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Flugleiter - GdF

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Bücher<br />

der flugleiter 2011/04/05<br />

Kommunikations-Crash im Cockpit –<br />

Fehler mit fatalen Folgen<br />

Fehler können fatale Folgen haben - geschehen sie im Cockpit eines Passagierflugzeugs, sind<br />

ihre Auswirkungen nicht nur für die Besatzung oft verheerend. Ähnlich hängen auch in der<br />

Wirtschaft an falschen Entscheidungen im „Cockpit“ eines Unternehmens die Schicksale viele<br />

Betroffener. Warum Flugzeuge abstürzen und Unternehmen an die Wand fahren ist Thema des<br />

Buches „Crash Kommunikation“ von Peter Klaus Brandl.<br />

Obwohl die Luftfahrt ausgeklügelte Strategien erarbeitet<br />

hat, um Katastrophen zu vermeiden, passieren Flugzeugunglücke<br />

immer wieder. Auch in der Wirtschaft gibt es Kontrollmechanismen<br />

und Instrumente, um gravierende Fehlentwicklungen<br />

aufgrund früher Warnungen erst gar nicht<br />

entstehen zu lassen. Dennoch kommt es auch dort immer<br />

wieder Katastrophen.<br />

Wie kann zum Beispiel eine Bank 320 Millionen Euro an eine<br />

insolvente US-Bank überweisen – obwohl man wissen konnte,<br />

dass der Partner insolvent ist?<br />

Was haben diese Situationen gemeinsam? Vor allem eines:<br />

Hier wie dort agieren Menschen – und der Mensch ist die<br />

größte Fehlerquelle. Klaus Peter Brandl ist Unternehmer und<br />

Berufspilot, aber vor allem Kommunikationsexperte. Er zieht<br />

verblüffende Parallelen zwischen der Luftfahrt und Wirtschaftsunternehmen<br />

und zeigt, dass der Faktor „menschliches<br />

Versagen“ einer fatalen Logik folgt.<br />

Sein Buch „Crash Kommunikation“ ist sehr emotional, weil<br />

es Crashs und Sinkflüge von Unternehmen mit Komplikationen<br />

und Abstürzen im Luftverkehr vergleicht.<br />

Der Autor arbeitet die gemeinsamen Ursachen von Crashs in<br />

der Luftfahrt wie bei Wirtschaftsunternehmen auf sehr nachvollziehbare<br />

Art heraus.<br />

In beiden Fällen sind die Probleme meistens in der Kommunikation<br />

und der Führung zu orten. Die Folgen von Pannen in<br />

der Kommunikation sind oft verheerend: In der Luftfahrt<br />

hängen an der Kommunikation zwischen Piloten und Lotsen<br />

viele Menschenleben.<br />

Brandls Erkenntnis: Der Faktor Mensch ist nicht zu unterschätzen.<br />

Menschen reagieren irrational, leichtsinnig und<br />

geben nicht gerne Fehler zu. Das Verschweigen von Fehlern<br />

führt dazu, dass man aus ihnen nichts lernt. In der Luftfahrt<br />

ist das – genau wie überall sonst –kontraproduktiv, es gibt<br />

hier den Ausdruck „Just culture“, welcher eine Haltung in<br />

Führung und Mitarbeiterschaft beschreibt, bei der Fehler<br />

nicht verdeckt, sondern aufgearbeitet werden.<br />

Nicht zuletzt und immer wieder spielt mangelnde Kommunikation<br />

eine große Rolle. In der Wirtschaftswelt können Obrigkeitsgläubigkeit,<br />

Ja-Sager-Mentalität und daraus resultierende<br />

Fehlentscheidungen ganze Firmen<br />

und damit tausende von<br />

Arbeitsplätzen und Existenzen<br />

vernichten. Wie lassen sich<br />

solche Fehler vermeiden? Man<br />

lese nach bei Friedemann Schulz<br />

von Thun: Der hat Kommunikationsmodelle<br />

entwickelt, die<br />

illustrieren, worauf es ankommt.<br />

Nicht das „Was“, sondern das<br />

„Wie“ einer Aussage ist oft<br />

auschlaggebend. Durch ihre Betonung können Aussagen vollkommen<br />

unterschiedliche Bedeutungen besitzen. Der Empfänger<br />

des Gesagten versteht mitunter – abhängig von Ausbildungsgrad,<br />

sozialem Umfeld, Alter und Erfahrung – etwas<br />

anderes als der Sender gemeint hat.<br />

In der Luftfahrt hat man daraus gelernt: Dort gibt es einen<br />

festgelegten Sprachgebrauch. Regelungen, Abgrenzungen<br />

und der Gebrauch der Sprache sind genau festgelegt. Routinen<br />

und Checklisten, die niemals vernachlässigt werden<br />

dürfen, tun ihr Übriges dazu. Klare Kommunikation, Abgrenzungen<br />

im Sinne von „wer macht was“ – also eindeutige Rollenzuweisungen,<br />

Zurücklesen, Wiederholen von Anweisungen<br />

und Vorhaben erleichtern kommunikative Vorgänge. Im<br />

Cockpit wie auch im Wirtschaftsleben können diese strukturell<br />

vergleichbaren Verhaltensweisen eingeübt werden.<br />

Merksätze mit dem Titel „Anti-Crash-Formel“ durchziehen<br />

alle Kapitel des Buches: Kurzanleitungen, worauf geachtet<br />

werden sollte. Hilfreiche Merksätze, die man sich rot anstreichen<br />

und immer wieder einmal rekapitulieren sollte. Sie werden<br />

Fehler künftig sicher nicht hundertprozentig verhindern,<br />

können sie aber minimieren – und das ist nicht wenig.<br />

Ein lesenswertes und hilfreiches Buch zu einem die Wirtschaftswelt<br />

und die Luftfahrt gleichermaßen betreffenden Thema.<br />

Bibliographische Angaben:<br />

Brandl, Peter Klaus: Crash Kommunikation. Warum Piloten<br />

versagen und Manager fehler machen. – Offenbach: Gabal,<br />

2010. – ISBN 978-3-86936-055-3. – Preis: 24,90 Euro<br />

Das Buch „Crash Kommunikation“ – wie alle von Frau Monika<br />

Sander besprochenen Bücher – steht in der Bibliothek für<br />

die Mitarbeiter der DFS zur Verfügung.<br />

Tel. 06103-707-4137; E-Mail Bibliothek@dfs.de<br />

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