MAGAZIN - Vorarlberger Kraftwerke AG
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» iM Gespräch<br />
Zur Person<br />
Caroline Weber<br />
Geboren: 1986 in Dornbirn<br />
Wohnort: Wien<br />
Beruf: Sportsoldatin im<br />
Heeresleistungssportzentrum<br />
Hobbys: Tanzen, Theater, Kino<br />
Lieblingsessen: Mamas Küche<br />
Motto: „Keine halben Sachen“<br />
Größte sportliche Erfolge:<br />
17. Platz bei den Olympischen<br />
Spielen 2008 in Peking;<br />
14. bei der WM 2007 in Patras;<br />
7. bei den World Games in<br />
Taiwan 2009;<br />
10. bei der EM 2009 in Baku,<br />
7. bei der Universade 2007 in<br />
Bangkok, 34-fache österreichische<br />
Staatsmeisterin<br />
18 <strong>M<strong>AG</strong>AZIN</strong><br />
Die Beine berühren kaum den Boden, als die junge<br />
Frau im schillernden Trikot in einer Kombination<br />
von Sprüngen und Drehungen über den Teppich wirbelt.<br />
In endlosen Wellen umspielt das hellblaue Band<br />
dabei ihren Körper. Diese Darbietung zu Walzerklängen<br />
vereint vollkommene Körperbeherrschung, Leichtigkeit,<br />
Grazie und Ausdruckskraft – und genau darauf<br />
kommt es in der Rhythmischen Sportgymnastik an.<br />
Caroline Weber mag keine halben Sachen. Auch deshalb<br />
hat sie es im „charmantesten und fraulichsten Sport der<br />
Welt“, wie der ehemalige IOC-Präsident Juan Antonio<br />
Samaranch einst schwärmte, bis an die Weltspitze geschafft.<br />
Im Interview spricht Vorarlbergs Sportlerin des<br />
Jahres 2008 über hartnäckige Vorurteile, Parallelen zur<br />
Schauspielerei und ihre wichtigsten Energiequellen.<br />
Caroline Weber, welchen Werdegang haben Sie als Österreichs<br />
erfolgreichste Gymnastin aller Zeiten genommen?<br />
Mit sieben Jahren habe ich bei der TS Dornbirn angefangen.<br />
Damals dachte wohl niemand, dass ich einmal wirklich<br />
gut werden würde – ich war mehr tollpatschig als ein<br />
Bewegungstalent. Aber Rhythmische Sportgymnastik ist<br />
zu meiner Leidenschaft geworden. Und ich mache etwas<br />
entweder ganz oder gar nicht. So kam ich mit 15 in die<br />
Meisterklasse des Nationalkaders. Mit 18 wechselte ich zu<br />
meiner jetzigen Trainerin Lucia Egermann und von da an<br />
ging‘s richtig los.<br />
Rhythmische Sportgymnastik fristet im deutschsprachigen<br />
Raum eher ein Mauerblümchendasein. Wie erleben<br />
Sie’s persönlich?<br />
Als Gymnastin wird man oft belächelt. Der Sport ist noch<br />
immer relativ unbekannt und viele Leute meinen, mit<br />
ein bisschen Dehnen wäre schon alles getan. Sie wissen<br />
nicht, wie hart wir trainieren und wie viel wir für gute<br />
Leistungen einstecken müssen. Das tut weh. Dazu kommt,<br />
dass Rhythmische Gymnastik nicht nur eine Randsport-<br />
art, sondern auch noch ein reiner Frauensport ist.<br />
Keine Österreicherin vor Ihnen schaffte bei internationalen<br />
Wettkämpfen so gute Platzierungen. Wie gelingt es<br />
Ihnen, konstant Höchstleistungen abzurufen?<br />
Die Erfahrung spielt dabei sicher eine große Rolle. Als Jugendliche<br />
war bei mir die Anspannung viel größer, bevor<br />
es in den Wettkampf ging. Ich wollte nur ja keine Fehler<br />
machen. Jetzt ist viel mehr Gefühl im Spiel. Es genügt<br />
mir nicht mehr, Elemente schön „abzuturnen“ und viele<br />
Punkte zu bekommen. Der Zuschauer soll verstehen, was<br />
ich ausdrücken möchte. Meine Bandübung mache ich<br />
heuer zum Beispiel zum Donauwalzer. Diese Musik ist für<br />
mich einfach Österreich. Und ich will rüberbringen, was<br />
wir für ein schönes Land haben.<br />
„ Faulenzen kann ich nicht –<br />
das kostet mich Energie<br />
“<br />
Spitzensport kostet viel Substanz. Womit laden Sie Ihre<br />
Batterien wieder auf?<br />
Faulenzen kann ich nicht, das kostet mich Energie. Ich<br />
muss auch am Wochenende immer was tun, joggen oder<br />
spazieren gehen. Ansonsten geh ich sehr gern ins Kino.<br />
In Wien habe ich auch meine Leidenschaft fürs Theater<br />
entdeckt. Die Bühne ist für mich etwas Besonderes. Ich<br />
sehe viele Parallelen zu meinem Sport. Wenn ich auf der<br />
Gymnastikfläche bin, fühle ich mich auch als Schauspielerin.<br />
Und mit jeder Aufführung geht man mehr in seiner<br />
„Rolle“ auf, kann sich besser ausdrücken.<br />
Und was ist für Sie Energieverschwendung?<br />
In Wien Auto zu fahren! In der Stadt gibt es so viele Möglichkeiten,<br />
mit öffentlichen Verkehrsmittel blitzschnell<br />
von A nach B zu kommen. Und trotzdem fährt jeder<br />
selbst, obwohl man mitunter ewig im Stau steht. Da fehlt<br />
mir dann jedes Verständnis.<br />
Mit 23 Jahren gehören Sie bereits zu den erfahrenen Gymnastinnen.<br />
Wie sehen Ihre weiteren Pläne aus?<br />
Mein großes Ziel ist klar: die Qualifikation für die Olympischen<br />
Spiele 2012 in London. Dann sehen wir weiter.<br />
So einfach wie mit 15 ist es nicht mehr. Schon jetzt spüre<br />
ich, wie es mit jedem Jahr schwieriger wird, nach der Trainingspause<br />
wieder anzufangen. Der Körper braucht auch<br />
immer mehr Zeit, um sich aufzuwärmen. Derzeit studiere<br />
ich nebenher Theater-, Film- und Medienwissenschaft<br />
in Wien. Der Bereich gefällt mir sehr, aber ich kann jetzt<br />
noch nicht sagen, wo ich einmal landen werde. Deshalb<br />
schiebe ich den Gedanken an die Zeit nach dem Sport<br />
wohl noch ein bisschen länger auf.