Materialien zur Dacheindeckung - Restaurator im Handwerk eV
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Mat thias Weber<br />
Kupfer<br />
Ein Werkstoff mit hervoragenden<br />
Eigenschaften<br />
Dieser Artikel behandelt den Werkstoff Kupfer als ein wichtiges<br />
Material <strong>zur</strong> <strong>Dacheindeckung</strong>. Er geht nicht auf die<br />
verschiedenen Falztechniken ein, die <strong>im</strong> vorherigen Artikel<br />
über dieTechniken der Zinkbedachung ausführlich behandelt<br />
werden.<br />
Schwerpunktthema<br />
Seinen Namen verdankt Kupfer, das wichtigste<br />
Bunt- und das älteste Gebrauchsmetall, der Insel Zypern:<br />
lateinisch „Cuprum“ geht auf „aes cyprium“, „Erz von der<br />
Insel Zypern“, <strong>zur</strong>ück. Der Epoche seines größten Gebrauches,<br />
vom 5. bis zum 3. Jahrtausend vor Christus,<br />
hat das Metall seinen Namen gegeben: die Kupferzeit.<br />
Das unedle Schwermetall Kupfer (Cu) ist neben Gold<br />
das einzige Metall, welches farblich nicht den silbergrauen<br />
Metallton zeigt. Vergleicht man das Kupfervorkommen<br />
auf der Erde mit dem Bodenschatz Gold, so flindet<br />
man Kupfer 100.000 mal häufiger vor. Der Kupfergehalt<br />
in der Erdkruste beträgt durchschnittlich 0,006 %, damit<br />
ist die Häufigkeit von Kupfer unter den Elementen<br />
auf dem 23. Platz zu finden.<br />
Kupfererze werden <strong>im</strong> Untertagebergbau und <strong>im</strong> Tagebau<br />
gewonnen. ln Chile befindet sich das weltweit<br />
größte Abbaugebiet, die Chuqulcamata-Grube. Die abgebauten<br />
Erze enthalten nur 0,3-1,0% Kupfer. lm rein<br />
metallischen Zustand kommt Kupfer nur <strong>im</strong> Ural und<br />
Neu-Mexiko vor. Der Hauptteil bei der heutigen Kupfer-<br />
Halbzeugproduktion wird <strong>im</strong> Recycling-System gewonnen,<br />
jeder Kupferanteil aus dem Altwertstoffaufkommen<br />
wird wieder verwendet. Die meisten Lagerstätten von<br />
Kupfer dürften in 50 Jahren erschöpft sein.<br />
Kupfer als Wertstoff lässt sich nur schlecht gießen.<br />
Die Schmelze n<strong>im</strong>mt viel Sauerstoff auf. Der Schmelzpunkt<br />
liegt bei 1083° C. Für die plastische Verformbarkeit<br />
eignet sich am besten elektrolytisch hergestelltes<br />
Kathodenkupfer mit einem Reinheitsgrad von 99,98%.<br />
Dieses Kupfer besitzt opt<strong>im</strong>ale physikalische Eigenschaften<br />
gegenüber anderen Metallen, die Zugfestigkeit<br />
<strong>im</strong> weichen Zustand beträgt 195 N/mm². Im geglühten<br />
Zustand ist Kupfer in seiner hervorragenden Eigenschaft,<br />
der sehr großen Plastizität bei nur geringer Härte,<br />
nicht zu übertreffen, deshalb ist es bei Klempnern und<br />
Kupferschmieden so beliebt, weil es sich am besten treiben<br />
und drücken lässt. Der Kupferschmied verarbeitet<br />
das geglühte Kupfer kalt, nach dem Glühen wird es in<br />
Wasser „abgeschreckt“, das hat den Vorteil, dass schneller<br />
weitergearbeitet werden kann und die Oxidschicht<br />
gut abgespült wird.<br />
Während der mechanischen Bearbeitung versprödet<br />
es und wird durch Weichglühen wieder geschmeidig.<br />
Dieser Vorgang lässt sich beliebig oft wiederholen.<br />
Bei Kupfertreibarbeiten werden Blechdicken von 0,8-<br />
1,2 mm für die Herstellung von Kleinplastiken, Figuren,<br />
Gebrauchsgegenständen und Schmuck verwendet. Die<br />
Einsatz- und Gestaltungsmöglichkeiten bei der Herstellung<br />
von Brunnen, bei der Tür-, Wand- und Dachgestaltung<br />
kennen keine Grenzen. Bei der Nutzung von<br />
dekorativen Küchengeräten aus Kupfer ist es wichtig, darauf<br />
zu achten, dass Essigsäuren und zubereitete Speisen<br />
nicht in ungeschützten Kupfergeräten aufbewahrt werden<br />
dürfen, da es zu Übelkeit verursachenden toxischen<br />
Verbindungen kommen kann. Kupferpfannen und Töpfe<br />
müssen darum mit einer Schutzschicht aus reinem Zinn<br />
überzogen werden.<br />
Im 17. Jahrhundert waren Kupfertafeln in guter Qualität<br />
aus England zu bekommen. Diese Platten wurden<br />
in Hammerwerken bis zu einer Dicke von 0,8-0,9 mm<br />
ausgeschmiedet. Durch dieses Verfahren war es möglich,<br />
Tafeln in unterschiedlichen Größen herzustellen. Die<br />
Klempnertechnik entwickelte sich in den deutschsprachigen<br />
Regionen unterschiedlich, so gab es z. B. <strong>im</strong> süddeutschen<br />
Raum den Spengler, in Baden-Württemberg<br />
den Blechner. In anderen Regionen gab es noch Plattner,<br />
Lampner und Gürtler. Im 19. Jahrhundert wurden<br />
die Berufsbezeichnungen zum Klempner zusammengeführt.<br />
Zuerst wurden große Hansekirchen, Klöster und<br />
Dome mit Kupfer vor Witterungseinflüssen geschützt.<br />
Das älteste Kupferfalzdach ist auf dem Heilbronner Dom<br />
zu finden, es stammt nachweislich aus dem 12. Jahrhundert.<br />
Im 18. Jahrhundert wurde mit zunehmender Industrialisierung<br />
das Walzverfahren entwickelt. Es standen<br />
dadurch Kupfertafeln von 0,6 mm Dicke <strong>zur</strong> Verfügung,<br />
die vor allem eine gleiche Tafelgröße von 1 x 2 m hatten.<br />
Nun wurde die Kupferfalz-Andeckungstechnik standardisiert<br />
und aus dem Zuschnitt von 1 x 1 m oder 0,666 x 1<br />
m Scharen mit einem Falzverlust von 0,08 m umlaufend<br />
hergestellt (Scharen sind zugeschnittene Tafeln, an denen<br />
bereits die Falzzugaben aufgekantet sind).<br />
Die Falze werden jeweils 0,35 x 0,45 m aufgekantet,<br />
dann 1 cm mittels Holzhammer und Schaleisen umgeschlagen,<br />
be<strong>im</strong> zweiten Mal umgeklappt und zum doppelten<br />
Stehfalz gefertigt, mit einer Höhe von von 2,5 cm.<br />
Diese Maße haben sich traditionell nicht verändert, da<br />
sie einfach opt<strong>im</strong>al sind.<br />
Kupfer-Nugget<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 1/2011 27