GEW-ZEITUNG Rheinland-Pfalz
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Bildungspolitik der CDU<br />
Arbeitslehre: nur für (künftige)<br />
Arbeiter<br />
Die Abschaffung der Arbeitslehre im<br />
Gymnasium und seine Reduzierung<br />
in den übrigen Bereichen können<br />
auch durch eine massive Ausdehnung<br />
dieses Fachs im Bereich der<br />
Hauptschulen nicht kompensiert<br />
werden. Dieses Konzept folgt den<br />
überholten Vorstellungen von der<br />
Aufteilung der Welt in Kopf- und<br />
Handarbeiter und weist ebenfalls auf<br />
das rückwärts gewandte Denken in<br />
der gegenwärtigen hessischen Bildungspolitik<br />
hin.<br />
Biologie: ohne Abschlussrelevanz<br />
Ebenfalls nicht auf der Höhe der<br />
Zeit sind die Veränderungen im Bereich<br />
der Naturwissenschaften: Biologie<br />
wird nur noch bis Klasse 9 er-<br />
teilt und entfällt als Abschlussfach im<br />
10. Schuljahr. Dabei nimmt die Biologie<br />
mittlerweile die beherrschende<br />
Rolle in den Naturwissenschaften ein<br />
und integriert weite Gebiete (...). Die<br />
Bereiche Biologie, Medizin und Gesundheitswesen<br />
gelten übrigens als<br />
zukunftsorientierte, aussichtsreiche<br />
Arbeitsmärkte - nicht nur für HochschulabsolventInnen!<br />
Gerade auch<br />
für SchülerInnen mit mittlerem Abschluss<br />
werden hier künftig attraktive<br />
Arbeitsplätze zur Verfügung stehen.<br />
Kreativität: nicht gefragt<br />
Kunst und Musik - seit Jahren Stiefkinder<br />
der LehrerInnenversorgung -<br />
werden in Haupt- und Realschule<br />
drastisch um vier Wochenstunden<br />
gekürzt: Der Arbeitsmarkt ruft, nicht<br />
Oper und Museum! (...).<br />
Keine Experimente<br />
Die gegenwärtige Bildungspolitik in<br />
Hessen geht nicht von den realen Anforderungen<br />
aus, die die gesellschaftliche<br />
Entwicklung an die Menschen und<br />
damit an das Schulsystem stellt. Im<br />
Mittelpunkt steht die Restauration eines<br />
Schulsystems mit den Rezepten der<br />
50-er Jahre. So sehr diese an der einen<br />
oder anderen Stelle nostalgischen<br />
Charme ausstrahlen und in einer unüberschaubaren<br />
Welt scheinbar wohltuend<br />
einfache Wege weisen: Sie sind<br />
brandgefährlich, weil sie den Versuch<br />
darstellen, das Rad der Geschichte zurückzudrehen.<br />
Diese Politik bringt<br />
Kinder und Jugendliche um ihre<br />
Chance, für die Herausforderungen<br />
der Zukunft so gut wie möglich gerüstet<br />
zu sein.“<br />
Viel Schatten und wenig Licht<br />
Bildungspolitik im Saarland nach dem Regierungswechsel<br />
Wie in der letzten <strong>GEW</strong>-Zeitung angekündigt und mit einem Interview<br />
mit dem einstigen <strong>GEW</strong>-Vorsitzenden Frieder Bechberger-Derscheidt<br />
begonnen, beschäftigen wir uns im Vorfeld der Landtagswahl auch mit<br />
dem, was die etwaige Alternative „CDU als Regierungspartei“ für die<br />
Bildungspolitik bedeuten könnte. Klaus Kessler schildert zunächst die<br />
wichtigsten Neuerungen nach dem Regierungswechsel im Saarland:<br />
1. Kindergarten<br />
• Stufenweise Abschaffung der Kindergartengebühren<br />
und Verlegung<br />
der KiGA-Verwaltung und Aufsicht<br />
vom Sozialministerium in das Bildungsministerium.<br />
Die erste Stufe<br />
der Gebührenbefreiung ist in diesem<br />
Jahr umgesetzt worden, das heißt, das<br />
dritte Kindergartenjahr ist gebührenfrei.<br />
Die <strong>GEW</strong> hat sowohl die Verlagerung<br />
der Zuständigkeit für Kindergärten ins<br />
Bildungsministerium als auch die Abschaffung<br />
der Gebühren begrüßt.<br />
2. Schule<br />
2.1 Lehrerstellen<br />
• Schaffung von 100 zusätzlichen<br />
Lehrerstellen zum Schuljahr 2000/<br />
01. Dies ist umgesetzt, aber es gibt<br />
Engpässe in der Lehrerversorgung.<br />
Das heißt, trotz vorhandener Stellen<br />
fehlen in bestimmten Fächern und<br />
Schulformen Lehrkräfte (Mangelfächer:<br />
Mathematik, Physik, Arbeitslehre,<br />
musische Fächer; Schulformengpässe:<br />
Sonderschulen und beruflichen<br />
Schulen).<br />
Die <strong>GEW</strong> hat die Schaffung von neuen<br />
Stellen begrüßt und fordert zur Sicherung<br />
der Lehrkräfteversorgung eine<br />
mittelfristige Personalplanung, ein Angebot<br />
von attraktiven Beamtenstellen<br />
für alle Schulformen, die Aufstockung<br />
von teilzeitbeschäftigten Lehrkräften.<br />
(Beamtenstellen in „Einstellungsteilzeit“<br />
werden jetzt aufgestockt; angestellte<br />
Lehrkräfte nicht in jedem Fall)<br />
2.2. Grundschulen<br />
• Abschaffung der Berichtszeugnisse<br />
in Klasse 2 und Einführung von Notenzeugnissen<br />
Die <strong>GEW</strong> hat dies als pädagogischen<br />
Rückschritt gekennzeichnet und abgelehnt.<br />
• Einführung von landesweiten Orientierungsarbeiten<br />
in den 4. Grundschulklassen<br />
Die <strong>GEW</strong> hat dies als Rückschritt bezeichnet<br />
und befürchtet die Einführung<br />
des „Grundschulabiturs“ in Klassenstufe<br />
4.<br />
• Übergang von der Grundschule zu<br />
weiterführenden Schulen. Abschaffung<br />
des letztentscheidenden Elternwillens<br />
über den Besuch einer weiterführenden<br />
Schule und Einführung<br />
einer rechtsverbindlichen Empfehlung<br />
der Grundschule für das<br />
Gymnasium, gekoppelt an einen bestimmten<br />
Notenschnitt in den Fächern<br />
Mathematik und Deutsch (bei<br />
Nicht-Empfehlung besteht die Notwendigkeit<br />
der Teilnahme an einer<br />
Aufnahmeprüfung für das Gymnasium)<br />
Die <strong>GEW</strong> hat diese Regelung abgelehnt.<br />
• Computer-Ausstattung an Grundschulen<br />
Die Landesregierung hat mit der Initiative<br />
„Zukunft schenken“ die Absicht,<br />
unter Heranziehung von Sponsoren,<br />
alle Grundschulen mit Computern<br />
auszustatten.<br />
Die <strong>GEW</strong> hat diese Initiative vom<br />
Grundsatz her begrüßt.<br />
• Klassenteiler an Grundschulen<br />
Die CDU-Landesregierung hat den<br />
bisherigen Klassenteiler an Grund-<br />
20 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 00