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GESETZ UND ZUM ZEUGNIS. - Licht und Recht

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Abschnitt I. – Das Gesetz. 11<br />

<strong>und</strong> Einrichtungen vorübergingen, nach der mosaischen Form des „Gesetzes“ umgebildet worden<br />

sind. So urteilen aus einem M<strong>und</strong>e Wellhausen 4 , Kuenen 5 <strong>und</strong> Robertson Smith 6 in ihren neueren<br />

<strong>und</strong> neuesten Werken.<br />

Aber ist es denn wahr, dass nach den anerkannt herrschenden Religionsideen in Israel <strong>und</strong> Juda<br />

das „Gesetz Moses“ als nicht vorhanden zu betrachten wäre <strong>und</strong> erst in der Periode des nachexilischen<br />

Judentums so abgefasst sein könnte?<br />

Der Gr<strong>und</strong>fehler der Gegner liegt in ihrer falschen, von den Socinianern <strong>und</strong> Rationalisten alten<br />

Schlages ererbten Auffassung des „Gesetzes“ überhaupt. Und wo sie nun dieses Schattenbild vergeblich<br />

bei den Propheten suchen, da liegt die Schuld doch wohl an ihnen selbst <strong>und</strong> nicht am „Gesetz<br />

<strong>und</strong> den Propheten“. Suchen wir dem gegenüber der richtigen Auffassung der Begriffe<br />

„Gesetz“ <strong>und</strong> weiter „B<strong>und</strong>“ wieder Bahn zu brechen.<br />

Das Gesetz ist daneben eingetreten, damit die Übertretung größer werde, sagt Paulus Röm. 5,20.<br />

Dieses Gesetz findet am Sinai nach oben zu seine Grenze. Es ist eine Episode, ein nach 430 Jahren<br />

zwischenein Getretenes (Gal. 3,17). Vorher war es geradeso mit dem geistlichen Haushalt der Menschen,<br />

auch der Gotteskinder, bestellt, wie nach Christi Erscheinung; – sie waren wohl immerdar<br />

ὑπὸ νόμον, sie taten φύσει oder dann θεοδίακτοι τὰ τοῦ νόμου, d. h. von Natur oder durch Gott gelehrt,<br />

was das Gesetz fordert, aber sie waren nicht unter das sogenannte „Gesetz Moses“ verhaftet<br />

<strong>und</strong> ihm verpflichtet. Und das ist ein großer Unterschied, der aber aus der heiligen Geschichte sich<br />

deutlich erweisen lässt: dass wohl der νόμοσ seiner Idee nach immerdar vorhanden war, dass man<br />

stets Dinge tat, die durch das Gesetz im Innern sollizitiert wurden, also τὰ τοῦ νόμου, aber durchaus<br />

nicht immer mit dem Gesetz, das nach Mose benannt wird, sich zu schaffen machte. Die Patriarchen<br />

opferten <strong>und</strong> hatten ganz bestimmte Sitten; ihr Wandel unter den Menschen war bemessen nach<br />

dem Gebot: Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst. Ja, man hatte größere Tugenden, als die Tugend<br />

noch nicht schriftlich kodifiziert worden war. Das Gesetz der Liebe ist nicht das Produkt einer langatmigen<br />

Entwicklung, wie Vatke (Bibl. Theol. S. 425) meint, am höchsten etwa gar zur Zeit des babylonischen<br />

Exils ausgebildet. Nein, es ist von Anfang an vorhanden, <strong>und</strong> im ersten Johannesbriefe<br />

wird mit Kain <strong>und</strong> Abel exemplifiziert, um jenes Gebot der Liebe einzuschärfen.<br />

Als daher Gott sein Volk Israel aus Ägypten erlösen wollte, da brauchte er nur an das Herz Israels<br />

zu appellieren <strong>und</strong> in Erinnerung zu bringen, was sie schon vorlängst gewusst <strong>und</strong> getan. Von<br />

einer neuen Gesetzgebung ist anfangs keine Rede. Die zehn Gebote heißen zehn „Worte“ <strong>und</strong> sagen<br />

in kürzester Weise, was das im Innern des Menschen aufgezeichnete <strong>und</strong> speziell von Israels Vorvätern<br />

beobachtete Gesetz Gottes enthielt. Moses Gesuch an Pharao, die Kinder Israels ziehen zu lassen<br />

(Exod. 5,1; 7,16), enthielt nichts andres, als dass sie ein Opfer ihrem Gott in der Wüste bringen<br />

wollten. Und das war gänzlich bona fide gemeint. Die große Masse des Volkes wusste es selbst<br />

nicht besser <strong>und</strong> durfte es nicht wissen. Von einer neuen Gesetzgebung, von tyrannischen Befehlen<br />

<strong>und</strong> Forderungen an das aus Ägypten erlöste Volk war keine Rede. Auch Exod. 19 findet sich keine<br />

solche Zumutung. Israel ist bereits das Volk Gottes <strong>und</strong> braucht es nicht erst zu werden (Exod.<br />

19,5.6).<br />

Was den Vätern verheißen war, das soll sich jetzt erfüllen, <strong>und</strong> Gott beschied sein Volk an den<br />

Berg Horeb, nicht etwa, um dasselbe fortan irgendwie schlechter zu behandeln, als seine Väter. Auf<br />

diesen Standpunkt stellen sich alle Lieder, die von diesem großen Ereignis zu sagen wissen (Exod.<br />

15, besonders V. 17; Deut. 33,1-5; Ps. 68). Auf diesem Standpunkt steht aber auch das Gebot Exod.<br />

4 Geschichte Israels S. 310<br />

5 Volksgodsdienst etc. S. 62<br />

6 The Prophets of Israel S. 108 ff.

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