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Eiskeller und Eiswerke in Berlin und Brandenburg. Band 1 ...

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Norbert He<strong>in</strong>tze<br />

<strong>Eiskeller</strong> <strong>und</strong> <strong>Eiswerke</strong><br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> <strong>Brandenburg</strong><br />

<strong>Band</strong> 1: Geschichtlicher Überblick


Norbert He<strong>in</strong>tze<br />

<strong>Eiskeller</strong> <strong>und</strong> <strong>Eiswerke</strong><br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> <strong>Brandenburg</strong><br />

<strong>Band</strong> 1: Geschichtlicher Überblick<br />

Abb. 4: <strong>Eiskeller</strong> des ehemaligen Gries<strong>in</strong>ger-Krankenhauses, Berl<strong>in</strong>-Biesdorf.<br />

Autor <strong>und</strong> Verleger: Norbert He<strong>in</strong>tze, Berl<strong>in</strong>.<br />

2. Auflage © Februar 2013. Alle Rechte vorbehalten.<br />

Internetseite: www.<strong>Eiskeller</strong>-<strong>Brandenburg</strong>.de<br />

<strong>Band</strong> 1: Geschichtlicher Überblick<br />

<strong>Band</strong> 2: Literaturliste<br />

<strong>Band</strong> 3: Objektliste<br />

(Download: www.<strong>Eiskeller</strong>-<strong>Brandenburg</strong>.de/Ausdruck.html)<br />

Abbildungen auf dem vorderen <strong>und</strong> h<strong>in</strong>teren E<strong>in</strong>band:<br />

Abb. 1 (oben):<br />

Abb. 2 (unten l<strong>in</strong>ks):<br />

Abb. 3 (unten rechts):<br />

Abb. 114 (oben):<br />

Abb. 115 (unten l<strong>in</strong>ks):<br />

Abb. 116 (unten rechts):<br />

<strong>Eiskeller</strong> <strong>in</strong> Groß-Ziethen (Havelland).<br />

<strong>Eiskeller</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Dahlem.<br />

<strong>Eiskeller</strong> <strong>in</strong> Mark Land<strong>in</strong> (Uckermark).<br />

Keller <strong>in</strong> der Mart<strong>in</strong>straße <strong>in</strong> Schlieben (Elbe-Elster).<br />

Eishaus <strong>in</strong> Wall (Ostprignitz-Rupp<strong>in</strong>).<br />

Keller der Kanow-Mühle <strong>in</strong> Sagritz (Dahme-Spreewald).<br />

1


Abb. 5: <strong>Eiskeller</strong> im Schlosspark Biesdorf, Berl<strong>in</strong>-Biesdorf.<br />

Abb. 6: <strong>Eiskeller</strong> <strong>in</strong> Julianenhof (Märkisch-Oderland).<br />

2


Kapitel 1: <strong>Eiskeller</strong> <strong>und</strong> Eishäuser ........................................................................................... Seiten 4–13<br />

Die Lagerung von Eis zu Kühlzwecken war <strong>in</strong> Deutschland bis zum frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>ert e<strong>in</strong> Privileg des<br />

Adels <strong>und</strong> der wohlhabenden Gr<strong>und</strong>besitzer. Später entwickelte man Zweckbauten für die Nahrungs<strong>in</strong>dustrie,<br />

die von kle<strong>in</strong>en Gewerbebetrieben wie Fleischer oder Gastronomen genutzt wurden. Es gab<br />

verschiedene Bauarten: vom unterirdischen <strong>Eiskeller</strong> bis zum hölzernen Eishaus. Nach dem Ersten<br />

Weltkrieg wurden kaum noch neue <strong>Eiskeller</strong> errichtet, da elektrische Kühlaggregate zur Verfügung<br />

standen. E<strong>in</strong>zelne <strong>Eiskeller</strong> wurden Jahrzehnte weiter genutzt.<br />

Kapitel 2: Brauereikeller .......................................................................................................... Seiten 14–23<br />

Noch heute bee<strong>in</strong>drucken die gewaltigen Gär- <strong>und</strong> Lagerkeller der Brauereien, damals die größten<br />

unterirdischen Bauwerke <strong>in</strong> der Stadt, durch ihre Ausmaße <strong>und</strong> stabile Konstruktion. Alle großen Berl<strong>in</strong>er<br />

Brauereien stellten ihre Kühlung im letzten Viertel des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts auf Kältemasch<strong>in</strong>en um. Die alten<br />

Keller wurden jahrzehntelang für die Lagerung von Bier genutzt. Inzwischen dient ke<strong>in</strong>er dieser Keller<br />

mehr der Bierproduktion. Sofern sie nicht bereits längst abgerissen wurden, stehen sie zum überwiegenden<br />

Teil leer.<br />

Kapitel 3: Natureiswerke .......................................................................................................... Seiten 24–33<br />

Im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert wuchs die Berl<strong>in</strong>er Bevölkerung durch die Industrialisierung stark an. Bei der<br />

Versorgung mit Lebensmitteln ergaben sich im Sommer Probleme, weil die Entfernung zwischen den<br />

Erzeugern <strong>und</strong> den Verbrauchern zunahm. Dadurch entstand ab der Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts die Berl<strong>in</strong>er<br />

Natureis<strong>in</strong>dustrie. Der Eismann, der das Eis mit Fuhrwerken auslieferte, war für etwa 100 Jahre e<strong>in</strong><br />

alltäglicher Anblick auf der Straße. Nach warmen W<strong>in</strong>tern reichte das Eis mehrfach nicht aus, um den<br />

Bedarf zu decken, <strong>und</strong> so wurde es unumgänglich, Eis aus den Alpen oder aus Norwegen zu importieren.<br />

Kapitel 4: Eisfabriken ............................................................................................................... Seiten 34–41<br />

Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts wurden <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> die ersten Kunsteisfabriken gegründet, die Stangeneis<br />

produzierten. Das Kunsteis war hygienisch unbedenklich <strong>und</strong> ersetzte <strong>in</strong> den Jahren bis 1920 das Natureis<br />

fast vollständig. Es wurde an kle<strong>in</strong>e Gewerbebetriebe <strong>und</strong> die Bevölkerung verkauft. Erst ab den 1960er<br />

Jahren setzte sich auf diesem Gebiet der Kühlschrank durch. Damit endete die Ära der Eis<strong>in</strong>dustrie.<br />

Kapitel 5: Lagerkeller ............................................................................................................... Seiten 42–45<br />

Neben den <strong>Eiskeller</strong>n gab es unterirdische Lagerkeller, die ke<strong>in</strong>e zusätzliche Kühlung durch Eis besaßen.<br />

Die Temperatur dieser Keller entspricht der durchschnittlichen Jahresmitteltemperatur <strong>und</strong> beträgt <strong>in</strong><br />

Deutschland 8 bis 10 °C. Sie wurden zur Lagerung von empf<strong>in</strong>dlichen Lebensmitteln genutzt, wie<br />

beispielsweise von Obst, Gemüse oder brennbaren Flüssigkeiten.<br />

Kapitel 6: Bibliografie ............................................................................................................... Seiten 46–47<br />

Die Bibliografie umfasst Literatur aus den letzten 300 Jahren. Zunächst waren es Gewerbezeitschriften <strong>und</strong><br />

Lexika, die sich mit diesem Thema befassten. Spezielle Fachbücher über <strong>Eiskeller</strong> s<strong>in</strong>d erst ab den 1830er<br />

Jahren gedruckt worden. Am Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts erschienen die ersten Kältetechnik-<br />

Fachzeitschriften. Nach dem Ersten Weltkrieg versiegte das Interesse an Fachliteratur über <strong>Eiskeller</strong> <strong>und</strong><br />

stieg erst am Ende der 1980er Jahre an, nun unter den Aspekten des Denkmalschutzes <strong>und</strong> des Tourismus.<br />

Seit der Jahrtausendwende werden viele Informationen über das Internet veröffentlicht.<br />

Kapitel 7: Bildergalerie Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> <strong>Brandenburg</strong> ................................................................. Seiten 47–57<br />

Zahlreiche <strong>Eiskeller</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> <strong>Brandenburg</strong> s<strong>in</strong>d noch vorhanden. Viele von ihnen s<strong>in</strong>d leider e<strong>in</strong>sturzgefährdet<br />

oder dem Vandalismus schutzlos ausgeliefert. Nur e<strong>in</strong>ige Bauwerke wurden restauriert <strong>und</strong><br />

können besichtigt werden.<br />

Kapitel 8: Abbildungsnachweis ................................................................................................ Seite 58<br />

3


Kapitel 1 <strong>Eiskeller</strong> <strong>und</strong> Eishäuser<br />

Bereits zu Beg<strong>in</strong>n des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts gab es<br />

Fachliteratur, die die baulichen Anforderungen an<br />

e<strong>in</strong>en <strong>Eiskeller</strong> beschrieb. Unter „<strong>Eiskeller</strong>“<br />

verstand man früher nicht nur e<strong>in</strong> Bauwerk, das sich<br />

vollständig <strong>in</strong> der Erde befand <strong>und</strong> damit dem<br />

heutigen Begriff „Keller“ entspricht. Auch<br />

oberirdische Eishäuser wurden häufig als <strong>Eiskeller</strong><br />

bezeichnet. Die <strong>Eiskeller</strong> lassen sich <strong>in</strong> der Theorie<br />

grob <strong>in</strong> sechs Bauarten unterteilen:<br />

− Eisgrube (auch Eiskuhle genannt),<br />

− Eismiete <strong>und</strong> Eishaufen,<br />

− <strong>Eiskeller</strong> (unterirdisch <strong>und</strong> übererdet),<br />

− Eishaus aus Holz,<br />

− Eishaus aus Ste<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

− Spezialformen, zum Beispiel für Markthallen,<br />

Molkereibetriebe oder Leichenschauhäuser.<br />

Die Begriffe wurden von den verschiedenen<br />

Autoren nicht immer e<strong>in</strong>heitlich genutzt, was bei<br />

e<strong>in</strong>er 300 Jahre umfassenden Bibliografie nicht<br />

verw<strong>und</strong>erlich ist.<br />

Die Eisgrube – früher teilweise auch Eiskuhle<br />

genannt – ist ansche<strong>in</strong>end die älteste Bauform, die<br />

bereits 1712 <strong>in</strong> dem Büchle<strong>in</strong> „Eigentliche <strong>und</strong><br />

gründliche Nachricht von denen Eiß-Gruben“<br />

beschrieben wurde. In den Boden wurde e<strong>in</strong>e Grube<br />

mit etwa vier Meter Durchmesser gegraben, die sich<br />

häufig nach unten verjüngt. Die Seitenwände der<br />

Grube bestanden aus Feldste<strong>in</strong>en, Ziegelste<strong>in</strong>en<br />

oder aus Holz. Der untere Bereich der Grube wurde<br />

mit grobem Kies aufgefüllt, damit das<br />

Schmelzwasser sich dort sammeln <strong>und</strong> ablaufen<br />

konnte. Auf den Kies wurde e<strong>in</strong>e Lage mit Brettern<br />

gelegt, auf der das Eis gestapelt wurde. Zur<br />

Isolierung gegen die Erdwärme wurde Stroh<br />

verwendet, das sich zwischen dem Eis <strong>und</strong> der<br />

Außenwand befand. Der Aufbau bestand aus e<strong>in</strong>em<br />

kle<strong>in</strong>em Strohdach oder e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>em<br />

Holzhäuschen.<br />

Die Eismiete war e<strong>in</strong>e preiswerte Form der<br />

Eislagerung, da sie nur aus e<strong>in</strong>em Holzgestell<br />

bestand, das mit Stroh oder Rohr bedeckt war. Auf<br />

e<strong>in</strong>e tiefe Grube wurde hierbei völlig verzichtet. Im<br />

Boden wurde e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Kuhle ausgehoben, die mit<br />

Kieselste<strong>in</strong>en ausgelegt war, um das Schmelzwasser<br />

abzuleiten. Hierüber befand sich e<strong>in</strong> zeltartiges<br />

Holzgestell, das mit Stroh oder Rohr abgedeckt war.<br />

Die E<strong>in</strong>gangsschleuse lag Richtung Norden <strong>und</strong><br />

besaß möglichst zwei Türen.<br />

Der Eishaufen war e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fachere Variante der<br />

Eismiete. Hier wurde das Eis nur mit Torf, Erde<br />

oder Stroh abgedeckt. Es gab weder e<strong>in</strong> Holzgestell<br />

noch e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>gangstür. Die Höhe des Eishaufens<br />

sank mit der Verkle<strong>in</strong>erung des Eisvorrates.<br />

Dadurch musste die Abdeckung regelmäßig<br />

kontrolliert <strong>und</strong> ausgebessert werden. Die Eishaufen<br />

wurden auch teilweise als kostengünstige<br />

Ergänzung zu e<strong>in</strong>em vorhandenen <strong>Eiskeller</strong> genutzt.<br />

Der <strong>Eiskeller</strong> diente dann für den täglichen Bedarf,<br />

da er durch se<strong>in</strong>e Türen wesentlich e<strong>in</strong>facher<br />

zugänglich war. Wenn der Eisvorrat im <strong>Eiskeller</strong><br />

zur Neige g<strong>in</strong>g, wurde das Eis aus dem Eishaufen <strong>in</strong><br />

den <strong>Eiskeller</strong> gebracht, <strong>und</strong> der Eishaufen wurde am<br />

Ende vollständig abgeräumt.<br />

Vollständig unterirdische <strong>Eiskeller</strong> waren sehr<br />

aufwendig im Bau. Vor allem das Ausschachten der<br />

Baugrube <strong>und</strong> die stabilere Ausführung der Wände<br />

verteuerten den Bau erheblich. Für die richtige<br />

Dimensionierung der Wand- <strong>und</strong> Deckenstärken<br />

war bautechnisches Fachwissen erforderlich.<br />

Weiterh<strong>in</strong> musste das Bauwerk gut gegen<br />

aufsteigendes Gr<strong>und</strong>wasser oder versickerndes<br />

Oberflächenwasser abgedichtet se<strong>in</strong>. Der <strong>Eiskeller</strong><br />

sollte e<strong>in</strong>e kühle, geschützte <strong>und</strong> trockene Lage <strong>in</strong><br />

nicht zu weiter Entfernung von der Verbrauchsstelle<br />

erhalten. Der Eisbehälter musste gegen die<br />

Bodenwärme sowie die warme Außenluft isoliert<br />

werden. Es eigneten sich hierzu etwa e<strong>in</strong> Meter<br />

starke Ziegelmauern mit mehreren Luftschichten<br />

von acht Zentimeter Stärke. Die Luftschichten<br />

konnten auch mit Torfmull, porösen Schlacken oder<br />

Schlackenwolle ausgefüllt werden. Der Eisraum<br />

sollte möglichst <strong>in</strong> Zyl<strong>in</strong>derform oder besser <strong>in</strong><br />

Halbkugelform konstruiert werden, da hier e<strong>in</strong><br />

besseres Verhältnis von Oberfläche zum Inhalt<br />

bestand als bei e<strong>in</strong>em rechteckigen Raum.<br />

Gleichzeitig bot der r<strong>und</strong>e Gr<strong>und</strong>riss gegenüber dem<br />

seitlichen Erddruck e<strong>in</strong>en besseren Widerstand. Der<br />

E<strong>in</strong>gang sollte nach Norden liegen <strong>und</strong> möglichst<br />

kle<strong>in</strong> se<strong>in</strong>, damit beim Betreten wenig Wärme <strong>in</strong> das<br />

Bauwerk e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen konnte. Der Zugang erfolgte<br />

über e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>gangsschleuse mit zwei oder besser<br />

drei h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander liegenden dicht schließenden<br />

Türen. Die Südseite des <strong>Eiskeller</strong>s musste vor<br />

4


Abb. 7: <strong>Eiskeller</strong> der kl<strong>in</strong>ischen Universitätsanstalten zu Kiel, um 1884.<br />

Abb. 8: Eismiete, um 1903. Abb. 9: Eisgrube, um 1884.<br />

5


vor der Sonnene<strong>in</strong>strahlung geschützt werden,<br />

entweder durch den Schatten e<strong>in</strong>es benachbarten<br />

Gebäudes oder durch die Anpflanzung<br />

schattenspendender, schnell wachsender Bäume <strong>und</strong><br />

Sträucher. Fenster sollten nicht vorhanden se<strong>in</strong> oder<br />

nur <strong>in</strong> Form kle<strong>in</strong>er, nach Norden gerichteter<br />

Oberlichter, die durch mehrfache Glasscheiben<br />

gegen die Außenwärme isoliert waren. Im<br />

Gegensatz zur Eisgrube gab es häufig neben dem<br />

Eisraum auch getrennte Kühlräume, die über<br />

Lüftungsöffnungen mit dem Eisbehälter verb<strong>und</strong>en<br />

waren uns so gekühlt werden konnten. Das Betreten<br />

der Kühlräume war durch e<strong>in</strong>e separate Tür<br />

möglich, um den Eisbehälter nicht unnötig zu<br />

öffnen.<br />

Um die hohen Baukosten zu senken, wurden viele<br />

übererdete <strong>Eiskeller</strong> oberhalb des Erdbodens <strong>und</strong><br />

damit auch des Gr<strong>und</strong>wasserspiegels errichtet, die<br />

mit e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en künstlichen Hügel abgedeckt<br />

wurden. Da der Hügel sich wegen des <strong>Eiskeller</strong>s an<br />

e<strong>in</strong>em kühlen <strong>und</strong> schattigen Platz befand, wurde er<br />

<strong>in</strong> Gärten auch gerne als F<strong>und</strong>ament für e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />

Terrasse oder für e<strong>in</strong>en Pavillon genutzt <strong>und</strong> so <strong>in</strong><br />

die Gartenarchitektur e<strong>in</strong>bezogen. Er diente als<br />

idyllischer Ruheplatz, Aussichtspunkt oder als<br />

Element e<strong>in</strong>er Sichtachse. Am Hügel konnte<br />

gleichzeitig e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er künstlich angelegter<br />

Wasserfall angelegt werden. Übererdete <strong>Eiskeller</strong><br />

mit e<strong>in</strong>er Terrasse kann man heute unter anderem<br />

im Schlosspark Biesdorf oder im Gutspark <strong>in</strong><br />

Großziethen (bei Kremmen) ansehen. Beispiele<br />

ohne Terrasse s<strong>in</strong>d der <strong>Eiskeller</strong> des Schlosses<br />

Wustrau (Ostprignitz-Rupp<strong>in</strong>) <strong>und</strong> der <strong>Eiskeller</strong> <strong>in</strong><br />

Markendorf, e<strong>in</strong>em Vorort von Frankfurt (Oder).<br />

Der Berl<strong>in</strong>er Architektenvere<strong>in</strong> führte seit 1827<br />

monatlich Entwurfskonkurrenzen unter se<strong>in</strong>en<br />

Mitgliedern durch. Mehrfach war das Thema der<br />

Entwurf e<strong>in</strong>es <strong>Eiskeller</strong>s. Die Aufgabe für den<br />

Oktober 1868 wurde <strong>in</strong> der Deutschen Bauzeitung<br />

veröffentlicht: „E<strong>in</strong>e Orchester-Tribüne <strong>in</strong> reicher<br />

Holzarchitektur mit darunter liegendem <strong>Eiskeller</strong><br />

<strong>und</strong> geschlossener Rückwand, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em öffentlichen<br />

Garten für e<strong>in</strong>e 40 Mann starke Kapelle. Verlangt:<br />

1 Gr<strong>und</strong>riss, 1 Ansicht, 1 Durchschnitt. Maßstab:<br />

1/40 der natürlichen Grösse.“ E<strong>in</strong>ige Entwürfe der<br />

Jahre 1830 <strong>und</strong> 1849 s<strong>in</strong>d erhalten <strong>und</strong> bef<strong>in</strong>den<br />

sich im Architekturmuseum der TU Berl<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong>ige <strong>Eiskeller</strong> wurden <strong>und</strong> den letzten Jahren zu<br />

Fledermausquartieren umgebaut. In <strong>Brandenburg</strong><br />

s<strong>in</strong>d 17 verschiedene Fledermausarten heimisch.<br />

Ihre Sommerquartiere liegen <strong>in</strong> Ställen, Dachstühlen<br />

oder Baumhöhlen. Als Jagdrevier bevorzugen sie<br />

abwechslungsreiche Landschaftsgebiete mit<br />

Wäldern, Gewässern <strong>und</strong> Hecken. Viele Arten s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> ihrem Bestand gefährdet <strong>und</strong> vom Aussterben<br />

bedroht, unter anderem durch die Zerstörung von<br />

Totholzbeständen oder durch den E<strong>in</strong>satz von<br />

Insektenschutzmitteln. Durch die Sanierung von<br />

Altbauten oder den Abriss von alten Bauwerken<br />

stehen immer weniger Standorte als W<strong>in</strong>terquartier<br />

zur Verfügung, die die Tiere von September bis<br />

März zur Überw<strong>in</strong>terung aufsuchen. Durch se<strong>in</strong>e<br />

Isolierung gegen die Außentemperaturen <strong>und</strong> den<br />

E<strong>in</strong>fluss der Erdwärme s<strong>in</strong>d <strong>Eiskeller</strong> frostsicher<br />

<strong>und</strong> damit e<strong>in</strong> geeigneter Unterschlupf zum<br />

Überw<strong>in</strong>tern. In die Türen werden kle<strong>in</strong>e Löcher als<br />

E<strong>in</strong>flugöffnung e<strong>in</strong>gebaut, an den Wänden <strong>und</strong><br />

Decken angebrachte Hohlblockste<strong>in</strong>e dienen als<br />

Schlafhöhlen. Bekannte Fledermausquartiere <strong>in</strong><br />

<strong>Brandenburg</strong> bef<strong>in</strong>den sich im Lagerkeller der<br />

ehemaligen Ostquell-Brauerei <strong>in</strong> Frankfurt (Oder),<br />

<strong>in</strong> den <strong>Eiskeller</strong>n <strong>in</strong> Güldendorf, Glambeck, Zootzen<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> Julianenhof. Das Betreten dieser <strong>Eiskeller</strong> ist<br />

im W<strong>in</strong>ter verboten, um die Fledermäuse nicht im<br />

Schlaf zu stören, da sie durch das Aufwachen zu<br />

viel Energie verbrauchen <strong>und</strong> den W<strong>in</strong>ter nicht<br />

überleben würden.<br />

Eishäuser aus Holz waren e<strong>in</strong>e preiswerte<br />

Alternative zum massiven <strong>Eiskeller</strong>. Die ersten<br />

Berichte über hölzerne Eishäuser stammen bereits<br />

aus der Mitte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts. Damals wurden<br />

sie auch als „Russische <strong>Eiskeller</strong>“ bezeichnet. Im<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>ert änderte sich die Bezeichnung <strong>in</strong><br />

„Amerikanische <strong>Eiskeller</strong>“, da die Eis<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong><br />

den Vere<strong>in</strong>igten Staaten hauptsächlich diesen<br />

Bautyp e<strong>in</strong>setzte. In den 1830er Jahren erschien <strong>in</strong><br />

verschiedenen Gewerbezeitungen e<strong>in</strong> Artikel<br />

„Ueber den Nutzen <strong>und</strong> Anlage von Eisgebäuden<br />

statt der bisherigen <strong>Eiskeller</strong> oder Eisgruben“ von<br />

dem „Oberamtmann Siemens, zu Pyrmont“. Er<br />

beschreibt auf acht Seiten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Tafel die<br />

Vorteile se<strong>in</strong>es Eishauses. Jedoch waren die<br />

Holzgebäude bauartbed<strong>in</strong>gt sehr anfällig für Fäulnis<br />

<strong>und</strong> Schwammbildung <strong>und</strong> sehr leicht brennbar. In<br />

mehreren Berl<strong>in</strong>er Krankenhäusern waren hölzerne<br />

6


Abb. 10: <strong>Eiskeller</strong> (Berl<strong>in</strong>-Re<strong>in</strong>ickendorf).<br />

Abb. 11: Als Fledermausquartier genutzter <strong>Eiskeller</strong> (Berl<strong>in</strong>-Schmöckwitz).<br />

7


Eishäuser vorhanden, so zum Beispiel im früheren<br />

Zentral-Militärhospital <strong>in</strong> Tempelhof (heutiges<br />

Vivantes Wenckebach-Kl<strong>in</strong>ikum) oder auch im<br />

Krankenhaus Friedrichsfelde.<br />

Gegen Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts wurden Eishäuser<br />

serienmäßig hergestellt <strong>und</strong> als Katalogware<br />

angeboten, wie zum Beispiel die „oberirdischen<br />

<strong>Eiskeller</strong> amerikanischen Systems aus Holz <strong>und</strong><br />

Haspelmoorer Isolimulle hergestellt von Wilhelm<br />

Lesti, Baugeschäft <strong>in</strong> Thalkirchen bei München“ aus<br />

dem Jahr 1910. Angeboten wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Katalog neun verschiedene Varianten. Gleichzeitig<br />

wird betont, dass die Gebäude <strong>in</strong> jeder gewünschten<br />

Form <strong>und</strong> Größe je nach Bedarf ausgeführt werden<br />

könnten. Von den Eishäusern aus Holz ist ke<strong>in</strong><br />

Exemplar mehr erhalten. Ihre Verbreitung ist<br />

heutzutage weitgehend unbekannt. Typische<br />

Eishäuser hatten e<strong>in</strong>e Gr<strong>und</strong>fläche von fünf Meter<br />

mal fünf Meter <strong>und</strong> das Eis wurde bis fünf Meter<br />

hoch gestapelt. Dies ergab e<strong>in</strong> Volumen von 125<br />

Kubikmeter. Die Eishäuser hatten e<strong>in</strong>e doppelte<br />

Holzwand mit e<strong>in</strong>em m<strong>in</strong>destens 40 Zentimeter<br />

breiten Zwischenraum, der mit Holzwolle, Schlacke<br />

oder Torf gefüllt wurde. Der Dachboden war aus<br />

Gewichtsgründen häufig mit Stroh isoliert.<br />

Eishäuser aus Ste<strong>in</strong> werden <strong>in</strong> der Literatur erst ab<br />

den 1870er Jahren aufgeführt. Obwohl ihr Bau<br />

wesentlich teurer war, hatten sie gegenüber den<br />

Holzkonstruktionen neben der längeren Haltbarkeit<br />

e<strong>in</strong>en erheblichen Vorteil, weil <strong>in</strong>nerhalb<br />

geschlossener Baugebiete die Errichtung größerer<br />

Holzhäuser wegen der Feuergefahr bedenklich war.<br />

Die Isolierung erfolgte im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert durch<br />

Hohlmauern, <strong>in</strong> denen nach Möglichkeit zwei bis<br />

drei Hohlräume e<strong>in</strong>gebaut waren. Ab der<br />

Jahrh<strong>und</strong>ertwende wurden Korkste<strong>in</strong> <strong>und</strong> Kieselgur<br />

als neuartiger Isolierstoff e<strong>in</strong>gesetzt. Die Eishäuser<br />

enthielten teilweise Kühlräume für Lebensmittel.<br />

Dabei war der Eisraum vom Volumen bis zu<br />

viermal so groß wie der Kühlraum <strong>und</strong> deutlich<br />

höher. Dadurch sollte e<strong>in</strong>e gute Belüftung erzielt<br />

werden, da die kalte Luft nach unten sank <strong>und</strong> die<br />

erwärmte Luft aus dem Lagerraum durch<br />

Abluftschächte <strong>in</strong> der Decke verdrängen konnte.<br />

Größere Eishäuser stellten neue statische<br />

Anforderungen an die Bauweise der Mauern. Das<br />

Eis übt auf den Boden e<strong>in</strong>en erheblichen Druck aus.<br />

Bei e<strong>in</strong>er Eishöhe von zehn Meter lasten fast acht<br />

Tonnen Gewicht auf jeden Quadratmeter<br />

Bodenfläche! Dazu kommt auch e<strong>in</strong>e mögliche<br />

Belastung der Seitenwände, da das Eis auch hier<br />

e<strong>in</strong>e Kraft ausüben kann, wenn es sich während des<br />

Schmelzvorganges verschiebt. Das Zentralblatt der<br />

Bauverwaltung berichtete 1899 über e<strong>in</strong>e derartige<br />

Beschädigung e<strong>in</strong>es Eisspeichers der Oranienburger<br />

<strong>Eiswerke</strong> am Lehnitzsee. Dabei ist die fast zehn<br />

Meter hohe Seitenwand des Eishauses auf halber<br />

Höhe gerissen <strong>und</strong> wurde um etwa 80 Zentimeter<br />

nach außen gedrückt. Es bestand akute<br />

E<strong>in</strong>sturzgefahr. E<strong>in</strong>e Sonderform waren r<strong>und</strong>e<br />

Eishäuser. Sie hatten bessere Isoliereigenschaften,<br />

da hier e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Oberfläche vorhanden war.<br />

Nachteilig war die r<strong>und</strong>e Form allerd<strong>in</strong>gs dadurch,<br />

dass sie nicht <strong>in</strong> geschlossener Bauweise möglich<br />

war, sondern freistehend errichtet werden musste.<br />

Mehrere Berl<strong>in</strong>er Krankenhäuser, die zum Ende des<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>in</strong> parkähnlichen Gr<strong>und</strong>stücken<br />

errichtet wurden, hatten hierfür ausreichend Platz.<br />

Erhalten s<strong>in</strong>d die Eishäuser <strong>in</strong> der heutigen Karl-<br />

Bonhoeffer-Nervenkl<strong>in</strong>ik, im Kl<strong>in</strong>kum Buch <strong>und</strong> im<br />

Krankenhaus König<strong>in</strong> Elisabeth Herzberge<br />

Die hygienischen Zustände <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> wurden mit<br />

der beg<strong>in</strong>nenden Industrialisierung katastrophal. Ab<br />

der zweiten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts stieg die<br />

E<strong>in</strong>wohnerzahl <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> rasant an. Der epidemieartige<br />

Ausbruch von Krankheiten wie Typhus <strong>und</strong><br />

Cholera war zu befürchten. Das größte Problem war<br />

die Versorgung mit sauberem Tr<strong>in</strong>kwasser. Bis zur<br />

Errichtung der Wasserwerke diente ungefiltertes<br />

Fluss- oder Gr<strong>und</strong>wasser als Tr<strong>in</strong>kwasser. Durch die<br />

ungewollte Versickerung der Abwässer <strong>in</strong> den<br />

Boden <strong>und</strong> das E<strong>in</strong>leiten von ungeklärtem Abwasser<br />

<strong>in</strong> die Flüsse wurde die Wasserqualität erheblich<br />

bee<strong>in</strong>trächtigt. 1853 eröffnete die private „Berl<strong>in</strong><br />

Waterworks Company“ das erste Berl<strong>in</strong>er<br />

Wasserwerk. Durch den Ausbau der Wasserversorgung<br />

nahm selbstverständlich auch die<br />

Mengen des Abwassers erheblich zu. Dies stellte e<strong>in</strong><br />

weiteres großes Problem dar: Die Fäkalien der<br />

Berl<strong>in</strong>er Bevölkerung wurden <strong>in</strong> Gruben gesammelt<br />

oder flossen über offene R<strong>in</strong>nste<strong>in</strong>e zum<br />

nächstliegenden Gewässer ungeklärt ab. Auf dem<br />

selben Weg „entsorgten“ Gewerbebetriebe andere<br />

flüssige Abfälle, wie das Blut aus unzähligen<br />

kle<strong>in</strong>en Hausschlachtungen.<br />

8


Abb. 12: Eishaus Krankenhaus Friedrichsha<strong>in</strong>, um 1876.<br />

Abb. 13: Eishaus Krankenhaus König<strong>in</strong> Elisabeth Herzberge, Berl<strong>in</strong>-Lichtenberg.<br />

9


Erst 1873 wurde der erste Teil der Berl<strong>in</strong>er<br />

Kanalisation <strong>in</strong> Betrieb genommen. Ihr Ausbau im<br />

damaligen Stadtgebiet dauerte mehr als zwanzig<br />

Jahre.<br />

Ges<strong>und</strong>heitlich bedenkliche Zustände herrschten<br />

auch im Schlachtgewerbe. Es gab h<strong>und</strong>erte von<br />

privaten Schlachtern. Meyers Großes Konversations-Lexikon<br />

von 1906 bemerkt dazu: „Solche<br />

Privatschlachthäuser entsprechen <strong>in</strong> den meisten<br />

Fällen berechtigten sanitären Anforderungen<br />

höchst ungenügend <strong>und</strong> tragen zur Verunre<strong>in</strong>igung<br />

der Luft <strong>und</strong> Belästigung der Umgebung, auch zur<br />

Imprägnierung des Untergr<strong>und</strong>es mit faulenden<br />

tierischen Stoffen <strong>und</strong> zur Verunre<strong>in</strong>igung der<br />

Brunnen etc. bei.“ 1867 wurde der „Berl<strong>in</strong>er<br />

Viehmarkt“ errichtet. Es handelte sich um e<strong>in</strong>en<br />

Viehhof auf e<strong>in</strong>em 30 Hektar großen Areal<br />

zwischen der Brunnen- <strong>und</strong> Ackerstraße <strong>in</strong><br />

Ges<strong>und</strong>brunnen. Neben den notwendigen<br />

Verkaufshallen <strong>und</strong> Schlachthäusern gab es e<strong>in</strong><br />

großes Eishaus an der Brunnenstraße. 1868 erließ<br />

die preußische Regierung aufgr<strong>und</strong> der Missstände<br />

das Gesetz zum Schlachtzwang, das den Bau von<br />

kommunalen Schlachthäusern <strong>und</strong> die Schließung<br />

privater Schlachtereien vorsah. Der neue<br />

Zentralvieh- <strong>und</strong> Schlachthof <strong>in</strong> Lichtenberg wurde<br />

<strong>in</strong> den Jahren 1881 bis 1883 eröffnet <strong>und</strong> erhielt<br />

e<strong>in</strong>e zentrale Kühlanlage <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en<br />

Eisgenerator. Der Betrieb wurde 1991 nach 110<br />

Jahren e<strong>in</strong>gestellt.<br />

Ohne feste Markthallen waren <strong>in</strong> der zweiten<br />

Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts die hygienischen<br />

Zustände auf den Berl<strong>in</strong>er Wochenmärkten mit<br />

ihren offenen Ständen unerträglich. Die Händler<br />

hatten beim Transport <strong>und</strong> Verkauf ke<strong>in</strong>e<br />

ausreichende Kühlung. Am Ende des Markttages<br />

war der Boden mit Abfällen übersät, die wiederum<br />

Ungeziefer wie Ratten oder Vögel angelockten.<br />

Bereits 1867 eröffnete die Berl<strong>in</strong>er Immobilien-<br />

Aktiengesellschaft die „Erste Berl<strong>in</strong>er Markthalle“.<br />

Sie lag <strong>in</strong> der Nähe der Friedrichstraße an der<br />

heutigen Straße „Am Zirkus“. Die Halle war<br />

allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> Misserfolg <strong>und</strong> musste bereits wenige<br />

Jahre später wieder schließen. In den folgenden<br />

Jahrzehnten wurde sie als Zirkus <strong>und</strong> Theater<br />

genutzt. Nach dem zweiten Weltkrieg befand sich<br />

hier bis zum Abriss 1988 der Friedrichstadtpalast.<br />

Zur Abschaffung der offenen Wochenmärkte<br />

wurden ab 1883 Markthallen errichtet. Meyers<br />

Konversationslexikon berichtet 1890: „Berl<strong>in</strong><br />

bekommt zunächst 14 M[arkthallen]. Vier davon,<br />

die Zentralhalle am Alexanderplatz <strong>und</strong> die M. II–<br />

IV <strong>in</strong> der Friedrich-, Zimmer- <strong>und</strong> Dorotheenstraße,<br />

s<strong>in</strong>d 1883 begonnen, 1885 eröffnet worden. 1888<br />

wurden dem Verkehr übergeben die M. V–VIII auf<br />

dem Magdeburger Platze, <strong>in</strong> der Invaliden-,<br />

Dresdener <strong>und</strong> Andreasstraße, <strong>und</strong> im Plane s<strong>in</strong>d<br />

M. für die äußern Stadtteile Moabit, Wedd<strong>in</strong>g,<br />

Ges<strong>und</strong>brunnen, Schönhäuser Vorstadt, äußere<br />

Luisenstadt <strong>und</strong> Tempelhofer Vorstadt.“<br />

1899 erschien das Buch Die Markthallen Berl<strong>in</strong>s.<br />

Die neuen Marktallen verfügten selbstverständlich<br />

über Wasser- <strong>und</strong> Abwasseranschluss, Aufzüge <strong>und</strong><br />

geeignete Lagerräume im Keller. Für empf<strong>in</strong>dliche<br />

Lebensmittel standen Kühlräume bereit. Im Keller<br />

der Zentralmarkthalle I gab es zunächst vier<br />

<strong>Eiskeller</strong> mit Öffnungen <strong>in</strong> Ihrer Decke zum<br />

E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen des Eises. Nachdem <strong>in</strong> der benachbarten<br />

Zentralmarkthalle Ia neue Kühlräume mit e<strong>in</strong>er<br />

Kühlmasch<strong>in</strong>e angelegt wurden, nutzte man die<br />

alten <strong>Eiskeller</strong> als normale Lagerräume. Zusammen<br />

mit der Kühlmasch<strong>in</strong>e wurde e<strong>in</strong> Eiserzeuger mit<br />

e<strong>in</strong>er Leistung von 430 Kilogramm je St<strong>und</strong>e<br />

aufgestellt. Die anderen Markthallen erhielten<br />

ebenfalls <strong>Eiskeller</strong>, wie die Markthalle II: „Das<br />

Kellergeschoß enthält fünf durch e<strong>in</strong>en Vorraum<br />

zugängliche <strong>Eiskeller</strong> von 5,2 Meter Breite <strong>und</strong> 6,69<br />

Meter Länge mit doppelten Wänden <strong>und</strong> Gewölben,<br />

deren 13 Zentimeter weite Zwischenräume mit<br />

Koksasche ausgefüllt s<strong>in</strong>d. Die <strong>in</strong>neren Thüren<br />

haben doppelte Wände mit dazwischen<br />

e<strong>in</strong>gebrachter Füllung von Torfmull.“ Bei der<br />

Markthalle IV s<strong>in</strong>d es zwei <strong>Eiskeller</strong>, bei den<br />

Markthallen V <strong>und</strong> VII je e<strong>in</strong> <strong>Eiskeller</strong>. In dem<br />

Erdgeschoßplan der Markthalle XII ist e<strong>in</strong>e Luke<br />

für den Eise<strong>in</strong>wurf e<strong>in</strong>getragen. Inwieweit die<br />

anderen Markthallen ebenfalls <strong>Eiskeller</strong> besaßen, ist<br />

nicht bekannt.<br />

Im Zweiten Weltkrieg wurden die meisten<br />

Markthallen mehr oder weniger stark zerstört.<br />

Infolge der seit den 1950er Jahren auftretenden<br />

Konkurrenz von Selbstbedienungs-Supermärkten<br />

verzichtete man bis auf vier Ausnahmen auf ihren<br />

Wiederaufbau.<br />

10


Abb. 14: <strong>Eiskeller</strong> im Keller der Markthalle IV, um 1899.<br />

Abb. 15: Molkerei für 2.500 Liter Milch, um 1891.<br />

11


In Molkereien spielte die Kühlung mit Eis bis zur<br />

Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts e<strong>in</strong>e untergeordnete<br />

Rolle. Das Handbuch des gesammten landwirthschaftlichen<br />

Bauwesens berichtet 1853: „Das<br />

Molkenhaus muß e<strong>in</strong>e Milchkammer oder e<strong>in</strong>en<br />

Milchkeller, ferner Butterkeller, Käsestube <strong>und</strong><br />

Molkenküche enthalten. Die gewonnene Milch,<br />

welche sofort nach dem Melken aus dem Stalle<br />

entfernt wird, damit sie nicht den Geruch desselben<br />

annehme, wird zum Ausrahmen nach e<strong>in</strong>em<br />

besonderen, im Sommer kühlen, im W<strong>in</strong>ter warmen<br />

Lokale, der Milchkammer oder dem Milchkeller<br />

getragen. Im Sommer erkaltet die Milch sehr<br />

langsam, man kühlt daher, um die Temperatur der<br />

Milchkammer, welche erfahrungsgemäß 10 ºR bis<br />

12 ºR. [12,5 bis 15 ºC] nicht übersteigen darf, nicht<br />

ungebührlich zu erhöhen, die Milch durch<br />

E<strong>in</strong>stellen der verz<strong>in</strong>nten, kupfernen oder<br />

mess<strong>in</strong>genen Milchgefäße <strong>in</strong> kaltes Wasser ab.“<br />

Zum Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>ert stieg der Bedarf an<br />

Kühlleistung, spätestens mit der E<strong>in</strong>führung der<br />

Pasteurisierung nach 1900, da die Milch zunächst<br />

für wenige Sek<strong>und</strong>en auf über 70 ºC erhitzt <strong>und</strong><br />

anschließend möglichst schnell wieder gekühlt<br />

werden muss. Größere Molkereien konnten<br />

Kühlmasch<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>setzen, bei kle<strong>in</strong>eren Molkereien<br />

genügte anfangs noch Eiskühlung (Abb. 15 <strong>und</strong><br />

Abb. 112). Entscheidenden E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

Entwicklung der Berl<strong>in</strong>er Molkereien hatte Carl<br />

Bolle. Er war e<strong>in</strong> vielseitiger Unternehmer <strong>und</strong><br />

zunächst im Adressbuch als Maurermeister<br />

aufgeführt. In den 1860er Jahren gründete er die<br />

Norddeutschen <strong>Eiswerke</strong>, die <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> Natureis,<br />

Eisschränke sowie anfangs auch Fische verkauften.<br />

1881 entstand die „Prov<strong>in</strong>cial-Meierei C. Bolle“,<br />

die sich später zur größten Berl<strong>in</strong>er Molkerei<br />

entwickelte. Bolle bezog die Milch teilweise aus<br />

dem Berl<strong>in</strong>er Umland <strong>und</strong> transportierte sie mit der<br />

Eisenbahn nach Berl<strong>in</strong>. Die Milch wurde mit<br />

Pferdegespannen, den so genannten Bollewagen, im<br />

gesamten Stadtgebiet ausgeliefert.<br />

In den Anatomischen Instituten der Universitäten<br />

wurden zur Ausbildung der Studenten menschliche<br />

Leichen <strong>und</strong> Tierkadaver benötigt, für die e<strong>in</strong>e<br />

geeignete Lagerung notwendig war. Das Handbuch<br />

der Architektur berichtet 1884: „Diese Räume<br />

liegen vortheilhaft im Sockelgeschoss im Anschluss<br />

an den Leichenkeller <strong>und</strong> dessen Nebenräume. Der<br />

Leichenkeller soll den grössten Theil des zur<br />

Verarbeitung <strong>in</strong> den Präparir-Sälen <strong>und</strong> zur<br />

Anfertigung von Sammlungs-Präparaten<br />

bestimmten Rohmaterials aufnehmen. Während der<br />

Zeit zwischen den Präparir-Uebungen werden auch<br />

die unfertigen Arbeiten der Praktikanten im<br />

Leichenkeller untergebracht. Die Aufgabe des<br />

Architekten besteht hiernach dar<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>en Raum zu<br />

schaffen, welcher der fortschreitenden Verwesung<br />

der Leichen möglichst wenig Vorschub leistet. In<br />

den meisten Fällen hat man sich damit begnügt,<br />

gewölbte Keller mit Luft-Isolirschicht <strong>in</strong> den bis<br />

zum Gewölbekämpfer mit Erde beschütteten<br />

Umfassungswänden anzulegen, deren wenige<br />

Fenster nach Norden gerichtet s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> mit<br />

hölzernen Läden verschlossen werden. Die Leichen<br />

werden auf Brettern r<strong>in</strong>gs an den Wänden direct auf<br />

den Ste<strong>in</strong>fussboden oder auf niedrigen Pritschen<br />

gelagert. Für gute Lüftung <strong>und</strong> grosse Re<strong>in</strong>lichkeit<br />

ist selbstverständlich zu sorgen.“ Zusätzliche<br />

<strong>Eiskeller</strong> konnten die Temperatur niedrig halten.<br />

Die Eiskühlung der Leichen war aber nicht ideal, da<br />

die dadurch bed<strong>in</strong>gte hohe Luftfeuchtigkeit <strong>in</strong> den<br />

Räumen e<strong>in</strong>e längere Lagerung unmöglich machte.<br />

Zudem war das Befüllen des <strong>Eiskeller</strong>s teuer, wenn<br />

die Gebäude mitten <strong>in</strong> der Stadt lagen <strong>und</strong> das Eis<br />

mit Fuhrwerken vom Eiswerk geholt werden<br />

musste. Daher stellte man die Konservierung auf<br />

chemische Mittel um, sofern es sich nicht um<br />

Beweismittel von Krim<strong>in</strong>alfällen aus der<br />

Gerichtsmediz<strong>in</strong> handelte.<br />

Im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert war die Erdbestattung <strong>in</strong><br />

Deutschland die übliche Bestattungsmethode. Für<br />

die Aufbewahrung der Särge bis zur Beerdigung<br />

gab es auf den Friedhöfen Leichenhallen, die zum<br />

Beispiel im Untergeschoss der Friedhofskapellen<br />

errichtet wurden. Normalerweise reichten hier die<br />

normalen Kellertemperaturen aus, da die Lagerzeiten<br />

der Säge bis zur Beerdigung relativ kurz<br />

waren. In der heute noch vorhandenen Kapelle des<br />

Friedhofes II der Georgen-Parochial-Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong><br />

Prenzlauer Berg wurden dagegen an der Stirnseite<br />

zwei <strong>Eiskeller</strong> e<strong>in</strong>gerichtet, die zusammen mit zwei<br />

Gängen für die kühle Luft die Leichenkammer von<br />

drei Seiten umgaben. Dieses Gebäude wurde <strong>in</strong> der<br />

Zeitschrift für Bauwesen 1870 ausführlich<br />

beschrieben.<br />

12


Abb. 16: Anatomiegebäude zu Würzburg, um 1888.<br />

Abb. 17: Kapelle auf dem Friedhof II der Georgen-Parochial-Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, um 1870.<br />

13


Kapitel 2: Brauereikeller<br />

Bier wird <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> bereits seit Jahrh<strong>und</strong>erten<br />

gebraut <strong>und</strong> getrunken. Bis zum Anfang des<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>erts handelte es sich dabei nur um<br />

obergärige Biersorten wie die Berl<strong>in</strong>er Weiße oder<br />

um dunkles Lagerbier. Zu den ersten Herstellern für<br />

untergäriges Bier <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong> zählte e<strong>in</strong>e<br />

Brauerei <strong>in</strong> Grünthal <strong>in</strong> der Nähe von Bernau, die ab<br />

1826 ihre Produktion auf dieses Bier umgestellt hat.<br />

Braumeister war e<strong>in</strong> gewisser Conrad Bechmann,<br />

der sich e<strong>in</strong>ige Jahre später <strong>in</strong> Spandau selbständig<br />

machen sollte. Fast zeitgleich wurde auch <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

das erste bayerische Bier hergestellt. Das Berl<strong>in</strong>er<br />

Adressbuch führt bereits 1828 e<strong>in</strong>en „Herrn G.<br />

Hopf, Baierischer Bierbrauer, Friedrichstraße<br />

126“. Zehn Jahre später eröffnete er die Hopf’sche<br />

Berl<strong>in</strong>er Bock-Brauerei auf dem Kreuzberg. Sie gilt<br />

als erste speziell für das untergärige Brauverfahren<br />

errichtete Berl<strong>in</strong>er Brauerei, die selbstverständlich<br />

die dazu unentbehrlichen unterirdischen Lagerkeller<br />

erhielt.<br />

Der Siegeszug der neuen Biersorten war fortan nicht<br />

mehr aufzuhalten. Der Architekturband Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

se<strong>in</strong>e Bauten von 1877 nennt alle<strong>in</strong> 22 Brauereien<br />

für bayerisches Bier <strong>und</strong> immerh<strong>in</strong> noch 26<br />

Brauereien für obergärige Biere, wobei das<br />

bayerische Bier <strong>in</strong> größeren Mengen erzeugt wurde:<br />

„Das <strong>in</strong> der Brauperiode 1873/74 produzierte<br />

Bierquantum [beläuft] sich [...] für baierisches Bier<br />

auf etwa 1,2 Mio. Hektoliter, für Weiß-, Braun- <strong>und</strong><br />

Bitterbier auf ca. 625.000 Hektoliter, zusammen<br />

also auf 1,82 Mio. Hektoliter. Demnach überstieg<br />

die Produktion an baierischem Biere die anderen<br />

Biersorten be<strong>in</strong>ahe um das Doppelte, während nur<br />

12 Jahre früher (1861/62) das Verhältnis nahezu<br />

umgekehrt war.“<br />

Die dazu notwendigen <strong>Eiskeller</strong> sollten für die<br />

nachfolgenden Jahrzehnte die Standortwahl <strong>und</strong> die<br />

Bauweise der Gebäude maßgeblich bee<strong>in</strong>flussen. In<br />

den meisten Gebieten des damaligen Berl<strong>in</strong>s lag der<br />

Gr<strong>und</strong>wasserspiegel nur zwei bis drei Meter unter<br />

der Oberfläche. Der Bau von Tiefgeschossen war<br />

daher jedenfalls im Stadtzentrum so gut wie<br />

ausgeschlossen. Die Lagerkeller der Brauereien<br />

konzentrierten sich auf zwei höher gelegene<br />

Standorte außerhalb des alten Berl<strong>in</strong>er<br />

Stadtgebietes. Dies waren zum e<strong>in</strong>em die Ausläufer<br />

der Barnim-Hochfläche, die sich von Ges<strong>und</strong>brunnen<br />

über Prenzlauer Berg bis nach Lichtenberg<br />

ziehen. Auf der gegenüberliegenden Spreeseite<br />

bef<strong>in</strong>den sich die Ausläufer der Teltow-Hochfläche,<br />

die von Schöneberg über Kreuzberg bis nach<br />

Rixdorf (heute Neukölln) führen. Diese Standorte<br />

boten aufgr<strong>und</strong> des tiefen Gr<strong>und</strong>wasserstandes die<br />

Voraussetzungen für die Errichtung der<br />

notwendigen Lagerkeller. Außerdem waren die<br />

Gr<strong>und</strong>stücke <strong>in</strong> den 1850er Jahren noch weitgehend<br />

unbebaut <strong>und</strong> hatten damit ausreichend<br />

Baulandreserve für zukünftige Erweiterungen.<br />

E<strong>in</strong>ige Brauereien verlegten zunächst nur ihre<br />

Lagerkeller <strong>in</strong> die hoch liegenden Gebiete. Gebraut<br />

wurde dann weiterh<strong>in</strong> an den alten Standorten<br />

<strong>in</strong>nerhalb der Stadt. Dadurch konnten die<br />

vorhandenen Anlagen weiter genutzt werden. Das<br />

Bier wurde <strong>in</strong> diesen Fällen mit dem Fuhrfass zu<br />

dem Lagerkeller gefahren <strong>und</strong> konnte erst dort<br />

gekühlt werden. An e<strong>in</strong> Brauen im Sommer war<br />

unter solchen Umständen natürlich nicht zu denken.<br />

Auf dem Gelände der 1857 errichteten Spandauerberg-Brauerei<br />

am sogenannten Spandauer Bock<br />

(Berl<strong>in</strong>-Westend) befanden sich fast 20 Jahre vorher<br />

bereits Lagerkeller. Ebenso berichtet die<br />

Baugewerks-Zeitung 1886 über den Neubau der<br />

Bötzow-Brauerei: „Die im Sommer d. J. dem<br />

Betrieb übergebene neue Bötzow’sche Brauerei<br />

liegt an der Ecke der Prenzlauer Allee <strong>und</strong> der<br />

Saarbrücker Straße <strong>und</strong> ist unter Benutzung e<strong>in</strong>es<br />

dort gelegenen Gährkellers nach dem Entwurfe des<br />

Ingenieurs Lipps <strong>in</strong> Dresden erbaut worden. […]<br />

Der vorhandene Gährkeller hat bei der neuen<br />

Anlage als Lagerkeller Verwendung gef<strong>und</strong>en.<br />

Derselbe war von vorne here<strong>in</strong> derartig f<strong>und</strong>iert,<br />

dass die neu errichteten Gebäudetheile ohne<br />

weiteres auf die vorhandene Konstruktion<br />

aufgesetzt werden konnte.“<br />

Bei den Brauereien gab es verschiedene <strong>Eiskeller</strong>-<br />

Bauarten: Bei e<strong>in</strong>em Stirneiskeller befand sich das<br />

Eis an der Gebäudeaußenseite h<strong>in</strong>ter den<br />

Lagerkellern. Bei e<strong>in</strong>em Mitteleiskeller wurde der<br />

Eisraum von allen Seiten von den Lagerkellern<br />

e<strong>in</strong>geschlossen. Beim Seiteneiskeller lag der<br />

<strong>Eiskeller</strong> seitlich zwischen zwei Lagerkellern. Bei<br />

diesen drei Bauformen nahmen die Eisräume bis zu<br />

e<strong>in</strong>em Viertel des Kellers <strong>in</strong> Anspruch.<br />

14


Abb. 18: „G. Schwendy’s Brauerei zum Adler auf dem Ges<strong>und</strong>brunnen bei Berl<strong>in</strong>“, um 1866.<br />

Abb. 19: Lagerkeller der Bötzowbrauerei, Berl<strong>in</strong>-Prenzlauer Berg.<br />

15


Der Obereiskeller sollte die Belüftung der Keller<br />

sicherstellen, da bei ihm das Eis <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Raum<br />

direkt über dem Gär- <strong>und</strong> Lagerkeller lagerte. Die<br />

kalte Luft sank <strong>in</strong> die tiefer gelegenen Keller <strong>und</strong><br />

verdrängte die erwärmte Luft. Nachteilig waren die<br />

höheren Baukosten, da der Kellerdecke das hohe<br />

Gewicht des Eises tragen <strong>und</strong> gegen e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gendes<br />

Schmelzwasser isoliert se<strong>in</strong> musste.<br />

Bei allen <strong>Eiskeller</strong>bauarten musste e<strong>in</strong>e wirksame<br />

Luftzirkulation <strong>und</strong> Entlüftung vorhanden se<strong>in</strong>.<br />

Andernfalls wären die vom Eis etwas weiter<br />

entfernt liegenden Bereiche immer wärmer gewesen<br />

als die näher gelegenen. Das selbe galt für<br />

Bierfässer, die sich dicht unter der Decke befanden,<br />

da sich die Kaltluft am Boden sammelte. E<strong>in</strong>e<br />

wirksame Lüftung war zudem zur Abführung des<br />

bei der Gärung entstehenden Kohlendioxids <strong>und</strong> zur<br />

Verr<strong>in</strong>gerung der extrem hohen Luftfeuchtigkeit<br />

erforderlich. Die Wände <strong>und</strong> Decken waren immer<br />

feucht von Kondenswasser; es bestand damit die<br />

Gefahr, dass sich Schimmelpilze <strong>und</strong> Keime im<br />

Keller ausbreiteten <strong>und</strong> das Bier ungenießbar<br />

machten. Man darf nicht vergessen, dass das<br />

Natureis aus ungere<strong>in</strong>igtem Oberflächenwasser<br />

gewonnen wurde.<br />

Als Spezialform des Obereiskellers wurde zur<br />

Reduzierung der Luftfeuchtigkeit der nach se<strong>in</strong>em<br />

Erf<strong>in</strong>der benannte Bra<strong>in</strong>ard’scher <strong>Eiskeller</strong><br />

entwickelt. Brockhaus’ Konversationslexikon<br />

berichtet 1894: „Dabei liegen die drei Räume:<br />

Eishaus, Gärkeller <strong>und</strong> Lagerkeller etagenförmig<br />

übere<strong>in</strong>ander. Der Boden des Eishauses besteht aus<br />

e<strong>in</strong>em Rost aus Balken oder Eisenbahnschienen.<br />

Der darunter bef<strong>in</strong>dliche Gärkeller hat e<strong>in</strong> Dach<br />

von gewelltem Z<strong>in</strong>kblech. Die im Gärkeller<br />

aufsteigende warme Luft wird an dem Metalldach,<br />

über der das Eis lagert, sofort abgekühlt <strong>und</strong> s<strong>in</strong>kt<br />

durch ihr höheres Gewicht auf den Boden des<br />

Gärkellers nieder, diesen so auf e<strong>in</strong>er sehr<br />

niedrigen Temperatur erhaltend. Zur Abkühlung<br />

des Lagerkellers s<strong>in</strong>d Ventilationskanäle<br />

angebracht, die aus dem Eishause kalte Luft <strong>in</strong> den<br />

tiefen Keller fallen lassen <strong>und</strong> durch andere Kanäle<br />

die Luft <strong>in</strong> das Eishaus führen.“ Am gewellten<br />

Z<strong>in</strong>kblech kondensierte die Luftfeuchtigkeit hier<br />

wesentlich schneller als an den Ziegelwänden <strong>und</strong><br />

Decken. Damit wurde die Luft gezielt entfeuchtet.<br />

Gegen Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts wurden andere<br />

wirksame Lüftungstechniken entwickelt. Dafür<br />

wurde der <strong>Eiskeller</strong> wesentlich höher gebaut als der<br />

Lagerkeller. Die kalte Luft aus dem Eisraum wurde<br />

hierbei über Lüftungskanäle <strong>in</strong> die tiefer gelegenen<br />

Gär- <strong>und</strong> Lagerkeller geleitet <strong>und</strong> verdrängte dort<br />

die warme <strong>und</strong> verbrauchte Luft, die durch<br />

Lüftungsöffnungen über e<strong>in</strong>en Ventilationskam<strong>in</strong><br />

abgeführt werden konnte (Abb. 21). Folgende<br />

Belüftungsarten waren möglich:<br />

W<strong>in</strong>terventilation (grün): Bei ausreichend tiefen<br />

Temperaturen wurde Frischluft auf den Boden des<br />

Lagerkellers e<strong>in</strong>geleitet. Dort erwärmte sie sich,<br />

stieg an die Decke <strong>und</strong> wurde dort über e<strong>in</strong>en<br />

zweiten Schacht zum Kam<strong>in</strong> abgeführt. Im Sommer<br />

sollte sie nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen <strong>und</strong> kurz vor<br />

Sonnenaufgang genutzt werden.<br />

Kellerkühlung (blau): Der <strong>Eiskeller</strong> lag höher als<br />

der Lagerkeller. Durch e<strong>in</strong>e Öffnung <strong>in</strong><br />

Fußbodenhöhe des <strong>Eiskeller</strong>s sank die kalte Luft <strong>in</strong><br />

den Lagerraum. Die warme Luft wurde dann zur<br />

Decke des <strong>Eiskeller</strong>s <strong>und</strong> über das Eis geleitet, wo<br />

sie sich wieder abkühlte <strong>und</strong> zum Boden sank.<br />

<strong>Eiskeller</strong>ventilation (rot): Wenn man im W<strong>in</strong>ter<br />

den <strong>Eiskeller</strong> belüften oder ausfrieren lassen wollte,<br />

wurden die seitliche Eise<strong>in</strong>wurföffnung <strong>und</strong> die<br />

Schächte zum Kam<strong>in</strong> geöffnet. Die kalte Luft wurde<br />

dann durch den <strong>Eiskeller</strong> direkt zum Kam<strong>in</strong> geleitet.<br />

Als Ergänzung zu den <strong>Eiskeller</strong>n besaßen die<br />

Brauereien auch oberirdische Eishäuser. Das alte<br />

Eishaus der stillgelegten Bärenquell-Brauerei <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong>-Niederschöneweide war 2011 noch<br />

vorhanden, soll aber möglicherweise abgerissen<br />

werden. In Potsdam-Babelsberg ist e<strong>in</strong> weiteres<br />

Eishaus (Abb. 93) teilweise erhalten <strong>und</strong> wurde <strong>in</strong><br />

den letzten Jahren zu e<strong>in</strong>em Bürogebäude<br />

umgebaut. Bei dem Wiederaufbau 2007 mussten<br />

zwei Außenwände vollständig abgetragen <strong>und</strong> neu<br />

aufgemauert werden. Das „Eishaus für die<br />

Spandauer Bergbrauerei <strong>in</strong> Spandau-Berl<strong>in</strong>“ wird<br />

<strong>in</strong> der Baugewerks-Zeitung von 1893 beschrieben.<br />

Die drei Eisräume hatten zusammen e<strong>in</strong>e<br />

Gr<strong>und</strong>fläche von etwa 30 × 15 Quadratmeter <strong>und</strong><br />

waren 10 Meter hoch. Zur Isolierung wurde vor die<br />

Ste<strong>in</strong>fassade außen e<strong>in</strong>e Holzverkleidung<br />

angebracht <strong>und</strong> der Hohlraum mit Torf ausgefüllt.<br />

Auf der Decke lag e<strong>in</strong>e etwa 50 Zentimeter dicke<br />

Aschenlage.<br />

16


Abb. 20: Eishaus Schultheiss-Brauerei, Abt. IV, zuletzt Bärenquell-Brauerei, Bln.-Niederschöneweide.<br />

Abb. 21: Luftzirkulation im Lagerkeller, um 1896.<br />

17


Über den Neubau des oberirdischen Lagerkellers<br />

der Victoria-Brauerei <strong>in</strong> der Lützowstraße f<strong>in</strong>det<br />

sich im Zentralblatt der Bauverwaltung 1882<br />

folgende Beschreibung: „Die Brauerei bef<strong>in</strong>det sich<br />

<strong>in</strong> unmittelbarer Nähe des Landwehrkanals, daher<br />

konnte wegen des hohen Gr<strong>und</strong>wasserspiegels ke<strong>in</strong><br />

Keller angelegt werden. Zur Lagerung errichtete<br />

man daher e<strong>in</strong> Lagerhaus mit Obereiskeller.<br />

Zwischen dem Eisraum <strong>und</strong> dem Lagerraum befand<br />

sich e<strong>in</strong>e schmale „Kaltluftkammer“. Damit sollte<br />

erreicht werden, dass die kalte Luft sich<br />

gleichmäßig über alle Keller ausbreitet <strong>und</strong> dort<br />

über verschließbare Klappen <strong>in</strong> die Lagerkeller<br />

geleitet werden kann. Zum Befüllen des Eisraumes<br />

bef<strong>in</strong>det sich vor dem Kühlhaus e<strong>in</strong><br />

„Paternosterwerk“ das durch e<strong>in</strong> Lokomobil<br />

angetrieben wurde.“<br />

Mehrere deutsche Brauereien besaßen Eisgalgen,<br />

um direkt über ihren Lagerkellern Eis zu erzeugen.<br />

In frostigen Nächten wurde e<strong>in</strong> Holzgerüst mit<br />

Wasser berieselt. Dabei bildeten sich lange<br />

Eiszapfen, die von Arbeitern mit Äxten<br />

abgeschlagen wurden <strong>und</strong> anschließend direkt <strong>in</strong><br />

den darunter liegenden Keller geworfen wurden.<br />

Bei der Berechnung der Statik war aber zu<br />

beachten, dass das Gewicht des Eises mehrere<br />

Tonnen betragen konnte. Der E<strong>in</strong>satz bei e<strong>in</strong>er<br />

Brauerei <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> oder <strong>Brandenburg</strong> lässt sich<br />

bisher nicht nachweisen. Lediglich die<br />

Wochenschrift für Brauerei von 1901 berichtet über<br />

e<strong>in</strong> derartiges Gerüst, das <strong>in</strong> der Versuchs- <strong>und</strong><br />

Lehrbrauerei <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Wedd<strong>in</strong>g<br />

e<strong>in</strong>gesetzt wurde: „Der bei uns aufgestellte Apparat<br />

ist e<strong>in</strong> zweistöckiges Holzgerüst, 4,5 Meter Höhe,<br />

10 Meter lang, 4,5 Meter breit wird von acht<br />

Koser’schen Brausen gleichmäßig besprüht. Vor<br />

Sonnenstrahlen ist der Apparat bis Ende März<br />

vollständig geschützt, so dass man am Tage die<br />

Eiserzeugung nicht zu unterbrechen braucht. […]<br />

Bei Frost von –2 °R[éaumur, –2,5 °C] bis –4 °R.<br />

<strong>und</strong> mäßig starken Luftzug brauchten wir 4 ½ bis<br />

5 Tage […], bis sich so viele Eis gebildet hatte, daß<br />

zur E<strong>in</strong>heimsung geschritten werden mußte. Die<br />

Vorzüge dieser Natureis-Erzeugungsappararte<br />

erblicken wir dar<strong>in</strong>, dass 1. bei ger<strong>in</strong>ger Kälte<br />

früher Eis erhalten wird als von Teichen <strong>und</strong> Seen,<br />

2. der Fuhrlohn für das E<strong>in</strong>fahren des Eises <strong>in</strong> Wegfall<br />

kommt, vorausgesetzt, daß der Apparat neben<br />

oder über dem <strong>Eiskeller</strong> aufgestellt ist, 3. die<br />

Aufstellung e<strong>in</strong>es solchen Apparates <strong>in</strong> den meisten<br />

Fällen billiger ist, als die Anlage e<strong>in</strong>es eigenen<br />

Eissees.“<br />

E<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung für den<br />

wirtschaftlichen Betrieb der Brauereien war die<br />

Unabhängigkeit von der Eisbildung im W<strong>in</strong>ter. Für<br />

e<strong>in</strong>e Jahresproduktion von 2000 Kubikmeter Bier<br />

waren etwa 2500 Tonnen Eis notwendig. Der<br />

Eisvorrat sollte nach Möglichkeit für zwei Jahre<br />

ausreichend se<strong>in</strong>, damit auch nach e<strong>in</strong>em milden<br />

W<strong>in</strong>ter die Produktion weitergehen konnte.<br />

Andernfalls musste das Eis zu immensen Kosten<br />

aus anderen Regionen, teilweise sogar aus dem<br />

Ausland importiert werden. Hauptlieferant für<br />

Deutschland war damals Norwegen. Im viel zu<br />

warmen W<strong>in</strong>ter 1883/84 lag die Durchschnittstemperatur<br />

im Januar <strong>und</strong> Februar bei knapp<br />

fünf Grad Celsius! Die Abhängigkeit vom Natureis<br />

war e<strong>in</strong> ständiges Risiko, das e<strong>in</strong>e Brauerei <strong>in</strong> den<br />

Ru<strong>in</strong> treiben konnte. Erste Berichte über den E<strong>in</strong>satz<br />

von Kältemasch<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der amerikanischen <strong>und</strong><br />

englischen Industrie stammen aus den 1860er<br />

Jahren, die <strong>in</strong> D<strong>in</strong>gler’s Polytechnischen Journal<br />

veröffentlicht wurden, wie zum Beispiel 1864 über<br />

Kirk’s Eismasch<strong>in</strong>e. Diese wurde 1862 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Paraff<strong>in</strong>fabrik zu Bathgate aufgestellt. Sie war im<br />

Stande, die zur Gew<strong>in</strong>nung e<strong>in</strong>er halben Tonne Eis<br />

<strong>in</strong> 24 St<strong>und</strong>en erforderliche Kälte zu erzeugen. Erst<br />

im folgenden Jahrzehnt entwickelte der deutsche<br />

Ingenieur Carl von L<strong>in</strong>de (1842–1934) e<strong>in</strong>e für<br />

<strong>in</strong>dustriellen Dauere<strong>in</strong>satz geeigneten Kältemasch<strong>in</strong>e.<br />

Er gründete 1879 die Gesellschaft für<br />

L<strong>in</strong>des Eismasch<strong>in</strong>en Aktiengesellschaft. Nach<br />

relativ kurzer Zeit war das Unternehmen <strong>in</strong> Europa<br />

führend auf dem Gebiet der Kältetechnik.<br />

E<strong>in</strong>e der ersten Kältemasch<strong>in</strong>en <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Berl<strong>in</strong>er<br />

Brauerei wurde nach Angabe <strong>in</strong> dem 1877<br />

herausgegebenen Architekturband Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e<br />

Bauten <strong>in</strong> der damaligen Vere<strong>in</strong>sbrauerei Rixdorf<br />

aufgestellt, der späteren K<strong>in</strong>dl-Brauerei. Es soll sich<br />

dabei um e<strong>in</strong>e Kaltluftmasch<strong>in</strong>e vom System<br />

W<strong>in</strong>dhausen-Nehrlich gehandelt haben, die<br />

stündlich etwa 3000 Kubikmeter kalte Luft von<br />

– 45 °C liefern konnte. Zusätzlich zu dieser<br />

Kältemasch<strong>in</strong>e wurde e<strong>in</strong> <strong>Eiskeller</strong> für 3000 Tonnen<br />

Eis gebaut.<br />

18


Abb. 22: Eishaus mit Lagerkeller der Victoriabrauerei, Berl<strong>in</strong>-Schöneberg, um 1882.<br />

Abb. 23: Eisgalgen, um 1911.<br />

19


Ob dieser <strong>Eiskeller</strong> jemals für die Lagerung von Eis<br />

genutzt wurde, ist nicht überliefert. Er diente<br />

vielleicht nur als Reserve für den Fall, dass die<br />

Kältemasch<strong>in</strong>e ausfallen sollte.<br />

Mit dem E<strong>in</strong>satz der Kühlmasch<strong>in</strong>e änderten sich<br />

auch die Bauweisen der Brauereikeller. In den<br />

bestehenden Kellern wurden Rohre verlegt, <strong>in</strong><br />

denen e<strong>in</strong>e kalte Salzwasserlösung zirkulierte. Über<br />

Wärmekollektoren wurde die warme Luft an der<br />

Kellerdecke abgekühlt. Bei bestehenden Anlagen<br />

konnten die Eisräume zu Lagerzwecken umgenutzt<br />

werden, was e<strong>in</strong>e Vergrößerung der<br />

Lagermöglichkeiten um bis zu 20 Prozent bedeuten<br />

konnte. E<strong>in</strong> weiterer wesentlicher Vorteil bestand<br />

dar<strong>in</strong>, dass die Luftfeuchtigkeit spürbar reduziert<br />

werden konnte. Durch die Nutzung der<br />

Kältemasch<strong>in</strong>e war die Standortwahl für neue<br />

Brauereien wesentlich flexibler. Jetzt wurden sie<br />

direkt am Ufer von Spree <strong>und</strong> Havel errichtet oder<br />

<strong>in</strong> der Nähe von Güterbahnhöfen — möglichst mit<br />

e<strong>in</strong>em eigenem Gleisanschluss. Dadurch wurden die<br />

Anlieferung der Roh- <strong>und</strong> Brennstoffe sowie der<br />

Export des Bieres außerhalb von Berl<strong>in</strong> preiswerter.<br />

Aus dem Jahr 1908 stammt folgende Notiz <strong>in</strong> der<br />

Zeitung Spandauer Anzeiger für das Havelland:<br />

„Die Eisernte ist jetzt seitens der Brauereien,<br />

Fleischer <strong>und</strong> größeren Gastwirte, die e<strong>in</strong>en<br />

erheblichen Eisbedarf haben, für diesen W<strong>in</strong>ter so<br />

gut wie abgeschlossen, da die zur Verfügung<br />

stehenden Kellerräume <strong>und</strong> Schuppen gefüllt s<strong>in</strong>d.<br />

In solchem Grade wie früher ist man hierzulande<br />

jetzt nicht mehr auf Natureis angewiesen; die mit<br />

großen Dampfmasch<strong>in</strong>en ausgestatteten Brauereien<br />

haben schon seit mehreren Jahren, zunächst aus<br />

dem Gr<strong>und</strong>e, weil zeitweise Mangel an Natureis<br />

herrschte, begonnen, Kunsteis herzustellen; sie<br />

haben hierzu besondere masch<strong>in</strong>elle Vorkehrungen<br />

getroffen <strong>und</strong> eigene Räume dazu e<strong>in</strong>gerichtet.<br />

Inzwischen s<strong>in</strong>d hier<strong>in</strong> erhebliche Fortschritte<br />

gemacht worden, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ige Großbrauereien s<strong>in</strong>d<br />

jetzt <strong>in</strong> der Lage, ihren gesamten Bedarf an Eis<br />

ohne wesentliche Anstrengungen zu decken. So hat<br />

die Patzenhofer-Brauerei, Abteilung Spandau, im<br />

vorigen Jahre fast nur Kunsteis verbraucht. Dieses<br />

hat übrigens den Vorzug vor dem aus den<br />

Flussläufen entnommenen Eis, dass es absolut<br />

e<strong>in</strong>wandfrei ist. Die Herstellungsart hat zur Folge,<br />

daß im Wasser die Lebewesen jeglicher Art<br />

vernichtet werden, während es <strong>in</strong> den Wasserläufen<br />

immerh<strong>in</strong> vorkommen kann, dass sich dar<strong>in</strong><br />

Krankheitskeime vorf<strong>in</strong>den, die, wie Typhusbazillen,<br />

auch durch mehrere Kältegrade nicht<br />

vernichtet werden. Durch die Steigerung der<br />

Forderungen der Arbeiter <strong>und</strong> der Fuhrleute ist<br />

übrigens die Gew<strong>in</strong>nung von Natureis <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren sehr verteuert worden, <strong>und</strong> unter diesen<br />

Umständen s<strong>in</strong>d die Großbrauereien gesonnen,<br />

mittels zweckmäßiger masch<strong>in</strong>eller E<strong>in</strong>richtungen<br />

durch Fabrikation von Kunsteis sich künftigh<strong>in</strong> von<br />

der w<strong>in</strong>terlichen Eisernte vollkommen unabhängig<br />

zu machen. Der Zentner Kunsteis kostet jetzt etwa 6<br />

Pf[ennig] mehr als das <strong>in</strong> Keller oder Schuppen<br />

e<strong>in</strong>gebrachte Natureis.”<br />

Bis <strong>in</strong> das 20. Jahrh<strong>und</strong>ert wurden Natureis,<br />

Kunsteis <strong>und</strong> direkte Kühlung mit der<br />

Kältemasch<strong>in</strong>e parallel betrieben. Vor allem bei<br />

kle<strong>in</strong>eren Brauereien war der E<strong>in</strong>satz von Eis<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich kostengünstiger als der ständige<br />

Betrieb e<strong>in</strong>er dampfbetriebenen Kältemasch<strong>in</strong>e, für<br />

die das notwendige, geschulte Fachpersonal<br />

während des laufenden Betriebes ständig anwesend<br />

se<strong>in</strong> musste. Die Technik entwickelte sich ständig<br />

weiter, die Kühlaggregate wurden immer kle<strong>in</strong>er,<br />

<strong>und</strong> der Antrieb erfolgte später elektrisch. Viele<br />

Brauereien stellten Kunsteis her, das sie zur<br />

Auslieferung benötigten oder auch an die Gastwirte<br />

verkauften. Dafür wurden nach wie vor kle<strong>in</strong>ere<br />

Lagerräume für Eis benötigt.<br />

Wann <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> die Kühlung mit Natureis e<strong>in</strong>gestellt<br />

wurde, lässt sich nicht mehr genau nachvollziehen.<br />

Bei den großen Brauereien dürfte die Kühlung mit<br />

Natureis schon Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts ke<strong>in</strong>e<br />

Rolle mehr gespielt haben. Die Berl<strong>in</strong>er Firma R.<br />

Ortlepp entwickelte 1950 e<strong>in</strong>e Motorkreissäge für<br />

Eis, die im selben Jahr <strong>in</strong> der Zeitschrift<br />

Kältetechnik vorgestellt wurde: „Mit dieser Säge ist<br />

es möglich, e<strong>in</strong>en Schnitt von 450 bis 500 Meter <strong>in</strong><br />

der St<strong>und</strong>e auszuführen, e<strong>in</strong>e Leistung, wie sie von<br />

20 Mann mit Handsägen kaum erreicht wird. Sie<br />

wurde erstmalig <strong>in</strong> diesem Jahr von der Gießener<br />

Brauerei <strong>und</strong> Spiritusfabrik Denn<strong>in</strong>ghoff <strong>in</strong> der<br />

Eisernte verwendet. [… Man erzielte] mit 14 Mann<br />

e<strong>in</strong>e Tagesleistung von ca. 4.000 Zentner Eis, also<br />

300 Zentner je Mann.”<br />

20


Abb. 24: Gärkeller der Königstadtbrauerei, Berl<strong>in</strong>-Prenzlauer Berg.<br />

Abb. 25: Lagerkeller der Berl<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>dl-Brauerei, Abteilung I, Berl<strong>in</strong>-Neukölln.<br />

21


Neben den Brauereistandorten gab es so genannte<br />

Niederlagen <strong>in</strong> den Berl<strong>in</strong>er Außenbezirken, die als<br />

Versandlager genutzt wurden. Die am Müggelsee<br />

gelegene Berl<strong>in</strong>er Bürgerbräu besaß 1926<br />

Niederlagen <strong>in</strong> Spandau, Waidmannslust, Lankwitz<br />

<strong>und</strong> Stralau. Die Schultheiss-Brauerei verfügte über<br />

derartige Zweigstellen auch im Umland, unter<br />

anderem <strong>in</strong> Angermünde, Frankfurt (Oder),<br />

Gransee, Jüterbog, Luckau, Lübben <strong>und</strong> Neurupp<strong>in</strong>,<br />

sowie <strong>in</strong> Sachsen <strong>und</strong> Sachsen-Anhalt. Von den<br />

Niederlagen wurde der Transport zu den K<strong>und</strong>en<br />

organisiert. Auf den Gr<strong>und</strong>stücken befanden sich<br />

Pferdeställe, Abstellplätze für die Fuhrwerke, kle<strong>in</strong>e<br />

Werkstätten <strong>und</strong> gekühlte Lagerräume für das Bier.<br />

E<strong>in</strong>ige Niederlagen waren vormals eigenständige<br />

Brauereien, die aufgekauft wurden. Im Umland<br />

hatten viele Niederlagen e<strong>in</strong>en Eisenbahnanschluss<br />

oder lagen direkt am Bahnhof. Für den Transport<br />

von den Brauereien zu den Niederlagen besaßen<br />

unter anderem Schultheiss <strong>und</strong> Patzenhofer eigene<br />

Güterwagen. Erste Eisenbahn-Bierwagen mit<br />

Eiskühlung wurden <strong>in</strong> der Mitte des<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>erts entwickelt. E<strong>in</strong>e österreichische<br />

Brauerei bei Wien wollte Bier im Sommer zur<br />

Weltausstellung 1868 nach Paris versenden. Dazu<br />

gab es im Wagen zwei Eisbehälter, die unter der<br />

Decke aufgehangen wurden. Die Wände <strong>und</strong> Türen<br />

bestanden aus doppelten Holzwänden mit<br />

dazwischenliegender Häcksel- <strong>und</strong> Strohfüllung.<br />

.<br />

Die weitere Entwicklung der Berl<strong>in</strong>er Brauereien<br />

ab 1914 war durch die schwierigen politischen<br />

Umstände bee<strong>in</strong>flusst. Mit Ausbruch des Ersten<br />

Weltkrieges erfolgte die E<strong>in</strong>berufung vieler<br />

Mitarbeiter zum Militär <strong>und</strong> die Abgabe von<br />

Pferden, Fuhrwerken <strong>und</strong> den wenigen vorhandenen<br />

Kraftfahrzeugen. Infolge der Nahrungsmittelverknappung<br />

wurde ab 1915 Malz kont<strong>in</strong>gentiert,<br />

später auch die Gerste. Dadurch musste der<br />

Stammwürzegehalt des Bieres erheblich gesenkt<br />

werden. Die nachfolgenden Zeiten brachten für<br />

viele Brauereien das endgültige Aus. Konkurrenten<br />

wurden aufgekauft, bloß um sie anschließend<br />

stillzulegen <strong>und</strong> deren Kont<strong>in</strong>gente für den eigenen<br />

Betrieb zu nutzen. Beispiele hierfür s<strong>in</strong>d die<br />

Übernahme der Königstadtbrauerei durch K<strong>in</strong>dl<br />

oder die Pfefferberg-Brauerei durch Schultheiss.<br />

1921 erfolgte die Aufhebung der Zwangsbewirtschaftung<br />

der Gerste sowie die Erlaubnis,<br />

wieder e<strong>in</strong> stärker e<strong>in</strong>gebrautes Bier herzustellen.<br />

Erst ab Mitte der 1920er Jahre begann e<strong>in</strong>e<br />

wirtschaftliche Erholung <strong>in</strong> der Brauwirtschaft. Die<br />

K<strong>in</strong>dl-Brauerei zum Beispiel modernisierte ihre<br />

Standorte umfassend. 1926 wurde das neue Sudhaus<br />

<strong>in</strong> Neukölln <strong>in</strong> Betrieb genommen, 1929 erhielt die<br />

Abteilung III <strong>in</strong> Weißensee e<strong>in</strong> neues Verwaltungsgebäude.<br />

Die Abteilung II <strong>in</strong> Potsdam, die von 1917<br />

bis 1922 außer Betrieb gewesen war, erhielt e<strong>in</strong><br />

neues Sudhaus, <strong>und</strong> auch die anderen Anlagen<br />

wurden ausgetauscht. Auch andere Brauereien<br />

renovierten ihre Betriebe.<br />

Im Zweiten Weltkrieg wurden mehrere<br />

Brauereikeller als Luftschutzräume ausgebaut.<br />

Deren Reste, wie Türen, Beschriftungen oder<br />

Leuchtfarbe, s<strong>in</strong>d zum Beispiel noch <strong>in</strong> der Bötzow-<br />

Brauerei <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Brauerei Schneider vorhanden.<br />

Die Keller der Abteilung I der Schultheiss-Brauerei<br />

(heutige Kulturbrauerei) <strong>und</strong> der Königstadt-<br />

Brauerei wurden damals für die Rüstungs<strong>in</strong>dustrie<br />

genutzt. Durch Bombenangriffe wurden viele<br />

Gebäude zerstört. In der Nachkriegszeit wurde die<br />

beg<strong>in</strong>nende Teilung der Stadt schnell spürbar.<br />

Brauereien im Ostteil mit Betriebsteilen im Westen<br />

verlegten – wenn möglich – ihren Firmensitz<br />

dorth<strong>in</strong>, um e<strong>in</strong>er Enteignung zu entgehen. Die<br />

enteigneten Brauereien im Osten wurden später als<br />

Volkseigener Betrieb (VEB) betrieben <strong>und</strong> zuletzt<br />

unter dem Namen VEB Getränkekomb<strong>in</strong>at Berl<strong>in</strong><br />

geführt. E<strong>in</strong>ige Betriebsteile wurden stillgelegt, wie<br />

die ehemalige Schultheiss-Brauerei Abteilung I <strong>in</strong><br />

den 1970er Jahren. Auch im Westen gab es e<strong>in</strong>e<br />

weitere Konzentration. Durch die Übernahme<br />

anderer Brauereien, wie beispielsweise Berl<strong>in</strong>er<br />

Schloßbräu <strong>in</strong> Schöneberg 1974 durch K<strong>in</strong>dl,<br />

blieben 1989 nur noch die Brauereien Schultheiss,<br />

Engelhardt <strong>und</strong> K<strong>in</strong>dl übrig.<br />

Nach dem Fall der Mauer 1989 begann die letzte<br />

Stilllegungswelle bei den Berl<strong>in</strong>er Brauereien. Bis<br />

auf die Berl<strong>in</strong>er-K<strong>in</strong>dl-Schultheiss-Brauerei <strong>in</strong><br />

Weißensee wurden alle Brauereistandorte<br />

stillgelegt, zuletzt Schultheiss <strong>in</strong> Spandau (1992),<br />

Schultheiss <strong>in</strong> Kreuzberg (1993), Engelhardt <strong>in</strong><br />

Charlottenburg (1998), K<strong>in</strong>dl <strong>in</strong> Neukölln (2005)<br />

<strong>und</strong> die Berl<strong>in</strong>er Bürgerbräu <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-<br />

Friedrichshagen (2010). Viele Keller stehen seitdem<br />

leer, sofern sie <strong>in</strong>zwischen nicht abgerissen wurden.<br />

22


Abb. 26: Niederlage der Berl<strong>in</strong>er Schultheiss-Brauerei, Lübben (Dahme-Spreewald).<br />

Abb. 27: Bierwagen der Schultheiss-Brauerei mit Eiskühlung, um 1908.<br />

23


Kapitel 3: Natureiswerke<br />

Im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert wurden die ersten Natureiswerke<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> gegründet. Nach eigenen Angaben erfolgte<br />

die Gründung der Firma Aelteste Berl<strong>in</strong>er <strong>Eiswerke</strong><br />

Louis Thater bereits 1840. Die <strong>Eiswerke</strong> Mudrack<br />

sollen ebenfalls nach eigenen Angaben 1856 den<br />

Betrieb aufgenommen haben. Im Jahr 1863 wurde<br />

die Firma Amerikanische <strong>Eiswerke</strong> C. Geiseler zu<br />

Berl<strong>in</strong> <strong>in</strong> das Handelsregister e<strong>in</strong>getragen. Im selben<br />

Jahr erschien e<strong>in</strong>e Annonce der Gesellschaft der<br />

Berl<strong>in</strong>er <strong>Eiswerke</strong> <strong>in</strong> der Berl<strong>in</strong>er Gerichtszeitung,<br />

<strong>in</strong> der für e<strong>in</strong> Eis-Abonnement geworben wurde.<br />

In den 1870er Jahren <strong>und</strong> den folgenden<br />

Jahrzehnten wurden über 100 <strong>Eiswerke</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> Umgebung gegründet, um die ständig<br />

wachsende Stadt Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> ihre Nachbargeme<strong>in</strong>den<br />

mit Eis zu versorgen. Die Natureiswerke benötigten<br />

ke<strong>in</strong>e besondere technische Ausstattung. Notwendig<br />

zur Eisernte waren e<strong>in</strong> gepachtetes natürliches<br />

Gewässer oder e<strong>in</strong> eigens angelegter flacher<br />

Eisteich. Sobald das Eis die notwendige<br />

Tragfähigkeit für die Arbeiter <strong>und</strong> die Pferde besaß,<br />

konnte mit der Eisernte begonnen werden. Zuerst<br />

mussten der lose Schnee <strong>und</strong> mit ihm auch alle<br />

oberflächlichen Verunre<strong>in</strong>igungen vom Eis entfernt<br />

werden. Dann konnte bei Bedarf das Eis mit e<strong>in</strong>em<br />

Eishobel geglättet werden. Anschließend schnitt e<strong>in</strong><br />

von Pferden gezogener Eispflug Furchen <strong>in</strong> das Eis.<br />

Durch e<strong>in</strong>e seitliche Führung wurden die Eistafeln<br />

dabei <strong>in</strong> gleichmäßig große rechteckige Stücke<br />

e<strong>in</strong>geteilt. Die Eistafeln wurden dann ausgesägt <strong>und</strong><br />

zum gut isolierten Schuppen geschoben. Das Loch<br />

im Eis musste anschließend deutlich markiert<br />

werden, da es sonst für Schlittschuhläufer <strong>und</strong><br />

Spaziergänger auf dem Eis lebensgefährlich war,<br />

wenn sich wieder e<strong>in</strong>e dünne Eisschicht gebildet<br />

hatte. Über e<strong>in</strong>en derartigen Unfall wurde 1890 im<br />

Teltower Kreisblatt berichtet.<br />

Die Schuppen zum Lagern des Eises bestanden<br />

anfangs aus doppelwandigen Holzwänden mit e<strong>in</strong>er<br />

dazwischen liegenden Isolierschicht. Später wurden<br />

dann auch Gebäude aus Ziegelste<strong>in</strong>en errichtet,<br />

unter anderem um die hohe Feuergefahr zu senken.<br />

Auf der Wasserseite der Schuppen befanden sich<br />

die Fördere<strong>in</strong>richtungen, Elevatoren genannt, mit<br />

denen die Eistafeln <strong>in</strong> den Schuppen transportiert<br />

wurden. Der Elevator besaß e<strong>in</strong>e schräge hölzerne<br />

Gleitbahn. Se<strong>in</strong> unteres Ende tauchte <strong>in</strong> das Wasser,<br />

um die schwimmenden Eisblöcke aufnehmen zu<br />

können. Diese wurden mit Querstangen hochgeschoben,<br />

die an zwei rechts <strong>und</strong> l<strong>in</strong>ks laufenden<br />

Ketten befestigt waren. Damit das Eis bis zu zehn<br />

Meter hoch gestapelt werden konnte, öffneten die<br />

Arbeiter <strong>in</strong> der gewünschten Höhe Klappen <strong>in</strong> der<br />

Gleitbahn, <strong>und</strong> die Eisblöcke liefen auf e<strong>in</strong>e<br />

dah<strong>in</strong>ter liegende Rutschbahn, auf denen die Blöcke<br />

dann <strong>in</strong> die Eisschuppen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> rutschten. Innerhalb<br />

der Schuppen wurde das Eis mit Haken verschoben<br />

<strong>und</strong> gleichmäßig gestapelt, damit sich möglichst<br />

wenig Luft zwischen den Platten befand.<br />

Bei Natureis handelt sich um ungefiltertes<br />

Oberflächenwasser. Mit dem Anstieg der<br />

Bevölkerung stieg die Belastung der Gewässer<br />

durch Fäkalien <strong>und</strong> Industrieabfälle, sofern diese<br />

nicht <strong>in</strong> die Kanalisation geleitet wurden, die <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong> erst ab 1880 schrittweise <strong>in</strong> Betrieb<br />

genommen wurde. Die Verschmutzung der Eisfläche<br />

durch Pflanzenreste, Tierkot <strong>und</strong> -kadaver<br />

war nicht zu verh<strong>in</strong>dern. 1892 wurde im<br />

Zentralblatt der Bauverwaltung vor der<br />

Schädlichkeit von Natureis gewarnt: „Durch<br />

Untersuchungen im Kaiserlichen Ges<strong>und</strong>heitsamt<br />

ist festgestellt worden, dass das <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> zu<br />

wirtschaftlichen Zwecken <strong>in</strong> den Handel kommende<br />

Eis, selbst bei gutem Aussehen, oft zahlreiche <strong>in</strong><br />

ihrer Entwicklungsfähigkeit nicht veränderte,<br />

ges<strong>und</strong>heitsgefährliche Kle<strong>in</strong>wesen (Mikroorganismen)<br />

enthalten hat. Es ist dadurch<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich geworden, dass die häufiger<br />

beobachteten Krankheiten nach dem Genusse von<br />

Getränken, welche durch H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>werfen von<br />

Eisstückchen gekühlt wurden, weniger durch die<br />

Kälte des Getränkes, als durch die im Eis<br />

vorhandenen Krankheitserreger verursacht worden<br />

s<strong>in</strong>d. [...] Es ist aber auch noch notwendig,<br />

Vorkehrungen dah<strong>in</strong>gehend zu treffen, dass das <strong>in</strong><br />

den Handel gelangende Roheis nicht aus<br />

Gewässern gewonnen werde, welche durch<br />

zufließende Unre<strong>in</strong>lichkeiten oder andere<br />

besondere Umstände <strong>in</strong> ges<strong>und</strong>heitlicher Beziehung<br />

von bedenklicher Beschaffenheit s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong>sbesondere<br />

nicht aus Sümpfen, Teichen, Gräben <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>en,<br />

dicht bei bebauten Ortschaften liegenden Seen,<br />

sowie aus Flüssen an <strong>und</strong> dicht unterhalb bebauter<br />

Ortschaften.“<br />

24


Abb. 28: Eisschuppen <strong>und</strong> Elevator, um 1896.<br />

Abb. 29: Geräte zum Eisernten, um 1902.<br />

25


Den besten Überblick über die <strong>Eiswerke</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

erhält man aus Berl<strong>in</strong>er Adressbüchern ab 1865.<br />

Dort s<strong>in</strong>d unter dem Stichwort „<strong>Eiswerke</strong> u.<br />

Eisfabrik“ unzählige Standorte nachgewiesen,<br />

außerdem h<strong>und</strong>erte von Eishändlern, die mit ihren<br />

Eiswagen <strong>und</strong> Eismännern das Eis zu den K<strong>und</strong>en<br />

transportierten. Viele <strong>Eiswerke</strong> lassen sich anhand<br />

der Eisschuppen <strong>und</strong> Eisteiche sehr gut <strong>in</strong> den<br />

damaligen Stadtplänen <strong>und</strong> später noch vere<strong>in</strong>zelt <strong>in</strong><br />

den Luftbildern aus den 1920er <strong>und</strong> 1930er Jahren<br />

erkennen. Die <strong>Eiswerke</strong> konzentrierten sich dabei <strong>in</strong><br />

Rummelsburg, Neukölln <strong>und</strong> Re<strong>in</strong>ickendorf.<br />

Der Vorgänger der Norddeutschen <strong>Eiswerke</strong><br />

wurde Mitte der 1860er Jahre von Carl Bolle<br />

(1832–1910) gegründet, dem späteren Besitzer der<br />

Meierei C. Bolle. Der erste E<strong>in</strong>trag im Adressbuch<br />

von 1868 nennt: „Bolle, Lützower Ufer 20“. Später<br />

wurde e<strong>in</strong> Eiswerk am nordwestlichen Ende des<br />

Rummelsburger Sees eröffnet. Die Firma handelte<br />

mit „Roheis, Eissp<strong>in</strong>den <strong>und</strong> Seefischen“, wie aus<br />

e<strong>in</strong>er Annonce <strong>in</strong> der Berl<strong>in</strong>er Gerichts-Zeitung aus<br />

dem Jahr 1870 hervorgeht. 1872 erfolgte die<br />

Umwandlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Aktiengesellschaft. Ende der<br />

1870er Jahre wurden <strong>in</strong> den bestehenden <strong>Eiswerke</strong>n<br />

zusätzlich kle<strong>in</strong>e Kunsteisfabriken errichtet. 1890<br />

erfolgte der Ankauf der 1873 gegründeten Moabiter<br />

<strong>Eiswerke</strong> am Plötzensee e<strong>in</strong>schließlich e<strong>in</strong>es<br />

Gr<strong>und</strong>stückes am Heiligensee. Vorbesitzer dieser<br />

<strong>Eiswerke</strong> war R. Ahrens, dem die Aktienbrauerei-<br />

Gesellschaft Moabit gehörte. Das Handbuch der<br />

deutschen Aktiengesellschaften von 1896/97 nennt<br />

<strong>Eiswerke</strong> <strong>in</strong> Rummelsburg, Köpenick, Plötzensee,<br />

Tegelort <strong>und</strong> Hannover. Zusätzlich gab es <strong>in</strong><br />

Rummelsburg <strong>und</strong> Plötzensee Kühlhäuser <strong>und</strong><br />

kle<strong>in</strong>e Kunsteisfabriken. E<strong>in</strong> Jahr zuvor wurden die<br />

ersten Kühlhäuser <strong>in</strong> der Köpenicker Straße <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong>-Mitte errichtet. Für e<strong>in</strong>ige Jahre wurde ab<br />

1887 e<strong>in</strong> Brennstoffhandel aufgenommen. 1901<br />

erfolgte der Abriss der Schuppen <strong>in</strong> Tegelort. Die<br />

Eishäuser stellten mit ihrer Holzbauweise <strong>und</strong> der<br />

Füllung mit Sägespänen tatsächlich e<strong>in</strong>e immense<br />

Feuergefahr dar, denn sie brannten wie Z<strong>und</strong>er. Vor<br />

allem, wenn im Sommer das Holz <strong>und</strong> das<br />

Isoliermaterial knochentrocken waren. Durch<br />

umherwirbelnde glühende Sägespäne waren auch<br />

Nachbargebäude <strong>in</strong> Gefahr. 1876 brannten die<br />

<strong>Eiswerke</strong> <strong>in</strong> Rummelsburg ab, 1913 die <strong>Eiswerke</strong><br />

<strong>in</strong> Plötzensee <strong>und</strong> 1917 die bereits stillgelegten<br />

<strong>Eiswerke</strong> <strong>in</strong> Köpenick. Kurz danach wurde das<br />

Gr<strong>und</strong>stück <strong>in</strong> Köpenick verkauft, 1921 die<br />

Gr<strong>und</strong>stücke <strong>in</strong> Rummelsburg <strong>und</strong> Plötzensee.<br />

Damit wurde der Verkauf von Natureis e<strong>in</strong>gestellt<br />

<strong>und</strong> es blieb nur das Gr<strong>und</strong>stück <strong>in</strong> der Köpenicker<br />

Straße übrig, auf dem sich neben den Kühlhäusern<br />

e<strong>in</strong>e 1914 eröffnete Kunsteisfabrik befand. Beide<br />

wurde bis <strong>in</strong> die 1990er Jahre genutzt (Seite 38).<br />

Die Aeltesten Berl<strong>in</strong>er <strong>Eiswerke</strong> Louis Thater<br />

lagen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Re<strong>in</strong>ickendorf nordwestlich des<br />

Schäfersees, an der Ecke Genfer Straße <strong>und</strong><br />

Thaterstraße. Die Gründung erfolgte nach eigenen<br />

Angaben 1840. Bereits im Adressbuch von 1832 ist<br />

C.G. Thater e<strong>in</strong>getragen als „Schlächter <strong>und</strong><br />

Victualienhdlr [Lebenbensmittelhändler], Müllerstraße<br />

175“. Unklar bleibt, ab wann der Eishandel<br />

tatsächlich aufgenommen wurde. Zu e<strong>in</strong>em<br />

unbekannten Zeitpunkt wurde zusätzlich e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />

Kunsteisfabrik auf dem Gelände errichtet. Ebenfalls<br />

unbekannt ist das Ende der Natureiserzeugung <strong>und</strong><br />

das der Eisfabrik. Im Branchen-Fernsprechbuch von<br />

1950 ist Thater nicht aufgeführt. Auf der Fläche der<br />

ehemaligen Teiche s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den 1950er Jahren<br />

Kle<strong>in</strong>gärten angelegt. E<strong>in</strong>ige Schuppen waren<br />

m<strong>in</strong>destens bis Ende der 1960er Jahre noch<br />

vorhanden <strong>und</strong> wurden später abgerissen. Im Jahr<br />

2012 s<strong>in</strong>d nur noch das Gebäude der Eisfabrik<br />

(Abb.47) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Außenmauer e<strong>in</strong>es Schuppens<br />

vorhanden.<br />

Die <strong>Eiswerke</strong> Mudrack lagen unmittelbar südlich<br />

der <strong>Eiswerke</strong> von Thater nordwestlich des Schäfersees,<br />

zwischen der Mudrackzeile <strong>und</strong> dem<br />

Marienbrunner Weg. Die Gründung erfolgte nach<br />

eigenen Angaben 1856. Die Natureiserzeugung<br />

wurde 1911 e<strong>in</strong>gestellt, da zu diesem Zeitpunkt<br />

etwas weiter östlich an der Stargardtstraße die neue<br />

Eisfabrik Hermann E. Mudrack mit Kühlhaus <strong>in</strong><br />

Betrieb g<strong>in</strong>g, die bis <strong>in</strong> die 1970er Jahre existierte<br />

(Seite 38).<br />

Die <strong>Eiswerke</strong> Carl Thater <strong>in</strong> Charlottenburg-Nord<br />

lagen zwischen Saatw<strong>in</strong>kler Damm <strong>und</strong><br />

Heckerdamm <strong>und</strong> gehörten zu den größten<br />

<strong>Eiswerke</strong>n der Stadt. Die Anlagen wurden immer<br />

wieder erweitert, 1890 wurden die benachbarten<br />

Polar-<strong>Eiswerke</strong> von Colberg übernommen. Am<br />

Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts hatte der Schuppen e<strong>in</strong>e<br />

26


Abb. 30–33: Eisernte, um 1913.<br />

Abb. 34–35: Norddeutsche <strong>Eiswerke</strong>, Bln.-Rummelsburg (r.). <strong>Eiswerke</strong> Thater, Bln.-Charlottenburg.<br />

Abb. 36–37: Oranienburger <strong>Eiswerke</strong> (r.). <strong>Eiswerke</strong> Mudrack <strong>und</strong> Thater, Bln.-Re<strong>in</strong>ickendorf.<br />

27


Gr<strong>und</strong>fläche von 120 × 48 Quadratmeter <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Höhe von etwa 7 Meter. Davor lagen vier Eisteiche<br />

mit e<strong>in</strong>er Gesamtfläche von etwa 250 × 200<br />

Quadratmeter – das entspricht 10 Fußballfelder. Im<br />

Sommer wurden die Eisteiche vom Etablissement<br />

Carlshof, e<strong>in</strong>em großem Ausflugslokal, für<br />

Bootsfahrten genutzt. Im „Dritten Reich“ ist das<br />

gesamte Gelände durch die so genannte<br />

„Speerplatte“ überbaut worden, e<strong>in</strong>er ausgedehnten<br />

Betonfläche von 300 × 300 Quadratmeter.<br />

Viele <strong>Eiswerke</strong> lassen sich nur durch die E<strong>in</strong>träge <strong>in</strong><br />

den Berl<strong>in</strong>er Adressbüchern oder durch Werbeannoncen<br />

<strong>in</strong> den damaligen Tageszeitungen<br />

nachweisen, beispielsweise:<br />

• Amerikanische <strong>Eiswerke</strong>, Taubenstr. 36. s.<br />

Geiseler (E<strong>in</strong>trag im Adressbuch 1865–1869)<br />

• Berl<strong>in</strong>er <strong>Eiswerke</strong>, Kronenstr. 33. s. Schwarz<br />

(1865–1872)<br />

• Reichert, Hagelsbergerstr 6. (Tivoli-<strong>Eiswerke</strong>)<br />

(1870–1894)<br />

• <strong>Eiswerke</strong> Moabit, L.M. Ahrens, Am Plötzensee<br />

(1874–1890)<br />

• Piehler & Sohn, Rixdorf, Berl<strong>in</strong>er Straße 42<br />

(1880–1887)<br />

• Colberg, Charlottenburg, Am Spandauer Schifffahrts-Kanal,<br />

Polar-<strong>Eiswerke</strong> (1880–1890)<br />

• Deutsche <strong>Eiswerke</strong> Gebr. Krause, Boxhagen-<br />

Rummelsburg, Fischerstr. 4 (1888–1911)<br />

• Neu-Britzer <strong>Eiswerke</strong> (Herm. Wegner),<br />

Naumannstr. 81.82 (1889–1894)<br />

• Christall <strong>Eiswerke</strong> Tegeler See, Hugo Fournier,<br />

Tegel, Uferstr. (1897–1920 mit Lücken).<br />

• Georg Johnke, Re<strong>in</strong>ickendorfer See-<strong>Eiswerke</strong> <strong>und</strong><br />

Badeanstalt, Re<strong>in</strong>ickendorf, Residenzstraße 49<br />

(1908–1913).<br />

• <strong>Eiswerke</strong> Hohenschönhausen G.m.b.H., Hohen<br />

schönhausen, Orankestr. 41–49, [...] Keimfreies<br />

Kristalleis a. destill. Wasser. Lieferung von<br />

Natureis (1910–1922).<br />

Die Jahreszahlen <strong>in</strong> den Klammern beziehen sich<br />

dabei auf die E<strong>in</strong>träge <strong>in</strong> den Berl<strong>in</strong>er<br />

Adressbüchern <strong>und</strong> nicht auf den Zeitraum des<br />

tatsächlichen Bestehens der <strong>Eiswerke</strong>!´Aus den<br />

Angaben wird nur selten erkennbar, ob <strong>und</strong> wann<br />

die Erzeugung von Kunsteis begonnen <strong>und</strong> der<br />

Verkauf von Natureis e<strong>in</strong>gestellt wurde.<br />

In der Berl<strong>in</strong>er Umgebung gab es m<strong>in</strong>destens drei<br />

<strong>Eiswerke</strong>, die <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> ihr Eis verkauften. Die Jahre<br />

der Eröffnung <strong>und</strong> Betriebse<strong>in</strong>stellung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> allen<br />

Fällen unbekannt.<br />

Die Oranienburger <strong>Eiswerke</strong> (Abb. 36) befanden<br />

sich am Westufer des Lehnitzsees <strong>in</strong> Oranienburg.<br />

Es gab e<strong>in</strong>en Eisenbahnanschluss zum Bahnhof<br />

Oranienburg von dem das Eis mit dem Zug nach<br />

Berl<strong>in</strong> versandt wurde. Verkaufsstellen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

s<strong>in</strong>d im Berl<strong>in</strong>er Adressbuch von 1895 bis 1932<br />

aufgeführt. Aus dem Jahr 1900 stammt der E<strong>in</strong>trag:<br />

Oranienburger <strong>Eiswerke</strong> Berl<strong>in</strong>-Oranienburg. Inh.<br />

Otto Haukohl. NW Paulstraße, Alter Lehrter<br />

Güterbahnhof.<br />

Die Märkischen <strong>Eiswerke</strong> befanden sich am<br />

Westufer des Flakensees <strong>in</strong> Erkner <strong>und</strong> hatte e<strong>in</strong>en<br />

Eisenbahnanschluss. Als Verkaufsstellen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

wurden im Berl<strong>in</strong>er Adressbuch von 1886–1916<br />

mehrere Standorte an verschiedenen Güterbahnhöfen<br />

angegeben, wie beispielsweise 1904:<br />

„Märkische <strong>Eiswerke</strong>, E. Nauck & Cop.,<br />

Kontor: O Mühlenstraße 26–30. T. Verkaufsstellen:<br />

I. Schles. Güterbahnh., O Mühlenstr.,<br />

II. Nordbahnhof, N Bernauerstr.,<br />

III. Dresdener Güterbahnhof, Verl.<br />

Schönerbergerstraße.,<br />

IV. Halensee, Güterbahnhof,<br />

V. Görl. Güterbahnh., SO Kiefholzstr.“<br />

1895 annoncierten die Märkischen <strong>Eiswerke</strong> <strong>in</strong> der<br />

Chemiker Zeitung:<br />

Märkische <strong>Eiswerke</strong> — C. Nauck Berl<strong>in</strong> — Erkner<br />

empfehlen sich bei Bedarf von Natur-Eis Ia<br />

Waggonladungen à 200 Ctr. nach allen Stationen,<br />

Aufträge nimmt entgegen das Hauptkontoir<br />

Berl<strong>in</strong> O17. Mühlenstr. 20.“<br />

Die Teltower <strong>Eiswerke</strong> lagen am südöstlichen<br />

Ende des Teltower Sees <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>machnow. Im<br />

Meßtischblatt von 1901 s<strong>in</strong>d zwei Schuppen<br />

e<strong>in</strong>gezeichnet <strong>und</strong> es gab ke<strong>in</strong>en Eisenbahnanschluss.<br />

Als Hauptabsatzgebiet wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Annonce im Teltower Kreisblatt 1895 Lichterfelde<br />

genannt. Im Berl<strong>in</strong>er Adressbuch ist 1880 e<strong>in</strong>e<br />

Vertretung <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Friedrichstraße 51, angegeben.<br />

Zur Eisversorgung der anderen brandenburgischen<br />

Städte wie Cottbus s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Quellen bekannt.<br />

28


Abb. 38: Elevator e<strong>in</strong>es Eiswerks <strong>in</strong> Rixdorf (heute Berl<strong>in</strong>-Neukölln), um 1899.<br />

Abb. 39: Eishaus des selben <strong>Eiswerke</strong>s, um 1899.<br />

29


Privathaushalte nutzten zur Kühlung den<br />

Eisschrank. Das Eis musste mehrmals wöchentlich<br />

geliefert werden. Den Transport vom Eiswerk bis<br />

zum Abnehmer erledigte der Eismann mit Pferd <strong>und</strong><br />

Wagen. 1869 warb die Gesellschaft der Berl<strong>in</strong>er<br />

<strong>Eiswerke</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Annonce <strong>in</strong> der Nationalzeitung<br />

für e<strong>in</strong> Abonnement: „Roh-Eis liefern wir im<br />

Abonnement den Eimer à 20 Pf<strong>und</strong> für 3<br />

Silbergroschen frei <strong>in</strong>s Haus.“ Eisschränke wurden<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> m<strong>in</strong>desten bereits seit 1864 verkauft, wie<br />

aus e<strong>in</strong>er Anzeige im Berl<strong>in</strong>er Adressbuch<br />

hervorgeht: „C. Geisler, Hoflieferant. [...]<br />

Eissp<strong>in</strong>den & Eiskästen nach der bewährtsten<br />

Constustion <strong>und</strong> möglichst sparsamen<br />

Eisverbrauch. Sowohl für Privat-Wirthschaften, als<br />

auch für Hotels <strong>und</strong> Restaurants. Friedrichstr. 71.,<br />

zwischen der Tauben- & Jägerstr. Taubenstr. 36.“<br />

In dem Buch über den <strong>Eiskeller</strong>bau von<br />

Menzel/Schubert aus dem Jahr 1903 wird berichtet:<br />

„Die Eisschränke bestehen aus e<strong>in</strong>em Eisbehälter<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>em oder mehreren Vorratsräumen, welche<br />

beide durch Zwischenwände derart getrennt s<strong>in</strong>d,<br />

dass der Eisvorrat se<strong>in</strong>e Kälte an die Vorratsräume<br />

abgeben kann. Beide Räume s<strong>in</strong>d nach außen h<strong>in</strong><br />

möglichst gegen die Luftwärme zu isolieren, was<br />

durch schlechte Wärmeleiter erreicht wird. Die<br />

Wände werden deshalb aus zwei bis drei Zentimeter<br />

starken, eichenen Bretterlagen mit e<strong>in</strong>em<br />

Zwischenraum von sechs bis neun Zentimeter<br />

hergestellt, die Innenflächen der Bretter gründlich<br />

kalfatert, d.h. mit heißem Pech vollständig<br />

wasserdicht überzogen <strong>und</strong> der Zwischenraum<br />

alsdann mit e<strong>in</strong>em schlechten Wärmeleiter, am<br />

besten mit Wolle, Torfmull, Schlackenwolle,<br />

Kieselguhr, Korkholzabfällen ausgefüllt. […] Die<br />

Vorratsräume <strong>und</strong> die Eisbehälter werden durch<br />

E<strong>in</strong>sätze <strong>und</strong> Vorrichtungen aus Z<strong>in</strong>kblech […]<br />

nutzbar gemacht. […] Das Eisschmelzwasser muß<br />

ebenso wie bei den Eishäusern schnell <strong>und</strong><br />

vollständig abgeführt werden. Dies geschieht<br />

entweder durch e<strong>in</strong> mit Luftverschluß oder für den<br />

zeitweisen Wasserverschluss mit Hahnverschluß<br />

versehenes Ableitungsrohr, welches <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

untergestelltes Gefäß ausmündet. […] Sodann ist<br />

e<strong>in</strong>e stete, sorgfältige Re<strong>in</strong>erhaltung sehr wichtig.<br />

Jede Woche muss der Eisschrank m<strong>in</strong>destens<br />

e<strong>in</strong>mal gründlich gere<strong>in</strong>igt werden <strong>und</strong> vor<br />

Wiedere<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen der Vorräte e<strong>in</strong>ige St<strong>und</strong>en<br />

ausgelüftet werden.“<br />

Erst zum Beg<strong>in</strong>n des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts wurde<br />

erkannt, wie wichtig die vollständige Trennung des<br />

Natureises von den Lebensmitteln war, um die<br />

Übertragung von Keimen e<strong>in</strong>zuschränken. Bis <strong>in</strong> die<br />

1960er Jahre wurden Eisschränke e<strong>in</strong>gesetzt, die<br />

dann allerd<strong>in</strong>gs mit Kunsteis gekühlt wurden.<br />

Für neuzubauende Wohnungen wohlhabender<br />

Bevölkerungsschichten gab <strong>in</strong> der Deutschen<br />

Bauzeitung 1900 e<strong>in</strong>en Vorschlag, wie e<strong>in</strong>e mit Eis<br />

gekühlte Speisekammer als e<strong>in</strong> „<strong>in</strong> das Haus<br />

e<strong>in</strong>gebauter Eisschrank“ genutzt werden kann. Die<br />

Speisekammern auf den verschiedenen Etagen<br />

sollten unmittelbar übere<strong>in</strong>ander angeordnet<br />

werden. Direkt über jeder Speisekammer liegt e<strong>in</strong><br />

Eisbehälter. Die kalte Luft s<strong>in</strong>kt von dort nach unten<br />

<strong>und</strong> kühlt die Lebensmittel. H<strong>in</strong>ter den<br />

Speisekammern hätte e<strong>in</strong> zentraler Abluftschacht<br />

die Luft, die durch die abs<strong>in</strong>kende Kaltluft<br />

verdrängt wird, nach oben zum Dach geführt. Ob<br />

e<strong>in</strong>e derartige Speisekammer jemals <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

gebaut wurde, ist nicht bekannt. In Stadtkernen war<br />

es oft nicht möglich, freistehende <strong>Eiskeller</strong> oder<br />

Eishäuser anzulegen. In diesen Fällen war die<br />

Nutzung vorhandener Kellerräume möglich.<br />

Hierzu ab es verschiedene Lösunsvorschläge. Die<br />

Baugewerks-Zeitung berichtete 1890: „Restaurants,<br />

Fischhandlungen <strong>und</strong> dergleichen Geschäfte<br />

bekommen hier ihren Eisbedarf zumeist <strong>in</strong> gewissen<br />

Zeitabständen aus den großen <strong>Eiskeller</strong>eien<br />

zugeteilt. Es handelt sich deshalb bei diesen<br />

Betrieben darum, e<strong>in</strong> Eislager im Keller zu<br />

schaffen, welches leicht herzustellen ist. […] Man<br />

mauert im Raume an den Wänden zunächst e<strong>in</strong>e<br />

Bank mit hochkantigen Ste<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Zement auf dem<br />

fertigen Zementfußboden, der selbstredend se<strong>in</strong>en<br />

Abfluß hat. Das Mauerwerk der Decke <strong>und</strong> Wände<br />

wird e<strong>in</strong>schließlich der Sockelbank mit Dachpappe<br />

benagelt, darauf befestigt man die horizontalen<br />

bezw. aufrecht stehenden Kanthölzer, welche an<br />

den Wänden bis auf den Sockel reichen. Der Sockel<br />

soll verh<strong>in</strong>dern, dass die Holztheile an den Wänden<br />

von der Nässe des Bodens <strong>in</strong> Mitleidenschaft<br />

gezogen werden. Auf die Kanthölzer nagelt man die<br />

Bretterschalung <strong>und</strong> füllt den Raum zwischen<br />

Pappe <strong>und</strong> Schalung mit Sägespähnen aus. Der an<br />

Decke <strong>und</strong> Wänden ausgeschalte Raum erhält vom<br />

Boden ab an den Wänden e<strong>in</strong>schließlich der<br />

Sockelbank e<strong>in</strong>e Z<strong>in</strong>kbekleidung. […]“<br />

30


Abb. 40: Eismann, um 1914. Abb. 41: Eismann, um 1934.<br />

Abb. 42: Eisschrank, erbaut um 1890. Abb. 43: Schmelzwasserhahn erbaut um 1890.<br />

Abb. 44: Eisschränke, Katalog-Abb., um 1901. Abb. 45: Eismasch<strong>in</strong>e, um 1894.<br />

31


Die W<strong>in</strong>ter <strong>in</strong> Deutschland waren normalerweise<br />

kalt genug für die Gew<strong>in</strong>nung von Natureis. Es gab<br />

allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>ige Jahre, <strong>in</strong> denen das Eis aus dem<br />

Ausland e<strong>in</strong>geführt wurde. Bereits 1869 wird <strong>in</strong> der<br />

Neuen Augsburger Zeitung über die E<strong>in</strong>fuhr von<br />

Eis nach Deutschland berichtet: „Die vor etwa<br />

zwanzig Jahren gegründete Compagnie des<br />

Wenham-Sees existiert noch bis zur heutigen<br />

St<strong>und</strong>e, nur hat sie das Feld ihrer Ausbeute aus<br />

Nordamerika nach Norwegen verlegt, wo e<strong>in</strong> Fjord<br />

e<strong>in</strong>ige Meilen von der kle<strong>in</strong>en Stadt Drobak Eis<br />

liefern muss. Das dort gewonnene Eis ist von e<strong>in</strong>er<br />

ausnahmsweisen Re<strong>in</strong>heit <strong>und</strong> Durchsichtigkeit,<br />

<strong>und</strong> wird nach England transportiert, von wo es<br />

se<strong>in</strong>en Weg nach vielen Ländern nimmt. In jüngster<br />

Zeit geht schon viel norwegisches Eis direkt nach<br />

Deutschland. Die Ausfuhr des norwegischen Eises<br />

wird für das Jahr 1865 auf 44.823 Tonnen<br />

geschätzt, wovon 43.359 durch obige Gesellschaft<br />

abgesetzt wurden.“ Norwegen hatte ideale<br />

Voraussetzungen für die Erzeugung von Natureis:<br />

Die Gebirgsseen haben e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>wandfreie<br />

Tr<strong>in</strong>kwasserqualität, der W<strong>in</strong>ter ist kalt genug, <strong>und</strong><br />

die Entfernung von den Seen zur Küste ist sehr<br />

kurz. Oslo, Kragerø, Drøbak <strong>und</strong> Brevik waren die<br />

Hauptstandorte des norwegischen Eisexportes.<br />

Die Zeitschrift für die gesamte Kälte-Industrie<br />

berichtet 1898: „Deutschlands Eisbezug aus dem<br />

Auslande im ersten Halbjahre 1898 belief sich nach<br />

den amtlichen monatlichen Ausweisen auf 2,9 Mio.<br />

Doppelzentner im Werte von 3,8 Mio. Mark,<br />

während er <strong>in</strong> der ersten Hälfte des vorigen Jahres<br />

nur 89.000 Doppelzentner im Werte von 118.000<br />

Mark betragen hatte, also nur den 32. Teil. Von<br />

dem <strong>in</strong> der ersten Hälfte des laufenden Jahres <strong>in</strong><br />

das deutsche Zollgebiet e<strong>in</strong>geführten Eises kamen:<br />

aus Norwegen 2,2 Mio. Doppelzentner. […] Alle<strong>in</strong><br />

drei Viertel der e<strong>in</strong>geführten Eismengen wurden<br />

aus Norwegen bezogen, über 11% derselben aus<br />

Österreich-Ungarn, annähernd 10% aus Russland,<br />

aus allen übrigen Ländern zusammen nur 3%. Die<br />

bisher größte Jahrese<strong>in</strong>fuhr von Eis, diejenige im<br />

Jahre 1884, welche 2,9 Mio. Doppelzentner<br />

betragen hatte, ist <strong>in</strong> der ersten Hälfte des<br />

laufenden Jahres bereits annähernd erreicht<br />

worden […].“ Der Eis-Import war gegen 1910<br />

bed<strong>in</strong>gt durch den E<strong>in</strong>satz der Kältemasch<strong>in</strong>en<br />

bedeutungslos geworden.<br />

Der Eishandel <strong>in</strong> Europa war ziemlich bescheiden,<br />

wenn man ihn mit den Eishandel der USA<br />

vergleicht. Bereits 1799 g<strong>in</strong>g die erste Schiffsladung<br />

Eis von New York nach Charleston. Frederic Tudor<br />

(1783–1864) kam durch den Export von Natureis <strong>in</strong><br />

die Karibik, Europa <strong>und</strong> Indien zu Reichtum <strong>und</strong><br />

wurde später oft anerkennend als der „Ice K<strong>in</strong>g“<br />

bezeichnet. Das Magaz<strong>in</strong> für die Literatur des<br />

Auslandes berichtet 1849: „Der Eishandel verdankt<br />

se<strong>in</strong>en Ursprung Herrn Frederick Tudor <strong>in</strong> Boston,<br />

welcher schon im Jahr 1805 die Idee faßte, Eis<br />

nach West<strong>in</strong>dien zu verladen. Da er ke<strong>in</strong>en Rheder<br />

fand, der e<strong>in</strong>en so seltsamen Handelsartikel an<br />

Bord nehmen wollte, sah er sich genöthigt, e<strong>in</strong><br />

Schiff zu kaufen, welches er mit Eis von e<strong>in</strong>em<br />

se<strong>in</strong>em Vater gehörigen Teiche <strong>in</strong> Sangus belud <strong>und</strong><br />

nach St. Pierre auf Mart<strong>in</strong>ique abschickte. Obwohl<br />

dieses Unternehmen e<strong>in</strong>en Verlust von etwa 4000<br />

Dollars zur Folge hatte, setzte Herr Tudor doch<br />

se<strong>in</strong>e Spekulation fort, bis die Handelssperre <strong>und</strong><br />

der Krieg allem auswärtigen Handel e<strong>in</strong> Ende<br />

machte, ohne daß bis zu dieser Zeit das Geschäft<br />

se<strong>in</strong>em Unternehmer e<strong>in</strong>en Vortheil gebracht hätte.<br />

Die Verhandlungen waren auf Mart<strong>in</strong>ique <strong>und</strong><br />

Jamaika beschränkt gewesen. Nach Beendigung des<br />

Krieges 1815 begann Herr Tudor se<strong>in</strong>e<br />

Operationen aufs neue <strong>und</strong> exportirte das Eis nach<br />

Havannah, laut e<strong>in</strong>em Kontrakt mit der Regierung<br />

von Kuba, welcher ihn <strong>in</strong> den Stand setzte, se<strong>in</strong><br />

Unternehmen ohne Verlust zu verfolgen <strong>und</strong> es auf<br />

Charleston, Havannah <strong>und</strong> New Orleans<br />

auszudehnen. Im Jahre 1833 schickte Herr Tudor<br />

die erste Ladung Eis nach Kalkutta, <strong>und</strong> seit dieser<br />

Zeit hat derselbe se<strong>in</strong>e Unternehmungen bis<br />

Madras <strong>und</strong> Bombay ausgebreitet.“<br />

Meyers Konversationslexikon berichtet 1894 über<br />

den weltweiten Eishandel: „Gegenwärtig versendet<br />

man Eis nach den Südstaaten der Union, nach<br />

Mexiko, West<strong>in</strong>dien, Mittelamerika, Südamerika,<br />

Ost<strong>in</strong>dien, Ceylon, Ch<strong>in</strong>a, Japan <strong>und</strong> Australien,<br />

nach dem Gu<strong>in</strong>eabusen <strong>und</strong> der Kapstadt, selbst<br />

nach Sizilien <strong>und</strong> Ägypten. In Europa versendet<br />

Norwegen Eis nach England, Frankreich,<br />

Hamburg, Holland <strong>und</strong> Spanien. Triest versendet E.<br />

nach Ägypten, Korfu <strong>und</strong> Zante; die Schweiz von<br />

Davos, Wallis <strong>und</strong> Gr<strong>in</strong>delwald nach Frankreich;<br />

von den oberbayrischen Seen kommt bisweilen Eis<br />

nach Norddeutschland.“<br />

32


Speiseeis <strong>und</strong> Sorbet waren im 18. <strong>und</strong><br />

19. Jahrh<strong>und</strong>ert e<strong>in</strong> Privileg der gehobenen<br />

Gesellschaft. Zu se<strong>in</strong>er Herstellung wurden kle<strong>in</strong>e<br />

Eismasch<strong>in</strong>en genutzt, die mit e<strong>in</strong>er salzhaltigen<br />

Kältemischung gekühlt wurden. Beim Gefrieren<br />

musste das Eis ständig verrührt werden, damit sich<br />

ke<strong>in</strong>e Eiskristalle absetzen konnten. Die heutigen<br />

haushaltsüblichen Eismasch<strong>in</strong>en funktionieren noch<br />

immer nach diesem Pr<strong>in</strong>zip, nutzen aber e<strong>in</strong>en<br />

Kühlakku anstelle der Salzlösung <strong>und</strong> werden mit<br />

e<strong>in</strong>em Elektromotor angetrieben.<br />

Brockhaus’ Konversationslexikon beschreibt 1894<br />

e<strong>in</strong>e Eismasch<strong>in</strong>e (Abb. 45): „Die wohlfeilste <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

Konditoreien, Haushaltungen u.s.w. am häufigsten<br />

benutzte Mischung ist Schnee oder zerstoßenes Eis<br />

mit Kochsalz. Die Apparate zur Eisbereitung mittels<br />

Kältemischungen haben das Geme<strong>in</strong>schaftliche,<br />

daß <strong>in</strong> e<strong>in</strong> größeres, gegen Wärmeaufnahme von<br />

außen durch entsprechende Konstruktion der<br />

Wandungen geschütztes Gefäß, das die<br />

Kältemischung aufnimmt, e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eres e<strong>in</strong>gebracht<br />

wird, welches die Flüssigkeit enthält, die zum<br />

Gefrieren zu br<strong>in</strong>gen ist. Das kle<strong>in</strong>ere Gefäß ist<br />

dünnwandig <strong>und</strong> aus Metall, um es zur<br />

Wärmeabgabe an die Kältemischung geeignet zu<br />

machen, <strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>er Drehvorrichtung versehen.<br />

[...] Nach E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung der Kältemischung (hier<br />

gestoßenes Eis <strong>und</strong> Kochsalz) schüttet man <strong>in</strong> das<br />

<strong>in</strong>nere Gefäß die zum Gefrieren zu br<strong>in</strong>gende<br />

Flüssigkeit <strong>und</strong> setzt dieses <strong>in</strong> schnelle Rotation.<br />

Hierdurch steigt die Flüssigkeit an den Wänden<br />

empor <strong>und</strong> kommt so mit diesen <strong>in</strong> dünner Schicht<br />

<strong>in</strong> Berührung, sodaß sie bald fest wird. Mit Hilfe<br />

e<strong>in</strong>es solchen Apparats kann man <strong>in</strong> 6 bis 8<br />

M<strong>in</strong>uten e<strong>in</strong>e Flüssigkeitsmenge von 6 bis 7 Liter<br />

zum Gefrieren br<strong>in</strong>gen.“<br />

Bereits 1825 erschien e<strong>in</strong> Buch mit dem monströsen<br />

Titel: Ausführliche Anweisung zur Aufbewahrung<br />

des Eises so wie über die vortheilhaftesten Anlagen<br />

der Eisgruben <strong>und</strong> der <strong>Eiskeller</strong>. Mit e<strong>in</strong>em<br />

Anhange, welcher genaue Vorschriften zur<br />

Bereitung aller Arten Gefrorenes enthält. E<strong>in</strong><br />

Büchle<strong>in</strong> für Herrschaften, Oekonomen, Gast- <strong>und</strong><br />

Kaffeewirthe, Conditoren, Köche u.s.w. Hier s<strong>in</strong>d<br />

neben dem <strong>Eiskeller</strong>bau 56 Rezepte für die<br />

Zubereitung von Sahneeis, Fruchteis, Likör- <strong>und</strong><br />

We<strong>in</strong>gefrorenem, Limonaden sowie Gefrorenem<br />

aus Tee aufgeführt. Schon anhand der Zutaten wird<br />

wird klar, dass sich 1825 nur sehr wenige diesen<br />

Luxus leisten konnten, da die exotischen Früchte<br />

wie Ananas <strong>und</strong> Orangen den meisten Menschen<br />

unbekannt <strong>und</strong> außerdem unbezahlbar waren.<br />

Milchgefrorenes mit Reiß: Zu 1 Maaß [~ 0,875<br />

Liter] guter Sahne werden 4 Loth. [~ 60 Gramm]<br />

ganz fe<strong>in</strong> gepulverter Reiß <strong>und</strong> drei viertel Pf<strong>und</strong><br />

gepulverter weißer Zucker gemischt, dann auf<br />

Kohlenfeuer unter beständigem Umrühren zu e<strong>in</strong>em<br />

dünnen Brei gebracht, den man alsdann <strong>in</strong> die<br />

Gefrierbüchse thut, <strong>und</strong> frieren läßt.<br />

Kaffee-Gefrorenes: Auf e<strong>in</strong> viertel Pfd. frisch<br />

gebrannten Kaffee nimmt man 1 Berl. Maaß gute<br />

Sahne. Der Kaffee wird dar<strong>in</strong> gut ausgekocht,<br />

durch e<strong>in</strong> Haartuch gegossen, der Flüssigkeit drei<br />

Viertel Pfd. gepulverter weißer Zucker <strong>und</strong> das<br />

Gelbe von 6 bis 8 Eiern zugesetzt, <strong>in</strong>nig vermischt,<br />

bis derselbe dar<strong>in</strong> vollkommen aufgelöst ist, dann<br />

nochmals durchgegossen, <strong>und</strong> so lange gerührt, bis<br />

sie kalt ist. Die schaumige Masse gießt man <strong>in</strong> die<br />

Gefrierbüchse, <strong>und</strong> behandelt sie wie bewusst.<br />

Ananas-Gefrorenes: Nachdem die Ananas fe<strong>in</strong><br />

geschält worden, werden sie auf e<strong>in</strong>em Reibeisen<br />

gerieben, <strong>und</strong> mit We<strong>in</strong> <strong>und</strong> Zucker vermischt;<br />

während dieser Zeit läßt man die Schalen <strong>in</strong> Wasser<br />

nebst etwas Zimt auskochen, streicht die erste<br />

Masse durch e<strong>in</strong> Haarsieb, <strong>und</strong> vermsicht das<br />

Durchgestrichene nebst der Schalen-Abkochung mit<br />

fe<strong>in</strong>gepulverten weißen Zucker nach vorigem<br />

Verhältnis, schütte es dann <strong>in</strong> die Gefrierbüchse.<br />

We<strong>in</strong>trauben-Gefrorenes: Es werden die schönsten<br />

Beere der We<strong>in</strong>trauben gepflückt, zerquetscht <strong>und</strong><br />

durch e<strong>in</strong> Haarsieb gerieben; auf 1 Berl. Maaß des<br />

Durchgeriebenen e<strong>in</strong> <strong>und</strong> e<strong>in</strong> viertel Pfd. fe<strong>in</strong>er<br />

Zucker <strong>und</strong> drei viertel bis e<strong>in</strong>e ganze Bouteille<br />

[Flasche] guter Moseler-We<strong>in</strong> genommen, nach<br />

geschehener Auflösung des Zuckers <strong>und</strong> <strong>in</strong>niger<br />

Vermischung zum Gefrieren bearbeitet.<br />

Sieben Rezepte behandelten Blumen-Eis wie<br />

Jasm<strong>in</strong>-Gefrorenes, Milchgefrorenes mit Rosengeruch<br />

oder Veilchen-Gefrorenes à la Crème.<br />

Wegen der möglichen Pestizid-Belastung der<br />

Blumen ist heutzutage vom Verzehr dr<strong>in</strong>gend<br />

abzuraten.<br />

33


Kapitel 4: Eisfabriken<br />

Um 1820 gab es nur die Möglichkeit mittels Kältemischungen<br />

kle<strong>in</strong>ere Mengen Eis herzustellen. Erste<br />

Kühlmasch<strong>in</strong>en standen seit Mitte des<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>erts bereit. Sie waren aber noch nicht<br />

für den <strong>in</strong>dustriellen Dauere<strong>in</strong>satz geeignet. dies<br />

änderte sich erst <strong>in</strong> den 1870er Jahren, als Carl von<br />

L<strong>in</strong>de se<strong>in</strong>e Kältemasch<strong>in</strong>en entwickelte.<br />

Im Brockhaus’ Konversationslexikon von 1894 ist<br />

die Funktion e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Eisfabrik beschrieben<br />

(Abb. 46): Mittels e<strong>in</strong>es Kompressors (A) wird e<strong>in</strong><br />

Gas, wie zum Beispiel Ammoniak, verdichtet, <strong>und</strong><br />

dabei erwärmt. Der Antrieb des Kompressors<br />

erfolgte über e<strong>in</strong>e nicht im Bild sichtbare<br />

Dampfmasch<strong>in</strong>e oder e<strong>in</strong> Wasserrad mittels<br />

Transmissionsriemen (B). Das unter Druck stehende<br />

Gas wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Behälter geleitet (C), der<br />

gleichzeitig als Kondensator dient. Durch die<br />

Abkühlung auf die Umgebungstemperatur<br />

verflüssigt sich das Kältemittel. Bei großen<br />

Kältemasch<strong>in</strong>en mussten auf dem Dach<br />

Berieselungskühler angebracht werden, um die<br />

notwendige Kühlleistung zu erreichen. Das flüssige<br />

<strong>und</strong> unter Druck stehende Kühlmittel wird dann<br />

über e<strong>in</strong>e Drossele<strong>in</strong>richtung zum Verdampfer<br />

geleitet, der sich im Eisgenerator (D) bef<strong>in</strong>det.<br />

Durch die Verdampfung kühlt es e<strong>in</strong>e Salzwasserlösung.<br />

Anschließend wird es wieder vom<br />

Kompressor angesaugt <strong>und</strong> erneut verflüssigt. In die<br />

Salzwasserlösung werden auf der e<strong>in</strong>en Seite leere<br />

Eiszellen e<strong>in</strong>gelegt <strong>und</strong> mit Wasser gefüllt (E).<br />

Wenn e<strong>in</strong>e gefrorene Reihe mit dem Kran (F) auf<br />

der gegenüberliegenden Seite herausgehoben wird,<br />

werden alle anderen Eiszellen um e<strong>in</strong>e Reihe zum<br />

Kran h<strong>in</strong> verschoben. Mit dem Kran werden die<br />

Eiszellen zur Kippvorrichtung (G) gebracht, <strong>und</strong> das<br />

Eis wird aus den Eiszellen herausgenommen.<br />

Anschließend wird das Eis <strong>in</strong> den Lagerraum<br />

gebracht.<br />

Daneben gab es auch andere Varianten, wie zum<br />

Beispiel e<strong>in</strong>e Walze mit seitlichen Taschen, die<br />

langsam im gekühlten Wasser rotierte <strong>und</strong> von<br />

<strong>in</strong>nen mit e<strong>in</strong>er Salzlösung gekühlt wurde. Bei jeder<br />

Umdrehung setzte sich e<strong>in</strong>e dünne Eisschicht an der<br />

Oberfläche der Taschen ab, bis die Taschen vollständig<br />

mit Eis gefüllt waren. Dann wurde das Eis<br />

entnommen, <strong>und</strong> der Vorgang begann von vorne.<br />

In Deutschland wurde das Eis fast ausschließlich als<br />

Stangeneis verkauft. Typische Stangen wogen<br />

zwischen 10 <strong>und</strong> 25 Kilogramm. Letztere waren<br />

etwa e<strong>in</strong>en Meter lang <strong>und</strong> hatten e<strong>in</strong>en Querschnitt<br />

von 20 × 20 Quadratzentimeter. Gewöhnliches<br />

Brunnenwasser liefert milchig-weißes, <strong>und</strong>urchsichtiges<br />

Eis, was von e<strong>in</strong>gefrorenen Luftbläschen<br />

verursacht wird. Es unterschied sich aber optisch<br />

nicht vom qualitativ m<strong>in</strong>derwertigem Natureis.<br />

Daher hat man verschiedene Verfahren zur<br />

Entlüftung des Wassers entwickelt, um e<strong>in</strong> klares<br />

Eis zu erhalten. Nach e<strong>in</strong>em Artikel <strong>in</strong> der<br />

Zeitschrift für die gesamte Kohlensäure-Industrie<br />

von 1900 versteht man „unter Blockeis e<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong>urchsichtiges milchiges Eis, das aus<br />

Brunnenwasser hergestellt wird, welches während<br />

des Gefrierens nicht bewegt wird. Klareis ist fast<br />

durchsichtig, enthält aber e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en trüben<br />

Kern. Zur Herstellung benutzt man ebenfalls<br />

Brunnenwasser, bewegt dasselbe aber während des<br />

Gefrierens, um möglichst alle Luft auszutreiben.<br />

Der noch Luft enthaltende Rest des Wassers erzeugt<br />

den trüben Kern. Kristalleis ist e<strong>in</strong> vollständig<br />

durchsichtiges Eis, das nur aus destilliertem oder<br />

sonst gut entlüftetem Wasser hergestellt werden<br />

kann.“<br />

Das Kristalleis erzielte die höchsten Preise. Für<br />

dieses Eis wurde gerne mit der Bezeichnung<br />

„keimfreies Kristalleis aus destilliertem Wasser“<br />

geworben. Eis aus normalem Tr<strong>in</strong>kwasser war<br />

selbstverständlich für den menschlichen Verzehr<br />

geeignet. Lediglich die Werbewirksamkeit beim<br />

Verbraucher war der kritische Punkt. Um hier nicht<br />

als Eishersteller zweiter Klasse zu gelten, wurde das<br />

Wasser mit Ozon behandelt. Die Kunsteisfabrik<br />

Centrum warb 1915 für ihr Eis mit der Bezeichnung<br />

„keimfreies Ozon-Eis aus städtischem Tr<strong>in</strong>kwasser“.<br />

Das erste Kunsteis wurde <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> bereits Ende des<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>erts verkauft. Die bestehenden<br />

<strong>Eiswerke</strong> ergänzten ihre Produktion <strong>und</strong> stellten<br />

Eisgeneratoren auf, wie zum Beispiel die<br />

Norddeutschen <strong>Eiswerke</strong> <strong>in</strong> Rummelsburg oder die<br />

<strong>Eiswerke</strong> Thater <strong>in</strong> Re<strong>in</strong>ickendorf. Um 1900<br />

wurden die ersten eigenen Berl<strong>in</strong>er Kühlhäuser mit<br />

Kunsteisfabrikation gegründet, die ausschließlich<br />

mit Kältemasch<strong>in</strong>en Eis produzierten <strong>und</strong> es an<br />

Gewerbebetriebe <strong>und</strong> die Bevölkerung verkauften.<br />

34


Abb. 46: Eisfabrikation, um 1894.<br />

Abb. 47: Aeltste Berl<strong>in</strong>er <strong>Eiswerke</strong>, Louis Thater. Masch<strong>in</strong>enhaus, Berl<strong>in</strong>-Re<strong>in</strong>ickendorf.<br />

35


Die Gesellschaft für Markt- <strong>und</strong> Kühlhallen<br />

nahm 1902 zwei neu erbaute Kühlhäuser am<br />

Gleisdreieck der U-Bahn <strong>in</strong> Betrieb. Die Anlagen<br />

befanden sich zwischen der Trebb<strong>in</strong>er <strong>und</strong> der<br />

Luckenwalder Straße <strong>und</strong> wurden später als Werk<br />

Südwest bezeichnet. Die beiden Kühlhäuser<br />

besaßen e<strong>in</strong>schließlich der Kellergeschosse je acht<br />

Stockwerke von drei Metern Höhe. Die vermietbare<br />

Bodenfläche der beiden Gebäude <strong>und</strong> der<br />

Hofunterkellerung betrug 9400 Quadratmeter. Im<br />

Kühlhaus I wurden bei der Eröffnung zwei<br />

Stockwerkhöhen für den Eiserzeugungsraum<br />

genutzt. Zwei Eisgeneratoren konnten täglich 100<br />

Tonnen Eis herzustellen. Der für e<strong>in</strong>en dritten<br />

Generator vorgesehene Raum wurde damals als<br />

Eismagaz<strong>in</strong> benutzt. Zusätzlich gab es noch e<strong>in</strong><br />

Masch<strong>in</strong>enhaus <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Verwaltungsgebäude. In der<br />

Trebb<strong>in</strong>er Straße befand sich auf der südlichen<br />

Straßenseite e<strong>in</strong> weiteres Gebäude für Büros <strong>und</strong><br />

Pferdeställe, das heute vom Deutschen<br />

Technikmuseum Berl<strong>in</strong> als Haupte<strong>in</strong>gang genutzt<br />

wird. 1978 wurde der Kühlhausbetrieb e<strong>in</strong>gestellt<br />

<strong>und</strong> danach das Masch<strong>in</strong>enhaus sowie das Kühlhaus<br />

I abgerissen. Das lange Zeit leerstehende <strong>und</strong> unter<br />

Denkmalschutz stehende Kühlhaus II wird seit 2011<br />

saniert <strong>und</strong> zu e<strong>in</strong>em Ort für Kulturveranstaltungen<br />

umgebaut. E<strong>in</strong> weiteres Werk, Nordwest genannt,<br />

befand sich <strong>in</strong> der Scharnhorststraße 29 <strong>und</strong> gehörte<br />

zu DDR-Zeiten zum VEB Kühlbetrieb. Heute wird<br />

dieses denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr<br />

1912 nach umfassender Renovierung gewerblich<br />

<strong>und</strong> zu Wohnzwecken genutzt. Die Gesellschaft<br />

betrieb auch <strong>in</strong> Hamburg mehrere Kühlhäuser, die<br />

aber <strong>in</strong>zwischen alle abgerissen worden s<strong>in</strong>d. Noch<br />

heute betreibt die MUK AG als Rechtsnachfolger<br />

b<strong>und</strong>esweit Kühlhallen, so auch <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>in</strong> der<br />

Beusselstraße <strong>und</strong> Niemetzstraße.<br />

Die Eisfabrik des städtischen Elektrizitätswerkes<br />

Steglitz wurde um 1910 von der damals selbständigen<br />

Geme<strong>in</strong>de errichtet <strong>und</strong> an das ebenfalls<br />

geme<strong>in</strong>deeigene Elektrizitätswerk angeschlossen.<br />

Die Masch<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>es Elektrizitätswerkes müssen<br />

immer auf den Maximalbedarf ausgerichtet se<strong>in</strong>.<br />

Dieser steigt naturgemäß immer nach<br />

Sonnenuntergang <strong>und</strong> im W<strong>in</strong>ter an, wenn die<br />

elektrische Beleuchtung e<strong>in</strong>geschaltet wird.<br />

Dadurch ergaben sich tagsüber Zeiten, <strong>in</strong> denen die<br />

Anlage nicht ausgelastet wurde. E<strong>in</strong>e Eisfabrik<br />

wurde als s<strong>in</strong>nvolle Ergänzung betrachtet, da der<br />

höchste Eisverbrauch im Sommer stattfand. Die<br />

Eiserzeugung konnte während der Spitzenzeiten<br />

e<strong>in</strong>gestellt werden. Als besonders wirtschaftlich<br />

wurde e<strong>in</strong> 16-stündiger Betrieb der Eisfabrik<br />

angesehen. Die Leistung der Eisfabrik war auf 100<br />

Tonnen Kristalleis täglich (bei 20 St<strong>und</strong>en<br />

Betriebsdauer) ausgelegt;e<strong>in</strong>e Verdopplung der<br />

Leistung war baulich vorgesehen. Die Räume des<br />

<strong>Eiswerke</strong>s befanden sich unter der Straßenbahnhalle,<br />

die unmittelbar neben dem Elektrizitätswerk<br />

lag. Das Eiswerk bestand aus dem<br />

Masch<strong>in</strong>enraum für die Kältemasch<strong>in</strong>e, dem<br />

Eisgenerator-Raum <strong>und</strong> dem Eislager. Das Kondensat<br />

der Dampfturb<strong>in</strong>en vom Elektrizitätswerk diente<br />

zur Erzeugung des Klareises. Über die weitere<br />

Entwicklung dieser Eisfabrik nach dem Ersten<br />

Weltkrieg liegen ke<strong>in</strong>e Informationen vor.<br />

1911 wurde der Admiralspalast eröffnet, <strong>in</strong> dem<br />

sich e<strong>in</strong>e Eisbahn, Cafés, e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>o sowie e<strong>in</strong><br />

Hallenbad befanden. Die Zeitschrift für die gesamte<br />

Kälte-Industrie berichte 1913: „Um die dem Betrieb<br />

der Eisbahn dienende Kältemasch<strong>in</strong>enanlage voll<br />

auszunutzen, ist dann weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Eisfabrik<br />

vorhanden, die imstande ist, 35.000 kg Eis <strong>in</strong><br />

24 Std. zu erzeugen. […] Die Kältemasch<strong>in</strong>en <strong>und</strong><br />

die Eisfabrik s<strong>in</strong>d im Keller untergebracht. […] Die<br />

Kältemasch<strong>in</strong>enanlage dient weiterh<strong>in</strong> zur Kühlung<br />

der weitverzweigten Wirtschaftskühlräume. Die<br />

Lieferung der gesamten Eisgeneratorenanlage<br />

wurde wiederum der Firma Escher, Wyß & Co<br />

übertragen.“<br />

Die Komb<strong>in</strong>ation e<strong>in</strong>es anderen Betriebes mit der<br />

Kälteerzeugung erhöhte die Wirtschaftlichkeit durch<br />

die gleichmäßige Auslastung der Dampfmasch<strong>in</strong>en.<br />

1926 erschien die Denkschrift über die Erbauung<br />

e<strong>in</strong>es Warmwasser-Hallenschwimmbades mit<br />

Kunsteisbahn im Anschluss an die Eisfabrik<br />

Hermann E. Mudrack [...] <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Re<strong>in</strong>ickendorf.<br />

Zum Heizen des Badewassers sollte der Abdampf<br />

der Dampfmasch<strong>in</strong>en genutzt werden. E<strong>in</strong> anderer<br />

Vorschlag sah vor, bei der Ende 1920er Jahre<br />

erfolgten Zuschüttung des Luisenstädtischen Kanals<br />

e<strong>in</strong> Freibad im Engelbecken zu eröffnen <strong>und</strong> das<br />

Wasser durch die benachbarte Eisfabrik der<br />

Norddeutschen <strong>Eiswerke</strong> erwärmen zu lassen. Beide<br />

Vorhaben wurden nicht umgesetzt.<br />

36


Abb. 48: Gesellschaft für Markt- & Kühlhallen, Werk Südwest, Berl<strong>in</strong>-Kreuzberg, um 1902.<br />

Abb. 49: Leerstehendes Kühlhaus II des selben Werkes.<br />

37


Die Norddeutschen <strong>Eiswerke</strong> handelten zunächst<br />

mit Natureis (S. 26). In den <strong>Eiswerke</strong>n <strong>in</strong> Plötzensee<br />

<strong>und</strong> Rummelsburg befanden sich zusätzlich kle<strong>in</strong>e<br />

Kunsteisfabriken. Auf e<strong>in</strong>em 1893 erworbenen<br />

Gr<strong>und</strong>stück an der Spree <strong>in</strong> der Köpenicker Straße<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Mitte wurde 1896 e<strong>in</strong> Kühlhaus <strong>in</strong> Betrieb<br />

genommen. Es war 43 Meter lang, 34 Meter breit<br />

<strong>und</strong> hatte e<strong>in</strong>schließlich Keller sechs Stockwerke.<br />

Im danebenliegenden Masch<strong>in</strong>enraum befanden<br />

sich neben den Kältemasch<strong>in</strong>en auch drei<br />

Eisgeneratoren. Die Masch<strong>in</strong>en wurden von der<br />

Halleschen Masch<strong>in</strong>enfabrik <strong>und</strong> Eisengießerei aus<br />

Halle (Saale). gebaut. 1914 wurde auf diesem<br />

Gr<strong>und</strong>stück e<strong>in</strong>e moderne Eisfabrik errichtet. Die<br />

Masch<strong>in</strong>en wurde wieder derselben Fabrik geliefert.<br />

Dazu gehörten Eisgeneratoren, die auf zwei Etagen<br />

standen, sowie die Kältemasch<strong>in</strong>enanlage,<br />

bestehend aus fünf Ammoniakkompressoren. In<br />

dem Buch Die Luisenstadt. E<strong>in</strong> Heimatbuch von<br />

1927 wird berichtet: „In den Jahren 1913/14 folgt<br />

dann e<strong>in</strong>e der modernen Kältetechnik<br />

entsprechende Kunsteisfabrik. Später wurde das<br />

Kühlhaus erweitert <strong>und</strong> modern e<strong>in</strong>gerichtet. Die<br />

Kühlhäuser haben e<strong>in</strong>en vermietbaren<br />

Flächenraum von r<strong>und</strong> 7000 Quadratmetern. In der<br />

Eisfabrik können täglich bis 7000 Zentner Kunsteis<br />

hergestellt werden. In dem Betriebe werden 80–100<br />

Arbeiter beschäftigt.“<br />

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Fabrik<br />

enteignet <strong>und</strong> gehörte zu DDR-Zeiten zum VEB<br />

Kühlbetrieb Berl<strong>in</strong>. Erst 1991 wurde vom letzten<br />

Betreiber, der Berl<strong>in</strong>er Kühlhaus GmbH, die<br />

Eiserzeugung e<strong>in</strong>gestellt, vier Jahre später auch der<br />

Kühlhausbetrieb. Seitdem stehen die <strong>in</strong>zwischen<br />

denkmalgeschützten Gebäude leer. Die Kühlhäuser<br />

wurden nach Aufhebung des Denkmalschutzes 2011<br />

abgerissen. Das Gebäude der Eisfabrik soll wieder<br />

restauriert werden.<br />

Über die weitere Geschichte der Norddeutschen<br />

<strong>Eiswerke</strong> AG im Westteil Berl<strong>in</strong>s ist nichts bekannt.<br />

Im Branchenfernsprechbuch s<strong>in</strong>d sie unter <strong>Eiswerke</strong><br />

<strong>und</strong> Eishandlungen nicht aufgeführt. Auf der<br />

Webseite der Initiative zum Erhalt der Eisfabrik<br />

Berl<strong>in</strong>-Mitte f<strong>in</strong>det sich der H<strong>in</strong>weis, dass „1977<br />

der Firmensitz nach Hamburg verlegt <strong>und</strong> die<br />

Firma 1986 aufgelöst <strong>und</strong> von Amts wegen gelöscht<br />

worden ist“.<br />

Die Eisfabrik Hermann E. Mudrack befand sich <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong>-Re<strong>in</strong>ickendorf zwischen der Stargardtstraße<br />

<strong>und</strong> der Thaterstraße. Die Zeitschrift Kälte-<br />

Industrie berichtet 1931: „Im Jahre 1911, vor also<br />

20 Jahren, stellten die Mudrackschen <strong>Eiswerke</strong><br />

durch die Initiative des Herrn Wilhelm Rohrbeck<br />

die Natureisgew<strong>in</strong>nung e<strong>in</strong> <strong>und</strong> eröffneten die nach<br />

Rohrbecks Plänen <strong>und</strong> unter se<strong>in</strong>er Leitung erbaute<br />

heutige Eisfabrik für etwa 3500 Zentner Kunsteis<br />

Tagesleistung, die im Jahre 1924 auf etwa 6000<br />

Zentner erweitert wurde. Gleichzeitig gliederte<br />

Herr W. Rohrbeck e<strong>in</strong> Kühlhaus von etwa 2500<br />

Quadratmeter Bodenfläche se<strong>in</strong>er Eisfabrik an. […]<br />

Die Gesamtleistung der 9 Kompressoren beträgt<br />

etwa 2 Millionen Kalorien stündlich. Die<br />

Gesamtleistung der Kraftmasch<strong>in</strong>en beträgt etwa<br />

1.220 PS. Drei Kessel von je 100 Quadratmeter<br />

Heizfläche beschaffen den Dampf für den Antrieb<br />

der Kompressoren <strong>und</strong> das Destillat, aus dem das<br />

keimfreie Kristalleis hergestellt wird. Besonders<br />

bemerkenswert ist die verzweigte Brunnenanlage;<br />

aus sieben e<strong>in</strong>zelnen Brunnen fördern die vertikalen<br />

Turb<strong>in</strong>enpumpen <strong>in</strong>sgesamt etwa 500 Kubikmeter<br />

Wasser stündlich bei e<strong>in</strong>er manometrischen<br />

Förderhöhe von 50 Meter. Das Eis wird <strong>in</strong> drei<br />

Eisgeneratoren ausgefroren, die je 40 Zellen à<br />

Kilogramm <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe fassen. An der 45 Meter<br />

langen Laderampe können 20 Fuhrwerke<br />

gleichzeitig beladen werden. Das Eislager faßt etwa<br />

60.000 Zentner, so daß auch für lebhafteste<br />

Nachfrage <strong>in</strong> heißer Jahreszeit e<strong>in</strong>e genügende<br />

Deckung vorhanden ist.“ Über die weitere<br />

Geschichte ist nichts bekannt. Der letzte E<strong>in</strong>trag <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em West-Berl<strong>in</strong>er Telefonbuch bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong><br />

der Ausgabe 1972/73. Alle Gebäude wurden<br />

abgerissen.<br />

Die <strong>Eiswerke</strong> Thater <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Re<strong>in</strong>ickendorf<br />

errichteten auf ihrem Gelände e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Eisfabrik.<br />

Wann genau die Eisfabrik stillgelegt wurde, ist nicht<br />

bekannt. Aus dem Jahr 1940 stammt der letzte<br />

E<strong>in</strong>trag im Adressbuch. 1955 s<strong>in</strong>d die Lagerschuppen<br />

<strong>und</strong> die ehemalige Eisfabrik noch<br />

vorhanden; auf dem Gelände der Eisteiche bef<strong>in</strong>den<br />

sich bereits die ersten Kle<strong>in</strong>gärten. Derzeit nutzt<br />

e<strong>in</strong>e Baufirma das verbleibende Gelände <strong>und</strong> das<br />

erhaltene Masch<strong>in</strong>enhaus (Abb. 47), die Eisschuppen<br />

s<strong>in</strong>d bis auf wenige Mauerreste e<strong>in</strong>er<br />

Außenwand abgerissen.<br />

38


Abb. 50: Eisfabrik der Norddeutschen <strong>Eiswerke</strong>, Berl<strong>in</strong>-Mitte, um 1917.<br />

Abb. 51: Ru<strong>in</strong>e der Eisfabrik.<br />

39


Bereits kurz nach 1900 erlebte die Berl<strong>in</strong>er<br />

Eis<strong>in</strong>dustrie durch e<strong>in</strong> Überangebot e<strong>in</strong>e erste Krise.<br />

Durch den damit verb<strong>und</strong>enen Preisverfall hatten<br />

die <strong>Eiswerke</strong> wirtschaftliche Schwierigkeiten.<br />

E<strong>in</strong>ige Eisfabriken gründeten 1915 die Groß-<br />

Berl<strong>in</strong>er Kunsteis-Gesellschaft m.b.H., um e<strong>in</strong>e<br />

stärkere Marktposition zu erhalten. Das Berl<strong>in</strong>er<br />

Jahrbuch für Handel <strong>und</strong> Industrie berichtet 1913:<br />

„E<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>er Eissyndikat wurde auf sechs Jahre<br />

gegründet. Dem Syndikat gehören, dem ‚Berl.<br />

Tagebl.’ zufolge, an: Die Gesellschaft für Markt<strong>und</strong><br />

Kühlhallen, die Eisfabrik Mudrack, die<br />

Kristalleiswerke Charlottenburg, die Treptower<br />

<strong>Eiswerke</strong>, die Schütteschen <strong>Eiswerke</strong>, die Eis- <strong>und</strong><br />

Blockstationen <strong>in</strong> Charlottenburg, sowie die drei<br />

Geme<strong>in</strong>deeiswerke von Steglitz, Lichterfelde <strong>und</strong><br />

Neukölln. Dem Syndikat gehören nicht an: Die<br />

Norddeutsche <strong>Eiswerke</strong> Akt.-Ges., die Admiralspalast<br />

Akt.-Ges. <strong>und</strong> das Kühlhaus Zentrum.“<br />

1929 wurde am Osthafen das Kühlhaus der<br />

Kühltransit AG eröffnet. Eis wurde hier allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht hergestellt. 1940 wurden das Gebäude<br />

erweitert <strong>und</strong> die Lagerkapazität verdoppelt.<br />

Im Berl<strong>in</strong>er Adressbuch von 1940 s<strong>in</strong>d unter<br />

<strong>Eiswerke</strong> <strong>und</strong> Eisfabriken folgende E<strong>in</strong>träge<br />

vorhanden, wobei es sich vermutlich ausschließlich<br />

um Kunsteisfabriken handelte:<br />

• Cöpenicker <strong>Eiswerke</strong>. Köpenick, Grünauer Str.<br />

173.<br />

• Eisfabrik Hermann E. Mudrack. Re<strong>in</strong>ickendorf,<br />

Residenzstr. 83. Entkeimtes Kristalleis, Kühl<strong>und</strong><br />

Gefrierräume.<br />

• Gesellschaft für Markt- & Kühlhallen. Kristalleis<br />

aus destilliertem Wasser.<br />

Werk Südwest: SW11, Trebb<strong>in</strong>er Straße 5.<br />

Werk Nordwest: NW40, Scharnhorststraße 29.<br />

• Groß-Berl<strong>in</strong>er Kunsteis-Gesellschaft. Kristalleis,<br />

Trockeneis. W8, Mauerstraße 76.<br />

• Kaltenhauser. NW87, Kaiser<strong>in</strong>-Augusta-Allee 14.<br />

• Lichtenberger Eiswerk, Gertrud Laue<br />

Rummelsburg, Pr<strong>in</strong>z-Albert-Straße 19.<br />

• Norddeutsche <strong>Eiswerke</strong> A.-G., SO16, Köpenicker<br />

Str. 40.<br />

• Oberspree Betriebs- <strong>und</strong> Handels-Gesellschaft<br />

m.b.H., Abt. Eiswerk. Fabrik Niederschöneweide,<br />

Spreestraße 12.<br />

• Schumann. Neukölln, Mittelbuschweg 6.<br />

• Thater, K.. Re<strong>in</strong>ickendf., Residenzstr 31.<br />

• „Union“ Eiswerk Conrad & Co. Köpenick,<br />

L<strong>in</strong>denstr. 18–21.<br />

• Zäske & Kohnle. Spandau, Frobenstraße 6.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die im Ostteil<br />

der Stadt bestehenden Kühlbetriebe enteignet <strong>und</strong><br />

waren zum Ende der DDR Bestandteil des VEB<br />

Kühlbetrieb Berl<strong>in</strong>. Er bestand nach Angaben auf<br />

der Internetseite der Initiative zum Erhalt der<br />

Eisfabrik aus folgenden Betriebsteilen:<br />

• Werk 1: Kühlhaus am Osthafen (Kühltransit AG),<br />

• Werk 2: Kühlhaus <strong>und</strong> Eisfabrik <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Mitte<br />

(davor Norddeutsche <strong>Eiswerke</strong>),<br />

• Werk 3: Eisfabrik Scharnhorststraße (davor<br />

Gesellschaft für Markt- <strong>und</strong> Kühlhallen),<br />

• Werk 4: Kühlhaus im Berl<strong>in</strong>er Schlachthof,<br />

• Werk 5: Kühlhaus an der Landsberger Allee,<br />

• Werk 6: Kühlhaus <strong>in</strong> Frankfurt an der Oder.<br />

Nach der Wiedervere<strong>in</strong>igung g<strong>in</strong>gen alle<br />

Betriebsteile des VEB <strong>in</strong> die Berl<strong>in</strong>er Kühlhaus<br />

GmbH über <strong>und</strong> wurden <strong>in</strong> den 1990er Jahren<br />

geschlossen.<br />

Im Westteil wurde <strong>in</strong> den 1960er Jahren die<br />

Eisfabrikation nach <strong>und</strong> nach auf Gr<strong>und</strong>e der<br />

s<strong>in</strong>kenden Nachfrage e<strong>in</strong>gestellt. Der letzte E<strong>in</strong>trag<br />

unter <strong>Eiswerke</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em West-Berl<strong>in</strong>er Telefonbuch<br />

bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> der Ausgabe 1972/73 <strong>und</strong> stammt<br />

vom Eiswerk Mudrack. E<strong>in</strong>ige Eisfabriken stellten<br />

die Eiserzeugung e<strong>in</strong>, betrieben weiterh<strong>in</strong> den<br />

Kühlhausbetrieb, teilweise bis <strong>in</strong> die 1970er Jahre.<br />

Heute ist sehr wenig von der Eis<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

übrig geblieben. Neben den bereits beschriebenen<br />

erhaltenen Gebäuden er<strong>in</strong>nern drei Straßennamen an<br />

frühere <strong>Eiswerke</strong>: Thaters Privatweg <strong>in</strong><br />

Charlottenburg-Nord, die Thaterstraße sowie die<br />

Mudrackzeile, beide <strong>in</strong> Re<strong>in</strong>ickendorf. E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er<br />

Rest der Eis<strong>in</strong>dustrie besteht aber weiterh<strong>in</strong>: Es gibt<br />

kle<strong>in</strong>e Eisfabriken, die Eiswürfel, Crushed-Eis,<br />

Trockeneis <strong>und</strong> Blockeis herstellen; hauptsächlich<br />

für Gastronomie, Cater<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Lebensmittelhändler.<br />

Im E<strong>in</strong>zelhandel wird Fisch gerne auf Eis<br />

präsentiert. Moderne Kühlhäuser liegen bevorzugt<br />

an Logistkstandorten mit guter Verkehrsanb<strong>in</strong>dung.<br />

Es handelt sich um e<strong>in</strong>geschossige Lagerhallen, um<br />

beim Transport mit den Gabelstaplern ke<strong>in</strong>e<br />

Aufzüge benutzen zu müssen.<br />

40


Abb. 52: Masch<strong>in</strong>enhalle der Eisfabrik Mudrack, Berl<strong>in</strong>-Re<strong>in</strong>ickendorf, um 1926.<br />

Abb. 53: Eisgeneratoren der selben Eisfabrik.<br />

41


Kapitel 5: Lagerkeller<br />

Schon frühzeitig wurde der Erdboden mit se<strong>in</strong>er<br />

konstanten Temperatur als Lagerraum für<br />

empf<strong>in</strong>dliche Lebensmittel wie Obst <strong>und</strong> Gemüse<br />

genutzt. Sie mussten kühl aber frostfrei gelagert<br />

werden. Im Gegensatz zu den <strong>Eiskeller</strong>n, bei denen<br />

die Temperatur im Idealfall unter dem Gefrierpunkt<br />

lag, herrschen <strong>in</strong> Erdkellern <strong>in</strong> Deutschland etwa<br />

neun Grad Celsius. Neben Kellern für Obst <strong>und</strong><br />

Gemüse gab es auch Keller für Futterrüben oder<br />

leicht brennbare Flüssigkeiten, wie beispielsweise<br />

Petroleum. Im B<strong>und</strong>esland <strong>Brandenburg</strong> s<strong>in</strong>d noch<br />

viele dieser Keller auf alten Bauernhöfen oder<br />

Gutshöfen zu f<strong>in</strong>den. Sie werden aber <strong>in</strong> den<br />

meisten Fällen nicht mehr genutzt, s<strong>in</strong>d<br />

zweckentfremdet oder mit Gerümpel vollgestellt.<br />

E<strong>in</strong> häufig noch vorhandener Typ ist der<br />

unterirdische Keller, der sich im flachen Gelände<br />

bef<strong>in</strong>det. Er besitzt e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Zugangsbauwerk<br />

(Abb. 54), <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>e steile Treppe oder Leiter<br />

nach unten führt. Das Dach ist als Schrägdach<br />

ausgelegt. Der eigentliche Keller bef<strong>in</strong>det sich dann<br />

knapp unter dem Gelände, se<strong>in</strong> Boden liegt damit<br />

etwa zwei bis drei Meter unter der<br />

Geländeoberkante. Wichtig war auch e<strong>in</strong>e gute Be<strong>und</strong><br />

Entlüftung <strong>und</strong> der Schutz vor Schädl<strong>in</strong>gen wie<br />

Mäusen oder Ratten. Größere Keller aus dem<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>ert wurden häufig mit e<strong>in</strong>er Decke aus<br />

sogenannten Preußischen Kappen abgedeckt, sonst<br />

war die Kellerdecke bevorzugt als Tonnengewölbe<br />

konstruiert. E<strong>in</strong>en erheblichen Nachteil hatten diese<br />

Keller: Sie eigneten sich nicht für schwere oder<br />

sperrige Güter, da alles über die Kellertreppe<br />

h<strong>in</strong>unter getragen werden musste, sofern nicht e<strong>in</strong>e<br />

gesonderte Ladeluke vorhanden war.<br />

Wesentlich e<strong>in</strong>facher <strong>und</strong> preiswerter war der Bau<br />

der übererdeten Keller. Bei diesem Bautyp hat man<br />

sich darauf beschränkt, den Keller nur halb <strong>in</strong> den<br />

Boden e<strong>in</strong>zulassen. Dies war bei hohem Gr<strong>und</strong>wasserspiegel<br />

vorteilhaft. Nach dem Aushub der<br />

Grube wurde das Mauerwerk errichtet, <strong>und</strong> der<br />

Keller wurde mit dem Erdaushub abgedeckt. Als<br />

zusätzlichen Schutz vor Sonnene<strong>in</strong>strahlung konnte<br />

der Keller mit kle<strong>in</strong>en Büschen bepflanzt werden.<br />

Über e<strong>in</strong>e flache Rampe konnte man mit Hilfe e<strong>in</strong>er<br />

Schubkarre schwere Lasten wie gefüllte Fässer oder<br />

große Kisten e<strong>in</strong>lagern.<br />

Der We<strong>in</strong>anbau <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong> ist weitgehend<br />

vergessen. Bereits seit dem 13. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde<br />

<strong>in</strong> der Mark <strong>Brandenburg</strong> We<strong>in</strong>anbau betrieben,<br />

hauptsächlich durch Klöster <strong>und</strong> den Adel. Weil die<br />

besseren We<strong>in</strong>e aus südlicheren Regionen <strong>in</strong>folge<br />

hoher Transportkosten <strong>und</strong> Zollgebühren sehr teuer<br />

waren, begnügte man sich mit dem brandenburgischen<br />

We<strong>in</strong>. Spötter sagten ihm nach:<br />

„Märkischer Erde We<strong>in</strong>erträge gehen durch die<br />

Kehle wie e<strong>in</strong>e Säge“. Das Ende des märkischen<br />

We<strong>in</strong>baus vollzog sich im 18. <strong>und</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>ert,<br />

verursacht durch harte W<strong>in</strong>ter sowie später durch<br />

die Eisenbahnen, die die kostengünstige E<strong>in</strong>fuhr<br />

südlicher We<strong>in</strong>e ermöglichten. Der brandenburgische<br />

We<strong>in</strong>anbau verlagerte se<strong>in</strong>en Schwerpunkt<br />

von Kelterwe<strong>in</strong>trauben zu Speisewe<strong>in</strong>trauben.<br />

Aus den gleichen Gründen breiteten sich die<br />

Obstbäume <strong>in</strong> den We<strong>in</strong>bergen immer weiter aus,<br />

wie zum Beispiel die Kirschbäume <strong>in</strong> Werder. Die<br />

meisten der ehemaligen We<strong>in</strong>berge s<strong>in</strong>d jedoch<br />

verwildert oder wurden im Laufe der Zeit überbaut.<br />

Es soll <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong> nach Angaben des<br />

brandenburgischen M<strong>in</strong>isteriums für Landwirtschaft<br />

400 bis 500 We<strong>in</strong>berge gegeben haben. Aber wo<br />

befanden sie sich? Vielfach hilft e<strong>in</strong> Blick <strong>in</strong> den<br />

Stadtplan. Viele Orts- <strong>und</strong> Straßennamen er<strong>in</strong>nern<br />

daran, wie „We<strong>in</strong>bergstraße“ <strong>in</strong> Potsdam, „We<strong>in</strong>bergsweg“<br />

<strong>in</strong> Altdöbern oder „W<strong>in</strong>zerhöhe“ <strong>in</strong><br />

Jüterbog.<br />

E<strong>in</strong>e Gesamtübersicht zu diesem Thema ist bisher<br />

nicht vorhanden. Es gibt immer nur vere<strong>in</strong>zelte<br />

H<strong>in</strong>weise auf den regionalen We<strong>in</strong>anbau, so zum<br />

Beispiel vom Landesumweltamt <strong>Brandenburg</strong> über<br />

den We<strong>in</strong>anbau <strong>in</strong> Teltow-Fläm<strong>in</strong>g: „Bis 1782<br />

wurden <strong>in</strong> Großbeuthen noch zehn Morgen<br />

We<strong>in</strong>berge bewirtschaftet. Mit der Ernte wurde<br />

überwiegend die Essigfabrik <strong>in</strong> Zossen beliefert.<br />

Von ‚vorzüglicher‘ Qualität soll der We<strong>in</strong> gewesen<br />

se<strong>in</strong>, den Mönche auf dem Dobbrikower We<strong>in</strong>berg<br />

anbauten. Auf dem Stückener We<strong>in</strong>berg, dem<br />

südlichsten Ausläufer der Saarm<strong>und</strong>er Moräne,<br />

wurde sogar 1801 noch We<strong>in</strong> angebaut. Die<br />

Besiedelung ehemaliger We<strong>in</strong>berge mit speziellen<br />

Pflanzen- <strong>und</strong> Tierarten ist auch heute noch für den<br />

Naturschutz <strong>in</strong>teressant. We<strong>in</strong>berge f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong><br />

fast allen Orten der Teltowplatte, weiter südlich vor<br />

allem nahe der Seen. Auch der Fläm<strong>in</strong>g-Anstieg bei<br />

Baruth wurde ehemals als We<strong>in</strong>berg genutzt.“<br />

42


Abb. 54: Lagerkeller <strong>in</strong> Glashütte (Teltow-Fläm<strong>in</strong>g).<br />

Abb. 55: Lagerkeller Nr. 1 <strong>in</strong> Schlieben (Elbe-Elster)<br />

43


Selbst für den preußisch-königlichen Hof wurde <strong>in</strong><br />

der unmittelbaren Umgebung des Schlosses<br />

Sanssouci an drei Stellen We<strong>in</strong> angebaut.<br />

Weltberühmt s<strong>in</strong>d die We<strong>in</strong>berg-Terrassen direkt<br />

unterhalb des Schlosses Sanssouci. Daneben gab es<br />

e<strong>in</strong>en We<strong>in</strong>berg am Südhang des W<strong>in</strong>zerberges, der<br />

wenige H<strong>und</strong>ert Meter weiter östlich liegt. Dort<br />

wurde e<strong>in</strong>e Terrassenanlage errichtet, die seit 1763<br />

zum We<strong>in</strong>anbau genutzt wurde. Die Ru<strong>in</strong>e wird seit<br />

2005 vom Vere<strong>in</strong> Fre<strong>und</strong>e des W<strong>in</strong>zerberges<br />

renoviert. Schließlich wurden 1769 die königlichen<br />

Nutzgärten auf dem Klausberg zum Anbau von<br />

Obst <strong>und</strong> Gemüse für die königliche Tafel angelegt.<br />

Auch hier soll We<strong>in</strong> angebaut worden se<strong>in</strong>.<br />

Es gibt neben den Straßennamen auch noch andere<br />

Überreste des We<strong>in</strong>anbaues: die Lagerkeller. Diese<br />

wurden zur Lagerung von Obst, Gemüse oder<br />

Geräten genutzt. Die Stadt Schlieben liegt im<br />

Süden <strong>Brandenburg</strong>s, nahe der Grenze zu Sachsen<br />

<strong>und</strong> Sachsen-Anhalt, etwa 120 Kilometer südlich<br />

von Berl<strong>in</strong>. Schlieben erhielt 1606 das Stadtrecht,<br />

schon im 11./12. Jahrh<strong>und</strong>ert legten Zisterziensermönche<br />

aus dem nahegelegenen Kloster Doberlug<br />

die ersten We<strong>in</strong>gärten an. Zu beiden Seiten der<br />

Kellerstraße bef<strong>in</strong>den sich 35 Lagerkeller, die zum<br />

großen Teil zwischen 1510 <strong>und</strong> 1542 erbaut<br />

wurden. Die Keller, alle <strong>in</strong> den sogenannten Langen<br />

Berg am Fuße des We<strong>in</strong>berges gegraben, stehen<br />

unter Denkmalschutz. Sie haben e<strong>in</strong> großes<br />

ste<strong>in</strong>ernes Portal zur Straße, an das sich meist e<strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>er Vorraum anschließt, von dem e<strong>in</strong>e<br />

Kellertreppe bzw. e<strong>in</strong> Gang zum Lagerraum führt.<br />

Die Lagerräume s<strong>in</strong>d als Tonnengewölbe<br />

ausgeführt, von denen der längste über 30 Meter<br />

lang ist. E<strong>in</strong> Teil der Gewölbe ist <strong>in</strong> Privatbesitz,<br />

steht aber überwiegend leer. E<strong>in</strong>ige We<strong>in</strong>keller<br />

können beim Kellerstraßenfest im Oktober<br />

besichtigt werden. Standesgemäß f<strong>in</strong>det dann auch<br />

e<strong>in</strong>e Verkostung des Schliebener We<strong>in</strong>es statt.<br />

Baruth/Mark liegt etwa 55 Kilometer südlich von<br />

Berl<strong>in</strong>. Es wurde erstmals 1234 urk<strong>und</strong>lich erwähnt<br />

<strong>und</strong> besitzt seit 1616 Stadtrechte. Mit dem<br />

We<strong>in</strong>anbau wurde vermutlich schon vor dem<br />

16. Jahrh<strong>und</strong>ert begonnen. Unterhalb des<br />

Mühlenberges bef<strong>in</strong>den sich m<strong>in</strong>destens 15<br />

Erdkeller. Hiervon wurden bisher nur die drei<br />

Keller südlich des Friedhofes restauriert.<br />

E<strong>in</strong>ige Keller, die auf Privatgr<strong>und</strong>stücken stehen,<br />

ersche<strong>in</strong>en von außen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em relativ guten<br />

Zustand, andere im Wald s<strong>in</strong>d teilweise verfallen<br />

oder akut e<strong>in</strong>sturzgefährdet. Über die Baugeschichte<br />

<strong>und</strong> das Alter gibt es kaum Informationen. Der<br />

heute <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> <strong>Brandenburg</strong> betriebene<br />

We<strong>in</strong>anbau wurde erst Ende des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

wieder aufgenommen. In Berl<strong>in</strong> wird unter anderem<br />

am Kreuzberg <strong>und</strong> am alten Wasserbehälter <strong>in</strong><br />

Prenzlauer Berg We<strong>in</strong> angebaut, <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>in</strong><br />

Schlieben (Landkreis Elbe-Elster) <strong>und</strong> <strong>in</strong> Werder<br />

(Landkreis Potsdam-Mittelmark). Die Stadt Baruth/<br />

Mark (Landkreis Teltow-Fläm<strong>in</strong>g) hat 2007 den<br />

We<strong>in</strong>anbau auf dem Mühlenberg rekultiviert.<br />

Die Lagerung von Petroleum erforderte wegen<br />

dessen Feuergefährlichkeit erhöhte Sicherheitsanforderungen.<br />

Die Lagerräume müssen feuersicher<br />

se<strong>in</strong>, <strong>und</strong> die Statik darf im Brandfall nicht<br />

bee<strong>in</strong>trächtigt werden. Die Anwendung e<strong>in</strong>er Holzoder<br />

Eisenkonstruktionen war daher zu vermeiden.<br />

Weiterh<strong>in</strong> war das Gebäude so zu konstruieren, dass<br />

auslaufendes Petroleum im Gebäude aufgefangen<br />

wird. Im Zentralblatt der Bauverwaltung wird 1881<br />

über Petroleum-Keller berichtet, die auf Stationen<br />

der Halle–Sorau–Gubener <strong>und</strong> Berl<strong>in</strong>–Dresdener<br />

Bahn ausgeführt wurden (siehe Abb. 61): „Die<br />

Baulichkeit stellt e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches, zum Theil unter<br />

Terra<strong>in</strong>höhe liegendes <strong>und</strong> außer die Schildmauern<br />

noch durch 2 Gurtbögen verstärktes, im oberen<br />

Theil nur ½ Ste<strong>in</strong> starkes, halbkreisförmiges<br />

Tonnengewölbe dar, welches mit e<strong>in</strong>er<br />

Zementschicht abgedeckt ist. Das Sohlenpflaster<br />

aus Mauerste<strong>in</strong>en ist allseitig nach e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> der<br />

Mitte des Raumes angeordneten, mit e<strong>in</strong>em eisernen<br />

Gitter abgedeckten Senkgrube h<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>em<br />

Gefälle versehen. Die E<strong>in</strong>gangsthür, zu welcher von<br />

aussen e<strong>in</strong>e flache E<strong>in</strong>schnittsrampe führt, bef<strong>in</strong>det<br />

sich <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>en Schildmauer. In der Gewölbedecke<br />

s<strong>in</strong>d noch 4 e<strong>in</strong>fache Luftabzüge aus Ziegeln <strong>in</strong><br />

Cementmörtel e<strong>in</strong>gelegt. Der Raum fasst im ganzen<br />

43 Fass Petroleum, welche auf entsprechende<br />

Unterlagen aus Tannenholz gelagert werden. Die<br />

Anlage e<strong>in</strong>es Petroleumskellers hat nur 500 M<br />

Kosten verursacht. Nur noch vere<strong>in</strong>zelt f<strong>in</strong>det man<br />

an kle<strong>in</strong>en Bahnhöfen <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong> derartige<br />

Bauwerke (siehe Abb. 60), die der oben<br />

beschriebenen Bauform entsprechen, beispielsweise<br />

am Bahnhof Beetz-Sommerfeld (Oberhavel).<br />

44


Abb. 56: Schlieben (Elbe-Elster), Keller 17. Abb. 57: Schlieben (Elbe-Elster), Keller 8.<br />

Abb. 58: Zützen (Uckermark).<br />

Abb. 59: Baruth/Mark (Teltow-Fläm<strong>in</strong>g).<br />

Abb. 60: Sommerfeld (Oberhavel). Abb. 61: Petroleumlager, um 1881.<br />

45


Kapitel 6: Bibiogafie<br />

Die Geschichte der <strong>Eiskeller</strong> spiegelt sich <strong>in</strong> ihrer<br />

Bibliografie wieder, die sich über 300 Jahre<br />

erstreckt. 1712 erschien das Buch Eigentliche <strong>und</strong><br />

gründliche Nachricht von denen Eiß-Gruben, das<br />

e<strong>in</strong>e der ersten Beschreibungen e<strong>in</strong>er Eisgrube mit<br />

e<strong>in</strong>er Abbildung enthält. E<strong>in</strong>e weitere detaillierte<br />

Beschreibung e<strong>in</strong>er Eisgrube bef<strong>in</strong>det sich im 1777<br />

erschienen <strong>Band</strong> 10 der Oekonomischen<br />

Encyklopädie von J.G. Krünitz. Neben den Lexika<br />

waren zunächst periodische Fachzeitschriften e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Informationsquelle, die über die<br />

Entwicklung des <strong>Eiskeller</strong>baus <strong>und</strong> des Eishandels<br />

<strong>in</strong>formierten, vor allem D<strong>in</strong>gler’s Polytechnisches<br />

Journal (Ersche<strong>in</strong>ungsverlauf: 1820–1931), <strong>in</strong> dem<br />

unzählige Artikel über die Nutzung des Eises <strong>und</strong><br />

der Kälte erschienen s<strong>in</strong>d. Andere naturwissenschaftliche<br />

<strong>und</strong> ökonomische Fachzeitschriften<br />

<strong>in</strong>formieren ab Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts über den<br />

Eishandel <strong>in</strong> Nordamerika. Leider wird hierbei<br />

selten die Situation <strong>in</strong> Deutschland erwähnt. In den<br />

Bauzeitschriften Haarmanns Zeitschrift für<br />

Bauhandwerker (1864–1904) <strong>und</strong> Romberg’s<br />

Zeitschrift für praktische Baukunst (1841–1881)<br />

wurde über die Neuerungen der <strong>Eiskeller</strong> berichtet.<br />

Bei Haarmann betrafen die Artikel schwerpunktmäßig<br />

<strong>Eiskeller</strong> für Brauereien.<br />

Die Berl<strong>in</strong>er Tagespresse berichtet ab 1850<br />

gelegentlich über den Berl<strong>in</strong>er Eishandel.<br />

Interessant s<strong>in</strong>d hierbei die Annoncen, mit denen<br />

die <strong>Eiswerke</strong> für ihre Produkte geworben haben.<br />

1848 veröffentlichte Carl August Menzel die erste<br />

Auflage se<strong>in</strong>es Buches über den <strong>Eiskeller</strong>bau. Es<br />

folgen weitere fünf Auflagen <strong>in</strong> den folgenden 55<br />

Jahren, wobei die späteren Ausgaben von anderen<br />

Autoren erstellt wurden. E<strong>in</strong>e ähnlich lange<br />

Entwicklung hat das 1853 erschienene Buch von<br />

Friedrich Harzer mit dem monströsen Titel:<br />

Vorschriften <strong>und</strong> Regeln zur Anlegung <strong>und</strong><br />

Benutzung von <strong>Eiskeller</strong>n nebst vorausgehender<br />

Theorie <strong>und</strong> Praxis über die Abkühlung der Körper<br />

zu wirthschaftlichen <strong>und</strong> technischen Zwecken. Für<br />

herrschaftliche <strong>und</strong> landwirthschaftliche Haushaltungen,<br />

Conditoren, Schlächter etc. Die zweite<br />

Auflage folgte elf Jahre später. Die dritte Auflage<br />

von 1874 nennt Karl Swoboda als Autor, gefolgt<br />

1886 von der vierten Auflage <strong>und</strong> 1896 von der<br />

fünften, die beide von Nöthl<strong>in</strong>g bearbeitet wurden.<br />

Ab 1870 stieg die Anzahl der Veröffentlichungen<br />

stark an. Neben der Natureiskühlung verschiebt sich<br />

der Schwerpunkt immer weiter zur masch<strong>in</strong>ellen<br />

Kühlung. Die Bücher über <strong>Eiskeller</strong> richten sich<br />

vorwiegend an kle<strong>in</strong>e Gewerbebetriebe, wie<br />

Gastwirte <strong>und</strong> Metzger, für die der E<strong>in</strong>satz der<br />

Kältemasch<strong>in</strong>e <strong>und</strong> der dafür notwendigen<br />

Dampfmasch<strong>in</strong>e nicht wirtschaftlich war.<br />

E<strong>in</strong>e wesentliche Quelle s<strong>in</strong>d die Berl<strong>in</strong>er<br />

Adressbücher der Jahre 1865 bis 1943, <strong>in</strong> denen<br />

sich die Entwicklung der Berl<strong>in</strong>er <strong>Eiswerke</strong> <strong>und</strong><br />

Eisfabriken nachvollziehen lässt. Ab Ende des<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>erts enthielten die Adressbücher als<br />

Beilage e<strong>in</strong>en detaillierten Stadtplan, <strong>in</strong> dem viele<br />

<strong>Eiswerke</strong> <strong>und</strong> deren Eisteiche e<strong>in</strong>gezeichnet s<strong>in</strong>d.<br />

Dies gilt auch für andere Stadtpläne <strong>und</strong> für<br />

Messtischblätter (topografische Karte im Maßstab<br />

1:25.000) aus dieser Zeit. In dem seit 1896 jährlich<br />

herausgegebenen Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften<br />

wurden die Norddeutschen <strong>Eiswerke</strong><br />

stichwortartig beschrieben, e<strong>in</strong>schließlich e<strong>in</strong>er<br />

kurzen Immobilienliste.<br />

Zum Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts erschienen die<br />

ersten Fachzeitschriften über Kühlung, so die<br />

Zeitschrift für die gesamte Kälte-Industrie (1894–<br />

1944), die Zeitschrift Eis- <strong>und</strong> Kälte-Industrie<br />

(1899–1919) oder die Zeitschrift Kälte-Industrie<br />

(1903–1943). Nach 1900 erstellten mehrere<br />

Brauereien zu ihren Jubiläen sehr <strong>in</strong>teressante<br />

Firmenbände: Schultheiss (1910), K<strong>in</strong>dl (1927), die<br />

Löwenbrauerei Böhmisches Brauhaus (1930) <strong>und</strong><br />

die Bötzow-Brauerei (1939), <strong>in</strong> denen die Gär- <strong>und</strong><br />

Lagerkeller kurz beschrieben s<strong>in</strong>d. Seit den 1920er<br />

Jahren gab es jahrzehntelang kaum Veröffentlichungen<br />

über <strong>Eiskeller</strong>. Als e<strong>in</strong>es der letzten<br />

Bücher erschien 1921 Der <strong>Eiskeller</strong>. Beschreibung<br />

<strong>und</strong> praktische Ausführung von Friedrich Hellwig.<br />

Erst ab den 1970er Jahren stieg das Interesse an den<br />

<strong>Eiskeller</strong>n wieder, nun aber unter den Aspekten des<br />

Denkmalschutzes <strong>und</strong> des Tourismus. 1974<br />

veröffentlichte Arne Hengsbach im Jahrbuch für<br />

brandenburgische Landesgeschichte den bisher zu<br />

diesem Thema e<strong>in</strong>zigartigen Beitrag über die<br />

Natureiswerke im Umland Berl<strong>in</strong>s. Zu nennen s<strong>in</strong>d<br />

weiterh<strong>in</strong> <strong>Eiskeller</strong>: Kulturgeschichte alter<br />

Kühltechniken von Re<strong>in</strong><strong>in</strong>k (1995) <strong>und</strong> das Buch<br />

46


<strong>Eiskeller</strong>, <strong>Eiswerke</strong> <strong>und</strong> Kühlhäuser <strong>in</strong> Schleswig-<br />

Holste<strong>in</strong> <strong>und</strong> Hamburg von Lütgert (2000).<br />

Zahlreiche Artikel <strong>in</strong> den Schriften von<br />

Heimatvere<strong>in</strong>en oder <strong>in</strong> Veröffentlichungen der<br />

Denkmalbehörden von Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> <strong>Brandenburg</strong><br />

berichten aktuell über die Geschichte der <strong>Eiskeller</strong>.<br />

Vielfältig s<strong>in</strong>d die Akten der Archive <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Brandenburg</strong>, wie zum Beispiel im Landesarchiv<br />

Berl<strong>in</strong> oder im Archiv des Deutschen<br />

Technikmuseums Berl<strong>in</strong>. Leider s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den<br />

F<strong>in</strong>dmitteln die <strong>Eiskeller</strong> nicht immer ausdrücklich<br />

erwähnt, so dass diese Bestände nur vere<strong>in</strong>zelt <strong>in</strong><br />

diese Bibliografie aufgenommen werden konnten.<br />

In den Denkmallisten von Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> <strong>Brandenburg</strong><br />

s<strong>in</strong>d mehrere <strong>Eiskeller</strong> <strong>und</strong> Brauereien aufgeführt.<br />

Im Internet entstehen immer mehr Seiten, die über<br />

<strong>Eiskeller</strong> <strong>und</strong> den Eishandel <strong>in</strong>formieren oder<br />

e<strong>in</strong>zelne Bauwerke erwähnen. Problematisch an der<br />

Veröffentlichung im Internet ist jedoch die fehlende<br />

Archivierung. In e<strong>in</strong>igen Jahrzehnten werden diese<br />

Informationen vielleicht nicht mehr zugänglich se<strong>in</strong>.<br />

Die folgenden Liste ist e<strong>in</strong> Auszug aus der über<br />

1000 Werke umfassenden Bibliografie, die als<br />

<strong>Band</strong> 2 veröffentlicht wurde <strong>und</strong> im Internet<br />

abrufbar ist unter: www.eiskeller-brandenburg.de.<br />

Basse: Ausführliche Anweisung zur Aufbewahrung<br />

des Eises so wie über die vortheilhaftesten Anlagen<br />

der Eisgruben <strong>und</strong> der <strong>Eiskeller</strong>. Mit e<strong>in</strong>em<br />

Anhange, welcher genaue Vorschriften zur<br />

Bereitung aller Arten Gefrorenes enthält. E<strong>in</strong><br />

Büchle<strong>in</strong> für Herrschaften, Oekonomen, Gast- <strong>und</strong><br />

Kaffeewirthe, Conditoren, Köche u.s.w.. 1825.<br />

Krutzsch, Karl L: Idee zu e<strong>in</strong>em Luftkalthause als<br />

Ersatz für e<strong>in</strong>en Felsenkeller: für Bier- namentlich<br />

Lagerbier-Brauereien. 1851.<br />

Heiß, Philipp: Die Bierbrauerei mit besonderer<br />

Berücksichtigung der Dickmaischbrauerei. 1853.<br />

Leuchs, Johann Carl: Anweisung zum Bau<br />

oberirdischer Eisgebäude mit ger<strong>in</strong>gen Kosten, zum<br />

Kühlerhalten der Keller <strong>und</strong> zur leichten Erhaltung<br />

des Eises. Nebst Angabe der vortheilhaften<br />

Verwendung derselben für Brauer, Wirthe,<br />

Fleischer, Handlungen mit Obst, Lebensmitteln,<br />

Südfrüchten, Hopfen, We<strong>in</strong>geist, Delikatessen <strong>und</strong><br />

andere dem Verderben <strong>und</strong> Verflüchtigen<br />

unterworfene Körper. 2. Auflage, 1862.<br />

Bolley, Pompejus Alexander: Die chemische<br />

Technologie des Wassers. <strong>Band</strong> 1 vom Handbuch<br />

der chemischen Technologie. [Eiserzeugung <strong>und</strong><br />

Eisaufbewahrung: S. 17–23, 116, 121–136]. 1862.<br />

Schles<strong>in</strong>ger, Isidor: Der <strong>Eiskeller</strong>bau <strong>in</strong> Massiv<strong>und</strong><br />

Holz-Construction, sowohl <strong>in</strong> wie über der<br />

Erde. E<strong>in</strong>e Sammlung ausgeführter Eisbehälter mit<br />

Vor- <strong>und</strong> Bierlager-Räumen nach den neuesten<br />

Constructionen (...). 1. Auflage, 1864.<br />

Wörmann, Rudolf W. A.: Der Garten-Ingenieur.<br />

Das Wasser u. se<strong>in</strong>e Verwendung <strong>in</strong> der Gärtnerei.<br />

(Entwässerung, Bewässerung, <strong>Eiskeller</strong>, Spr<strong>in</strong>gbrunnen<br />

etc.). 1865.<br />

Schatteburg, J.H.: Die <strong>Eiskeller</strong>, Eishäuser,<br />

Kühlräume <strong>und</strong> Lagerkeller. Deren Bau <strong>und</strong><br />

Konstruktion [...] bearbeitet nach dem jetzigen<br />

Stand der modernen Bautechnik. 1. Auflage, 1893.<br />

Behrend, Gottlieb: Der <strong>Eiskeller</strong>bau mit e<strong>in</strong>er<br />

Anzahl ausgeführter Anlagen neuester Art. 1900.<br />

Kasdorf, Otto: Eis <strong>und</strong> Kälte im Molkereibetrieb.<br />

Ratgeber bei der E<strong>in</strong>richtung moderner<br />

Molkereibetriebe. 1904.<br />

Stahl, Peter: Die Kellerkühlung mittelst Natureis<br />

unter besonderer Berücksichtigung der dabei <strong>in</strong><br />

Betracht kommenden Faktoren wie Feuchtigkeitsbestimmungen<br />

etc. 1908.<br />

Horstmann, Andreas: Moderne Eishäuser,<br />

Trockenluft-, Kühl- u. Gefrieranlagen mit Eisbetrieb<br />

für Schlachtereien. 1913.<br />

Kapitel 7: Bildergalerie Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> <strong>Brandenburg</strong><br />

Derzeit s<strong>in</strong>d über 500 Standorte <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Brandenburg</strong> bekannt. Viele Bauwerke s<strong>in</strong>d<br />

abgerissen <strong>und</strong> nur über die Literatur <strong>und</strong><br />

Archivunterlagen nachweisbar. Dies betrifft vor<br />

allem die Natureiswerke, von denen fast ke<strong>in</strong>e Reste<br />

mehr zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d. Innerhalb der geschlossenen<br />

Bebauung wurden die <strong>Eiskeller</strong> frühzeitig<br />

abgerissen, sobald der Platz für e<strong>in</strong>e Neubebauung<br />

benötigt wurde. Daher bef<strong>in</strong>den sich viele der heute<br />

erhaltenen <strong>Eiskeller</strong> im Land <strong>Brandenburg</strong>. Durch<br />

die Ziegelbauweise s<strong>in</strong>d sie solange stabil, bis<br />

Wurzeln oder Frostsprengungen sie langsam<br />

zerstören. Eishäuser aus Holz s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Region<br />

ke<strong>in</strong>e mehr vorhanden; sie s<strong>in</strong>d schon seit<br />

Jahrzehnten verschw<strong>und</strong>en. Die vollständige<br />

Objektliste mit detaillierten Literaturangaben ist im<br />

<strong>Band</strong> 3 enthalten <strong>und</strong> im Internet abrufbar unter:<br />

www.eiskeller-brandenburg.de.<br />

47


Abb. 62: Berl<strong>in</strong>-Gatow.<br />

Abb. 63: Karl-Bonhoeffer-Nervenkl<strong>in</strong>ik, Bln-Wittenau.<br />

Abb. 64: Bölschestr., Berl<strong>in</strong>-Friedrichshagen.<br />

Abb. 65: Krankenhaus, Berl<strong>in</strong>-Buch.<br />

Abb. 66: Brauerei Schneider, Berl<strong>in</strong>-Prenzl. Berg.<br />

Abb. 67: Brauerei Pfefferberg, Berl<strong>in</strong>-Prenzl. Berg.<br />

48


Abb. 68: Schultheiss-Brauerei, Berl<strong>in</strong>-Moabit.<br />

Abb. 69: Oswald-Brauerei, Berl<strong>in</strong>-Ges<strong>und</strong>brunnen<br />

Abb. 70: Berl<strong>in</strong>-Wannsee.<br />

Abb. 71: Eiskanal Christall-<strong>Eiswerke</strong>, Berl<strong>in</strong>-Tegel.<br />

Abb. 72: Gadow (Prignitz).<br />

Abb. 73: Viesecke (Prignitz).<br />

49


Abb. 74: Hoppenrade (Prignitz).<br />

Abb. 75: Karwe (Ostprignitz-Rupp<strong>in</strong>).<br />

Abb. 76: Kyritz (Ostprignitz-Rupp<strong>in</strong>).<br />

Abb. 77: L<strong>in</strong>dow (Mark) (Ostprignitz-Rupp<strong>in</strong>).<br />

Abb. 78: Wustrau (Ostprignitz-Rupp<strong>in</strong>).<br />

Abb. 79: Zootzen (Oberhavel).<br />

50


Abb. 80: Angermünde (Uckermark).<br />

Abb. 81: Bei Angermünde (Uckermark).<br />

Abb. 82: Criewen (Uckermark).<br />

Abb. 83: Kloster Chor<strong>in</strong> (Uckermark).<br />

Abb. 84: Grüntal (Barnim).<br />

Abb. 85: Glambeck (Barnim).<br />

51


Abb. 86: Buckow (Märkisch-Oderland).<br />

Abb. 87: Harnekop (Märkisch-Oderland).<br />

Abb. 88: Neuhardenberg (Märkisch-Oderland).<br />

Abb. 89: Prötzel (Märkisch-Oderland).<br />

Abb. 90: Markendorf, Frankfurt (Oder).<br />

Abb. 91: Kossenblatt (Oder-Spree).<br />

52


Abb. 92: Ragow-Merz (Oder-Spree).<br />

Abb. 93: Sauen (Oder-Spree).<br />

Abb. 94: Forsthaus Dubrow (Dahme-Spreewald).<br />

Abb. 95: Pretschen (Dahme-Spreewald).<br />

Abb. 96: Frauendorf (Spree-Neiße).<br />

Abb. 97: Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz).<br />

53


Abb. 98: Falkenberg/Elster (Elbe-Elster).<br />

Abb. 99: Kle<strong>in</strong> Kienitz (Teltow-Fläm<strong>in</strong>g).<br />

Abb. 100: Zossen (Teltow-Fläm<strong>in</strong>g).<br />

Abb. 101: Rabenste<strong>in</strong> (Potsdam-Mittelmark).<br />

Abb. 102: Kle<strong>in</strong>machnow (Potsdam-Mittelmark).<br />

Abb. 103: Neuer Garten (Potsdam).<br />

54


Abb. 104: Villa Ingenheim (Potsdam).<br />

Abb. 105: Eishaus <strong>in</strong> Babelsberg (Potsdam).<br />

Abb. 106: Templ<strong>in</strong>er Straße (Potsdam).<br />

Abb. 107: Rathenow (Havelland).<br />

Abb. 108: Pernewitz (Havelland).<br />

Abb. 109: Paretz (Havelland).<br />

55


Abb. 110: Eishaus des Restaurants H<strong>und</strong>ekehle (heute Berl<strong>in</strong>-Grunewald), um 1904.<br />

Abb. 111: Lagerkeller des Schank-Lokales der Brauerei Wagner (heute Bln-Prenzlauer Berg), um 1853.<br />

56


Abb. 112: Eishaus für Milch am Kuhstall der Domäne Zehdenick (heute Oberhavel), um 1910.<br />

Abb. 113: Gasstätte Halensee (heute Berl<strong>in</strong>-Halensee), um 1904.<br />

57


Kapitel 8: Abbildungsnachweis<br />

Abb. 7: Durm, Josef [Hrsg.]: Handbuch der Architektur.<br />

Teil 3, <strong>Band</strong> 6. 2. Auflage, 1891. Abb. 322. (Orig<strong>in</strong>al:<br />

Bibliothek der Technischen Berl<strong>in</strong>).<br />

Abb. 8: Menzel, Carl August <strong>und</strong> Schubert, Alfred: Der<br />

Bau der <strong>Eiskeller</strong>, Eishäuser, Lagerkeller <strong>und</strong><br />

Eisschränke […]. 6. Auflage. Abb. 13. (Privatarchiv).<br />

Abb. 9: Durm, Josef [Hrsg.]: Handbuch der Architektur.<br />

Teil 3, <strong>Band</strong> 6. 1. Auflage, Darmstadt, 1884. Abb. 220.<br />

(TU Berl<strong>in</strong>).<br />

Abb. 12: Gropius <strong>und</strong> Schmieden: Das Städtische<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Krankenhaus <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. In: Zeitschrift für<br />

Bauwesen. 1876, Blatt 30. (TU Berl<strong>in</strong>).<br />

Abb. 14: L<strong>in</strong>demann, A: Die Markthallen Berl<strong>in</strong>s. 1899.<br />

Tafel 17. (TU Berl<strong>in</strong>).<br />

Abb. 15: Tiedemann, Ludwig: Das landwirthschaftliche<br />

Bauwesen. Handbuch für Bautechniker <strong>und</strong> Landwirthe.<br />

2. Auflage, 1891. Abb. 631–633. (TU Berl<strong>in</strong>).<br />

Abb. 16: Durm, Josef [Hrsg.]: Handbuch der<br />

Architektur. Teil 4, Halbband 6, Heft 2. 1. Auflage,<br />

1888. Abb. 278. (TU Berl<strong>in</strong>).<br />

Abb. 17: Erdmann: Capelle nebst Leichenhalle auf dem<br />

Friedhof der Georgen-Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. In: Zeitschrift<br />

für Bauwesen, 1870, Blatt 53. (TU Berl<strong>in</strong>).<br />

Abb. 18: Biebendt: G. Schwendy’s Brauerei zum Adler<br />

auf dem Ges<strong>und</strong>brunnen bei Berl<strong>in</strong>. In: Zeitschrift für<br />

Bauwesen, 1866, Blatt S. (TU Berl<strong>in</strong>).<br />

Abb. 22: <strong>Eiskeller</strong>anlage der Victoriabrauerei <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />

In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 1882. S. 138–139.<br />

(TU Berl<strong>in</strong>).<br />

Abb. 23: Billige, natürliche Eiserzeugung. In: Bibliothek<br />

für alle. Illustrierte Monatsbände für Jung <strong>und</strong> Alt, 1911.<br />

S. 166–167. (Privatarchiv).<br />

Abb. 27: Der Wagenbau auf der Ausstellung <strong>in</strong> Mailand<br />

1906. In: Organ für die Fortschritte des<br />

Eisenbahnwesens, 1908. Tafel 34. (TU Berl<strong>in</strong>).<br />

Abb. 28: Berdrow, W.: Die Gew<strong>in</strong>nung des Natureises.<br />

In: Gartenlaube, 1896, S. 801. (TU Berl<strong>in</strong>).<br />

Abb. 29: Mstr., H.: Amerikanische Geräte zum<br />

Eisernten. In: Zeitschrift für die gesamte Kälte-Industrie,<br />

1902. S. 33–34. (Privatarchiv).<br />

Abb. 30–33: Habermann: Über Gew<strong>in</strong>nung von<br />

Natureis. In: Zeitschrift für die gesamte Kälte-Industrie,<br />

1913. S. 101–103. (Privatarchiv).<br />

Abb. 34: Topographische Karte (Meßtischblätter)<br />

1:25:000. Reichsamt für Landesaufnahme. Blatt<br />

1837/3446, Berl<strong>in</strong> (Nord). Aufnahme 1901.<br />

Herausgegeben 1903. Berichtigung 1906. E<strong>in</strong>zelne<br />

Nachträge 1911. (Privatarchiv).<br />

Abb. 35: Topographische Karte (Meßtischblätter)<br />

1:25:000. Reichsamt für Landesaufnahme. Blatt<br />

1836/3445, Charlottenburg. Aufnahme 1901. Herausgegeben<br />

1903. Berichtigung 1920. (Privatarchiv).<br />

Abb. 36: Topographische Karte (Meßtischblätter)<br />

1:25:000. Reichsamt für Landesaufnahme. Blatt<br />

1692/3245, Oranienburg. Aufnahme 1901. Berichtigung<br />

1919. E<strong>in</strong>zelne Nachträge 1927. (Privatarchiv).<br />

Abb. 37: Topographische Karte (Meßtischblätter)<br />

1:25:000. Reichsamt für Landesaufnahme. Blatt<br />

1837/3446, Berl<strong>in</strong> (Nord). Aufnahme 1901.<br />

Herausgegeben 1903. Berichtigung 1906. E<strong>in</strong>zelne<br />

Nachträge 1911. (Privatarchiv).<br />

Abb. 38–39: Bernhard, Karl: Eisspeicher <strong>und</strong> Eisdruck.<br />

In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 1902. S. 81–83. (TU<br />

Berl<strong>in</strong>).<br />

Abb. 40: Deutscher Kälte-Vere<strong>in</strong>: Mechanical<br />

refrigeration <strong>in</strong> Germany. 1913. Seite 81. (Privatarchiv).<br />

Abb. 41: B<strong>und</strong>esarchiv, Bild 183-2004-0701-504 / CC-<br />

BY-SA.<br />

Abb. 44: Schatteburg: Die <strong>Eiskeller</strong>, Eishäuser <strong>und</strong><br />

Lagerkeller [...]. 2. Aufll., 1901. Abb. 76. (Privatarchiv).<br />

Abb. 45: Brockhaus’ Konversationslexikon, 14.<br />

Auflage, 1893–1897. <strong>Band</strong> 5, S. 951.<br />

Abb. 46: <strong>Eiskeller</strong> <strong>und</strong> Eismasch<strong>in</strong>en. In: Brockhaus’<br />

Konversationslexikon. 14. Auflage, <strong>Band</strong> 5, 1894. S.<br />

953. (Privatarchiv).<br />

Abb. 48: Blätter für Architektur <strong>und</strong> Kunsthandwerk.<br />

1902, Tafel 14. (Privatarchiv).<br />

Abb. 50: Kastner, A.: Die neue Eisfabrik der<br />

Norddeutschen <strong>Eiswerke</strong> A.-G. <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. In Zeitschrift<br />

für die gesamte Kälte-Industrie, 1917. S. 51–56.<br />

(Privatarchiv).<br />

Abb. 52–53: Pohlmamm, W.: Die Eisfabrik des<br />

Hermann E. Mudrack <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Re<strong>in</strong>ickendorf-Ost.<br />

Kälte-Industrie, 1927. S. 2–9. (Privatarchiv).<br />

Abb. 61: Petroleum-Keller. In: Zentralblatt der<br />

Bauverwaltung, 1881. S. 370. (TU Berl<strong>in</strong>).<br />

Abb. 110: Schmitt, Eduard [Hrsg.]: Handbuch der<br />

Architektur. Teil 4: Entwerfen, Anlage <strong>und</strong> E<strong>in</strong>richtung<br />

der Gebäude. Halbband 4: Gebäude für Erholungs-,<br />

Beherbergungs- <strong>und</strong> Vere<strong>in</strong>szwecke. Heft 1:<br />

Schankstätten <strong>und</strong> Speisewirtschaften, Kaffeehäuser <strong>und</strong><br />

Restaurants. 3. Auflage, 1904. S. 45–59. (TU Berl<strong>in</strong>).<br />

Abb. 111: Korch, A. <strong>und</strong> Barraud, D.: Wagner’s<br />

Bairisch Bier-Brauerei bei Berl<strong>in</strong>. In: Zeitschrift für<br />

Bauwesen. 1853, Blatt 49.(TU Berl<strong>in</strong>).<br />

Abb. 112: Neubauten auf der Domäne Zehdenick. In:<br />

Zeitschrift für Bauwesen. 1910, Blatt 44. (TU Berl<strong>in</strong>).<br />

Abb. 113: Handbuch der Architektur. Teil 4, Halbband<br />

4: Gebäude für Erholungs-, Beherbergungs- <strong>und</strong><br />

Vere<strong>in</strong>szwecke. 1885, S. 37. (TU Berl<strong>in</strong>).<br />

Alle nicht genannten Abbildungen wurden vom Autor <strong>in</strong><br />

den Jahren 2006 bis 2012 erstellt bzw. fotografiert.<br />

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<strong>Eiskeller</strong> <strong>und</strong> <strong>Eiswerke</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> <strong>Brandenburg</strong><br />

<strong>Band</strong> 1: Geschichtlicher Überblick<br />

Norbert He<strong>in</strong>tze<br />

Kühlschrank, Klimaanlage, Eismasch<strong>in</strong>e – für uns s<strong>in</strong>d dies heutzutage<br />

alltägliche D<strong>in</strong>ge, über die wir uns ke<strong>in</strong>e Gedanken mehr machen. Aber wie<br />

entwickelte sich die Eis- <strong>und</strong> Kälte<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong> den letzten 200 Jahren?<br />

Dieses Buch soll e<strong>in</strong> Versuch e<strong>in</strong>er ersten Bestandsaufnahme der <strong>Eiskeller</strong>,<br />

<strong>Eiswerke</strong> <strong>und</strong> Eisfabriken <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> <strong>Brandenburg</strong> se<strong>in</strong>.

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