GEW-ZEITUNG Rheinland-Pfalz
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Schulaufsicht<br />
Kurt Biehler,<br />
Fachgruppe<br />
Schulaufsicht<br />
und Schulverwaltung<br />
3. Probleme der Neustrukturierung<br />
der Schulverwaltung<br />
Die Neustrukturierung hat eine Fülle<br />
von zusätzlichen Schwierigkeiten<br />
produziert, die bis heute nicht gelöst<br />
sind. Dies sind:<br />
• Trennung der Fachaufsicht in den<br />
Außenstellen von der Personalaufsicht<br />
in der Zentralstelle. Diese produziert<br />
lange Wege, erfordert mehr<br />
Zeit für die Bearbeitung der Vorgänge<br />
und verzögern die Durchführung<br />
von Entscheidungen bei der Berufung<br />
von Funktionsträgern und Ausfertigen<br />
von Arbeitsverträgen; Trennung<br />
der Rumpf-Personalreferate in<br />
den Außenstellen von denen der<br />
Zentralabteilung, Hin- und Herverlagerung<br />
von Teilzuständigkeiten.<br />
Das reduzierte Personal ist nicht<br />
mehr trotz größten Einsatzes in der<br />
Lage, alle anfallenden Arbeiten zügig,<br />
zeitnah und kompetent zu erledigen.<br />
Mehr Fehler bei der Bearbeitung<br />
sind die Folge. Die mangelnde<br />
Pflege der Datensätze - eine Erscheinung,<br />
die bereits vor den Änderungen<br />
bei der Bezirksregierung zu beobachten<br />
war - führt zu Rückfragen,<br />
Verzögerung bei der Bearbeitung<br />
und Hinausschieben der Entscheidungen.<br />
Trotz neuester Ausstattung<br />
mit EDV-Anlagen ist die erforderliche<br />
einheitliche Software noch zu<br />
erstellen. Der technische Standard<br />
des Datenverarbeitungsnetzes (AS<br />
400) erschwert den raschen Zugang<br />
zu notwendigen Daten. Ihre Kompatibilität<br />
ist nicht gegeben. Die<br />
Fülle der übertragenen Aufgaben an<br />
die Leiter der Fach- und Personalreferate<br />
in den Außenstellen führt zu<br />
unzumutbaren physischen und psychischen<br />
Belastungen. Sie reduzieren<br />
die dringend notwendigen Informationskontakte<br />
zwischen Fachreferenten<br />
und den Leitungen.<br />
• Im letzten Planungszeitraum für<br />
die Lehrerversorgung wurde der notwendige<br />
Konsens über die Zahl der<br />
freigewordenen Lehrerstellen zwischen<br />
Außenstellen und Zentralabteilung<br />
zu spät gefunden. Stückweise<br />
und verspätete Zuteilung der zu<br />
besetzenden Planstellen führte zu<br />
vermeidbaren Verzögerungen. Die<br />
Schulen konnten nicht rechtzeitig zu<br />
Schulbeginn versorgt werden. Die<br />
Budgetierung der Vertretungsmittel<br />
für die Schulaufsichtsbezirke in den<br />
Außenstellen - eine Folge der schrittweisen<br />
Zuteilung der Ressourcen,<br />
die nicht überschritten werden dürfen<br />
- zwingt zur Verkürzung mit anschließender<br />
Verlängerung der Zeitverträge.<br />
Die Folge sind regelmäßig<br />
ein zusätzlicher und vermeidbarer<br />
Verwaltungsaufwand bei den Verlängerungen,<br />
verspätete Gehaltszahlungen,<br />
mündliche und schriftliche<br />
Nachfragen, verärgerte und teilweise<br />
beleidigende Mahnschreiben<br />
durch die Betroffenen. Unbereinigte<br />
Bewerberlisten, die während des<br />
Auswahlverfahrens nicht korrigiert<br />
werden, zwangen die Behörde zum<br />
Abarbeiten seitenlanger Bewerberauflistungen.<br />
Ein unnötiger Aufwand<br />
an Zeit und Kraft! In den drei<br />
Außenstelle werden bei der Berufung<br />
von Bewerbern um Funktionsstellen<br />
drei verschiedene Besetzungsverfahren<br />
durchgeführt. Eine Vereinheitlichung<br />
und Verkürzung der<br />
Wege ist geboten.<br />
• Die zunehmende Verrechtlichung<br />
der Schule hat einen erheblichen<br />
Mehraufwand an Zeit zur Folge.<br />
Beispiel: Begründungsanforderungen<br />
bei Einweisungen in Sonderschulen,<br />
Schulbezirkswechseln, Abordnungen<br />
und Versetzungen usw.<br />
Die Beratung durch Referat 31 in<br />
rechtlichen Fragen ist trotz guten<br />
Willens reduziert, weil die Leiter<br />
nicht mehr in der Lage sind, die<br />
Überfülle der zu leistenden Arbeit<br />
in den Außenstellen noch umfassend<br />
und regelmäßig zu bewältigen.<br />
• Das Führen der Personalakte in der<br />
Zentralabteilung erschwert die Aktenzugänge.<br />
Vielfach muss eine doppelte<br />
Aktenführung gesichert werden,<br />
weil beide Organisationseinheiten<br />
mit ein und demselben Vorgang<br />
befasst sind. Den Referenten in der<br />
Schulaufsicht der Außenstelle liegen<br />
meist keine aktuellen Informationen<br />
über Teilzeitregelungen, Erziehungsurlaube,<br />
Entscheidungen über Stellenbesetzungen,<br />
Ausfertigen von<br />
Urkunden usw. vor. Der ständige<br />
Wechsel der Zuständigkeiten und<br />
der Sachbearbeiter erschwert die vertrauliche<br />
Zusammenarbeit und die<br />
Kommunikation. Referententätigkeiten<br />
in der Schulaufsicht orientieren<br />
sich nicht mehr an dem umfassenden<br />
Auftrag der Schulaufsicht,<br />
sondern beschränkten sich im Wesentlichen<br />
auf Maßnahmen zur Personalbewirtschaftung<br />
über das gesamte<br />
Jahr. Dringend notwendige<br />
Leitungs- und Beratungsaufgaben<br />
müssen vernachlässigt werden.<br />
• Die Reduzierung des Personals in<br />
der Schulabteilung (zur Finanzierung<br />
von LehrerInnenstellen an den Schulen)<br />
führt zur regelmäßigen Überlastung<br />
der Sachbearbeiter und der<br />
Referenten. Darunter leidet die Qualität<br />
der Arbeit. Die Schulaufsicht<br />
verliert zusehends ihren guten Ruf als<br />
Dienstleistungsbehörde. Die Überlastung<br />
des gesamten Personals nicht<br />
nur in den Hochzeiten des Jahres,<br />
sondern über die 12 Monate des<br />
Kalenderjahres hinweg führt zunehmend<br />
zur Flucht aus der Schulaufsicht<br />
durch Rückkehr in eine frühere<br />
Schulleiterfunktion oder in die<br />
Altersteilzeit, zu Krankheiten und<br />
Frustrierung. Die Situation wird<br />
noch durch die anfallenden Vertretungsnotwendigkeiten<br />
und die lang<br />
anhaltende Dauer der Besetzungsverfahren<br />
bei der Berufung von Referentinnen<br />
und Referenten verschärft.<br />
Die Budgetierung der Beförderungsmittel<br />
in der Verwaltung führt in<br />
zahlreichen Fällen zu Demotivationen,<br />
weil die geleistete gute Arbeit<br />
nicht angemessen honoriert werden<br />
kann. Zunehmend müssen Schulaufsichtsbeamte<br />
Sachbearbeitertätigkeiten<br />
übernehmen.<br />
4. Bewertung<br />
Wir befinden uns in einer Übergangssituation.<br />
Zahlreiche Mitarbeiter<br />
haben den Wechsel der Dienststelle<br />
einer Versetzung nach Trier<br />
vorgezogen. Neue Personen müssen<br />
Verwaltungsabläufe noch internalisieren,<br />
die gesetzlichen Grundlagen<br />
im Detail erfassen und die Schreiben<br />
sachgemäß fertigen lernen. Neue<br />
Strukturen haben sich noch nicht<br />
gefestigt und alte entsprechen nicht<br />
mehr dem Organisationsrahmen: So<br />
sind die Wege über die neue „Stufe“<br />
der Außenstellen wesentlich verlängert.<br />
Mehrarbeit bei einem geringeren<br />
Personalschlüssel wird erforderlich.<br />
Das Personal kann dies über einige<br />
Monate leisten, auf Dauer nicht.<br />
26 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 00