GESETZ UND ZUM ZEUGNIS. - Licht und Recht
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Abschnitt III. – Parallelen aus der Kirchengeschichte. 33<br />
aber doch das innere Heiligtum, von woher der Christ über die zwei Stufen des Glaubens <strong>und</strong> der<br />
täglich sich wiederholenden Reue als Prophet, Priester <strong>und</strong> König in den Vorhof der Werke hinaustritt<br />
<strong>und</strong> hier durch seinen Wandel auch Andre Christo gewinnt. Schöpfend <strong>und</strong> nach Außen hinausgebend<br />
steht der Christ da; er schöpft im Heiligtum <strong>und</strong> gibt es nach Außen hinaus; was aber das<br />
Schöpfrad treibt, das ist der Heilige Geist, der durch das Evangelium in den Herzen wirkt. Dieser<br />
Heilige Geist rüstet den Christen aus durch Mitteilung sicherer Erkenntnis Gottes <strong>und</strong> des eignen<br />
Innern zum Wandel im neuen Leben, <strong>und</strong> macht ihn zu allem guten Werk geschickt. Aber nicht im<br />
Wege einer Methode <strong>und</strong> nach lernbarem Paradigma, sondern, wie einst in Israel, geht der Weg des<br />
Christen durch Fallen <strong>und</strong> Wiederaufstehen hindurch – aber immer so, dass die Liebe zu Gott <strong>und</strong><br />
dem Nächsten, hervorgehend aus der göttlich gewirkten Erkenntnis, trotz blutroter Sünden, in solchen<br />
Christen energisch auf dem Platze bleibt, den zu behaupten es Schweiß <strong>und</strong> Blut kostet – kurz<br />
wo Erfahrungen gemacht werden, wie jene, die der Herr Mt. 10,16-22 uns in Aussicht stellt.<br />
Es tritt uns also aus diesem kurzen historischen Überblick die Erscheinung entgegen, dass eine<br />
Kardinallehre der Christenheit, die Lehre von der <strong>Recht</strong>fertigung allein aus dem Glauben, immer<br />
von neuem in den Hintergr<strong>und</strong> gedrängt wird <strong>und</strong> eine leblose Existenz fristet mitten in der Christenheit.<br />
Was <strong>Recht</strong>ens ist, steht zwar im Buche, aber die Praxis weist es aus, dass weder die abendnoch<br />
morgenländische, weder die lutherische noch reformierte Kirche in solcher scharfen Luft haben<br />
ausdauern können. Wo aber die Kirche dennoch, wie nach der Reform anfänglich geschehen, in<br />
dieser Luft auszudauern suchte, da neigte sie sich dem Antinomismus zu; wo sie dagegen, dieser<br />
Luft entfliehend, in der tiefer gelegenen Ebene, in den Fußtapfen des Pietismus einhergehend, sich<br />
ansiedelte, stand sie alsbald mit beiden Füßen mitten in der Werk- <strong>und</strong> Selbstgerechtigkeit.<br />
Es ist nur Einzelnen stets verliehen, auf den Höhen der reinen Lehre zu atmen, <strong>und</strong> diese treten<br />
uns dann auch bereits unter der alten Ökonomie in den Propheten entgegen, diesen rechten Protestanten<br />
<strong>und</strong> Vorbildern der wahren Evangelischen im goldenen Zeitalter Israels.