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Schwermetallvegetation, Bergbau und Hüttenwesen im westlichen ...

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<strong>Schwermetallvegetation</strong>, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong> <strong>im</strong> <strong>westlichen</strong> Geopark Harz<br />

In der ehemaligen freien Bergstadt Lautenthal wurde vom Anfang des 13. bis Mitte des<br />

20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>Bergbau</strong> betrieben. Ein abbauwürdiges Erzvorkommen war auf etwa<br />

2 km Länge <strong>im</strong> Bereich zwischen Bromberg <strong>und</strong> Kranichsberg vorhanden. Die wichtigsten<br />

Erze waren silberhaltiger Bleiglanz <strong>und</strong> Zinkblende, daneben fanden sich die<br />

nicht nutzbaren Minerale Kalkspat <strong>und</strong> Quarz. Das Grubengelände wurde über mehrere<br />

Schächte am Kranichsberg aufgeschlossen <strong>und</strong> der Abbau erfolgte unter Tage bis<br />

in eine Tiefe von zuletzt r<strong>und</strong> 1.000 m. Um die Kunst- <strong>und</strong> Kehrräder der Schächte mit<br />

Antriebswasser zu versorgen, wurde nach <strong>und</strong> nach ein aufwendiges System von Teichen<br />

<strong>und</strong> Gräben geschaffen. Die Erze wurden zunächst in Pochwerken an der Innerste<br />

aufbereitet, wo das Gestein mittels Wasserkraft zerkleinert <strong>und</strong> anschließend per Hand<br />

sortiert wurde. Vor r<strong>und</strong> 100 Jahren entstand dann am Hang des Kranichsbergs eine<br />

modernere maschinelle Aufbereitungsanlage. Die nicht nutzbaren Nebengesteine <strong>und</strong><br />

Minerale verblieben hier in Abraumhalden, wogegen das nutzbare Konzentrat in der bis<br />

1967 betriebenen Lautenthaler Silberhütte zu Silber <strong>und</strong> Blei, später auch zu Zink <strong>und</strong><br />

Kupfer verarbeitet wurde. Aus wirtschaftlichen Gründen erfolgte 1930 die Betriebseinstellung,<br />

doch noch bis 1956 erfolgten verschiedene Erk<strong>und</strong>ungsarbeiten <strong>im</strong> Bergwerk.<br />

Nachdem diese keine wirtschaftlich nutzbaren Erzvorkommen mehr ergaben, wurde<br />

das Bergwerk endgültig geschlossen. Die alten Halden wurden von 1950 −1957 <strong>und</strong><br />

1971 −1975 abgetragen <strong>und</strong> in die Aufbereitung des Erzbergwerks Bad Gr<strong>und</strong> gebracht.<br />

Heute führt ein mit zahlreichen Schautafeln versehener <strong>Bergbau</strong>-Lehrpfad durch das<br />

Gebiet (nach Baumann 2009).<br />

Der schutzwürdige FFH-Lebensraumtyp 6130 (Schwermetallrasen) ist hier die Gr<strong>und</strong>lage<br />

des FFH-Gebietes „Schwermetallrasen bei Lautenthal“ (NI-144, EU-Melde-<br />

Nr. 4127 −301). Im Südwesten des Gebietes befindet sich ein großer zusammenhängender,<br />

nordexponierter Schwermetallrasen. Vermutlich hat man die Halden in diesem<br />

Bereich zwischen 1971 <strong>und</strong> 1975 abgetragen <strong>und</strong> auf diese Weise ein natürlich anmutendes<br />

Geländeprofil hergestellt. Die Vegetation hat sich seitdem offenbar ungestört<br />

entwickelt. Der resultierende Schwermetallrasen ist lückig, flechten- <strong>und</strong> moosreich<br />

<strong>und</strong> auch reich an allen kennzeichnenden Gefäßpflanzen <strong>und</strong> damit sehr typisch entwickelt.<br />

Der Bestand der Frühlingsmiere (Minuartia verna ssp. hercynica) ist so groß, dass<br />

der Hang zur Blütezeit weißlich überlaufen erscheint. Die Galmei-Grasnelke (Armeria<br />

marit<strong>im</strong>a ssp. halleri) kommt dagegen nur an weniger geneigten, besser wasserversorgten<br />

Stellen zur Massenentfaltung. Derzeit ist keine Tendenz zur Vergrasung oder<br />

Verbuschung erkennbar, was sicher auf dem geringen Alter des Schwermetallrasens<br />

in Verbindung mit der steilen Hanglage beruht. Allerdings grenzen Pionierwälder mit<br />

Weiden, Birken <strong>und</strong> Fichten an den Rasen an, so dass ein erhebliches Samenpotential<br />

gegeben ist. Zum längerfristigen Offenhalten ist ein (nicht zu intensives) Betreten<br />

durch Besucher gr<strong>und</strong>sätzlich positiv zu sehen.<br />

Weitere Teilflächen des Gebietes weisen ältere Abraumhalden in verschiedenen Ebenen<br />

<strong>und</strong> mit wechselnden Expositionen auf. Die dadurch resultierende große standörtliche<br />

Vielfalt spiegelt sich auch in der Vegetation wider: Die Steilhänge sind durch<br />

Rutschungen nahezu vegetationsfrei, mäßig geneigte Hänge von lückigen <strong>und</strong> Verebnungen<br />

von meist geschlossenen Schwermetallrasen bewachsen. In kleinen Senken<br />

haben sich Grasfluren entwickelt. Das Aufkommen von Fichten ist hier vielerorts stark<br />

<strong>und</strong> wird durch die überwiegende Nordexposition mit seinem feuchteren Mikrokl<strong>im</strong>a<br />

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