Der Honecker-Besuch in Bonn 1987 - Prof. Manfred Wilke

Im Sommer 1987 traten die INF-Verhandlungen in Genf in ihre entscheidende Phase. „Die
Bundesrepublik musste alles tun, was zu einem Durchbruch in den Verhandlungen beigetragen
konnte.“ Die Bundesregierung war bereit, wenn der Vertrag ratifiziert wurde, der Zeitpunkt für den
Abzug der sowjetischen Systeme, die in Polen, der Tschechoslowakei und der DDR stationiert
waren und die Bundesrepublik unmittelbar bedrohten, ebenso feststand wie der Abzug der
amerikanischen Mittelstreckenraketen aus der Bundesrepublik, auf die Modernisierung ihrer
eigenen Raketen „mit einer Reichweite unterhalb von 500 km zu verzichten.“ Dieser Schritt hatte
eine positive Wirkung, „die sich nicht vorhersehen ließ, und die betraf das Verhältnis zu Michail
Gorbatschow.“ 47 Nach der Wahrnehmung von Kohl hat der Verzicht auf eine Modernisierung der
Raketen der Bundeswehr Gorbatschows Einschätzung des Bundeskanzlers positiv verändert. Die
beiden Weltmächte einigten sich auf den Abbau ihrer Mittelstreckenraketen in Europa und damit
näherte sich der Ost-West-Konflikt seinem Ende. Mit dem Abzug der amerikanischen Pershing
aus der Bundesrepublik veränderte sich die Sicherheitslage Moskaus und der Sowjetunion. Von
der Bundesrepublik ging nun auch keine mittelbare Bedrohung mehr aus.
47 Helmut Kohl: Erinnerungen, ebenda, S. 551.
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