GESETZ UND ZUM ZEUGNIS. - Licht und Recht
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Abschnitt IV. – Elia. 41<br />
Und nun betrachten wir uns ein wenig diesen Mann, den man sich so gern als aus Erz gegossen<br />
denkt. Das Nächste, was Elia tat, nachdem er sein Alles versengendes Wort gesprochen, ist, dass er<br />
flieht. Er weiß, dass die Gegner den im Namen Jehovas Redenden nur noch werden verfolgen <strong>und</strong><br />
töten können (19,10). Aber auf welcher Basis operierte doch Elia, wenn er, so auftretend, wie er tat,<br />
auf Gehör rechnen durfte, <strong>und</strong> sofort fliehen musste, um dem Äußersten zu entgehen? – Wir antworten:<br />
Das Gesetz Moses musste ihm als Basis dienen, wenn anders er so diktatorisch aufzutreten<br />
wagen konnte. Die Propheten sind keine Wagehälse – wir wissen vielmehr, wie Elia sich fürchtete<br />
(1. Kön. 19,3) – sie setzen auch nicht voraus, was erst zu beweisen wäre. Und bedenken wir nur,<br />
welche Schuld, welche Versündigungen setzt nicht Elia gleich damals voraus, als er die furchtbare<br />
Dürre, von der auch die phönizischen Annalen, nach Menander, berichten, über Israel heraufbeschwört,<br />
<strong>und</strong> das ohne weitere <strong>Recht</strong>fertigung dieses Strafgerichtes. Wie sind ferner Ahab <strong>und</strong> Isebel,<br />
von denen der Erstere durch unsere Kritiker eine der neuerdings so beliebten „Rettungen“ erfährt,<br />
die ihn weit über Jehu emporhebt, sofort mit sich im Reinen, was das bedeute <strong>und</strong> wie man<br />
diesem Manne zu begegnen habe. An die Stelle der Krallen der Katze, die sie ihm anfangs zu fühlen<br />
gegeben (1. Kön. 18,17), treten bald die Löwenkrallen (Kap. 19). Und doch droht ihm Isebel nur<br />
(19,2), denn sie fürchtet seine Popularität <strong>und</strong> will ihn am liebsten zwingen, dass er freiwillig in die<br />
Verbannung geht! – Hier braucht nicht viel gesagt zu werden, eines Jeden Gewissen spricht laut:<br />
dass da unten in Davids Stadt der Gott sein Heiligtum habe, welcher hier allein retten könne, den<br />
man aber nicht anerkennen will, weil man sich damit die Wurzeln der eigenen, usurpierten Existenz<br />
abschneiden würde. Es ist der Kampf der Zeitgenossen Johannis mit Johannes, der Zeitgenossen<br />
Jesu mit Jesus! Woher Beide das <strong>Recht</strong> haben, so aufzutreten <strong>und</strong> zu reden, wie sie taten, dies wird<br />
nur äußerst selten in Frage gestellt; <strong>und</strong> ebenso macht bei Ahab <strong>und</strong> Isebel sich sofort die helle Wut<br />
geltend – als sicheres Anzeichen, dass man es eher bis zum Äußersten werde kommen lassen, als<br />
dem Elia auch nur einen Augenblick zu weichen. Und das Volk? Nun das Volk machte es gerade<br />
wie später zur Zeit Jesu <strong>und</strong> wie es stets zu tun pflegt. Zu Zeiten rasend <strong>und</strong> ein Opfer verlangend,<br />
<strong>und</strong> wiederum zu Zeiten anschmiegend, wie ein Kind. Elia verfährt in der allein durch die Umstände<br />
gebotenen Weise, indem er von Ahab sich ein Gottesgericht erbittet. Oder hätte er etwa mit jenem<br />
alten, vom Himmel gekommenen Offenbarungsbuche, dem Pentateuch, unter die Wütenden<br />
treten sollen, um ihnen daraus ihre schrecklichen Sünden vorzuhalten, damit die Sünder zur Buße<br />
gerufen würden? Ja, so unpraktisch sind unsere modernen Kritiker mit ihren Forderungen an die<br />
heilige Geschichte. Sie verlangen das Unmögliche, als ob je bei anderen ähnlich entscheidenden<br />
Volksversammlungen, oder z. B. auf den Reichstagen in der Reformationszeit, Gottes Wort <strong>und</strong><br />
nicht vielmehr die augenblicklich gebotenen Umstände rein politischer Natur den Ausschlag gegeben<br />
hätten! Sind denn die Menschen in ihrem religiösen Wahn der Belehrung überhaupt fähig?<br />
Nein, Feuer vom Himmel musste den Entscheid geben, um dann das Volk zu der letzten Entscheidung<br />
mit sich fortzureißen, in Folge welcher die Baalspropheten geschlachtet wurden. Aber gebessert<br />
war die Sachlage damit auch noch nicht. Das Volk, bis vor Kurzem gänzlich geteilten Herzens,<br />
trat für den Tag zwar auf die Seite Elias, wie Jerusalems Volk am Palmsonntag – um aber alsbald<br />
das „Kreuzige“ zu rufen. Ja gewiss, Elias Einfluss war nicht von langer Dauer. Denn was nützte es,<br />
wenn er auch über den Baalskultus einen Triumph davongetragen <strong>und</strong> der nationale Gottesdienst<br />
doch weiter in Kraft blieb <strong>und</strong> der religiöse Synkretismus, das halbe Wesen, nicht ausgerottet ward?<br />
War doch Ahab so fromm, dass er von den Söhnen, die ihm Isebel gebar, den einen Ahasja („Jehovah<br />
hält“) <strong>und</strong> den andren Jehoram („Jehovah ist hoch“) nannte. Drängt er sich nicht wiederholt mit<br />
echt pharisäischer Gesinnung dem Elia als ebenbürtig auf (18,17; 21,20), stehen ihm nicht in den<br />
Syrerkriegen sogenannte Propheten Jehovahs zur Seite (Kap. 22), <strong>und</strong> doch tastet er nicht durch bis<br />
auf den Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> schwankt bis zuletzt, <strong>und</strong> als ein zwischen Jehovah <strong>und</strong> den Kälbern hin <strong>und</strong> her