100. GBR Sitzung ATC Alltag Alles eine Frage des ... - GdF
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Safety<br />
Gefunden im Internet:<br />
Beinahe-Crash<br />
mit Air Berlin-Jet<br />
Auf dem Flughafen Zürich sind im Sommer 2008 beinahe zwei deutsche<br />
Flugzeuge zusammengestossen. Medienberichten zufolge<br />
wurde erst jetzt bekannt, dass am 31. Juli 2008 um ein Haar <strong>eine</strong><br />
landende und <strong>eine</strong> startende Maschine auf sich kreuzenden Pisten<br />
kollidiert wären.<br />
Demzufolge wären <strong>eine</strong> Maschine der Ostfriesischen<br />
Lufttransport GmbH (OLT), die aus Bremen kam, und<br />
ein Airbus der Air Berlin, der in Richtung Düsseldorf<br />
startete, fast zusammengeprallt. Das Schweizer Büro<br />
für Flugunfalluntersuchungen (BFU) sprach von <strong>eine</strong>m<br />
„schweren Vorfall“.<br />
Fluglotse verhinderte Start im letzten Moment.<br />
Ein Flugverkehrsleiter hatte die Gefahr im letzten<br />
Moment erkannt und dem Airbus-Kapitän befohlen,<br />
den Start abzubrechen. Der Pilot brachte die Maschine,<br />
die bereits auf 130 Km/h beschleunigt hatte, noch<br />
rechtzeitig zum Stillstand. Für die Fluggäste hatte der<br />
Zwischenfall k<strong>eine</strong> Folgen. Der Airbus hob 12 Minuten<br />
später in Richtung Düsseldorf ab. Die OLT-Maschine<br />
rollte wie geplant auf ihre Parkposition.<br />
Soweit die kurze Information im Internet.<br />
Ende September 2009 veröffentlichte die Schweizer<br />
Untersuchungsbehörde – BFU – den offiziellen<br />
Abschluss-Untersuchungsbericht. In <strong>eine</strong>r kurzen<br />
Zu sammen fassung möchte ich hier nun die wichtigsten<br />
Daten und Fakten daraus noch einmal wiedergeben.<br />
Der schwere Vorfall zwischen den beiden Luftfahrzeugen<br />
beinhaltet ein altbekanntes <strong>ATC</strong>-Problem:<br />
• Gleichzeitiger Flugbetrieb auf zwei<br />
sich kreuzenden Pisten<br />
Sachverhalt<br />
Bei den beteiligten Luftfahrzeugen handelte es sich<br />
um OLT 212, D-COLB, <strong>eine</strong> Fairchild SA227AC Metroliner<br />
III, der Ostfriesischen Lufttransport GmbH, auf<br />
<strong>eine</strong>m Linienflug von Bremen nach Zürich und um BER<br />
966Z, D-ABGC, ein Airbus A319 der Air Berlin, Pic & Co<br />
Luftverkehrsgesellschaft KG, auf <strong>eine</strong>m Linienflug von<br />
Zürich nach Düsseldorf.<br />
Anflug aus dem Norden zum ILS 16 kürzer<br />
ist. Laut Aussagen der Besatzung<br />
von OLT 212 wurden solche Anfragen in<br />
der Regel auch bewilligt.<br />
Im vorliegenden Falle koordinierte der<br />
Anfluglotse den gewünschten Pistenwechsel auch<br />
entsprechend mit der Platzkontrolle und erteilte nach<br />
deren Bewilligung um 13:12 UTC an OLT 212 die Freigabe<br />
zum ILS-Anflug auf Piste 16. Als Begründung <strong>des</strong><br />
Pistenwechsels von RWY 14 auf RWY 16 gab der Platzverkehrslotse<br />
(hier: FVL1) später an, dass dies aus<br />
s<strong>eine</strong>r Sicht zum Dienst am Kunden gehöre und er die<br />
Verkehrssituation als problemlos beurteilte. Bei ausnahmsweise<br />
bewilligten Anflügen auf Piste 16 muss der<br />
Tower-Lotse diese frühzeitig in s<strong>eine</strong> Planung einfliessen<br />
lassen, da diese Anflüge die Möglichkeit für Starts<br />
auf Piste 28 einschränken (crossing runways – siehe<br />
Aerodrome-Layout).<br />
Als sich OLT 212 etwa 8 NM vor der Pistenschwelle<br />
befand, erteilte der FVL1 gegen 13:14 UTC die Landerlaubnis<br />
mit der Rollinformation, die Piste 16 via Rollweg<br />
E8 zu verlassen. Eine weitere Positions- oder Entfernungsmeldung<br />
wurde von der Besatzung der OLT<br />
212 nicht mehr verlangt, z.B.: „Report 2 miles final 16“.<br />
Dies hätte auch der Vorschrift entsprochen, nach welcher<br />
<strong>eine</strong> Startbewilligung an ein Flugzeug auf Piste 28<br />
nicht mehr erteilt werden durfte, wenn ein Anflug auf<br />
Piste 16 näher als 2 NM vor der Pistenschwelle war.<br />
Anflüge, die ausnahmsweise auf Piste 16 freigegeben<br />
wurden, konnten außerdem farblich auf dem Tower-<br />
Info-System (hier: TACO) hervorgehoben werden. Da<br />
aber k<strong>eine</strong> diesbezüglichen Vorschriften bestanden,<br />
wurde dies sehr unterschiedlich gehandhabt. Im vorliegenden<br />
Fall konnte sich der FVL1 nicht erinnern,<br />
ob er den Anflug der OLT 212 auf dem TACO markiert<br />
hatte. Der ablösende Platzverkehrslotse (hier: FVL2)<br />
gab an, er sei nicht auf das TACO hingewiesen worden<br />
und konnte sich auch nicht erinnern, ob OLT 212 darin<br />
von<br />
Wilfried<br />
Hermes<br />
Vorgeschichte und Flugverlauf<br />
Am Donnerstag, den 31. Juli 2008, befand sich OLT 212<br />
gegen 13:06 UTC im Anflug auf den Flughafen Zürich.<br />
In ihrem ersten Kontakt mit Zürich Arrival fragte die<br />
Besatzung an, ob ein Anflug auf Piste 16 möglich sei.<br />
Es kommt immer wieder vor, dass von Besatzungen<br />
die Piste 16 zum Landen gewünscht wird, obwohl die<br />
kreuzungsfreie Piste 14 „Landing runway in use“ ist.<br />
Die Anfrage erfolgt im Normalfall aus Gründen der Zeitersparnis<br />
beim Rollen zur Parkposition und weil der<br />
31 der flugleiter 2010/01