Flugleiter - GdF
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Aktuell<br />
der flugleiter 2011/04/05<br />
DFS aufbringen muss, vom Staat getragen. Ungleicher Wettbewerb<br />
wird langfristig ebenso zu einem Desaster führen<br />
wie der Versuch, in der EU eine gemeinsame Währung einzuführen<br />
– sie gleichzeitig ohne eine gemeinsame Wirtschaftsund<br />
Finanzpolitik zu betreiben. Das Management der DFS<br />
scheint diesen Unsinn widerspruchslos hingenommen zu<br />
haben. Dabei hätte es doch, zusammen mit dem Verkehrsminister,<br />
auf gleiche Wettbewerbsbedingungen dringen<br />
müssen. Ausbaden sollen es die Controller. Nimmt man die<br />
verfehlte Personalpolitik hinzu, ist es der <strong>GdF</strong> nicht zu verübeln,<br />
wenn sie von Missmanagement spricht.<br />
Auch wenn aus der Chefetage und der Pressestelle der DFS<br />
immer wieder zu hören ist, dass der Sicherheit absolute Priorität<br />
eingeräumt wird, so scheinen sie vergessen zu haben,<br />
dass diese auch ihren Preis hat. Das Dumme daran ist allerdings,<br />
dass sie sich nicht beziffern lässt. Was sie eigentlich<br />
wert ist, merkt man nur, wenn sie plötzlich nicht mehr da ist.<br />
Das Management scheint dies irgendwie vergessen zu haben.<br />
Vergessen scheint es auch zu haben, dass sich der Beruf<br />
eines Controllers nicht mit dem eines Industriearbeiters<br />
vergleichen lässt. Dabei sollte man nicht der Versuchung erliegen,<br />
ihren Beruf als „sui generis“ zu bezeichnen. Das wäre<br />
anmaßend. Aber sie sehen ihre Tätigkeit als etwas ganz<br />
Spezifisches. Eben weil sie keine materiellen Werte erwirtschaften,<br />
sondern sich einem unverzichtbaren Gut, nämlich<br />
der Sicherheit verpflichtet fühlen. Wie Polizisten und Feuerwehrleute<br />
dies zum Beispiel auf ihrem Gebiet tun. Ein Produkt,<br />
das sich nicht mit Exeltabellen darstellen lässt.<br />
So stellt sich die Frage, weshalb der DFS-Vorstand offensichtlich<br />
den Bezug zu ihren Mitarbeitern, insbesondere zu<br />
denjenigen, die das Produkt Flugsicherung erbringen, verloren<br />
hat. Ist es bei der DFS schon so weit, dass in der Geschäftsführung<br />
Leute sitzen, die BWL, Ingenieurwissenschaften<br />
oder Jura studiert haben, denen jedoch niemand<br />
das „Führen“ beigebracht hat? Der Management-Coach und<br />
Buchautor Martin Wehle (sein neuestes Buch trägt den Titel<br />
„Ich arbeite in einem Irrenhaus“, s. auch unsere Buchbesprechung<br />
in dieser Ausgabe, d. Red.) fragt sich in einem<br />
Beitrag in der ZEIT, weshalb Unternehmen es dulden, dass<br />
Führungs-Hilfsarbeiter an ihrer Spitze stehen? Eine Frage,<br />
die sich vielleicht der Verkehrsminister auch einmal stellen<br />
sollte. Anstatt in der Öffentlichkeit polemische Äußerungen<br />
von sich zu geben.<br />
Der US-amerikanische Soziologe Richard Sennett, der an<br />
der New York University und an der London School of Econmics<br />
Geschichte und Soziologie lehrt, hat sich in einem Beitrag<br />
für die Blätter für deutsche und internationale Politik<br />
mit der „Krise der Kommunikation im Zeichen der Ungleichheit“<br />
auseinander gesetzt. Obwohl er sich insbesondere mit<br />
den Zuständen in der Finanzindustrie und der IT-Branche befasst,<br />
so haben einige Aussagen eine allgemeine Gültigkeit.<br />
Unter anderem stellt er fest: „Die Handwerker der Moderne<br />
– Techniker, ausgebildete Pfleger, Lehrer – müssen oft Vorgesetzten<br />
Rede und Antwort stehen, denen gleichwertige<br />
Qualifikationen fehlen“. Wobei man in unserem Fall die<br />
Techniker, Pfleger und Lehrer gut und gerne um Fluglotsen<br />
erweitern kann. „Wenn in Institutionen die Kommunikation<br />
zusammenbricht (das tut sie, wenn das Management seine<br />
Mitarbeiter mit Missachtung straft und mit deren Vertretern,<br />
in unserem Fall die <strong>GdF</strong>, nicht mehr kommuniziert), spricht<br />
man in der Betriebswirtschaft zur Zeit von einem „Silo-Effekt“.<br />
Dieser tritt dann ein, „wenn die Vorstandsetage ihre<br />
Autorität einbüßt und nicht mehr in der Lage ist, Probleme<br />
zu bewältigen, weil sie in einem abgeschlossenen Silo sitzt<br />
und selten oder gar nicht mit den Mitarbeitern draußen<br />
kommuniziert.“<br />
Es ist höchste Zeit, dass das DFS-Management sein Silo verlässt<br />
und mit der <strong>GdF</strong> wieder kommuniziert. Denn sonst<br />
fährt es die DFS aus der ehemaligen Poolposition wirklich<br />
mit Vollgas an die Wand.<br />
✈ Nürnberg Tower – markante Architektur und als<br />
„Stand-Alone-Tower“ doch etwas vereinsamt.<br />
Photo: DFS<br />
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