Materialien zur Dacheindeckung - Restaurator im Handwerk eV
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Die deutsche Leistendeckung ist auch unter dem Namen<br />
Berliner oder Wusterhausensche Methode bekannt.<br />
(Abb. 9) Bei dieser Technik wurde eine <strong>im</strong> Querschnitt<br />
rechteckige Holzleiste von etwa 5-6,5 cm Höhe und 4<br />
cm Breite zwischen den Blechen verlegt. Diese wurden<br />
zunächst seitlich auf- und dann <strong>im</strong> oberen Teil nochmals<br />
umgekantet. Über der Leiste oder an ihren Seiten<br />
befestigte man einen Haft. Anschließend wurde eine<br />
Deckschiene über die Leisten verlegt und an den seitlichen<br />
Enden mit Blechen und Haft verfalzt. Die vertikale<br />
Verbindung der Bleche erfolgte wie bei der französischen<br />
Leistendeckung.<br />
Ein Biegen der Bleche in Walzrichtung um 180° Grad<br />
findet bei dieser Form der Leistendeckung nur be<strong>im</strong> Falzen<br />
der Deckschiene statt. Alle anderen Biegungen in<br />
dieser Richtung erfolgen mit einem Winkel von max<strong>im</strong>al<br />
90°. Dennoch ist sie weniger gut an die Materialeigenschaften<br />
von Zink angepasst als die französische<br />
Variante.<br />
Abb. 8, französische Methode, Schema und Isometrie<br />
1 Zinkblech, 2 Haft, 3 Holzleiste, 4 Deckleiste aus Zink,<br />
5 Holzschalung<br />
aus Zink gelegt. Diese Schiene war an den Seitenflächen<br />
nochmals gekantet. Somit lag sie nicht an den durch sie<br />
abgedeckten Blechen an, wodurch eine Kapillarwirkung<br />
vermieden wurde und Wasser nicht aufsteigen konnte.<br />
Die vertikale Verbindung der Bleche erfolgte über einen<br />
Querfalz. Bei sehr flacher Dachneigung war auch die<br />
Ausführung eines Querfalzes mit Zusatzfalz möglich.<br />
Die französische Leistendeckung war opt<strong>im</strong>al an die<br />
Materialeigenschaften von Zink angepasst. Sowohl bei<br />
den Blechen als auch bei der Abdeckschiene erfolgten<br />
alle Biegungen in Walzrichtung um weniger als 90°.<br />
Abb. 10, belgische Methode, Schema und Isometrie<br />
1 Zinkblech, 2 Haft, 3 Holzleiste, 4 Deckleiste aus Zink<br />
5 Holzschalung<br />
Abb. 9, deutsche Methode, Schema und Isometrie<br />
1 Zinkblech, 2 Haft, 3 Holzleiste, 3 Deckleiste aus Zink,<br />
5 Holzschalung<br />
Vermutlich ebenfalls <strong>zur</strong> selben Zeit entstand als dritte<br />
Variante die sogenannte belgische oder auch rheinische<br />
Leistendeckung, welche die deutsche Leistentechnik<br />
<strong>im</strong> Laufe der Zeit ablöste. (Abb. 10). Im Unterschied<br />
<strong>zur</strong> französischen Methode wurde hier die Holzleiste<br />
mit der Verjüngung nach unten befestigt. Die Leiste<br />
hatte bei einer Höhe von 3,5 cm eine untere Breite von<br />
2,5 cm. Ihre obere Breite betrug 3,5 cm. Unter ihr brachte<br />
man, genau wie zuvor für die französische Variante<br />
beschrieben, Haften an. Diese hielten hier aber nicht<br />
nur die Bleche, sondern über einen Falz auch die Deckschienen.<br />
Nur be<strong>im</strong> Falzen dieser Schienen war auch bei<br />
dieser Technik ein Biegen um mehr als 90° erforderlich.<br />
Eine weitere Art der Leistendeckung aus der zweiten<br />
Hälfte des 19. Jahrhunderts ist die Fricksche oder<br />
auch patentierte Methode (Abb. 11). Sie geht <strong>zur</strong>ück auf<br />
die Entwicklung des Klempnermeisters Karl Frick aus<br />
Straßburg und war ebenfalls gut an die Materialeigenschaften<br />
von Zink angepasst.<br />
Ein Unterschied zu den zuvor beschriebenen Leistendeckungen<br />
bestand zunächst in der Form der Holzleiste,<br />
welche oben nach beiden Seiten abgeschrägt war<br />
und sich nach unten verjüngte. Sie hatte somit den<br />
Querschnitt eines Fünfecks. Ähnlich wie bei der deutschen<br />
Leistendeckung wurden die Zinkbleche seitlich<br />
zunächst auf- und dann nochmals umgebogen. Eine<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 1/2011 23