Stärke durch Veränderung - Swiss Re
Stärke durch Veränderung - Swiss Re
Stärke durch Veränderung - Swiss Re
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<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong><br />
Neue Struktur, mehr Flexibilität<br />
Die neue Holdingstruktur vereint drei eigenständige<br />
Geschäftseinheiten – ausgerichtet auf das Kerngeschäft<br />
von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong>.<br />
<strong>Re</strong>strukturierungen können zum Risiko fürs<br />
Geschäft werden – deshalb sollten sie wohlüberlegt<br />
sein. Oft wurden Organisationen<br />
nur um der <strong>Veränderung</strong> willen umgestellt;<br />
solche Projekte waren selten erfolgreich.<br />
Eine wirkungsvolle <strong>Re</strong>strukturierung sollte<br />
Risiken reduzieren, unnötige Komplexität<br />
entfernen und das operative Ergebnis und<br />
die Wertschöpfung für Aktionäre direkt miteinander<br />
verbinden.<br />
Die neue Holdingstruktur von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong>, die<br />
im Februar 2011 angekündigt wurde, ist das<br />
Ergebnis einer zweijährigen Planungsarbeit.<br />
In dieser Zeit galt es, tausende Detailfragen<br />
zu klären, so etwa zur Zuständigkeit für Kunden,<br />
zu den verschiedenen Geschäftsabläufen<br />
und zum rechtlichen Status. Das <strong>Re</strong>sultat<br />
dieser komplexen Vorarbeit ist jedoch umso<br />
einfacher geraten: eine Holdinggesellschaft<br />
mit drei konsequent auf das strategische<br />
Kerngeschäft von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> ausgerichteten<br />
Geschäftseinheiten: <strong>Re</strong>insurance, Corporate<br />
Solutions und Admin <strong>Re</strong>®. Die neue Struktur<br />
stärkt nicht nur die Transparenz und Verantwortlichkeit<br />
der einzelnen Einheiten, sondern<br />
erlaubt uns auch, gezielter auf einzelne<br />
Kundensegmente einzugehen. Die Geschäftsergebnisse<br />
der jeweiligen Einheiten werden<br />
klar voneinander abgetrennt und transparent<br />
vorliegen. Verbesserungspotenzial kann<br />
somit besser identifiziert und angegangen<br />
werden. Und unsere Aktionäre sehen nun<br />
genau, wie ihr Kapital eingesetzt wird.<br />
Eine Gruppe, drei Geschäftseinheiten<br />
Die Rückversicherung, auf die rund 80% der<br />
Gesamtprämien entfallen, ist nach wie vor<br />
unser Kerngeschäft. Hier strebt <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> die<br />
Marktführerschaft an. Corporate Solutions<br />
bietet Möglichkeiten für profitables Wachstum,<br />
aufbauend auf dem anerkannten<br />
Underwriting-Fachwissen von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> und<br />
«Die neue Struktur<br />
stärkt nicht nur die<br />
Transparenz und<br />
Verantwortlichkeit der<br />
einzelnen Einheiten,<br />
sondern erlaubt uns<br />
auch, gezielter auf<br />
einzelne Kundensegmente<br />
einzugehen.»<br />
unserer finanziellen <strong>Stärke</strong> – beides essenziell<br />
bei grossen und komplexen Versicherungstransaktionen.<br />
Admin <strong>Re</strong>® wiederum<br />
ermöglicht Diversifikation in ein gefragtes<br />
Geschäftsmodell für Run-off-Risiken und<br />
somit die Aussicht auf attraktive und langfristig<br />
stabile Erträge. Aus Gruppensicht verspricht<br />
die neue Struktur eine klare Kapitalallokation<br />
auf die Geschäftseinheiten.<br />
Finanzierung und Anlagepolitik lassen sich<br />
dementsprechend auf die spezifischen<br />
Bedürfnisse des jeweiligen Geschäfts abstimmen.<br />
Zwar bleibt die Gruppe bei gewissen<br />
Grundsätzen des Underwriting und der Vermögensverwaltung<br />
federführend. Doch wird<br />
nicht einfach alles von der Gruppe vorgeschrieben.<br />
Vielmehr ist die Mitwirkung der<br />
Geschäftseinheiten ausdrücklich erwünscht.<br />
Indem Entscheidungskompetenzen sich<br />
näher zur Kundenseite hin verlagern,<br />
werden wir als Unternehmen insgesamt<br />
flexibler, agiler und schlagkräftiger.<br />
Shareholder Value<br />
Unter der neuen Struktur können auch die<br />
Aktionäre unsere Performance besser einschätzen.<br />
Ab 2012 wird jede Geschäftseinheit<br />
eine eigene Bilanz und Erfolgsrechnung<br />
publizieren, aus denen auch die vom Asset<br />
Management erzielten Anlagerenditen<br />
ersicht lich sein werden. Darüber hinaus wird<br />
es <strong>durch</strong> die Tatsache, dass Admin <strong>Re</strong>® nun<br />
eine eigenständige Geschäftseinheit ist, Drittinvestoren<br />
erleichtert, Kapital einzubringen.<br />
Damit werden für Admin <strong>Re</strong>® unabhängige,<br />
externe Finanzierungsquellen erschlossen.<br />
Kundenfokus<br />
Die neue Struktur wird auch den Kunden<br />
von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Vorteile bringen. Eine in<br />
Kunden umfragen immer wieder geäusserte<br />
Kritik betraf die Entscheidungsfindung bei<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong>, die zum Teil als zu langsam und zu<br />
bürokratisch empfunden wurde. Zu viele<br />
Instanzen, so zeigten die Umfragen, verhinderten<br />
eine rasche und effiziente Umsetzung<br />
von Entscheidungen. Ein Manko, das<br />
auch in den Mitarbeiterumfragen immer<br />
wieder angesprochen wurde. Das Problem<br />
war vor allem struktureller Natur: <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong><br />
ist in den vergangenen Jahren organisch<br />
und <strong>durch</strong> Akquisitionen stark gewachsen,<br />
wo<strong>durch</strong> Strukturen und Prozesse immer<br />
komplexer wurden. Die Neuorganisation<br />
rückt den Kunden wieder ins Zentrum von<br />
Entscheidungen. Fortan haben die<br />
Geschäftseinheiten nicht nur die Befugnis,<br />
sondern einen regelrechten Anreiz zu<br />
raschem und konsequentem Handeln, dank<br />
eines Dienstleistungsmodells, das am<br />
Kunden(bedürfnis) ausgerichtet ist: Die<br />
Bildung von schlagkräftigen neuen kundensowie<br />
transaktionsspezifischen Teams unter<br />
Beteiligung aller relevanten Spezialisten<br />
und Experten ermöglicht es, Entscheidungen<br />
besser und schneller zu treffen.<br />
16 <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong> | Neue Struktur, mehr Flexibilität<br />
Information in Kürze<br />
Die neue Struktur der<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong>-Gruppe umfasst<br />
eine Holdinggesellschaft,<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> AG, mit drei<br />
eigenständigen Geschäftseinheiten<br />
– jede auf<br />
das Kerngeschäft von<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> ausgerichtet:<br />
̤̤<br />
<strong>Re</strong>insurance<br />
̤̤<br />
Corporate Solutions<br />
̤̤<br />
Admin <strong>Re</strong>®<br />
Compliance<br />
Aufsichtsbehörden sind wichtige Partner<br />
jedes Finanzdienstleisters, zumal sich die<br />
internationale <strong>Re</strong>gulierung in der grössten<br />
Wandlungsphase seit 50 Jahren befindet.<br />
Die neue Struktur von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> entspricht<br />
den Erwartungen, die <strong>Re</strong>gulierungsbehörden<br />
heute an grosse, grenzüberschreitend<br />
tätige Unternehmen stellen, beispielsweise<br />
hinsichtlich mehr Transparenz in der Kapitalallokation.<br />
Entsprechend wurden die Eingaben<br />
von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> im Kontext der <strong>Re</strong>strukturierung<br />
relativ reibungslos genehmigt.<br />
Ein Ort des Erfolgs<br />
Kundenfokus, Agilität, Teamgeist, Leistungswille<br />
und Integrität – nicht nur unsere Organisation,<br />
sondern auch die Art und Weise,<br />
wie unsere Mitarbeitende sich im täglichen<br />
Geschäft bewegen, soll von diesen Aspekten<br />
geprägt sein. Die beste Begründung für<br />
die Ausrichtung der Struktur an den strategischen<br />
Prioritäten des Unternehmens ist die<br />
Tatsache, dass damit für die Mitarbeitenden<br />
mehr Raum zur Entfaltung ihrer Talente und<br />
ihrer Eigeninitiative geschaffen wird. Das<br />
Geschäftsmodell und die Ziele von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong><br />
werden nun <strong>durch</strong> neu formulierte Werte<br />
des Unternehmens ergänzt. In allen Bereichen<br />
unserer Gruppe werden für Mitarbeitende<br />
und Führungskräfte bessere Voraussetzungen<br />
geschaffen, damit sie ihre Kunden<br />
effizienter beraten, rascher Entscheidungen<br />
treffen und Initiative ergreifen sowie Führung<br />
und Verantwortung übernehmen können.<br />
Dank erhöhter Durchlässigkeit zwischen den<br />
Geschäftseinheiten ermöglichen wir unseren<br />
Mitarbeitenden zusätzliche interessante<br />
Karriereaussichten.<br />
Wie schon erwähnt: Eine <strong>Re</strong>strukturierung<br />
ist nicht immer frei von Risiken. Doch richtig<br />
<strong>durch</strong>geführt bietet sie auch viele Chancen.<br />
Neue Geschäftseinheiten, klare Werte ...<br />
18<br />
22<br />
26<br />
30<br />
Die Teams Legal, Finance und Asset<br />
Management haben ihre anspruchsvollen<br />
Arbeiten diesbezüglich abgeschlossen. Erste<br />
Initiativen der neuen Geschäftseinheiten<br />
wurden bereits lanciert: erhöhter Appetit für<br />
profitable Risikoportefeuilles, verbesserte<br />
Kundendienstleistungen, verstärkte Expansion<br />
in Schwellenmärkte und Nutzung von<br />
Wachstumschancen. Die starke Kapitalausstattung<br />
von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> kommt nun einem<br />
flexibleren, agileren Unternehmen zugute,<br />
und somit auch seinen Eigentümern, Kunden<br />
und Mitarbeitenden.<br />
<strong>Re</strong>insurance<br />
Japan trifft am 11. März 2011 um 14.46 Uhr<br />
das schwerste Erdbeben seiner Geschichte.<br />
Die Folgen der Katastrophe werden noch<br />
lange spürbar sein. Sie hat verdeutlicht, wie<br />
wichtig starke Kundenbeziehungen sind.<br />
Seite 18<br />
Corporate Solutions<br />
Wie die Wirtschaft Brasiliens erlebt auch<br />
der Versicherungsmarkt des Landes<br />
einen Boom. Durch die Übernahme von<br />
UBF Seguros festigt <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Corporate<br />
Solutions ihre Marktstellung und baut eine<br />
lokale Präsenz auf. Seite 22<br />
Admin <strong>Re</strong>®<br />
Das Admin <strong>Re</strong>®-Geschäft von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong><br />
ermöglicht Versicherern, Kapital freizusetzen,<br />
um neue Geschäftsmöglichkeiten<br />
zu nutzen. 2011 hat Admin <strong>Re</strong>® rund<br />
300 000 Policen und Vermögenswerte<br />
in Höhe von 1,6 Mrd. GBP von American Life<br />
Insurance Company erworben. Seite 26<br />
Ein Ort des Erfolgs<br />
Ein solides Fundament für die Zukunft:<br />
Die Werte von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> sind das Ergebnis<br />
eines intensiven Dialogs unter unseren<br />
Mitarbeitenden. Alle sollen hinter diesen<br />
Werten stehen können, damit sie auch in<br />
schwierigen Zeiten ihre Gültigkeit haben<br />
werden. Seite 30<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011 17
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong><br />
18 <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong><br />
<strong>Re</strong>insurance<br />
Japan trifft am 11. März 2011 um<br />
14.46 Uhr das schwerste Erdbeben seiner<br />
Geschichte. Die Folgen der Katastrophe<br />
werden noch lange spürbar sein. Sie hat<br />
verdeutlicht, wie wichtig starke Kundenbeziehungen<br />
sind.<br />
Der Leiter von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong><br />
Japan befindet sich mitten<br />
in der intensiven Vertragserneuerungsrunde,<br />
als die<br />
Katastrophe hereinbricht.<br />
beben eingestellt, also macht er sich zu<br />
Fuss auf den Weg zur <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong>-Geschäftsstelle.<br />
«Es war, als würde ich gegen den<br />
Strom schwimmen», erinnert er sich.<br />
«Die meisten Menschen waren auf dem<br />
Weg nach Hause, während ich ins Stadtzentrum<br />
eilte.»<br />
Der Kunde im Fokus <strong>Re</strong>insurance<br />
Takashi Goda bemerkt, dass die Erde bebt,<br />
und blickt aus dem Fenster des Sitzungszimmers<br />
im 37. Stock des Bürohauses des<br />
Kunden. Die Skyline von Tokio hebt und<br />
senkt sich. Die Hochhäuser, darunter der<br />
berühmte Tokyo Tower, bewegen sich unter<br />
den Schockwellen hin und her wie Bambusrohre<br />
im Wind. Takashi Goda überzeugt<br />
sich davon, dass alle Leute von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> in<br />
Japan unverletzt sind. Dann läuft er mit<br />
den acht Mitarbeitenden, die an der Sitzung<br />
teilgenommen haben, über die Treppe ins<br />
Erdgeschoss und ins Freie. Der öffentliche<br />
Verkehr ist wegen der Gefahr von Nach<br />
Links:<br />
Mädchen mit<br />
Chrysantheme<br />
während einer<br />
Gedenkfeier 100<br />
Tage nach dem<br />
Erdbeben vom<br />
11. März 2011<br />
In den nächsten Tagen zeigten die TV-Bilder<br />
das ganze Ausmass der Zerstörung in<br />
den nordöstlichen Küstenstädten, die vom<br />
Erdbeben und dem da<strong>durch</strong> ausgelösten<br />
Tsunami getroffen wurden. Entlang des<br />
dichtbesiedelten Küstenstreifens hat die<br />
gewaltige Flutwelle Ackerland überschwemmt.<br />
Bis zu 10 Kilometer ins Landesinnere<br />
hinein wurden Häuser, Strassen und<br />
Fabriken weggespült. Hunderttausende<br />
von Menschen verloren ihr Hab und Gut,<br />
Millionen von Haushalten waren tagelang<br />
ohne Wasser und Strom. Und es kam noch<br />
schlimmer: Der Tsunami verursachte eine<br />
Kernschmelze und Wasserstoffexplosionen<br />
in drei <strong>Re</strong>aktoren des Kernkraftwerks<br />
Fukushima 1. Die Behörden mussten die<br />
lokale Bevölkerung evakuieren. Viele<br />
dieser Menschen können bis heute nicht<br />
in ihre Häuser zurück.<br />
Die traurige Bilanz dieser Naturkatastrophe:<br />
15 000 Todesopfer, 3000 Vermisste und<br />
unermessliches menschliches Leid. Zerstörte<br />
Strassen, Eisenbahnverbindungen,<br />
Kraftwerke, Fabriken und Gewerbegebäude<br />
schlugen mit einem wirtschaftlichen<br />
Schaden zu Buche, der in die Hunderte<br />
von Milliarden US-Dollar geht. Japans<br />
Premierminister nannte es die schwerste<br />
Krise des Landes seit dem Zweiten<br />
Weltkrieg.<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011 19
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong> | <strong>Re</strong>insurance<br />
Inmitten dieses Chaos gelang es Takashi<br />
Goda und seinem Team, die Geschäftstätigkeit<br />
von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> nur drei Tage nach<br />
dem Erdbeben wieder aufzunehmen. Ihre<br />
Anstrengungen richteten sich auf den<br />
1. April, das Datum, an dem die jährliche<br />
Erneuerung der meisten Verträge mit ihren<br />
Versicherungskunden abgeschlossen sein<br />
musste. Für viele dieser Kunden war es zu<br />
diesem Zeitpunkt noch nicht möglich; die<br />
Schadenforderungen aus der Katastrophe<br />
abzuschätzen. <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> hielt an allen vor<br />
dem 11. März ausgestellten Offerten fest<br />
und liess die Kunden wissen, dass sie die<br />
erforderliche Kapazität für den Markt<br />
bereitstellt.<br />
Eingedenk der langjährigen Präsenz von<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> in Japan – die erste japanische<br />
Niederlassung wurde 1913 eröffnet – und<br />
in der Absicht, die Kunden zu unterstützen,<br />
sicherte die Unternehmensführung in Zürich<br />
den japanischen Versicherungsunternehmen<br />
ihre Unterstützung zu. Gleichzeitig reiste<br />
der Leiter des Bereichs Naturkatastrophen<br />
nach Tokio, um das lokale Team im Erneuerungsprozess<br />
zu unterstützen. Eine Suspension<br />
der Geschäftstätigkeit kam nicht in<br />
Frage. Im Gegenteil: <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> erachtet es<br />
als wichtig, in dieser Notsituation die langjährigen<br />
Partnerschaften mit den Kunden<br />
zu bekräftigen. Diese schätzten das<br />
Engagement und die Unterstützung von<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong>. Einer von ihnen sagte: «Nur<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> ist in der Lage, so viel Kapazität<br />
in derart kurzer Zeit bereitzustellen.»<br />
Die Kombination von wirtschaftlicher <strong>Stärke</strong><br />
und hoher Erdbebenhäufigkeit hat Japan<br />
schon früh zu einem wichtigen Rückversicherungsmarkt<br />
werden lassen. Zwischen<br />
Rückversicherern und Kunden bestehen<br />
enge Geschäftsbeziehungen. Die regelmässigen<br />
Naturkatastrophen – darunter neun<br />
schwere Erdbeben in den vergangenen<br />
hundert Jahren – stellen diese immer wieder<br />
auf die Probe. Japan ist ein wichtiger<br />
Rückversicherungsmarkt; gleichzeitig bieten<br />
japanische Erdbebenrisiken den global<br />
tätigen Rückversicherern wichtige Möglichkeiten<br />
zur Diversifizierung mit anderen<br />
Grossrisiken wie Erdbeben in Kalifornien<br />
oder Hurrikanen im Nordatlantik.<br />
Geschäft ist aber nur eine Seite der Medaille.<br />
«Als Rückversicherer tragen wir auch eine<br />
soziale Verantwortung und haben die<br />
Pflicht, zu helfen», sagt Takashi Goda. Indem<br />
sie Erstversicherern den Rücken stärken,<br />
schaffen Rückversicherer die Voraussetzung<br />
für den Wiederaufbau nach einer Naturkatastrophe.<br />
Rückversicherer investieren<br />
in Forschung und Entwicklung, um Risiken<br />
zu verstehen und zu modellieren. Damit<br />
wird es möglich, ausgeklügelte, komplexe<br />
Risiken wie ein Erdbeben mit Epizentrum<br />
in Tokio korrekt zu tarifieren. Indem sie dieses<br />
Wissen weitergeben, tragen Rückversicherer<br />
wesentlich zur Entwicklung neuer<br />
Versicherungsprodukte bei – und stärken<br />
die Widerstandskraft von Gesellschaften<br />
gegenüber Naturgewalten.<br />
«Ganbaru»<br />
Nach Katastrophen hört man<br />
in Japan weithin das Wort<br />
«Ganbaru». Es bedeutet,<br />
«äussersten Durchhaltewillen<br />
zu zeigen» und trotz<br />
Schicksalsschlägen seinen<br />
Pflichten nachzukommen.<br />
«Ganbaru» bringt die japanischen<br />
Werte Einsatz und<br />
Durchhaltevermögen auf den<br />
Punkt – und verdeutlicht<br />
die Widerstandskraft einer<br />
Gesellschaft gegenüber<br />
Naturgewalten.<br />
Weiterlesen:<br />
Studie von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong>, Januar 2012<br />
(nur in Englisch erhältlich): «Lessons<br />
from recent major earthquakes»<br />
Vollständige Angaben zur Finanzlage sind dem<br />
Finanzbericht 2011 zu entnehmen<br />
Weitere Informationen finden Sie unter<br />
swissre.com/sigma<br />
w<br />
Die Rückversicherungsstrategie<br />
Ein Interview mit Christian Mumenthaler<br />
Seit dem 1. Oktober 2011 ist<br />
Christian Mumenthaler CEO<br />
der neu geschaffenen<br />
Geschäftseinheit <strong>Re</strong>insurance<br />
und für deren Strategie und<br />
Performance verantwortlich.<br />
Zuvor war er Chief Marketing<br />
Officer für den Rückversicherungsbereich<br />
von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong>.<br />
Was ist das Ziel<br />
der Geschäftseinheit<br />
<strong>Re</strong>insurance?<br />
Wir wollen der Rückversicherer<br />
mit der höchsten Profitabilität<br />
sein. Die Grundlage dafür sind<br />
unsere hervorragende Marktposition,<br />
erstklassiges Underwriting,<br />
Forschung und<br />
Entwicklung (F+E), eine solide<br />
Kapitalbasis und eine umsichtige<br />
Anlagestrategie.<br />
Wie wollen Sie das angehen?<br />
Am meisten setze ich mich<br />
dafür ein, <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> noch stärker<br />
auf die Kunden auszurichten.<br />
Das gesamte Unternehmen soll<br />
den Kunden bei jeder Transak<br />
tion in den Mittelpunkt stellen.<br />
Wenn wir für unsere Kunden<br />
Ausserordentliches leisten, profitieren<br />
auch wir.<br />
Bedeutet dies eine Änderung<br />
des Geschäftsmodells?<br />
Nein. Die Rückversicherung ist<br />
und bleibt unser Kerngeschäft.<br />
In den letzten Jahren haben wir<br />
beim Underwriting und beim<br />
Zyklusmanagement sehr gute<br />
Ergebnisse erzielt. Diese Leistung<br />
beizubehalten hat für mich<br />
höchste Priorität. Sie bildet<br />
letztlich das Fundament, das<br />
uns ermöglicht, innovative,<br />
massgeschneiderte Lösungen<br />
20 <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong> | <strong>Re</strong>insurance<br />
Funktionsübergreifende<br />
Teams erzielen erfolgreichen<br />
Geschäftsabschluss<br />
01 02<br />
01 Zurück zur<br />
Normalität: Pendler<br />
auf dem Weg zur<br />
Arbeit, Tokio<br />
02 Dicht besiedelt:<br />
Tokios Stadtteil<br />
Kachidoki<br />
03 Takashi Goda,<br />
Leiter von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong><br />
Japan, vor dem<br />
Gebäude der Tokioter<br />
Geschäftsstelle<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> <strong>Re</strong>insurance und Zurich<br />
haben mit ihrer Run-off-Transaktion ein<br />
Win-win-Geschäft abgeschlossen.<br />
Im Juni 2011 erwarb <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> von Zurich<br />
Specialties London Ltd (ZSL), einer nicht<br />
zum Kerngeschäft gehörenden Tochtergesellschaft<br />
von Zurich Financial Services<br />
Group (Zurich), Run-off-Geschäft im Wert<br />
von rund 950 Millionen USD. Es war eine<br />
der bislang grössten Transaktionen dieser<br />
Art.<br />
«Playing big» – nur wenige Unternehmen verfügen<br />
wie wir über die Kapitalstärke für derart<br />
grosse Transaktionen.<br />
«Playing smart» – flexibel auf Kundenbedürfnisse<br />
eingehen, damit die Lösung für den<br />
Kunden und für uns gleichermassen stimmt.<br />
«Play as one to win» – die Transaktion mit ZSL<br />
wurde von einem funktionsübergreifenden<br />
Team mit dem Fachwissen aus verschiedenen<br />
Geschäftsbereichen abgeschlossen.<br />
DER KUNDE IM FOKUS <strong>Re</strong>insurance<br />
03<br />
Mit einem externen Run-off transferieren<br />
Kunden nicht zum Kerngeschäft gehörende<br />
Bestände an <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> – oder kaufen<br />
dafür Rückversicherungsdeckung. Da<strong>durch</strong><br />
setzen sie Kapital frei, das sie in Wachstumsbereiche<br />
investieren können. Gelegentlich<br />
wird das gesamte operative Geschäft<br />
mittransferiert: Auch in diesem Fall nutzt<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> die Synergien zwischen akquiriertem<br />
und bestehendem Geschäft.<br />
für unsere Kunden zu<br />
entwickeln.<br />
Die Einführung der<br />
Geschäftseinheit<br />
<strong>Re</strong>insurance erfolgt in<br />
wirtschaftlich<br />
schwierigen Zeiten …<br />
Das stimmt, das Umfeld ist nicht<br />
einfach, die Märkte sind turbulent.<br />
Doch unsere disziplinierte<br />
Art, Geschäft zu zeichnen, und<br />
unsere konservative Anlagepolitik<br />
zahlen sich aus. Unsere<br />
Kapitalstärke ist enorm, auch<br />
darum hat S&P 2011 ihr Rating<br />
für <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> auf AA– angehoben.<br />
Kunden, die Unterstützung<br />
suchen, werden bei <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong><br />
gut bedient sein.<br />
Welche Chancen bietet die<br />
Zukunft?<br />
Wir investieren laufend in unsere<br />
Zukunft. Wir setzen neue<br />
<strong>Re</strong>ssourcen für F+E in der Langlebigkeits-<br />
und Krankenversicherung<br />
ein. Wir entwickeln<br />
innovative Lösungen und Erstversicherungsprodukte<br />
mit<br />
unseren Kunden, die zu ihrem<br />
Erfolg beitragen. Und wir wollen<br />
mit klaren Strategien am<br />
Wachstum in den Schwellenmärkten<br />
teilnehmen.<br />
Während neun Monaten arbeiteten unsere<br />
Experten aus verschiedenen Bereichen an<br />
der Lösung, mit der ZSL Vermögenswerte<br />
und Verbindlichkeiten im Wert von rund<br />
950 Millionen USD an <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> transferierte.<br />
Das Geschäft ist für beide Parteien von<br />
Vorteil: Zurich wird regulatorisch anrechenbares<br />
Kapital in Höhe von 360 Millionen USD<br />
freisetzen und kommt damit ihrem Ziel<br />
näher, bis 2015 1,5 Milliarden USD aus<br />
dem Nichtkerngeschäft freizusetzen.<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> wiederum erhielt Vermögenswerte<br />
und Verbindlichkeiten, die ihre<br />
Geschäftstätigkeit ergänzten.<br />
Pierre Wauthier, CFO von Zurich, sagte:<br />
«Hauptgrund, das Run-off-Geschäft auf<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> zu übertragen, war, Kapital frei<br />
und neu einsetzen zu können, um uns auf<br />
den Ausbau unserer Angebote in ausgewählten<br />
Märkten zu konzentrieren. Die<br />
zusammen mit <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> erarbeitete Lösung<br />
ist ganz auf Zurichs Erfordernisse bezüglich<br />
Struktur und Kapazität zugeschnitten.»<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011 21
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong><br />
22 <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong><br />
Corporate Solutions<br />
Wie die Wirtschaft Brasiliens erlebt auch<br />
der Versicherungsmarkt des Landes<br />
einen Boom. Durch die Übernahme<br />
von UBF Seguros festigt <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong><br />
Corporate Solutions ihre Marktstellung<br />
und baut eine lokale Präsenz auf.<br />
Hunderte von Kränen prägen die Skyline<br />
von São Paulo: Sie sind das sichtbare Zeichen<br />
für die boomende Wirtschaft Brasiliens und<br />
ein Indikator für die bemerkenswertesten<br />
gesellschaftlichen <strong>Veränderung</strong>en des Landes<br />
in jüngster Zeit. Zwischen 2003 und<br />
2010 entkamen über 20 Millionen Brasilianer<br />
der Armut; weitere 34 Millionen stiegen<br />
in die Mittelschicht auf und wollen nun<br />
Güter konsumieren, die sie sich früher nicht<br />
leisten konnten. Das Land ist zu einem<br />
Exportriesen mutiert: Bei Zucker, Sojabohnen,<br />
Kaffee und Fleisch liegt Brasilien heute<br />
weltweit an der Spitze. Die Öl- und die<br />
Bergbaubranche wachsen rasant. Weitere<br />
wichtige Exportprodukte sind Maschinen,<br />
Elektrogeräte, Flugzeuge und Automobile.<br />
Der neue Wohlstand bringt eine alternde<br />
Infrastruktur unter Druck. Deshalb plant die<br />
<strong>Re</strong>gierung bis zum Beginn der in Brasilien<br />
stattfindenden FIFA-Fussball-Weltmeisterschaften<br />
2014 und der Olympischen<br />
Spiele im Jahr 2016 zusätzliche Investitio-<br />
Links:<br />
Skyline von<br />
São Paulo – Blick<br />
auf die Westzone<br />
Versicherungs-Know-how<br />
fördert private Investitionen,<br />
den Ausbau der Infrastruktur,<br />
die Agrarindustrie und<br />
die soziale Entwicklung.<br />
nen in Höhe von 11 Mrd. USD in den Ausbau<br />
von Strassen, Hafenanlagen und Flughäfen<br />
sowie in andere Transportprojekte.<br />
Mit dem wirtschaftlichen Boom des Landes<br />
wächst auch die Nachfrage nach Industrieversicherung:<br />
Grosse inländische Unternehmen<br />
leisten einen wachsenden Beitrag<br />
zum BIP. Sie investieren stark in den Bereichen<br />
Bauwesen, Transport, Öl und Gas,<br />
Bergbau, Landwirtschaft und weitere<br />
wichtige Sektoren. Die Bedürfnisse dieser<br />
Grossunternehmen im Hinblick auf das<br />
Risikomanagement sind so spezifisch und<br />
komplex wie die Sektoren, in denen sie<br />
tätig sind. Es ist daher nicht überraschend,<br />
dass Brasilien Prognosen zufolge bis 2020<br />
zum achtgrössten Versicherungsmarkt<br />
aufrücken soll und punkto Jahresprämien<br />
mit 140 Mrd. USD das gemeinsame Volumen<br />
von Russland und Mexiko übertreffen<br />
dürfte.<br />
Für <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Corporate Solutions ist der<br />
wachsende Erstversicherungsmarkt in<br />
Brasilien eine einmalige Gelegenheit, eine<br />
starke Marktpräsenz in der <strong>Re</strong>gion aufzubauen<br />
und in neue Geschäftsbereiche<br />
vorzustossen. So übernahm <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> im<br />
April 2011 UBF Seguros, einen führenden<br />
brasilianischen Spezialversicherer mit<br />
Schwerpunkt Kautions- und Agrarversicherung.<br />
Durchgeführt wurde die Transaktion<br />
in Kooperation mit der International<br />
Finance Corporation, dem privatwirtschaftlichen<br />
Teil der Weltbankgruppe.<br />
Um die langfristigen Wachstumspläne des<br />
brasilianischen Versicherers zu unter<br />
stützen, wurde dessen Kapitalbasis um<br />
40 Mio. USD verstärkt.<br />
Zusammenarbeit als Team Corporate Solutions<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011 23
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong> | Corporate Solutions<br />
Derzeit erwirtschaftet Corporate Solutions<br />
etwa 10% der Bruttoprämien von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong>.<br />
Der Bereich hat grosses Wachstumspotenzial<br />
in Lateinamerika und in anderen<br />
Schwellenmärkten, vor allem aufgrund<br />
des Umfangs und der Geschwindigkeit der<br />
Entwicklung in diesen Ländern und der<br />
robusten Eckdaten der dortigen Volks wirtschaften.<br />
«Dank der neuen Beteiligungsverhältnisse<br />
kann UBF Seguros zu einem herausragenden<br />
Akteur im brasilianischen Markt werden,<br />
unterstützt <strong>durch</strong> die Marke <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong><br />
Corporate Solutions und bekannt für Finanzstärke,<br />
grosse Nettokapazität, technisches<br />
Know-how sowie Innovationen»,<br />
sagt Ivan Gonzalez, Leiter von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong><br />
Corporate Solutions Lateinamerika. «Diese<br />
Akquisition ist ein Meilenstein in unserer<br />
Lateinamerika-Strategie. Wir wollen den<br />
Erfolg in anderen Schlüsselmärkten der<br />
<strong>Re</strong>gion wiederholen.»<br />
Corporate Solutions bietet derzeit mehr als<br />
40 Produkte an und verwaltet 50 000 Policen<br />
für Unternehmen der verschiedensten<br />
Sektoren mit komplexen Bedürfnissen in den<br />
Bereichen Sach- und HUK-Versicherung<br />
und Finanzdienstleistungen. Innovationen<br />
im Produktportefeuille sind unter anderem<br />
Wetterrisikolösungen, Katastrophenanleihen<br />
und weitere Formen von verbrieften Versicherungsrisiken.<br />
Dank der lokalen Präsenz<br />
in Brasilien kann Corporate Solutions nun<br />
die wachsende Zahl der brasilianischen<br />
Grossunternehmen aus vielen verschiedenen<br />
expandierenden Branchen wie Energie,<br />
Transport und Landwirtschaft aktiver<br />
betreuen.<br />
«Diese Akquisition ist<br />
ein Meilenstein in<br />
unserer Lateinamerika-<br />
Strategie. Wir wollen<br />
den Erfolg in anderen<br />
Schlüsselmärkten der<br />
<strong>Re</strong>gion wiederholen.»<br />
Der wachsende brasilianische Markt<br />
für Industrieversicherung bringt nicht nur<br />
Geschäftschancen. Er nützt auch der<br />
gesamtwirtschaftlichen Entwicklung des<br />
Landes und trägt zur Investitionsförderung<br />
im privaten Sektor, zur Beseitigung von<br />
Infrastrukturengpässen, zur Ankurbelung<br />
der landwirtschaftlichen Produktion und<br />
zur Erhöhung der Einkommen in den ärmeren<br />
ländlichen Gegenden des Landes bei.<br />
Für <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Corporate Solutions ist die<br />
Akquisition von UBF Seguros Ausdruck des<br />
langfristigen Engagements in Brasilien und<br />
der Begeisterung, bei der Zukunftsgestaltung<br />
einer neuen Wirtschaftsmacht mitzuwirken.<br />
Weiterlesen:<br />
Die Publikation von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> (nur in Englisch<br />
erhältlich): «Staying on top of flood risk in<br />
Brazil: Prevention, adaptation and insurance»<br />
Vollständige Angaben zur Finanzlage sind dem<br />
Finanzbericht 2011 zu entnehmen<br />
Weitere Informationen finden Sie unter<br />
swissre.com/corporatesolutions<br />
Crossrail-Projekt London<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> leitet eine innovative<br />
Versicherungslösung für ein Bauwunder<br />
des 21. Jahrhunderts.<br />
Erstmals erhält ein grosses, langfristig ausgerichtetes<br />
Infrastrukturprojekt komplette<br />
Versicherungsdeckung – vom Beginn bis<br />
zur Fertigstellung.<br />
Die Abstimmung der Interessen des Kunden<br />
und der Versicherer ermöglichte einen wegweisenden<br />
Vertrag.<br />
Transparenz, Kundenfokus, Agilität:<br />
Anwendung der Prinzipien in der Praxis.<br />
Die Corporate Solutions-Strategie<br />
Ein Interview mit Agostino Galvagni<br />
Agostino Galvagni ist CEO<br />
von Corporate Solutions.<br />
Zuvor war er Chief Operating<br />
Officer von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong>.<br />
Welche Leistungen verspricht<br />
Corporate Solutions?<br />
Wir suchen nach Versicherungs -<br />
lösungen für grosse Industriekunden.<br />
Dank unserer<br />
Finanzstärke, unserer grossen<br />
Nettokapazität, der Marke<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> und unserer Innovationsfähigkeit<br />
können wir ein<br />
über zeugendes Produkt anbieten.<br />
Betritt <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> mit<br />
Corporate Solutions<br />
Neuland?<br />
Keineswegs: Wir schliessen<br />
schon seit Jahren komplexe<br />
Erstversicherungsverträge ab.<br />
Mit der Bildung einer eigenen<br />
Geschäftseinheit unterstreicht<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> aber ihr Engagement<br />
in diesem Bereich. Das ermöglicht<br />
uns erleichterten Zugang<br />
zu Kunden, die Vertiefung<br />
der Beziehungen zu Brokern<br />
und die Trennung der verschiedenen<br />
Portefeuilles.<br />
Betrachten Sie dies als<br />
Wachstumschance?<br />
Ja, Corporate Solutions bietet<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> eine bedeutende<br />
Wachstumsmöglichkeit. Dabei<br />
24 <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong> | Corporate Solutions<br />
In London sind aussergewöhnliche Bauwerke<br />
allgegenwärtig; ein grosser Teil davon<br />
ist unterirdisch. Das Crossrail-Projekt –<br />
ein Vorhaben mit einem Budget von<br />
14,8 Mrd. GBP – steht in dieser Tradition:<br />
Die neue Bahnlinie soll Maidenhead<br />
und den Flughafen Heathrow im Westen<br />
und Shenfield und Abbey Wood im Osten<br />
der Stadt verbinden und als Zubringer<br />
für die grossen Geschäfts- und Finanzzentren<br />
dienen.<br />
Mit neun neuen Bahnhöfen und Doppeltunnels<br />
auf einer Länge von 21 Kilometern<br />
ist das Projekt äusserst komplex. Es wird<br />
unter den Gebäuden, Strassen und Installationen<br />
einer der geschäftigsten Städte der<br />
Welt hin<strong>durch</strong>gegraben. Der Kunde wollte<br />
eine einfache Versicherungslösung: eine<br />
umfassende Mehrjahresdeckung für<br />
das gesamte Projekt mit einer noch nie<br />
da gewesenen Laufzeit von neun Jahren.<br />
bleibt die Qualität des Underwriting<br />
der Eckpfeiler unseres<br />
Erfolgs. Wir werden zugunsten<br />
des Wachstums keine Abstriche<br />
bei der Qualität machen.<br />
Welches Potenzial bergen die<br />
Schwellenmärkte?<br />
Wir wollen in den Schwellenmärkten<br />
gezielt expandieren.<br />
Unser Angebot trägt massgeblich<br />
zur Wirtschaftsentwicklung<br />
dieser <strong>Re</strong>gionen bei. Wir wollen<br />
einen engen Kontakt mit den<br />
Kunden und schliessen Verträge<br />
vor Ort ab.<br />
Links: Cedric Wong<br />
vor dem Londoner<br />
Büro von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> an<br />
der 30 St Mary Axe<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> stellte das Paket gemeinsam<br />
mit Zurich als Co-Lead zusammen.<br />
Cedric Wong, Senior Underwriter<br />
im Engineering & Construction-Team von<br />
Corporate Solutions, erklärt, wie dies<br />
bewerkstelligt wurde: «Wir hatten drei<br />
Ziele: erstens ein genaues Verständnis des<br />
Risikomanagements des Kunden sowie<br />
der Bauphysik, zweitens eine klare und eindeutige<br />
Austarierung der Interessen der<br />
Versicherer und des Kunden und drittens<br />
die Integration eines kontinuierlichen<br />
Risiko managements <strong>durch</strong> die Versicherer<br />
über die gesamte Projektdauer hinweg.»<br />
Das macht die Versicherung des Crossrail-<br />
Projekts flexibel, da sich das Risikomanagement<br />
der Versicherer und des Kunden<br />
laufend ergänzen. Das Ergebnis? Budgetstabilität<br />
für den Kunden, akzeptables<br />
Risiko für die Versicherer – und ein neues<br />
Bauwunder für London.<br />
Wo liegen die <strong>Stärke</strong>n von<br />
Corporate Solutions?<br />
Talent ist unser grösstes Kapital<br />
und wir müssen es pflegen:<br />
Wir wollen Mitarbeitende in<br />
unseren <strong>Re</strong>ihen, die das<br />
Geschäft vorantreiben. Bei allen<br />
Bestrebungen, Wachstum zu<br />
erzielen und ein herausragender<br />
Akteur in diesem Bereich zu<br />
sein: Die Kunden kommen<br />
immer an erster Stelle – und<br />
wir arbeiten als ein Team.<br />
Landwirtschaftsversicherung<br />
in Russland<br />
Indexbasierte Versicherungsdeckung<br />
gegen Ernteausfall schützt die Erträge,<br />
selbst wenn der Kunde für traditionelle<br />
Versicherungsprodukte zu gross ist.<br />
Wie versichert man einen landwirtschaftlichen<br />
Betrieb, dessen Anbaufläche grösser<br />
ist als die Fläche vieler kleiner Länder?<br />
Über das Konventionelle hinaus bietet<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> einem führenden russischen Agrarunternehmen<br />
eine innovative Versicherungslösung.<br />
Beitrag zur Nahrungsmittelsicherheit: ein Modell,<br />
das sich auf alle Agrarmärkte anwenden lässt.<br />
Alle Phasen der Landwirtschaft sind mit<br />
Risiken behaftet – von der Produktion über<br />
die Logistik und die Verarbeitung bis hin<br />
zum Handel. Die <strong>Re</strong>duzierung dieser Risiken<br />
ist von zentraler Bedeutung. Aber wie versichert<br />
man ein Geschäft mit einer Anbaufläche,<br />
die fast doppelt so gross ist wie der<br />
Staat Luxemburg?<br />
Der grösste Zuckerrübenproduzent Russlands,<br />
Prodimex, baut diese Pflanze auf einer<br />
Fläche von etwa 100 000 Hektar an. Jeder<br />
Hektar sollte im Durchschnitt 30 Tonnen<br />
Zuckerrüben produzieren, doch der Weg von<br />
der Aussaat bis zum Verbrauch birgt viele Risiken.<br />
Achim Lukas, CEO des Unternehmens,<br />
war auf der Suche nach einer einfachen Versicherungslösung<br />
für die gesamte Zuckerrüben-Lieferkette,<br />
als er eine Präsentation von<br />
Bernard Belk, Global Head des Agri Corporate<br />
Business von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong>, über indexbasierte<br />
Deckung sah: Absicherung gegen Ernteausfall<br />
<strong>durch</strong> Deckung auf der Basis eines Produktionsindex.<br />
«Dies entsprach genau unseren<br />
Bedürfnissen», so Achim Lukas, «vereinbarte<br />
Deckungsauslöser, kurze <strong>Re</strong>aktionszeiten und<br />
ein sehr geringer administrativer Aufwand.»<br />
Innerhalb eines Monats wurde der Vertrag<br />
abgeschlossen. «Beide Parteien profitieren»,<br />
sagt Bernard Belk, «der Kunde erhält raschen<br />
Zugang zu massgeschneiderter Deckung<br />
für alle Teile der Lieferkette. <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> profitiert<br />
von klar vereinbarten Bedingungen, die<br />
auf öffentlichen Informationen basieren.»<br />
Das Modell ist auf alle Agrarbereiche anwendbar.<br />
Durch die <strong>Re</strong>duzierung der Ertragsvolatilität<br />
sowie die Verbesserung der Bonität<br />
und des Zugangs zu Krediten wird die lokale<br />
Lebensmittelproduktion rund um die Welt<br />
angekurbelt.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter<br />
swissre.com/rethinking/agricultural<br />
Zusammenarbeit als Team Corporate Solutions<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011 25
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong><br />
26 <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong><br />
Admin <strong>Re</strong> ®<br />
Das Admin <strong>Re</strong>®-Geschäft von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong><br />
ermöglicht Versicherern, Kapital freizu setzen,<br />
um neue Geschäftsmöglichkeiten zu nutzen.<br />
2011 hat Admin <strong>Re</strong>® rund 300 000 Policen<br />
und Vermögenswerte in Höhe von<br />
1,6 Mrd. GBP von American Life Insurance<br />
Company erworben.<br />
Erfolg im Erst- und Rückversicherungsgeschäft<br />
erfordert kluges Risikomanagement<br />
und den intelligenten Einsatz von Kapital.<br />
Angenommen, ein Versicherer entscheidet,<br />
das Kapital, das seinen Lebensversicherungsbeständen<br />
zugrunde liegt, könne besser<br />
in andere Geschäftsbereiche investiert<br />
werden, dann steht er vor der Herausforderung,<br />
einen passenden Käufer für diese<br />
Portefeuilles zu finden, einen Käufer, der<br />
den richtigen Preis bietet und die Verantwortung<br />
gegenüber den Versicherten wahrnimmt.<br />
Stehen solche Lebensversicherungsbestände<br />
zum Verkauf, wecken sie<br />
das Interesse von Käufern, die sich auf die<br />
Akquisition geschlossener Versicherungsportefeuilles<br />
spezialisiert haben, wie<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> mit ihrem Admin <strong>Re</strong>®-Geschäft<br />
oder Private-Equity-Fonds.<br />
Links:<br />
Kieran Rose,<br />
Head Origination<br />
and Structuring<br />
Admin <strong>Re</strong>®, am<br />
Flughafen Zürich<br />
vor dem Abflug<br />
nach New York<br />
Jede Transaktion ist anders.<br />
Nur wenn die Feinheiten<br />
stimmen, profitieren beide<br />
Parteien.<br />
2010 kaufte MetLife, einer der weltweit<br />
grössten Lebensversicherer, American Life<br />
Insurance (Alico) von AIG für 16,2 Mrd. USD.<br />
Dank dieser Übernahme konnte MetLife<br />
seine Geschäftstätigkeit auf mehr als<br />
60 Länder und 90 Millionen Kunden ausbauen.<br />
Schnell wurde jedoch klar, dass<br />
in Grossbritannien beträchtliche <strong>Re</strong>dundanzen<br />
beim zusammengeführten Geschäft<br />
bestanden. MetLife nahm Sondierungsgespräche<br />
mit <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> bezüglich des Verkaufs<br />
eines Teils des Portefeuilles auf. «Die<br />
Entscheidung, das geschlossene Lebensversicherungsportefeuille<br />
von Alico in<br />
Grossbritannien zu verkaufen, war von<br />
grosser strategischer Bedeutung für<br />
MetLife», sagt Frank O’Neill, Client Executive<br />
für MetLife bei <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong>. «Wir standen vor<br />
der Herausforderung, eine Transaktion zu<br />
strukturieren, mit welcher der Kunde seine<br />
Ziele ebenso erreichte wie wir unsere.»<br />
Eine sogenannte Closed-Book-Transaktion<br />
ist niemals einfach. Zunächst sind unter<br />
diesem Begriff mehrere Arten von Transaktionen<br />
zu verstehen: Der Verkäufer kann<br />
einen seiner geschlossenen Lebensversicherungsbestände<br />
oder eine seiner<br />
Lebensversicherungsgesellschaften veräussern.<br />
Er kann aber auch die Verwaltung<br />
der Policen auslagern und Rückversicherungsdeckung<br />
für die Portefeuilles erwerben.<br />
Zudem ist jedes Portefeuille anders<br />
strukturiert, was eine gründliche Due-<br />
Diligence-Prüfung des Käufers erfordert, um<br />
das Portefeuille, die zugrunde liegenden<br />
Vermögensbestände und die damit verbundenen<br />
Risiken zu bewerten. Trans -<br />
aktionen können auch komplexe IT-Fragen<br />
aufwerfen, da die Portefeuilles häufig mit<br />
VERTRAUEN, ENGAGEMENT, enge BEZIEHUNGEN ADMIN RE®<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011 27
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong> | Admin <strong>Re</strong>®<br />
Über Admin <strong>Re</strong>®<br />
Admin <strong>Re</strong>® übernimmt<br />
geschlossene Lebensversicherungsbestände,<br />
ganze<br />
Geschäftssparten oder das<br />
gesamte Grundkapital von<br />
Lebensversicherungsgesellschaften.<br />
Die Geschäftseinheit<br />
hilft damit Kunden,<br />
nicht zum Kerngeschäft<br />
zählende Geschäftsbereiche<br />
zu veräussern, ihre Verwaltungskosten<br />
zu reduzieren<br />
und Kapital freizusetzen.<br />
unterschiedlichen Systemen verwaltet werden.<br />
Und dann gibt es noch den personellen<br />
Aspekt, wie Graham Singleton, Head of<br />
Admin <strong>Re</strong>® UK, erklärt: «Bei gewissen Transaktionen<br />
übernehmen wir auch die Mitarbeitenden,<br />
die als Ansprechpartner für<br />
die Versicherungsnehmer fungieren.»<br />
Eine derartige Komplexität traf zweifellos<br />
auf die MetLife-Transaktion zu. Das Portefeuille,<br />
das MetLife verkaufen wollte, war<br />
kein einheitliches Unternehmen, sondern<br />
eine Selektion von fünf verschiedenen<br />
Legacy-Portefeuilles, verwaltet mit fünf<br />
verschiedenen IT-Systemen.<br />
MetLife musste sicherstellen, dass diese<br />
Herausforderungen effizient gelöst werden,<br />
und so war Admin <strong>Re</strong>® der bevorzugte<br />
Partner. «Admin <strong>Re</strong>® war in einer besonders<br />
günstigen Lage, diese Transaktion abzuwickeln»,<br />
sagt Kieran Rose, Head of Origination<br />
and Structuring bei Admin <strong>Re</strong>®. «Wir<br />
können nicht nur auf mehr als 50 erfolgreich<br />
<strong>durch</strong>geführte Transaktionen seit<br />
1998 verweisen, wir bieten auch ein umfassendes<br />
Leistungsspektrum an – von der<br />
Finanzstärke von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> bis hin zu umfangreichem<br />
branchenspezifischem Know-how.»<br />
Gleichzeitig war die Beziehung zwischen<br />
den beiden Parteien bereits eng: <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong><br />
pflegt eine sehr gute Beziehung zu MetLife,<br />
ihrem grössten Kunden im Leben-Bereich;<br />
zudem hatte der CFO von Alico einst für<br />
Admin <strong>Re</strong>® gearbeitet und kannte seine<br />
Gegenüber gut.<br />
Eine enge Beziehung ist zwar noch keine<br />
Garantie für eine erfolgreiche Transaktion,<br />
«aber sie hat zweifellos zum erfolgreichen<br />
Abschluss der manchmal sehr schwierigen<br />
und intensiven Gespräche beigetragen –<br />
und für eine kooperative Atmosphäre<br />
gesorgt», so Kieran Rose. «Die MetLife-Mitarbeitenden<br />
kannten sich aus bei <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong>.<br />
Sie wussten sogar, wo die Kaffeemaschine<br />
stand!»<br />
Bis zum Abschluss der Due-Diligence-<br />
Prüfung, bei der die Erfahrung von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong><br />
in den Bereichen Tarifierung, Underwriting,<br />
Kreditrisiko und Asset Management gefragt<br />
war, vergingen mehrere Wochen. Zeitweise<br />
arbeiteten 50 Personen aus verschiedenen<br />
Admin <strong>Re</strong>®- und <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong>-Teams an dieser<br />
Transaktion.<br />
«Noch komplizierter als die Due-Diligence-<br />
Prüfung war aber die Frage, wie wir die<br />
Transaktion strukturieren, damit sie überhaupt<br />
funktioniert», erinnert sich Frank O’Neill.<br />
Die Verhandlungen waren zäh, und zeitweise<br />
sah es so aus, als würde das Geschäft<br />
nicht zustande kommen. Es brauchte ein<br />
zusätzliches Engagement – jene Entschlossenheit,<br />
die dauerhafte Beziehungen<br />
und langfristige Erfolge möglich macht.<br />
David Blumer, Chairman Admin <strong>Re</strong>® und<br />
Chief Investment Officer <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong>, sowie<br />
Bob Ratcliffe, CEO Admin <strong>Re</strong>®, waren an<br />
jenem Tag in London, als sich Frank O’Neill<br />
und Kieran Rose mit Vertretern von MetLife<br />
Die Admin <strong>Re</strong>®-Strategie<br />
Ein Interview mit Bob Ratcliffe<br />
Bob Ratcliffe, Chief Executive<br />
Officer von Admin <strong>Re</strong>®,<br />
war zuvor Chief Operating<br />
Officer von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Asset<br />
Management.<br />
Wie erzeugt Admin <strong>Re</strong>® Wert?<br />
Wir kaufen Versicherungsgeschäft,<br />
das andere veräussern,<br />
um Kapital freizusetzen oder<br />
administrative Zuständigkeiten<br />
abzugeben. In der <strong>Re</strong>gel übernehmen<br />
wir zu einem Abschlag<br />
geschlossene Lebensversicherungsbestände,<br />
die sich <strong>durch</strong><br />
einen stabilen Cashflow sowie<br />
eine geringe Korrelation mit<br />
dem sonstigen Geschäft von<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> auszeichnen.<br />
Ist dies ein selektives<br />
Geschäft?<br />
Wir gehen sehr selektiv vor.<br />
Diese Transaktionen sind sehr<br />
langfristiger Natur und es ist<br />
wichtig, alle Aspekte zu verstehen.<br />
Das Geschäftsmodell ist an<br />
sich recht einfach, doch die<br />
zugrunde liegenden Aktivitäten<br />
können sehr komplex sein und<br />
erfordern fundiertes Verständnis<br />
und Evaluierung. Dazu<br />
gehören Finanz- und Aktuarswissen<br />
sowie Know-how in den<br />
Bereichen <strong>Re</strong>cht, HR und IT.<br />
Was bedeutet die neue<br />
Holdingstruktur für Sie?<br />
Als eigenständige Geschäftseinheit<br />
bieten wir mehr Transparenz<br />
hinsichtlich der Performance<br />
und der Möglichkeiten,<br />
28 <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong> | Admin <strong>Re</strong>®<br />
trafen. Frank O’Neill: «Dass David<br />
und Bob an diesem Meeting teilnahmen,<br />
zeigte ihre Wertschätzung für den<br />
Kunden – und dass wir die Transaktion<br />
unbedingt zu einem guten Abschluss<br />
bringen wollten.»<br />
Einen Tag später war das Geschäft unter<br />
Dach und Fach. In einem ersten Schritt<br />
übernahm Admin <strong>Re</strong>® die Verwaltung der<br />
erworbenen Portefeuilles und stellte für<br />
diese eine Rückversicherungsdeckung<br />
von 100% aus. Damit ging das Risiko von<br />
MetLife auf Admin <strong>Re</strong>® über. Die Transaktion<br />
wird voraussichtlich im Mai 2012<br />
komplett abgeschlossen, sobald das<br />
gesamte übernommene Geschäft rechtlich<br />
von der Alico Company auf <strong>Re</strong>assure,<br />
die britische Lebensversicherungsgesellschaft<br />
von Admin <strong>Re</strong>®, übertragen ist.<br />
Admin <strong>Re</strong>® ist nicht der einzige Käufer<br />
geschlossener Versicherungsbestände.<br />
Doch neben dem Leistungsausweis, zahlreiche<br />
Transaktionen erfolgreich abgeschlossen<br />
zu haben, das erforderliche<br />
Kapital richtig einzusetzen und einer langen<br />
Tradition im Versicherungsgeschäft ist<br />
es eine <strong>Stärke</strong> von Admin <strong>Re</strong>®, Policen<br />
äusserst effizient zu verwalten. Diese<br />
werden in einem einzigen IT-System<br />
gebündelt und mit dem bestehenden<br />
Admin <strong>Re</strong>®-Geschäft kombiniert. Die<br />
Integration des übernommenen<br />
Geschäfts ist genauso wichtig wie der<br />
Kaufpreis und das Schaffen der entsprechenden<br />
Strukturen. In der <strong>Re</strong>gel<br />
dauert dieser Prozess zwölf bis achtzehn<br />
Monate: Vermögenswerte und Policen<br />
diese zu verbessern. Wir können<br />
flexibler vorgehen, kosteneffizienter<br />
agieren und die Vorteile<br />
unseres Geschäfts deutlich<br />
aufzeigen. Das brauchen wir,<br />
um für Drittinvestoren attraktiv<br />
zu sein – ein Hauptziel von uns.<br />
Wie funktionieren solche<br />
Drittinvestitionen?<br />
Es gibt die Möglichkeit, in eine<br />
Transaktion oder in eine Lebensversicherungsgesellschaft<br />
innerhalb von Admin <strong>Re</strong>® zu<br />
inves tieren. Unser Fokus liegt<br />
auf Investitionen in die Holdinggesellschaft<br />
von Admin <strong>Re</strong>®,<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Life Capital.<br />
Und die Versicherten?<br />
Ein geschlossenes Portefeuille<br />
zu kaufen, bedeutet nicht nur,<br />
Policen und Vermögenswerte<br />
zu akquirieren; wir übernehmen<br />
auch Kundenbeziehungen.<br />
Unser Geschäftsmodell ist darauf<br />
ausgerichtet, Kosten niedrig<br />
zu halten; gleichzeitig aber<br />
verpflichten wir uns, mit den<br />
Versicherten einen verlässlichen<br />
und fairen Umgang zu pflegen.<br />
«Wir bieten ein<br />
umfassendes<br />
Leistungs spektrum<br />
an – von der Finanzstärke<br />
von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong><br />
bis hin zu umfangreichem<br />
branchenspezifischem<br />
Know-how.»<br />
werden transferiert, IT-Systeme zusammengeführt<br />
und in einigen Fällen Mitarbeitende<br />
übernommen. Graham Singleton sagt: «Die<br />
Integration muss gelingen. Denn wenn sich<br />
der Versicherte bei uns nicht gut aufgehoben<br />
fühlt, verlieren wir einen Kunden – und<br />
somit den Kern der Transaktion.» Selbst die<br />
grösste Transaktion gelingt also nur, wenn<br />
auch die Feinheiten stimmen: Vertrauen,<br />
Engagement, gute Beziehungen und einwandfreier<br />
Service.<br />
Weiterlesen:<br />
sigma-Studie von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> (nur in<br />
Englisch erhältlich): «Global insurance<br />
review 2011 and outlook 2012/2013»<br />
Vollständige Angaben zur Finanzlage sind dem<br />
Finanzbericht 2011 zu entnehmen<br />
Weitere Informationen finden Sie unter<br />
swissre.com/adminre<br />
Der Admin <strong>Re</strong>®-Markt<br />
Der Markt für geschlossene Lebensversicherungsportefeuilles<br />
ist global.<br />
Und es gibt verschiedene Gründe,<br />
warum solche Portefeuilles auf den<br />
Markt kommen.<br />
<strong>Re</strong>gulatorische Änderungen – Das in Europa<br />
anstehende Solvency-II-<strong>Re</strong>gime zwingt die<br />
meisten Versicherer, ihre Kapitalallokation zu<br />
überdenken.<br />
Schwellenmärkte – Durch den Verkauf<br />
geschlossener Bestände setzen Versicherer<br />
Kapital frei, um es in den Aufbau ihrer Marktpräsenz<br />
in Schwellenmärkten zu investieren.<br />
Versicherer in Europa halten beträchtliche<br />
Volumen geschlossener Lebensversicherungsbestände.<br />
Einige davon dürften<br />
in naher Zukunft zum Verkauf stehen –<br />
ein interessanter Markt für spezialisierte<br />
Käufer wie <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Admin <strong>Re</strong>®.<br />
Die Gründe, weshalb solche Portefeuilles<br />
auf den Markt kommen, sind unterschiedlich.<br />
<strong>Re</strong>gulatorische Änderungen<br />
sind wichtig: Das in Europa anstehende<br />
Solvency-II-<strong>Re</strong>gime zwingt die meisten<br />
Versicherer, ihre Kapitalallokation zu<br />
überdenken – und in der Folge Teile ihrer<br />
geschlossenen Bestände zu veräussern.<br />
Im Bankensektor wiederum verliert das<br />
Versicherungsgeschäft für Banken aufgrund<br />
des Basel-III-<strong>Re</strong>gelwerks an Attraktivität.<br />
Hohe Finanzmarktvolatilität<br />
zwingt einige Banken zudem, sich auf ihr<br />
Kerngeschäft zu konzentrieren.<br />
Einfluss hat auch das Wachstum der<br />
Schwellenmärkte. Einige europäische<br />
Versicherer sind weltweit tätig; zum<br />
Beispiel traten viele von ihnen in den<br />
1990er-Jahren in den nordamerikanischen<br />
Markt ein. Mittlerweile bieten<br />
Schwellenmärkte mehr Wachstumschancen.<br />
Manche Versicherer schichten<br />
nun ihr Kapital um, indem sie einen<br />
geschlossenen Bestand, etwa in den USA,<br />
veräussern, um das so freigesetzte<br />
Kapital in den Aufbau ihrer Marktpräsenz<br />
zum Beispiel in Indien zu investieren.<br />
Admin <strong>Re</strong>® hilft Versicherern, auf Änderungen<br />
der <strong>Re</strong>gulierung oder der Marktbedingungen<br />
zu reagieren, indem sie<br />
geschlossene oder nicht zum Kerngeschäft<br />
zählende Portefeuilles aufkauft. Da<strong>durch</strong><br />
können Versicherer ihre strategischen<br />
Ziele flexibler angehen.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter<br />
swissre.com/sigma<br />
VERTRAUEN, ENGAGEMENT, enge BEZIEHUNGEN ADMIN RE®<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011 29
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong><br />
30 <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong><br />
Ein Ort des Erfolgs<br />
Ein solides Fundament für die Zukunft:<br />
Die Werte von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> sind das Ergebnis<br />
eines intensiven Dialogs unter unseren<br />
Mitarbeitenden. Alle sollen hinter diesen<br />
Werten stehen können, damit sie auch<br />
in schwierigen Zeiten ihre Gültigkeit haben<br />
werden.<br />
Fünf Werte, drei<br />
Geschäftseinheiten, eine<br />
Mission – weltweit und im<br />
ganzen Unternehmen.<br />
Punkt waren sich alle Diskussionsteilnehmer<br />
weitgehend einig: Werte sind<br />
nicht nur für den Erfolg unserer Strategie<br />
von zentraler Bedeutung, sondern<br />
im heutigen volatilen Geschäftsumfeld<br />
schlichtweg unverzichtbar.<br />
Gemeinsame Werte Ein Ort des Erfolgs<br />
Die Werte von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> überzeugen. Sie<br />
sollen Orientierung geben für den Umgang<br />
unter Mitarbeitenden und mit Kunden.<br />
Unsere Werte helfen uns, unsere Ziele zu<br />
erfüllen: Kunden <strong>durch</strong> innovative Lösungen<br />
zu unterstützen, Prämieneinnahmen<br />
umsichtig anzulegen und Schäden effizient<br />
abzuwickeln – zum Schutz der Gesellschaft<br />
und zur Förderung des wirtschaftlichen<br />
Fortschritts. Werte lassen sich nicht<br />
verordnen – sie müssen von jedem Mitarbeitenden<br />
gelebt werden.<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> hat neue Werte definiert als Folge<br />
eines intensiven Dialogs unter den Mitarbeitenden<br />
verschiedener Funktionsstufen<br />
und Geschäftsstellen. Auf unserer internen<br />
Kommunikationsplattform Ourspace wurde<br />
die Bedeutung dieser Werte danach<br />
intensiv diskutiert. Die Meinungen gingen<br />
zum Teil weit auseinander, doch in einem<br />
Links:<br />
Mitglieder der<br />
Abteilung Large<br />
Transactions von<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> in<br />
London. Von links:<br />
Cameron Parker,<br />
Tom Finch,<br />
Xinmei Zheng<br />
Nahe am Kunden<br />
Nehmen wir den Wert «Kundenfokus»:<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> kann dank ihrer Kapitalkraft und<br />
innovativen Lösungen Kunden in<br />
schwierigen Zeiten unterstützen. Darüber<br />
hinaus müssen wir unser Verständnis<br />
für ihr Geschäft vertiefen und ihnen alle<br />
Aufmerksamkeit schenken, wollen wir<br />
auch weiterhin ein vertrauenswürdiger<br />
Partner sein. Kundenfokus heisst,<br />
Kundenbedürfnisse frühzeitig zu erkennen<br />
und nicht nur gängige Dienstleistungen,<br />
sondern erstklassige Beratungsleistungen<br />
zu bieten. Oder wie es einer unserer<br />
erfahrenen Kundenbetreuer formulierte:<br />
«Wir müssen alles in unserer Macht<br />
Stehende tun, um unseren Kunden zum<br />
Erfolg zu verhelfen, indem wir uns ganz<br />
in ihre Lage hineinversetzen.» Unser<br />
Kundenfokus baut auf Bestehendem auf:<br />
So zeigte unsere jährliche Umfrage unter<br />
Kunden etwa, dass ihre Zufriedenheit über<br />
die letzten drei Jahre um 20% gestiegen<br />
ist, wenn es um Agilität, Pünktlichkeit und<br />
<strong>Re</strong>aktionszeit ging.<br />
Gerade «Agilität» wurde in der Ourspace-<br />
Diskussion als entscheidender Faktor für<br />
den Geschäftserfolg identifiziert. Es ist der<br />
Faktor, der hervorragende Unternehmen<br />
von mittelmässigen unterscheidet. Für<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> bedeutet Agilität zum Beispiel,<br />
schnell zu reagieren in einem Umfeld, das<br />
sich stetig wandelt. Wir erkennen, wann<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011 31
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong> | Ein Ort des Erfolgs<br />
wir genügend Informationen für eine solide<br />
Entscheidung haben – selbst wenn noch<br />
nicht 100% der potenziell verfügbaren<br />
Informationen vorliegen. Agilität bedeutet<br />
den Mut und die Fähigkeit, sich neuen<br />
Voraussetzungen anzupassen und Leistung<br />
zu erbringen. So etwa in Schwellenmärkten,<br />
in denen wir nicht über die gleiche Erfahrung<br />
verfügen wie in unseren traditionellen<br />
Märkten. Mit der Entwicklung neuer<br />
Risikotransferlösungen für <strong>Re</strong>gierungen auf<br />
der ganzen Welt – von den Karibikstaaten<br />
über China bis hin zu Mexiko, Malawi<br />
oder Vietnam – haben wir solche Agilität<br />
und die Bereitschaft zum Handeln jenseits<br />
bekannter Märkte bewiesen.<br />
Leistungswille<br />
bedeutet für uns<br />
Engagement,<br />
Zuverlässigkeit,<br />
Begeisterung – und<br />
den Anspruch,<br />
unsere Leistung<br />
kritisch zu beurteilen.<br />
<strong>Re</strong>chts:<br />
Xinmei Zheng von<br />
der Abteilung Large<br />
Transactions<br />
von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong><br />
Begeisterung: Inspiration für unsere<br />
Arbeit<br />
«Teamgeist» ist eine unabdingbare Voraussetzung<br />
für den Erfolg aller Teammitglieder.<br />
Mitglieder eines Teams sind nur erfolgreich,<br />
wenn sie gemeinsam handeln. Teamgeist<br />
steckt an: Er setzt Energie frei und erzeugt<br />
Begeisterung, er spornt Mitarbeitende<br />
zu Spitzenleistungen an und infiziert auch<br />
unsere Kunden und unser Geschäft. Die<br />
Teams von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> sind stark, weil sie<br />
unterschiedliche Talente und Begabungen<br />
als <strong>Stärke</strong>n verstehen – und kollektiv nutzen.<br />
Wenn wir in neue Märkte vordringen, wie<br />
zum Beispiel nach Brasilien mit der Akquisition<br />
von UBF Seguros, nutzen wir das<br />
Know-how unserer neuen Kolleginnen und<br />
Kollegen, um unser Fachwissen zu vertiefen.<br />
«Leistungswille»: Nur wer seine Arbeit<br />
gerne macht, wird auch erfolgreich sein<br />
darin. Für uns bedeutet dies Engagement,<br />
Zuverlässigkeit, Begeisterung – und den<br />
Anspruch, unsere Leistung kritisch zu<br />
beurteilen. Auf Ourspace formulierte es ein<br />
Mitarbeiter folgendermassen: «Begeisterung<br />
kann auch heissen, ein Projekt auf ruhige,<br />
fokussierte Art abzuschliessen. Entscheidend<br />
ist der Wille, für <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> einzustehen.»<br />
Wenn wir komplexe Transaktionen<br />
abwickeln, wie etwa die Admin <strong>Re</strong>®-<br />
Transaktion mit MetLife, setzen wir auf<br />
diese Begeisterungsfähigkeit: Das festigt<br />
die Beziehungen zu unseren neuen<br />
Kollegen und zu den Kunden.<br />
Das Fundament<br />
«Integrität» ist das Fundament, auf dem alle<br />
anderen Werte aufbauen. Wir verpflichten<br />
uns gegenüber unseren Kunden, doch<br />
erst unsere Integrität macht diese Verpflichtungen<br />
glaubwürdig und werthaltig. Wir<br />
bauen auf unsere Integrität und sichern<br />
damit auch die <strong>Re</strong>putation der Marke<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong>. Wie wichtig uns dies ist, zeigten<br />
wir, als wir unseren Kunden in Japan<br />
nach dem verheerenden Erdbeben und<br />
Tsunami unsere Unterstützung zusicherten.<br />
Die Branche mag sich verändern und neue<br />
Risiken mögen entstehen, doch Integrität<br />
bleibt das unverrückbare Fundament, auf<br />
dem unsere Geschäftsentscheide beruhen.<br />
Weiterlesen:<br />
Publikation von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> (nur in Englisch<br />
erhältlich): «The richer our perspective,<br />
the higher we’ll reach; Diversity & Inclusion<br />
at <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong>»<br />
Weitere Informationen zu diesem Thema finden<br />
Sie unter swissre.com/about_us/our_values<br />
Weitere Informationen zu <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> als Arbeitgeberin<br />
finden Sie unter swissre.com/careers<br />
Vielfalt und Einbezug<br />
Ein Ort des Erfolgs<br />
Eine Unternehmenskultur, die<br />
Wert auf den Einbezug der<br />
Mitarbeitenden legt, schafft<br />
die Voraussetzung für Gedanken-<br />
und Meinungsvielfalt.<br />
Dies kommt dem Geschäft<br />
zugute, fördert die Motivation<br />
der Mitarbeitenden – und<br />
macht das Unternehmen<br />
bei der Suche nach Talenten<br />
attraktiver.<br />
Unsere Erziehung, unsere<br />
Wertvorstellungen, Talente,<br />
Lebenseinstellung und<br />
-erfahrung tragen zur Vielfalt bei,<br />
die uns ausmacht. Die Identität<br />
jedes Einzelnen – sein<br />
Geschlecht, seine Nationalität<br />
oder sein Alter – hat einen<br />
Einfluss. Es ist daher unser Ziel,<br />
Vielfalt in all ihren Formen zu<br />
stärken.<br />
Wettbewerbsvorteil<br />
Aus unternehmerischer Sicht<br />
spricht alles für eine grosse<br />
Vielfalt unter den Mitarbeitenden:<br />
Unterschiedlich zusammengesetzte<br />
Teams erzielen<br />
bessere <strong>Re</strong>sultate als homogene.<br />
Sie bringen ein breiteres<br />
Spektrum an Ideen hervor und<br />
sind innovativer und flexibler,<br />
wenn es darum geht, <strong>Veränderung</strong>en<br />
von aussen zu antizipieren<br />
und darauf zu reagieren.<br />
Unternehmen mit einer gewissen<br />
Anzahl Frauen im höheren<br />
Kader zeigen eine bessere Performance<br />
als solche, in denen<br />
dieser Anteil vergleichsweise<br />
gering ist. Ein Team mit einem<br />
gewissen Anteil lokaler Mitarbeitender<br />
wiederum erhöht die<br />
Erfolgsaussichten eines Unternehmens<br />
beim Erschliessen<br />
neuer Märkte. In vielen Ländern<br />
32 <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong> | Ein Ort des Erfolgs<br />
Was die Werte von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong><br />
unseren Mitarbeitenden<br />
bedeuten ...<br />
Katja Briones, Senior Client Manager in<br />
München, über Kundenfokus<br />
Der Kundenfokus steht im Zentrum unserer<br />
täglichen Arbeit. Es bedeutet, sich in<br />
die Lage des Kunden hineinzuversetzen:<br />
zuzuhören, Bedürfnisse zu erkennen –<br />
oder gar zu antizipieren – und diesen mit<br />
ehrlicher Beratung und innovativen<br />
Lösungen nachzukommen. Dazu müssen<br />
wir das Geschäft der Kunden und ihre<br />
Prozesse verstehen. Dies macht den Erfolg<br />
von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> aus.<br />
Erika Ozer, Senior Legal Counsel in<br />
Armonk, über Agilität<br />
Agilität heisst für mich, mit Mitarbeitenden<br />
aus verschiedenen Bereichen kreative<br />
Lösungen zu finden, die im gesetzlichen<br />
Rahmen sind und sich von herkömmlichen<br />
unterscheiden. Es bedeutet, rasch zu<br />
handeln und die Konsequenzen einer<br />
Entscheidung trotzdem gut abzuwägen.<br />
Haben wir uns entschieden, ein Geschäft<br />
zu tätigen, müssen wir diese Chance<br />
konsequent nutzen.<br />
Linda Kam, Key Account Manager in<br />
Hongkong, über Teamgeist<br />
Teamgeist bedeutet für mich, Wissen und<br />
Verantwortung mit meinen Kollegen zu<br />
teilen – zum Vorteil des Unternehmens<br />
und der Kunden. Ein Team muss sich als<br />
Ganzes für eine Aufgabe verantwortlich<br />
fühlen. Jeder soll den anderen<br />
unterstützen, damit die Arbeit gut und<br />
rechtzeitig gemacht wird. Das kann auch<br />
bedeuten, zusammen mit den Teamkollegen<br />
einen ausser ordentlichen Effort<br />
für einen Kunden zu leisten.<br />
Emma Clayton, Claims Manager in<br />
Folkestone, über Leistungswille<br />
Leistungswille ist ansteckend. Er wird von<br />
den Kolleginnen und Kollegen geweckt<br />
und gestärkt. Leistungswille heisst für<br />
mich, stets mehr zu leisten, als von einem<br />
erwartet wird – ohne perfektionistisch zu<br />
sein. Wir müssen resultatorientiert<br />
vorgehen, um die besten Ergebnisse für<br />
das Unternehmen und unsere Kunden zu<br />
erzielen. <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> verfügt über Teams mit<br />
einem enormen Leistungswillen. Ich bin<br />
stolz, einem solchen Team anzugehören.<br />
Zaharias Fountas, Hochschulabgänger<br />
aus New York, über Integrität<br />
Integrität ist eine Frage des Charakters<br />
und zeigt sich in Anstand, Zuverlässigkeit<br />
und respektvollem Umgang mit Kollegen,<br />
Vorgesetzten und Kunden. Integrität ist<br />
das Fundament unseres Erfolgs, denn<br />
sie bedeutet Ehrlichkeit und Qualität in<br />
Bezug auf unsere Tätigkeiten und Produkte.<br />
Indem wir ein vertrauenswürdiger<br />
Partner sind, schaffen wir <strong>Re</strong>spekt für<br />
unser Unternehmen und die Art, wie wir<br />
unser Geschäft betreiben.<br />
Gemeinsame Werte Ein Ort des Erfolgs<br />
sind ohnehin Gesetze in Kraft,<br />
die Quoten für Frauen in Verwaltungsräten<br />
festlegen. Die <strong>Re</strong>krutierungs-<br />
und Beförderungsrichtlinien<br />
von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> sollen diesen<br />
Entwicklungen <strong>Re</strong>chnung tragen.<br />
Vorsprung im Kampf um<br />
Talente<br />
Angesichts der weltweiten<br />
demografischen <strong>Veränderung</strong>en<br />
müssen kluge Unternehmen ihre<br />
<strong>Re</strong>krutierungspolitik ausdehnen,<br />
um in einem schrumpfenden<br />
Talentpool an die besten<br />
Arbeitskräfte zu gelangen. Das<br />
bedeutet, dass <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> schon<br />
heute ein attraktiver Arbeitgeber<br />
für Personen mit unterschiedlichster<br />
Herkunft oder verschiedensten<br />
Ansichten sein muss.<br />
Wenn potenzielle Mitarbeitende<br />
solche Vielfalt in unserem Unternehmen<br />
nicht erkennen, werden<br />
sie wohl bei der Konkurrenz<br />
anwerben. Auch ist es eher<br />
wahrscheinlich, dass Mitarbeitende<br />
eine Unternehmenskultur<br />
stützen, in der sie Anerkennung<br />
für ihre Art finden und die allen<br />
gleiche Chancen bietet. Dies fördert<br />
die Loyalität zum Unternehmen<br />
und die Leistung der<br />
Mitarbeitenden.<br />
Erfolgsbeispiele<br />
Im vergangenen Jahr hat<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> eine gruppenweite<br />
«Diversity & Inclusion (D&I)»-<br />
Strategie lanciert. Unterstützt<br />
vom Group CEO und der<br />
Geschäftsleitung stützt sie sich<br />
auf ein starkes Netzwerk sogenannter<br />
«D&I Champions» aus<br />
den Geschäftsbereichen. <strong>Re</strong>gionale<br />
«D&I Councils» wiederum<br />
ermöglichen einen Ansatz, der<br />
Globales und Lokales vereinigt<br />
und die beiden Perspektiven<br />
unter einem Dach verbindet.<br />
Wir entwickeln laufend die<br />
Kenntnisse und Kompetenzen<br />
unserer Führungskader,<br />
Manager und Mitarbeitenden<br />
in diesem Bereich weiter. D&I<br />
ist in unserem <strong>Re</strong>krutierungsund<br />
HR-Konzept, unserer<br />
Personalpraxis, aber auch<br />
in unseren Führungs- und<br />
Ausbildungsprogrammen<br />
verankert. Zudem werden die<br />
Diversitätskriterien genau<br />
überwacht.<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011 33
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong><br />
Q & A<br />
«Wir können unseren Kunden<br />
Finanzstärke und Risikokapazitäten<br />
bieten»<br />
David Cole, David Blumer und Kurt Karl<br />
von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> diskutieren über<br />
wirtschaftliche und regulatorische<br />
<strong>Veränderung</strong>en – und deren Folgen für<br />
unser Unternehmen und die Branche.<br />
Das Wirtschaftsumfeld verändert sich<br />
drastisch. Wo liegen die Ursachen, und<br />
was bedeuten diese <strong>Veränderung</strong>en für<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> als institutionellen Anleger?<br />
Kurt Karl: Die Staatshaushalte sind aus<br />
dem Gleichgewicht geraten. Viele europäische<br />
Länder sowie die USA und Japan<br />
weisen eine hohe – und in vielen Fällen<br />
steigende – Verschuldung auf.<br />
Entsprechend stufen Ratingagenturen die<br />
Bonität von Staatsanleihen, die vormals<br />
mit AAA bewertet waren, herab. Dass<br />
Länder mit einer grösseren Schuldenlast<br />
weniger kreditwürdig sind, ist eigentlich<br />
normal. Ungewöhnlich ist jedoch, dass wir<br />
unter den Problemfällen einige der wohlhabendsten<br />
Länder der Welt finden. Deren<br />
Sparprogramme werden das Wirtschaftswachstum<br />
kurzfristig beeinträchtigen.<br />
Um die Konjunktur in Schwung zu halten,<br />
müssen diese Staaten geldpolitische<br />
Massnahmen ergreifen. Unserer Ansicht<br />
nach bleiben die Zinsen bis mindestens<br />
2013 tief. Zudem besteht die Gefahr,<br />
dass auch Inflation eine Rolle spielen wird,<br />
um die Schuldenlast zu verringern.<br />
David Blumer: Das Risiko der Staatsverschuldung<br />
ist und bleibt eine<br />
Herausforderung; jeder Rückversicherer<br />
muss, gerade in diesem Umfeld, seine<br />
Verbindlichkeiten und Vermögenswerte<br />
aufeinander abstimmen und sie dann<br />
entsprechend verwalten. Der <strong>Re</strong>gulierungsrahmen,<br />
dem wir unterliegen, schafft<br />
jedoch Anreize, stark in Staatspapiere zu<br />
investieren. Aber natürlich entscheiden wir<br />
selbst, in welche Staatspapiere wir<br />
investieren. Dabei – und um bei solchen<br />
Entscheiden das wirtschaftliche Umfeld<br />
zu berücksichtigen – wenden wir über<br />
die gesamte Vermögensverwaltung hinweg<br />
einen robusten und disziplinierten<br />
Top-down-Ansatz an. Unser Risikomodell<br />
enthält entsprechend eine Risikoprämie,<br />
die steigt, wenn die Bewertung von Staatspapieren<br />
sinkt. So reduzieren wir unsere<br />
unmittelbare Risikoexponierung in volatilen<br />
Finanzmärkten.<br />
David Cole: Wir haben spezialisierte<br />
Teams, die die Länderrisiken überwachen.<br />
Das ist wichtig, denn die Staatsverschuldung<br />
müssen wir genau im Auge behalten. Das<br />
geschieht jedoch nicht separat, sondern als<br />
Teil unseres integrierten Risikomanagements<br />
über das gesamte Unternehmen hinweg,<br />
sowohl auf der Aktiv- als auch auf der<br />
Passiv-Seite.<br />
Das Anlageportefeuille von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong><br />
zeigte 2011 eine vergleichsweise gute<br />
Performance, auch wegen seiner<br />
konservativen Ausrichtung. Bleibt ein<br />
solch vorsichtiger Ansatz auch in<br />
diesem schwierigen Umfeld ein Vorteil?<br />
David Cole: Was uns von anderen Unternehmen<br />
unterscheidet, ist, dass wir<br />
gestärkt aus der Finanzkrise von<br />
2008/2009 hervorgingen. Wir haben<br />
unseren Kunden bewiesen, dass wir ein<br />
zuverlässiger Partner mit einer vernünftigen<br />
Oben: Die globalen Aktienmärkte<br />
haben unter der Staatsschuldenkrise<br />
in der Eurozone im Jahr 2011 gelitten<br />
«Was uns von anderen<br />
Unternehmen<br />
unterscheidet, ist,<br />
dass wir gestärkt aus<br />
der Finanzkrise von<br />
2008/2009 hervorgingen.<br />
Wir haben<br />
unseren Kunden<br />
bewiesen, dass wir<br />
ein zuverlässiger<br />
Partner mit einer vernünftigen<br />
Risiko- und<br />
Anlagepolitik sind.»<br />
David Cole<br />
34 <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong> | Expertenmeinungen<br />
Die Experten ...<br />
Von links nach rechts:<br />
David Blumer:<br />
Mitglied der<br />
Geschäftsleitung,<br />
Group CIO <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong><br />
David Cole:<br />
Mitglied der<br />
Geschäftsleitung,<br />
Group CRO <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong><br />
Kurt Karl:<br />
Chefökonom,<br />
Leiter Economic<br />
<strong>Re</strong>search &<br />
Consulting <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong><br />
«Wir rechnen mit<br />
einem anhaltend<br />
niedrigen Wirtschaftswachstum,<br />
tiefen<br />
Zinsen sowie einer<br />
hohen Volatilität<br />
an den Finanzmärkten.<br />
Im aktuellen Umfeld<br />
ist eine umsichtige<br />
Anlagestrategie<br />
besonders wichtig.»<br />
David Blumer<br />
Risiko- und Anlagepolitik sind. Das gegenwärtige<br />
Umfeld ist auch für unsere Kunden<br />
schwierig: Sie alle haben mit schwankenden<br />
Vermögenswerten und unterschiedlichen<br />
Marktbedingungen zu kämpfen. Daran<br />
können wir zwar nichts ändern, aber<br />
wir können ihnen Finanzstärke und Risikokapazität<br />
bieten. Durch den Kauf von<br />
Erst- oder Rückversicherungsdeckung<br />
können sie Risiken auf uns übertragen.<br />
David Blumer: Wir rechnen mit einem<br />
anhaltend niedrigen Wirtschaftswachstum,<br />
tiefen Zinsen sowie einer hohen Volatilität<br />
an den Finanzmärkten. Im aktuellen Umfeld<br />
ist eine umsichtige Anlagestrategie<br />
besonders wichtig. Als Rückversicherer<br />
nutzen wir Investments nicht um ihrer selbst<br />
willen. Aber indem wir unsere Anlageentscheidungen<br />
optimal auf die Verbindlichkeiten<br />
abstimmen, ergeben sich trotzdem<br />
attraktive Anlagechancen.<br />
Sind niedrige <strong>Re</strong>nditen und<br />
Inflationspotenzial nicht das<br />
allerschlimmste Szenario für die<br />
Vermögensverwaltung?<br />
David Blumer: Das aktuelle Umfeld ist für<br />
Vermögensverwalter sehr schwierig.<br />
In einigen Ländern ist bereits ein Anstieg<br />
der Inflation zu beobachten. Es bleibt<br />
jedoch abzuwarten, ob daraus ein weltweiter<br />
Inflationstrend wird. Angesichts der<br />
widersprüchlichen Indikatoren verfolgen<br />
wir einen vorsichtigen, auf die Marktentwicklungen<br />
fokussierten Anlageansatz.<br />
Es gibt Anlagemöglichkeiten, die zwar mit<br />
der Inflation korrelieren, aber dennoch<br />
attraktive, risikobereinigte <strong>Re</strong>nditen bieten,<br />
Anlagen in Sachwerte wie Immobilien<br />
und Infrastruktur zum Beispiel. Sie gehören<br />
ins Portefeuille, genauso wie erstklassige<br />
Unternehmensanleihen von hoher Qualität.<br />
Welche Konsequenzen hat das<br />
derzeitige Umfeld für die Rück-/<br />
Versicherer und deren Kunden?<br />
Kurt Karl: Langfristig ausgerichtetes<br />
Geschäft wie die Lebensversicherung und<br />
der HUK-Bereich sind von den niedrigen<br />
Anlagerenditen besonders stark betroffen.<br />
Der Grund ist folgender: Erst- und Rückversicherer<br />
gehen bei der Tarifierung ihrer<br />
Produkte von einer bestimmten<br />
Gesamtrendite auf dem investierten Kapital<br />
aus. Sinkt diese <strong>Re</strong>ndite, müssen sie<br />
handeln. Für Nicht-Lebensversicherer heisst<br />
dies, die Prämien müssen erhöht werden,<br />
um die tiefen Anlagerenditen auszugleichen.<br />
Für Lebensversicherer liegt die Herausforderung<br />
bei Produkten mit einer<br />
garantierten Mindestverzinsung, die zu<br />
Zeiten hoher Zinsen verkauft wurden. Sie<br />
können ernsthafte Probleme verursachen,<br />
wenn die Diskrepanzen in der Duration von<br />
David Blumer wurde per<br />
1. Mai 2008 zum Leiter Asset<br />
Management/Chief Investment<br />
Officer und Mitglied<br />
der Geschäftsleitung er -<br />
nannt. Per 1. Oktober 2010<br />
übernahm er zusätzlich die<br />
Verantwortung für das<br />
Admin <strong>Re</strong>®-Geschäft von<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong>. Vor seinem Eintritt<br />
bei <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> war er Chief<br />
Executive Officer Asset<br />
Man agement der Credit Suisse.<br />
David Cole, Mitglied der<br />
Geschäftsleitung, wurde per<br />
1. März 2011 zum Chief Risk<br />
Officer von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong><br />
ernannt. Er stiess am<br />
1. November 2010 zu<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong>. Zuvor war er Chief<br />
Financial Officer und Chief<br />
Risk Officer sowie Vorstandsmitglied<br />
bei der ABN<br />
AMRO Holding.<br />
Kurt Karl wurde per<br />
1. November 2011 zum Leiter<br />
von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Economic<br />
<strong>Re</strong>search & Consulting<br />
er nannt. Er ist für die sigma-<br />
<strong>Re</strong>ihe von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> verantwortlich,<br />
die preisgekrönten<br />
Forschungspublikationen<br />
über die Versicherungsbranche.<br />
Ausserdem unterstützen<br />
er und sein Team die strategische<br />
Planung von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong><br />
und bieten interne Beratung<br />
zu neuen Produkt- und Versicherungsmarktentwicklungen.<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011 35
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong> | Expertenmeinungen<br />
Q & A<br />
«Grundsätzlich<br />
unterstützen wir den<br />
Trend Richtung<br />
prinzipienbasierte<br />
<strong>Re</strong>gulierung,<br />
schliesslich entspricht<br />
das auch der<br />
wirtschaftlichen<br />
<strong>Re</strong>alität von Gruppengesellschaften.»<br />
David Cole<br />
Vermögenswerten und Verbindlichkeiten zu<br />
gross werden. Dann sind allenfalls Produktund<br />
Preisanpassungen nötig, was letztlich<br />
wiederum höhere Prämien bedeutet.<br />
Derzeit kommen auch neue<br />
regulatorische Herausforderungen auf<br />
die Rück-/Versicherer zu. Wie werden<br />
sich neue Vorgaben wie Solvency II in<br />
Europa auf die Branche auswirken?<br />
David Cole: Wir sehen uns im regulatorischen<br />
Bereich mit einer grossen, sich<br />
schnell ausweitenden <strong>Re</strong>formwelle<br />
konfrontiert, gerade in den USA und in<br />
Europa. Diese <strong>Re</strong>formpläne sind sicherlich<br />
ambitioniert: Unternehmen müssen viele<br />
der neuen <strong>Re</strong>gelungen bereits bis 2013<br />
erfüllen. Das zeigt, wie wenig Zeit unsere<br />
Branche hat, an der Entwicklung mitzuwirken<br />
und die Auswirkungen abzuschätzen. Einige<br />
der Änderungen begrüssen wir sehr – wie<br />
Solvency II, das einen Paradigmenwechsel<br />
in der Aufsicht europäischer Erst- und<br />
Rückversicherer bringt. Ein bislang starrer,<br />
regelbasierter Ansatz wird <strong>durch</strong> eine risikobasierte<br />
Beurteilung der Vermögenswerte<br />
und Verbindlichkeiten ersetzt, die auf<br />
einer ökonomischen Sichtweise beruht.<br />
«Angesichts der<br />
widersprüchlichen<br />
Indikatoren<br />
verfolgen wir einen<br />
vorsichtigen, auf die<br />
Marktentwicklungen<br />
fokussierten<br />
Anlageansatz.»<br />
David Blumer<br />
Grundsätzlich unterstützen wir den Trend<br />
Richtung prinzipienbasierte <strong>Re</strong>gulierung;<br />
schliesslich entspricht das auch der<br />
wirtschaftlichen <strong>Re</strong>alität von Gruppengesellschaften.<br />
David Blumer: Leider ergeben sich für<br />
die Vermögensverwaltung und die<br />
Finanzmarktstabilität insgesamt auch<br />
unbeabsichtigte Folgen aus den<br />
regulatorischen Neuerungen. Solvency II<br />
zum Beispiel begünstigt die Anlage in<br />
Staatsanleihen, tritt aber genau zu einer Zeit<br />
in Kraft, in der sich die Zinsen auf diesen<br />
Papieren auf historisch tiefem Niveau<br />
befinden. Den Vermögensverwaltern bleibt<br />
die Wahl, <strong>Re</strong>nditen von nahezu null zu<br />
akzeptieren – oder die Anleihen risikoreicherer<br />
Länder zu kaufen. Aus globaler<br />
Sicht erhöht sich <strong>durch</strong> den kumulierten<br />
Effekt von Solvency II für Erst- und<br />
Rückversicherer und dem <strong>Re</strong>gelwerk Basel III<br />
für Banken die Gefahr, dass die<br />
gesamte Finanzbranche konvergierende<br />
Vermögens allokationsstrategien verfolgt.<br />
Dies könnte zu einer höheren Gewichtung<br />
von Staatsanleihen und einer geringeren<br />
Diversifizierung der Portefeuilles führen.<br />
Inwieweit wurden die<br />
sektorübergreifenden Auswirkungen<br />
untersucht?<br />
David Cole: Es gibt etliche Studien über<br />
sektorspezifische Auswirkungen der<br />
regulatorischen <strong>Re</strong>formen, doch erst in der<br />
zweiten Jahreshälfte 2011 begannen<br />
wichtige Institute wie der Internationale<br />
Währungsfonds IWF den sektorübergreifenden<br />
Effekt zu analysieren. <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong><br />
zum Beispiel nahm an einer wichtigen Studie<br />
des Institute of International Finance IIF,<br />
über die Auswirkungen von Solvency II und<br />
Basel III auf die langfristig ausgerichteten<br />
Anlageportefeuilles der Versicherer teil. Die<br />
Studie zeigte, dass nicht nur die Anreize,<br />
in Staatsanleihen zu investieren, gross sind,<br />
sondern auch Anreize, die Fälligkeiten von<br />
Unternehmensanleihen zu verkürzen. Beide<br />
Entwicklungen laufen den Grundsätzen<br />
eines guten Risikomanagement und dem<br />
Asset-Liability-Matching zuwider.<br />
Kurt Karl: Aufsichtsbehörden müssen sich<br />
bewusst sein, dass es zwischen Banken und<br />
Rück-/Versicherern Unterschiede gibt.<br />
Die Geschäftsmodelle der beiden Branchen<br />
sind grundlegend anders und sie sind<br />
unterschiedlichen Risiken ausgesetzt. Die<br />
<strong>Re</strong>gulierung sollte diesen Unterschieden<br />
<strong>Re</strong>chnung tragen. Sonst werden die Banken<br />
bei der Kreditvergabe eingeschränkt, und<br />
Rück-/Versicherer können weniger Risiken<br />
von privaten Haushalten und Unternehmen<br />
übernehmen.<br />
David Blumer: Ich stimme dem zu. Es steht<br />
fest, dass vom Rück-/Versicherungsgeschäft<br />
während der Finanzkrise keine<br />
systemischen Risiken ausgingen. Wir sind<br />
langfristig orientierte Anleger und<br />
halten unsere Investitionen über einen<br />
36 <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong> | Expertenmeinungen<br />
Mögliche Auswirkungen auf unseren Alltag ...<br />
01<br />
«Aufsichtsbehörden<br />
müssen sich bewusst<br />
sein, dass es<br />
zwischen Banken und<br />
Rück-/Versicherern<br />
Unterschiede gibt.<br />
Die Geschäftsmodelle<br />
der beiden Branchen<br />
sind grundlegend<br />
anders und sie sind<br />
unterschiedlichen<br />
Risiken ausgesetzt.»<br />
Kurt Karl<br />
02<br />
dementsprechend langen Zeitraum.<br />
Die Aufsichtsbehörden sollten diese<br />
stabilisierende Funktion der Rück-/Versicherer<br />
nicht unterschätzen – und unsere<br />
Risikokapazitäten nicht einschränken.<br />
Insgesamt muss die <strong>Re</strong>gulierung die richtige<br />
Balance und den angemessenen Detaillierungsgrad<br />
finden: um die Öffentlichkeit<br />
und die Versicherten zu schützen und den<br />
Unternehmen zu ermöglichen, effiziente<br />
Rück-/Versicherungslösungen anzubieten.<br />
03<br />
01 Tiefere Anlagerenditen<br />
könnten<br />
zu reduzierten<br />
Auszahlungen und<br />
Garantieleistungen<br />
führen. Um dies zu<br />
kompensieren,<br />
dürften die Prämien<br />
für Lebens- und<br />
private <strong>Re</strong>nten -<br />
versicherungen<br />
steigen. Für<br />
Versicherte und ihre<br />
Berater heisst das,<br />
noch früher<br />
mit der Zukunftsplanung<br />
zu beginnen<br />
02 Um die Profitabilität<br />
zu erhalten,<br />
könnten Nichtleben-<br />
Versicherer die<br />
Prämien erhöhen<br />
und die Zeichnungsbedingungen<br />
verschärfen.<br />
Aufgrund<br />
der unsicheren<br />
Marktbedingungen<br />
könnte die Nachfrage<br />
von Unternehmen<br />
nach massgeschneiderter<br />
Versicherung<br />
und von <strong>Re</strong>gierungen<br />
nach Versicherungsschutz<br />
für die<br />
Bevölkerung steigen<br />
03 Die Entwicklung<br />
hin zu risiko basierten,<br />
auf ökonomischen<br />
Prinzipien beruhenden<br />
Solvenzvorschriften<br />
wird<br />
Unternehmen ein<br />
besseres Verständnis<br />
der Risiken<br />
ermöglichen<br />
Stabile Finanzmärkte sind wichtig, nicht<br />
nur für die Rück-/Versicherer. Zeichnet<br />
sich ein neues Gleichgewicht ab?<br />
Kurt Karl: Wir müssen vorerst weiter mit<br />
Ungewissheit und Volatilität leben.<br />
Wie die Vergangenheit zeigt, dauert es<br />
lange, bis nach einer schweren Finanzkrise<br />
die Erholung einsetzt. Um die Finanzmärkte<br />
zu stabilisieren, müssen die Haushaltsdefizite<br />
reduziert und der Bankensektor auf ein<br />
solideres Fundament gestellt werden in<br />
Europa und anderen <strong>Re</strong>gionen der Welt. Bis<br />
dahin wird <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> die Risiken und<br />
Vermögenswerte angemessen tarifieren<br />
beziehungsweise bewerten, um auch<br />
weiterhin zum Wachstum der <strong>Re</strong>alwirtschaft<br />
beizutragen.<br />
Weiterlesen:<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> sigma (nur in Englisch erhältlich):<br />
«Global insurance review 2011 and outlook<br />
2012/2013» on prospects for the<br />
global life re/insurance industry<br />
Vollständige Angaben zur Finanzlage sind dem<br />
Finanzbericht 2011 zu entnehmen<br />
Weitere Informationen finden Sie unter<br />
swissre.com/rethinking/reinsurance_regulations<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011 37
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong><br />
38 <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong><br />
Partnerschaft =<br />
Gemeinschaft<br />
Mikrokredite für arme Menschen helfen<br />
diesen, eine bessere Zukunft aufzubauen.<br />
Doch wie weiter, wenn im Falle einer<br />
Katastrophe alles verloren geht? Mit MiCRO<br />
können sich Frauen in Haiti dagegen<br />
versichern.<br />
Links: Ein Mann auf<br />
dem Strassenkunstmarkt<br />
in Petionville,<br />
Haiti, präsentiert<br />
ein Gemälde mit<br />
Erdbebenszene<br />
«Die Bevölkerung von<br />
Haiti ist sehr widerstandsfähig.<br />
Doch wir<br />
mussten realisieren,<br />
dass es nicht sinnvoll<br />
ist, die Menschen<br />
beim Aufbau ihrer<br />
Vermögenswerte zu<br />
unterstützen, solange<br />
wir ihnen nicht<br />
helfen können, diese<br />
Werte zu schützen.»<br />
Anne Hastings, CEO von Fonkoze<br />
Mitten im Wiederaufbau nach dem<br />
schweren Erdbeben ist Haiti im vergangenen<br />
Juni von Überschwemmungen<br />
getroffen worden. Josette Lazzare<br />
erinnert sich: «Wir waren acht Frauen,<br />
die ihr Hab und Gut und in einigen Fällen<br />
sogar ihre Häuser verloren – dies aber<br />
versichert hatten. Ohne Versicherung<br />
hätten wir nicht gewusst, wie es weitergehen<br />
soll!»<br />
Armut ist teuer: Es braucht Geld, um Waren<br />
für den Weiterverkauf zu beschaffen.<br />
Ohne Kredite ist es jedoch fast unmöglich,<br />
dieses Geld zu erhalten. So auch für Josette<br />
Lazzare, die medizinische Behandlungen<br />
anbietet. Aus diesem Grund hatte ihr<br />
Ehemann sie kurz vor dem verheerenden<br />
Erdbeben ermuntert, der Mikrofinanzorganisation<br />
Fonkoze beizutreten. Er kam<br />
bei der Katastrophe ums Leben, und Josette<br />
muss ihre drei Kinder seither alleine<br />
versorgen.<br />
Fonkoze bietet Frauen in Haiti einen Ausweg<br />
aus der Armutsfalle. Ein langfristiges,<br />
mehrstufiges Programm, das Ausbildung,<br />
Kreditvergabe und gegenseitige Unterstützung<br />
umfasst, soll ihnen den Unterhalt<br />
und ihre Unabhängigkeit sichern. Die<br />
Organisation beschäftigt 900 Mitarbeitende<br />
und betreut mehr als 58 000 Kreditnehmerinnen<br />
und 255 000 Sparerinnen,<br />
überwiegend in ländlichen Gebieten. Sie<br />
vergibt Kleinkredite und schafft in einem der<br />
ärmsten Länder der Welt so die Grundlagen<br />
für eine funktionierende Wirtschaft. Dank<br />
einem Kredit in Höhe von 250 USD erweiterte<br />
die gelernte Krankenschwester Josette<br />
ihr Angebot um Gesundheitsprodukte.<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011 39
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong> | Global Partnerships<br />
Es ist nicht nur die Armut, die Haiti zu<br />
schaffen macht: Das Land wurde in den<br />
vergangenen Jahren gleich reihenweise von<br />
Naturkatastrophen heimgesucht. «Wir<br />
konnten nicht länger mit ansehen, wie eine<br />
Katastrophe nach der anderen die Lebensgrundlage<br />
unserer Kunden zerstörte», sagt<br />
Anne Hastings, CEO von Fonkoze. «Die<br />
Bevölkerung von Haiti ist sehr widerstandsfähig.<br />
Doch wir mussten realisieren, dass es<br />
nicht sinnvoll ist, die Menschen beim<br />
Aufbau ihrer Vermögenswerte zu unterstützen,<br />
solange wir ihnen nicht helfen<br />
können, diese Werte zu schützen.»<br />
Versicherung kann Katastrophen nicht<br />
verhindern. Sie ist aber von zentraler<br />
Bedeutung, um die Folgen solcher<br />
Tragödien zu mindern, indem sie den<br />
Links: Josette Lazzare<br />
in ihrem Haus<br />
oberhalb von Les<br />
Cayes, Haiti.<br />
Sie kann auf die<br />
Unterstützung der<br />
Mikrofinanzorganisation<br />
Fonkoze<br />
zählen<br />
Betroffenen einen schnellen und nachhaltigen<br />
Wiederaufbau ermöglicht. Aus diesem<br />
Grund haben Fonkoze, <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong>, Mercy<br />
Corps, die <strong>Re</strong>gierung Grossbritanniens<br />
sowie Partner aus dem Privatsektor im März<br />
2011 die Microinsurance Catastrophe Risk<br />
Organisation (MiCRO) gegründet.<br />
Die von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> strukturierten MiCRO-<br />
Policen bieten den Versicherten Schutz<br />
gegen bestimmte Naturkatastrophen.<br />
Fonkoze nimmt dann die Schadenzahlungen<br />
über die gleichen kooperativen Strukturen<br />
vor, über die sie ihre Kredite vergibt.<br />
Nach den Überschwemmungen im Juni<br />
2011 wurden über 1 Million USD an 3800<br />
Kunden ausbezahlt. Die meisten erhielten<br />
ihr Geld innerhalb von 60 Tagen.<br />
MiCRO<br />
Die Microinsurance Catastrophe Risk<br />
Organisation (MiCRO) ist die<br />
Plattform, die die Kreditkunden von<br />
Fonkoze, Haitis grösstem Mikrofinanzinstitut,<br />
gegen Schäden infolge von<br />
Hurrikanen, extremen <strong>Re</strong>genfällen<br />
sowie Erdbeben und in Zukunft auch<br />
gegen Cholera versichert. Fonkoze<br />
hat mehr als 58 000 Kreditnehmerinnen,<br />
die in 46 Niederlas -<br />
sungen in sämtlichen <strong>Re</strong>gionen Haitis<br />
betreut werden.<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> bietet MiCRO parametrische<br />
Rückversicherungskapazität. MiCRO<br />
wiederum versichert die Kunden von<br />
Fonkoze. Im Gegensatz zu traditioneller<br />
Versicherung ist bei parametrischen<br />
Policen keine Einschätzung der tatsächlichen<br />
Schäden bzw. Auswirkungen<br />
erforderlich. Die Auszahlung erfolgt,<br />
sobald vorab definierte, öffentlich<br />
zugängliche Informationskriterien erfüllt<br />
sind. Dies macht die Policen leichter verständlich<br />
und ermöglicht eine schnelle<br />
Auszahlung an die Versicherten.<br />
Die MiCRO-Versicherungslösung für<br />
Naturkatastrophen in Haiti wurde von<br />
der internationalen Risikomanagement-<br />
Fachzeitschrift «The <strong>Re</strong>view» als «2011<br />
Company Launch of the Year» ausgezeichnet<br />
und als «das wichtigste<br />
neue Projekt in einem nicht entwickelten<br />
Markt» bezeichnet.<br />
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie<br />
unter swissre.com/clients/governments_ngos<br />
Clinton Global Initiative<br />
Der frühere US-Präsident Bill Clinton<br />
Gründungsvorsitzender,<br />
Clinton Global Initiative; 42. Präsident der<br />
Vereinigten Staaten von Amerika<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> ist strategischer Partner einiger<br />
wichtiger globaler Konferenzen, so<br />
auch der Clinton Global Initiative (CGI).<br />
Die CGI konzentriert sich auf konkrete<br />
Massnahmen und nutzt Initiativen ihrer<br />
Partner, um die weltweite wirtschaftliche<br />
Entwicklung zu fördern.<br />
Ein Beispiel ist die im Jahr 2011 von <strong>Swiss</strong><br />
<strong>Re</strong> angekündigte geplante Entwicklung<br />
einer parametrischen Cholera-Versicherung<br />
für Unternehmerinnen in Haiti. Sie soll die<br />
bestehende Deckung von Katastrophenrisiken<br />
<strong>durch</strong> MiCRO ergänzen und in<br />
Partnerschaft mit Fonkoze und Mercy Corps<br />
angeboten werden. Dieses neuartige<br />
Konzept wurde als <strong>Re</strong>aktion auf die jüngste<br />
Choleraepidemie nach dem letztjährigen<br />
Erdbeben entworfen.<br />
Gründungsvorsitzender der CGI ist der<br />
ehemalige US-Präsident Bill Clinton, der<br />
sich stark für die Zukunft von Haiti einsetzt.<br />
Clinton sagt: «Die haitianische Bevölkerung<br />
und <strong>Re</strong>gierung arbeiten hart, um ihr<br />
Land wieder aufzubauen. Die Unterstützung<br />
<strong>durch</strong> die CGI-Mitglieder ist dabei von<br />
zentraler Bedeutung.»<br />
40 <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong> | Global Partnerships<br />
Privatwirtschaftliche Lösungen<br />
für Risiken der Allgemeinheit<br />
Gesellschaften werden immer<br />
verletzlicher, weil sie zunehmend<br />
komplexen Risiken ausgesetzt<br />
sind. Nur ein kleiner Teil<br />
der gesamten wirtschaftlichen<br />
Schäden ist jedoch versichert.<br />
Die Gesellschaft – also Privatpersonen,<br />
Unternehmen und<br />
der Staat – muss den Grossteil<br />
selbst begleichen. <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong><br />
Global Partnerships ermöglicht<br />
dem öffentlichen Sektor darum,<br />
sein Risikomanagement mit<br />
dem Know-how, den Techniken<br />
und den Kapazitäten des<br />
privaten Rück-/Versicherungssektors<br />
weiterzuentwickeln.<br />
Ein parametrischer Index, den <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong><br />
zurzeit entwickelt, wird MiCRO-Kunden wie<br />
Josette bald auch gegen ein weiteres<br />
Problem Haitis absichern: die Cholera. Von<br />
MiCRO angeboten, kann diese Versicherung<br />
die Kunden gegen Einkommensausfälle<br />
absichern und verhindern, dass ein<br />
medizinischer Notfall zum wirtschaftlichen<br />
Ruin führt: Denn Cholera kann eine ganze<br />
Familie in Armut stürzen, wenn der<br />
Hauptverdiener daran erkrankt. Nikhil Da<br />
Victoria Lobo, Senior Vice President bei<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong>, sagt: «Katastrophen ereignen sich<br />
nicht nur aufgrund von Erdbeben oder<br />
Überschwemmungen. Auch andere tragische<br />
Ereignisse können eine Gesellschaft<br />
treffen. Mikroversicherung ist in <strong>Re</strong>gionen<br />
mit hohem Katastrophenrisiko, die<br />
gleichzeitig über wenig Mittel für einen<br />
schnellen Wiederaufbau verfügen, lebenswichtig.»<br />
Lobo war an der Entwicklung<br />
von MiCRO beteiligt. Er sagt: «Wir sind<br />
darum überzeugt, dass das MiCRO-Modell<br />
ausgebaut und in sämtlichen Entwicklungsländern<br />
eingesetzt werden kann.»<br />
Das wäre ganz im Sinne von Josette<br />
Lazarre: «Ich wünschte, ich könnte alle<br />
meine Kolleginnen auf dem Markt<br />
überzeugen, sich abzusichern. Mein Mann<br />
ist bei dem Erdbeben umgekommen. Da er<br />
nicht mehr für die Familie sorgen kann,<br />
bieten mir Fonkoze und MiCRO Sicherheit<br />
und Schutz. Auf diese Unterstützung zählen<br />
zu können, ist sehr beruhigend.»<br />
Die Versicherungsmärkte von morgen aufbauen<br />
In den letzten zehn Jahren verursachten<br />
Naturkatastrophen – in<br />
reichen Ländern wie Japan und armen<br />
wie Haiti – Schäden in Höhe von<br />
mehr als 1 Billion USD. Ihre sozialen,<br />
wirtschaftlichen und politischen<br />
Folgen waren gravierend. Die Einheit<br />
Global Partnerships von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong><br />
arbeitet mit Institutionen zahlreicher<br />
Länder zusammen, um solchen Problemen<br />
vorzubeugen. Michel M. Liès,<br />
seit dem 1. Februar 2012 Group CEO<br />
von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong>, war zuvor als<br />
Chairman Global Partnerships für<br />
dieses Geschäft verantwortlich.<br />
Michel M. Liès, wie würden Sie die<br />
Tätigkeit von Global Partnerships<br />
beschreiben?<br />
Um die Kluft zwischen versicherten und<br />
wirtschaftlichen Schäden zu schliessen,<br />
entwickelt und realisiert Global Partnerships<br />
mit <strong>Re</strong>gierungen und Entwicklungsorganisationen<br />
Strategien zur Risikofinanzierung.<br />
Katastrophen treffen oft jene<br />
Menschen und Gemeinschaften am<br />
stärksten, die über die wenigsten Mittel<br />
verfügen. Wir entwickeln Versicherungslösungen,<br />
die einerseits den öffentlichen<br />
Sektor entlasten. Andererseits sollen sie<br />
den ärmsten Bevölkerungsschichten helfen,<br />
sich schneller von den Folgen einer<br />
Katastrophe zu erholen – und der Armutsfalle<br />
zu entkommen. Ein solcher kombinierter<br />
Top-down- und Bottom-up-Ansatz<br />
ist sehr wirkungsvoll.<br />
Global Partnerships arbeitet mit<br />
<strong>Re</strong>gierungen und NGOs zusammen.<br />
Was sind die Herausforderungen?<br />
Überraschenderweise werden Rück-/<br />
Versicherungslösungen oft stark<br />
unterschätzt: Nur wenige realisieren, wie<br />
wichtig sie für wirtschaftliches Wachstum<br />
und Stabilität sind. <strong>Re</strong>gierungsvertreter<br />
sind sich der Vorteile von Versicherungslösungen<br />
oft nicht bewusst. Es ist unsere<br />
Ambition, dass politische Entscheidungsträger<br />
Versicherung in Zukunft stets als<br />
Option betrachten, um die Risiken in ihren<br />
Ländern zu bewältigen.<br />
Wie erreichen Sie dies?<br />
Unsere Partner vom Konzept zu überzeugen,<br />
ist einfach. Es in die Tat umzusetzen,<br />
ist langwieriger – und schwieriger: Global<br />
Partnerships konzentriert sich momentan<br />
Michel M. Liès<br />
Group CEO, zuvor Chairman Global Partnerships<br />
«Global Partnerships<br />
entwickelt Versicherungslösungen,<br />
die<br />
den öffentlichen<br />
Sektor entlasten. Sie<br />
sollen den ärmsten<br />
Bevölkerungsschichten<br />
helfen, sich<br />
schneller von den<br />
Folgen einer Katastrophe<br />
zu erholen –<br />
und der Armutsfalle<br />
zu entkommen.»<br />
voll auf diesen Aspekt. Dabei helfen uns<br />
die Erfolge, die wir vorweisen können: auf<br />
makroökonomischer Ebene zum Beispiel<br />
der MultiCat Bond, den wir mit der Weltbank<br />
für Mexiko entwickelten. Mit dieser<br />
Anleihe werden Sturm- und Erdbebenrisiken<br />
auf den Kapitalmarkt transferiert, um<br />
schnelle Schadenzahlungen zu ermöglichen.<br />
Auf mikroökonomischer Ebene<br />
arbeiten wir mit Entwicklungsorganisationen<br />
und Mikrofinanzinstituten zusammen,<br />
um Menschen, die ausserhalb des Wirtschaftssystems<br />
stehen, erschwinglichen<br />
Versicherungsschutz zu ermöglichen.<br />
Betrachten Sie Global Partnerships als<br />
Geschäft oder Philanthropie?<br />
Global Partnerships hat den klaren<br />
geschäftlichen Auftrag, einen völlig neuen<br />
Markt aufzubauen. <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> entwickelt<br />
massgeschneiderte Lösungen für Industrieund<br />
Schwellenländer, was diesen Ländern<br />
und uns zugutekommt. Wir haben den<br />
Vorteil, sowohl auf staatlicher Makro- als<br />
auch auf individueller Mikroebene zu<br />
arbeiten. Ich hoffe, dass unsere Taten für<br />
sich sprechen – und die Funktion der<br />
Versicherung bei der Stärkung der<br />
Widerstandsfähigkeit von Gesellschaften<br />
Anerkennung findet.<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011 41
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong><br />
42 <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong><br />
Verantwortung<br />
wahrnehmen<br />
In enger Zusammenarbeit mit unseren<br />
Partnern suchen wir nach wirkungsvollen<br />
Lösungen für bedeutsame soziale und<br />
ökologische Probleme.<br />
Schicksale des Klimawandels:<br />
Das Porträt des<br />
kongolesischen Fischers<br />
Abakar Maydocou Mahamat<br />
ist eine der Fotografien<br />
von Mathias Braschler und<br />
Monika Fischer, die 2011<br />
unter dem Titel «Schicksale<br />
des Klimawandels» im<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Centre for Global<br />
Dialogue gezeigt wurden. Die<br />
beiden Schweizer Fotografen<br />
reisten 2009 in 16 Länder<br />
und fotografierten und<br />
befragten Menschen, deren<br />
Existenz <strong>durch</strong> die Folgen<br />
des Klimawandels bedroht<br />
ist. Die Bilder zeigen die<br />
Folgen des Klimawandels für<br />
die Menschen – jenseits<br />
wissenschaftlicher Aspekte.<br />
Afrikanische Kleinbauern im Kampf<br />
gegen Dürre unterstützen<br />
Die jüngste schwere Dürre in Ostafrika zeigte<br />
deutlich, wie empfindlich aussergewöhnliche<br />
Wetterbedingungen die Lebensmittelversorgung<br />
von Gemeinschaften treffen<br />
können. Wetterschwankungen bedrohen<br />
Schätzungen zufolge die Lebensgrundlage<br />
von etwa 40 Prozent der Bauern in<br />
Entwicklungsländern. Viele von ihnen<br />
bewirtschaften kleine, oft erodierte Landparzellen,<br />
die knapp ausreichen, um die<br />
eigene Familie zu ernähren. Da sie kaum<br />
Ersparnisse haben, auf die sie zurückgreifen<br />
können, sind sie den Launen des Wetters<br />
völlig ausgesetzt. Dass die Wetterbedingungen<br />
im Zuge des Klimawandels<br />
noch volatiler werden könnten, ver <br />
schlimmert die Aussichten zusätzlich.<br />
Versicherung für die Schwächsten<br />
Bis vor Kurzem gab es keinerlei Versicherungsschutz<br />
für diese Kleinbauern. Es<br />
war schlicht nicht möglich, sie mit traditionellen<br />
Produkten zu erreichen. Die<br />
latent drohende Gefahr <strong>durch</strong> Dürre und<br />
andere Risiken macht es daher besonders<br />
wichtig, effiziente Versicherungslösungen<br />
zu entwickeln, um diesen fehlenden Schutz<br />
zu überwinden. Aus diesem Grund sind<br />
in den vergangenen Jahren immer mehr<br />
Mikroversicherungsprogramme entwickelt<br />
worden. «Mikro» steht für die geringe<br />
Höhe der Prämien und Auszahlungen – wobei<br />
die potenziellen Vorteile für Millionen<br />
von Menschen riesig sein können.<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> bemüht sich aktiv, praktikable<br />
Versicherungslösungen für Menschen<br />
in Entwicklungsländern bereitzustellen. Eine<br />
unserer jüngsten Initiativen ist die «R4<br />
Rural <strong>Re</strong>silience Initiative», ein Programm,<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011 43
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong> | Verantwortung wahrnehmen<br />
das Bauern in Äthiopien und Senegal hilft,<br />
die Auswirkungen von Dürre besser zu<br />
bewältigen. In den kommenden Jahren soll<br />
das Programm auf zwei weitere afrikanische<br />
Länder ausgedehnt werden.<br />
Schnell und einfach<br />
Wie der Name «R4» andeutet, deckt das<br />
Programm vier verschiedene Risikoaspekte<br />
ab: den Risikotransfer (Versicherung),<br />
die Risikominderung, eine umsichtige<br />
Risikoübernahme (Kredite) und die Bildung<br />
von Risikoreserven (Sparen). Der Risikotransfer<br />
im Rahmen von R4 bietet Bauern<br />
Deckung gegen Dürre auf der Basis eines<br />
Wetterindex: Bauern erhalten automatisch<br />
eine Auszahlung, sobald die Niederschlagsmenge<br />
in einem bestimmten Zeitraum<br />
unter ein kritisches Niveau sinkt. Um das<br />
Problem unvollständiger lokaler<br />
Niederschlagsdaten zu lösen, verwendet R4<br />
zur Berechnung des Index Satellitendaten.<br />
Für arme, um den Lebensunterhalt<br />
kämpfende Bauern hat eine zuverlässige<br />
Indexversicherung klare Vorteile: Im<br />
Falle einer Dürre erhalten sie schnell eine<br />
Auszahlung, ohne einen Schadenantrag<br />
stellen zu müssen. Da<strong>durch</strong> kann vermieden<br />
werden, dass sie verzweifelte, kontraproduktive<br />
Massnahmen ergreifen: ihre<br />
Werkzeuge verkaufen oder das Geld<br />
für das Saatgut der nächsten Erntesaison<br />
ausgeben.<br />
Gemeinschaftsprojekte anstelle von<br />
Prämien<br />
Wie können es sich diese Bauern aber<br />
überhaupt leisten, Versicherungsprämien zu<br />
zahlen? Die originelle Antwort darauf kam<br />
von den Bauern selbst: Sie schlugen vor,<br />
anstatt mit Geld <strong>durch</strong> Mitwirkung an<br />
lokalen Gemeinschaftsprojekten zu bezahlen,<br />
mit denen die Gefahr von Ernteausfällen<br />
infolge von Dürren verringert wird. Zu<br />
diesem Zweck können beispielsweise die<br />
Bewässerungsanlagen und die Bodenbewirtschaftung<br />
verbessert oder Bäume<br />
gepflanzt werden. Solche Massnahmen<br />
entsprechen der zweiten Komponente des<br />
Programms, der Risikominderung.<br />
«Wir möchten,<br />
dass Bauern ihre<br />
Produktivität <strong>durch</strong><br />
Anpassungen an den<br />
Klimawandel und<br />
bessere Produktionstechnologien<br />
steigern<br />
können. Versicherung<br />
ist nicht die alleinige<br />
Lösung, aber sie trägt<br />
massgeblich zum<br />
Wirtschaftswachstum<br />
in der <strong>Re</strong>gion bei.»<br />
Mandefro Nigussie, Deputy<br />
<strong>Re</strong>gional Director der<br />
Niederlassung von Oxfam America<br />
am Horn von Afrika<br />
Verantwortung wahrnehmen – in Zahlen und Fakten<br />
Das Bekenntnis von <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> zur<br />
unternehmerischen Verantwortung umfasst<br />
eine Vielzahl von Aktivitäten. Durch<br />
innovative Versicherungsprodukte und<br />
gesellschaftliches Engagement ermöglichen<br />
wir praktikable Lösungen für soziale und<br />
ökologische Probleme. Sowohl unser Risikomanagement<br />
als auch unsere operativen<br />
Tätigkeiten tragen Nachhaltigkeitskriterien<br />
<strong>Re</strong>chnung. Zu unseren wichtigsten<br />
Initiativen zählen die «Sensitive Business<br />
Risks»-Abklärungen und das «Greenhouse<br />
Neutral»-Programm zur <strong>Re</strong>duktion<br />
unserer CO2-Emissionen.<br />
158<br />
«Sensitive Business Risks»-Abklärungen<br />
(140 im Jahr 2010)<br />
54,4%<br />
Gesamtreduktion der C02-Emissionen<br />
pro Mitarbeiter seit 2003<br />
(50,6% bis 2010)<br />
«Sensitive Business Risks»-Abklärungen<br />
sind eine zentrale Komponente unseres<br />
«Sustainability Risk Framework». Im Jahr<br />
2011 haben wir insgesamt 158 Trans <br />
aktionen hinsichtlich ethischer, sozialer<br />
und ökologischer Risiken überprüft.<br />
Im Rahmen unserer «Greenhouse Neutral»-<br />
Initiative konnten wir die CO2-Emissionen<br />
pro Mitarbeiter gegenüber der Basis<br />
von 2003 um 54,4% reduzieren. Zudem<br />
wurden alle seit Programmanfang<br />
verbleibenden Emissionen kompensiert.<br />
Aufgrund ihres klaren Bekenntnisses zur<br />
unternehmerischen Verantwortung<br />
ist <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> in mehreren führenden<br />
Nachhaltigkeitsindizes vertreten, so etwa<br />
in den Dow Jones Sustainability Indexes<br />
oder in der FTSE4Good-Indexserie.<br />
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter<br />
swissre.com/about_us/corporate_responsibility<br />
44 <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011
<strong>Stärke</strong> <strong>durch</strong> <strong>Veränderung</strong> | Verantwortung wahrnehmen<br />
Schritte in Richtung finanzieller<br />
Stabilität<br />
Die dritte und die vierte Komponente<br />
des R4-Programms ermöglichen den Bauern<br />
Zugang zu Krediten und erlauben ihnen,<br />
Geld anzusparen. Zusammen sollen die vier<br />
Komponenten – Versicherung, Risikominderung,<br />
Kredite und Sparen – die Bauern<br />
in eine finanziell so stabile Lage bringen,<br />
dass sie in Technologie und <strong>Re</strong>ssourcen<br />
investieren können. Das wiederum dürfte<br />
ihnen den allmählichen Übergang von<br />
der Subsistenzwirtschaft zur kommerziellen<br />
Landwirtschaft ermöglichen – eine<br />
wichtige Voraussetzung, um ihre<br />
Abhängigkeit von Wetterschwankungen zu<br />
reduzieren. Versicherungsschutz und<br />
höhere finanzielle Stabilität allein reichen<br />
zwar nicht aus, um Dürren wie jene in<br />
Ostafrika vor Jahresfrist zu meistern; sie<br />
bieten aber auf lange Sicht Grund zur<br />
Hoffnung.<br />
Der Wert von Partnerschaften<br />
Die R4-Initiative haben wir in enger<br />
Zusammenarbeit mit Oxfam America,<br />
dem Welternährungsprogramm der<br />
Vereinten Nationen und lokalen Partnern<br />
entwickelt. Diese Partnerorganisationen<br />
verfügen über langjährige Erfahrung<br />
in der Entwicklung von Programmen,<br />
welche die Lebens bedingungen von<br />
Menschen in Entwicklungs ländern<br />
verbessern sollen. Damit neue Ansätze<br />
wie R4 funktionieren, braucht es Partner,<br />
die sich gut ergänzen, und den Willen,<br />
ein gemeinsames Verständnis der<br />
anstehenden Probleme zu entwickeln.<br />
Corporate Citizenship<br />
Verbesserte<br />
Wasserentsorgung in<br />
Indien<br />
Unterstützung der<br />
Katastrophenhilfe<br />
in El Salvador<br />
Wiederherstellung der<br />
Wasserversorgung auf<br />
den Philippinen<br />
Katastrophenhilfe für<br />
Japan …<br />
… und für Somalia<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> unterstützt ein Wasser- und Abwasserprogramm<br />
von Water.org in Hyderabad und Bangalore. Durch<br />
Mikrokredite ermöglicht das Programm der betroffenen<br />
Bevölkerung, ihre sanitäre Situation wesentlich zu verbessern.<br />
In der <strong>Re</strong>gion Bajo Lempa in El Salvador unterstützen wir<br />
ein Projekt des Schweizerischen Roten Kreuzes: Dieses<br />
hilft Menschen, mit den zahlreichen Naturkatastrophen<br />
umzugehen und ihre Gesundheitsversorgung zu verbessern.<br />
Mit unserer Unterstützung lancierte das Internationale<br />
Komitee vom Roten Kreuz in einer Konfliktregion<br />
der Philippinen ein Projekt zur Wiederherstellung der<br />
Wasserinfrastruktur.<br />
Nach dem Tsunami in Japan spendete <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong><br />
250 000 CHF, leistete den gleichen Beitrag für<br />
Wiederaufbauprojekte und verdoppelte die Spenden<br />
der Mitarbeitenden in Höhe von 168 000 CHF.<br />
Angesichts der sich verschlimmernden Dürre und<br />
Hungersnot in Somalia spendete <strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> 100 000 CHF<br />
direkt an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz.<br />
Der Wert solcher Partnerschaften wird<br />
<strong>durch</strong> die Tatsache untermauert, dass die<br />
«R4 Rural <strong>Re</strong>silience Initiative» auf dem<br />
Erfolg des HARITA-Projektes («Horn of<br />
Africa Risk Transfer for Adaptation») aufbaut,<br />
das wir zuvor mit Oxfam America und<br />
anderen Partnern ins Leben gerufen hatten.<br />
Dieses Projekt, das sich ursprünglich nur<br />
auf ein Dorf im nördlichen Äthiopien<br />
konzentrierte, ist eines der ersten Pilotprogramme<br />
in Afrika, die auf einem<br />
Wetterindex beruhen – und erfolgreich<br />
ausgeweitet wurden. Zwischen 2009 und<br />
2011 ist die Beteiligung von 200 Familien<br />
auf 13 000 Familien in 43 Dörfern gestiegen.<br />
2011 erhielten mehr als 1800 Bauern<br />
in sieben Dörfern Schadenzahlungen.<br />
01 02<br />
01 Auswirkungen<br />
allzu häufiger<br />
Überschwemmungen<br />
in El Salvador<br />
02 Aufbau einer<br />
Wasserverteilstelle<br />
auf den Philippinen<br />
03 Lokale<br />
Bevölkerung in<br />
Indien nutzt eine<br />
neu eingerichtete<br />
Wasserstelle<br />
03<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Re</strong> Unternehmensprofil 2011 45