Materialien zur Dacheindeckung - Restaurator im Handwerk eV
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Museen<br />
Martin Weber<br />
Schiefermuseum Ludwigsstadt<br />
Hermann-Söllner-Stiftung – Museum <strong>im</strong><br />
Thüringisch-Fränkischen Schiefergebirge<br />
Über viele Jahrhunderte lernten Kinder auf der<br />
Schiefertafel das Schreiben. Die andauernde Verwendbarkeit<br />
als Übungsgerät verhalf ihr zum Siegeszug um<br />
die Welt.<br />
Geschichte des Schiefermuseums<br />
Das Gebiet um Ludwigsstadt <strong>im</strong> nördlichen Frankenwald<br />
und der angrenzende Teil Thüringens gehören zum<br />
Thüringisch-Fränkischen Schiefergebirge. Schieferhalden<br />
und vor allem die mit Schiefer eingedeckten Dächer<br />
und verkleideten Fassaden der Häuser prägen eindrucksvoll<br />
das Landschaftsbild dieser Region und geben<br />
ihr den besonderen Reiz. Schiefer – das Wort ist hier<br />
geläufig und erweckt bei den Bewohnern je nach Alter<br />
die unterschiedlichsten Empfindungen. Den jüngeren<br />
Leuten mehr durch das Aussehen ihrer Orte vertraut, ist<br />
der Begriff Schiefer bei den Alten mit harter, mühevoller<br />
Arbeit bei der Tafel- und Griffelherstellung oder <strong>im</strong><br />
Schieferbruch in ihrer Jugendzeit verbunden.<br />
Neben den Arbeiten <strong>im</strong> Schieferbergbau als „Schieferbrücher“<br />
waren vor allem die Arbeiter und Arbeiterinnen<br />
<strong>im</strong> Ludwigsstädter Raum mit der Herstellung<br />
von Schiefertafeln beschäftigt, zunächst in mühevoller<br />
He<strong>im</strong>arbeit gegen kärglichen Lohn. Aber schon <strong>im</strong> letzten<br />
Drittel des 19. Jahrhunderts ging man <strong>zur</strong> maschinellen<br />
Fertigung der Tafeln über.<br />
Ludwigsstadt und das nahegelegene thüringische<br />
Probstzella <strong>im</strong> Loquitztal wurden Zentrum der „Tafelmacherei“,<br />
und die Produkte der Firmen wurden in alle<br />
Welt versandt. Tafeln mit den verschiedensten Alphabeten,<br />
z. B. dem arabischen, bezeugen dies.<br />
Dies war Anlass, hier in Ludwigsstadt ein Schiefermuseum<br />
ein<strong>zur</strong>ichten und den Arbeitern, den „kleinen<br />
Leuten“ ein Denkmal zu setzen. Das Elend und die Not<br />
dieser Leute, ihre Sozialgeschichte zu dokumentieren<br />
und ihre kümmerlichen Einrichtungsgegenstände und<br />
Gerätschaften zu sammeln (soweit sie überhaupt noch<br />
aufzufinden waren ) und auszustellen sowie die Darstellung<br />
der industriellen Fertigung der Schiefertafel sind<br />
Schwerpunkte dieses Spezialmuseums.<br />
Bereits 1981 wurde in der ehemaligen Dorfschule von<br />
Steinbach an der Haide, Stadt Ludwigsstadt, ein Schiefermuseum<br />
gegründet. 1986 konnte das aus kleinen Anfängen<br />
heraus aufgebaute Museum der Öffentlichkeit<br />
zugänglich gemacht werden. Aus Platzgründen wurde<br />
das Museum 1993 nach Ludwigsstadt, in ein ehemaliges<br />
Fabrikgebäude direkt an der B 85,<br />
verlegt.<br />
Durch die Hermann-Söllner-Stiftung, die 1991 gegründet<br />
wurde und die für die Pflege der He<strong>im</strong>at und<br />
des Brauchtums eintritt, konnte ein geeignet großer Bau<br />
für das Schiefermuseum erworben werden. Es war das<br />
ehemalige Fabrikgebäude der Bromsilberrotationsanstalt<br />
(Postkartenfertigung) in der Lauensteiner Straße.<br />
Dieses Gebäude, das 1949 erbaut worden war, musste<br />
vollständig entkernt und aufgestockt werden. Nur die<br />
Außenwände und tragenden Teile blieben erhalten. Die<br />
Ausstellungsräume umfassen heute über 450 qm auf vier<br />
Etagen. Träger des Museums ist die Stadt Ludwigsstadt.<br />
Eingerichtet und betreut wird es von der Geologisch-<br />
He<strong>im</strong>atkundlichen Arbeitsgemeinschaft (GHAG) Ludwigsstadt<br />
auf ehrenamtlicher Basis.<br />
Das Museum umfasst folgende Abteilungen, die zum<br />
Teil noch <strong>im</strong> Aufbau sind:<br />
• Geologie <strong>im</strong> Raum Ludwigsstadt und dem angrenzenden<br />
Thüringen;<br />
• Geschichtliches vom Schieferbergbau;<br />
• Arbeit <strong>im</strong> Schieferbruch;<br />
• Arbeit in den Spalthütten;<br />
• Schiefertafel- und Schiefergriffelherstellung (Schwerpunkt<br />
des Museums);<br />
• Wetzsteingewinnung aus Schiefer;<br />
• Schieferwerksteine und elektrotechnische Isolierplatten<br />
aus Schiefer;<br />
• Grabsteine und Kunstgewerbeartikel aus Schiefer;<br />
• Schiefer als Rohstoff für die Industrie;<br />
• Schieferdeckerhandwerk;<br />
• Sozialgeschichte der Schieferindustrie.<br />
Als weiterer Schwerpunkt ist Einrichtung einer umfangreichen<br />
Bibliothek des Schieferbergbaues und der<br />
Geologie des Schiefergebirges geplant mit Urkundensowie<br />
Foto- und Filmesammlung. Aus Schiefer wurden<br />
bei weitem nicht nur Schultafeln gemacht – was man<br />
sonst noch alles aus diesen Naturmaterial anfertigen<br />
kann, wird in der Ausstellung gezeigt, zum Beispiel<br />
Dachschiefer.<br />
Mit Schieferplatten werden sowohl Dächer als auch<br />
Wände verkleidet. Der Vorteil dabei: Schiefer ist ein sehr<br />
witterungsbeständiges Material, und man muss die Au-<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – Ausgabe 1/2011 57