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Schwermetallvegetation, Bergbau und Hüttenwesen im westlichen ...

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<strong>Schwermetallvegetation</strong>, <strong>Bergbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüttenwesen</strong> <strong>im</strong> <strong>westlichen</strong> Geopark Harz<br />

relativ schwermetallarme Blätter aufzufressen. Bei dieser Nelkeneule bleibt durch die<br />

Ausscheidung der Schwermetalle in den Fäzes der Schwermetallgehalt des Raupenkörpers<br />

niedrig. Weniger schädlich für die Populationsentwicklung von Silene vulgaris ist<br />

der Nelkenrüssler Sibinia viscaria (Curculionidae); die Entwicklung der kleinen Käferlarve<br />

beschränkt sich jeweils auf eine Samenkapsel. Andere samenfressende Insektenarten<br />

wurden in den Fruchtständen von Arabidopsis halleri <strong>und</strong> Armeria marit<strong>im</strong>a<br />

ssp. halleri gef<strong>und</strong>en. Blüten <strong>und</strong> Fruchtstände von Armeria marit<strong>im</strong>a ssp. halleri werden<br />

durch Larven <strong>und</strong> Käfer vom Grasnelkenrüssler (Sibinia sodalis) befallen, die bis<br />

zu 90 % der Samen vernichten können (Ernst 2006). Die Blütenstände von Hallers<br />

Grasnelke werden auch durch den Grasnelken-Palpenfalter Aristotelia brizella auf allen<br />

Schwermetallrasen als Nahrungsquelle aufgesucht; in großen Blütenköpfen leben mitunter<br />

mehrere Raupen dieses monophagen Kleinschmetterlings.<br />

4 Die Vegetation auf schwermetallhaltigen Böden<br />

in der Harzregion<br />

4.1 Allgemeine Charakteristik der Schwermetallrasen<br />

Schwermetallreiche Standorte lassen sich oft schon von weitem durch ihre teilweise<br />

nur sehr lockere, meist niedrigwüchsige Pflanzendecke erkennen. Besonders dort, wo<br />

noch kleine bis größere Halden mit Abraum oder Verhüttungsrückständen (Schlacken)<br />

existieren, heben sich feinerdearme Kuppen <strong>und</strong> steilere Hänge mit dunklem Grobmaterial<br />

<strong>und</strong> bestenfalls sehr schütterem, artenarmem Bewuchs von der Umgebung ab.<br />

Aber auch ebene Flächen mit Gesteins- <strong>und</strong> Schlackenresten können ähnlich offen<br />

sein. Das Ausgangssubstrat weist nicht nur hohe, für viele Pflanzen giftige Schwermetallkonzentrationen<br />

auf, sondern es ist zugleich sehr nährstoffarm, ohne größeres Wasserhaltevermögen<br />

<strong>und</strong> kann sich bei direkter Einstrahlung stark erhitzen. Erst wenn<br />

sich etwas mehr Feinerde angesammelt hat, wird das Substrat für manche Pflanzen<br />

besiedelbar, die allmählich Humus bilden, eventuell auch Feinerde sammeln <strong>und</strong> damit<br />

weiteren Pflanzen unter Abschwächung des Schwermetalleinflusses das Eindringen<br />

ermöglichen. So kann allmählich eine echte Pr<strong>im</strong>ärsukzession beginnen, in der aber<br />

über lange Zeit nur schwermetalltolerante Pflanzen eine Rolle spielen. Auf Schwermetallstandorten<br />

bleiben viele Pflanzen kleinwüchsig; insgesamt ähnelt die Vegetation<br />

physiognomisch bestenfalls einem Magerrasen. Diesen Charakter haben auch<br />

die Bestände in mit Pochsanden kontaminierten Überschwemmungsbereichen einiger<br />

Flüsse, insbesondere von Innerste <strong>und</strong> Oker. Im Gegensatz zu vielen Magerrasen<br />

anderer Regionen, die oft als besonders artenreich gelten, sind die Schwermetallrasen<br />

des Harzes relativ artenarm. Hohe Schwermetallkonzentrationen sind insgesamt ein<br />

entscheidender Gr<strong>und</strong> für die Artenzusammensetzung, aber auch andere Faktoren wie<br />

Nährstoff- <strong>und</strong> Wasserhaushalt sowie der pH-Wert des Bodens spielen eine wichtige<br />

Rolle (Dierschke & Becker 2008, s. a. Becker & Dierschke 2008). Am Boden gibt es häufig<br />

eine gut <strong>und</strong> teilweise artenreich ausgebildete Kryptogamenschicht. So können insbesondere<br />

die Flechten teilweise an Zahl <strong>und</strong> Deckung die Gefäßpflanzen übertreffen<br />

<strong>und</strong> die floristische Gesamtbilanz etwas aufbessern.<br />

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