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Schwermetallvegetation, Bergbau und Hüttenwesen im westlichen ...

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<strong>Schwermetallvegetation</strong>, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong> <strong>im</strong> <strong>westlichen</strong> Geopark Harz<br />

tet, während Pflanzen ein vergleichbares Ausscheidungsverfahren nicht besitzen. Hier<br />

ist eine aktive Schwermetallexkretion allein über Salzdrüsen <strong>und</strong> Hydathoden möglich,<br />

wenn man den Abwurf alter, schwermetallbelasteter Blätter nicht als Exkretion<br />

betrachtet. Auf schwermetallreichen Böden besitzen nur Armeria-Arten Salzdrüsen,<br />

z. B. Armeria marit<strong>im</strong>a ssp. halleri, doch ist die Effizienz der Schwermetallausscheidung<br />

sehr gering (Ernst 1974). Hydathoden sind <strong>im</strong> Pflanzenreich relativ weit verbreitet;<br />

ihre Rolle in der Regulation des Schwermetallhaushaltes ist bisher allein bei Minuartia<br />

verna untersucht, wo die an Blattspitzen liegenden Hydathoden durch Ausscheidung<br />

von metallbeladenem Xylemsaft die interne Schwermetallbelastung geringfügig vermindern<br />

können (Neumann et al. 1997). Trotzdem bleibt der Schwermetallgehalt der<br />

Blätter dieser Caryophyllaceae hoch (Ernst et al. 2009: Tab. 3). All diese Anpassungen<br />

auf organismischem Niveau können jedoch nicht verhindern, dass Pflanzen auf<br />

Schwermetallböden einen Schwermetallgehalt aufweisen, der weit über demjenigen<br />

von Pflanzen bei durchschnittlicher Schwermetallversorgung der Böden liegt. In diesen<br />

schwermetallresistenten Pflanzen sind die Schwermetallkonzentrationen sehr metall<strong>und</strong><br />

pflanzenartenspezifisch. Eine hohe lokale Variation des Schwermetallgehaltes des<br />

Bodens sorgt noch für eine weitere Modifikation der Schwermetallgehalte.<br />

3.2.2 Regulation des Schwermetallhaushaltes auf zellulärem Niveau<br />

der Pflanzen<br />

Um hohe Konzentrationen der Schwermetalle <strong>im</strong> Zellsaft zu überleben, müssen die<br />

Pflanzen eine hohe physiologische Schwermetallresistenz entwickelt haben. Da viele<br />

Schwermetalle in sehr geringen Konzentrationen für die Bildung von Enzymen oder<br />

anderer Eiweiße essentiell sind, kann eine Pflanze es sich nicht erlauben, Schwermetalle<br />

von der Aufnahme komplett auszuschließen. In der Wurzel wird die Aufnahme<br />

der Schwermetalle über Gene gesteuert, die die Synthese von spezifischen <strong>und</strong> unspezifischen<br />

Metalltransportern regeln. Sobald die Schwermetalle ein Pflanzenorgan erreichen,<br />

tritt eine weitere Verfeinerung der Metallverteilung auf, die gut in Blättern untersucht<br />

ist. Hierbei findet <strong>im</strong> Blatt eine bevorzugte Akkumulation von Cadmium, Nickel<br />

<strong>und</strong> Zink in den photosynthetisch inaktiven Zellen der unteren <strong>und</strong> oberen Epidermis<br />

statt (Chardonnens et al. 1999b). Jeder Überschuss an Schwermetallen <strong>und</strong> alle physiologisch<br />

funktionslosen Schwermetalle (u. a. As, Cd, Hg, Pb) müssen so schnell wie<br />

möglich inaktiviert <strong>und</strong> mit Hilfe von anderen Transportern in die physiologisch weniger<br />

aktiven Zellkompart<strong>im</strong>ente, d. h. Vakuole <strong>und</strong> Zellwand, verfrachtet werden. Der<br />

Vorteil von schwermetallresistenten Pflanzen besteht darin, dass sie <strong>im</strong> Gegensatz zu<br />

anderen Pflanzen überschüssige Schwermetallmengen schneller in die Vakuole transportieren<br />

können (Chardonnens et al. 1999a).<br />

Sobald die zelluläre Regulation dem Schwermetallangebot nicht mehr gewachsen ist,<br />

findet auch in schwermetallresistenten Pflanzen eine Vergiftung statt, deren Symptome<br />

mit bloßem Auge bereits als Chlorosen (bleichgrüne Blätter) <strong>und</strong> erhöhte Anthocyangehalte<br />

(rötliche Blätter) wahrgenommen werden können. Die Ursache der Toxizität<br />

liegt in einer metallspezifischen Störung von Stoffwechselprozessen. Eine Chlorose<br />

kann ursächlich auf verschiedene Prozesse zurückgeführt werden. Blei blockiert die<br />

Aktivität der delta-Aminolävulinsäure, so dass unzureichende Mengen an Protochlorophyll<br />

synthetisiert werden. Ein Übermaß an Zink beeinträchtigt den Transport von<br />

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