Flugleiter - GdF
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Aktuell<br />
der flugleiter 2011/04/05<br />
Hinter den Kulissen<br />
Die Schlichtung ist zwar angerufen und quasi 5 Minuten vor 12 wurde der Streik in die Rubrik<br />
„Friedenspflicht“ versetzt, aber im Hintergrund brodelt es weiter. Es gibt keine Ruhe, und man<br />
erwartet gespannt den Schlichterspruch, auch wenn man sich nur schwer ausdenken kann, wie<br />
ein Schlichter mit der verfahrenen Problematik und der angespannten Situation umgehen wird.<br />
von<br />
Hans-Joachim<br />
Krüger<br />
Wenig nachvollziehbar erscheint jedenfalls<br />
das Vorgehen der Hardliner innerhalb der<br />
DFS, die einen Gerichtsgang bis zum bitteren<br />
Ende einer sofortigen Schlichtung vorzogen.<br />
Es wäre ein Leichtes gewesen, nach dem<br />
Scheitern der Verhandlungen sofort den<br />
Schlichter zu bemühen. Aber zunächst waren<br />
hier die Juristen am Werk, die die Forderungen<br />
bis aufs Komma hin untersuchten und<br />
somit eine direkte Schuld an der sich zuspitzenden Lage<br />
hatten.<br />
Und gerade diese Situation ist der Grundsatz, der zurzeit die<br />
DFS begleitet. Während Betriebsdienstler immer und direkt<br />
ziemlich unproblematisch einen Ausweg finden, verbeißen<br />
sich Juristen an einer falschen Kommasetzung und streiten<br />
vor Gericht.<br />
Innerhalb der DFS, und dort speziell innerhalb der dort agierenden<br />
Geschäftsführung, finden die Juristen zwischenzeitlich<br />
größeren Anklang als gestandene Kollegen aus dem<br />
Betrieb. Mit ihrem, aus den Akten gefundenen Wissen werden<br />
und wurden bestehende Strukturen in Frage gestellt.<br />
Gefährliches Halbwissen in Punkto Flugsicherung wird mit<br />
ganz normalen betriebswirtschaftlichen Erkenntnissen gepaart<br />
und dazu der fast krankhafte Zwang ständig neue<br />
Strukturen zu schaffen, bzw. bestehende Strukturen abzuändern.<br />
Eine kontinuierliche und vertrauensvolle Firmenpolitik ist<br />
nicht mehr zu erkennen. Die Verantwortlichen aus den Bereichen<br />
Personal und Recht sind so auf ihr Fachgebiet fixiert,<br />
dass andere Meinungen und Verfahrensweisen nur schwerlich<br />
akzeptiert werden. Das Kerngeschäft „Flugsicherung“<br />
spielt nur noch eine untergeordnete Rolle – die DFS entwickelt<br />
sich hin zu einer ganz „normalen“ Firma mit rein wirtschaftlichen<br />
Erwägungen.<br />
Kaum einer der Verantwortlichen aus den Bereichen Personal<br />
oder Recht der DFS hat bisher den Tower eines Flughafen<br />
gesehen oder kennt auch nur schemenhaft die Zusammenhänge<br />
eines kontrollierten Luftraumes. Einige wissen nur,<br />
dass sie bei der Flugsicherung arbeiten, weil sie all morgendlich<br />
das Firmenschild „Deutsche Flugsicherung“ an der<br />
Eingangtür sehen, ansonsten verbindet sie nichts mit der<br />
Flugsicherung.<br />
Schon heute hat kein Niederlassungsleiter das Recht, wesentliche<br />
Problemstellungen einer Niederlassung allein zu<br />
entscheiden – erst wenn die Jura-Abteilung über Abmachungen<br />
oder Personalveränderungen entschieden hat, darf z.B.<br />
ein Niederlassungsleiter diese umsetzen. Die Frage darf hier<br />
gestellt werden – wo soll das hinführen, und brauchen wir<br />
tatsächlich noch fachliches Flugsicherungs-Know-How in<br />
der Administration – oder brauchen wir nur noch Juristen?<br />
Eine Verschärfung der Umgangsformen beklagt auch der Gesamtbetriebsrat.<br />
Im Vorwort seiner „GBR-Aktuell“ schildert<br />
der GBR-Vorsitzende, dass sich die Geschäftsführer vermehrt<br />
vertreten lassen, ferner über mangelnde und unverbindliche<br />
Auskünfte und Verschleierung von Themen, zusätzlich<br />
ist eine Kompromissbereitschaft nicht zu erkennen<br />
und der juristische Weg hin zum Arbeitsgericht wird vermehrt<br />
in Kauf genommen.<br />
Zu Beginn der Privatisierung versprach die damalige Geschäftsführung<br />
mehr Aufgaben an die Niederlassungen zu<br />
verlagern – genau umkehrt wurde gehandelt. Die Zentralstelle<br />
platzt aus allen Nähten, die Niederlassungen sind<br />
komplett zu Befehlsempfängern degradiert, eine Eigenständigkeit<br />
existiert nur auf dem Papier.<br />
Die oft bekundete Mitarbeiterorientierung ist gewaltig ins<br />
Stocken geraten. Wer die Geschäftsführung live erleben will,<br />
ist eingeladen zu den so genannten „GF-direkt“ Gesprächen,<br />
die hin und wieder ausschließlich an den großen Niederlassungen<br />
stattfinden und von der Geschäftsführung veranstaltet<br />
werden. An den eigentlichen Betriebsversammlungen<br />
nimmt die GF nur noch im Ausnahmefall teil, wohl wissend,<br />
dass bei Betriebsversammlung auch unangenehme Fragen<br />
gestellt werden könnten und das Veranstaltungsrecht beim<br />
jeweiligen Betriebsrat liegt.<br />
Aus diesem Grund ist die Veranstaltung „GF-Direkt“ zu verstehen,<br />
Widerworte oder lästige Fragen sind dort nicht erlaubt.<br />
Wer an diesen fragwürdigen Veranstaltungen teilnehmen<br />
will, hat dies in der Freizeit (lt. BM Ramsauer – bei 50<br />
Tagen Jahresurlaub sicherlich kein Problem) zu tun, Kollegen<br />
von kleineren Niederlassungen wird keine Gelegenheit<br />
gegeben, diese Veranstaltung zu besuchen – es sei denn<br />
man opfert seine Freizeit und fährt privat zum Versammlungsort<br />
(lt. BM Ramsauer – bei durchschnittlich 120.000<br />
Euro Jahresgehalt sollte eine Fahrt in die Unternehmenszentrale<br />
sowie etwas mehr Engagement machbar sein).<br />
Knapp 20 Jahre nach der Organisationsprivatisierung sind<br />
die Wege der Flugsicherung Deutschlands unklarer und verworrener<br />
den je.<br />
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