18.11.2013 Aufrufe

PDF-Datei - Öko-Institut eV

PDF-Datei - Öko-Institut eV

PDF-Datei - Öko-Institut eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

KGV-Rundbrief 3+4/2003<br />

Pfund (ca. 3,3 Millionen €) erreichen 8 , müssen sich<br />

direkt bei einer der Umweltagenturen registrieren<br />

lassen und Daten über ihre Verpackungsmengen<br />

liefern, bestimmte Mengen von Verpackungsabfällen<br />

verwerten und recyceln und zertifizieren lassen. Die<br />

Quoten für die verschiedenen Sektoren der Verpackungskette<br />

betragen:<br />

a) Herstellung von Rohmaterial für Verpackungen<br />

6 %,<br />

b) Herstellung von Verpackungen 9 %,<br />

c) Abfüllen in Verpackungen 37 %,<br />

d) Verkauf von Verpackungen an Endverbraucher<br />

48 %.<br />

Die Unternehmen können sich individuell bei den<br />

staatlichen Umweltagenturen anmelden oder einer<br />

der „Compliance-Organisationen“ beitreten, die einen<br />

Teil der Pflichtenerfüllung übernehmen. Zentrales<br />

Instrument sind die Recyclingzertifikate (Packaging<br />

Recovery Notes: PRN), die von den Recycling-Firmen<br />

ausgestellt und verkauft werden. Die verpflichteten<br />

Unternehmen müssen diese in ausreichender<br />

Menge gegenüber den Umweltagenturen vorweisen.<br />

Kontrolle und Monitoring der 844 direkt registrierten 9<br />

(2001) und der 5.216 in Compliance-Organisationen<br />

erfassten Unternehmen und Unternehmensgruppen<br />

sind eine aufwendige staatliche Aufgabe.<br />

Während in Großbritannien die 1997 erreichten Recycling-<br />

und Verwertungsquoten weit unter dem<br />

europäischen Durchschnitt lagen, werden von der<br />

Europäischen Umweltagentur die Verpackungsmaterialmengen<br />

pro Kopf als im EU-Durchschnitt liegend<br />

angegeben 10 . Es wird bis 2006 mit einem leichten<br />

weiteren Anstieg der Mengen gerechnet 11 , ein Vermeidungsanreiz<br />

entstand offensichtlich nicht.<br />

Bisher werden praktisch nur Verpackungsabfälle aus<br />

Industrie und Handel verwertet (Pappe, Holz, Kunststofffolien,<br />

Metalle). Lediglich Glas (mit einer Recyclingquote<br />

von etwa 33 %) aus Haushalten wird kommunal<br />

gesammelt. Miteinbezogen in die Verwertungsergebnisse<br />

ist die Müllverbrennung, ohne dass<br />

dafür spezifische Anforderungen an die Energienutzung<br />

gestellt werden. Einige Materialien (z.B. Plastik)<br />

werden in großem Umfang nach Übersee exportiert.<br />

8 damit werden etwa 8 Millionen Tonnen von insgesamt<br />

9,3 Millionen Tonnen Verpackungen erfasst. Vergl.: Department<br />

for Environment, Food and Rural Affairs<br />

(DEFRA): Producer Responsibility Obligations (Packaging<br />

Waste) Regulations as Amended Note on Packaging<br />

Data, London, 13.5.2002; S.1-2.<br />

9 DEFRA: Note on Packaging Data, a.a.O. Fn 8, S 2.<br />

10 Europäische Umweltagentur: Umweltsignale 2002 –<br />

Benchmarking zur Jahrtausendwende. Zusammenfassung,<br />

Luxemburg 2002.<br />

11 Department for Environment, Food and Rural Affairs<br />

(DEFRA): Report of the Task Force of the advisory Comittee<br />

on Packaging, London, November 2001 sowie<br />

DEFRA: Note on Packaging Data, a.a.O. Fn 8<br />

Das britische System konnte und kann bis heute<br />

keine Dynamik bei der Steigerung von Verwertungsanteilen<br />

und Schaffung von Sammelsystemen, Recycling-<br />

und Verwertungskapazitäten, Technologienentwicklung<br />

und Steigerung der Verpackungseffizienz<br />

entwickeln, da die Marktbedingungen und die<br />

praktische Ausgestaltung des PRN-Systems der<br />

Entfaltung einer solchen von der Theorie unterstellten<br />

Dynamik von Zertifikatlösungen entgegenstehen.<br />

Es führte nur zu Mitnahmeeffekten – d.h. zu zusätzlichen<br />

Einnahmen für die Recycling-Firmen, ohne<br />

dass diese zusätzlich investierten oder die Technologie<br />

weiterentwickelten. Für Kunststoffe wurden<br />

sogar Recyclingkapazitäten in Großbritannien abgebaut.<br />

Es fehlt eine Organisation, die die strategische<br />

Entwicklung vorantreibt und die bestehenden Markteinttrittsbarrieren<br />

für das Recycling planvoll überwinden<br />

kann. Die miteinander konkurrierenden Compliance-Organisationen<br />

können diese Rolle unter dem<br />

starken Preisdruck nicht wahrnehmen.<br />

Auf theoretischer Ebene ist der empirische Befund<br />

weiter wachsender Verpackungsmengen schlüssig<br />

erklärbar: Kosten werden als Anreize zu Maßnahmen<br />

für die Akteure nur dann wirksam, wenn diese<br />

direkte Entscheidungsmöglichkeiten haben und<br />

selbst reagieren können. In der betroffenen Wertschöpfungskette<br />

sind dies nur die Abfüller, die die<br />

Verpackung für eine bestimmtes Produkt festlegen.<br />

Für sie sind die Anreize jedoch zu schwach, da andere<br />

Aspekte (Marketing, Technik, Systemkosten)<br />

bei der Verpackungswahl dominieren. Im britischen<br />

System werden die Recyclingverpflichtungen auch<br />

den Materialherstellern, dem Handel und den Importeuren<br />

nach einer Quote und aufgrund der Menge<br />

der insgesamt verwendeten Verpackungsmaterialien<br />

(oberhalb eine Schwelle) auferlegt. Der Hauptträger<br />

der Verpflichtungen, der Handel, kann selbst keine<br />

Optimierung vornehmen. Die ohnehin schwachen<br />

Anreize werden somit durch die Übertragung auf die<br />

einzelnen Glieder der Wertschöpfungskette weiter<br />

abgeschwächt. Das PRN-System gibt keine Anhaltspunkte<br />

für die Kostenrechnung, welche Waren oder<br />

Verpackungen mit den zusätzlichen Kosten belastet<br />

werden sollten, da die Recyclingkosten praktisch als<br />

Gemeinkosten anfallen, und diese bieten keine Anreize<br />

für eine spezifische Effektivitätssteigerung.<br />

Die Systemkosten von umgerechnet etwa 55 Millionen<br />

€ beziehen sich nur auf die PRN. Sie enthalten<br />

weder die Sammlungs- und Handlingkosten noch die<br />

ersparten Entsorgungskosten und stellen somit weder<br />

die volkswirtschaftlichen Kosten noch die realen<br />

Kosten für die verpflichteten Unternehmen dar. Die<br />

Ausgaben für die PRN ermöglichen somit keine<br />

Aussagen zu den Recyclingkosten in Großbritannien.<br />

Das erklärte Ziel der Regierung – die Mindestvorgaben<br />

der EU-Verpackungsrichtlinie zu den geringsten<br />

Kosten zu erfüllen – konnte damit zumindest von der<br />

Kostenseite her erreicht werden. Die Vorgaben der<br />

EU-Richtlinie für 2001/2002 wurden jedoch nicht<br />

erreicht.<br />

4

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!