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Schwermetallvegetation, Bergbau und Hüttenwesen im westlichen ...

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Braunschweiger Naturk<strong>und</strong>liche Schriften Band 10 Heft 1 2011 Seiten 1–44 ISSN 0174-3384<br />

<strong>Schwermetallvegetation</strong>, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>westlichen</strong> Geopark Harz – eine ökotoxikologische<br />

Exkursion<br />

Heavy-metal vegetation, mining and metallurgy in the western<br />

Harz GeoPark (Germany) – an ecotoxicological excursion<br />

Friedhart Knolle, Wilfried H. O. Ernst, Hartmut Dierschke, Thomas Becker, Hans-<br />

Ulrich Kison, Sylvia Kratz <strong>und</strong> Ewald Schnug<br />

Dr. Uwe Wegener zum 70. Geburtstag<br />

Summary<br />

The Harz Mountains are rich in metallic ores and show many remnants of former mining activities.<br />

More than three thousand years of mining have caused extreme heavy metal pollution in the mountain<br />

area as well as in the valleys of rivers discharging from it. This is mirrored in the vegetation fo<strong>und</strong> here<br />

today. This excursion guide describes a route through the western part of the “Geopark Harz . Braunschweiger<br />

Land . Ostfalen” area along which remnants of mining activities and related vegetation can<br />

be studied. Starting in the UNESCO World Heritage Site Goslar – Rammelsberg, a walk to flotation<br />

waste ponds near Oker gives a first landscape overview. The contaminated ponds bear a permanent<br />

witness of high ecotoxicological relevance to the mining and ore processing activities. A stop at the<br />

river banks and floodplains of the Oker River allows to study a well developed and quite diversified<br />

version of the Armerietum halleri on metal-enriched river sed<strong>im</strong>ents. Here, metal smelters are still<br />

active. Near Ilsenburg and Langelshe<strong>im</strong>, historic smelting sites are visited. On slag heaps, polymetallic<br />

soils have developed, which only allows the growth of some specialised plant species. Corresponding,<br />

the area aro<strong>und</strong> Lautenthal shows a typical heavy metal plant community (Armerietum halleri) on<br />

mine tailings. At Sankt Andreasberg, the Samson silver mine harbours the last original and fully functional<br />

“Fahrkunst” lift system of the world. Aro<strong>und</strong> the silver mine, there are good examples of typical<br />

vegetation on arsenate-enriched soils. A visit of the former lead smelter at Frankenscharrnhütte near<br />

Clausthal-Zellerfeld gives insight into the <strong>im</strong>pact of aerial emissions on the surro<strong>und</strong>ing vegetation.<br />

1 Einleitung<br />

„Zu den ökologisch reizvollsten Vegetationstypen gehören auf der ganzen Erde die inselartig<br />

verstreuten Flecken mit <strong>Schwermetallvegetation</strong>“ (Ellenberg & Leuschner 2010:<br />

1.046). So sind Pflanzen <strong>und</strong> Pflanzengesellschaften auf schwermetallreichen Böden<br />

seit langem das Untersuchungsobjekt von Floristen, Systematikern, Vegetationsk<strong>und</strong>lern<br />

<strong>und</strong> Ökologen. Da Schwermetalle, insbesondere die häufiger vorkommenden Elemente<br />

Blei, Cadmium, Kupfer <strong>und</strong> Zink, für viele Pflanzen in höheren Konzentrationen<br />

giftig wirken, können an entsprechenden Standorten nur besonders angepasste Sip-<br />

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<strong>Schwermetallvegetation</strong>, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong> <strong>im</strong> <strong>westlichen</strong> Geopark Harz<br />

pen wachsen. Sie werden als Metallophyten i. w. S., Chalkophyten oder Galmeipflanzen<br />

(nach Galmei = silikatische <strong>und</strong> karbonatische Zinkerze) bezeichnet. Als wuchsschwache<br />

Pflanzen entgehen sie auf schwermetallreichen Böden dem Konkurrenzdruck<br />

anderer Arten. Da hier keine Gehölze wachsen können, gehören Schwermetallstandorte<br />

zu den wenigen natürlichen Offenlandbiotopen in den großräumigen (potenziellen)<br />

Waldgebieten Mitteleuropas. Diese eigentlichen (pr<strong>im</strong>ären) Naturbiotope kommen<br />

an Erzausbissen vor, sind allerdings nach dem Ende des Erzabbaus kaum noch vorhanden.<br />

Dafür gibt es heute in Mitteleuropa sek<strong>und</strong>äre Schwermetallstandorte auf<br />

Abraum <strong>und</strong> Verarbeitungsrückständen von <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> Erzverhüttung, oft nur kleinflächig<br />

isoliert <strong>und</strong> weit verstreut, vorwiegend in historisch alten Industrielandschaften<br />

wie dem Harz. Entsprechend zeigen die Metallophyten teilweise sehr disjunkte Areale<br />

<strong>und</strong> haben oft endemischen Charakter. Schwerpunkte der bisherigen Untersuchungen<br />

sind ökophysiologische Anpassungen der Metallophyten (z. B. Ernst 1965, 1974;<br />

Küpper et al. 2000; Ueno et al. 2008), ihre genetische Differenzierung <strong>und</strong> taxonomische<br />

Stellung (z. B. Ernst 1974, Lefèbvre 1974; Kruckeberg & Kruckeberg 1990; Baumbach<br />

& Schubert 2008; Pauwels et al. 2008) <strong>und</strong> nicht zuletzt ihre Vergesellschaftung<br />

(für die Harzregion: Schubert 1953, 1954; Ernst 1965, 1974; Hülbusch et al. 1981;<br />

Pott & Hellwig 2007; Becker & Brändel 2007; Becker et al. 2007; Becker & Dierschke<br />

2008; Dierschke & Becker 2008).<br />

Schwermetallstandorte sind von der FFH-Richtlinie, Anhang I, erfasst (Lebensraumtyp<br />

6130 Schwermetallrasen Violetalia calaminariae) <strong>und</strong> gehören zu den nach § 30<br />

BNatSchG gesetzlich geschützten Biotoptypen. Die Orte der Schwermetallgewinnung<br />

<strong>und</strong> -verarbeitung <strong>im</strong> Harz stellen daher mit ihren seltenen <strong>und</strong> gefährdeten Pflanzenarten<br />

als ein altes Zeugnis der Industrialisierung sowohl ein Natur- als auch Kulturerbe<br />

von großem Wert dar. Die <strong>im</strong> Folgenden beschriebene Exkursion führt nicht<br />

nur exemplarisch zu typischen Plätzen der Erzgewinnung mit ihrer charakteristischen<br />

Vegetation, sondern zeigt auch die damit verb<strong>und</strong>enen Probleme in Form sanierter <strong>und</strong><br />

noch unsanierter Altlasten auf, die teilweise bis heute eine nicht unerhebliche Gefahr<br />

für Boden <strong>und</strong> Wasser darstellen. Da bei diesen Sanierungen <strong>im</strong>mer wieder auch Teile<br />

der wertvollen <strong>Schwermetallvegetation</strong> <strong>im</strong> Rahmen der Güterabwägung verlorengehen,<br />

führen die Abwägungskonflikte oft auch zu lehrreichen Diskussionen, die in der Ausbildung<br />

von Studierenden der geoökologischen <strong>und</strong> geobotanischen Disziplinen besonders<br />

interessant sind. Daneben ist dieser Exkursionsführer mit dem Ziel der Vermittlung<br />

von kulturhistorischen, biologischen <strong>und</strong> geoökologischen Gr<strong>und</strong>lagen aber auch<br />

für gesellschaftliche Entscheidungsträger sowie für interessierte Laien gedacht.<br />

2 Geologie, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong> <strong>im</strong> Harz<br />

Eines der klassischen Untersuchungsgebiete der Vegetation schwermetallreicher<br />

Standorte (oft <strong>und</strong> auch hier weiter einfach als <strong>Schwermetallvegetation</strong> bezeichnet)<br />

ist der Harz <strong>und</strong> seine weitere Umgebung, eines der ältesten Industriegebiete Mitteleuropas.<br />

Reiche Vorkommen von Blei, Cadmium, Kupfer, Zink <strong>und</strong> vor allem von Silber,<br />

die sich durch Mineralisation schwermetallhaltiger Lösungen in Klüften <strong>und</strong> Gängen<br />

(Oberharzer Gangerze) bzw. als schichtförmige Lager aus dem untermeerischen Vulka-<br />

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nismus (Rammelsberg) gebildet haben, führten <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> Erzverarbeitung zu früher<br />

Blüte. Selbst wenn diese längst erloschen sind, gibt es noch viele historische Zeugen,<br />

in der Pflanzendecke vor allem die vielen kleinen Reste von <strong>Schwermetallvegetation</strong>.<br />

Sie bildet <strong>im</strong> Harz die Galmeigrasnelken-Gesellschaft (Armerietum halleri), die erstmals<br />

von Libbert (1930) kurz beschrieben <strong>und</strong> von Ernst (1965, 1974, 1976) sowie<br />

Dierschke & Becker (2008) eingehend analysiert wurde.<br />

Die paläozoischen, marinen Ablagerungen des Harzes wurden bei der variskischen<br />

Gebirgsbildung gefaltet <strong>und</strong> als Pultscholle seit der Kreidezeit aus der Umgebung herausgehoben.<br />

Der höchste Bereich des Gebirges mit dem Brocken (1.141 m ü. NHN)<br />

ist durch magmatische <strong>und</strong> metamorphe Gesteine (Granit, Gabbro, Hornfels, Gneis)<br />

gekennzeichnet. Der Teil des Harzes, der in dieser Exkursion besucht wird, besteht vor<br />

allem aus devonischen <strong>und</strong> unterkarbonischen Schiefern <strong>und</strong> Grauwacken mit einer<br />

intensiven Gangerzmineralisation <strong>und</strong> zeigt viele Reste des ehemaligen Metallerzbergbaus<br />

sowie die damit verb<strong>und</strong>enen Umweltprobleme.<br />

Vor über 3.000 Jahren – in der Bronzezeit – begann der <strong>Bergbau</strong> <strong>im</strong> Harz, möglicherweise<br />

als logische Folge einer frühen Nutzung der oberflächennah anstehenden Reicherze<br />

<strong>im</strong> ausgehenden Neolithikum (Monna et al. 2000). Sicherlich diente dabei neben<br />

den bunten Sek<strong>und</strong>ärmineralen auch die <strong>Schwermetallvegetation</strong> als Lagerstättenprospektionshilfe.<br />

Definitive Nachweise der Nutzung der Bodenschätze <strong>im</strong> Harz fehlen<br />

noch (Niedersächsisches Landesamt Für Denkmalpflege 2000), doch seine Spuren hinterließ<br />

der Mensch in dieser Zeit z. B. auf der Baste-Hochfläche südlich Bad Harzburg<br />

(Valde-Nowak et al. 2004). Man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass bronzezeitliche<br />

Bergleute am nahegelegenen Rammelsberg, wahrscheinlich auch <strong>im</strong> Mansfelder<br />

Kupferschiefergebiet <strong>und</strong> am Südharzrand Kupfer abbauten. Im Nordharzvorland<br />

errichteten die Bronzezeitmenschen erste kleine Stadtanlagen, die sie als befestigte<br />

Burgen ausbauten – Beispiele sind die sog. Schwedenschanze bei Isingerode zwischen<br />

Schladen <strong>und</strong> Hornburg <strong>und</strong> die Hünenburg bei Watenstedt.<br />

Später brachte insbesondere die Gewinnung von Silber eine frühe Blüte der Stadt<br />

Goslar, später auch der Oberharzer Bergstädte. Nach <strong>und</strong> nach entstanden sek<strong>und</strong>äre<br />

schwermetallreiche Standorte aus dem Abraum der Bergwerke, den Rückständen der<br />

Erzschmelze <strong>und</strong> aus fluviatil abgelagerten Pochsanden. Hier fanden die Metallophyten,<br />

die vorher vermutlich an natürlichen Erzausbissen existierten, einen Ersatzlebensraum,<br />

als der <strong>Bergbau</strong> ihre Pr<strong>im</strong>ärstandorte zerstört hatte. Der Abbau der Metallerze<br />

hat nicht nur <strong>im</strong> Harz selbst erhebliche Umweltbelastungen verursacht, sondern auch<br />

<strong>im</strong> nördlichen Vorland des Harzes, wo die Flüsse schwermetallhaltige Sed<strong>im</strong>ente bis<br />

weit aus dem Gebirge hinaus verfrachtet haben. Vor allem in den Tälern von Oker,<br />

Innerste, Leine <strong>und</strong> Aller ist der Boden stark mit Arsen, Cadmium, Kupfer, Blei, Thallium<br />

<strong>und</strong> Zink kontaminiert; hier kam <strong>und</strong> kommt es <strong>im</strong>mer wieder zu Schäden an den<br />

landwirtschaftlichen Kulturen. Menschen <strong>und</strong> Tiere in diesem Gebiet waren <strong>und</strong> sind<br />

daher über Jahrh<strong>und</strong>erte einem Übermaß an Metallen ausgesetzt <strong>und</strong> haben Schäden<br />

erlitten (Knolle & Knolle 1983, Köster & Merkel 1985, Knolle 1989, Koop 1989). Für<br />

den K<strong>und</strong>igen stellen diese durch den Menschen verursachten Schwermetallstandorte<br />

aber auch ein faszinierendes Exper<strong>im</strong>ent dar, in denen man u. a. ökotoxikologische,<br />

aber auch evolutionsbiologische Fragen der Bildung neuer Sippen studieren kann. Da<br />

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<strong>Schwermetallvegetation</strong>, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong> <strong>im</strong> <strong>westlichen</strong> Geopark Harz<br />

Abb. 1: Das Exkursionsgebiet <strong>im</strong> Rahmen des GeoParks Harz . Braunschweiger Land . Ostfalen. Dünne<br />

Grenzlinie: Umfang des GeoParks; Rechteck: Abgrenzung des Kartenausschnitts der Abb. 9. Grafik:<br />

Frank Giesselmann.<br />

die Lebensgemeinschaften der Schwermetallstandorte mitsamt ihrer spezialisierten<br />

Arten wenig bekannt <strong>und</strong> auch zunehmend gefährdet sind, hat auch der Naturschutz<br />

ein Interesse daran (Pardey 1999, 2002; Dierschke & Becker 2008).<br />

Aufgr<strong>und</strong> der überregional bedeutsamen Geodiversität der Region sowie der davon<br />

abhängigen bergbaulichen <strong>und</strong> kulturhistorischen Vielfalt wurde <strong>im</strong> Harz einschließlich<br />

seiner Vorländer, des Braunschweiger Landes <strong>und</strong> der Magdeburger Börde 2002 der<br />

„Geopark Harz . Braunschweiger Land . Ostfalen“ gegründet (Geopark Harz . Braunschweiger<br />

Land . Ostfalen 2009; s. a. www.harzregion.de). Er leistet mit einer Fülle von<br />

populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen <strong>und</strong> Geopfaden <strong>im</strong> Gelände einen wichtigen<br />

Beitrag zur geologischen Umweltbildung sowie nachhaltigen Regionalentwicklung<br />

<strong>und</strong> gibt Einsichten in die wechselhafte Erdgeschichte der vergangenen ca. 500 Mio.<br />

Jahre dieser Region.<br />

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3 Schwermetallhaltige Böden <strong>und</strong> Schwermetallrasen<br />

3.1 Biogeographische <strong>und</strong> taxonomische Aspekte<br />

der Schwermetallpflanzen<br />

Zu Ende der letzten Eiszeit vor ca. 12.000 Jahren fand ein starker Kl<strong>im</strong>awechsel statt,<br />

der auf fast allen Böden Mitteleuropas auch der Harzregion die Entwicklung von Wäldern<br />

ermöglichte (Beug et al. 1999). Nach <strong>und</strong> nach wurde so auch die schüttere<br />

arktisch-alpine Vegetation des Pleistozän (in den wärmeren Tieflagen auch Steppen)<br />

zurückgedrängt. Böden mit einem hohen Schwermetallgehalt hingegen, die zu dieser<br />

Zeit <strong>im</strong> Harz sehr kleinflächig <strong>im</strong> Bereich natürlicher Austritte schwermetallhaltiger<br />

Erze existiert haben dürften, waren <strong>und</strong> sind für Bäume zu toxisch, so dass sich hier<br />

örtlich eine baumlose oder zumindest lichte Waldvegetation mit schwermetallresistenten<br />

Gräsern <strong>und</strong> Kräutern entwickelt bzw. erhalten hat. Das Fehlen von Schatten<br />

spendenden Bäumen auf diesen schwermetallreichen Böden kann es den Populationen<br />

einiger schattenempfindlicher Pflanzenarten des Pleistozän ermöglicht haben, bis zur<br />

heutigen Zeit zu überleben, soweit diese Arten eine Möglichkeit zur Entwicklung von<br />

Schwermetallresistenz besaßen.<br />

Eine dieser als Glazialrelikt ausgewiesenen Arten ist die Frühlingsmiere (Minuartia<br />

verna), ein arktisch-alpines Element mit Hauptareal in den Hochlagen der Alpen <strong>und</strong><br />

der Arktis, das <strong>im</strong> mitteleuropäischen Flachland <strong>und</strong> Bergland auf Dolomit-, Serpen-<br />

Abb. 2: Frühlingsmiere (Minuartia verna). Blütendurchmesser 5 −6 mm, Blütenstiellänge 3 −8 cm, Polsterdurchmesser<br />

5 −15 cm. Foto: Hans-Ulrich Kison.<br />

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<strong>Schwermetallvegetation</strong>, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong> <strong>im</strong> <strong>westlichen</strong> Geopark Harz<br />

Abb. 3: Galmei-Grasnelke (Armeria marit<strong>im</strong>a ssp. halleri). Köpfchendurchmesser 12 −20 mm, Rosettendurchmesser<br />

6 −9 cm, Blütenstengellänge 8 −20 cm. Foto: Hans-Ulrich Kison.<br />

tin- <strong>und</strong> Schwermetallböden beschränkt ist <strong>und</strong> hier die postglaziale Wiederbewaldung<br />

mutmaßlich in situ überdauert hat (Verkleij et al. 1989). Da die Wurzeln dieses Nelkengewächses<br />

(Caryophyllaceae) mit keiner arbuskulären Mykorrhiza assoziiert sind,<br />

sind sie den teilweise hohen Gehalten der Schwermetalle <strong>im</strong> Boden direkt ausgesetzt.<br />

Die Bindung dieser Pflanzenart <strong>im</strong> Harz an Schwermetallböden wurde bereits <strong>im</strong> Mittelalter<br />

durch Thalius (1588) erkannt, der die Art als Indikator für Erzböden <strong>im</strong> Harz<br />

beschreibt. Allerdings hat dieses mehrjährige, niederwüchsige Kraut keine hohe Konkurrenzkraft<br />

<strong>und</strong> kann sich selbst in einer geschlossenen <strong>Schwermetallvegetation</strong><br />

nicht gegen höher wüchsige Pflanzenarten durchsetzen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> bieten nur<br />

offene Bodenbereiche der Frühlingsmiere (<strong>im</strong> Harzer Volksm<strong>und</strong> „Kupferblümchen“<br />

genannt) eine Überlebensmöglichkeit.<br />

Die Populationen der Galmei-Grasnelke (Armeria marit<strong>im</strong>a ssp. halleri) sind evtl. ebenfalls<br />

ein Glazialrelikt (Schulz 1912), allerdings wohl ohne eigenen taxonomischen Status,<br />

da es sich nur um schwermetallresistente Ökotypen des Grasnelken-Komplexes<br />

von Armeria marit<strong>im</strong>a handelt, die sich in verschiedenen Gebieten unabhängig voneinander<br />

entwickelt haben (Lefèbvre 1974, Vekemans et al. 1996, Baumbach & Hellwig<br />

2007, Baumbach & Schubert 2008). Daher sind die Namen Armeria halleri <strong>und</strong> vermutlich<br />

auch Armeria marit<strong>im</strong>a ssp. halleri, unter dem die Art in der „Standardliste“<br />

geführt wird (Wisskirchen & Haeupler 1998), vom taxonomischen Standpunkt her nicht<br />

gerechtfertigt (s. a. Buttler & Hand 2008).<br />

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Abb. 4: Taubenkropf (Silene vulgaris). Kelchlänge 10 −14 mm, Stengellänge 15 −30 cm.<br />

Foto: Hans-Ulrich Kison.<br />

Die syntaxonomische Bezeichnung der Schwermetallrasen des Harzes als Armerietum<br />

halleri (nach Hallers Grasnelke) bleibt dennoch gültig. Der aus der Schweiz stammende<br />

Botaniker Albrecht von Haller (1708 −1777), der in Göttingen wirkte <strong>und</strong> von<br />

dort mehrere Expeditionen in den Harz unternommen hat, hat sie als einer der ersten<br />

<strong>im</strong> Harz beobachtet; daher wurde die Art ihm zu Ehren später von dem aus dem Harz<br />

stammenden Botaniker Karl Friedrich Wilhelm Wallroth (1792 −1857) benannt.<br />

Eine andere Pflanzenart bzw. deren Populationen auf erzhaltigen Böden <strong>im</strong> Harz mit<br />

einer möglichen (teilweisen) glazialen Vergangenheit ist der Taubenkropf (Silene vulgaris).<br />

Früher wurden die Populationen der Schwermetallstandorte mit ihren kleinen<br />

Pflanzen ebenfalls als eigene Art oder Unterart „humilis“ oder zumindest als eigene<br />

Variante „humilis“ abgespalten. Wie neuere genetische Untersuchungen zeigen, ist<br />

aber wohl überhaupt kein eigener Status gerechtfertigt (Baumbach & Schubert 2008).<br />

Das Nelkengewächs hat in der kühlgemäßigten Zone Europas als Pionier viele hoch<br />

spezialisierte Ökotypen mit Resistenzen gegen Blei, Cadmium, Kobalt, Kupfer, Mangan<br />

<strong>und</strong> Zink entwickelt (Ernst 2003). Andere Pflanzenarten dürften die Schwermetallböden<br />

in späteren Phasen des Postglazials erobert haben oder ihre Populationen<br />

haben sich mit eingewanderten Nicht-Schwermetallökotypen vermischt, was dann die<br />

Bezeichnung Glazialrelikt für diese Arten verbietet. Auf durch menschliche Aktivitäten<br />

schwermetallkontaminierten Böden können innerhalb weniger Jahre schwermetallresistente<br />

Ökotypen aus einer zuvor nichtresistenten Vegetation selektiert werden,<br />

wenn die Arten die Möglichkeit der Ausbildung von Schwermetallresistenz haben <strong>und</strong><br />

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<strong>Schwermetallvegetation</strong>, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong> <strong>im</strong> <strong>westlichen</strong> Geopark Harz<br />

Abb. 5: Wiesen-Schaumkresse (Arabidopsis halleri). Blütendurchmesser 4 −8 mm, Stengellänge 15 −<br />

40 mm, Polsterdurchmesser 15 (wie hier auf humusarmen Böden)–40 cm (auf sehr nassen Schwermetallböden).<br />

Foto Hans-Ulrich Kison.<br />

der Selektionsdruck hoch ist; dies wurde z. B. an jungen Schwermetallstandorten weit<br />

außerhalb des Verbreitungsgebietes der Schwermetallpflanzen in England, Deutschland<br />

<strong>und</strong> Polen festgestellt (Bradshaw 1976, Ernst 1976, Brej 1998).<br />

Neben den bereits erwähnten Pflanzenarten haben auch viele andere Arten mit einer<br />

großen ökologischen Amplitude schwermetallresistente Ökotypen entwickelt (Ernst<br />

1974); unter ihnen sind die Kräuter Wiesen-Schafgarbe (Achillea millefolium s. l.),<br />

Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosella), Feld-Thymian (Thymus pulegioides), Scharfer<br />

Hahnenfuß (Ranunculus acris), Spitzwegerich (Plantago lanceolata), R<strong>und</strong>blättrige<br />

Glockenblume (Campanula rot<strong>und</strong>ifolia), Wiesen-Sauerampfer (Rumex acetosa) <strong>und</strong><br />

Wiesen-Schaumkresse (Arabidopsis halleri = Cardaminopsis halleri) sowie die Gräser<br />

Blaues Pfeifengras (Molinia caerulea), Geschlängelte Schmiele (Deschampsia flexuosa<br />

= Avenella flexuosa), Rotes-, Weißes- <strong>und</strong> H<strong>und</strong>s-Straußgras (Agrostis capillaris, A. stolonifera<br />

<strong>und</strong> A. canina), Rot-Schwingel (Festuca rubra), <strong>und</strong> Schaf-Schwingel (Festuca<br />

ovina s. l.). Alle schwermetallresistenten Ökotypen dieser Pflanzenarten haben sich <strong>im</strong><br />

Harz zum Galmeigrasnelken-Schwermetallrasen „Armerietum halleri“ zusammengef<strong>und</strong>en,<br />

der zum ersten Mal durch Libbert (1930, 1937) von den Steinfeldern der Oker<br />

beschrieben <strong>und</strong> von Dierschke & Becker (2008) ausführlich untersucht wurde.<br />

Die meisten der mutmaßlichen Wuchsorte mit natürlichen Schwermetallrasen über<br />

ausbeißenden Erzadern sind durch den Erzbergbau seit der späten Bronzezeit vor ca.<br />

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3.000 Jahren zerstört worden. Die übriggebliebene <strong>Schwermetallvegetation</strong> wurde in<br />

Folge menschlicher Aktivitäten stark überformt. Die Erzgewinnung <strong>und</strong> Erzverarbeitung<br />

<strong>im</strong> Harz erforderte große Holzmengen <strong>und</strong> hat die erste Zerstörung der Harzwälder<br />

verursacht. Im Mittelalter ist dieser Eingriff in die Wälder mit der Modernisierung<br />

des Erzbergbaus, insbesondere <strong>im</strong> Gebiet des Rammelsbergs, intensiviert worden. Das<br />

Rösten einer Tonne sulfidischen Blei- oder Kupfererzes erforderte 1,3 t Holz <strong>und</strong> das<br />

Schmelzen der Erze nochmals 0,7 t Holz. Bereits <strong>im</strong> Mittelalter war es billiger, das Erz<br />

in die noch verbliebenden Reste bewaldeter Flächen zu transportieren als das Holz von<br />

weit her zu den Bergwerken zu schaffen. Hierdurch entstanden neue schwermetallreiche<br />

Standorte außerhalb von Erzlagerstätten.<br />

Folgende drei Typen anthropogener Schwermetallböden können in der Harzregion<br />

unterschieden werden:<br />

a) Schwermetallhaltiger Abraum der Bergwerke sowie Schlacken <strong>und</strong> andere Reste<br />

der Schmelzprozesse wurden in der Nähe der Gruben <strong>und</strong> Hütten an vielen Stellen<br />

<strong>im</strong> Harz zu Halden aufgehäuft. Die meisten dieser Standorte sind (oder waren)<br />

durch gut entwickelte Bestände des Armerietum halleri gekennzeichnet (Ernst et al.<br />

2009). Allerdings haben die Weiterverwendung dieses Haldenmaterials für den<br />

Straßenbau <strong>und</strong> auch Sanierungsmaßnahmen viele dieser Schwermetallrasen seit<br />

der Mitte der 1960er Jahre vernichtet.<br />

b) Bis zum Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts wurden die gewonnenen Erze in wassergetriebenen<br />

Pochwerken zerkleinert <strong>und</strong> die Schwermetalle vom tauben Material durch<br />

Waschen geschieden. Da der Wirkungsgrad dieser Erzwäsche nicht sehr hoch war,<br />

wurden dadurch die Flusssed<strong>im</strong>ente in der Harzregion mit Schwermetallen mitunter<br />

stark angereichert. Bei der Verarbeitung von Bleierzen soll in der Wäsche 25 %<br />

Blei verloren gegangen sein (Kraume 1948). Das schwermetallbelastete Wasser <strong>und</strong><br />

die schwermetallreichen Rückstände des Pochprozesses (Pochsande) wurden durch<br />

die Flüsse bis zu 200 km talabwärts transportiert <strong>und</strong> bei Hochwasser in den Flussauen<br />

abgesetzt (Emmerling & Kolkwitz 1914; Ernst 1965, 1974; Baumann 1984).<br />

Hier entstanden dann tertiäre Schwermetallböden. Mit den Flüssen wurden auch<br />

Samen der ursprünglichen <strong>Schwermetallvegetation</strong> talabwärts transportiert, so<br />

dass sich auf den schwermetallkontaminierten Flussauen eine neue <strong>Schwermetallvegetation</strong><br />

entwickeln konnte. Heute tragen diese Flächen <strong>im</strong> Gebiet die am besten<br />

konservierten Schwermetallrasen. Wo die Landwirtschaft die Auenböden genutzt<br />

hat, wurden die Kulturpflanzen mit Schwermetallen kontaminiert. Diese Vergiftung<br />

wurde erstmals durch Meyer (1822) beschrieben <strong>und</strong> Effekte dieser Art dauern bis<br />

heute fort (Emmerling & Kolkwitz 1914, Ernst 1974, von Hodenberg & Finck 1975).<br />

Mit dem Bau der Innerste- <strong>und</strong> Oker-Talsperren wurde die Hochwassergefahr für die<br />

Flussauen aber erheblich herabgesetzt <strong>und</strong> damit auch die Zufuhr schwermetallbelasteter<br />

Sed<strong>im</strong>ente aus dem Flussoberlauf eingeschränkt. Aufgr<strong>und</strong> natürlicher<br />

hydrogeologischer Prozesse wird an Stellen, an denen Quellen in Kontakt mit Erzkörpern<br />

stehen, auch heute noch schwermetallhaltiges Quellwasser in die Bäche<br />

eingespeist <strong>und</strong> dann u. a. in die Flüsse Innerste <strong>und</strong> Oker weitergeleitet (Nowak &<br />

Preul 1971, Knolle 1989).<br />

c) Obwohl Holzmangel <strong>im</strong> 19. <strong>und</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>ert nicht mehr der Hauptgr<strong>und</strong> für die<br />

Wahl von Standorten für Erzschmelzen <strong>und</strong> erzverarbeitenden Industrien war, wurden<br />

noch <strong>im</strong>mer solche Betriebe am Rand des Harzes bei Langelshe<strong>im</strong>, Oker <strong>und</strong><br />

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<strong>Schwermetallvegetation</strong>, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong> <strong>im</strong> <strong>westlichen</strong> Geopark Harz<br />

Harlingerode angesiedelt. Unzureichende Filterung der Abgase führte zu einer weiteren<br />

Emission von Metallen <strong>und</strong> luftverunreinigenden Gasen (SO 2 , NO x , Dioxine).<br />

Diese Emissionen beschädigten die Vegetation <strong>im</strong> Umkreis von einigen Kilometern<br />

<strong>und</strong> verursachten die sog. „Hüttenrauchschäden“, nicht nur <strong>im</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>ert (von<br />

Schroeder & Reuss 1883), sondern auch noch <strong>im</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>ert, nämlich mindestens<br />

bis 1978, als die Frankenscharrnhütte geschlossen wurde. Die Zinkhütten in<br />

Oker wurden zwar technisch modernisiert, emittieren aber weiterhin Schwermetalle<br />

in erheblichem Umfang. Durch die Meldepflichten des Schadstofffreisetzungs- <strong>und</strong><br />

-verbringungsregisters (www.prtr.b<strong>und</strong>.de) ist bekannt, dass die Metallhütten <strong>und</strong><br />

Chemiebetriebe in Goslar-Oker/Harlingerode aktuell noch mindestens die folgenden<br />

Schwermetallmengen jährlich emittieren: Harz-Metall GmbH: 2.360 kg Zn in die<br />

Luft, 14,7 kg Cd <strong>und</strong> 148 kg Zn in den Vorfluter, Norzinco GmbH Harzer Zinkoxide:<br />

3.390 kg Zn in die Luft, Grillo Zinkoxid GmbH: 3.170 kg Zn in die Luft. Weitere<br />

Betriebe wie z. B. H.C. Starck GmbH haben keine atmosphärischen Emissionsdaten<br />

gemeldet, sind aber ebenfalls starke Emittenten. Hinzu kommen hohe Schwermetallemissionen<br />

aus den Halden in das Gr<strong>und</strong>wasser. Als Konsequenz sind die<br />

Böden <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wässer <strong>im</strong> Bereich Oker besonders stark mit Blei, Cadmium, Zink<br />

u. a. Schwermetallen belastet.<br />

Eine Anreicherung von Böden mit best<strong>im</strong>mten Elementen durch metallische <strong>und</strong> andere<br />

Mineralisationen sowie anthropogene Überlagerungen kann auch durch Pflanzenanalysen<br />

festgestellt werden, wie Johannes & Krause (1985) <strong>im</strong> Nordwestharz durch die<br />

Analyse der Asche von Fichtennadeln mit erhöhten Konzentrationen von Ba, Ca, Cd,<br />

Co, Cu, Fe, Mn, Mo, Ni, Pb, Rb, Sr, V <strong>und</strong> Zn zeigen konnten. Weniger bekannt ist,<br />

dass auch Tiere in der Harzregion, beispielsweise Vögel <strong>und</strong> Säugetiere, eine solche<br />

Anreicherung mit Schwermetallen aufweisen (Knolle & Knolle 1983). Die Schwermetallbelastung<br />

der Flüsse, u. a. der Oker nördlich der Oker-Hütten, wird durch erhöhte<br />

Schwermetallgehalte in Fischen angezeigt (Koop 1989). Hartmann (2000) fand in Knochen,<br />

Leber <strong>und</strong> Nieren von Fledermäusen der Harzregion signifikant höhere Bleiwerte<br />

als in Individuen aus anderen Teilen Niedersachsens. Auch zahlreiche jagdbare Wildtiere<br />

des Harzes sind mit Schwermetallen belastet (Blottner et al. 1999).<br />

3.2 Metallkonzentrationen in Pflanzen <strong>und</strong> ihre Regulation<br />

Pflanzen von schwermetallreichen Böden sind durch einen erhöhten Schwermetallgehalt<br />

in allen Pflanzenteilen mit Ausnahme der Samen gekennzeichnet (Ernst 1974).<br />

Dabei ist die Verlagerung der Metalle von der Wurzel zum Spross spezifisch für jede<br />

Pflanzenart <strong>und</strong> jeden Ökotyp (Ernst 1974, Macnair 2002), so dass sehr unterschiedliche<br />

Schwermetallkonzentrationen in den einzelnen Pflanzenorganen vorliegen. Die<br />

höchsten Werte kommen häufig in den Wurzeln, die niedrigsten in den Samen vor.<br />

3.2.1 Regulation des Schwermetallhaushaltes der Pflanzen <strong>und</strong> ihrer Organe<br />

Für das Verständnis der spezifischen Schwermetallresistenz werden zwei verschiedene<br />

Organisationsstufen einer Pflanze, das organismische <strong>und</strong> das zelluläre Niveau,<br />

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betrachtet. Einer der möglichen Resistenzmechanismen ist eine Einschränkung der<br />

Schwermetallaufnahme durch die Wurzeln bzw. eine Festlegung der Metalle in den<br />

Wurzeln, so dass der Schwermetalltransport von der Wurzel zum Spross eingeschränkt<br />

ist. Diese Anpassung wird durch einen Ökotyp von Silene vulgaris realisiert, der an<br />

drei Exemplaren nachgewiesen wurde, die von Langelshe<strong>im</strong> stammten (Ernst et al.<br />

2009: Tab. 2). Andere Pflanzenarten verfolgen eine entgegengesetzte Strategie: Sie<br />

vermindern weder die Aufnahme noch den internen Transport; vielmehr reichern sie<br />

die Schwermetalle in den Blättern zu extrem hohen Konzentrationen an, bis sich die<br />

Pflanze durch Absterben der Blätter der darin akkumulierten Metalle entledigen kann.<br />

Dieser Prozess wird mit dem Begriff „Hyperakkumulation“ bezeichnet (Brooks et al.<br />

1977). Das Schwermetallniveau, das eine Pflanze als „Hyperakkumulator“ einordnet,<br />

ist für jedes Schwermetall spezifisch definiert worden; doch wurde die Untergrenze<br />

<strong>im</strong>mer wieder ohne jegliche physiologische Begründung erhöht (Brooks 1998). Im Fall<br />

des Zinks weist ein Hyperakkumulator mehr als 10 g Zn/kg Trockenmasse auf, was<br />

in der Harzregion für Arabidopsis halleri zutrifft. Die ökologische Bedeutung dieser<br />

Hyperakkumulation ist noch umstritten, aber wird gegenwärtig bevorzugt als Verteidigung<br />

gegen blattfressende Insekten <strong>und</strong> pathogene Pilze diskutiert (Coleman et al.<br />

2005). In jedem Fall erfordert sie eine hohe physiologische Toleranz. Möglicherweise<br />

ist bei der Definition des Hyperakkumulators auch unzureichend umschrieben, dass<br />

der entsprechende Grenzwert des Schwermetalles allein für die Pflanze am natürlichen<br />

Standort zutrifft <strong>und</strong> bei der Analyse die Blätter von aufgewehten <strong>und</strong> aufgespritzten<br />

Bodenteilen zu säubern sind. Auf der Suche nach Pflanzen für Phytoremediation, d. h.<br />

den Einsatz von Pflanzen zur Dekontamination von Böden, werden Pflanzen in kurzfristigen<br />

physiologischen Exper<strong>im</strong>enten hohen Schwermetallkonzentrationen ausgesetzt,<br />

um sie schließlich als Hyperakkumulator einzustufen. Durch eine unzureichende<br />

Begriffsabgrenzung des Hyperakkumulators versagen solche weniger schwermetallresistenten<br />

Ökotypen, wenn sie dann auf schwermetallreichen Böden angepflanzt werden.<br />

Wie das Beispiel des Ökotypen „Plombières“ von Silene vulgaris zeigt, müsste dieser<br />

Ökotyp als Zn-Hyperakkumulator eingestuft werden, obwohl er keineswegs bis zur<br />

Samenreife überleben kann. Pflanzen, die unter dem Grenzwert eines Schwermetalles<br />

für einen Hyperakkumulator bleiben, werden als „Akkumulator“ definiert (Ernst &<br />

Nelissen 2000).<br />

Eine andere Möglichkeit der Anpassung an hohe Schwermetallkonzentrationen des<br />

Bodens kann in der Einschränkung der Schwermetallaufnahme durch eine Assoziation<br />

der Wurzeln mit arbuskulären (weil bäumchenartig verzweigten) Mykorrhizapilzen<br />

realisiert werden. Eine solche Mykorrhizierung weisen die Kräuter Plantago lanceolata<br />

<strong>und</strong> Viola calaminaria (Letztere <strong>im</strong> Harz nicht vorkommend) sowie alle schwermetallresistenten<br />

Gräser auf. Durch noch nicht erforschte Prozesse wird der Transport der<br />

Schwermetalle vom Boden über den Mykorrhizapilz in die Pflanzenwurzeln so stark<br />

eingeschränkt, dass der Schwermetallgehalt dieser Pflanzen <strong>im</strong> Vergleich zu Pflanzen<br />

mit nicht-mykorrhizierten Wurzeln, u. a. Arabidopsis halleri, Minuartia verna <strong>und</strong> Silene<br />

vulgaris, recht niedrig ist (Ietswaart et al. 1992).<br />

Eine weitere Möglichkeit der organismischen Schwermetallresistenz besteht darin,<br />

aufgenommene Schwermetalle so schnell als möglich wieder auszuscheiden. Diese<br />

Lösung ist bei Menschen <strong>und</strong> Tieren über Exkretion in Fäzes <strong>und</strong> Urin weit verbrei-<br />

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<strong>Schwermetallvegetation</strong>, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong> <strong>im</strong> <strong>westlichen</strong> Geopark Harz<br />

tet, während Pflanzen ein vergleichbares Ausscheidungsverfahren nicht besitzen. Hier<br />

ist eine aktive Schwermetallexkretion allein über Salzdrüsen <strong>und</strong> Hydathoden möglich,<br />

wenn man den Abwurf alter, schwermetallbelasteter Blätter nicht als Exkretion<br />

betrachtet. Auf schwermetallreichen Böden besitzen nur Armeria-Arten Salzdrüsen,<br />

z. B. Armeria marit<strong>im</strong>a ssp. halleri, doch ist die Effizienz der Schwermetallausscheidung<br />

sehr gering (Ernst 1974). Hydathoden sind <strong>im</strong> Pflanzenreich relativ weit verbreitet;<br />

ihre Rolle in der Regulation des Schwermetallhaushaltes ist bisher allein bei Minuartia<br />

verna untersucht, wo die an Blattspitzen liegenden Hydathoden durch Ausscheidung<br />

von metallbeladenem Xylemsaft die interne Schwermetallbelastung geringfügig vermindern<br />

können (Neumann et al. 1997). Trotzdem bleibt der Schwermetallgehalt der<br />

Blätter dieser Caryophyllaceae hoch (Ernst et al. 2009: Tab. 3). All diese Anpassungen<br />

auf organismischem Niveau können jedoch nicht verhindern, dass Pflanzen auf<br />

Schwermetallböden einen Schwermetallgehalt aufweisen, der weit über demjenigen<br />

von Pflanzen bei durchschnittlicher Schwermetallversorgung der Böden liegt. In diesen<br />

schwermetallresistenten Pflanzen sind die Schwermetallkonzentrationen sehr metall<strong>und</strong><br />

pflanzenartenspezifisch. Eine hohe lokale Variation des Schwermetallgehaltes des<br />

Bodens sorgt noch für eine weitere Modifikation der Schwermetallgehalte.<br />

3.2.2 Regulation des Schwermetallhaushaltes auf zellulärem Niveau<br />

der Pflanzen<br />

Um hohe Konzentrationen der Schwermetalle <strong>im</strong> Zellsaft zu überleben, müssen die<br />

Pflanzen eine hohe physiologische Schwermetallresistenz entwickelt haben. Da viele<br />

Schwermetalle in sehr geringen Konzentrationen für die Bildung von Enzymen oder<br />

anderer Eiweiße essentiell sind, kann eine Pflanze es sich nicht erlauben, Schwermetalle<br />

von der Aufnahme komplett auszuschließen. In der Wurzel wird die Aufnahme<br />

der Schwermetalle über Gene gesteuert, die die Synthese von spezifischen <strong>und</strong> unspezifischen<br />

Metalltransportern regeln. Sobald die Schwermetalle ein Pflanzenorgan erreichen,<br />

tritt eine weitere Verfeinerung der Metallverteilung auf, die gut in Blättern untersucht<br />

ist. Hierbei findet <strong>im</strong> Blatt eine bevorzugte Akkumulation von Cadmium, Nickel<br />

<strong>und</strong> Zink in den photosynthetisch inaktiven Zellen der unteren <strong>und</strong> oberen Epidermis<br />

statt (Chardonnens et al. 1999b). Jeder Überschuss an Schwermetallen <strong>und</strong> alle physiologisch<br />

funktionslosen Schwermetalle (u. a. As, Cd, Hg, Pb) müssen so schnell wie<br />

möglich inaktiviert <strong>und</strong> mit Hilfe von anderen Transportern in die physiologisch weniger<br />

aktiven Zellkompart<strong>im</strong>ente, d. h. Vakuole <strong>und</strong> Zellwand, verfrachtet werden. Der<br />

Vorteil von schwermetallresistenten Pflanzen besteht darin, dass sie <strong>im</strong> Gegensatz zu<br />

anderen Pflanzen überschüssige Schwermetallmengen schneller in die Vakuole transportieren<br />

können (Chardonnens et al. 1999a).<br />

Sobald die zelluläre Regulation dem Schwermetallangebot nicht mehr gewachsen ist,<br />

findet auch in schwermetallresistenten Pflanzen eine Vergiftung statt, deren Symptome<br />

mit bloßem Auge bereits als Chlorosen (bleichgrüne Blätter) <strong>und</strong> erhöhte Anthocyangehalte<br />

(rötliche Blätter) wahrgenommen werden können. Die Ursache der Toxizität<br />

liegt in einer metallspezifischen Störung von Stoffwechselprozessen. Eine Chlorose<br />

kann ursächlich auf verschiedene Prozesse zurückgeführt werden. Blei blockiert die<br />

Aktivität der delta-Aminolävulinsäure, so dass unzureichende Mengen an Protochlorophyll<br />

synthetisiert werden. Ein Übermaß an Zink beeinträchtigt den Transport von<br />

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Magnesium in das Chlorophyllmolekül <strong>und</strong> erhöht den Zinkgehalt <strong>im</strong> Chloroplasten<br />

so stark, dass schließlich die Photosynthese um 90 % vermindert wird (van Assche &<br />

Clijsters 1986). Daneben kann eine unzureichende Schwermetallresistenz zu morphologischen<br />

Veränderungen wie Zwergwuchs (Nanismus) oder Kleinblättrigkeit führen<br />

(Ernst 1999). Lediglich für das schwerste natürlich vorkommende Element, Uran, dessen<br />

chemotoxische Eigenschaften als Schwermetall durch radiotoxische Mechanismen<br />

verstärkt werden (Busby & Schnug 2008), sind praktisch keine hyperakkumulierenden<br />

Pflanzenarten bekannt (Haneklaus & Schnug 2008).<br />

3.3 Schwermetalle <strong>und</strong> pflanzenfressende Tiere<br />

Tiere sind offenbar kaum in der Lage, Schwermetallresistenzen zu entwickeln (Boyd &<br />

Martens 1994, Martens & Boyd 2002) bzw. sie bedürfen solcher Resistenzen auch in<br />

viel geringerem Maße, da sie <strong>im</strong> Gegensatz zu Pflanzen die Schwermetalle mit dem Kot<br />

wieder ausscheiden können. Wenn überhaupt Resistenzen entwickelt sind, dann sind<br />

diese meist sehr schwach, was dazu führt, dass z. B. Insekten vorranging die (noch)<br />

schwermetallarmen jungen Pflanzenorgane <strong>und</strong> Samen fressen. Ein solches herbivores<br />

Insekt in den Schwermetallrasen Mittel- <strong>und</strong> Westeuropas ist der Marienkäfer Subcoccinella<br />

vigintiquatuorpunctata, der sich in allen Entwicklungsphasen auf junge Blätter<br />

<strong>und</strong> Blütenknospen von Silene vulgaris spezialisiert hat. Erstmals beschrieb Jacquemart<br />

(1958) diesen Käfer auf Silene vulgaris der Schwermetallhalden <strong>im</strong> belgischen Plombières.<br />

Heute ist er auf nahezu allen Schwermetallrasen nachzuweisen, insofern dort<br />

Silene vulgaris wächst. Ende April schabt das Käferweibchen die Epidermis von jungen<br />

Blättern ab. Offensichtlich kann ein „Geschmacksfühler“ Informationen über den<br />

Schwermetallgehalt der Blätter ermitteln, bevor 4 −8 Eier auf Blätter mit einem gemäßigten<br />

Zinkgehalt von 1.635 bis 3.270 mg Zn/kg Trockenmasse gelegt werden. Die<br />

sehr bewegliche Larve verzehrt dann einen Teil der Epidermis <strong>und</strong> des subepidermalen<br />

Gewebes dieser jungen Blätter <strong>und</strong> Blütenknospen. Die so geschädigten Pflanzen sind<br />

schon von weitem an den braunen Sprossspitzen zu erkennen. Sie entwickeln durch<br />

den Verzehr aller Blütenknospen auch keine Blüten <strong>und</strong> folglich auch keine Samen.<br />

Heuschrecken beschränken sich in Schwermetallrasen auf den Verzehr junger Grasblätter,<br />

die ebenfalls schwermetallarm sind (Ernst et al. 2009: Abb. 10).<br />

Pflanzensamen sind aufgr<strong>und</strong> ihres geringen Schwermetallgehaltes (Ernst 1974) eine<br />

andere schwermetallarme Nahrungsquelle in einem ansonsten schwermetallreichen<br />

Milieu. Darum sind Samen bei einigen Insektenarten als Nahrung beliebt. Wiederum<br />

ist es Silene vulgaris, die von Insekten „belagert“ wird. Schmetterlinge der Gattung<br />

der Nelkeneulen (Hadena) bestäuben zuerst die Blüten des Taubenkropfes <strong>und</strong> legen<br />

danach ein Ei in die Blüte. Durch diesen Bestäubungsakt wird garantiert, dass in der<br />

Samenkapsel 50 −70 Samen heranwachsen können, die dann von der heranwachsenden<br />

Raupe verzehrt werden. Nach Erschöpfung des Samenreservoirs einer Kapsel<br />

wandert die Raupe zur nächsten Kapsel, bis sie schließlich das Puppenstadium<br />

erreicht (Ernst 1987). Bei starkem Raupenbefall kann der Taubenkropf keine Samen<br />

produzieren, so dass die Verjüngung der Pflanzenpopulation unterbrochen wird. Raupen<br />

der Lichtnelken-Eule Hadena bicruris sind selbst in der Lage, sehr junge <strong>und</strong> damit<br />

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<strong>Schwermetallvegetation</strong>, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong> <strong>im</strong> <strong>westlichen</strong> Geopark Harz<br />

relativ schwermetallarme Blätter aufzufressen. Bei dieser Nelkeneule bleibt durch die<br />

Ausscheidung der Schwermetalle in den Fäzes der Schwermetallgehalt des Raupenkörpers<br />

niedrig. Weniger schädlich für die Populationsentwicklung von Silene vulgaris ist<br />

der Nelkenrüssler Sibinia viscaria (Curculionidae); die Entwicklung der kleinen Käferlarve<br />

beschränkt sich jeweils auf eine Samenkapsel. Andere samenfressende Insektenarten<br />

wurden in den Fruchtständen von Arabidopsis halleri <strong>und</strong> Armeria marit<strong>im</strong>a<br />

ssp. halleri gef<strong>und</strong>en. Blüten <strong>und</strong> Fruchtstände von Armeria marit<strong>im</strong>a ssp. halleri werden<br />

durch Larven <strong>und</strong> Käfer vom Grasnelkenrüssler (Sibinia sodalis) befallen, die bis<br />

zu 90 % der Samen vernichten können (Ernst 2006). Die Blütenstände von Hallers<br />

Grasnelke werden auch durch den Grasnelken-Palpenfalter Aristotelia brizella auf allen<br />

Schwermetallrasen als Nahrungsquelle aufgesucht; in großen Blütenköpfen leben mitunter<br />

mehrere Raupen dieses monophagen Kleinschmetterlings.<br />

4 Die Vegetation auf schwermetallhaltigen Böden<br />

in der Harzregion<br />

4.1 Allgemeine Charakteristik der Schwermetallrasen<br />

Schwermetallreiche Standorte lassen sich oft schon von weitem durch ihre teilweise<br />

nur sehr lockere, meist niedrigwüchsige Pflanzendecke erkennen. Besonders dort, wo<br />

noch kleine bis größere Halden mit Abraum oder Verhüttungsrückständen (Schlacken)<br />

existieren, heben sich feinerdearme Kuppen <strong>und</strong> steilere Hänge mit dunklem Grobmaterial<br />

<strong>und</strong> bestenfalls sehr schütterem, artenarmem Bewuchs von der Umgebung ab.<br />

Aber auch ebene Flächen mit Gesteins- <strong>und</strong> Schlackenresten können ähnlich offen<br />

sein. Das Ausgangssubstrat weist nicht nur hohe, für viele Pflanzen giftige Schwermetallkonzentrationen<br />

auf, sondern es ist zugleich sehr nährstoffarm, ohne größeres Wasserhaltevermögen<br />

<strong>und</strong> kann sich bei direkter Einstrahlung stark erhitzen. Erst wenn<br />

sich etwas mehr Feinerde angesammelt hat, wird das Substrat für manche Pflanzen<br />

besiedelbar, die allmählich Humus bilden, eventuell auch Feinerde sammeln <strong>und</strong> damit<br />

weiteren Pflanzen unter Abschwächung des Schwermetalleinflusses das Eindringen<br />

ermöglichen. So kann allmählich eine echte Pr<strong>im</strong>ärsukzession beginnen, in der aber<br />

über lange Zeit nur schwermetalltolerante Pflanzen eine Rolle spielen. Auf Schwermetallstandorten<br />

bleiben viele Pflanzen kleinwüchsig; insgesamt ähnelt die Vegetation<br />

physiognomisch bestenfalls einem Magerrasen. Diesen Charakter haben auch<br />

die Bestände in mit Pochsanden kontaminierten Überschwemmungsbereichen einiger<br />

Flüsse, insbesondere von Innerste <strong>und</strong> Oker. Im Gegensatz zu vielen Magerrasen<br />

anderer Regionen, die oft als besonders artenreich gelten, sind die Schwermetallrasen<br />

des Harzes relativ artenarm. Hohe Schwermetallkonzentrationen sind insgesamt ein<br />

entscheidender Gr<strong>und</strong> für die Artenzusammensetzung, aber auch andere Faktoren wie<br />

Nährstoff- <strong>und</strong> Wasserhaushalt sowie der pH-Wert des Bodens spielen eine wichtige<br />

Rolle (Dierschke & Becker 2008, s. a. Becker & Dierschke 2008). Am Boden gibt es häufig<br />

eine gut <strong>und</strong> teilweise artenreich ausgebildete Kryptogamenschicht. So können insbesondere<br />

die Flechten teilweise an Zahl <strong>und</strong> Deckung die Gefäßpflanzen übertreffen<br />

<strong>und</strong> die floristische Gesamtbilanz etwas aufbessern.<br />

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Friedhart Knolle et al. 1–44<br />

Band 10 2011<br />

Im Harz best<strong>im</strong>men drei Metallophyten das Vegetationsbild: Armeria marit<strong>im</strong>a ssp. halleri,<br />

Minuartia verna ssp. hercynica <strong>und</strong> Silene vulgaris. Sie haben recht unterschiedliche<br />

Wuchsformen: Armeria bildet kleine Rosetten aus schmalen Blättern <strong>und</strong> hat<br />

langgestielte rote Blütenköpfchen, Minuartia entwickelt kleine, frischgrüne Polster mit<br />

nadelförmig-feinen Blättchen <strong>und</strong> zahlreichen kleinen weißen Blüten, Silene fällt mit<br />

ihren kriechend-aufsteigenden blaugrünen Trieben <strong>und</strong> großen rötlich-weißen Blüten<br />

besonders auf. Hinzu kommen vorwiegend anspruchslose Arten, die sich meist auch<br />

in der Umgebung finden. Diese sind nach ökophysiologischen Untersuchungen ebenfalls<br />

mehr oder weniger schwermetalltolerant <strong>und</strong> können als eigene Ökotypen gelten,<br />

die aber keine klaren morphologischen Unterschiede erkennen lassen <strong>und</strong> deshalb<br />

keinen taxonomischen Rang haben. Hierzu gehören z. B. Agrostis capillaris, Campanula<br />

rot<strong>und</strong>ifolia, Festuca ovina <strong>und</strong> Rumex acetosa (oft sehr kleinblättrig), die fast überall<br />

zu finden sind. Gräser können teilweise vorherrschen <strong>und</strong> geben den Beständen dann<br />

das Aussehen von Magerrasen. In manchen Arbeiten wird auch Arabidopsis halleri als<br />

Metallophyt angesehen. Hallers Schaumkraut ist aber ebenfalls eine bezeichnende<br />

Pflanze der Bergwiesen des Harzes (Dierschke 1997). Ihre Populationen der Schwermetallstandorte<br />

sind somit auch nur eigene Ökotypen, bestenfalls (fakultative) Metallophyten<br />

i. w. S., aber für Schwermetallrasen sehr bezeichnend. Die „echten“ Metallophyten<br />

sind neben den Gräsern phänologisch-physiognomisch häufig die best<strong>im</strong>menden<br />

Arten. Anfang Mai blühen bereits Minuartia verna ssp. hercynica <strong>und</strong> Armeria marit<strong>im</strong>a<br />

ssp. halleri, etwas später auch Silene vulgaris. Alle haben eine sehr lange Blütezeit, teilweise<br />

bis in den Herbst hinein, wobei Armeria gewisse Blühwellen mit Pausen dazwischen<br />

erkennen lässt. Andere Farbaspekte gibt es vor allem <strong>im</strong> Sommer dort, wo der<br />

Schwermetalleinfluss geringer ist, z. B. durch Achillea millefolium, Campanula rot<strong>und</strong>ifolia,<br />

Galium album, Hieracium pilosella, P<strong>im</strong>pinella saxifraga, Rumex acetosa, Thymus<br />

pulegioides <strong>und</strong>/oder Viola tricolor.<br />

Die Böden der <strong>Schwermetallvegetation</strong> können, teilweise schon auf kleinem Raum,<br />

sehr unterschiedlich ausgebildet sein, von sehr flachgründig-skelettreichen Rohböden<br />

bis zu rankerartigen, feinerdereicheren Ausbildungen mit unterschiedlich dicker<br />

Humusauflage, wegen gehemmter Aktivität der Bodenorganismen teilweise als Rohhumus.<br />

Schon Peter (1899: 30) hat auf eine eigenartige Pflanzengesellschaft des Harzes<br />

mit Metallophyten hingewiesen, welche „die zahlreichen Schutthalden in der Umgebung<br />

von Gruben <strong>und</strong> Bergwerken, die Schlackenfelder der Hüttenwerke, die Kiesbetten der<br />

Harzbäche beherbergen“. Etwas genauere Hinweise auf Vorkommen <strong>und</strong> Verbreitung<br />

von <strong>Schwermetallvegetation</strong> finden sich bereits bei Drude (1902), wenn er auch offenbar<br />

die ökologische Bedeutung der Schwermetalle nicht kannte. Er beschrieb artenarme<br />

Pflanzenbestände auf Flussschottern der Harzflüsse mit Armeria marit<strong>im</strong>a ssp.<br />

halleri, Arabidopsis halleri <strong>und</strong> Minuartia verna ssp. hercynica, die „in den Waldthälern<br />

des unteren Harzes überall durch ihr Zusammenwachsen die Plätze früherer Kohlenmeiler<br />

anzeigen …“ (S. 516). „Als schwache Art von endemischem Charakter hat Armeria<br />

Halleri zu gelten, welche dem nördlichen Gebirgssaum des Harzes <strong>und</strong> seinen nach SW<br />

gerichteten Flusstälern ein sehr charakteristisches Gepräge gibt. Schon Ende April stehen<br />

die weitgedehnten Schotterwiesen an der Oker, Innerste u. s. w. in kräftigem Rot<br />

von den auf kurzen, steifen Schäften in Menge neben einander aus demselben Polster<br />

entspringenden kugeligen Köpfen dieser Armeria, die dann in unregelmäßiger Zeitfolge<br />

den ganzen Sommer hindurch weiter blüht“ (S. 220). „Auf den an der Innerste liegen-<br />

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<strong>Schwermetallvegetation</strong>, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong> <strong>im</strong> <strong>westlichen</strong> Geopark Harz<br />

den Geröllflächen <strong>und</strong> Wiesen wachsen noch auf 1 St<strong>und</strong>e Entfernung vom Flusse die<br />

beiden Charakterpflanzen des Harzes, Alsine verna <strong>und</strong> Armeria Halleri <strong>im</strong> Diluvium bis<br />

Ringelhe<strong>im</strong> …“ (S. 304), also bis gut 10 km vom Harzrand entfernt. Es ist demnach<br />

davon auszugehen, dass Schwermetallfluren noch zu Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>im</strong><br />

Harz <strong>und</strong> seinem Vorland in großer Ausdehnung vorhanden waren. Hellwig (2002)<br />

beschreibt auch umfangreichere Bestände <strong>im</strong> Innerstetal bei Grasdorf oberhalb Hildeshe<strong>im</strong>.<br />

Die floristische Eigenart <strong>und</strong> Ähnlichkeit der Schwermetallrasen macht es<br />

sinnvoll, alle Bestände, die wenigstens einen der drei genannten Metallophyten besitzen,<br />

<strong>im</strong> Harz zu einer Assoziation zusammenzufassen. Es ist dies das schon frühzeitig<br />

beschriebene Armerietum halleri Libbert 1930. Teilweise lassen sich bereits kleinräumig<br />

mehr oder weniger deutliche Vegetationsunterschiede erkennen, die als verschiedene<br />

Subassoziationen <strong>und</strong> Varianten eingestuft werden können.<br />

4.2 Die Galmeigrasnelken-Gesellschaft<br />

(Armerietum halleri Libbert 1930) <strong>im</strong> Harz<br />

Die Galmeigrasnelken-Gesellschaft (botanisch Armerietum halleri) ist die charakteristische<br />

Pflanzengesellschaft auf alten Abraum- <strong>und</strong> Schlackenhalden früherer <strong>Bergbau</strong>-<br />

<strong>und</strong> Verhüttungsbetriebe <strong>und</strong> anderen mit Schlacken durchsetzten Substraten<br />

mit hohen Gehalten an Schwermetallen sowie auf durch Pochsande kontaminierten<br />

Flussschottern <strong>im</strong> Harz <strong>und</strong> seinem Vorland. Vor allem <strong>im</strong> Nordwestteil des Harzes gibt<br />

es noch ein weit gespanntes Netz kleinerer <strong>und</strong> größerer Stellen mit hohen Schwermetallgehalten<br />

inmitten „normaler“ Ausprägungen von Grasland bis zu Laubwäldern<br />

<strong>und</strong> Fichtenforsten. Es gibt aber heute nur noch wenige Flächen, wo das Armerietum<br />

in guter Ausbildung zu finden ist. Oft lassen sich nur noch einzelne Pflanzen erkennen,<br />

die auf Schwermetallstandorte hinweisen. Gut ausgebildet <strong>und</strong> teilweise großflächiger<br />

ist das Armerietum halleri vor allem auf den Schotterebenen von Innerste <strong>und</strong><br />

Oker zu finden. Wie Wuchsstörungen mit Chlorosen in den angrenzenden Getreideäckern<br />

erkennen lassen, reichen die Kontaminationen teilweise weit über den heutigen<br />

Bereich der Schwermetallrasen hinaus (Drude 1902). Auch die in diesen Bereichen<br />

liegenden Haldenreste zeigen gut differenzierte Bestände. Dagegen ist das Armerietum<br />

halleri auf Schlackenplätzen in den engen Harztälern nur noch selten weiträumig<br />

vorhanden. Ausgedehntere Bestände gibt es außerdem auf den Bergwerkshalden bei<br />

Lautenthal (Kap. 5.8).<br />

Die folgende Beschreibung beginnt mit einer sehr artenarmen Pionierphase <strong>und</strong> endet<br />

mit dichten, bereits in floristischer Degeneration befindlichen, wiesenartigen Beständen<br />

des Armerietum halleri. Bedingt durch unterschiedliche Nährstoff- <strong>und</strong> Wasserversorgung<br />

der Standorte sowie durch verschiedene Schwermetallkonzentrationen lassen<br />

sich nach Dierschke & Becker (2008) eine Pionierphase (die nicht zur eigentlichen Assoziation<br />

gehört) sowie drei Untergesellschaften der Galmeigrasnelken-Gesellschaft<br />

unterscheiden (s. a. Ernst 1974):<br />

Taubenkropfle<strong>im</strong>kraut-Pionierphase auf Halden aus grobem, durchlässigem Gesteins<strong>und</strong><br />

Schlackenmaterial. Als erster Pionier der Phanerogamen tritt hier meist Silene<br />

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Abb. 6: Stereocaulon dactylophyllum. Höhe des Flechtenkörpers 3 −5 cm. Foto: Hans-Ulrich Kison.<br />

vulgaris auf, die von kleinen durchwurzelbaren Stellen aus ihre blaugrünen Triebe über<br />

das Gestein schiebt <strong>und</strong> auch leichte Überschüttung erträgt. Wo etwas mehr Feinerde<br />

angesammelt ist, kann Minuartia verna ssp. hercynica in winzigen Polstern hinzukommen<br />

oder (auf Flächen in ebener Lage) auch der erste Pionier sein. Mit ihren weißen<br />

Blüten bilden beide Sippen einen reizvollen Kontrast zum dunklen Untergr<strong>und</strong>. Die Pionierphase<br />

kann sehr lange andauern <strong>und</strong> hat somit nicht selten den Charakter einer<br />

Dauer-Pioniergesellschaft.<br />

Neben dieser Pionierphase gibt es vor allem auf größeren Schlackenhalden, aber auch<br />

auf sehr flachgründigen, steinreichen Standorten der Schotterfluren, Bestände mit<br />

mehreren Flechtenarten, die mit bis zu 80 % Deckung eine auffällige grünlich-graue<br />

Schicht am Boden bilden. Diese flechtenreiche Galmeigrasnelken-Gesellschaft wird<br />

botanisch als Armerietum halleri cladonietosum chlorophaeae Ernst 1965 bezeichnet.<br />

Neben verschiedenen Cladonien sind noch Cetraria aculeata <strong>und</strong> Stereocaulon dactylophyllum<br />

als Differenzialarten zu nennen. Die Zahl der Gefäßpflanzen ist <strong>im</strong> Armerietum<br />

cladonietosum gering. Auch ihr Deckungsgrad liegt oft unter 50 %, so dass den<br />

Kryptogamen genügend Raum <strong>und</strong> Licht bleibt. Silene vulgaris ist in den Beständen<br />

fast überall vorhanden, etwas weniger stet, teilweise mit größeren Polstern auch Minuartia<br />

verna ssp. hercynica. Am wenigsten stet, aber oft durchaus mit guter Wuchskraft,<br />

kommt Armeria marit<strong>im</strong>a ssp. halleri hinzu.<br />

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<strong>Schwermetallvegetation</strong>, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong> <strong>im</strong> <strong>westlichen</strong> Geopark Harz<br />

Abb. 7: Die Typische Galmeigrasnelken-Gesellschaft (Armerietum halleri typicum) in der Okeraue in<br />

Goslar-Oker. Foto: Thomas Becker (10.6.2006).<br />

Bei weiter voranschreitender Sukzession kann sich die Typische Galmeigrasnelken-<br />

Gesellschaft (Armerietum halleri typicum Ernst 1965) entwickeln. Diese Gesellschaft<br />

trägt ihren Namen zu Recht. Sie ist nicht nur das trennartenlose Mittelstück der Assoziation,<br />

sondern mit häufigem Vorkommen <strong>und</strong> weiter Verbreitung sowohl auf Halden<br />

als auch auf Schotterflächen das floristisch-ökologische Zentrum der Schwermetallrasen<br />

<strong>im</strong> Harz (Dierschke & Becker 2008). Alle drei Charakterarten der Assoziation<br />

sind hochstet vorhanden, nicht selten auch mit größerem Deckungsgrad. Teilweise<br />

hohe Anteile der Gräser (Festuca ovina oder Deschampsia flexuosa) vermitteln den Eindruck<br />

von Rasen oder Wiesen. Auf wechselfeuchten Standorten an Flüssen fällt gelegentlich<br />

auch Molinia caerulea auf. Die Flechten zeigen oft eine eingeschränkte Vitalität.<br />

Der Boden besitzt eine etwas stärkere Humusauflage. Das skelettreiche Substrat<br />

darunter ist oft flachgründig, kann aber auch bis über 20 cm tief durchdringbar sein.<br />

Bei weiter fortgeschrittener Bodenbildung <strong>und</strong> Bindung der Schwermetalle als Metallhumuskomplexe<br />

entsteht als eine Abbauphase schließlich die Schafgarben-Galmeigrasnelken-Gesellschaft<br />

(Armerietum halleri achilletosum millefoliae Ernst 1965).<br />

Ausgedehnte Bestände dieser Subassoziation kommen vor allem <strong>im</strong> Überschwemmungsbereich<br />

der Innerste <strong>und</strong> Oker vor. Zahlreiche Differenzialarten deuten auf geringeren<br />

Schwermetalleinfluss <strong>und</strong> allgemein günstigere Wuchsbedingungen hin. Häufig<br />

finden sich Plantago lanceolata, Galium album <strong>und</strong> P<strong>im</strong>pinella saxifraga, weniger stet<br />

Thymus pulegioides, Achillea millefolium, seltener Hieracium pilosella, Viola tricolor <strong>und</strong><br />

Cerastium holosteoides. Auch Molinia caerulea kommt häufiger vor. So liegt die Zahl<br />

der Gefäßpflanzen pro Aufnahmefläche häufig bei 11 −15. Die Krautschicht ist deutlich<br />

üppiger, die Deckung liegt überall über 50 %. Oft herrscht ein Grasaspekt, zu dem<br />

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vor allem Festuca ovina wesentlich beiträgt. Dagegen fehlt die in anderen Einheiten<br />

häufige Deschampsia flexuosa fast ganz. Das hochstete Auftreten der drei Charakterarten<br />

weist die Bestände noch deutlich in das Armerietum halleri; teilweise sind ihre<br />

Pflanzen sogar besonders kräftig entwickelt. Auffällig ist das Zurücktreten selbst der<br />

am weitesten verbreiteten Flechten, denen hier nicht mehr genügend Raum <strong>und</strong> Licht<br />

bleibt. Dagegen können Moose, obwohl gering an Zahl, Deckungsgrade von 30 −50 %<br />

erreichen. Oft sind es großblättrige Laubmoose, die einen dichten Unterwuchs bilden,<br />

vor allem Scleropodium purum, dazu Pleurozium schreberi <strong>und</strong> Rhytidiadelphus squarrosus.<br />

Sie tragen mit ihren absterbenden Resten zur Ausbildung dickerer Humusauflagen<br />

bei. In der Bodengründigkeit gibt es kaum Unterschiede zum Armerietum typicum,<br />

aber der Skelettgehalt ist meist niedriger, wobei größere Steine nur selten bis an die<br />

Oberfläche reichen. Deutlich ist ein Ah-Horizont von 1 −4 cm entwickelt (Dierschke &<br />

Becker 2008).<br />

4.3 Schwermetalle in höheren Pflanzen<br />

Als Konsequenz der hohen Schwermetallgehalte der Schmelzrückstände <strong>und</strong> der späteren<br />

Anreicherung mit kontaminierten Pochsanden ist der Schwermetallgehalt der<br />

Pflanzen besonders hoch. Mit Ausnahme von Kupfer weist der Zn-Hyperakkumulator<br />

Arabidopsis halleri die höchsten Schwermetallgehalte auf. Die Vitalität von Armeria<br />

marit<strong>im</strong>a ssp. halleri, einer Pflanzenart mit hoher Resistenz gegen Cd, Cu, Pb <strong>und</strong><br />

Zn, ist ein guter Indikator für die pflanzenverfügbare Schwermetallkonzentration: je<br />

höher die Zahl toter Blätter in einer Rosette ist, desto grösser ist die Ökotoxizität<br />

des Wuchsortes. Die Wuchsform der mykorrhizierten Gräser Agrostis capillaris <strong>und</strong><br />

Deschampsia flexuosa lässt das geübte Auge ebenfalls die pflanzenverfügbare Menge<br />

der Schwermetalle eines Bodens erkennen. Sehr kleine <strong>und</strong> offene Polster zeigen hohe<br />

Schwermetallgehalte des Bodens an, während eine geschlossene Vegetationsdecke<br />

eher auf eine gemäßigte Bodenbelastung hinweist.<br />

Auf mäßig schwermetallbelasteten Böden haben einige Populationen der Hängebirke<br />

(Betula pendula) eine bescheidene Schwermetallresistenz erworben, die durch eine<br />

Symbiose mit dem Ektomykorrhizapilz Paxillus involutus (Ott et al. 2002) verstärkt<br />

wird. Auch in Hängebirken kann der Schwermetallgehalt in den Blättern stark erhöht<br />

sein, wobei die Zn-Konzentration <strong>im</strong> Birken-Blutungssaft bereits <strong>im</strong> Frühjahr ein guter<br />

Indikator für die <strong>im</strong> Spätsommer <strong>und</strong> Herbst zu erwartenden Zinkbelastungen vollentwickelter<br />

Blätter ist (Ernst & Nelissen 2008).<br />

Die Besiedlung schwermetallreicher Flussauen hängt nicht nur vom Schwermetallgehalt,<br />

sondern auch von anderen Umweltbedingungen ab. Ein grobkörniger Boden<br />

hält die Feuchtigkeit schlechter fest als ein feinkörniges Substrat. Um die Trockenheit<br />

der oberen Bodenschichten ertragen zu können, haben daher Pflanzen auf schotterreichen<br />

Uferauen oft ein tiefreichendes Wurzelsystem. Pflanzenarten mit bis zu 3 m tief<br />

reichenden Wurzeln, z. B. Armeria marit<strong>im</strong>a ssp. halleri <strong>und</strong> Silene vulgaris, haben auch<br />

während der Trockenperioden noch Zugang zum Gr<strong>und</strong>wasser. Darüber hinaus haben<br />

diese Pflanzenarten noch einen konstitutiv hohen Prolingehalt, der einen zellulären<br />

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<strong>Schwermetallvegetation</strong>, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong> <strong>im</strong> <strong>westlichen</strong> Geopark Harz<br />

Schutz gegen Austrocknung bietet (Schat et al. 1997). Oberflächlich wurzelnde Pflanzen<br />

wie Arabidopsis halleri sind dagegen an Mikrohabitate geb<strong>und</strong>en, deren Boden eine<br />

hohe Wasserkapazität besitzt, oder sie wachsen in feuchteren Mulden. Arabidopsis<br />

halleri ist daher auch die bezeichnende Art verschiedener Varianten des Armerietum<br />

halleri auf feuchten Standorten (Dierschke & Becker 2008). Die nadelförmigen Blätter<br />

von Minuartia verna ssp. hercynica bieten genügend Resistenz gegen eine längere Trockenperiode,<br />

aber diese Pflanze erträgt keine Staunässe, so dass sie auf verdichteten<br />

Böden fehlt.<br />

4.4 Schwermetalle <strong>und</strong> Flechten<br />

Auf vielen offenen Böden von Halden <strong>und</strong> Pochsandflächen hat sich eine artenreiche,<br />

epigäische Flechtenflora mit vielen Strauchflechten entwickeln können, u. a. mit Cladonia<br />

foliacea, Cl. arbuscula, Cl. macilenta ssp. floerkeana, Cl. furcata, Cl. mitis, Cl. pyxidata<br />

s. l., Cl. rangiformis, Cl. cervicornis ssp. verticillata, Cetraria aculeata, Stereocaulon<br />

dactylophyllum <strong>und</strong> St. vesuvianum (Ernst 1965, 1974; Dierschke 1969, Dierschke &<br />

Becker 2008). Durch den geringen Bodenkontakt dieser Strauchflechten wird deren<br />

Schwermetallgehalt weitgehend durch Schwermetalle in aufgewirbelten Stäuben oder<br />

auch <strong>im</strong> aufspritzenden Regenwasser best<strong>im</strong>mt. Darum ist das Schwermetallniveau<br />

dieser Flechten sehr niedrig (Lange & Ziegler 1963, Ernst 1974). Die Regulation des<br />

Schwermetallhaushaltes dieser Flechten ist noch unzureichend bekannt. In jedem Fall<br />

scheint Cadmium durch Bindung an Phytochelatine detoxifiziert zu werden (Pawlik-<br />

Skowronska et al. 2002).<br />

Auf Schlackenstücken hat sich eine sehr spezifische epilithische (auf Steinen wachsende),<br />

erzliebende (chalkophile) Flechtengesellschaft entwickelt, die in Deutschland<br />

erstmals durch Schade (1933) als Acarosporetum sinopicae von sächsischen Bergwerkshalden<br />

beschrieben wurde. Diese Krustenflechten sind auch auf den Schlackenhalden<br />

<strong>im</strong> Harz weit verbreitet.<br />

Die Analyse von Individuen von Lecidea fuscoatra von den Schlackenhalden südlich von<br />

Bredelem zeigt, dass deren Schwermetallgehalt mit denen anderer orophiler Flechtenarten<br />

dieses Standortes <strong>und</strong> von Grönland vergleichbar ist (Ernst et al. 2009: Tab. 6).<br />

Der enge Kontakt dieser Krustenflechten mit den schwermetallhaltigen Schlacken <strong>und</strong><br />

Steinen resultiert in standort- <strong>und</strong> artspezifischen Schwermetallkonzentrationen. Lecanora<br />

fuscoatra enthält viel weniger Kupfer als Acarospora sinopica von den Schlackenhalden<br />

bei Bredelem <strong>und</strong> Lecanora polytropa von einem kupferreichen Felsen in Grönland<br />

(Alstrup & Hansen 1977). Der Bleigehalt von Lecanora fuscoatra muss als extrem<br />

hoch angemerkt werden. Der Eisengehalt dieser Flechte ist dagegen ebenso hoch wie<br />

derjenige anderer orophiler Flechten. Auch andere Arten des Acarosporetum sinopicae<br />

können reich an Kupfer <strong>und</strong> Eisen sein. Das Kupfer ist vor allem in den Pilzhyphen<br />

des Flechtenthallus nachgewiesen, wo es an Oxalat (Purvis 1984) <strong>und</strong>/oder an<br />

Norstictinsäure, eine spezifische Flechtensäure (Purvis et al. 1987), geb<strong>und</strong>en ist. Die<br />

Bindung von anderen Schwermetallen an organische Zellkomponenten ist noch nicht<br />

untersucht.<br />

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Abb. 8: Rost-Kleinsporflechte Acarospora sinopica. Durchmesser eines Flechtenkörpers durchschnittlich<br />

1 mm. Foto: Hans Ullrich.<br />

Die nach derzeitiger Kenntnis <strong>im</strong> Raum Goslar-Harlingerode endemische, wohl chalkophile<br />

Schwarznapf-Krustenflechte Lecidea ullrichii (s. a. Kap. 5.1) ist bisher nicht näher<br />

untersucht.<br />

5 Exkursion zu Standorten mit <strong>Schwermetallvegetation</strong><br />

5.1 Start <strong>im</strong> Weltkulturerbe Goslar-Rammelsberg<br />

Wir beginnen unsere Route in der alten Kaiserstadt Goslar, die nach Urk<strong>und</strong>enlage 922<br />

von Heinrich I. gegründet wurde. Der Erzbergbau am Rammelsberg (www.rammelsberg.de)<br />

begann aber schon – wie erläutert – in der Bronzezeit. Goslar verdankte seinen<br />

Wohlstand dem Silber des Rammelsbergs <strong>und</strong> war wegen dessen reichen Erzvorkommen<br />

ein wichtiger Handelsplatz der Hanse. Mit dem Bau der Kaiserpfalz wurde um<br />

1005 durch Kaiser Heinrich II. begonnen. Die neue Pfalz lief dem damaligen Machtzentrum,<br />

der Pfalz Werla an der Oker, schnell den Rang ab <strong>und</strong> war vom 10. bis 12. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

ein wichtiger Sitz insbesondere der Salierkaiser. Sie war bereits <strong>im</strong> 11. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

für die Zeitgenossen derart eindrucksvoll, dass der Chronist Lampert von<br />

Hersfeld vom „berühmtesten Wohnsitz des Reiches“ sprach.<br />

Die Erzlagerstätte des Rammelsbergs war nach etwa 3.000jähriger Gewinnung 1988<br />

weitgehend erschöpft, so dass der <strong>Bergbau</strong> eingestellt wurde. Im Rammelsberg wurden<br />

insgesamt fast 30 Mio. t Metallerze abgebaut – der Berg war einer der produk-<br />

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<strong>Schwermetallvegetation</strong>, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong> <strong>im</strong> <strong>westlichen</strong> Geopark Harz<br />

8<br />

3<br />

1 2<br />

4<br />

7<br />

6<br />

4<br />

Torfhaus<br />

242<br />

5<br />

Abb. 9: Exkursionsroute: 1) Weltkulturerbe Rammelsberg, 2) Absetzbecken Gelmketal/Bollrich,<br />

3) Okeraue, 4) Schulerhütte, 5) Sankt Andreasberg, 6) Frankenscharrnhütte, 7) Halden Lautenthal,<br />

8) Naturschutzgebiet Schlackenhalde Bredelem. Grafik: Frank Giesselmann.<br />

tivsten <strong>und</strong> reichsten Lagerstättenstandorte Europas. Ab 1989 wurde das Bergwerk zu<br />

einem Museum umgebaut, das bis heute sowohl über als auch unter Tage den Erzabbau<br />

<strong>und</strong> die Prozesstechnologie dieses bergbautechnischen Monuments in authentischer<br />

Weise zeigt <strong>und</strong> auch konserviert. 1992 wurde das Erzbergwerk Rammelsberg<br />

zusammen mit dem gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtzentrum Goslars in die Liste<br />

des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen, 2010 ergänzt um die Anlagen der historischen<br />

bergmännischen Oberharzer Wasserwirtschaft <strong>und</strong> des Klosters Walkenried.<br />

Ein Besuch der Untertageanlagen des Rammelsbergs ist nahezu ein Muss für jeden<br />

Harzbesucher. Achten Sie bei Ihrem Untertagebesuch auch auf die Mikrobiologie der<br />

Grubenaufschlüsse, denn den übertägigen Metallophyten entspricht in den Bergwerken<br />

mit Sulfiderzen das untertägige Vorkommen von acidophilen, chemoautotrophen<br />

Bakterien. Sie verstärken bzw. beschleunigen die abiotische Oxidation – in Harzer<br />

Bergwerken nachgewiesen sind z. B. Thiobacillus ferrooxidans <strong>und</strong> Arten der Gattungen<br />

Leptospirillum sowie Ferrovum (Beyer 1987, Ziegler et al. 2009). Insgesamt ist diese<br />

untertägige Geomikrobiologie noch wenig untersucht.<br />

Für einen Kurzbesuch am Rammelsberg ist ein Blick in den Shop des Bergwerkmuseums<br />

<strong>und</strong> eine Fahrt oder ein Spaziergang über den Nordhang des Rammelsbergs<br />

bis zum Maltermeister Turm anzuraten, wo neben Halden mit <strong>Schwermetallvegetation</strong><br />

eine stark vom <strong>Bergbau</strong> reliefierte Landschaft durchquert wird. Historisch interessante<br />

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Hohlwege lassen hier eine Vorstellung aufkommen, wie die Erze in früheren Zeiten<br />

zu den Metallhütten transportiert wurden. Wir befinden uns hier <strong>im</strong> Naturschutzgebiet<br />

„Blockschutthalden am Rammelsberg“ (NSG BR 058). Es wurde zum Schutz der<br />

<strong>Schwermetallvegetation</strong> <strong>und</strong> speziell der Flechten 1983 ausgewiesen <strong>und</strong> 1990 auf<br />

seine derzeitige Größe von rd. 18,5 ha erweitert. Zuständig ist der Landkreis Goslar als<br />

untere Naturschutzbehörde. Auf den hier geschützten Schwermetall-Extremstandorten<br />

wurden bisher 62 Flechtenarten nachgewiesen, darunter ein Acorosporetum sinopicae<br />

mit 12 chalkophilen Arten. Das NSG ist der locus typicus der <strong>im</strong> Raum Goslar-Oker<br />

endemischen Lecidea ullrichii Hertel, die 1982 von dem Goslarer Flechtenforscher<br />

Hans Ullrich entdeckt <strong>und</strong> 1988 nach ihm benannt wurde (Ullrich & Schlicht 2001,<br />

Bollmeier et al. 2001, NLWKN 2011b). Hans Ullrich war auch der Initiator der NSG-<br />

Ausweisung.<br />

5.2 Hüttenbetriebe <strong>und</strong> Altlasten in Goslar-Oker<br />

Unser Weg führt uns zunächst nach Osten in den Goslarer Stadtteil Oker. Wir fahren<br />

über die Straße Im Schleeke (B 498) vorbei an der Firma H. C. Starck GmbH nach<br />

Oker. Sie wurde 1807 als Familienunternehmen Gebr. Borchers AG in Goslar gegründet<br />

<strong>und</strong> hatte ihren Sitz in der Goslarer Altstadt. Diese Firma war aus einem historischen<br />

Vitriolhof entstanden <strong>und</strong> beschäftigte sich zunächst vorwiegend mit der Raffination<br />

von Rammelsberger Vitriolen <strong>und</strong> anderen Metallsalzen aus Nebenprodukten<br />

des Harzer <strong>Bergbau</strong>s. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts erlangte das Unternehmen<br />

überörtliche Bedeutung, als es mit der Aufarbeitung seltener Nichteisenmetalle<br />

wie Wolfram, Kobalt <strong>und</strong> Nickel aus <strong>im</strong>portierten Erzen begann. Während Wolfram<br />

zunächst nur für die Stahlveredlung benötigt wurde, gab es für Kobalt schon eine<br />

lange Tradition als Bestandteil der keramischen Farben (Kobaltblau). Bereits um 1890<br />

produzierte <strong>und</strong> lieferte die Gebr. Borchers AG Kobaltoxide, aber u. a. auch Borsäure<br />

<strong>und</strong> Borax (Froböse 1995). 1897 wurden die ersten Produktionsanlagen zur Herstellung<br />

von Branntkalk <strong>und</strong> Kaliumpermanganat am neuen Standort Oker errichtet. Hier<br />

entstand Zug um Zug die heutige Hauptproduktionsstätte der Firma. 1912/13 wurde<br />

eine Arsen- <strong>und</strong> Schmelzhütte in Betrieb genommen. In ihr wurden Arsen, Kobalt, Kupfer<br />

<strong>und</strong> Nickel durch Verarbeitung sog. Speisen, die von Metallhütten geliefert wurden,<br />

gewonnen. Gleichzeitig mit der Metallgewinnung begann die Firma auch mit der<br />

Herstellung von Pflanzenschutzmitteln. Die Gebr. Borchers AG zog 1924 von ihrem<br />

Werksgelände in der Goslarer Innenstadt komplett nach Oker um, weil sich in der eng<br />

bebauten Innenstadt die Umweltprobleme mehrten. 1935 übernahm die 1920 in Berlin<br />

gegründete Fa. H. C. Starck die Aktienmehrheit der Gebr. Borchers AG, die in den<br />

folgenden Jahren in die NS-Rüstungsproduktion eingeb<strong>und</strong>en war. Die Firmengruppe<br />

Gebr. Borchers/H.C. Starck gehört heute zu den wirtschaftlich bedeutendsten Betrieben<br />

der Region Harz <strong>und</strong> stellt einen „Global Player“ in Sachen HighTech-Materialien<br />

dar (www.hcstarck.de).<br />

Über lange Zeit deponierte die Firma ihre Abfälle <strong>im</strong> Umfeld der Werksanlagen, die<br />

heute problematische Altlasten darstellen. Ein Beispiel ist die eingezäunte Halde Halberstädter<br />

Straße, auf der sich eine <strong>Schwermetallvegetation</strong> befindet (Kap. 5.3). Aber<br />

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<strong>Schwermetallvegetation</strong>, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong> <strong>im</strong> <strong>westlichen</strong> Geopark Harz<br />

auch <strong>im</strong> direkten Umfeld dieses Betriebes findet sich in reliktärer Form noch <strong>Schwermetallvegetation</strong>,<br />

z. B. <strong>im</strong> Bereich der Bahnanlagen südöstlich des Firmengeländes.<br />

Weiter nach Oker hinein geht die Straße in die Bahnhofstraße über. Wir unterqueren<br />

hinter dem alten Bahnhof die Bahnbrücke <strong>und</strong> nehmen die erste Abzweigung rechts in<br />

die Straße Stadtstieg, der wir bis zum Ende folgen. Dort parken wir <strong>und</strong> wandern ca.<br />

50 m der Straße folgend den Hang hinauf. Linkerhand sehen wir bereits einen großen,<br />

talsperrenartigen Damm, den wir soweit besteigen, wie es das Sperrschild gestattet.<br />

Wir stehen unmittelbar an einer der problematischsten Schwermetall-Altlasten <strong>im</strong><br />

<strong>Bergbau</strong>gebiet Goslar-Rammelsberg – den Flotationsbecken <strong>im</strong> Bereich Gelmketal –<br />

Bollrich. Der Gr<strong>und</strong> ihrer Entstehung ist die extrem feine Verwachsung der Rammelsberger<br />

Erze aufgr<strong>und</strong> der geochemischen Bedingungen während der devonischen Erzbildung.<br />

Zur Gewinnung der Metalle musste darum das Roherz zu sehr feinem Staub<br />

(


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Band 10 2011<br />

den die erforderlichen Maßnahmen des Bodenschutzes nach einheitlichen Maßstäben<br />

festgesetzt <strong>und</strong> aufeinander abgest<strong>im</strong>mt (Landkreis Goslar 2004; Knolle 2005, 2009).<br />

5.3 Schwermetallreiche Auen der Oker <strong>und</strong> Okerhütten<br />

Nicht nur die Flussufer der Oker, sondern große Auenbereiche von Oker, Innerste <strong>und</strong><br />

Radau sind mit Schwermetallen kontaminiert. Am stärksten heben sich die ehemaligen<br />

Standorte der alten großen Hütten bei Langelshe<strong>im</strong> <strong>und</strong> Oker-Harlingerode durch<br />

hohe Schwermetallgehalte bodenchemisch aus der Umgebung hervor. Hier wählen wir<br />

als Exkursionsziel einer kontaminierten Aue die Ufer der Oker <strong>im</strong> Goslarer Stadtteil<br />

Oker. Wir fahren wieder hinab in die Innenstadt von Oker, halten uns links, dann über<br />

die Bahnhofstraße zurück <strong>und</strong> nach dem Tor 1 der Firma H. C. Starck rechts, durchfahren<br />

die Wolfenbütteler Straße <strong>und</strong> kommen an die hiesige Okerbrücke. Westlich<br />

<strong>und</strong> östlich der Oker befinden wir uns hier <strong>im</strong> Bereich der schwermetallreichen Okerauen<br />

– auf zahlreichen Flächen sind hier exemplarische Schwermetallrasen ausgebildet,<br />

z.T. schon von der Straße aus zu erkennen (s. Abb. 7). Einige besonders kritische<br />

Problembereiche sind mit Zäunen abgetrennt <strong>und</strong> dürfen nicht betreten werden,<br />

u. a. linkerhand die 10 ha große Altlast Halberstädter Straße der Firmengruppe Gebr.<br />

Borchers/H. C. Starck. Sie umfasst ein Volumen von 300.000 m 3 .<br />

Einen guten Zugang zur <strong>Schwermetallvegetation</strong> finden wir auch über den vor der Okerbrücke<br />

abzweigenden Straßenzug Mühlenstraße/Am Müllerkamp, den wir fast bis zur<br />

Wendefläche am Ende befahren. Hier finden sich rechterhand einige über kurze Strecken<br />

zu Fuß erreichbare Zugänge zur Okeraue mit einem großen Schwermetallrasen<br />

unmittelbar an der Oker. Uns gegenüber befindet sich das Werksgelände der Firma<br />

Grillo Zinkoxid GmbH, die ebenfalls noch heute Schwermetalle emittiert, vorwiegend<br />

Zn, aber auch Cd <strong>und</strong> Pb. Auch <strong>im</strong> unmittelbaren Bereich des Betriebsgeländes dieses<br />

Zinkproduzenten ist <strong>Schwermetallvegetation</strong> ausgebildet. Dieser Betrieb wurde 1911<br />

als „Metall- <strong>und</strong> Farbwerke Hermann Pape KG“ zur Aufarbeitung der in den Hüttenwerken<br />

von Oker-Harlingerode anfallenden Zinkoxide <strong>und</strong> zur Herstellung von Zinkoxid aus<br />

zinkhaltigen Schlacken <strong>und</strong> Erzen gegründet. 1973 beschlossen die Grillo-Werke AG,<br />

Duisburg, ihr in der Stadtmitte von Oberhausen gelegenes Zinkweißwerk aufzugeben<br />

<strong>und</strong> verlagerten die Produktion Zug um Zug nach Goslar.<br />

In der Vergangenheit hat die Oker in diesem Bereich große Mengen schwermetallreicher<br />

Sed<strong>im</strong>ente aus den Hüttenbetrieben in Goslar-Oker in den Auenbereichen abgelagert.<br />

Außerdem wurden am Rand der Auen noch Schlacken u. a. Hüttenprodukte auf<br />

Halden abgelagert, so dass eine sehr heterogene Schwermetallbelastung der Böden<br />

in diesem Bereich vorliegt. Die Konzentration einzelner Schwermetalle kann zwischen<br />

Mikrohabitaten um das Zehnfache auseinanderliegen. Wir befinden uns hier in einem<br />

der Gebiete Norddeutschlands mit der höchsten Altlastendichte – <strong>und</strong> gleichzeitig mit<br />

einem der besten Vorkommen von Schwermetallrasen.<br />

Zu unserer Rechten befindet sich ein Bahndamm, der ein dahinter liegendes großes<br />

Halden- <strong>und</strong> Altlastengelände verdeckt. Bereits 1527 errichteten die Herzöge von<br />

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<strong>Schwermetallvegetation</strong>, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong> <strong>im</strong> <strong>westlichen</strong> Geopark Harz<br />

Braunschweig dort auf dem Betriebsgelände der dort heute ansässigen Hüttenbetriebe<br />

Harz-Metall GmbH, C2P Germany GmbH <strong>und</strong> Norzinco GmbH Harzer Zinkoxide eine<br />

Blei-Silber-Schmelzhütte – wohl auf dem Gelände von noch älteren Hüttenbetrieben.<br />

Bis hinein in die zweite Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts waren die Erze des Rammelsberger<br />

<strong>Bergbau</strong>s die Basis der hiesigen hüttenmaßigen Gewinnung von Blei, Silber,<br />

Kupfer <strong>und</strong> Zink sowie zahlreicher Nebenmetalle. Die Erschöpfung der Lagerstätten<br />

<strong>und</strong> der Verfall der Metallpreise führten zu ständigen Betriebsanpassungen. Heute<br />

recyceln die Harz-Metall GmbH, die 1986 aus dem Hüttenwerk Harz der Preussag AG<br />

Metall entstand, <strong>und</strong> ihre Schwesterunternehmen auf dem Hüttengelände in Oker/<br />

Harlingerode blei- <strong>und</strong> zinkhaltige Reststoffe sowie Polypropylen. Nach dem Zusammenschluss<br />

der Blei- <strong>und</strong> Zinkaktivitäten der ehemaligen Peñarroya <strong>und</strong> der Preussag<br />

AG Metall zur Metaleurop <strong>und</strong> anschließender Umfirmierung entstand 2007 die europäische<br />

Recyclex Group mit Sitz in Paris. Die Harz-Metall GmbH betreibt heute eine<br />

Akkuschrottaufbereitungs- <strong>und</strong> eine Drehrohrofenanlage. Die ebenfalls hier ansässige<br />

Firma C2P Germany GmbH ist ein Tochterunternehmen der Harz-Metall GmbH <strong>und</strong><br />

produziert durch Polypropylen-Recycling ein Regranulat für die Automobilindustrie<br />

(www.recylex-germany.com). Weiterhin hat ihren Sitz an diesem Standort die Norzinco<br />

GmbH Harzer Zinkoxide, die aus einem Teilbetrieb der ehemaligen Zinkhütte Harlingerode<br />

hervorging. In der unmittelbaren Nachbarschaft recycelt die Electrocycling GmbH<br />

Elektro- <strong>und</strong> Elektronikgeräte.<br />

Diese vielfältige Betriebsgeschichte hat eine Fülle von Altlasten, Deponien, Kontaminationsflächen<br />

<strong>und</strong> belasteten Umweltmedien hinterlassen. Die hieraus resultierende<br />

hohe Variabilität des Bodenschwermetallgehaltes <strong>und</strong> die Heterogenität der Bodenstruktur<br />

spiegeln sich heute auch in der Mosaikstruktur der Vegetation wider. Die<br />

geringe Wasserkapazität schotterreicher Lokalitäten erlaubt es nur tiefwurzelnden<br />

Arten des Armerietum halleri, z. B. Armeria marit<strong>im</strong>a ssp. halleri <strong>und</strong> Silene vulgaris,<br />

sich hier anzusiedeln. Strauchflechten, z. B. Cladonia furcata, profitieren von vegetationsfreien<br />

Stellen; ihre hohe Austrocknungsresistenz erlaubt es ihnen, ihren Wasserhaushalt<br />

allein über Luftfeuchtigkeit <strong>und</strong> Regen zu decken.<br />

An Kleinstandorten mit sehr feinkörnigen Sed<strong>im</strong>enten, die aber besonders schwermetallreich<br />

sind (Eggers 2004), wachsen flach-wurzelnde Arten, z. B. Arabidopsis halleri<br />

<strong>und</strong> Minuartia verna ssp. hercynica. An Stellen mit Festuca ovina hat sich über Schotter<br />

<strong>und</strong> Feinsand ein humoser Boden entwickelt, der die Dominanz dieses Grases <strong>im</strong><br />

Schwermetallrasen erklären kann. Infolge der Metallbindung an die Humuskomponenten<br />

wird nämlich die biologische Verfügbarkeit der Schwermetalle herabgesetzt, so<br />

dass hier auch weniger schwermetallresistente Arten mit mykorrhizierten Wurzeln <strong>und</strong><br />

einer intermediären Wurzellänge, z. B. Plantago lanceolata <strong>und</strong> Rumex acetosa, wachsen<br />

können.<br />

An der Ufersteilkante der Oker hat sich ein Weidengebüsch aus Salix alba, S. caprea <strong>und</strong><br />

S. fragilis entwickelt (Brandes 1992). Wenn ein Teil der Weidenwurzeln in einem Flusssed<strong>im</strong>entabschnitt<br />

mit so hohen Schwermetallgehalten wächst, dass eine Störung des<br />

Mineralstoffwechsels verursacht wird, dann werden die Blätter chlorotisch (Ernst et al.<br />

2009: Abb. 24). Dagegen bleiben die Blätter eines anderen Teils derselben Weide grün,<br />

wenn dieser Teil der Weide in einem schwermetallärmeren Sed<strong>im</strong>entabschnitt wurzelt.<br />

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Friedhart Knolle et al. 1–44<br />

Band 10 2011<br />

Wir fahren die Oker flussabwärts, biegen vor der B6 rechts ab <strong>und</strong> folgen der Landstraße<br />

nach Harlingerode, durchqueren den Ort <strong>und</strong> biegen auf der Hauptstraße rechts<br />

in Richtung Oker ab. Rechterhand der hier kurvigen Straße befindet sich der Friedhof<br />

von Harlingerode; unmittelbar am Ende des Friedhofs können wir rechts abbiegen,<br />

überqueren die Bahnlinie <strong>und</strong> parken hier. Nach kurzer Wegstrecke erreichen wir das<br />

linkerhand liegende Haldengelände der Hüttenbetriebe von Oker-Harlingerode mit gut<br />

ausgeprägten Schwermetallrasen <strong>im</strong> unmittelbaren Umfeld der Halden. Zurück auf der<br />

Hauptstraße, haben wir nach wenigen h<strong>und</strong>ert Metern die Werkstore der Hüttenbetriebe<br />

erreicht. Auch hier finden sich rechts <strong>und</strong> links der Straße hervorragend ausgebildete<br />

Schwermetallrasen. Wir haben nunmehr das Hütten- <strong>und</strong> Haldengelände von<br />

Oker-Harlingerode einmal fast umr<strong>und</strong>et.<br />

5.4 Schlackenhalde der Schulerhütte <strong>im</strong> Nationalpark Harz<br />

Wir fahren weiter am Werksgelände entlang <strong>und</strong> biegen dann nach links in Richtung<br />

Bad Harzburg ab, durchqueren diese Stadt <strong>und</strong> fahren über die Ilsenburger Straße<br />

bis in den Bad Harzburger Ortsteil Eckertal. Hier an der Gaststätte Eckertal rechts<br />

bis zum Wendekreis am Ende der öffentlichen Straße, wo wir unseren Wagen parken.<br />

Wir wandern das Eckertal hoch, überqueren linkerhand die Ecker auf dem Ilsenburger<br />

Stieg <strong>und</strong> biegen dann nach rechts (Süden) in das Eckertal ab. Hier befinden wir uns<br />

<strong>im</strong> „Grünen Band“ unmittelbar <strong>im</strong> ehemaligen Grenzstreifen der DDR. Nach etwa 1 km<br />

erreichen wir die rechterhand liegende Schwermetallhalde, erkenntlich an der Informationstafel.<br />

Die mittelalterliche Verhüttungsstätte der „Schulerhütte“ befindet sich hier nahe der<br />

Ecker unterhalb des Kienberges. Bereits 1311 wird die Hüttenstätte unter diesem<br />

Namen in einem Goslarer Urk<strong>und</strong>enbuch erwähnt. In der Schulerhütte wurden Rammelsberger<br />

Kupfererze verhüttet. Bereits <strong>im</strong> 14. Jahrh<strong>und</strong>ert soll der Schmelzbetrieb<br />

an dieser Stelle aber wieder eingestellt worden sein. Von der einst umfangreichen<br />

Halde wurde dann bis 1917 viel Material zur weiteren Verhüttung an anderer Stelle<br />

abgefahren. Die heute offenen Schlackehalden tragen eine reiche Flechtenvegetation.<br />

Als montanarchäologisches Denkmal <strong>im</strong> Nationalpark Harz schlagen sie eine Brücke<br />

vom Natur- zum Kulturlandschaftsschutz (Kison & Klappauf 2010). Hier kann man die<br />

Besiedlungsstadien der <strong>Schwermetallvegetation</strong> studieren. Folgende Sukzessionstadien<br />

können unterschieden werden (vgl. Kap. 4.2):<br />

Stadium 1: Die „nackten“ Schlacken werden zuerst von Krusten- oder Strauchflechten<br />

besiedelt; Stadium 1 kann daher als Pionierstadium bezeichnet werden.<br />

Stadium 2: Zwischen den Schlacken sammeln sich angewehtes <strong>und</strong> verwittertes Feinmaterial;<br />

sie bilden zusammen mit abgestorbenen Pflanzenresten erste rud<strong>im</strong>entäre<br />

Böden, auf denen sich dann Strauchflechten <strong>und</strong> Moose ansiedeln können, die ihrerseits<br />

zur Bodenbildung beitragen. So werden die Spalten zwischen den Schlackebrocken<br />

nach <strong>und</strong> nach aufgefüllt <strong>und</strong> es bilden sich schüttere Schwermetallrasen mit<br />

zahlreichen Flechten <strong>und</strong> Moosen, die nach der vorherrschenden Flechtengattung<br />

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<strong>Schwermetallvegetation</strong>, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong> <strong>im</strong> <strong>westlichen</strong> Geopark Harz<br />

Abb. 10: Die Schlackenhalde der historischen Schulerhütte. Foto: Hans-Ulrich Kison (1998).<br />

Cladonia botanisch als Armerietum halleri cladonietosum bezeichnet werden. Insgesamt<br />

verlaufen aber die Bodenbildung <strong>und</strong> damit auch die Sukzession der Vegetation<br />

in diesem Zeitabschnitt <strong>und</strong> ganz besonders auf den Schlackenhalden (<strong>im</strong> Gegensatz<br />

zu Halden aus Bruchgestein) besonders langsam.<br />

Stadium 3: Über lange Zeiträume sammelt sich dann <strong>im</strong>mer mehr Feinerde <strong>und</strong> Humus<br />

an, so dass Gräser <strong>und</strong> andere krautige Pflanzen eindringen. Sie müssen jedoch die<br />

<strong>im</strong>mer noch sehr hohen Schwermetallkonzentrationen tolerieren können. So bilden<br />

sich typische Schwermetallrasen aus, die ein Armerietum halleri typicum darstellen.<br />

Die Schlackehalden sind auf diese Weise zu Ersatzlebensräumen der durch <strong>Bergbau</strong><br />

zerstörten natürlichen Erzausbisse geworden <strong>und</strong> werden in dieser wichtigen Funktion<br />

auch <strong>im</strong> europäischen Schutzgebietssystem Natura 2000 besonders berücksichtigt.<br />

Stadium 4: Durch die nun dichtere Vegetationsdecke kommt es zu stärkerer Bodenbildung<br />

mit Akkumulationen von Humus. Die Lebensbedingungen der Pflanzen werden<br />

jetzt einerseits durch die verbesserte Nährstoff- <strong>und</strong> Wasserversorgung <strong>und</strong> andererseits<br />

durch die abnehmende Konzentration der Schwermetalle in der Bodenlösung<br />

erleichtert, da es zur Bildung von unschädlichen Metallhumuskomplexen kommt. So bietet<br />

die <strong>im</strong>mer mächtiger werdende Bodenschicht allmählich auch Wuchsmöglichkeiten<br />

für Gehölze. Zuerst erscheinen Zwergsträucher wie das Heidekraut (Calluna vulgaris)<br />

oder es siedeln sich direkt Birken (Betula pendula) <strong>und</strong> Salweiden (Salix caprea) an. Gibt<br />

es durch die Bodenschicht keine Verbindung mehr zur Schlacke, gehen die konkurrenzschwachen<br />

Schwermetallzeiger unter den Pflanzen zurück. Die Vegetation unterscheidet<br />

sich dann von derjenigen auf einer nicht-kontaminierten Halde kaum noch.<br />

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Friedhart Knolle et al. 1–44<br />

Band 10 2011<br />

Aus Sicht des Naturschutzes sind insbesondere die Stadien 1 −3 wichtig, da ihre<br />

Schwermetallrasen als Ersatzlebensraum für sonst vom Aussterben bedrohte Arten<br />

dienen. Die wichtigsten Schwermetalle ertragenden Arten unter den Blütenpflanzen<br />

sind Hallers Grasnelke (Armeria marit<strong>im</strong>a ssp. halleri), die Frühlingsmiere (Minuartia<br />

verna ssp. hercynica) <strong>und</strong> Hallers Schaumkresse (Arabidopsis halleri). Häufig findet<br />

sich hier auch das Taubenkropf-Le<strong>im</strong>kraut (Silene vulgaris). Die Schwermetallrasen<br />

der Schulerhütte gehören heute zu den Pflegebereichen des Nationalparks. Um sie<br />

zu erhalten, müssen Pflegemaßnahmen erfolgen, u. a. Entfernen von Gehölzen <strong>und</strong><br />

Bodenakkumulationen.<br />

Zur hüttengeschichtlichen Orientierung in der Region kann in Ilsenburg ergänzend die<br />

Fürst Stolberg-Hütte besichtigt werden (www.fuerst-stolberg-huette.de).<br />

5.5 Schwermetallrasen <strong>im</strong> Ostharz <strong>und</strong> Harzvorland<br />

Die Exkursion kann von hier weiter nach Osten fortgesetzt werden. Möglich ist z. B. der<br />

Besuch der vom Regionalverband Harz (2010) beschriebenen <strong>Schwermetallvegetation</strong><br />

zwischen Hettstedt <strong>und</strong> Welfesholz am Ostrand des Harzes (Wanderung 2 <strong>im</strong> genannten<br />

Band) oder der Schwermetallrasen am Silberkolk <strong>im</strong> Tal der Warmen Bode zwischen<br />

Königshütte <strong>und</strong> Tanne (Wanderung 11). Von hier ist es nicht weit zum Besucherbergwerk<br />

Drei Kronen <strong>und</strong> Ehrt bei Elbingerode, wo Ziegler et al. (2009) untertägig<br />

die Bakteriengattungen Leptospirillum <strong>und</strong> Ferrovum nachwiesen. Auch <strong>im</strong> Raum Sangerhausen<br />

finden sich Schwermetall-Extremstandorte auf Kupferschiefer (Egers dörfer<br />

1997). Diese Exkursionserweiterung macht die R<strong>und</strong>e zu einer – allerdings empfehlenswerten<br />

– Tagestour mit Übernachtung z. B. in Mansfeld oder der Lutherstadt Eisleben<br />

in der klassischen <strong>Bergbau</strong>region des Kupferschieferabbaus. Im Mansfelder<br />

Kupferschieferrevier befindet sich eine großflächig mit Schwermetallen kontaminierte<br />

Landschaft <strong>und</strong> damit korrespondierend auch ein Großvorkommen von <strong>Schwermetallvegetation</strong>.<br />

In dieser Landschaft wurde auch der Populärname „Kupferblümchen“<br />

geprägt. Die hiesigen Gr<strong>und</strong>lagen (Genese der Erzlagerstätten <strong>und</strong> Geschichte des<br />

<strong>Bergbau</strong>s) der <strong>Schwermetallvegetation</strong> hat Oertel (2003) beschrieben. Frotzscher<br />

(2009) fand geochemische Hinweise darauf, dass auch der <strong>Bergbau</strong> <strong>im</strong> Mansfelder<br />

Raum bereits bronzezeitlichen Ursprungs sein könnte. Beschreibungen <strong>und</strong> Analysen<br />

der <strong>Schwermetallvegetation</strong> der Region Eisleben-Hettstedt finden sich bei Schubert<br />

(1953) <strong>und</strong> der Bottendorfer Hügel <strong>im</strong> südöstlichen Harzvorland bei Schubert (1953)<br />

sowie Becker et al. (2007). Eine Übersicht des Lebensraumtyps Schwermetallrasen in<br />

Sachsen-Anhalt geben Jäger & Stolle (2002). Ein eigenständiger Exkursionsführer zu<br />

diesen <strong>Schwermetallvegetation</strong>sflächen wäre wünschenswert.<br />

Wer weniger Zeit hat, fährt zurück nach Bad Harzburg <strong>und</strong> von hier nach Süden in<br />

Richtung Torfhaus – Braunlage. In Torfhaus legen wir einen orientierenden landschaftsk<strong>und</strong>lichen<br />

Zwischenstopp <strong>im</strong> neuen Nationalpark-Besucherzentrum TorfHaus (www.<br />

torfhaus.info) ein. Noch hier bei Torfhaus am Westhang des Brockens, wo niemals <strong>Bergbau</strong><br />

stattfand <strong>und</strong> daher auch keine montanen Altlasten vorhanden sind, äußern sich<br />

die historischen Hüttenrauchschäden der Oberharzer Hüttenanlagen durch Gebiete mit<br />

>500 mg/kg Pb. Anschließend geht die Fahrt weiter nach Sankt Andreasberg.<br />

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<strong>Schwermetallvegetation</strong>, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong> <strong>im</strong> <strong>westlichen</strong> Geopark Harz<br />

5.6 Grube Samson <strong>und</strong> arsenreiche Böden in Sankt Andreasberg<br />

Die Silberlagerstätte von Sankt Andreasberg genießt wegen ihres Reichtums an schönen<br />

<strong>und</strong> seltenen Mineralen Weltruf – sie gilt als das „Schatzkästchen“ des Harzes.<br />

Hier treten r<strong>und</strong> 20 verschiedene, meist geringmächtige Erzgänge auf, in denen komplex<br />

zusammengesetzte Silbererze gef<strong>und</strong>en wurden. Im Gegensatz zu früheren Theorien,<br />

die <strong>im</strong> Brockengranit den „universellen Erzspender“ sahen, geht man heute davon<br />

aus, dass der Schwerpunkt der Erzbildung <strong>im</strong> Mesozoikum, also etwa zeitgleich mit<br />

der Harz-Haupthebungsphase lag. In den dabei entstandenen, tief in den Gebirgskomplex<br />

hinein reichenden Bruchspalten stiegen heiße, metall- <strong>und</strong> schwefelreiche Tiefenwässer<br />

auf (Hydrothermen). Bei der Durchmischung mit kalten Oberflächenwässern<br />

<strong>im</strong> Gr<strong>und</strong>wasserbereich schieden sie ihre Lösungsfracht als Minerale aus <strong>und</strong> füllten<br />

dabei offene Gangräume.<br />

Das Bergwerksmuseum Grube Samson in Sankt Andreasberg zeigt <strong>Bergbau</strong>technik<br />

aus dem 18. <strong>und</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>ert. Die bergbaulichen Anlagen sind teilweise noch <strong>im</strong><br />

Originalzustand erhalten. Die Tagesgebäude der Grube Samson behe<strong>im</strong>aten außerdem<br />

das Harzer Roller Kanarien-Museum (www.harzer-roller.de) <strong>und</strong> bieten Einblicke<br />

in eine wichtige Lebensgr<strong>und</strong>lage der Bergleute vor ca. 100 Jahren. Auch die weltweit<br />

einzige noch in Betrieb befindliche Drahtseil-Fahrkunst macht die Grube international<br />

bedeutungsvoll. Der Gaipel, die alten Holzgebäude <strong>und</strong> Wasserräder, die hölzerne Erz<strong>und</strong><br />

Beschädigtentonne <strong>und</strong> das originale Werkzeug vermitteln einen lebendigen Eindruck<br />

der Arbeitsbedingungen der Bergleute <strong>im</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>ert. Das große Kunstrad,<br />

ein Wasserrad mit 12 m Durchmesser, wird während der Führung mit Wasser beaufschlagt<br />

<strong>und</strong> in Bewegung gesetzt. Der Weg aus dem Bergwerk führt durch die ehemalige<br />

Tagesrösche (Stollen) der Grube Samson – von dort können wir noch einen<br />

Abstecher in das gegenüber gelegene Nationalparkhaus Sankt Andreasberg machen.<br />

Die dortige Ausstellung vermittelt u. a., wie früher weite Teile der naturräumlichen Ausstattung<br />

des Harzes <strong>im</strong> Dienste des <strong>Bergbau</strong>es standen – Wald- <strong>und</strong> Wasserressourcen<br />

wurden nach Kräften ausgebeutet. Aufgr<strong>und</strong> der in dieser früheren Erzwäsche stattgef<strong>und</strong>enen<br />

technischen Erzaufbereitungsprozesse sind die Böden <strong>und</strong> die abstromigen<br />

Fließgewässer stark mit Schwermetallen belastet.<br />

So hat der <strong>Bergbau</strong> <strong>im</strong> Harz die gesamte Natur stark verändert <strong>und</strong> prägt sie in Form<br />

der <strong>im</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>ert zur Deckung des Holzbedarfs für die Erzverhüttung großflächig<br />

angepflanzter Fichtenforste bis heute. Auch heute noch wird das Wasser des Oderteiches,<br />

das durch den Rehberger Graben nach Sankt Andreasberg fließt, genutzt: Sechs<br />

Wasserkraftwerke, zwei davon <strong>im</strong> Samson-Schacht, versorgen die Stadt mit Strom.<br />

Heute kann der gesamte elektrische Energiebedarf der Stadt umweltfre<strong>und</strong>lich aus<br />

Wasserkraft gedeckt werden. Sehenswert sind auch das unweit der Grube Samson<br />

gelegene Schaubergwerk „Catharina Neufang“ mit einem eindrucksvollen alten Abbauhohlraum<br />

<strong>und</strong> das Lehrbergwerk „Grube Roter Bär“ sowie der Geologisch-<strong>Bergbau</strong>historische<br />

Wanderweg am Beerberg. Dieses Gebiet ist die historische Wiege des Andreasberger<br />

<strong>Bergbau</strong>s. Anhand vieler Infotafeln wird <strong>im</strong> Gelände auf Stollenm<strong>und</strong>löcher,<br />

Schachtöffnungen, Radstuben <strong>und</strong> ehemalige Kunstgräben hingewiesen. Diesen Weg<br />

können wir vom Großparkplatz an der Andreasberger Sommerrodelbahn erwandern.<br />

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Friedhart Knolle et al. 1–44<br />

Band 10 2011<br />

Abb. 11: Sanierung der Pochsandhalde Zellerfelder Tal 2010. Foto: Siegfried Wielert.<br />

Im Andreasberger <strong>Bergbau</strong>revier gedeihen auf den arsenreichen Böden nur wenige<br />

Pflanzenarten, die in der Lage sind, eine Arsenresistenz zu entwickeln. Es sind vor<br />

allem die Gräser Agrostis capillaris, Deschampsia caespitosa <strong>und</strong> Holcus lanatus, die auf<br />

vielen arsenreichen Böden Europas zu finden sind (Porter & Peterson 1975; Meharg &<br />

Macnair 1991, 1992). Eine allein für arsenreiche Böden typische Vegetation ist nicht<br />

vorhanden. Arsenat ist ein Analogon zum Phosphat; es konkurriert mit ihm an der Wurzelplasmamembran<br />

um denselben Ionen-Transporter. Arsen-resistente Pflanzen können<br />

als ersten Schritt <strong>im</strong> Arsenresistenzmechanismus den Hoch-Affinitäts-Phosphat/<br />

Arsenat-Transport unterdrücken. Trotzdem gelangt noch viel Arsen in die Pflanze <strong>und</strong><br />

reichert sich in den Blättern an (Porter & Petersen 1975), so dass weitere (zelluläre)<br />

Resistenzmechanismen notwendig sind (Ernst et al. 2009).<br />

Von Sankt Andreasberg fahren wir über die Harzhochstraße (B 242) nach Clausthal-<br />

Zellerfeld <strong>und</strong> können hier das Oberharzer Bergwerksmuseum (www.oberharzerbergwerksmuseum.de)<br />

<strong>und</strong> die Ausstellung der Harzwasserwerke GmbH zum UNESCO-<br />

Weltkulturerbe Oberharzer Wasserwirtschaft (www.harzwasserwerke.de) besuchen.<br />

Von hier geht es weiter über das Zellbachtal, wo 2010 die dortige Pochsandhalde aufgr<strong>und</strong><br />

ihrer starken Emissionen in den Vorfluter saniert werden musste, zur B 242 in<br />

das Innerstetal, wo wir den historischen Hüttenstandort Frankenscharrnhütte erreichen.<br />

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<strong>Schwermetallvegetation</strong>, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong> <strong>im</strong> <strong>westlichen</strong> Geopark Harz<br />

5.7 Einfluss der ehemaligen Frankenscharrnhütte bei Clausthal<br />

auf ihre Umgebung<br />

Die Erzschmelze Frankenscharrnhütte wurde um 1355 zur Gewinnung von Silber, Blei<br />

<strong>und</strong> Kupfer errichtet <strong>und</strong> bis Dezember 1967 betrieben. Über 600 Jahre hat nicht nur<br />

die Emission von Schwermetallen, vor allem von Blei, sondern auch von Schwefeldioxid<br />

die weitere Umgebung belastet. Der Boden ist noch <strong>im</strong>mer reich an Blei <strong>und</strong> übertrifft<br />

fast alle Bodenbleigehalte der Erzgebiete des Harzes. Dagegen sind die Bodengehalte<br />

an Cadmium, Kupfer <strong>und</strong> Zink nur mäßig erhöht. Nicht nur die Gesamtgehalte an Blei<br />

sind extrem hoch, sondern auch die pflanzenverfügbaren Fraktionen, die mit CaCl 2 <strong>und</strong><br />

Wasser extrahiert werden können.<br />

Die Langzeitwirkung der SO 2 -Emissionen hat zum Absterben aller Baumarten in der<br />

Nähe der Hütte geführt. Allein eine Heide v.a. mit Calluna vulgaris, Deschampsia flexuosa,<br />

Festuca ovina <strong>und</strong> Silene vulgaris war fähig, der Luftverunreinigung mit Schwefeldioxid<br />

<strong>und</strong> Schwermetallen zu widerstehen. Wie die Schwermetallgehalte der Pflanzen<br />

zeigen, war nicht nur die Emission von Blei hoch, sondern auch diejenige von<br />

Cadmium <strong>und</strong> Zink. Die Bleikonzentrationen <strong>im</strong> Spross von Minuartia verna ssp. hercynica<br />

sind so hoch, dass die Pflanze hier die Untergrenze für einen Blei-Hyperakkumulator<br />

überschreitet (Ernst et al. 2009).<br />

Abb. 12: Rauchschadensflächen in der unmittelbaren Umgebung der ehemaligen Frankenscharrnhütte.<br />

Foto: Thomas Becker (10.6.2006).<br />

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Friedhart Knolle et al. 1–44<br />

Band 10 2011<br />

He<strong>im</strong>hold (1987) hat 16 Jahre lang eine 150 m 2 große Fläche in dieser Heide untersucht<br />

<strong>und</strong> auf den Steinen folgende Krustenflechten festgestellt: Porpidia crustulata,<br />

Porpidia macrocarpa (fo. tuberculosa, fo. contigua, & fo. cineroatra), Trapelia coarctata<br />

<strong>und</strong> Acarospora cf. scabrida.<br />

Nach Schließung der Bleihütte 1967 blieb die Belastung des Bodens mit Blei <strong>und</strong> anderen<br />

Schwermetallen als Umweltproblem weiter bestehen, während die Luftverunreinigung<br />

durch Schwefeldioxid verschwand. Darum konnten SO 2 -empfindliche, aber<br />

schwermetallresistente Pflanzen, z. B. Minuartia verna ssp. hercynica, diese schwermetallbelasteten<br />

Böden wieder besiedeln, allerdings ohne die Dominanz des Heidekrautes<br />

zu vermindern. Im Vergleich zu den Kräutern weist Calluna vulgaris relativ<br />

geringe Schwermetallgehalte in seinen Stengeln <strong>und</strong> Blättern auf, da die Symbiose mit<br />

dem ericoiden Mykorrhizapilz Hymenoscyphus ericae, einem Ascomyceten, die Translokation<br />

der Schwermetalle vom Boden in die Pflanze herabsetzt (Bradley et al. 1981)<br />

<strong>und</strong> dadurch eine wesentliche Komponente der Bleiresistenz des Heidekrautes ist.<br />

Innerhalb einer Pflanzenzelle hat Blei eine hohe Affinität mit den Carboxylgruppen in<br />

der Zellwand (Ernst 1974) <strong>und</strong> ist dadurch relativ <strong>im</strong>mobil. Das Resultat ist einerseits<br />

eine geringe Bleiverlagerung von der Wurzel zum Spross <strong>und</strong> andererseits eine bevorzugte<br />

Akkumulation in alten Pflanzenteilen. Dieses Verhalten von Blei steht in Kontrast<br />

zu den sehr mobilen Schwermetallen Kupfer, Eisen <strong>und</strong> Zink. Darum bestehen<br />

innerhalb des Sprosses signifikante Unterschiede <strong>im</strong> Kupfer-, Eisen- <strong>und</strong> Mangangehalt<br />

zwischen den niedrigen Gehalten in unteren, langlebigen alten Stengelteilen <strong>und</strong> den<br />

hohen Gehalten in oberen, jungen Zweigen <strong>und</strong> einjährigen Blättern. Auch in anderen<br />

Pflanzenarten tragen arbuskuläre Mykorrhizapilze zur Bleiresistenz bei, bei Gräsern<br />

(Hoiland & Oftedal 1980) ebenso wie bei Viola tricolor <strong>und</strong> V. calaminaria (Hildenbrandt<br />

et al. 1999).<br />

Heute werden die Heideflächen durch regelmäßiges kontrolliertes Abflämmen von den<br />

Niedersächsischen Landesforsten gemanagt, um den Biotopzustand zu erhalten.<br />

5.8 <strong>Bergbau</strong>halden bei Lautenthal<br />

Wir folgen dem Innerstetal bis zur Bergstadt Wildemann, wo wir das Besucherbergwerk<br />

19 Lachter-Stollen (www.19-lachter-stollen.de) <strong>und</strong> auch die von Ernst et al. (2004,<br />

2009) beschriebenen Halden mit <strong>Schwermetallvegetation</strong> besichtigen können. Die<br />

Fahrt geht dann weiter bis zur Bergstadt Lautenthal, wo wir das <strong>Bergbau</strong>museum Lautenthals<br />

Glück (www.lautenthals-glueck.de) besichtigen können. Mitten <strong>im</strong> Ort biegen<br />

wir nach rechts ab in Richtung Hahnenklee-Bockswiese <strong>und</strong> sehen bald nach Verlassen<br />

der Ortslage rechterhand ein großes Haldengelände mit großflächiger <strong>Schwermetallvegetation</strong>.<br />

Wir folgen der Ausschilderung „Maaßener Gaipel“ <strong>und</strong> befinden uns<br />

bald mitten <strong>im</strong> historischen Gruben- <strong>und</strong> Haldengelände. Hier liegt das 12 ha große<br />

FFH-Gebiet „Schwermetallrasen bei Lautenthal“ <strong>im</strong> Tal der Laute. Es erstreckt sich<br />

über Höhen von ca. 400 −450 m NHN am nördlichen Unterhang des Kranichsberges.<br />

Geprägt wird das Gebiet von Abraumhalden der hiesigen historischen Erzbergwerke.<br />

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<strong>Schwermetallvegetation</strong>, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong> <strong>im</strong> <strong>westlichen</strong> Geopark Harz<br />

In der ehemaligen freien Bergstadt Lautenthal wurde vom Anfang des 13. bis Mitte des<br />

20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>Bergbau</strong> betrieben. Ein abbauwürdiges Erzvorkommen war auf etwa<br />

2 km Länge <strong>im</strong> Bereich zwischen Bromberg <strong>und</strong> Kranichsberg vorhanden. Die wichtigsten<br />

Erze waren silberhaltiger Bleiglanz <strong>und</strong> Zinkblende, daneben fanden sich die<br />

nicht nutzbaren Minerale Kalkspat <strong>und</strong> Quarz. Das Grubengelände wurde über mehrere<br />

Schächte am Kranichsberg aufgeschlossen <strong>und</strong> der Abbau erfolgte unter Tage bis<br />

in eine Tiefe von zuletzt r<strong>und</strong> 1.000 m. Um die Kunst- <strong>und</strong> Kehrräder der Schächte mit<br />

Antriebswasser zu versorgen, wurde nach <strong>und</strong> nach ein aufwendiges System von Teichen<br />

<strong>und</strong> Gräben geschaffen. Die Erze wurden zunächst in Pochwerken an der Innerste<br />

aufbereitet, wo das Gestein mittels Wasserkraft zerkleinert <strong>und</strong> anschließend per Hand<br />

sortiert wurde. Vor r<strong>und</strong> 100 Jahren entstand dann am Hang des Kranichsbergs eine<br />

modernere maschinelle Aufbereitungsanlage. Die nicht nutzbaren Nebengesteine <strong>und</strong><br />

Minerale verblieben hier in Abraumhalden, wogegen das nutzbare Konzentrat in der bis<br />

1967 betriebenen Lautenthaler Silberhütte zu Silber <strong>und</strong> Blei, später auch zu Zink <strong>und</strong><br />

Kupfer verarbeitet wurde. Aus wirtschaftlichen Gründen erfolgte 1930 die Betriebseinstellung,<br />

doch noch bis 1956 erfolgten verschiedene Erk<strong>und</strong>ungsarbeiten <strong>im</strong> Bergwerk.<br />

Nachdem diese keine wirtschaftlich nutzbaren Erzvorkommen mehr ergaben, wurde<br />

das Bergwerk endgültig geschlossen. Die alten Halden wurden von 1950 −1957 <strong>und</strong><br />

1971 −1975 abgetragen <strong>und</strong> in die Aufbereitung des Erzbergwerks Bad Gr<strong>und</strong> gebracht.<br />

Heute führt ein mit zahlreichen Schautafeln versehener <strong>Bergbau</strong>-Lehrpfad durch das<br />

Gebiet (nach Baumann 2009).<br />

Der schutzwürdige FFH-Lebensraumtyp 6130 (Schwermetallrasen) ist hier die Gr<strong>und</strong>lage<br />

des FFH-Gebietes „Schwermetallrasen bei Lautenthal“ (NI-144, EU-Melde-<br />

Nr. 4127 −301). Im Südwesten des Gebietes befindet sich ein großer zusammenhängender,<br />

nordexponierter Schwermetallrasen. Vermutlich hat man die Halden in diesem<br />

Bereich zwischen 1971 <strong>und</strong> 1975 abgetragen <strong>und</strong> auf diese Weise ein natürlich anmutendes<br />

Geländeprofil hergestellt. Die Vegetation hat sich seitdem offenbar ungestört<br />

entwickelt. Der resultierende Schwermetallrasen ist lückig, flechten- <strong>und</strong> moosreich<br />

<strong>und</strong> auch reich an allen kennzeichnenden Gefäßpflanzen <strong>und</strong> damit sehr typisch entwickelt.<br />

Der Bestand der Frühlingsmiere (Minuartia verna ssp. hercynica) ist so groß, dass<br />

der Hang zur Blütezeit weißlich überlaufen erscheint. Die Galmei-Grasnelke (Armeria<br />

marit<strong>im</strong>a ssp. halleri) kommt dagegen nur an weniger geneigten, besser wasserversorgten<br />

Stellen zur Massenentfaltung. Derzeit ist keine Tendenz zur Vergrasung oder<br />

Verbuschung erkennbar, was sicher auf dem geringen Alter des Schwermetallrasens<br />

in Verbindung mit der steilen Hanglage beruht. Allerdings grenzen Pionierwälder mit<br />

Weiden, Birken <strong>und</strong> Fichten an den Rasen an, so dass ein erhebliches Samenpotential<br />

gegeben ist. Zum längerfristigen Offenhalten ist ein (nicht zu intensives) Betreten<br />

durch Besucher gr<strong>und</strong>sätzlich positiv zu sehen.<br />

Weitere Teilflächen des Gebietes weisen ältere Abraumhalden in verschiedenen Ebenen<br />

<strong>und</strong> mit wechselnden Expositionen auf. Die dadurch resultierende große standörtliche<br />

Vielfalt spiegelt sich auch in der Vegetation wider: Die Steilhänge sind durch<br />

Rutschungen nahezu vegetationsfrei, mäßig geneigte Hänge von lückigen <strong>und</strong> Verebnungen<br />

von meist geschlossenen Schwermetallrasen bewachsen. In kleinen Senken<br />

haben sich Grasfluren entwickelt. Das Aufkommen von Fichten ist hier vielerorts stark<br />

<strong>und</strong> wird durch die überwiegende Nordexposition mit seinem feuchteren Mikrokl<strong>im</strong>a<br />

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Friedhart Knolle et al. 1–44<br />

Band 10 2011<br />

Abb. 13: Blick über einen Teil der Lautenthaler Schwermetallrasen am Kranichsberg. Foto: Karl-Christoph<br />

Steingass (30.9.2010).<br />

sicher begünstigt, stellenweise haben sich auch Weiden <strong>und</strong> Birken etabliert. Hier<br />

war ein pflegebedürftiger Zustand erreicht, denn der Baumbewuchs bot mit seinem<br />

Windschatten <strong>und</strong> der Humusakkumulation zunehmend gute Wuchsbedingungen für<br />

hochwüchsige Arten, so dass die typische Schwermetallrasenvegetation <strong>im</strong>mer mehr<br />

überwachsen wurde (nach Baumann 2009). Aus diesem Gr<strong>und</strong> haben die Niedersächsischen<br />

Landesforsten, die einen Teil der Fläche besitzen, hier 2009 Renaturierungsmaßnahmen<br />

zur Freistellung der <strong>Schwermetallvegetation</strong> durchgeführt.<br />

Wir verlassen das Gebiet, fahren zurück in die Bergstadt <strong>und</strong> folgen dem Innerstetal<br />

bergab bis zur Innerstetalsperre. Dieser Stausee wirkt als Sed<strong>im</strong>entfalle der durch den<br />

<strong>Bergbau</strong> <strong>im</strong> Oberlauf mobilisierten Schwermetalle. Das nach dem Bau der Innerstetalsperre<br />

abgelagerte Sed<strong>im</strong>ent weist 10.000 mg/kg Pb <strong>und</strong> 9.000 mg/kg Zn auf<br />

(Nowak & Preul 1971). Knapp nördlich des Staudammes überqueren wir die Innerste –<br />

hier sehen wir schon von der Straße aus rechterhand unmittelbar an der Innerste eine<br />

Schlackehalde mit <strong>Schwermetallvegetation</strong> liegen. Nun durchqueren wir die von typischer<br />

Harzer <strong>Bergbau</strong>folgeindustrie geprägte Industriestadt Langelshe<strong>im</strong> <strong>und</strong> erreichen<br />

knapp nördlich von Langelshe<strong>im</strong>, bereits <strong>im</strong> Nordharzvorland, das Naturschutzgebiet<br />

„Schlackenhalde Bredelem“ südwestlich des Klärwerks Innerstetal am südlichen<br />

Innersteufer.<br />

35<br />

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<strong>Schwermetallvegetation</strong>, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong> <strong>im</strong> <strong>westlichen</strong> Geopark Harz<br />

5.9 Das NSG Schlackenhalde Bredelem<br />

Das etwa 2,3 ha große Naturschutzgebiet „Schlackenhalde Bredelem“ (NSG BR 009)<br />

befindet sich an der Innerste südlich von Bredelem in der Gemeinde Langelshe<strong>im</strong><br />

(nördliches Harzvorland) <strong>und</strong> grenzt an das Naturschutzgebiet „Mittleres Innerstetal<br />

mit Kahnstein“ an. Bei der Halde handelt es sich um einen etwa 450 m langen <strong>und</strong><br />

20 −90 m breiten Auenstreifen am Westufer des Harzflusses Innerste. Auf dem trockenen<br />

Flussschotter sind Erzschlackenhalden als Reste historischer Hüttenbetriebe erhalten<br />

geblieben. Zum Schutz der <strong>Schwermetallvegetation</strong> <strong>und</strong> als gut erhaltenes Beispiel<br />

eines Erzhüttenplatzes in diesem Teil des Harzvorlandes wurde das Naturschutzgebiet<br />

1976 ausgewiesen. Um den langfristigen Erhalt des Gebietes zu gewährleisten, darf<br />

das Naturschutzgebiet nicht betreten werden. Das Naturschutzgebiet liegt innerhalb<br />

des FFH-Gebietes NI-121 (Innerste-Aue mit Kahnstein) <strong>und</strong> <strong>im</strong> EU-Vogelschutzgebiet<br />

V 52 (Innerstetal von Langelshe<strong>im</strong> bis Groß Düngen). Es ist daher auch Bestandteil<br />

des europäischen Netzes „Natura 2000“. Zuständig ist der Landkreis Goslar als untere<br />

Naturschutzbehörde (NLWKN 2011a).<br />

Die Schlackenhalden bei Bredelem stammen nicht aus der Bronzezeit (Ernst et al.<br />

2004, 2009), sondern aus der frühen Neuzeit nach 1500 (mdl. Mitt. Dr. L. Klappauf,<br />

Arbeitsstelle Montanarchäologie des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege).<br />

Seinerzeit waren die mit Holzkohle betriebenen Schmelzen nicht sehr effektiv<br />

<strong>und</strong> es fand eine relativ einseitige Metallselektion statt. Dadurch ist der Schwermetallgehalt<br />

der Schlackenhalden extrem hoch, besonders reich sind die Halden an Blei,<br />

Eisen, Mangan <strong>und</strong> Zink.<br />

Seit dem Mittelalter findet durch die oben beschriebene Belastung der Innerste mit<br />

Pochsanden, die bei Hochwasser in der Aue abgelagert werden, eine Zunahme der<br />

Schwermetallmengen statt. Als Resultat dieser Jahrh<strong>und</strong>erte andauernden Kontamination<br />

sind polymetallische Böden entstanden, wobei die Schwermetallkonzentrationen<br />

<strong>im</strong> Boden ungleichmäßig mosaikartig verteilt sind. Auf einigen Kleinflächen ist<br />

die Anreicherung so hoch, dass sie die Schwermetallresistenz der Arten des Armerietum<br />

halleri übertreffen <strong>und</strong> darum vegetationsfrei geblieben sind (Ernst et al. 2009,<br />

Ernst & Nelissen 2000). Auf anderen Flächen erlauben eher gemäßigte Schwermetallgehalte<br />

die Entwicklung einer geschlossenen Vegetationsdecke des Armerietum halleri<br />

<strong>und</strong> bei sehr niedriger Belastung selbst das Überleben schwach schwermetallresistenter<br />

Birken <strong>und</strong> Kiefern.<br />

Von hier erreichen wir in kurzer Fahrt nach Norden die kleine Siedlung Kunig<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />

von dort wieder unseren Ausgangspunkt. Kunig<strong>und</strong>e liegt verkehrsgünstig zu den Eisenerzlagern<br />

des nahen Salzgitter-Höhenzuges <strong>und</strong> ist aufgr<strong>und</strong> der Lage an der Innerste<br />

gut mit Wasserkraft <strong>und</strong> Hüttenwasser zu versorgen. Daher gründete 1682 der Unternehmer<br />

Jobst Edm<strong>und</strong> von Brabeck aus der Grafschaft Mark hier die Eisenhütte Kunig<strong>und</strong>e.<br />

Zur Versorgung mit Eisenerzen aus dem Salzgitter-Höhenzug ließ sich Brabeck<br />

1687 <strong>Bergbau</strong>rechte an der nahegelegenen Grenzlerburg verleihen. Der dortige Ausbiss<br />

des späteren Ida-Lagers war schon seit längerem bekannt. Da das erschmolzene<br />

Eisen aber eine schlechte Qualität hatte, wurde die Eisenhütte Kunig<strong>und</strong>e 1693 wieder<br />

geschlossen. In Kunig<strong>und</strong>e befanden sich zudem Mühlenbetriebe <strong>und</strong> ein Kupferham-<br />

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Friedhart Knolle et al. 1–44<br />

Band 10 2011<br />

Abb. 14: Armerietum halleri <strong>im</strong> NSG Schlackenhalde Bredelem. Foto: Thomas Becker (10.6.2006).<br />

mer. Auch eine Pulvermühle wurde errichtet – sie war bereits spätestens 1704/05<br />

angelegt worden <strong>und</strong> belieferte die fiskalischen Bergwerke <strong>im</strong> Harz mit Schwarzpulver.<br />

Zwischen 1860 <strong>und</strong> 1870 wurden die Werksanlagen der Pulvermühle nach Süden<br />

erheblich erweitert. Trotz seiner Bedeutung verlor das Werk zu Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

<strong>im</strong> Wettbewerb mit den konkurrierenden Großwerken <strong>im</strong>mer mehr an Boden. Die<br />

Erfindung des Dynamits, die Nobel auf der Basis des technischen Wissens der Harzer<br />

Bergleute 1862 gelang, verursachte den Fortfall der Lieferungen zu den fiskalischen<br />

Oberharzer Bergwerken <strong>und</strong> damit den Ausfall der sichersten <strong>und</strong> besten Einnahmen.<br />

Seit Anfang des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts bekam die Pulverfabrik große Lieferaufträge<br />

über Sprengpulver <strong>und</strong> Sprengsalpeter von Kalibergwerken. Um den Lieferaufträgen<br />

nachkommen zu können, musste die Fabrik erneut erweitert <strong>und</strong> mit neuen Anlagen<br />

bestückt werden. Während des 1. <strong>und</strong> 2. Weltkrieges fand hier auch Kriegsproduktion<br />

statt. Die nunmehr seit über 300 Jahren bestehende Pulverfabrik wird heute von der<br />

WANO Schwarzpulver GmbH betrieben <strong>und</strong> stellt Schwarzpulver <strong>und</strong> Zündschnüre her<br />

(Knolle et al. 2010). Auch hier befindet sich ein kleiner Schwermetallrasen.<br />

6 Zusammenfassung<br />

Der Harz ist reich an Erzvorkommen <strong>und</strong> weist zahlreiche Spuren ehemaliger <strong>Bergbau</strong>aktivitäten auf.<br />

Der schon seit der Bronzezeit nachweisbare Erzbergbau hat seit dem Mittelalter sowohl <strong>im</strong> Gebirge<br />

selbst als auch in den Vorländern des Harzes entlang der Flüsse, die aus dem Harz gespeist werden,<br />

zu örtlich extremer Schwermetallkontamination geführt. Sie spiegelt sich bis heute in der Vegetation<br />

wider. Dieser Exkursionsführer beschreibt eine Route durch den <strong>westlichen</strong> Teil des „Geoparks Harz .<br />

Braunschweiger Land . Ostfalen“, entlang derer die Spuren des <strong>Bergbau</strong>s sowie die dadurch geprägte<br />

Vegetation studiert werden können. Nach dem Start <strong>im</strong> UNESCO-Weltkulturerbe Goslar-Rammelsberg<br />

37<br />

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<strong>Schwermetallvegetation</strong>, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong> <strong>im</strong> <strong>westlichen</strong> Geopark Harz<br />

gibt ein Besuch der bei Goslar-Oker befindlichen Absetzbecken schwermetallhaltiger Schlämme ein<br />

dauerhaftes Zeugnis der Erzverarbeitung von ökotoxikologischer Relevanz <strong>und</strong> bietet einen guten<br />

Landschaftsüberblick der bis heute in Betrieb befindlichen industriellen Hüttenanlagen von Oker-Harlingerode<br />

mit ihren Halden. Ein Stopp an den Flussufern der Oker gibt die Möglichkeit, gut entwickelte<br />

Bestände des Armerietum halleri auf schwermetallangereicherten Flusssed<strong>im</strong>enten zu studieren. Nahe<br />

Ilsenburg <strong>und</strong> Langelshe<strong>im</strong> haben sich auf Schlackenhalden von historischen Metallhütten typische<br />

Schwermetallrasen des Armerietum halleri entwickelt, bei Lautenthal gibt es entsprechende Pflanzenbestände<br />

auf Abraumhalden des Metallerzbergbaus. In Sankt Andreasberg kann <strong>im</strong> Silbererzbergwerk<br />

Samson die letzte funktionstüchtige „Fahrkunst“ der Welt besichtigt werden. In der Umgebung finden<br />

sich anschauliche Beispiele einer an arsenreiche Böden angepassten Vegetation. Der Einfluss von<br />

Emissionen der ehemaligen Silber- <strong>und</strong> Bleihütte „Frankenscharrnhütte“ bei Clausthal-Zellerfeld auf<br />

die Vegetation ist ebenfalls noch gut zu erkennen.<br />

Danksagung<br />

Für hilfreiche Hinweise <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>liche Unterstützung danken wir Dr. Kathrin Baumann, Matthias Bock,<br />

Dr. Hans-Joach<strong>im</strong> Franzke, Dr. Lothar Klappauf, Dr. Hartmut Knappe, Prof. Dr. Dieter Meischner, Andreas<br />

Rutsch, Volker Schadach, dem Landkreis Goslar als untere Naturschutzbehörde (Rainer Schlicht) <strong>und</strong><br />

den Niedersächsischen Landesforsten (Dr. Michael Lücke <strong>und</strong> Karl-Christoph Steingaß).<br />

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Friedhart Knolle et al. 1–44<br />

Band 10 2011<br />

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Friedhart Knolle et al. 1–44<br />

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41<br />

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42<br />

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Friedhart Knolle et al. 1–44<br />

Band 10 2011<br />

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Der Rammelsberg. Tausend Jahre Mensch – Natur – Technik. <strong>Bergbau</strong> als Kulturträger. Rammelsberger<br />

Schriften 1, Band 2: 390 −401, Verlag Goslarsche Zeitung, Goslar.<br />

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Anschriften der Verfasser<br />

Dr. Friedhart Knolle <strong>und</strong> Dr. Hans-Ulrich Kison<br />

Nationalparkverwaltung Harz<br />

Lindenallee 35<br />

38855 Wernigerode<br />

E-Mail: knolle@nationalpark-harz.de; kison@nationalpark-harz.de<br />

Prof. Dr. Wilfried H.O. Ernst<br />

Vrije Universiteit Amsterdam<br />

Faculty of Earth and Life Sciences<br />

De Boelelaan 1085,<br />

NL-1081 HV Amsterdam<br />

E-Mail: who.ernst@quicknet.nl<br />

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<strong>Schwermetallvegetation</strong>, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong> <strong>im</strong> <strong>westlichen</strong> Geopark Harz<br />

Prof. Dr. Hartmut Dierschke <strong>und</strong> Dr. Thomas Becker<br />

Georg-August-Universität Göttingen<br />

Albrecht von Haller-Institut für Pflanzenwissenschaften<br />

Untere Karspüle 2<br />

37073 Göttingen<br />

E-Mail: hdiersc@gwdg.de; tbecker@gwdg.de<br />

Dr. Sylvia Kratz <strong>und</strong> Prof. Dr. mult. Ewald Schnug<br />

Julius Kühn-Institut<br />

Institut für Pflanzenbau <strong>und</strong> Bodenk<strong>und</strong>e<br />

B<strong>und</strong>esallee 50<br />

38116 Braunschweig<br />

E-Mail: sylvia.kratz@jki.b<strong>und</strong>.de; ewald.schnug@jki.b<strong>und</strong>.de<br />

44<br />

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