Stärke durch Veränderung - Swiss Re

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Stärke durch Veränderung | Expertenmeinungen Die Experten ... Von links nach rechts: David Blumer: Mitglied der Geschäftsleitung, Group CIO Swiss Re David Cole: Mitglied der Geschäftsleitung, Group CRO Swiss Re Kurt Karl: Chefökonom, Leiter Economic Research & Consulting Swiss Re «Wir rechnen mit einem anhaltend niedrigen Wirtschaftswachstum, tiefen Zinsen sowie einer hohen Volatilität an den Finanzmärkten. Im aktuellen Umfeld ist eine umsichtige Anlagestrategie besonders wichtig.» David Blumer Risiko- und Anlagepolitik sind. Das gegenwärtige Umfeld ist auch für unsere Kunden schwierig: Sie alle haben mit schwankenden Vermögenswerten und unterschiedlichen Marktbedingungen zu kämpfen. Daran können wir zwar nichts ändern, aber wir können ihnen Finanzstärke und Risikokapazität bieten. Durch den Kauf von Erst- oder Rückversicherungsdeckung können sie Risiken auf uns übertragen. David Blumer: Wir rechnen mit einem anhaltend niedrigen Wirtschaftswachstum, tiefen Zinsen sowie einer hohen Volatilität an den Finanzmärkten. Im aktuellen Umfeld ist eine umsichtige Anlagestrategie besonders wichtig. Als Rückversicherer nutzen wir Investments nicht um ihrer selbst willen. Aber indem wir unsere Anlageentscheidungen optimal auf die Verbindlichkeiten abstimmen, ergeben sich trotzdem attraktive Anlagechancen. Sind niedrige Renditen und Inflationspotenzial nicht das allerschlimmste Szenario für die Vermögensverwaltung? David Blumer: Das aktuelle Umfeld ist für Vermögensverwalter sehr schwierig. In einigen Ländern ist bereits ein Anstieg der Inflation zu beobachten. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob daraus ein weltweiter Inflationstrend wird. Angesichts der widersprüchlichen Indikatoren verfolgen wir einen vorsichtigen, auf die Marktentwicklungen fokussierten Anlageansatz. Es gibt Anlagemöglichkeiten, die zwar mit der Inflation korrelieren, aber dennoch attraktive, risikobereinigte Renditen bieten, Anlagen in Sachwerte wie Immobilien und Infrastruktur zum Beispiel. Sie gehören ins Portefeuille, genauso wie erstklassige Unternehmensanleihen von hoher Qualität. Welche Konsequenzen hat das derzeitige Umfeld für die Rück-/ Versicherer und deren Kunden? Kurt Karl: Langfristig ausgerichtetes Geschäft wie die Lebensversicherung und der HUK-Bereich sind von den niedrigen Anlagerenditen besonders stark betroffen. Der Grund ist folgender: Erst- und Rückversicherer gehen bei der Tarifierung ihrer Produkte von einer bestimmten Gesamtrendite auf dem investierten Kapital aus. Sinkt diese Rendite, müssen sie handeln. Für Nicht-Lebensversicherer heisst dies, die Prämien müssen erhöht werden, um die tiefen Anlagerenditen auszugleichen. Für Lebensversicherer liegt die Herausforderung bei Produkten mit einer garantierten Mindestverzinsung, die zu Zeiten hoher Zinsen verkauft wurden. Sie können ernsthafte Probleme verursachen, wenn die Diskrepanzen in der Duration von David Blumer wurde per 1. Mai 2008 zum Leiter Asset Management/Chief Investment Officer und Mitglied der Geschäftsleitung er - nannt. Per 1. Oktober 2010 übernahm er zusätzlich die Verantwortung für das Admin Re®-Geschäft von Swiss Re. Vor seinem Eintritt bei Swiss Re war er Chief Executive Officer Asset Man agement der Credit Suisse. David Cole, Mitglied der Geschäftsleitung, wurde per 1. März 2011 zum Chief Risk Officer von Swiss Re ernannt. Er stiess am 1. November 2010 zu Swiss Re. Zuvor war er Chief Financial Officer und Chief Risk Officer sowie Vorstandsmitglied bei der ABN AMRO Holding. Kurt Karl wurde per 1. November 2011 zum Leiter von Swiss Re Economic Research & Consulting er nannt. Er ist für die sigma- Reihe von Swiss Re verantwortlich, die preisgekrönten Forschungspublikationen über die Versicherungsbranche. Ausserdem unterstützen er und sein Team die strategische Planung von Swiss Re und bieten interne Beratung zu neuen Produkt- und Versicherungsmarktentwicklungen. Swiss Re Unternehmensprofil 2011 35
Stärke durch Veränderung | Expertenmeinungen Q & A «Grundsätzlich unterstützen wir den Trend Richtung prinzipienbasierte Regulierung, schliesslich entspricht das auch der wirtschaftlichen Realität von Gruppengesellschaften.» David Cole Vermögenswerten und Verbindlichkeiten zu gross werden. Dann sind allenfalls Produktund Preisanpassungen nötig, was letztlich wiederum höhere Prämien bedeutet. Derzeit kommen auch neue regulatorische Herausforderungen auf die Rück-/Versicherer zu. Wie werden sich neue Vorgaben wie Solvency II in Europa auf die Branche auswirken? David Cole: Wir sehen uns im regulatorischen Bereich mit einer grossen, sich schnell ausweitenden Reformwelle konfrontiert, gerade in den USA und in Europa. Diese Reformpläne sind sicherlich ambitioniert: Unternehmen müssen viele der neuen Regelungen bereits bis 2013 erfüllen. Das zeigt, wie wenig Zeit unsere Branche hat, an der Entwicklung mitzuwirken und die Auswirkungen abzuschätzen. Einige der Änderungen begrüssen wir sehr – wie Solvency II, das einen Paradigmenwechsel in der Aufsicht europäischer Erst- und Rückversicherer bringt. Ein bislang starrer, regelbasierter Ansatz wird durch eine risikobasierte Beurteilung der Vermögenswerte und Verbindlichkeiten ersetzt, die auf einer ökonomischen Sichtweise beruht. «Angesichts der widersprüchlichen Indikatoren verfolgen wir einen vorsichtigen, auf die Marktentwicklungen fokussierten Anlageansatz.» David Blumer Grundsätzlich unterstützen wir den Trend Richtung prinzipienbasierte Regulierung; schliesslich entspricht das auch der wirtschaftlichen Realität von Gruppengesellschaften. David Blumer: Leider ergeben sich für die Vermögensverwaltung und die Finanzmarktstabilität insgesamt auch unbeabsichtigte Folgen aus den regulatorischen Neuerungen. Solvency II zum Beispiel begünstigt die Anlage in Staatsanleihen, tritt aber genau zu einer Zeit in Kraft, in der sich die Zinsen auf diesen Papieren auf historisch tiefem Niveau befinden. Den Vermögensverwaltern bleibt die Wahl, Renditen von nahezu null zu akzeptieren – oder die Anleihen risikoreicherer Länder zu kaufen. Aus globaler Sicht erhöht sich durch den kumulierten Effekt von Solvency II für Erst- und Rückversicherer und dem Regelwerk Basel III für Banken die Gefahr, dass die gesamte Finanzbranche konvergierende Vermögens allokationsstrategien verfolgt. Dies könnte zu einer höheren Gewichtung von Staatsanleihen und einer geringeren Diversifizierung der Portefeuilles führen. Inwieweit wurden die sektorübergreifenden Auswirkungen untersucht? David Cole: Es gibt etliche Studien über sektorspezifische Auswirkungen der regulatorischen Reformen, doch erst in der zweiten Jahreshälfte 2011 begannen wichtige Institute wie der Internationale Währungsfonds IWF den sektorübergreifenden Effekt zu analysieren. Swiss Re zum Beispiel nahm an einer wichtigen Studie des Institute of International Finance IIF, über die Auswirkungen von Solvency II und Basel III auf die langfristig ausgerichteten Anlageportefeuilles der Versicherer teil. Die Studie zeigte, dass nicht nur die Anreize, in Staatsanleihen zu investieren, gross sind, sondern auch Anreize, die Fälligkeiten von Unternehmensanleihen zu verkürzen. Beide Entwicklungen laufen den Grundsätzen eines guten Risikomanagement und dem Asset-Liability-Matching zuwider. Kurt Karl: Aufsichtsbehörden müssen sich bewusst sein, dass es zwischen Banken und Rück-/Versicherern Unterschiede gibt. Die Geschäftsmodelle der beiden Branchen sind grundlegend anders und sie sind unterschiedlichen Risiken ausgesetzt. Die Regulierung sollte diesen Unterschieden Rechnung tragen. Sonst werden die Banken bei der Kreditvergabe eingeschränkt, und Rück-/Versicherer können weniger Risiken von privaten Haushalten und Unternehmen übernehmen. David Blumer: Ich stimme dem zu. Es steht fest, dass vom Rück-/Versicherungsgeschäft während der Finanzkrise keine systemischen Risiken ausgingen. Wir sind langfristig orientierte Anleger und halten unsere Investitionen über einen 36 Swiss Re Unternehmensprofil 2011
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