und Aktionen ist nur ein Teil dessen, was an Arbeit<br />

anfällt. Auch <strong>der</strong> Kontakt zu öffentlichen Stellen und Medien muss gepflegt, <strong>der</strong> Briefkasten<br />

(<strong>einer</strong>seits ein Postfach in Zug, an<strong>der</strong>erseits ein Emailkonto) muss regelmässig geleert und allfällige<br />

Fragen beantwortet werden. Überhaupt muss <strong>der</strong> ganze Internetauftritt organisiert sein,<br />

jemand muss dafür sorgen, dass die neusten Nachrichten und Meldungen auf unserer offiziellen<br />

Internetseite erscheinen. Regelmässig müssen die Mitglie<strong>der</strong> benachrichtigt werden, was gerade<br />

läuft. Unsere (wenn auch relativ bescheidenen) finanziellen Mittel müssen auf einem Bankkonto<br />

abgelegt werden, jemand muss sie verwalten, allfällige Rechnungen bezahlen und jemand<br />

an<strong>der</strong>es muss diese Zahlungen prüfen.<br />

Doch wie funktioniert die Aufgabenverteilung innerhalb <strong>der</strong> Jungen Alternative? Gibt es einen<br />

fixen Plan, in welchem festgehalten ist, wer wann was zu tun hat? Nein, natürlich nicht! Jede und<br />

je<strong>der</strong> tut das, wozu er gerade Zeit und Lust hat. Natürlich tut auch jede und je<strong>der</strong> mehr o<strong>der</strong><br />

weniger das, was ihr o<strong>der</strong> ihm gut liegt, was ihren o<strong>der</strong> seinen Fähigkeiten entspricht. Jene<br />

Vorstandsmitglie<strong>der</strong>, welche wirtschaftlich interessiert sind, übernehmen das Finanzielle, wobei<br />

<strong>der</strong> Revisor lei<strong>der</strong> aus dem Vorstand austreten musste. Um den virtuellen und den realen Briefkasten<br />

und um die Homepage kümmert sich Marco Knobel. Mit dem Schreiben von Texten,<br />

Emails, Briefen, Medienmitteilungen und Ähnlichem wechseln wir uns ab. Diese Arbeitsweise hat<br />

bisher sehr gut funktioniert und noch nie zu Konflikten o<strong>der</strong> Missverständnissen geführt. An den<br />

Sitzungen sagt je<strong>der</strong> ein paar Mal «<strong>Das</strong> übernehme ich!» o<strong>der</strong> «Ich mache das!» und wenn man<br />

dann doch keine Zeit o<strong>der</strong> keine Idee hat, reicht eine kurze Rundmail mit dem Inhalt: «Habe lei<strong>der</strong><br />

keine Zeit. Wer kann … übernehmen? Danke!»<br />

Abb. 5: Vorstandssitzung <strong>der</strong> Jungen Alternative.<br />

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Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

3.2 Meine Rolle als Co-Präsident<br />

«<strong>Das</strong> (Co-)Präsidium führt den Vorsitz <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung und des Vorstandes. Seine<br />

Tätigkeit besteht insbeson<strong>der</strong>e darin, Kontakte zu allen Regionen sowie zu Gruppierungen mit<br />

gleichen o<strong>der</strong> ähnlichen Zielen zu unterhalten und den Verein gegen aussen zu repräsentieren.»<br />

So steht es in den Statuten <strong>der</strong> Jungen Alternative Zug (Art.7) 10 . Die Aufgaben, die ich als Co-<br />

Präsident habe, lassen sich also durch drei wesentliche Punkte zusammenfassen:<br />

1. Sitzungen und Versammlungen organisieren und leiten<br />

2. Den Kontakt zu gleichgesinnten Organisationen h<strong>erste</strong>llen und aufrechterhalten<br />

3. Die Partei nach aussen repräsentieren<br />

Der <strong>erste</strong> Punkt ist keine grosse Sache. Die Mitglie<strong>der</strong>versammlung gibt zwar viel zu tun, ein<br />

genügend grosser Raum muss organisiert, die Mitglie<strong>der</strong> per Briefpost benachrichtigt und<br />

Getränke und Snacks bereitgestellt werden. Ausserdem müssen die Traktanden und <strong>der</strong> Sitzungsablauf<br />

genau geplant und nach Plan durchgeführt werden. Doch diese Mitglie<strong>der</strong>versammlung, an<br />

welcher übrigens auch das Präsidium und <strong>der</strong> Vorstand neu gewählt werden, findet nur einmal<br />

jährlich statt. Die Vorstandssitzungen finden da schon häufiger statt, allerdings in keinem<br />

regelmässigen Zyklus, son<strong>der</strong>n je nach Bedarf. Und das Organisieren <strong>einer</strong> Vorstandssitzung gibt<br />

nicht viel zu tun. Ein Termin wird meistens via «Doodle» 11 gesucht und gefunden. Und für sieben<br />

Leute muss nicht extra ein Raum gemietet werden, die Alternativen stellen uns für solche Anlässe<br />

ihr Sekretariat zur Verfügung. Meistens finden unsere Vorstandssitzungen aber im Podium 41 in<br />

Zug statt. Die Atmosphäre dort ist entspannt, am frühen Abend ist es dort nie laut und viele<br />

Tische bleiben den ganzen Abend über leer. Beson<strong>der</strong>s gemütlich ist es im Sommer, wenn man<br />

draussen sitzen kann. Dort besprechen wir dann in gemütlichem Rahmen, was gerade aktuell ist.<br />

Und wenn die «offizielle» Sitzung beendet ist, d.h. alle Traktanden besprochen wurden, beginnt<br />

<strong>der</strong> «inoffizielle Teil» – es wird noch lange weiterdiskutiert.<br />

Zugegeben, sehr viele uns politisch gleichgesinnte Organisationen gibt es in Zug nicht. Trotzdem<br />

gehört es zu meinem Aufgabenbereich, den Kontakt mit ihnen herzustellen und zu erhalten. Da<br />

wäre zum Beispiel die Juso Zug, die wohl einzige uns gleichgesinnte <strong>Jungpartei</strong> des Kantons, mit<br />

<strong>der</strong> wir regen Kontakt pflegen und auch schon gemeinsam Aktionen geplant und durchgeführt<br />

haben. Auch mit den Jungfreisinnigen, die uns von ihrer politischen Gesinnung her überhaupt<br />

nicht nahestehen, haben wir schon zusammengearbeitet. Ausserdem muss <strong>der</strong> Kontakt zu den<br />

«alten» Alternativen gewahrt bleiben, die Jungen Alternativen haben Anspruch auf einen Sitz im<br />

Vorstand. Diese Aufgabe hat Marco Knobel übernommen. Seit meinem Praktikum bin ich dafür<br />

Mitglied in <strong>der</strong> Redaktion des Bulletins und habe dort auch gleich vorgeschlagen, dass unter <strong>der</strong><br />

Spitzmarke «Junge Alternative» in je<strong>der</strong> Ausgabe mindestens eine Seite über o<strong>der</strong> von uns<br />

erscheint. Auch mit den Jungen Grünen Schweiz, denen wir auf nationaler Ebene angeglie<strong>der</strong>t<br />

sind, stehen wir in regem Austausch. Mit an<strong>der</strong>en Organisationen wie zum Beispiel <strong>der</strong> IG<br />

Galvanik Zug o<strong>der</strong> dem Verein Notfall haben wir vor allem während dem Abstimmungskampf für<br />

10 Die vollständigen Statuten finden Sie im Anhang (Kapitel 10.1).<br />

11 Doodle. (18.10.2010).<br />

12


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

die Galvanik zusammengearbeitet, auch da mussten wir natürlich zuerst die nötigen Kontakte<br />

knüpfen.<br />

Die Junge Alternative Zug nach aussen zu repräsentieren, ist eine reizvolle Aufgabe. Man lernt<br />

dabei nicht nur die offiziellen Stellen und die Medienschaffenden kennen, son<strong>der</strong>n findet auch<br />

immer wie<strong>der</strong> seinen Namen in <strong>der</strong> Zeitung, schliesslich wird ja wenn möglich <strong>der</strong> (Co-)Präsident<br />

interviewt, zitiert o<strong>der</strong> fotografiert. Natürlich muss man dabei höllisch aufpassen, dass man keine<br />

falsche Antwort gibt und immer die gemeinsamen Beschlüsse und nicht die persönlichen<br />

Ansichten beachtet. Glücklicherweise gibt es aber zwischen meinen eigenen Ansichten und den<br />

gemeinsam gefällten Beschlüssen selten Differenzen. Zum Repräsentieren <strong>einer</strong> Partei gehört<br />

auch die Mitarbeit in Initiativ- und Referendumskomitees. So war ich zum Beispiel – stellvertretend<br />

für die ganze Junge Alternative – Mitglied im Referendumskomitee «Nein zu wahnsinnigen<br />

Wohnkosten – Nein zu dieser sinnlosen Steuerpolitik».<br />

Alle diese Aufgaben obliegen laut Statuten dem Präsidium. Und da dies in unserem Fall ein Co-<br />

Präsidium ist, können Marco Knobel und ich die Aufgaben untereinan<strong>der</strong> aufteilen. <strong>Das</strong> heisst<br />

also, ich muss nur die Hälfte <strong>der</strong> aufgelisteten Aufgaben auch wirklich selber übernehmen. Die<br />

Entscheidung, wer wann was übernimmt, geschieht meist spontan, wer gerade Zeit hat tritt dem<br />

neugegründeten Initiativkomitee bei, versendet den Doodle-Link zur nächsten Sitzung o<strong>der</strong><br />

schreibt eine Email an eine an<strong>der</strong>e Gruppierung. Beide machen von allem etwas, mal alleine, mal<br />

gemeinsam.<br />

3.3 Finanzen<br />

Natürlich wird kein Mitglied <strong>der</strong> Jungen Alternative Zug für ihre o<strong>der</strong> seine Mitarbeit bezahlt.<br />

Trotzdem müssen wir, wollen wir zum Beispiel eine Wahl- o<strong>der</strong> Abstimmungskampagne führen,<br />

über eigene finanzielle Mittel verfügen. Aus diesem (wie schon erwähnt bis jetzt eher bescheidenen)<br />

Vermögen, verwahrt auf einem Konto <strong>der</strong> Zuger Kantonalbank, wurde und wird dann zum<br />

Beispiel <strong>der</strong> Druck von Flyern und Flugblättern o<strong>der</strong> die Produktion <strong>der</strong> Galvanik-Buttons bezahlt.<br />

Wie auch unseren Statuten zu entnehmen ist (Art.8) 12 , stammt dieses Vermögen von Spenden,<br />

Mitglie<strong>der</strong>beiträgen (fürs <strong>erste</strong> <strong>Jahr</strong> bei etwa zehn Franken auf freiwilliger Basis angesetzt und<br />

noch nie eingezogen), dem Erlös eigener Aktivitäten (z.B. Monatsbar, Buttonverkauf) und von<br />

unserer Mutterpartei Alternative – die Grünen Zug, die uns mit einem jährlichen Beitrag<br />

unterstützt. Ausserdem haben uns auch die Jungen Grünen Schweiz einen Unterstützungsbeitrag<br />

versprochen, soweit ich informiert bin, ist <strong>der</strong> aber noch nicht eingetroffen. Soweit ich informiert<br />

bin? Ja, Sie interpretieren richtig, ich bin nicht für die Finanzen <strong>der</strong> Jungen Alternative zuständig.<br />

Vorstandsmitglied Andreas Kretz kümmert sich um unser Konto und Tobias Weber prüft als<br />

Revisor die Rechnungen.<br />

12 Die vollständigen Statuten finden Sie im Anhang (Kapitel 10.1).<br />

13


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

3.4 Internetauftritt<br />

Unsere Homepage www.junge.alternative-zug.ch ist etwa seit Herbst 2009 online. Unter den<br />

Rubriken «Home», «Aktuell», «Standpunkte», «Über uns», «Mitmachen» und «Aktionen» finden<br />

sich nebst grundlegenden Informationen und unseren wichtigsten Standpunkten auch Neuigkeiten<br />

und Hinweise zu aktuellen Anlässen. 13 Ausserdem kann man sich via Onlineformular direkt<br />

als Mitglied registrieren. Die Seite wird schon seit ihrer Erstellung von Marco Knobel betreut. Auf<br />

<strong>der</strong> Homepage kann man ausserdem direkt eine Email an die ebenfalls von Marco Knobel<br />

betreute Adresse junge@alternative-zug.ch senden.<br />

Wer heute die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> jungen Leute auf sich ziehen will, muss auch auf den<br />

sogenannten «Social Networks» kräftig die Werbetrommel rühren. Deswegen haben auch wir<br />

eine Facebookgruppe 14 («Junge Alternative Zug»), die im Moment (September 2010) 72<br />

Mitglie<strong>der</strong> zählt. Eine zweite, allerdings nicht öffentliche Gruppe («Vorstand Junge Alternative<br />

Zug») dient uns Vorstandsmitglie<strong>der</strong>n als Kommunikationshilfe, als kostengünstige und praktische<br />

Alternative zu Email o<strong>der</strong> SMS. Diese Gruppen sind auch nur schon deshalb praktisch, weil man<br />

mit nur einem Mausklick eine Nachricht an alle Gruppenmitglie<strong>der</strong> verschicken kann. Auch vom<br />

Angebot, Veranstaltungen einzugeben und Leute einzuladen haben wir im letzten <strong>Jahr</strong> regen<br />

Gebrauch gemacht. <strong>Das</strong> Problem mit den Facebook-Veranstaltungen ist nur, dass zur<br />

abgemachten Zeit am vereinbarten Ort höchstens halb so viele Leute erscheinen wie zugesagt<br />

haben. Deshalb: Eine persönliche, mündlich überbrachte Einladung ist oftmals erfolgsversprechen<strong>der</strong>!<br />

Abb. 6: Die Junge Alternative ist auch auf Facebook präsent.<br />

13 Junge Alternative Zug. (12.10.2010).<br />

14 Facebook. (12.10.2010).<br />

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Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

3.5 Die Zusammenarbeit mit den «alten» Alternativen<br />

Nicht nur vor und während <strong>der</strong> <strong>Gründung</strong> son<strong>der</strong>n auch danach waren und sind wir jungen<br />

Alternativen auf die Unterstützung <strong>der</strong> erfahrenen, «alten» Alternativen angewiesen. Was vor<br />

einem <strong>Jahr</strong> jedoch noch «Hilfe» war, ist heute mehr und mehr zur «Zusammenarbeit» geworden.<br />

Wir haben uns als eigenständige Kraft etablieren können und so sind es denn auch manchmal die<br />

«Alten», die mit <strong>einer</strong> Bitte an uns gelangen anstatt immer umgekehrt. Trotzdem wäre es<br />

natürlich nicht richtig, wenn ich behaupten würde, die Junge Alternative Zug sei von <strong>der</strong><br />

Alternative – die Grünen Zug nicht mehr abhängig. Nur hat das Wort «abhängig» inner-halb des<br />

letzten <strong>Jahr</strong>es eine völlig an<strong>der</strong>e Bedeutung bekommen: Vor <strong>der</strong> <strong>Gründung</strong>, als wir we<strong>der</strong> über<br />

finanzielle Mittel noch über genügend Erfahrung verfügten, waren wir auf Beratung und<br />

finanzielle Unterstützung dringend angewiesen.<br />

Heute können wir unsere Sitzungen o<strong>der</strong> Aktionen selbst organisieren und auch (wie zum Beispiel<br />

den Buttonverkauf für die Galvanik) selber finanzieren. Doch bei wirklich grossen Angelegenheiten,<br />

Initiativen, Abstimmungen o<strong>der</strong> auch bei den Wahlen wären wir ohne die<br />

Unterstützung <strong>der</strong> «Alten» machtlos. Könnten wir zum Beispiel alleine eine Initiative starten?<br />

Einen erspriesslichen Abstimmungskampf führen? Eine Kantonsratsliste füllen? Wohl kaum.<br />

Deshalb sind wir auch heute noch froh, dass uns die «alten» Alternativen nicht nur mit Geld<br />

son<strong>der</strong>n auch mit Rat und Tat zur Seite stehen.<br />

15


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

4 <strong>Das</strong> politische Wirken <strong>der</strong> Jungen Alternative<br />

4.1 Erste Schritte auf dem Politparkett<br />

<strong>Das</strong> <strong>erste</strong> Mal, als wir jungen Alternativen uns gemeinsam ins politische Geschehen einmischten,<br />

war noch vor <strong>der</strong> <strong>Gründung</strong>. Junge Kulturschaffende hatten den «Verein Notfall» gegründet und<br />

dafür plädiert, die leeren Räume des alten Kantonsspitals für Kunst- und Musikveranstaltungen<br />

zwischenzunutzen. Doch <strong>der</strong> Zuger Regierungsrat verbot, nachdem er die jungen Leute zuerst<br />

lange Zeit im Ungewissen gelassen hatte, jegliche kulturelle Zwischennutzung. Und das, obwohl in<br />

Zug meines Erachtens ein chronischer Mangel an Raum für junge und alternative Kultur herrscht.<br />

Für uns war das ein Anlass, eine <strong>erste</strong> Medienmitteilung zu schreiben, – veröffentlicht wurde<br />

diese dann als Leserbrief 15 – in welcher wir unsere Solidarität zu den Zuger Kulturschaffenden bekundeten<br />

und die Verhin<strong>der</strong>ungspolitik des Regierungsrates bedauerten. Schon da wurde uns<br />

klar, dass die Jugendkulturraumnot in Zug ein Thema ist, dass uns viel beschäftigen würde. Später<br />

wählten wir dieses Thema dann zu unserem «Hauptthema» im <strong>erste</strong>n <strong>Jahr</strong>, was auch an <strong>der</strong><br />

<strong>Gründung</strong>sversammlung so kommuniziert wurde.<br />

4.2 Abstimmungen im November 2009<br />

4.2.1 Parolenfassung<br />

Der 29. November 2009, gut dreieinhalb Wochen nach unserer <strong>Gründung</strong>, war ein Abstimmungssonntag.<br />

An diesem Tag sollte auf nationaler Ebene über drei verschiedene Geschäfte abgestimmt<br />

werden: Die Minarett-Initiative <strong>der</strong> SVP, die Initiative gegen Kriegsmaterialexporte <strong>der</strong> GSoA und<br />

die Spezialfinanzierung des Luftverkehrs. Auf kantonaler Ebene wurde zudem über das<br />

Strassenbauprojekt «Tangente Zug/Baar» entschieden. Unsere Parolen fassten wir schnell,<br />

einstimmig und vor allem früh genug, dass wir damit noch die Rückseite <strong>der</strong> Einladung zur<br />

<strong>Gründung</strong>sversammlung verzieren konnten: Zur Minarett-Initiative sagten wir deutlich NEIN, zur<br />

Initiative <strong>der</strong> GSoA hingegen klar JA. Die Spezialfinanzierung des Luftverkehrs lehnten wir zwar ab,<br />

dieses Geschäft war für uns aber nicht von höchster Priorität. Auch sprachen wir uns einheitlich<br />

gegen den Bau <strong>der</strong> «Tangente» aus.<br />

In <strong>der</strong> Neuen Zuger Zeitung wurde unsere Parolenfassung in einem kurzen Artikel 16 , den ich selbst<br />

verfasst und an die Zeitung geschickt hatte, erwähnt, ausserdem das Versprechen «in nächster<br />

Zeit noch mit diesen Parolen auf die Strasse zu gehen». Dieses Versprechen hielten wir dann auch,<br />

Abstimmungskampf machten wir vor allem für die GSoA-Initiative und gegen die «Tangente».<br />

15 Die Jungen Alternativen: Hinhaltetaktik und leere Versprechungen. In: Neue Zuger Zeitung, 24.09.2009, S.<br />

12.<br />

16 Redaktion: Dreimal Nein und einmal Ja. In: Neue Zuger Zeitung, 13.11.2009, S. 25.<br />

16


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

4.2.2 Abstimmungskampf zur «Tangente Zug/Baar»<br />

<strong>Das</strong> Thema «Tangente» hatte uns schon lange beschäftigt. Diese Strasse, die für viel Geld und<br />

unseres Erachtens zu wenig Nutzen zwischen dem Talacher (Zug) und Inwil (Baar) gebaut werden<br />

und so die Berggemeinden an die Stadt anbinden sollte, war nämlich Hauptthema in jener<br />

Kantonsratssitzung, die wir damals im Mai 2009 mit dem Freifach «politische Bildung» besucht<br />

hatten. An dieser Sitzung konnte die geeinte Linke den Bau <strong>der</strong> Strasse zwar nicht verhin<strong>der</strong>n,<br />

aber immerhin ein Behördenreferendum durchsetzen, so dass das Volk über den hohen Kredit<br />

entscheiden sollte.<br />

Bereits kurz nach jener Sitzung gründeten Angehörige <strong>der</strong> Alternativen – die Grünen und <strong>der</strong> SP<br />

zusammen mit parteilosen und bürgerlichen Politikerinnen und Politikern das «Komitee grüne<br />

Lunge», welches sich im kommenden Halbjahr um die Organisation des Abstimmungskampfes<br />

kümmern würde. Zwar war niemand von uns direkt in diesem Komitee vertreten, aber wir<br />

engagierten uns trotzdem nach Kräften für ein deutliches NEIN an <strong>der</strong> Urne. Wir verteilten Flyer,<br />

halfen bei <strong>der</strong> Durchführung eines Festes mit und beteiligten uns an öffentlichen Diskussionen.<br />

An <strong>einer</strong> dieser Diskussionen, es war im Casino in Zug und meine <strong>erste</strong> politische Diskussion dieser<br />

Grössenordnung, fasste ich mir ein Herz und meldete mich zu Wort. Ich weiss heute noch, wie ich<br />

mich fühlte, als man mir das Mikrophon entgegenstreckte. <strong>Das</strong> versammelte Publikum – <strong>der</strong> Saal<br />

war voll – blickte zu mir und auch Baudirektor Heinz Tännler (SVP), Alternative-Kantonsrat Martin<br />

Stuber und einige an<strong>der</strong>e, lei<strong>der</strong> weiss ich nicht mehr genau, wer noch alles anwesend war,<br />

schauten mir vom Podium herunter in die Augen. Plötzlich hatte ich all jene Sätze, die ich mir im<br />

Verlaufe <strong>der</strong> Diskussion so schön zurecht gelegt und einstudiert hatte, vergessen. Endlich<br />

erinnerte ich mich blass daran, was ich hatte sagen wollen. Und mein Votum, dass mir selbst zwar<br />

etwas abgehackt und nervös erschien, schien viele Leute zu beeindrucken. Sogar Baudirektor<br />

Heinz Tännler meinte, dieses Votum, mit dessen Inhalt er wohl in k<strong>einer</strong> Weise übereinstimmte,<br />

wolle er «so stehen lassen». Nach <strong>der</strong> Diskussion erhielt ich viele Komplimente, mein Engagement<br />

schien offensichtlich viele Besucherinnen und Besuchern zu beeindrucken. «Motivationsspritze»,<br />

nenne ich das.<br />

Trotz all unseren Bemühungen wurde die «Tangente» vom Zuger Stimmvolk angenommen – die<br />

Erfahrungen, die ich während diesem Abstimmungskampf sammeln konnte, nehme ich zwar mit,<br />

dennoch bleibt aber ein Gefühl <strong>der</strong> Enttäuschung zurück. <strong>Das</strong> Gefühl, wertvolle Zeit vergeudet zu<br />

haben. Nicht gerade eine erneute «Motivationsspritze».<br />

4.2.3 Abstimmungskampf für die Initiative gegen Kriegsmaterialexporte<br />

Auch die Initiative <strong>der</strong> GSoA, die ein schweizweites Exportverbot für Kriegsmaterial bezweckte,<br />

beschäftigte uns. Auch hier verteilten wir Flyer, diesmal aber aus Eigenproduktion. Schon auf <strong>der</strong><br />

Rückseite <strong>der</strong> Einladung zur <strong>Gründung</strong> hatten wir dasselbe Motiv platziert. Ausserdem schrieben<br />

17


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

wir auch zu diesem Thema fleissig Leserbriefe 17 . Trotzdem wollten wir noch etwas mehr machen –<br />

wir wollten eine kurze Aktion, einen sogenannten «Smartmob» organisieren.<br />

Ein «Smartmob» ist eine politisch motivierte, über Online-Communities o<strong>der</strong> Rund-SMS<br />

organisierte, spontan wirkende Aktion, in welcher sich eine grosse Anzahl Menschen zu <strong>einer</strong><br />

bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort für kurze Zeit gleich verhalten und sich danach<br />

wie<strong>der</strong> trennen. 18<br />

Es war eine langwierige und mühsame Vorbereitung. Gemeinsam mit Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Juso Zug,<br />

die uns ihre Unterstützung zusagten, planten wir den genauen Ort (wir entschieden uns für die<br />

Bahnhofshalle im Bahnhof Zug), Zeitpunkt und Ablauf <strong>der</strong> Aktion. Ausserdem mussten wir<br />

genügend Leute informieren. Dies taten wir via Facebook, in dem wir die Aktion als Veranstaltung<br />

eingaben. Jedoch, wie ich (in Kapitel 3.4) schon erwähnt habe, die Anzahl tatsächlich anwesen<strong>der</strong><br />

Leute entspricht oft etwa einem Zehntel <strong>der</strong> auf Facebook angemeldeten Personen. So auch an<br />

diesem Tag. Immerhin waren wir ein halbes Dutzend Leute, die ebenfalls eingeladenen<br />

Medienvertretungen glänzten lei<strong>der</strong> durch Abwesenheit und würdigten unsere Aktion am<br />

nächsten Tag mit keinem einzigen Wort. Trotzdem erregten wir grosse Aufmerksam-keit. Die<br />

Passantinnen und Passanten in <strong>der</strong> Bahnhofshalle in Zug schauten auf jeden Fall ziemlich erstaunt,<br />

als plötzlich jemand mitten im Feierabend-Getümmel in eine Trillerpfeife blies und mehrere Leute<br />

sich auf dieses Signal hin scheinbar spontan zu Boden fallen liessen. Als schliesslich noch jemand<br />

ein grosses, weisses Tuch mit <strong>der</strong> blutroten Botschaft «SCHWEIZER WAFFEN TÖTEN –<br />

WELTWEIT!» über die «Leichen» legte, war wohl allen klar, dass es hier um etwas politisches ging.<br />

Zwei Leute verteilten ausserdem Flyer und erklärten den Sinn unserer Aktion. Nach wenigen<br />

Minuten erhoben wir uns wie<strong>der</strong> und machten uns auf den Heimweg, fast so, als ob nichts<br />

geschehen wäre. Schweizweit hatten an diesem Tag übrigens ähnliche Aktionen stattgefunden, in<br />

Zürich zum Beispiel mit rund 200 Teilnehmenden, was dann glücklicherweise auch das Interesse<br />

<strong>der</strong> Medien wecken konnte. 19<br />

Analysiert man das Abstimmungsresultat, so hätten wir uns diese Aktion lei<strong>der</strong> sparen können –<br />

die Initiative gegen Kriegsmaterialexporte erreichte beim Schweizer Volk keine Mehrheit. Auch<br />

die beiden an<strong>der</strong>en Anliegen kamen nicht so heraus, wie wir es gerne gehabt hätten – die<br />

Minarett-Initiative wurde angenommen, ebenso die Spezialfinanzierung des Luftverkehrs. Alles in<br />

allem war es also ein trauriger Abstimmungssonntag für die Junge Alternative, dennoch hat uns<br />

<strong>der</strong> Abstimmungskampf gezeigt, dass politisches Engagement zwar nicht immer Früchte trägt,<br />

dafür aber durchaus Spass macht und dass man wertvolle Erfahrungen sammeln und neue<br />

Kontakte knüpfen kann. Und ausserdem: Steter Tropfen höhlt den Stein!<br />

17 <strong>Feldmann</strong>, <strong>Jonas</strong>: Waffen töten unschuldige Menschen. In: Neue Zuger Zeitung, 21.11.2009, S. 18.<br />

18 Wikipedia. (18.10.2010).<br />

19 Vgl. Reber, Samuel: Hingelegte Menschen. (20.11.2009).<br />

18


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

4.3 Referendum Galvanik<br />

4.3.1 Vorgeschichte<br />

Kaum waren die Abstimmungsresultate einigermassen verdaut, meldete sich wie<strong>der</strong> die<br />

Jugendkulturraumnot. <strong>Von</strong> m<strong>einer</strong> Tante und Gotte Vroni Straub, Zuger Gemeinde- und<br />

Kantonsrätin (CSP) erhielt ich eine Einladung, am 15. Dezember 2009 die Sitzung des grossen<br />

Gemein<strong>der</strong>ates (GGR) zu besuchen und live dabei zu sein, wenn <strong>der</strong> Rat über den Kredit zur<br />

Sanierung des im September 2008 abgebrannten 20 Kulturzentrums «Galvanik» entscheiden<br />

würde. Dies war uns ein grosses Anliegen, denn die Galvanik war vor jenem Brand nicht nur das<br />

(unter Jugendlichen) beliebteste Zuger Konzert- und Partylokal, son<strong>der</strong>n auch Heimat <strong>der</strong> Zuger<br />

Jugend- und Alternativkultur gewesen. So hatte das Gebäude zum Beispiel auch Übungsräume für<br />

junge Bands zur Verfügung gestellt.<br />

Als dann am 15. Dezember Marco Knobel und ich den Ratssaal betraten, waren wir bei weitem<br />

nicht die einzigen jungen Gäste. Die Bänke waren überfüllt, einige Zuschauerinnen und Zuschauer<br />

mussten sogar stehen. Und die Menge jubelte, als nach kurzer Zeit eine grosse Mehrheit <strong>der</strong><br />

Gemein<strong>der</strong>ätinnen und Gemein<strong>der</strong>äte dem Kredit zustimmte. Einzig die SVP hatte gegen den<br />

Kredit gestimmt und sogar ein Behördenreferendum, also eine Volksabstimmung, gefor<strong>der</strong>t. Doch<br />

auch diese For<strong>der</strong>ung wurde grossmehrheitlich abgelehnt. Vor dem Regierungsgebäude liessen<br />

wir dann die Korken knallen und posierten mit einem grossen Schild mit <strong>der</strong> Aufschrift «Danke»,<br />

gestaltet von Leuten <strong>der</strong> IG Galvanik Zug, für die Medien. Wir waren sehr zufrieden und freuten<br />

uns insgeheim schon auf die Wie<strong>der</strong>eröffnungsparty.<br />

Abb. 7: Jugendliche bedanken sich beim GGR für das deutliche JA zur Galvanik.<br />

20 Vgl. Polizeibericht Galvanik.<br />

(18.10.2010).<br />

19


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

4.3.2 Die SVP ergreift das Referendum<br />

Doch bereits wenige Tage später erreichte uns die Schreckensnachricht: Die SVP habe bereits mit<br />

Unterschriftensammeln für ein Referendum gegen den Galvanik-Kredit begonnen. Dies war für<br />

uns in doppelter Hinsicht eine grosse Enttäuschung: Einerseits würden wir nun wie<strong>der</strong> viel Zeit,<br />

Energie und Geld in ein Anliegen investieren, das eigentlich schon abgehakt gewesen war,<br />

an<strong>der</strong>erseits würde das Referendum, auch wenn es vor dem Volk keine Mehrheit fände, wovon<br />

wir damals schon überzeugt waren, doch zumindest den Baubeginn und damit den Zeitpunkt <strong>der</strong><br />

Wie<strong>der</strong>eröffnungsparty auf unbestimmt nach hinten verschieben.<br />

Um unserer Enttäuschung und unserem Zorn Ausdruck zu verleihen, schrieben wir einen «offenen<br />

Brief» an die SVP Zug. In diesem Brief – darum «offen», weil wir ihn auch an alle Medien<br />

verschickten und in ganz Zug streuten – ermunterten wir sie dazu, ihr Referendum zurückzuziehen<br />

und den Zuger Jugendlichen ihre Galvanik zu gönnen. Ausserdem gründete ich auf eigene Faust<br />

eine Facebook-Gruppe mit dem Titel «Die SVP soll ihr Referendum zurückziehen – wir brauchen<br />

die Galvanik!!!». Als sich nur wenige Tage später mehr als 1000 Leute in dieser Gruppe<br />

angemeldet hatten, wussten wir: Die Zuger Jugend steht in diesem Thema mit Sicherheit hinter<br />

uns und nicht hinter <strong>der</strong> SVP! <strong>Das</strong> Referendum kam uns also eigentlich gerade recht, es bot uns<br />

eine günstige Gelegenheit, uns einen Namen zu schaffen und uns als <strong>Jungpartei</strong> zu profilieren. <strong>Das</strong><br />

Referendum wurde dann auch eingereicht, 739 Unterschriftenhatte die SVP gesammelt. 21<br />

4.3.3 Der Abstimmungskampf<br />

Und so stiegen wir also in den Abstimmungskampf. Denn bereits am 7. März 2010 sollte in <strong>der</strong><br />

Stadt Zug über das Galvanik-Referendum abgestimmt werden. Klar, dass wir uns schon früh mit<br />

allen verfügbaren Mitteln für ein JA an <strong>der</strong> Urne einsetzten! Zwei Berichte, <strong>einer</strong> über unseren<br />

offenen Brief 22 und <strong>einer</strong> über unsere offizielle Stellungnahme, 23 waren bereits vor dem<br />

Einreichen des Referendums in <strong>der</strong> Zuger Zeitung abgedruckt worden. Jetzt aber wollten wir uns<br />

etwas ganz neues überlegen. Wir wollten einen Abstimmungskampf führen, wie ihn Zug noch nie<br />

gesehen hat!<br />

Dies ist natürlich schneller gesagt als getan. Trotzdem gab es im Vorfeld dieser Abstimmung<br />

etwas, das es in Zug es noch nie zuvor gesehen hatte: Zusammen mit den Jungfreisinnigen und<br />

<strong>der</strong> Juso Zug gründeten wir das «Komitee Pro Galvanik» – es war das <strong>erste</strong> (und bis jetzt auch<br />

letzte) Mal, dass sich in Zug drei verschiedene und noch dazu politisch überhaupt nicht verwandte<br />

<strong>Jungpartei</strong>en zu einem gemeinsamen Komitee zusammenschlossen. 24 Nun, mit <strong>der</strong> dreifachen<br />

finanziellen und personellen Kraft, konnten wir etwas unternehmen. Marco Knobel hatte die Idee,<br />

Buttons zu bedrucken und zu verteilen. Er designte sie gleich selber und kurze Zeit später waren<br />

21 Vgl. Anliker, Yvonne: Die Stadt erhielt gleich zwei Päckli. In: Neue Zuger Zeitung. 19.01.2010, S. 27.<br />

22 Anliker, Yvonne: Offener Brief an die SVP. In: Neue Zuger Zeitung, 06.01.2010, S. 19.<br />

23 Anliker, Yvonne: Junge Alternative zeigt sich empört. In: Neue Zuger Zeitung, 28.12.2009, S. 25.<br />

24 Vgl. Anliker, Yvonne: Jung und älter für die Galvanik. In: Neue Zuger Zeitung, 08.02.2010, S. 20.<br />

20


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

wir im Besitz von Ansteckern mit dem Aufdruck «Galvanik – ich säg JA!». Auch unsere Facebook-<br />

Gruppe, die inzwischen fast 2000 Mitglie<strong>der</strong> hatte benannten wir um in «Galvanik – ich säg JA!».<br />

Abb. 8: Die Galvanik-Buttons waren schon sehr bald<br />

ausverkauft.<br />

Diese fast 2000 Leute luden wir via Facebook auch zu <strong>einer</strong> Sitzung im Podium 41 ein. Dort<br />

wollten wir besprechen, was nun noch so alles laufen sollte bis zum 7. März. Vielleicht hatte<br />

jemand ja noch eine zündende Idee? Als wir zur abgemachten Zeit im Podium erschienen, waren<br />

wir am Anfang zu viert. Mit <strong>der</strong> Zeit kamen aber immer mehr Leute dazu und setzten sich zu uns,<br />

so dass wir am Schluss fast den ganzen Raum füllten. An diesem Abend lernten wir die Präsidentin<br />

und die aktiven Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> IG Galvanik Zug kennen und blieben fortan mit ihnen in Kontakt.<br />

Wir erklärten ihnen, was wir zu tun planten und sie erzählten von ihren Plänen. Die meisten<br />

Anwesenden waren über unser Engagement hoch erfreut, doch einige wollten wohl irgendwie<br />

trotzdem nicht, dass sich politische Organisationen in kulturelle Dinge einmischten. Sie<br />

betrachteten uns Politikerinnen und Politiker als diejenigen, die viel reden und nichts tun. Wir<br />

bemühten uns aber, ihnen das Gegenteil zu beweisen.<br />

So verteilten wir auf eigene Faust unsere Buttons und erinnerten Passantinnen und Passanten<br />

immer wie<strong>der</strong> daran, unbedingt für die Galvanik zu stimmen. Gleichzeitig beteiligten wir uns auch<br />

an Aktionen <strong>der</strong> IG Galvanik, so zum Beispiel an <strong>der</strong> Aktion «Eine Arbeitsstunde als Spende».<br />

Passantinnen und Passanten konnten eine «Arbeitsstunde» – also eine Stunde einrichten, aufräumen,<br />

putzen, einfach irgendwie helfen beim Bau <strong>der</strong> neuen Galvanik – spenden, symbolisch<br />

wurden für jede Stunde ein Holzklotz zu einem Haus aufgetürmt. Bei dieser Aktion spendeten wir<br />

im Namen <strong>der</strong> Jungen Alternative gleich pauschal zehn Arbeitsstunden und da gerade ein<br />

Journalist <strong>der</strong> Neuen Zuger Zeitung anwesend war, landeten wir damit sogar in <strong>der</strong> Zeitung. 25<br />

25 Meyer, Falco: Eine Arbeitsstunde als Spende. In: Neue Zuger Zeitung, 07.02.10, S. 23.<br />

21


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

Abb. 9: Ein Klötzchen steht für eine Arbeitsstunde: Die Junge<br />

Alternative spendete <strong>der</strong>en zehn.<br />

4.3.4 Nach <strong>der</strong> Abstimmung<br />

Für die Galvanik hatten wir Jungen Alternativen wohl mehr Zeit und Energie investiert als für alle<br />

Projekte davor zusammen. Und das Engagement zahlte sich aus: Der Kredit zur umfassenden<br />

Sanierung <strong>der</strong> Galvanik wurde mit 61.8 Prozent Ja-Stimmen (5435 JA zu 3362 NEIN) deutlich<br />

angenommen. 26 Mit 55.3 Prozent war übrigens auch die Stimmbeteiligung erfreulich hoch.<br />

Über dieses Resultat waren wir sehr erfreut. Mehr noch, wir waren überglücklich und irgendwie<br />

stolz. Es war unser <strong>erste</strong>r «Erfolg», das <strong>erste</strong> Mal seit langem, dass wir nach <strong>einer</strong> Abstimmung<br />

etwas zu feiern hatten. Es war aber auch ein Erfolg für die ganze Zuger Jugend, nun konnten wir<br />

uns doch noch auf die Eröffnungsparty freuen! In einem Leserbrief dankte ich für das grosse<br />

Vertrauen, das uns die Zugerinnen und Zuger mit diesem Resultat bewiesen hatten. 27 Natürlich<br />

nahmen wir uns auch die Zeit, auf das Resultat anzustossen.<br />

26 Vgl. Stadt Zug.<br />

(24.10.2010).<br />

27 <strong>Feldmann</strong>, <strong>Jonas</strong>: Rentner auf <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Jugend. In: Neue Zuger Zeitung, 10.03.2010, S. 10.<br />

22


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

4.4 An<strong>der</strong>e Abstimmungen im März 2010<br />

Die Galvanik war nicht das einzige Geschäft, über das am 7. März 2010 abgestimmt wurde. Auf<br />

Gemeindeebene hatte das Komitee «Nein zu wahnsinnigen Wohnkosten - Nein zu dieser<br />

sinnlosen Steuerpolitik!», zu dem neben Barbara Gysel vom Gewerkschaftsbund Zug, Rupan<br />

Sivaganesan von <strong>der</strong> Alternative – die Grünen Stadt Zug und Urs Bertschi von <strong>der</strong> SP Stadt Zug<br />

auch ich, als Vertreter <strong>der</strong> Jungen Alternative, dazugehörte, ein Referendum gegen eine erneute<br />

Steuersenkung eingereicht. 763 Unterschriften 28 , das waren ganze 24 mehr als die SVP in <strong>der</strong><br />

gleichen Zeit gegen die Galvanik gesammelt hatte, hatten wir beisammen. Doch das Sammeln war<br />

sehr harzig verlaufen und ich wäre mehrmals beinahe erfroren – immerhin sammelten wir im<br />

Januar! Doch wie so oft wurde unser Engagement nicht belohnt. Mit übermächtigen 66.9 Prozent<br />

aller Stimmen (5719 JA zu 2829 NEIN) 29 wurde die Steuersenkung gutgeheissen.<br />

In Zug wurde auch noch über zwei weitere Vorlagen abgestimmt und zwar ebenfalls auf<br />

Gemeindeebene über die definitive Einführung <strong>der</strong> Ferienbetreuung von Schulkin<strong>der</strong>n (56.9% JA)<br />

und über ein neues Wahlgesetz bzw. die Aufhebung <strong>der</strong> Listenverbindungen (67.5 % JA). 30<br />

Ersteres war – ich bitte um Verzeihung, aber ich hatte wirklich an<strong>der</strong>es zu tun – vollständig an mir<br />

vorbei gegangen und auch für Letzteres hatte ich nicht viel Zeit investiert. Die «alten»<br />

Alternativen hatten sich um dieses Thema gekümmert.<br />

4.5 Aktion gegen Tiefseebohrungen<br />

4.5.1 Vorbereitung<br />

Am Samstag, dem 8. Mai 2010 luden die Grünen Schweiz zur Delegiertenversammlung an <strong>der</strong> Uni<br />

Freiburg. Und da ich selber auch <strong>einer</strong> <strong>der</strong> Zuger Delegierten bin, machte auch ich mich an diesem<br />

Morgen auf nach Freiburg. Bereits im Zug gingen die Diskussionen los. Und das Diskutieren mit<br />

an<strong>der</strong>en Alternativen ist immer etwas Spannendes. Hauptthema an diesem Tag war die<br />

Ölkatastrophe im Golf von Mexiko. Ende April war die Ölplattform «Deep Water Horizon»,<br />

nachdem sie fast zwei Tage lang gebrannt hatte, im Meer versunken. Seither waren bereits riesige<br />

Mengen Rohöl ausgelaufen, ein einzigartiges Ökosystem und die Existenzen vieler Fischerfamilien<br />

waren bedroht. 31 Für uns Zugerinnen und Zuger beson<strong>der</strong>s brisant: Die Firma Transocean, die im<br />

Auftrag von BP die Plattform betreute, hat ihren Hauptsitz im Kanton Zug! 32<br />

28 Vgl. Anliker, Yvonne: Die Stadt erhielt gleich zwei Päckli. In: Neue Zuger Zeitung. 19.01.2010, S. 27.<br />

29 Vgl. Stadt Zug.<br />

(24.10.2010).<br />

30 Vgl. Kanton Zug. <br />

(27.10.2010).<br />

31 Vgl. Kaiser, Tina: Die Katastrophe im Golf von Mexiko. <br />

(18.10.2010).<br />

32 Vgl. Fischer, Marc: Transocean: <strong>Das</strong> Phantom in Zug.<br />

(18.10.2010).<br />

23


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

Wir waren uns schnell einig, dass die Junge Alternative vor jenem Hauptsitz eine Aktion im Stile<br />

<strong>einer</strong> kleinen Demonstration organisieren würde. Noch während <strong>der</strong> ganzen Versammlung<br />

sinnierten wir über den Ablauf, den Ort und nicht zuletzt das Datum unserer Aktion. Am Ende <strong>der</strong><br />

Delegiertenversammlung wurde nämlich stets auch auf kommende Veranstaltungen hingewiesen.<br />

Wir konnten uns also eine Menge Zeit und Energie sparen und alle Delegierten über unsere eben<br />

erst organisierte Aktion informieren. So wussten an jenem Abend bereits alle anwesenden<br />

Medien (dabei neben renommierten Tageszeitungen auch das Schweizer Fernsehen), dass am<br />

Samstag 15. Mai um 13h vor dem Hauptsitz <strong>der</strong> Transocean an <strong>der</strong> Turmstrasse 30 in Steinhausen<br />

eine «Aktion gegen Ölbohrungen in <strong>der</strong> Tiefsee» stattfinden würde. In vielen Zeitungen wurde<br />

deshalb auch auf unsere Aktion auf-merksam gemacht 33 und dazu eingeladen. In diesem<br />

Zusammenhang erschien auch <strong>der</strong> Name «Junge Alternative Zug» immer wie<strong>der</strong>, sozusagen<br />

Gratiswerbung für unser Label!<br />

Bevor wir uns jedoch auf diesen Lorbeeren ausruhen konnten, mussten wir erst noch die Aktion<br />

planen. Wir machten uns auf die Suche nach Partnerinnen und Partnern, die uns bei unserer<br />

Aktion unterstützten – dabei ging es vor allem darum, dass möglichst viele Leute an <strong>der</strong> Aktion<br />

teilnehmen würden und nicht um finanzielle Unterstützung o<strong>der</strong> Mithilfe beim Organisieren. Die<br />

Alternative – die Grünen Zug, die Grünen Schweiz, die Jungen Grünen, die JungsozialistInnen<br />

(Juso) Schweiz inkl. ihrer Zuger Sektion und Greenpeace sagten uns ihre Mithilfe zu. Brigit Landolt<br />

von den «alten» Alternativen half uns mit <strong>der</strong> Gestaltung zweier Transparente, Alternative-<br />

Kantonsrat Andreas Hürlimann und Nationalrat Jo Lang halfen uns mit ihrer Demo-Erfahrung beim<br />

Einholen <strong>der</strong> Bewilligung von <strong>der</strong> Polizei und <strong>der</strong> Gemeinde Steinhausen. Via Rundmails, Facebook<br />

und einigen selbst gedruckten A5-Flyern machten wir weiter auf unsere Aktion aufmerksam.<br />

4.5.2 Aktion<br />

«Es war regnerisch und kalt, als sich am Samstag, dem 15. Mai 2010 am frühen Nachmittag etwa<br />

40 Menschen in Steinhausen versammelten, um gemeinsam vor dem Hauptgebäude <strong>der</strong> Firma<br />

Transocean […] gegen Ölbohrungen in <strong>der</strong> Tiefsee zu demonstrieren.» 34 Dies schrieb ich einige<br />

Tage nach <strong>der</strong> Aktion in einem Artikel fürs Bulletin. Und wir hatten mit dem Wetter wirklich kein<br />

Glück gehabt. Trotzdem waren Leute aus <strong>der</strong> ganzen Schweiz nach Steinhausen gekommen, um<br />

friedlich den Reden von Marco Knobel und Andreas Hürlimann zuzuhören und um zuzusehen, wie<br />

wir jungen Alternativen symbolisch einen «Ölteppich» aus schwarzem Plastik vor den<br />

Haupteingang des Gebäudes legten. Danach wärmten wir uns mit einem heissen Tee, den Marco<br />

im Thermoskrug mitgebracht hatte, wie<strong>der</strong> auf und machten uns auf den Rückweg.<br />

Während <strong>der</strong> ganzen Aktion waren wir beobachtet worden, o<strong>der</strong> wie ich im Bulletin später<br />

schrieb: «Mit dabei waren […] auch die Polizei und viele Medienvertreterinnen und<br />

Medienvertreter. Erstere hatte einen ruhigen Nachmittag und letztere sorgten dafür, dass die<br />

Bil<strong>der</strong> dieser Aktion nicht nur in <strong>der</strong> Schweiz son<strong>der</strong>n auch international die Runde machten. Und<br />

33 Vgl. Dyttrich, Bettina: Keine Bohrungen in <strong>der</strong> Tiefsee! In: Die Wochenzeitung, 13.05.2010, S. 2. und<br />

Redaktion: Am Samstag wird hier protestiert. In: Neue Zuger Zeitung, 14.05.2010, S. 22.<br />

34 <strong>Feldmann</strong>, <strong>Jonas</strong>: Keine Ölbohrungen in <strong>der</strong> Tiefsee. In: Bulletin, 06.2010, S. 18.<br />

24


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

mit den Bil<strong>der</strong>n die klaren Worte: Wir for<strong>der</strong>n von Transocean das Ende von Ölbohrungen in <strong>der</strong><br />

Tiefsee und von unseren Behörden for<strong>der</strong>n wir, die Steuererträge von Transocean aus dem<br />

Geschäftsjahr 2009 den Opfern <strong>der</strong> Ölkatastrophe zu überweisen.»<br />

Abb. 10 und 11: Trotz heftigem Regen fanden viele Leute den Weg nach Steinhausen.<br />

4.5.3 Berichterstattung in den Medien<br />

Die Berichterstattung in den Medien verlief also so, wie wir uns das gewünscht hatten. Zahlreiche<br />

Zeitungsartikel in <strong>der</strong> ganzen Schweiz befassten sich mit uns und Bil<strong>der</strong> von unseren Transparenten<br />

machten die Runde. Noch heute findet, wer mit Google nach «Junge Alternative Zug»<br />

sucht, unter den <strong>erste</strong>n zehn Ergebnissen zwei Berichte zu jener Aktion. 35 Auch international<br />

wurde von unserer Aktion berichtet, so hiess es zum Beispiel in <strong>der</strong> Onlineausgabe <strong>der</strong> «New York<br />

Times»: «Members of the Green Party protested on May 15 outside Transocean's headquarters in<br />

Zug, Switzerland 36 .» 37 Sie können sich wohl vorstellen, wie man sich fühlt, wenn man in <strong>der</strong> «New<br />

York Times» erwähnt wird!<br />

Bei unserer Aktion war auch das Schweizer Fernsehen anwesend. Allerdings wurden wir we<strong>der</strong> in<br />

<strong>der</strong> Tagesschau noch in an<strong>der</strong>en Livesendungen erwähnt. Am 20. Mai wurde jedoch ein Dokumentarfilm<br />

mit dem Titel «Die Jagd nach Öl» 38 ausgestrahlt, in welchem auch während zehn<br />

Sekunden mit Filmaufnahmen und Kommentar von unserer Aktion berichtet wird. Wir hatten es<br />

also auch noch ins Fernsehen geschafft!<br />

35 Google. (18.10.2010).<br />

36 Deutsche Übersetzung: «Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Grünen Partei protestierten am 15. Mai vor dem Hauptquartier<br />

<strong>der</strong> Transocean in Zug, Schweiz.»<br />

37 Krauss, Clifford und Zeller, Tom: A Behind-the-Scene Firm Is Caught in the Spotlight.<br />

(25.10.2010).<br />

38 Bieri, Beat und Sallin, Belinda: Die Jagd nach Öl. (20.05.2010).<br />

25


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

5 Vor den Wahlen<br />

5.1 Wir kandidieren!<br />

«Mittlerweile ist es etwa neun Monate her, seit die Junge Alternative Zug gegründet wurde. In<br />

diesen neun Monaten ist viel passiert, es wurde viel gearbeitet, geschrieben, diskutiert und<br />

nachgedacht. Aus <strong>einer</strong> kleinen Gruppe gleichgesinnter Jugendlicher ist in dieser Zeit eine<br />

politische Jugendorganisation, eine einflussreiche und aktive Partei entstanden.» 39 Mit diesen<br />

Worten – eine Art Bilanz über die bisherige Entwicklung <strong>der</strong> Jungen Alternative – leitete ich einen<br />

Artikel ein, <strong>der</strong> im September 2010 im Bulletin abgedruckt wurde. <strong>Das</strong> Thema des Artikels: Die<br />

Wahlen 2010.<br />

Denn <strong>der</strong> 3. Oktober war in Zug Wahlsonntag, diesmal sogar ein sogenannter «Super Sunday» –<br />

das heisst, auf kantonaler Ebene und auch in allen Zuger Gemeinden wurden die legislativen und<br />

exekutiven Behörden neu gewählt. Auch wir jungen Alternativen stellten – wer hätte das an <strong>der</strong><br />

<strong>Gründung</strong>sversammlung vor zehn Monaten gedacht – insgesamt fünf Kandidierende auf vier<br />

verschiedenen Listen zur Wahl: Marco Knobel und Tanja-Natalie Knecht standen auf <strong>der</strong> Chamer<br />

Kantonsratsliste, Levin Schmid bewarb sich in Steinhausen für den Kantonsrat, ebenfalls in den<br />

Kantonsrat wollte Andreas Lustenberger aus Baar und Salomé Zehn<strong>der</strong> stellte sich für eine Wahl<br />

in den grossen Gemein<strong>der</strong>at <strong>der</strong> Stadt Zug zur Verfügung.<br />

Die Idee, nach noch nicht einmal einem ganzen <strong>Jahr</strong> bereits bei den Wahlen mitzumischen, war<br />

nicht neu. Bereits an unserer <strong>Gründung</strong>sversammlung hatte uns die anwesende Journalistin<br />

(Yvonne Anliker) die Frage gestellt, ob vielleicht jemand von uns schon bei den nächsten Wahlen<br />

kandidieren würde. Und wahrheitsgetreu antworteten wir damals: «Darüber haben wir uns<br />

eigentlich noch keine Gedanken gemacht, aber nichts ist unmöglich! Ob wir aber überhaupt eine<br />

geeignete Kandidatin o<strong>der</strong> einen geeigneten Kandidaten finden, sehen wir dann in einem halben<br />

<strong>Jahr</strong>.», was von <strong>der</strong> Journalistin als «Auch die Wahlen im nächsten <strong>Jahr</strong> sind für die junge Partei<br />

kein Tabu. Man werde dieses Thema sicher diskutieren.» 40 interpretiert wurde.<br />

Nun hatten wir selbst unsere kühnsten Erwartungen übertroffen und freuten uns, den Zugerinnen<br />

und Zugern fünf aktive, engagierte, qualifizierte Personen zu präsentieren. Natürlich konnten wir<br />

keine eigenen Listen füllen und waren wie<strong>der</strong> einmal auf die Hilfe <strong>der</strong> «alten» Alternativen<br />

angewiesen: Unsere Leute kandidierten einfach auf <strong>der</strong> Alternativen Liste <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Gemeinde. Diese Listen hiessen nun sogar «Liste KriFo Alternative Cham und Junge Alternative»,<br />

«Liste Alternative – die Grünen Baar und Junge Alternative» und «Liste Grüne Steinhausen und<br />

Junge Alternative» 41 , ausser in <strong>der</strong> Stadt Zug wurden also die jungen Kandidierenden bereits im<br />

Listennamen angekündigt.<br />

39 <strong>Feldmann</strong>, <strong>Jonas</strong>: Wir kandidieren! In: Bulletin, 09.2010, S. 21.<br />

40 Anliker, Yvonne: Wir kämpfen für unsere Zukunft. In: Neue Zuger Zeitung, 06.11.2009, S. 22.<br />

41 Vgl. Diezugkunft. (18.10.2010).<br />

26


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

Unter diesen Bedingungen stiegen wir nach den Sommerferien voller Energie, Tatendrang und<br />

kreativen Ideen in den Wahlkampf. Unser Ziel: Gemeinsam mit den «alten» Alternativen<br />

Wahlerfolge feiern und ab nächstem <strong>Jahr</strong> in einem Parlament vertreten sein.<br />

5.2 Unsere Kandidatinnen und Kandidaten<br />

5.2.1 Tanja Natalie Knecht<br />

Abb. 12: Tanja Natalie Knecht<br />

Tanja Natalie Knecht ist 24 <strong>Jahr</strong>e alt, wohnt in Cham und befindet sich in <strong>der</strong> Ausbildung zur<br />

Primarlehrerin. Ausserdem arbeitet sie nebenbei als ausgebildete Musical-Darstellerin. Sie ist<br />

Mitglied bei den Jungen Alternativen und beim KriFo in Cham. Früher war sie ausserdem als Pfadi-<br />

Leiterin engagiert. Tanja Natalie Knecht kandidierte in Cham für den Kantonsrat. 42<br />

42 Vgl. Diezugkunft. <br />

(27.10.10).<br />

27


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

5.2.2 Marco Knobel<br />

Abb. 13: Marco Knobel<br />

Marco Knobel ist 23 <strong>Jahr</strong>e alt, wohnt in Cham und arbeitet als Polygraf. Er ist <strong>Gründung</strong>smitglied<br />

und Co-Präsident <strong>der</strong> Jungen Alternative Zug und Vorstandsmitglied beim KriFo Cham sowie bei<br />

<strong>der</strong> Alternative – die Grünen Kanton Zug. Marco Knobel kandidierte in Cham für den Kantonsrat. 43<br />

5.2.3 Andreas Lustenberger<br />

Abb. 14: Andreas Lustenberger<br />

Andreas Lustenberger ist 24 <strong>Jahr</strong>e alt, wohnt in Baar und studiert nun nach s<strong>einer</strong> Berufsausbildung<br />

zum kaufmännischen Angestellten Geographie an <strong>der</strong> Universität Zürich. Neben s<strong>einer</strong><br />

Mitgliedschaft bei den Alternativen Baar engagiert er sich auch als Hauptleiter <strong>der</strong> Wölflistufe in<br />

Baar. Andreas Lustenberger kandidierte in Baar für den Kantonsrat. 44<br />

43 Vgl. Diezugkunft. (27.10.10).<br />

44 Vgl. Diezugkunft. <br />

(27.10.10).<br />

28


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

5.2.4 Levin Schmid<br />

Abb. 15: Levin Schmid<br />

Levin Schmid ist 20 <strong>Jahr</strong>e alt, wohnt in Steinhausen und besucht zurzeit noch die FMS in Zug. Er ist<br />

<strong>Gründung</strong>smitglied <strong>der</strong> Jungen Alternative Zug und arbeitet da auch im Vorstand mit. Ausserdem<br />

engagiert er sich als Leiter bei <strong>der</strong> Jungwacht. Levin Schmid kandidierte in Steinhausen für den<br />

Kantonsrat. 45<br />

5.2.5 Salomé Zehn<strong>der</strong><br />

Abb. 16: Salomé Zehn<strong>der</strong><br />

Salomé Zehn<strong>der</strong> ist 26 <strong>Jahr</strong>e alt, wohnt in Zug und arbeitet als Reprografin. Sie ist <strong>Gründung</strong>smitglied<br />

<strong>der</strong> Jungen Alternative Zug und arbeitet seit Beginn aktiv im Vorstand mit. Salomé<br />

Zehn<strong>der</strong> kandidierte in Zug für den GGR. 46<br />

45 Vgl. Diezugkunft. <br />

(27.10.10).<br />

46 Vgl. Diezugkunft. <br />

(27.10.10).<br />

29


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

5.3 «Grüen isch geil!» - die Junge Alternative macht Wahlkampf<br />

Es war schwierig, in den Wochen kurz vor den Wahlen durch die Stadt zu spazieren, ohne von<br />

Kandidierenden aus mindestens drei verschiedenen Parteien angesprochen zu werden. Sie alle<br />

wollten das Stimmvolk noch im letzten Moment von ihrer politischen Kompetenz überzeugen. Mit<br />

Schokolade zum Beispiel, o<strong>der</strong> mit Äpfeln, Brötchen, Blumen, Handcreme, Taschentüchern,<br />

Bratwürsten, Bier – ja sogar mit Teppichmessern! 47 Daneben strahlten auf Flyern und Plakaten die<br />

Kandidatinnen und Kandidaten.<br />

Wenn wir in einem solchen Wahlkampf also positiv auffallen und aus <strong>der</strong> Menge herausstechen<br />

wollten – und das wollten wir auf jeden Fall – mussten wir eine zündende Idee haben. Und diese<br />

hatten wir: Als «Giveaway» wollten wir grüne Kondome verteilen und mit dem Slogan «Grüen isch<br />

geil!» Jugendliche und Junggebliebene ansprechen. Bei <strong>einer</strong> deutschen Firma konnten wir zu<br />

günstigen Konditionen 1000 solche Kondome (wirklich grün und mit Apfelgeschmack) mit Kartonverpackung,<br />

welche wir sogar noch teilweise bedrucken konnten, bestellen. Auch eine kleine<br />

Menge an Flyern mit allen fünf Kandidierenden wurde gedruckt.<br />

Abb. 17 und 18: Wahlmaterial <strong>der</strong> Jungen Alternative Zug: Kondom (links) und Flyer (rechts)<br />

Am 28. August 2010 fand eine Delegiertenversammlung <strong>der</strong> Grünen Partei Schweiz in Baar statt.<br />

Marco und ich waren als Delegierte dabei und Marco hatte nur wenige Tage zuvor die Kondome<br />

bekommen und nun einen ganzen Karton davon dabei. So wurde diese DV für uns zur «Premiere»,<br />

wie<strong>der</strong> einmal konnten wir von <strong>der</strong> Anwesenheit <strong>der</strong> Medien profitieren und unsere Kondome<br />

grosszügig verteilen. Auch an an<strong>der</strong>e Delegierte verteilten wir Kondome und die Vertreterinnen<br />

und Vertreter <strong>der</strong> Grünen Kantonalparteien und auch <strong>der</strong> Jungen Grünen waren somit bestens<br />

über unsere Aktion informiert.<br />

Nun brauchten wir unsere Kondome nur noch dem Zuger Stimmvolk zu verteilen. <strong>Das</strong><br />

Gratisopenair «Rock the docks», das an diesem Wochenende in Zug stattfand, kam uns da gerade<br />

47 Vgl. Holz, Wolfgang: Was dem Volk so geschenkt wird. In: Neue Zuger Zeitung, 29.08.2010, S. 25.<br />

30


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

sehr gelegen. Noch am selben Abend spazierten wir zuerst im Openairgelände und nachdem wir<br />

von den Organisatoren darauf aufmerksam gemacht wurden, dass «was wir da taten streng<br />

genommen nicht legal wäre» ausserhalb des offiziellen Geländes herum und verteilten<br />

massenweise Kondome. Die Reaktionen waren zumeist so, wie wir sie erwartet hatten: Erst<br />

Stirnrunzeln und die Frage «Was ist das?», dann Lachen. Übrigens, nicht nur Pubertierende,<br />

son<strong>der</strong>n auch ältere Festivalbesucherinnen und –besucher amüsierten sich über unsere kleinen<br />

Giveaways. Nachdem wir so in kürzester Zeit eine grosse Menge an Kondomen unter die Leute<br />

bringen konnten, beschlossen wir, dass die Kandidierenden nun auf eigene Faust in ihren<br />

Gemeinden weiter verteilen würden.<br />

Auch die Medien reagierten auf unsere Aktion: Nach einem Telefonanruf <strong>einer</strong> 20Minuten-<br />

Redaktorin ging alles sehr schnell, eine Stunde später posierte Levin Schmid bereits mit einem<br />

Kondom vor <strong>der</strong> Kamera und am nächsten Tag erschien in <strong>der</strong> Gratiszeitung (sowohl auf Papier als<br />

auch online) ein ausführlicher Bericht über unsere Aktion. 48 Auch <strong>der</strong> Radiosen<strong>der</strong> DRS3 erwähnte<br />

mehrmals unsere Wahlkampfaktion, einmal sogar im Satiremagazin und Podcast «Peter<br />

Schnei<strong>der</strong>». Schnei<strong>der</strong>s Kommentar zu unserer Aktion: «Was interessiert junge Menschen mehr<br />

als Kondome?» 49 . Und auch wir so etwas ins schlechte Licht gerückt wurden, waren wir froh um<br />

jegliche Publicity!<br />

Abb. 18: Levin Schmid posiert mit Kondom.<br />

48 Schnüriger, Rahel: Alternative starten mit «Potenz» in den Wahlkampf. In: 20 Minuten Luzern,<br />

06.09.2010, S. 3.<br />

49 DRS3, Podcast Peter Schnei<strong>der</strong> Plus. <br />

(17.09.2010).<br />

31


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

Am Sponsorenlauf <strong>der</strong> Alternative – die Grünen, <strong>der</strong> am 11. September 2010 stattfand, waren wir<br />

Jungen ebenfalls präsent, sammelten mit Pedalofahren Geld und verteilten Kondome und Flyer.<br />

Etwas blieb mir beson<strong>der</strong>s in Erinnerung: Als ich <strong>einer</strong> jungen Frau ein Kondom und einen Flyer in<br />

die Hand drückte, sagte sie: «Ah, das sind jetzt eben diese Kondome!». Dieser Satz bewirkte sehr<br />

viel: Er stimmte mich zuversichtlich für die Wahlen am 3. Oktober.<br />

Trotz all dieser Bemühungen war es uns von Anfang an wichtig gewesen, dass wir den Wahlkampf<br />

nicht überbewerteten. Demensprechend ging es bei unserer Wahlkampagne nicht darum, irgendjemanden<br />

von unseren Ansichten zu überzeugen – das wollten wir mit ehrlicher Sachpolitik und<br />

unseren verschiedenen Engagements erreichen – son<strong>der</strong>n darum, den Namen «Junge Alternative»<br />

noch einmal in die Medien zu bringen und auf unsere Kandidatinnen und Kandidaten<br />

aufmerksam zu machen. Denn ehrlich gesagt glaube – o<strong>der</strong> hoffe – ich nicht, dass eine Partei mit<br />

Plakaten und Geschenken viele Stimmen macht, das Wichtigste ist immer noch die Arbeit in den<br />

Nichtwahljahren. Wie Jo Lang einmal an <strong>einer</strong> Sitzung <strong>der</strong> Alternativen sagte: «Der beste<br />

Wahlkampf ist <strong>der</strong> Nichtwahlkampf!»<br />

5.4 Wahlchancen<br />

5.4.1 Offene Fragen<br />

Bald sollte in Zug also gewählt werden. Und Wahlen sind immer ein Grund für Spekulationen und<br />

Prophezeiungen. Nur in Zug schien irgendwie niemand eine Ahnung zu haben, wie die Parlamente<br />

und die Exekutivbehörden nach den Wahlen aussehen würden. Zu viele Fragen waren offen, um<br />

überhaupt eine Prognose machen zu können: Wie werden die Zugerinnen und Zuger aufs neue<br />

Wahlsystem reagieren? Wem werden die Grünliberalen, die in diesem <strong>Jahr</strong> zum <strong>erste</strong>n Mal<br />

kandidieren, Stimmen abjagen? Haben die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger bei so vielen<br />

Kandidierenden überhaupt noch die Übersicht?<br />

Für mich und für diese Arbeit stand noch eine an<strong>der</strong>e Frage im Vor<strong>der</strong>grund: Hat eine Kandidatin<br />

o<strong>der</strong> ein Kandidat <strong>der</strong> Jungen Alternative eine Chance, gewählt zu werden? Um diese Frage zu<br />

klären, habe ich verschiedene Interviews durchgeführt. Einerseits mit den Kandidierenden selbst,<br />

an<strong>der</strong>erseits mit Frau Yvonne Anliker, Journalistin und Politikexpertin <strong>der</strong> Neuen Zuger Zeitung.<br />

5.4.2 Interviews mit den Kandidierenden<br />

In den Interviews mit den fünf Kandidierenden wollte ich jeweils wissen, wieso gefragte Person<br />

überhaupt kandidiert, ob er/sie gewählt werden will, wie viel Wahlkampf er/sie betreibt, wie<br />

er/sie persönlich seine/ihre Wahlchancen beurteilt und was sich än<strong>der</strong>n würde, wenn er/sie<br />

gewählt würde. Im Folgenden eine Auswahl <strong>der</strong> Antworten: 50<br />

50 Die vollständigen Interviews finden Sie im Anhang (Kapitel 10.2).<br />

32


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

• Wieso steht Dein Name auf <strong>der</strong> Liste?<br />

«Ich möchte meinen Beitrag leisten, eine nachhaltigere, soziale Gesellschaft zu schaffen.» (Marco<br />

Knobel)<br />

«Ich wurde angefragt, ob ich helfen will, die Liste zu füllen.» (Salomé Zehn<strong>der</strong>)<br />

• Möchtest Du gewählt werden?<br />

«Gute Frage… Einerseits ja, denn Politik interessiert mich sehr und es wäre bestimmt eine neue,<br />

spannende Herausfor<strong>der</strong>ung. An<strong>der</strong>erseits hätte ich schlichtweg fast zu wenig Zeit und mein<br />

Terminplaner wäre dann noch voller.» (Levin Schmid)<br />

«Eigentlich nicht unbedingt. Es hatte denn auch etwas Überredungskunst gebraucht, bis ich zugesagt<br />

hatte, zu kandidieren. Sollte ich aber gewählt werden, werde ich die Wahl annehmen, um die<br />

Leute nicht zu enttäuschen, die auf mich gesetzt haben.» (Salomé Zehn<strong>der</strong>)<br />

«Ganz ehrlich: Ich reisse mich nicht darum. Würde ich gewählt werden, so würde ich mich freuen<br />

und für mein Amt vollen Einsatz geben. Aber es hätte halt auch Kehrseiten: Die Leute kennen<br />

dich, du kannst nicht voll arbeiten und im Studium bist du auch eingeschränkt. In <strong>der</strong> jetzigen<br />

Position kann ich viel provokativer auftreten und unkonventioneller für unsere Themen<br />

einstehen.» (Marco Knobel)<br />

• Wie viel Wahlkampf betreibst Du? Auf welche Art und Weise tust Du das?<br />

«Ich habe vor allem versucht, Junge anzusprechen und habe ihnen unsere grünen Kondome und<br />

Flyer mitgegeben.» (Marco Knobel)<br />

«Nicht viel, weil ich ja nicht unbedingt gewählt werden will.» (Salomé Zehn<strong>der</strong>)<br />

• Wie beurteilst Du Deine Wahlchancen?<br />

«Ich denke, meine Wahlchancen sind relativ klein, denn unsere Liste ist mit guten Personen<br />

besetzt, gegen die ein „Neuer“ nicht so leicht ankommt.» (Levin Schmid)<br />

«So lala. […] Ich müsste wirklich recht viele Junge dazu bringen, mich zu wählen, viele Junge<br />

wählen heute aber nicht mehr links…» (Marco Knobel)<br />

«Gering. <strong>Das</strong> einzige was einen Ausschlag geben könnte, ist, dass vielleicht einige meine Mutter<br />

und meine Schwester kennen (die beide ebenfalls für die Alternative 7 bzw. 4 <strong>Jahr</strong>e im GGR<br />

sassen).» (Salomé Zehn<strong>der</strong>)<br />

33


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

• Was würde sich än<strong>der</strong>n, wenn Du gewählt würdest?<br />

«Dann hätte ich einmal im Monat GGR-Sitzung. Weiteres überlege ich mir erst, wenn es dann<br />

soweit wäre.» (Salomé Zehn<strong>der</strong>)<br />

«Ob sich etwas än<strong>der</strong>n würde, kann ich nicht sagen. Da ich ja für die Junge Alternative kandidiere<br />

und wir eine Jugendpartei sind, würde ich mich sicher speziell für Jugendanliegen einsetzen.»<br />

(Levin Schmid)<br />

5.4.3 Interview mit Yvonne Anliker<br />

Vom Interview mit Yvonne Anliker 51 erhoffte ich mir, die Meinung <strong>einer</strong> objektiven Beobachterin,<br />

<strong>einer</strong> unvoreingenommenen Expertin einzuholen. Als Journalistin <strong>der</strong> Neuen Zuger Zeitung hat sie<br />

den Wahlkampf sehr nah begleitet, Nominationsversammlungen von links nach rechts besucht<br />

und mit Politikerinnen und Politikern aus allen Lagern geplau<strong>der</strong>t. Ausserdem war sie im letzten<br />

<strong>Jahr</strong> unsere Ansprechpartnerin bei <strong>der</strong> Neuen Zuger Zeitung und kann so am besten beurteilen,<br />

ob wir unser Ziel «die Junge Alternative Zug bekannt zu machen» erreicht haben.<br />

Während dem Interview, das am 24. September 2010 im Redaktionsgebäude <strong>der</strong> Neuen Zuger<br />

Zeitung in Zug stattfand, erwähnte Yvonne Anliker, dass die Jungen Alternativen im Vergleich zu<br />

an<strong>der</strong>en Zuger <strong>Jungpartei</strong>en im letzten <strong>Jahr</strong> sehr viele Medienmitteilungen verschicken, dies vor<br />

allem anlässlich <strong>der</strong> Galvanik-Abstimmung im März 2010. In letzter Zeit sei es aber etwas ruhiger<br />

geworden um uns. Aber ich freute mich auf jeden Fall, zu hören, dass die Junge Alternative in <strong>der</strong><br />

Redaktion <strong>der</strong> Neuen Zuger Zeitung bereits bestens bekannt und etabliert sei. Eines unserer Ziele<br />

wäre damit schon erreicht.<br />

Im Folgenden befragte ich sie auch über den laufenden Wahlkampf. Ihre Antwort, <strong>der</strong> diesjährige<br />

Wahlkampf sei «lasch» und «katastrophal langweilig» überraschte mich zwar, ist allerdings gut<br />

nachzuvollziehen. Aus Sicht <strong>einer</strong> neutralen, politisch interessierten Person muss es wirklich eine<br />

Katastrophe gewesen sein, anstelle von Inhalten und parteienübergreifenden Podien setzten viele<br />

Parteien auf Werbeveranstaltungen und «Giveaways». Und damit waren wir auch schon beim<br />

nächsten Thema: Bei unseren Kondomen. Yvonne Anliker hatte schon von ihnen gehört, ja sie<br />

hatte sogar durch diese Kondome erfahren, dass wir überhaupt kandidierten! Als ich sie aber<br />

fragte, was sie denn von dieser ungewöhnlichen Wahlkampagne hielt, wurde sie nachdenklich. Sie<br />

hielt zwar fest, dass es eine witzige Idee sei und dass sie selbst zuerst auch habe lachen müssen.<br />

Trotzdem seien Kondome für eine <strong>Jungpartei</strong> schon fast etwas zu klischeehaft, meinte sie und<br />

wies darauf hin, dass theoretisch jede <strong>Jungpartei</strong> Kondome verteilen konnte, da diese nicht<br />

unbedingt die Junge Alternative repräsentieren.<br />

Die nächste Frage, die Frage nach dem Wahlausgang, konnte auch die Expertin nicht<br />

beantworten. Sie prognostizierte jedoch, dass es mit <strong>der</strong> Kandidatur <strong>der</strong> Grünliberalen zu<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im Kantonsrat und im GGR kommen würde, dass alle bisherigen Regierungsräte<br />

51 <strong>Das</strong> vollständige Interview finden Sie im Anhang (Kapitel 10.2).<br />

34


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

wie<strong>der</strong> gewählt würden und dass es im Stadtrat zu Verän<strong>der</strong>ungen kommen könnte, nämlich dass<br />

die SVP dort einen Sitz machen könnte. Auch einen dritten linken Stadtratssitz schloss sie nicht<br />

aus.<br />

Und da waren wir bereits bei <strong>der</strong> Schlüsselfrage, <strong>der</strong> Frage nach den Wahlchancen für uns Junge<br />

Alternative. Nachdem sie lange nachgedacht hatte, meinte Yvonne Anliker: «Ja, ich denke, in Zug<br />

besteht eine Chance, gewählt zu werden. In an<strong>der</strong>en Gemeinden, je nach Listenplatz, eher nicht.<br />

Und zwar einfach von <strong>der</strong> internen Reihenfolge her. Eure Listen werden zwar wohl Sitze machen,<br />

aber in kl<strong>einer</strong>en Gemeinden werden dann nur die Vord<strong>erste</strong>n auf den jeweiligen Listen gewählt,<br />

das sind bei euch wohl eher jene aus <strong>der</strong> älteren Generation.» Ihrer Ansicht nach hatte also nur<br />

Salomé Zehn<strong>der</strong> eine reelle Chance in den GGR gewählt zu werden, die an<strong>der</strong>en vier würden die<br />

Wahl in den Kantonsrat eher nicht schaffen. Ausserdem, fügte sie hinzu, könnten junge Leute im<br />

GGR fast mehr bewirken als im Kantonsrat, weil die Themen dort weniger abstrakt und viel<br />

konkreter wären. Doch diesen Gedanken egalisierte sie gleich wie<strong>der</strong>, da sie hinzufügte, wir<br />

Jungen sollten uns ruhig auch zu abstrakten Themen äussern. Schliesslich wären wir diejenigen,<br />

die in zwanzig <strong>Jahr</strong>en vor grossen Problemen stehen würden.<br />

5.4.4 Wahlchancen<br />

Im muss zugeben, auch nach den Interviews mit den Kandidierenden und mit <strong>einer</strong> Expertin fiel es<br />

mir schwer, eine Prognose für die Wahlen festzuhalten. Wahrscheinlich würde es jedoch so sein,<br />

wie Yvonne Anliker es bereits gesagt hat: Die grösste Chance auf eine Wahl bot sich in <strong>der</strong> Stadt<br />

Zug, zumal die dort kandidierende Salomé Zehn<strong>der</strong>, wie sie selbst bei ihrem Interview zugeben<br />

musste, davon profitieren konnte, dass auch schon ihre Mutter und ihre Schwester für die<br />

Alternativen im GGR sassen.<br />

Für Tanja Natalie Knecht und Marco Knobel in Cham würde es sehr schwierig. <strong>Das</strong>s das Kritische<br />

Forum (KriFo), die Chamer Sektion <strong>der</strong> Alternative – die Grünen, mehr als einen Kantonsratssitz<br />

machen könnte, schien mir doch etwas sehr optimistisch. Und ob sich erfahrene Leute von uns<br />

Jungen überholen liessen? Höchstens Marco Knobel, <strong>der</strong> dank seinem Engagement als Co-<br />

Präsident <strong>der</strong> Jungen Alterative und als Vorstandsmitglied des KriFo bekannter ist, traute ich eine<br />

minimale Wahlchance zu.<br />

In Steinhausen sah es ähnlich aus. Neben Andreas Hürlimann, <strong>der</strong> als bisheriger Kantonsrat und<br />

Co-Präsident <strong>der</strong> Alternative – die Grünen Zug m<strong>einer</strong> Ansicht nach von Anfang an gesetzt war,<br />

kandidierten die erfahrene Edith Seger Nie<strong>der</strong>hauser und <strong>der</strong> junge Levin Schmid. Und auch hier<br />

war nicht einmal sicher, ob <strong>der</strong> zweite Sitz gehalten werden kann. Wenn ja, würde er wohl eher<br />

an die erfahrene Kandidatin gehen.<br />

In Baar sah die Situation gleich aus. Hier kandidierten auch die Grünliberalen und würden den<br />

Alternativen ohne Zweifel Stimmen abjagen. So würden die Alternativen auf keinen Fall mehr als<br />

die bisherigen zwei Sitze machen. Und auch hier würde es dem jungen Andreas Lustenberger<br />

schwer fallen, mehr Stimmen zu erreichen als die bisherigen und erfahrenen Kräfte.<br />

35


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

Auch wenn diese Prognosen etwas pessimistisch erscheinen, ich schaute den Wahlen voller<br />

Spannung entgegen. Wer weiss, vielleicht würde uns ja doch noch <strong>der</strong> Exploit gelingen?<br />

5.5 Jetzt wird gewählt<br />

Am 3. Oktober 2010 war es soweit, im Kanton Zug wurden die Stimmen ausgezählt, die die<br />

Stimmbürgerinnen und Stimmbürger abgegeben o<strong>der</strong> eingeschickt hatten. Ein grosses Team von<br />

Wahlhelferinnen und Wahlhelfern sorgte für einen reibungslosen Ablauf und für eine schnelle<br />

Erfassung <strong>der</strong> Resultate.<br />

Nun würde es also ernst gelten, für die Junge Alternative. Fünf Kandidierende in vier Gemeinden<br />

schickten wir ins Rennen und obwohl sich alle fünf kaum Chancen für eine Wahl ausrechneten,<br />

war ich am Mittag des Wahltages noch sehr zuversichtlich. Hoffnungsvoll erwartete ich <strong>erste</strong><br />

Resultate.<br />

36


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

6 Nach den Wahlen<br />

6.1 Wahltag ist Zahltag – <strong>der</strong> Wahlausgang<br />

Erwartungsgemäss dauerte es lange, bis am Sonntag, 3. Oktober 2010 die <strong>erste</strong>n Wahlergebnisse<br />

veröffentlicht wurden. Die deutliche Bestätigung von Dolfi Müller als Zuger Stadtpräsident war<br />

das <strong>erste</strong>, was ich am Nachmittag via Teletext des Schweizer Fernsehens erfuhr. 52 Noch ahnte ich<br />

nichts, von <strong>der</strong> Wahlnie<strong>der</strong>lage <strong>der</strong> Alternativen in Zug.<br />

Kurz vor 17Uhr erreichte mich die Nachricht, dass die Alternativen sowohl in Baar als auch in<br />

Steinhausen je einen Kantonsratssitz einbüssen mussten und dass die beiden jungen Alternativen<br />

Andreas Lustenberger (Baar, 540 Stimmen 53 ) und Levin Schmid (Steinhausen, 843 Stimmen 54 )<br />

nicht gewählt wurden. Um 17Uhr machte ich mich auf den Weg in den Siehbachsaal in Zug, wo die<br />

Mitglie<strong>der</strong> und die Kandidatinnen und Kandidaten <strong>der</strong> Alternative – die Grünen sich an jenem<br />

Nachmittag trafen, um die Wahlergebnisse gemeinsam zu erwarten, zu diskutieren und je nach<br />

dem zu feiern o<strong>der</strong> einan<strong>der</strong> zu trösten. Auch wir Jungen hatten uns dort verabredet. Als ich dort<br />

ankam, waren alle nie<strong>der</strong>geschlagen. Der Grund: Auch in Oberägeri und in Hünenberg hatten wir<br />

je einen Kantonsratssitz verloren.<br />

<strong>Das</strong> war jedoch noch nichts im Vergleich zur Schreckensnachricht, die uns kurze Zeit später<br />

erreichte: Patrick Cotti (Alternative) war als Regierungsrat nicht wie<strong>der</strong>gewählt worden und<br />

Stephan Schleiss (SVP) würde seinen Platz einnehmen. Der restliche Regierungsrat wurde<br />

bestätigt. Die SVP-Liste hatte übrigens nur gerade 3000 Stimmen mehr als die linke Liste erhalten.<br />

Ein minimaler Rückgang im Stimmenanteil hatte also dafür gesorgt, dass eine Bestätigung des vor<br />

vier <strong>Jahr</strong>en knapp gewonnenen zweiten Sitzes nun knapp verpasst wurde. 55<br />

Auch die Resultate aus Cham wurden veröffentlicht: Marco Knobel mit 495 und Tanja Natalie<br />

Knecht mit 407 Stimmen 56 waren zwar beide nicht gewählt worden, aber immerhin war kein<br />

weiterer Sitz verloren gegangen.<br />

Ganz zum Schluss wurden auch noch die Resultate aus <strong>der</strong> Stadt Zug publiziert: Salomé Zehn<strong>der</strong><br />

hatte mit 1229 Stimmen 57 nicht verhin<strong>der</strong>n können, dass die GGR-Fraktion <strong>der</strong> Alternative/CSP in<br />

Zukunft um einen Sitz kl<strong>einer</strong> sein wird, für eine Wahl hatte es lei<strong>der</strong> auch nicht gereicht. Etwas<br />

besser sah es dafür bei den Kantonsratswahlen aus, die vier Bisherigen konnten ihre Sitze halten.<br />

Für eine positive Überraschung reichte es auch noch: Vroni Straub (CSP) wurde für die bisherige<br />

52 Vgl. Teletext des Schweizer Fernsehens. (03.10.2010).<br />

53 Vgl. Redaktion: Wem die Baarerinnen und Baarer ihre Stimme gaben. In: Neue Zuger Zeitung, 04.10.2010,<br />

S. 39.<br />

54 Vgl. Redaktion: Steinhausen: Kantonsrat. In: Neue Zuger Zeitung, 04.10.2010, S. 38.<br />

55 Vgl. Trütsch, Freddy: SVP gewinnt auf Kosten <strong>der</strong> Linken zweiten Sitz. In: Neue Zuger Zeitung, 04.10.2010,<br />

S. 21.<br />

56 Vgl. Redaktion: Cham: Kantonsrat. In: Neue Zuger Zeitung, 04.10.2010, S. 37.<br />

57 Vgl. Redaktion: Die Stadtzuger Wähler hatten eine riesige Auswahl. In: Neue Zuger Zeitung, 04.10.2010, S.<br />

34.<br />

37


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

Andrea Sidler (früher CVP, jetzt parteilos) in den Stadtrat gewählt. 58 So kommt es nun im gleichen<br />

<strong>Jahr</strong>, in welchem die Alternative Fraktion im Kantonsrat um einen Drittel kl<strong>einer</strong> wird, zum <strong>erste</strong>n<br />

Mal zu <strong>einer</strong> linken Mehrheit im Zuger Stadtrat.<br />

Die Wahlbeteiligung war übrigens im ganzen Kanton erschreckend tief. In <strong>der</strong> Gemeinde Risch lag<br />

sie zum Beispiel bei nur gerade 36.79%, in Baar bei 40.25% und in Cham bei 37.27% 59 . Irgendwie<br />

traurig, finde ich. Vielleicht sollte das Schulfach «Politische Bildung» o<strong>der</strong> zumindest ein<br />

politisches Praktikum für alle Schülerinnen und Schüler obligatorisch werden?<br />

6.2 Reaktionen zum Wahlausgang<br />

6.2.1 Persönliche Reaktion<br />

Vom Ergebnis <strong>der</strong> Wahlen 2010 bin ich natürlich enttäuscht. Nicht nur dass die Alternative – die<br />

Grünen im ganzen Kanton an Stimmenprozent verloren und deshalb Sitze eingebüsst hat, auch<br />

von uns jungen Alternativen wurde niemand gewählt. Enttäuschend ist auch, dass die jungen<br />

Kandidatinnen und Kandidaten auf den allermeisten Listen hinter ihre älteren Kolleginnen und<br />

Kollegen fielen. Möglicherweise weil immer noch nur wenige Junge ihre Chance ergreifen,<br />

politisch mitzubestimmen und von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Offensichtlich halten<br />

Wählerinnen und Wähler aus älteren Generationen uns für unerfahren o<strong>der</strong> gar für unfähig.<br />

Dies obwohl wir während dem letzten <strong>Jahr</strong> sehr bemüht waren, das Gegenteil zu beweisen. Und<br />

wir haben m<strong>einer</strong> Meinung nach gezeigt, dass junge Leute sehr wohl fähig sind, eine eigene Partei<br />

zu gründen, Sitzungen zu organisieren, Abstimmungs- und Wahlkampf zu betreiben und Aktionen<br />

zu organisieren. Wir haben gezeigt, dass wir Jungen uns aktiv in die Politik einmischen wollen und<br />

dass wir auch bereit wären, Verantwortung zu übernehmen. Schade nur, dass vielen Wählerinnen<br />

und Wählern trotzdem das Vertrauen in die jüngere Generation fehlt.<br />

Ausserdem, unsere Kandidatinnen und Kandidaten haben ja sehr wohl einige Stimmen geholt.<br />

Und es wäre falsch, diese Ergebnisse als «Misserfolg» zu betrachten. Wenn man bedenkt, dass es<br />

die Junge Alternative vor einem <strong>Jahr</strong> noch nicht einmal offiziell gab, sind sie sogar als grosse<br />

Leistung zu werten. Dies ist mit Sicherheit ein Anfang, auf den wir aufbauen können. Auch die<br />

zahlreichen Zusatzstimmen, die unsere Kandidatinnen und Kandidaten von Wählerinnen und<br />

Wählern an<strong>der</strong>er Parteien bekommen haben, zeigen doch, dass unser Einsatz über die<br />

Parteigrenzen hinweg wahrgenommen und geschätzt wird.<br />

58 Vgl. Anliker, Yvonne: Die vereinigte Linke übernimmt die Macht. In: Neue Zuger Zeitung, 04.10.2010, S.<br />

33.<br />

59 Vgl. Kanton Zug. <br />

(18.10.2010).<br />

38


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

6.2.2 Interviews mit den Kandidierenden<br />

Zum zweiten Mal interviewte ich unsere fünf Kandidierenden. Dieses Mal wollte ich wissen, ob<br />

gefragte Person mit seinem/ihrem Resultat zufrieden ist, ob das Resultat seinen/ihren<br />

Erwartungen entspricht, weshalb es für eine Wahl nicht gereicht hat, wie es für ihn/sie nun<br />

politisch weitergeht, ob er/sie in vier <strong>Jahr</strong>en wie<strong>der</strong> antreten wird und was er/sie dann an<strong>der</strong>s<br />

machen würde. Im Folgenden eine Auswahl <strong>der</strong> Antworten: 60<br />

• Bist Du mit Deinem persönlichen Resultat zufrieden?<br />

«Ja, mit 495 Stimmen bin ich nur um 140 Stimmen an <strong>einer</strong> Wahl vorbeigeschrammt. <strong>Das</strong> ist eine<br />

gute Grundlage für einen Aufbau.» (Marco Knobel)<br />

«Ja sehr. Ich wurde zwar nicht gewählt, aber trotzdem finde ich, dass ich nicht so schlecht<br />

abgeschnitten habe.» (Levin Schmid)<br />

«Ja. Ich habe mehr Stimmen erhalten, als ich für mich angesagt hatte.» (Salomé Zehn<strong>der</strong>)<br />

«Persönlich bin ich mit meinen knapp 550 Stimmen zufrieden. <strong>Das</strong>s die Alternativen in Baar aber<br />

einen Sitz verloren haben, bedaure ich.» (Andreas Lustenberger)<br />

• Entspricht das Resultat in etwa Deinen Erwartungen?<br />

«Durchaus. Ich wollte ein paar hun<strong>der</strong>t Stimmen erzielen, das ist mir gelungen.» (Marco Knobel)<br />

«Es war sehr schwer für mich abzuschätzen, wie viele Stimmen ich machen werde. Die rund 330<br />

Stimmen, die ich aber von Leuten bekommen habe, die nicht die Alternative Liste gewählt haben,<br />

hätte ich nicht erwartet. Erwartet hätte ich jedoch, dass mehr Personen die Liste wählen<br />

würden.» (Andreas Lustenberger)<br />

• Weshalb hat es nicht gereicht, um gewählt zu werden?<br />

«Ich bin zu jung. <strong>Das</strong> Kritische Forum (KriFo Alternative Cham) hat traditionell nur einen<br />

Kantonsratssitz. Und da setzen die Wählenden doch eher auf bewährte Leute, die schon länger<br />

dabei sind.» (Marco Knobel)<br />

«Dies hat sicher mehrere Gründe. Einerseits war ich ja noch relativ unbekannt und zum <strong>erste</strong>n<br />

Mal auf <strong>der</strong> Liste. Es kommt dazu, dass Jugendliche in meinem Alter […] oft nicht wählen gehen<br />

und ich so wichtige Stimmen verloren habe.» (Levin Schmid)<br />

60 Die vollständigen Interviews finden Sie im Anhang (Kapitel 10.2).<br />

39


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

«Ich war nur einmal auf <strong>der</strong> Liste aufgeführt und habe nicht sehr viel in den Wahlkampf investiert,<br />

weil ich ja gar nicht unbedingt gewählt werden wollte.» (Salomé Zehn<strong>der</strong>)<br />

«Viele Junge haben offenbar nicht gewählt, was sehr zu bedauern ist.» (Andreas Lustenberger)<br />

• Wie geht es für Dich nun (politisch) weiter?<br />

«So, wie es bisher gelaufen ist. Mit an<strong>der</strong>en Jungen werde ich weiter von unten nach oben<br />

politisieren. Nur weil wir keine Ämter bekleiden, heisst das noch lange nicht, dass wir nichts<br />

mitzureden hätten.» (Marco Knobel)<br />

«Ich werde sicher bei den Jungen Alternativen weiter machen und mich eventuell auch bei den<br />

Steinhauser Grünen mehr ins Zeug legen.» (Levin Schmid)<br />

«Mal sehen, vielleicht kandidiere ich ja nächstes <strong>Jahr</strong> mit dem Interviewführer und Autor dieser<br />

Matura-Arbeit für den Nationalrat…» (Salomé Zehn<strong>der</strong>)<br />

• Wirst Du in vier <strong>Jahr</strong>en wie<strong>der</strong> antreten?<br />

«<strong>Das</strong> kommt auf meine Situation an. In vier <strong>Jahr</strong>en sind vielleicht an<strong>der</strong>e Themen, Familie,<br />

Weiterbildung usw. aktuell!» (Marco Knobel)<br />

• Was würdest Du dann an<strong>der</strong>s machen?<br />

«In dieser Wahl habe ich mich klar als Unterstützung <strong>der</strong> Liste gesehen und habe nicht mit <strong>einer</strong><br />

Wahl gerechnet (Nur einmal auf <strong>der</strong> Liste). Sollte ich wirklich mit <strong>einer</strong> Wahl rechnen […], würde<br />

ich aktiver Wahlkampf für mich betreiben.» (Andreas Lustenberger)<br />

«Vielleicht sollte ich die Leute mehr auffor<strong>der</strong>n, wählen zu gehen und ihnen das Wahlsystem<br />

erklären…» (Levin Schmid)<br />

6.2.3 Interview mit Yvonne Anliker<br />

Auch mit Yvonne Anliker führte ich ein zweites Interview durch, 61 um – nachdem ich bereits vor<br />

den Wahlen mit ihr gesprochen hatte – ihre Meinung zum Wahlausgang zu hören. Durch dieses<br />

Interview wollte ich erfahren, wie eine erfahrene Journalistin und Expertin für Politik den Ausgang<br />

<strong>der</strong> Wahlen 2010 beurteilt. Natürlich wollte ich wie<strong>der</strong>um speziell auf das Abschneiden <strong>der</strong><br />

Jungen Alternativen eingehen. Da wir innert nützlicher Frist keinen Termin finden konnten,<br />

beantwortete Yvonne Anliker meine Fragen per Email.<br />

61 <strong>Das</strong> vollständige Interview finden Sie im Anhang (Kapitel 10.2).<br />

40


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

Bereits früh merkte ich, dass Yvonne Anliker über den Ausgang <strong>der</strong> Wahlen fast ebenso<br />

überrascht war, wie ich selbst. Den dritten linken Stadtratssitz hatte sie ja im <strong>erste</strong>n Interview<br />

schon als «nicht auszuschliessen» bezeichnet, über die Abwahl von Patrick Cotti (Alternative) bzw.<br />

die Wahl von Stephan Schleiss (SVP) zeigte sie sich jedoch sehr überrascht. Eigentlich, meinte sie,<br />

hätte sie es nicht für möglich gehalten, dass die SVP im Kanton Zug noch mehr zulegen könne.<br />

Einen Grund für die Wahlerfolge <strong>der</strong> SVP sei die Wahldisziplin <strong>der</strong> SVP-Wählerinnen und –Wähler<br />

gewesen, meinte sie. Denn, so Anliker, gerade Wählerinnen und Wähler <strong>der</strong> Mitteparteien<br />

panaschieren sehr gerne, das heisst sie werfen die Liste nicht unverän<strong>der</strong>t ein, son<strong>der</strong>n ergänzen<br />

diese mit Personen von an<strong>der</strong>en Listen. Mit dem neuen Wahlsystem habe dies zu Verän<strong>der</strong>ungen,<br />

zu einem «Rechtsrutsch» geführt.<br />

Überhaupt seien viele Leute vom neuen Wahlsystem und <strong>der</strong> damit verbundenen KandidatInnenflut<br />

überfor<strong>der</strong>t gewesen, was auch mit ein Grund für die tiefe Wahlbeteiligung gewesen sein<br />

könnte. Allerdings, meinte sie, sei die wachsende «Politikverdrossenheit» nichts Neues und<br />

vermutlich ein Produkt des allgemeinen Wohlstandes in Zug.<br />

Aufs Abschneiden <strong>der</strong> Jungen Alternative angesprochen meinte sie: «Es hat heuer noch nicht zu<br />

einem Sitz gereicht. <strong>Das</strong> liegt sicherlich daran, dass die Partei noch sehr jung ist. Zum an<strong>der</strong>en ist<br />

es für eine kleine Partei natürlich sehr schwierig, gerade in kleinen Gemeinden zu einem Sitz zu<br />

kommen. Zudem spielt immer noch die Wie<strong>der</strong>wahl <strong>der</strong> Bisherigen eine Rolle. Treten bekannte<br />

PolitikerInnen wie<strong>der</strong> an, ist es schwierig, gegen diese anzukommen.» Ausserdem sah auch sie in<br />

<strong>der</strong> tiefen Wahlbeteiligung von jungen Leuten ein Grund dafür, dass immer noch wenig junge<br />

Leute gewählt werden.<br />

Einen Ausblick für die nächsten <strong>Jahr</strong>e zu wagen, fiel Yvonne Anliker schwer. <strong>Das</strong> komme ganz auf<br />

die Arbeit <strong>der</strong> Mitteparteien an, meinte sie. Uns riet sie, aktiv zu bleiben und uns weiterhin<br />

bemerkbar zu machen. Auch wenn niemand von uns in ein Amt gewählt wurde, könnten wir<br />

weiter Politik machen.<br />

6.2.4 Ausblick<br />

Auch mir fällt es schwer, vorherzusehen, was in den nächsten <strong>Jahr</strong>en alles auf uns zu kommen<br />

wird. Eines weiss ich jedoch: Die Junge Alternative Zug wird sich weiterhin für eine aktive Zuger<br />

Jugendkultur, eine intakte Umwelt und eine soziale Schweiz engagieren. Wir werden weiterhin für<br />

eine bessere Welt kämpfen. Es gibt noch viel zu tun!<br />

41


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

7 Schlussbetrachtungen<br />

Ich blicke auf ein erfolgreiches <strong>Jahr</strong> als Co-Präsident zurück, wobei das deutliche Ja zur Galvanik<br />

sicher eine Art Höhepunkt darstellt. Eine Wahl in ein Amt wäre dann die Krönung dieses <strong>Jahr</strong>es<br />

gewesen. Diese haben wir nun lei<strong>der</strong> verpasst, aber das tut unseren Leistungen keinen Abbruch.<br />

Nun gilt es, die Wahlergebnisse nicht in den Vor<strong>der</strong>grund zu stellen und so weiterzufahren wie<br />

bisher. Vielleicht ist es für uns sogar besser, dass wir in keinem offiziellen Gremium vertreten<br />

sind! Denn so können wir weiterhin frech und unkonventionell auftreten und auf junge Weise<br />

politisieren.<br />

Die beiden Thesen, die ich vor fast einem <strong>Jahr</strong> aufgestellt hatte, haben sich beide bewahrheitet:<br />

1. Ja, weil wir schon im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Galvanik und an<strong>der</strong>en Geschäften regelmässig<br />

in den Medien waren und uns bei Jugendlichen und Erwachsenen gleichsam profilieren<br />

konnten, brauchten wir keine grossangelegte und kostspielige Kampagne. Wir mussten die<br />

Leute im Vorfeld <strong>der</strong> Wahlen nicht mehr von uns überzeugen, son<strong>der</strong>n lediglich noch einmal<br />

auf unsere Kandidatinnen und Kandidaten aufmerksam machen, was uns mit unseren<br />

Kondomen sehr gut gelang.<br />

2. Ja, ohne die Hilfe <strong>der</strong> «alten» Alternativen wären wir wohl nicht weit gekommen. Nicht nur,<br />

dass sie – allen voran Nationalrat Jo Lang – uns schon vor <strong>der</strong> <strong>Gründung</strong> behilflich waren,<br />

auch während dem ganzen letzten <strong>Jahr</strong> konnten wir von ihrer tatkräftigen Unterstützung<br />

profitieren. Nicht zuletzt auch in finanzieller Hinsicht. <strong>Das</strong>s unsere Kandidatinnen und<br />

Kandidaten auf den Alternativen Listen kandidieren durften, war uns ebenfalls eine grosse<br />

Hilfe. Denn alleine eine Liste bilden, das hätten wir nicht geschafft!<br />

Mein herzlichster Dank geht an: Herrn Nationalrat Jo Lang, <strong>der</strong> mit wertvollem Support und vielen<br />

guten Tipps viel zum Entstehen und zur Weiterentwicklung <strong>der</strong> Jungen Alternative beigetragen<br />

hat; Tanja Natalie Knecht, Marco Knobel, Andreas Lustenberger, Levin Schmid und Salomé<br />

Zehn<strong>der</strong>, für ihre ehrlichen Antworten auf meine Fragen und für ihren unermüdlichen Einsatz im<br />

vergangenen <strong>Jahr</strong>; Den Vorstand und die Mitglie<strong>der</strong>schaft <strong>der</strong> Jungen Alternative; Frau Yvonne<br />

Anliker, die mit interessanten, objektiven und kritischen Antworten einen essentiellen Beitrag zum<br />

Gelingen dieser Arbeit beigetragen hat; Meine Familie: Eddie, Magda, Julian und Jeremias, die mir<br />

mit guten Tipps und konstruktiver Kritik sehr behilflich waren; Herrn Florian Horschik, für seinen<br />

Einsatz und seine Geduld.<br />

42


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

8 Literaturverzeichnis<br />

8.1 Bücher<br />

Berkmann, Alexan<strong>der</strong>: ABC des Anarchismus.<br />

Grafenau: Trotzdem-Verlagsg.eG, 2002.<br />

Gerhardt, Rudolf und Leyendecker, Hans: Lesebuch für Schreiber.<br />

Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, 2005.<br />

Ladner, Andreas und Brändle, Michael: Die Schweizer Parteien im Wandel. <strong>Von</strong> Mitglie<strong>der</strong>parteien<br />

zu professionalisierten Wählerorganisationen?<br />

Zürich: Seismo, 2001.<br />

8.2 Zeitungsartikel<br />

Anliker, Yvonne: Die Galvanik wird nächstes <strong>Jahr</strong> umgebaut.<br />

In: Neue Zuger Zeitung, 16.12.2010, S. 1.<br />

Anliker, Yvonne: Die Stadt erhielt gleich zwei Päckli.<br />

In: Neue Zuger Zeitung, 19.01.2010, S. 27.<br />

Anliker, Yvonne: Die vereinigte Linke übernimmt die Macht.<br />

In: Neue Zuger Zeitung, 04.10.2010, S. 33.<br />

Anliker, Yvonne: Jung und älter für die Galvanik.<br />

In: Neue Zuger Zeitung, 08.02.10, S. 20.<br />

Anliker, Yvonne: Junge Alternative zeigt sich empört.<br />

In: Neue Zuger Zeitung, 28.12.09, S. 25.<br />

Anliker, Yvonne: Offener Brief an die SVP.<br />

In: Neue Zuger Zeitung, 06.01.10, S. 19.<br />

Anliker, Yvonne: Wir kämpfen für unsere Zukunft.<br />

In: Neue Zuger Zeitung, 06.11.2009, S. 22.<br />

Die Jungen Alternativen: Hinhaltetaktik und leere Versprechungen.<br />

In: Neue Zuger Zeitung, 24.09.2009, S. 12.<br />

Dyttrich, Bettina: Keine Bohrungen in <strong>der</strong> Tiefsee!<br />

In: Die Wochenzeitung, 13.05.2010, S. 2.<br />

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Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

<strong>Feldmann</strong>, <strong>Jonas</strong>: Hart wie Beton.<br />

In: Bulletin, 06.2009, S. 6.<br />

<strong>Feldmann</strong>, <strong>Jonas</strong>: Keine Ölbohrungen in <strong>der</strong> Tiefsee.<br />

In: Bulletin, 06.2010, S. 18.<br />

<strong>Feldmann</strong>, <strong>Jonas</strong>: Rentner auf <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Jugend.<br />

In: Neue Zuger Zeitung, 10.03.2010, S. 10.<br />

<strong>Feldmann</strong>, <strong>Jonas</strong>: Über die eigene Nasenspitze hinaus schauen.<br />

In: Neue Zuger Zeitung, 19.06.2009, S. 33.<br />

<strong>Feldmann</strong>, <strong>Jonas</strong>: Waffen töten unschuldige Menschen.<br />

In: Neue Zuger Zeitung, 21.11.2009, S. 18.<br />

<strong>Feldmann</strong>, <strong>Jonas</strong>: Wir kandidieren!<br />

In: Bulletin, 09.2010, S. 21.<br />

Holz, Wolfgang: Ab 5 Millionen Franken sind die Angebote rar.<br />

In: Neue Zuger Zeitung, 10.06.2009, S.19.<br />

Holz, Wolfgang: Was dem Volk so geschenkt wird.<br />

In: Neue Zuger Zeitung, 29.08.2010, S. 25.<br />

Meyer, Falco: Eine Arbeitsstunde als Spende.<br />

In: Neue Zuger Zeitung, 07.02.10, S. 23.<br />

Redaktion: Am Samstag wird hier protestiert.<br />

In: Neue Zuger Zeitung, 14.05.2010, S. 22.<br />

Redaktion: Cham: Kantonsrat.<br />

In: Neue Zuger Zeitung, 04.10.2010, S. 37.<br />

Redaktion: Die Stadtzuger Wähler hatten eine riesige Auswahl.<br />

In: Neue Zuger Zeitung, 04.10.2010, S. 34.<br />

Redaktion: Dreimal Nein und einmal Ja.<br />

In: Neue Zuger Zeitung, 13.11.2009, S. 25.<br />

Redaktion: Steinhausen: Kantonsrat.<br />

In: Neue Zuger Zeitung, 04.10.2010, S. 38.<br />

Redaktion: Wem die Baarerinnen und Baarer ihre Stimme gaben.<br />

In: Neue Zuger Zeitung, 04.10.2010, S. 39.<br />

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Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

Schäfer, Theodor: Wie viel muss ich denn nun für ein reines Gewissen tun?<br />

In: Neue Zuger Zeitung, 24.06.09, S. 15.<br />

Schnüriger, Rahel: Alternative starten mit «Potenz» in den Wahlkampf.<br />

In: 20 Minuten Luzern, 06.09.2010, S. 3.<br />

Trütsch, Freddy: SVP gewinnt auf Kosten <strong>der</strong> Linken zweiten Sitz.<br />

In: Neue Zuger Zeitung, 04.10.2010, S. 21.<br />

Vogel, Hannes: Darf nicht zu <strong>einer</strong> Predigt ausarten.<br />

In: Neue Zuger Zeitung, 02.07.09, S. 22.<br />

8.3 Internet<br />

Blog Praktikum <strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong>.<br />

(23.10.10).<br />

Diezugkunft.<br />

(18.10.2010).<br />

Doodle.<br />

(18.10.2010).<br />

DRS3, Podcast Peter Schnei<strong>der</strong> Plus.<br />

<br />

(17.09.2010).<br />

Facebook.<br />

(12.10.2010).<br />

Fischer, Marc: Transocean: <strong>Das</strong> Phantom in Zug.<br />

(18.10.2010).<br />

Google.<br />

(18.10.2010).<br />

Junge Alternative.<br />

(12.10.2010).<br />

Kaiser, Tina: Die Katastrophe im Golf von Mexiko.<br />

(18.10.2010).<br />

45


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

Kanton Zug.<br />

(27.10.2010).<br />

Krauss, Clifford und Zeller, Tom: A Behind-the-Scene Firm Is Caught in the Spotlight.<br />

(28.10.2010).<br />

Meyer, Thomas: Politikbegriff.<br />

<br />

(11.05.2010).<br />

Naraine, Ryan: Facebook site flaw exposes live chat sessions, user data.<br />

<br />

(28.10.2010).<br />

Politische Bildung.<br />

(18.10.10).<br />

Polizeibericht Galvanik.<br />

(18.10.2010).<br />

Reber, Samuel: Hingelegte Menschen.<br />

<br />

(20.11.2009).<br />

Stadt Zug.<br />

(24.10.2010).<br />

Swissdox.<br />

(27.10.2010).<br />

Teletext des Schweizer Fernsehens.<br />

(03.10.2010).<br />

Wikipedia.<br />

(18.10.2010).<br />

8.4 Film<br />

Bieri, Beat und Sallin, Belinda: Die Jagd nach Öl.<br />

<br />

(20.05.2010).<br />

46


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

9 Abbildungsverzeichnis<br />

Titelblatt: Offizielles Logo <strong>der</strong> Jungen Alternative Zug. [Bild: Junge Alternative.]<br />

Abb. 1: Ballone aufblasen am Tag <strong>der</strong> Arbeit. [Foto von Christian Schulz, 01.05.2009.]<br />

Abb. 2: Offizielles Logo <strong>der</strong> Jungen Alternative Zug. [Bild: Junge Alternative.]<br />

Abb. 3: Der Siehbachsaal war gut gefüllt. [Bild: Junge Alternative, 05.11.2009.]<br />

Abb. 4: Der Vorstand <strong>der</strong> Jungen Alternative Zug. [Bild: Junge Alternative, 05.11.2009.]<br />

Abb. 5: Vorstandssitzung <strong>der</strong> Jungen Alternative. [Bild: Junge Alternative, 24.11.2009.]<br />

Abb. 6: Die Junge Alternative ist auch auf Facebook präsent. [In: Naraine, Ryan: Facebook site flaw<br />

exposes live chat sessions, user data. <br />

(28.10.2010).]<br />

Abb. 7: Jugendliche Bedanken sich beim GGR für das deutliche JA zur Galvanik. [In: Anliker,<br />

Yvonne: Die Galvanik wird nächstes <strong>Jahr</strong> umgebaut. In: Neue Zuger Zeitung, 16.12.2009, S. 1.]<br />

Abb. 8: <strong>Das</strong> Objekt <strong>der</strong> Begierde: Die Galvanik-Buttons waren schon sehr bald ausverkauft. [Bild:<br />

Junge Alternative.]<br />

Abb. 9: Ein Klötzchen steht für eine Arbeitsstunde: Die Junge Alternative spendete <strong>der</strong>en zehn.<br />

[Foto von Maximilian Becker, 06.02.2010.]<br />

Abb. 10 und 11: Trotz heftigem Regen fanden viele Leute den Weg nach Steinhausen. [Beide<br />

Bil<strong>der</strong>: Junge Alternative, 15.05.2010.]<br />

Abb. 12: Tanja Natalie Knecht. [In: Diezugkunft.<br />

(27.10.2010).]<br />

Abb. 13: Marco Knobel. [In: Diezugkunft.<br />

(27.10.2010).]<br />

Abb. 14: Andreas Lustenberger. [In: Diezugkunft.<br />

(27.10.2010).]<br />

Abb. 15: Levin Schmid. [In: Diezugkunft.<br />

(27.10.2010).]<br />

Abb. 16: Salomé Zehn<strong>der</strong>. [In: Diezugkunft. <br />

(27.10.2010).]<br />

Abb. 17 und 18: Wahlmaterial <strong>der</strong> Jungen Alterantive Zug: Kondom (links) und Flyer (rechts).<br />

[Beide Bil<strong>der</strong>: Junge Alternative.]<br />

Abb. 19: Levin Schmid posiert mit Kondom. [In: Schnüriger, Rahel: Alternative starten mit<br />

«Potenz» in den Wahlkampf. In: 20 Minuten Luzern, 06.09.2010, S. 3.]<br />

47


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

10 Anhang<br />

10.1 Statuten Junge Alternative Zug<br />

Name, Sitz und Zweck<br />

Art.1<br />

Art.2<br />

Unter dem Namen Junge Alternative Zug besteht ein Verein im Sinne von Artikel 60ff.<br />

ZGB mit Sitz in Zug.<br />

Die Junge Alternative Zug ist eine politische Jugendgruppe mit dem Zweck, sich<br />

nachhaltig für eine soziale, gerechte, ökologische und solidarische Gesellschaft<br />

einzusetzen und in dieser Hinsicht insbeson<strong>der</strong>e jugendspezifische Anliegen zu<br />

vertreten. Wir sind die Zuger Sektion <strong>der</strong> Jungen Grünen Schweiz sowie die <strong>Jungpartei</strong><br />

<strong>der</strong> Alternative – die Grünen Kt. Zug.<br />

Mitgliedschaft<br />

Art. 3<br />

Art. 4<br />

Mitglie<strong>der</strong> des Vereins sind Einzelpersonen. Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Jungen Alternative Zug sind<br />

automatisch Mitglie<strong>der</strong> bei den Jungen Grünen Schweiz sowie bei <strong>der</strong> Alternative – die<br />

Grünen Kt. Zug.<br />

Die Mitgliedschaft erlischt durch Austritt o<strong>der</strong> durch Ausschluss. Letzterer erfolgt<br />

aufgrund eines Mehrheitsbeschlusses des Vorstandes und muss schriftlich begründet<br />

werden.<br />

Organe<br />

Art. 5<br />

Organe <strong>der</strong> Jungen Alternative Zug sind:<br />

• Die Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

• Der Vorstand<br />

• <strong>Das</strong> Präsidium<br />

• Die Revisorin / <strong>der</strong> Revisor<br />

• Die Arbeits- und Aktionsgruppen (AAG)<br />

Art 6.<br />

Die Mitglie<strong>der</strong>versammlung wird mindestens ein Mal jährlich vom Vorstand einberufen.<br />

Jedes anwesende Mitglied verfügt über eine Stimme. Bei Stimmengleichheit hat die/<strong>der</strong><br />

Vorsitzende den Stichentscheid.<br />

Die Mitglie<strong>der</strong>versammlung bestimmt das politische Programm und die politischen<br />

<strong>Jahr</strong>esschwerpunkte, setzt die Höhe <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>beiträge fest, nimmt die<br />

<strong>Jahr</strong>esrechnung ab, entscheidet über das Budget, führt die Wahl des (Co-)Präsidiums,<br />

des Vereinsvorstands und <strong>der</strong> Revisorin / des Revisors durch, bestimmt über<br />

Statutenän<strong>der</strong>ungen und Auflösung des Vereins, fasst Beschluss über Anträge, die vom<br />

48


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

Vorstand o<strong>der</strong> von Mitglie<strong>der</strong>n vorgelegt werden, und entscheidet in allen<br />

Angelegenheiten, die nicht an<strong>der</strong>en Organen des Vereins übertragen sind.<br />

Eine ausserordentliche Mitglie<strong>der</strong>versammlung wird auf Verlangen mindestens eines<br />

Fünftels <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> einberufen.<br />

Art. 7<br />

Der Vorstand ist das leitende Vereinsorgan und behandelt alle Geschäfte, die nicht<br />

gemäss Gesetz o<strong>der</strong> Statuten einem an<strong>der</strong>en Vereinsorgan zugewiesen sind. Er ist<br />

insbeson<strong>der</strong>e verantwortlich für die Umsetzung <strong>der</strong> Beschlüsse <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>versammlung, organisiert und/o<strong>der</strong> koordiniert in diesem Sinne Aktionen,<br />

insofern diese nicht von <strong>einer</strong> Arbeits- und Aktionsgruppe übernommen werden.<br />

Der Vorstand besteht aus drei bis sieben Personen. Er konstituiert sich mit Ausnahme<br />

des (Co-)Präsidiums selbst. Die Vorstandsmitglie<strong>der</strong> werden für ein <strong>Jahr</strong> gewählt. Sie<br />

sind wie<strong>der</strong>wählbar.<br />

<strong>Das</strong> (Co-)Präsidium führt den Vorsitz <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung und des Vorstandes.<br />

Seine Tätigkeit besteht insbeson<strong>der</strong>e darin, Kontakte zu allen Regionen sowie zu<br />

Gruppierungen mit gleichen o<strong>der</strong> ähnlichen Zielen zu unterhalten und den Verein gegen<br />

aussen zu repräsentieren.<br />

Der Vorstand ist beschlussfähig, wenn mindestens drei Mitglie<strong>der</strong> anwesend sind.<br />

Beschlüsse können auf dem (elektronischen) Zirkularweg gefasst werden, sofern nicht<br />

mindestens drei Mitglie<strong>der</strong> eine mündliche Beratung verlangen. Ein Zirkularbeschluss<br />

gilt als zustande gekommen, wenn mindestens die Hälfte <strong>der</strong> Vorstandsmitglie<strong>der</strong> daran<br />

teilnehmen.<br />

Die Vorstandssitzungen finden nach Bedarf statt und werden in <strong>der</strong> Regel vom (Co-<br />

)Präsidium einberufen. Mindestens drei Vorstandsmitglie<strong>der</strong> zusammen können die<br />

Einberufung <strong>einer</strong> Sitzung innert zwanzig Tagen verlangen.<br />

Vorstandssitzungen sind offen für alle Vereinsmitglie<strong>der</strong>. Stimmberechtigt sind gewählte<br />

Vorstandsmitglie<strong>der</strong>.<br />

Mittel und Haftung<br />

Art. 8<br />

Die Junge Alternative Zug finanziert sich durch Spenden, Mitglie<strong>der</strong>beiträge, dem Erlös<br />

eigener Aktivitäten sowie durch die Unterstützung <strong>der</strong> Alternative – die Grünen Zug.<br />

Die Rechnung wird von <strong>der</strong> Revisorin / dem Revisor geprüft.<br />

Art. 9<br />

Der Verein haftet für Verbindlichkeiten ausschliesslich mit dem Vereinsvermögen.<br />

Eine weitergehende Haftung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> ist ausgeschlossen.<br />

49


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

Statutenän<strong>der</strong>ung/Auflösung<br />

Art.10<br />

Die Statuten können von <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung mit Zweidrittelmehrheit geän<strong>der</strong>t<br />

werden.<br />

Der Verein kann an <strong>einer</strong> eigens zu diesem Zweck einberufenen Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

mit Zweidrittelmehrheit aufgelöst werden. <strong>Das</strong> Vereinsvermögen fliesst <strong>einer</strong> von <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>versammlung bestimmten Organisation zu, die ähnliche Ziele verfolgt.<br />

Inkrafttreten<br />

Art.12 Diese Statuten werden durch die <strong>Gründung</strong>sversammlung am 5. November 2009<br />

verabschiedet und treten sofort in Kraft.<br />

50


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

10.2 Interviews<br />

Interview mit Yvonne Anliker, Politikexpertin und Journalistin <strong>der</strong> Neuen Zuger<br />

Zeitung, 24. September 2010<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong>: Yvonne Anliker, vor fast einem ganzen <strong>Jahr</strong> war die <strong>Gründung</strong>sversammlung<br />

<strong>der</strong> Jungen Alternative Zug. Sie waren damals dabei; erinnern Sie sich noch? Und wenn ja,<br />

woran genau?<br />

Yvonne Anliker: Ja, ich erinnere mich noch genau ans Pflänzchen, das ihr von Stefan Gisler<br />

bekommen habt und dann… (denkt nach) … ja, dass nicht so viele Leute da waren und dass ihr<br />

schon relativ klar wusstet, was ihr wollt und was nicht.<br />

JF: Und, was denken Sie, haben wir uns gut «geschlagen» im <strong>erste</strong>n <strong>Jahr</strong>?<br />

YA: Ja, ich finde ihr habt sehr schnell damit begonnen, regelmässig Medienmitteilungen zu<br />

verschicken, die Jungfreisinnigen etwa o<strong>der</strong> die JungSVP schicken sehr wenig. Ich weiss nicht<br />

einmal, ob es in Zug eine Junge SVP gibt, eben aus diesem Grund. Ich finde, ihr habt euch durch<br />

diese Medienmitteilungen und auch durch Leserbriefe bemerkbar gemacht, ihr hattet natürlich<br />

mit <strong>der</strong> Galvanik-Abstimmung auch gerade eine gute Gelegenheit dazu, weil das ein Thema war,<br />

das euch direkt betraf.<br />

JF: Ja, das kam uns natürlich gelegen…<br />

YA: Ja, … (denkt nach) … ihr seid natürlich eine sehr junge Partei… Ist Stefan Gisler eigentlich bei<br />

euch dabei?<br />

JF: Nein, <strong>der</strong> war damals (an <strong>der</strong> <strong>Gründung</strong>sversammlung) als Vertretung <strong>der</strong> «älteren»<br />

Generation anwesend.<br />

YA: Ok, ja, aber ich denke es war ein guter Start, in letzter Zeit ist es eher etwas ruhiger geworden<br />

um euch, aber, ja…<br />

JF: Ok, und wie sieht das denn hier in <strong>der</strong> Redaktion (<strong>der</strong> Neuen Zuger Zeitung) aus, wenn Sie<br />

eine Medienmitteilung von uns erhalten – kennt man den Namen «Junge Alternative» schon?<br />

YA: Ja. Die Junge Alternative als Partei ist hier bestens bekannt<br />

JF: <strong>Das</strong> freut mich!<br />

YA: (lacht)<br />

JF: Dann hätte ich noch eine ganz an<strong>der</strong>e Frage: Und zwar bekommen Sie als Journalistin und<br />

Politik-Expertin wohl einen tiefen Einblick in die Zuger Wahlen. Wissen Sie manchmal mehr, als<br />

Sie in <strong>der</strong> Zeitung schreiben dürfen?<br />

51


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

YA: (denkt lange nach) … Jein. Also wir hatten ja diese Reihe «Wahlgeflüster», dort konnten wir<br />

auch auf Gerüchte eingehen und natürlich auch Sachen publizieren, die wir nicht in einem<br />

«normalen» Artikel hätten schreiben können. Dort haben wir so ziemlich alles, was wir über die<br />

Zuger Wahlen wussten, abgedruckt – klar, man hört immer wie<strong>der</strong> Gerüchte, dass zum Beispiel<br />

innerhalb <strong>einer</strong> Liste Eifersucht herrscht, aber meistens ist das bloss Stammtischgeschwätz.<br />

JF: Und was denken Sie, wird sich <strong>der</strong> Ausgang dieser Wahlen stark von jenem vor vier <strong>Jahr</strong>en<br />

unterscheiden?<br />

YA: Meine Prognose ist, dass es im Regierungsrat so bleiben wird, wie es jetzt ist, also <strong>der</strong> heutige<br />

Regierungsrat wird auch in vier <strong>Jahr</strong>en noch gleich zusammengesetzt sein, aber ich kann natürlich<br />

auch ganz falsch liegen. Hm, in den Parlamenten weiss ich nicht, gerade im Kantonsrat o<strong>der</strong> im<br />

GGR <strong>der</strong> Stadt Zug kann es – o<strong>der</strong> wird es, da bin ich mir ziemlich sicher – zu Verän<strong>der</strong>ungen<br />

kommen, vor allem weil dieses <strong>Jahr</strong> ja mit den Grünliberalen eine weitere Partei dazugekommen<br />

ist. Ich denke, dass die Alternativen und allgemein die Linke in <strong>der</strong> Stadt sehr stark ist, und darum<br />

kann ich mir vorstellen, dass ihr dort noch zulegen könntet, also noch mehr prozentualen<br />

Stimmenanteil holen könnt – obwohl auch hier die GLP mitmischt. Ich finde es sehr schwierig…<br />

Im Stadtrat bin ich mir sicher, dass zwei linke Sitze und sicher ein FDP-Sitz gesetzt sind. Mit den<br />

an<strong>der</strong>en beiden Sitzen kann alles passieren. Auch ein dritter linker Sitz ist nicht auszuschliessen,<br />

die SVP könnte einen Sitz machen, vielleicht kann die FDP auch ihre zwei Sitze halten…<br />

JF: Wie haben Sie denn den diesjährigen Wahlkampf erlebt?<br />

YA: Lasch! Also ich glaube, die Parteien sind selber überfor<strong>der</strong>t mit <strong>der</strong> Flut an Kandidierenden,<br />

die wir haben, keine Partei getraut sich, etwas zu prognostizieren, weil man nicht weiss, wie das<br />

Volk mit dem neuen Wahlsystem klarkommt, obwohl wir ja bei Nationalratswahlen das selbe<br />

Wahlsystem anwenden. Und nächste Woche findet das <strong>erste</strong> – bisher gab es noch kein einziges! –<br />

Podium, bei welchem Vertretungen aus allen sechs Parteien (SVP, CVP, FDP, SP, Alternative, GLP)<br />

anwesend sind, das wird von <strong>der</strong> Kantonsschule organisiert, von <strong>der</strong> Projektwoche aus. Sonst gab<br />

es viele Wahlveranstaltungen, wo einfach zu einem Podium eingeladen wurde, wo drei o<strong>der</strong> fünf<br />

eigene Kandidierende redeten und das ist natürlich katastrophal langweilig!<br />

JF: Und mit den vielen Giveaways?<br />

YA: Ja, von denen gab es viele. Aber mit denen wird ja irgendwie keine Message vermittelt. Es<br />

gehört halt irgendwie dazu, dass man das hat. Aber rein politisch, zum Beispiel ein<br />

Podiumsgespräch mit den drei Stadtpräsidents-Kandidaten, das wäre doch wichtig! Aber niemand<br />

organisiert das! Klar, wenn man unsere Zeitung aufschlägt, wir haben den Wahlkampf sehr eng<br />

begleitet, wer unsere Zeitung liest, kann nicht verpassen, dass bald Wahlen sind, nur schon durch<br />

die vielen Wahlinserate. Aber sonst? Ich habe schon Stimmen gehört, die sagten «Was, es sind<br />

Wahlen?», also quasi: «Wir hören ja gar nichts, die Parteien wollen offenbar gar nicht, dass wir sie<br />

wählen…»<br />

JF: Ja, wir Jungen Alternativen haben ja auch 5 Kandidierende, also drei Kandidaten und zwei<br />

Kandidatinnen, wussten Sie das?<br />

52


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

YA: Ja, also ich hätte es jetzt nicht aufzählen können, dass es genau fünf sind. Aber durch eure<br />

Giveaways habe ich schon erfahren, dass ihr Kandidierende stellt.<br />

JF: In dem Fall haben Sie schon von unseren Kondomen gehört?<br />

YA: Genau, ja, die haben wir bekommen… (lacht)<br />

JF: Und was sagen Sie dazu?<br />

YA: Also im <strong>erste</strong>n Moment muss man einfach lachen. Wenn man es anschaut, ist nicht sofort<br />

ersichtlich, worum es geht. Ich finde es vielleicht etwas zu klischeehaft. So «jung – Kondom»,<br />

ältere Leute denken vielleicht: «Haben die Jungen nur Sex im Kopf?». Aber an<strong>der</strong>erseits ist es<br />

immerhin ein sinnvolles Geschenk, Herr Hürlimann (FDP) wirbt ja zum Beispiel mit Bier und das<br />

finde ich völlig daneben, mit Alkohol werben, das geht irgendwie nicht im Wahlkampf, finde ich.<br />

Und darum, ja, ihr seid jung und es ist sinnvoll, aber – ja, ich weiss jetzt nicht ob ein Kondom<br />

wirklich die Junge Alternative repräsentiert, auch die Jungfreisinnigen könnten Kondome<br />

verteilen.<br />

JF: Und, was meinen Sie, hat irgendjemand von uns eine Chance, gewählt zu werden?<br />

YA: (denkt nach) Ich weiss jetzt halt nicht auf welche Listen ihr verteilt seid…<br />

JF: Ja, wir sind eigentlich auf vier verschiedene Listen in vier Gemeinden verteilt, jemand in<br />

Baar, zwei in Cham, jemand in Steinhausen und jemand in Zug.<br />

YA: (denkt nach) Ja, ich denke, in Zug besteht eine Chance, gewählt zu werden. In an<strong>der</strong>en<br />

Gemeinden, je nach Listenplatz, eher nicht. Und zwar einfach von <strong>der</strong> internen Reihenfolge her.<br />

Eure Listen werden zwar wohl Sitze machen, aber in kl<strong>einer</strong>en Gemeinden werden dann nur die<br />

Vord<strong>erste</strong>n auf den jeweiligen Listen gewählt, das sind bei euch wohl eher jene aus <strong>der</strong> älteren<br />

Generation. Aber ich finde es super, dass junge Leute Kandidieren! Die Jungfreisinnigen machen ja<br />

auch Inserate, nur mit jungen Kandidierenden und das ist gut so, ich finde, die zwei neuen<br />

Mitglie<strong>der</strong> im Bundesrat sind auch nicht mehr die Jüngsten, o<strong>der</strong>? Und, wieso immer Pensionierte<br />

wählen?<br />

JF: Was würde das denn für Zug bedeuten, wenn eine Junge o<strong>der</strong> ein Junger gewählt würde?<br />

Würde sich etwas än<strong>der</strong>n?<br />

YA: Nein, viel bewegen kann man als einzelne Person natürlich nicht. Aber wenn jede Partei junge<br />

Leute ins Parlament o<strong>der</strong> – nein, in die Exekutive eher nicht, dort finde ich es in Ordnung, wenn<br />

das Leute sind mit etwas mehr Lebenserfahrung, die auch schon mal in einem Parlament sassen<br />

und wissen, wie das ganze abläuft, nur schon damit man ernst genommen wird. Und es ist schon<br />

eine riesige Belastung in einem solchen Amt, egal in welcher Gemeinde. Aber gerade in einem<br />

Parlament, Kantonsrat o<strong>der</strong> GGR finde ich, dass es in allen Fraktionen junge Leute geben sollte.<br />

Dann könnte man etwas bewegen. Je<strong>der</strong> hat da natürlich noch die eigene Fraktion im<br />

Hintergrund, die einem hilft, bestimmte Abläufe o<strong>der</strong> do zu erklären. Euch muss man ja zum<br />

53


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

Beispiel auch nicht erklären, was «Facebook» o<strong>der</strong> «Twitter» ist, an<strong>der</strong>en müsste man das eine<br />

Stunde lang erklären. Junge Leute, also etwa zwischen 18 und 30 <strong>Jahr</strong>en, wir sind ja die, die, wenn<br />

wir 40 o<strong>der</strong> 50 sind, vor grossen Problemen stehen werden mit den ganzen Sozialversicherungen,<br />

<strong>der</strong> demografischen Entwicklung und so. Wieso also nicht schon jetzt in <strong>der</strong> Politik vertreten sein,<br />

dass wir auch schon jetzt die Weichen stellen könnten? Und die, die jetzt im Bundesrat sitzen sind<br />

bis in 20, 30 <strong>Jahr</strong>en alte Leute irgendwo im Altersheim, aber wir sind diejenigen, die mit den<br />

ganzen Schulden und maroden Sozialversicherungen leben müssen. Natürlich kommt es immer<br />

auch auf die Jungen an, o<strong>der</strong>? Es heisst ja nicht, dass jemand zwangsläufig «junge Politik» macht,<br />

nur weil er o<strong>der</strong> sie jung ist!<br />

Vielleicht könnten junge Leute im GGR mehr bewirken als im Kantonsrat, weil die Themen an sich<br />

halt besser greifbar und weniger abstrakt sind. Allerdings – junge Politikerinnen und Politiker<br />

müssen aufpassen, dass sie sich nicht nur zu «jungen» Themen äussern. Wieso die «grossen<br />

Themen» den «Grossen» überlassen? <strong>Das</strong> wäre schade! Natürlich würde ein solches Amt auch viel<br />

Arbeit bedeuten, Hausaufgaben sozusagen…<br />

JF: Ja, daran sind wir uns allerdings gewöhnt…<br />

YA: (lacht)<br />

JF: Ok, das wär’s eigentlich schon gewesen, herzlichen Dank, Frau Anliker!<br />

YA: Gern geschehen!<br />

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Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

Interview mit Marco Knobel, September 2010<br />

• Wieso steht Dein Name auf <strong>der</strong> Liste?<br />

Ich möchte meinen Beitrag leisten, eine nachhaltigere, soziale Gesellschaft zu schaffen. Ich bin<br />

überzeugt, dass dieser Kampf auch im bestehenden System von Parteien geführt werden soll.<br />

Entwe<strong>der</strong> katapultiere ich mich mit m<strong>einer</strong> Kandidatur gleich selbst in diese Position, o<strong>der</strong> aber<br />

ich helfe jemand an<strong>der</strong>em, diesen Kampf parlamentarisch zu führen.<br />

• Möchtest Du gewählt werden? Aus welchem Grund?<br />

Ganz ehrlich: Ich reisse mich nicht darum. Würde ich gewählt werden, so würde ich mich freuen<br />

und für mein Amt vollen Einsatz geben. Aber es hätte halt auch Kehrseiten: Die Leute kennen<br />

dich, du kannst nicht voll arbeiten und im Studium bist du auch eingeschränkt. In <strong>der</strong> jetzigen<br />

Position kann ich viel provokativer auftreten und unkonventioneller für unsere Themen<br />

einstehen.<br />

• Wie viel Wahlkampf betreibst Du? Und auf welche Art und Weise tust Du das?<br />

Mit den Jungen Alternativen war ich zwei Mal auf Wahlkampf-Tour: Am Rock the Docks und am<br />

Sponsorenevent <strong>der</strong> Alternativen. Zusätzlich stand ich drei Mal mit unserer Ortsgruppe im Einsatz.<br />

Wir hatten einen Markstand am Samstagsmarkt, die an<strong>der</strong>en Male verteilten wir Sonnenblumen<br />

am Bahnhof Cham und Cham Alpenblick. Ich habe vor allem versucht, Junge anzusprechen und<br />

habe ihnen unsere grünen Kondome und Flyer mitgegeben.<br />

• Wie beurteilst Du Deine Wahlchancen?<br />

So lala. Ich bin auf eigenen Wunsch in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Liste platziert. Zuerst sollte ich auf die <strong>erste</strong>n<br />

beiden Plätze, später auf Platz drei und vier. Ich müsste wirklich recht viele Junge dazu bringen,<br />

mich zu wählen, viele Junge wählen heute aber nicht mehr links… Ein Ziel meines Wahlkampfes ist<br />

es, vermehrt Junge zu sensibilisieren, dass wir die Anliegen <strong>der</strong> Zukunft vertreten.<br />

• Was würde sich än<strong>der</strong>n, wenn Du gewählt würdest?<br />

Ich müsste das mit meinem Chef besprechen. Es gäbe verschiedene Szenarien. Eines davon wäre,<br />

wenn ich meine aktuelle Arbeit auf etwa 70% zurückstufen könnte. O<strong>der</strong> ich müsste mir eine<br />

an<strong>der</strong>e Stelle suchen. Auch möglich wäre, dass ich ein Studium beginne, weil ich mir meinen<br />

Unterhalt mit dem kleinen Einkommen aus dem Amt vermutlich knapp decken könnte.<br />

55


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

Interview mit Levin Schmid, September 2010<br />

• Wieso steht Dein Name auf <strong>der</strong> Liste?<br />

Weil ich von den Grünen Steinhausen angefragt wurde, ob ich Lust hätte, für sie zu kandidieren.<br />

Da ich gerne neue Sachen ausprobiere, habe ich nach kurzem Überlegen zugestimmt.<br />

• Möchtest Du gewählt werden? Aus welchem Grund?<br />

Gute Frage… Einerseits ja, denn Politik interessiert mich sehr und es wäre bestimmt eine neue,<br />

spannende Herausfor<strong>der</strong>ung. An<strong>der</strong>erseits hätte ich schlichtweg fast zu wenig Zeit und mein<br />

Terminplaner wäre dann noch voller.<br />

• Wie viel Wahlkampf betreibst Du? Und auf welche Art und Weise tust Du das?<br />

(keine Antwort)<br />

• Wie beurteilst Du Deine Wahlchancen?<br />

Ich denke, meine Wahlchancen sind relativ klein, denn unsere Liste ist mit guten Personen<br />

besetzt, gegen die ein „Neuer“ nicht so leicht ankommt. Aber wer weiss, vielleicht klappt es ja…<br />

• Was würde sich än<strong>der</strong>n, wenn Du gewählt würdest?<br />

Ob sich etwas än<strong>der</strong>n würde, kann ich nicht sagen. Da ich ja für die Junge Alternative kandidiere<br />

und wir eine Jugendpartei sind, würde ich mich sicher speziell für Jugendanliegen einsetzen. Da<br />

ich aber <strong>einer</strong> <strong>der</strong> einzigen Jungen im Kantonsrat wäre, wäre es eventuell schwierig, an<strong>der</strong>e für<br />

meine Anliegen zu begeistern. Ansonsten würde ich mich sicher für linke und grüne Anliegen<br />

einsetzen.<br />

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Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

Interview mit Salomé Zehn<strong>der</strong>, September 2010<br />

• Wieso steht Dein Name auf <strong>der</strong> Liste?<br />

Ich wurde angefragt, ob ich helfen will, die Liste zu füllen, dh. Stimmen zu sammeln, damit wir<br />

unsere Sitze im GGR behalten können.<br />

• Möchtest Du gewählt werden? Aus welchem Grund?<br />

Eigentlich nicht unbedingt. Es hatte denn auch etwas Überredungskunst gebraucht, bis ich<br />

zugesagt hatte, zu kandidieren. Sollte ich aber gewählt werden, werde ich die Wahl annehmen,<br />

um die Leute nicht zu enttäuschen, die auf mich gesetzt haben.<br />

• Wie viel Wahlkampf betreibst Du? Und auf welche Art und Weise tust Du das?<br />

Nicht viel, weil ich ja nicht unbedingt gewählt werden will. Bis jetzt habe ich nur zusammen mit<br />

den jungen Alternativen am Rock the Docks und am Sponsorenlauf unsere Flyer und Kondome<br />

verteilt. Vielleicht werde ich mit meinen eigenen Karten noch eine Briefkastentour starten, mal<br />

sehen.<br />

• Wie beurteilst Du Deine Wahlchancen?<br />

Gering. <strong>Das</strong> einzige, was einen Ausschlag geben könnte, ist, dass vielleicht einige meine Mutter<br />

und meine Schwester kennen (die beide ebenfalls für die Alternative 7 bzw. 4 <strong>Jahr</strong>e im GGR<br />

sassen) und denken, noch so eine Zehn<strong>der</strong> wird schon gut sein…<br />

• Was würde sich än<strong>der</strong>n, wenn Du gewählt würdest?<br />

Dann hätte ich einmal im Monat GGR-Sitzung. Weiteres überlege ich mir erst, wenn es dann<br />

soweit wäre.<br />

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Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

Interview mit Yvonne Anliker, Politikexpertin und Journalistin <strong>der</strong> Neuen Zuger<br />

Zeitung, 15. Oktober 2010<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong>: Yvonne Anliker, das Zuger Stimmvolk hat gewählt, was sagen Sie zu den<br />

Wahlergebnissen?<br />

Yvonne Anliker: Ich bin teilweise überrascht, gerade den Ausgang <strong>der</strong> Regierungsratswahlen habe<br />

ich so nicht erwartet. In <strong>der</strong> Stadt Zug bin ich weniger überrascht über die nun linke Mehrheit im<br />

Stadtrat. Da die Bürgerlichen heuer so zersplittert waren, haben sie <strong>der</strong> vereinigten Linke ein<br />

Geschenk gemacht. Zwar waren die Linken heuer weniger stark als noch vor vier <strong>Jahr</strong>en, trotzdem<br />

hat es für den dritten Sitz gereicht.<br />

JF: Worüber sind Sie persönlich am meisten überrascht?<br />

YA: Über die Wahl von SVP-Kandidat Stephan Schleiss in den Regierungsrat und darüber, dass die<br />

SVP im ganzen Kanton zulegen konnte.<br />

JF: Hat das neue Wahlsystem eine tragende Rolle gespielt?<br />

YA: Ja, ich denke schon. Zum einen gingen, so wie ich hörte, einige WählerInnen nicht an die Urne,<br />

weil sie von <strong>der</strong> KandidatInnenflut überfor<strong>der</strong>t waren. Zum an<strong>der</strong>en hat es vermehrt eine<br />

Personenwahl gegeben, wie mir scheint. Zudem hat man gesehen, dass gerade die Mitteparteien<br />

(CVP und FDP) «Probleme» mit ihrer WählerInnenschaft haben. CVP- und FDP-WählerInnen<br />

panaschieren sehr gerne. Mit dem alten Wahlsystem war dies kein Problem, heuer hingegen hat<br />

es zu Verschiebungen <strong>der</strong> Stärke geführt, zu einem Rechtsrutsch. Dies im Gegensatz zur SVP.<br />

Deren WählerInnenschaft hat eine bemerkenswerte Wahldisziplin.<br />

JF: Worauf gründet die relativ tiefe Wahlbeteiligung?<br />

YA: Wie bereits gesagt, denke ich, dass viele WählerInnen mit dem dicken Wahlcouvert<br />

überfor<strong>der</strong>t waren. Zudem ist die Politverdrossenheit nicht neu. Auch als das briefliche<br />

Abstimmen eingeführt wurde, konnte die Wahlbeteiligung nicht erhöht werden. Vielleicht geht es<br />

uns zu gut, als dass die Leute das Gefühl hätten, sich aktiv an <strong>der</strong> Politik beteiligen zu müssen.<br />

JF: Wie beurteilen Sie das Abschneiden <strong>der</strong> Jungen Alternativen?<br />

YA: Es hat heuer noch nicht zu einem Sitz gereicht. <strong>Das</strong> liegt sicherlich daran, dass die Partei noch<br />

sehr jung ist. Zum an<strong>der</strong>en ist es für eine kleine Partei natürlich sehr schwierig, gerade in kleinen<br />

Gemeinden zu einem Sitz zu kommen. Zudem spielt immer noch die Wie<strong>der</strong>wahl <strong>der</strong> Bisherigen<br />

eine Rolle. Treten bekannte PolitikerInnen wie<strong>der</strong> an, ist es schwierig, gegen diese anzukommen.<br />

Genauer habe ich aber das Abschneiden <strong>der</strong> Jungen Alternativen nicht verfolgt.<br />

JF: Wieso werden nicht allgemein mehr Junge gewählt?<br />

YA: Ich denke, dass man diese Aussage so nicht stehen lassen kann. Gerade bei den diesjährigen<br />

Wahlen haben es doch einige Junge geschafft, ein Mandat zu holen. Beispielsweise in Hünenberg.<br />

58


Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

<strong>Das</strong>s nicht mehr Junge gewählt werden, liegt auch daran, dass nicht viele Junge an die Urne<br />

gehen.<br />

JF: Wird sich die Situation in den nächsten vier <strong>Jahr</strong>en än<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> wird <strong>der</strong> «Rechtsrutsch» in<br />

Zug anhalten?<br />

YA: <strong>Das</strong> kommt auch auf die Arbeit von CVP und FDP an. Denn linke WählerInnen wählen nicht<br />

SVP und umgekehrt. Wenn die politische Mitte wie<strong>der</strong> erstarkt (was einiges an Arbeit braucht,<br />

denn schweizweit kriselt es), dann kann es sein, dass die SVP wie<strong>der</strong> ein wenig verlieren wird. Ich<br />

kann diese Frage aber nicht abschliessend beantworten. Schon vor vier <strong>Jahr</strong>en hat man geglaubt,<br />

dass die SVP am Zenit angekommen sei, nun wurden wir eines Besseren belehrt.<br />

JF: Was müss(t)en wir nächstes Mal an<strong>der</strong>s machen?<br />

YA: Der Wahlkampf für in vier <strong>Jahr</strong>en beginnt bereits heute. Die Partei muss aktiv bleiben, sich<br />

bemerkbar machen. Auch bei den "alteingesessenen" Parteien und Zugern. Auch wenn niemand<br />

in ein Parlament o<strong>der</strong> eine Exekutive gewählt wurde, kann man trotzdem Politik machen.<br />

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Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

Interview mit Marco Knobel, Oktober 2010<br />

• Bist Du mit Deinem persönlichen Resultat zufrieden?<br />

Ja, mit 495 Stimmen bin ich nur um 140 Stimmen an <strong>einer</strong> Wahl vorbeigeschrammt. <strong>Das</strong> ist eine<br />

gute Grundlage für einen Aufbau.<br />

• Entspricht das Resultat in etwa Deinen Erwartungen?<br />

Durchaus. Ich wollte ein paar hun<strong>der</strong>t Stimmen erzielen, das ist mir gelungen. <strong>Das</strong> Wahlziel<br />

unserer Ortspartei war es, alle Sitze zu verteidigen. <strong>Das</strong> ist uns gelungen, Gemein<strong>der</strong>ats- sowie<br />

Kantonsratssitz sind verteidigt, obwohl wir für den Kantonsrat ohne Bisherige angetreten sind.<br />

Mein heimliches Wahlziel war es, den zweiten SP-Sitz im Kantonsrat anzugreifen. <strong>Das</strong> war aber<br />

unrealistisch, hatten wir den Kantonsratssitz vor vier <strong>Jahr</strong>en doch nur durch ein Restmandat<br />

gemacht…<br />

• Weshalb hat es nicht gereicht, um gewählt zu werden?<br />

Ich bin zu jung. <strong>Das</strong> Kritische Forum (KriFo Alternative Cham) hat traditionell nur einen<br />

Kantonsratssitz. Und da setzen die Wählenden doch eher auf bewährte Leute, die schon länger<br />

dabei sind. Unseren Sitz zu halten, bedurfte viel Arbeit – dass diesen auch glatt noch ein «junger<br />

Schnufer» besetzen würde, das wäre wahrlich ein Coup son<strong>der</strong>gleichen gewesen!<br />

• Wie geht es für Dich nun (politisch) weiter?<br />

So, wie es bisher gelaufen ist. Mit an<strong>der</strong>en Jungen werde ich weiter von unten nach oben<br />

politisieren. Nur weil wir keine Ämter bekleiden, heisst das noch lange nicht, dass wir nichts<br />

mitzureden hätten.<br />

• Wirst Du in vier <strong>Jahr</strong>en wie<strong>der</strong> antreten? Was würdest Du dann an<strong>der</strong>s machen?<br />

<strong>Das</strong> kommt auf meine Situation an. In vier <strong>Jahr</strong>en sind vielleicht an<strong>der</strong>e Themen, Familie,<br />

Weiterbildung usw. aktuell! Vielleicht bleibe ich nach <strong>einer</strong> Weltreise in Goa hängen… Nein, das<br />

kann ich wirklich noch nicht sagen. Wenn ich in Cham bleibe, ist das durchaus möglich.<br />

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Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

Interview mit Andreas Lustenberger, Oktober 2010<br />

• Bist Du mit Deinem persönlichen Resultat zufrieden?<br />

Persönlich bin ich mit meinen knapp 550 Stimmen zufrieden. <strong>Das</strong>s die Alternativen in Baar aber<br />

einen Sitz verloren haben, bedaure ich.<br />

• Entspricht das Resultat in etwa Deinen Erwartungen?<br />

Es war sehr schwer für mich abzuschätzen, wie viele Stimmen ich machen würde. Die rund 330<br />

Stimmen, die ich aber von Leuten bekommen habe, die nicht die Alternative Liste gewählt haben,<br />

hätte ich nicht erwartet. Erwartet hätte ich jedoch, dass mehr Personen die Liste wählen würden<br />

und nicht nur 217.<br />

• Weshalb hat es nicht gereicht, um gewählt zu werden?<br />

1. Ich war nur einmal aufgeführt auf <strong>der</strong> Liste.<br />

2. Ich habe nicht gross Wahlkampf betrieben.<br />

3. Viele Junge haben offenbar nicht gewählt, was sehr zu bedauern ist.<br />

4. Haben die Alternativen in Baar einige Stimmen und einen Sitz an die Grünliberalen verloren,<br />

die den Alternativen zumindest im Grün im Namen sehr nahestehen.<br />

• Wie geht es für Dich nun (politisch) weiter?<br />

Ich habe vorher schon im Campaigning und Lobbying gearbeitet und möchte dies auch in Zukunft<br />

wahrscheinlich als Beruf ausüben.<br />

• Wirst Du in vier <strong>Jahr</strong>en wie<strong>der</strong> antreten? Was würdest Du dann an<strong>der</strong>s machen?<br />

Wenn ich noch im Kanton Zug wohnen werde, kann ich dies mir gut vorstellen, natürlich muss<br />

man sich immer die Frage stellen, ob man überhaupt Zeit hat. In dieser Wahl habe ich mich klar<br />

als Unterstützung <strong>der</strong> Liste gesehen und habe nicht mit <strong>einer</strong> Wahl gerechnet (Nur einmal auf <strong>der</strong><br />

Liste). Sollte ich wirklich mit <strong>einer</strong> Wahl rechnen und dies auch zeitlich bedingt wollen, würde ich<br />

aktiver Wahlkampf für mich betreiben.<br />

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Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

Interview mit Levin Schmid, Oktober 2010<br />

• Bist Du mit Deinem persönlichen Resultat zufrieden?<br />

Ja, sehr. Ich wurde zwar nicht gewählt, aber trotzdem finde ich, dass ich nicht so schlecht<br />

abgeschnitten habe.<br />

• Entspricht das Resultat in etwa Deinen Erwartungen?<br />

Ja, das kann man so sagen, eventuell hätte ich sogar ein bisschen weniger erwartet.<br />

• Weshalb hat es nicht gereicht, um gewählt zu werden?<br />

Dies hat sicher mehrere Gründe. Einerseits war ich ja noch relativ unbekannt und zum <strong>erste</strong>n Mal<br />

auf <strong>der</strong> Liste. Es kommt dazu, dass Jugendliche in meinem Alter, meine potenzielle Wählerschaft,<br />

oft nicht wählen gehen und ich so wichtige Stimmen verloren habe.<br />

• Wie geht es für Dich nun (politisch) weiter?<br />

Ich werde sicher bei den Jungen Alternativen weiter machen und mich eventuell auch bei den<br />

Steinhauser Grünen mehr ins Zeug legen. Ansonsten habe ich keine grossen Pläne.<br />

• Wirst Du in vier <strong>Jahr</strong>en wie<strong>der</strong> antreten? Was würdest Du dann an<strong>der</strong>s machen?<br />

Ja, ich denke, ich würde wie<strong>der</strong> antreten, aber es ist schwer zu sagen, was in vier <strong>Jahr</strong>en ist. Was<br />

ich än<strong>der</strong>n werde, weiss ich momentan nicht. Vielleicht sollte ich die Leute mehr auffor<strong>der</strong>n,<br />

wählen zu gehen und ihnen das Wahlsystem erklären…<br />

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Maturaarbeit 2010/11<br />

<strong>Jonas</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

Interview mit Salomé Zehn<strong>der</strong>, Oktober 2010<br />

• Bist Du mit Deinem persönlichen Resultat zufrieden?<br />

Ja. Ich habe mehr Stimmen erhalten, als ich für mich angesagt hatte. <strong>Das</strong> einzige, was mich ein<br />

wenig wurmt, ist, dass Roman Jorio, <strong>der</strong> eine Zeit lang dieselbe Schule besuchte, für die SVP mehr<br />

Stimmen erhalten hatte.<br />

• Entspricht das Resultat in etwa Deinen Erwartungen?<br />

Ich habe nichts erwartet. Ich war sogar überrascht, weil mich offensichtlich einige kumuliert<br />

haben!<br />

• Weshalb hat es nicht gereicht, um gewählt zu werden?<br />

Ich war nur einmal auf <strong>der</strong> Liste aufgeführt und habe nicht sehr viel in den Wahlkampf investiert,<br />

weil ich ja gar nicht unbedingt gewählt werden wollte. Hätte ich das gewollt wären die Chancen<br />

vielleicht besser gestanden.<br />

• Wie geht es für Dich nun (politisch) weiter?<br />

Mal sehen, vielleicht kandidiere ich ja nächstes <strong>Jahr</strong> mit dem Interviewführer und Autor dieser<br />

Matura-Arbeit für den Nationalrat…<br />

• Wirst Du in vier <strong>Jahr</strong>en wie<strong>der</strong> antreten? Was würdest Du dann an<strong>der</strong>s machen?<br />

Darüber mache ich mir noch keine Gedanken, das ist noch so weit entfernt. Bis dahin wird sich<br />

einiges verän<strong>der</strong>t haben...<br />

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