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Der Buddha lächelt als Computergraphik - Arbeit und Leben (DGB ...

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gen winzig aus: Tikal, die größte bisher genau vermessene unter ihnen, bringt es auf höchstens<br />

150 Quadratkilometer.<br />

Das „Greater Angkor Project“ (GAP) mit Experten aus Australien, Kambodscha <strong>und</strong> Frankreich<br />

hat laut Evans nun auch die alte Annahme bestätigt, dass Angkor zwischen dem 9. <strong>und</strong><br />

16. Jahrh<strong>und</strong>ert eine hydraulische Stadt war. <strong>Der</strong> französische Forscher Bernard-Philippe<br />

Groslier hat Angkor seit den fünfziger Jahren erforscht <strong>und</strong> die Theorie eines riesigen Siedlungskomplexes<br />

aufgestellt, der dank eines komplizierten Bewässerungssystems mehr <strong>als</strong> eine<br />

Million Menschen beherbergt habe. Dieses System habe die Riesenstadt, die sich auf mehrere<br />

Zentren verteilte, ernährt, definiert – <strong>und</strong> schließlich auch untergehen lassen.<br />

Das ausgedehnte Bewässerungsnetz aus Flüssen, Kanälen <strong>und</strong> Stauseen hat die mittelalterlichen<br />

Khmer der neuen Studie zufolge in die Lage versetzt, mehrm<strong>als</strong> im Jahr Reis zu ernten.<br />

Das verschaffte den Bewohnern Angkors nicht nur volle Teller, sondern auch komfortable<br />

Überschüsse, die zu einem enormen Reichtum führten. Das Khmer-Reich konnte seine Macht<br />

ausweiten, insbesondere während der Regierungszeit Königs Suryavarman II., dem auch der<br />

Bau der Tempelanlage Angkor Wat zugeschrieben wird.<br />

Die GAP-Forscher haben nun anhand von Bodenvermessungen, mit Hilfe von Ultraleichtflugzeugen<br />

<strong>und</strong> Radarsatelliten der US-Raumfahrtbehörde Nasa mehr <strong>als</strong> 1.000 künstlich angelegte<br />

Seen <strong>und</strong> mindestens 74 bisher unbekannte Tempel entdeckt. „Unsere neue Karte<br />

zeigt erstm<strong>als</strong>, dass Angkor keine Ansammlung verstreuter Tempel war“, erklärt Evans gegenüber<br />

SPIEGEL ONLINE. „Es war ein durchgehendes, verflochtenes städtisches Netzwerk,<br />

das etwa zehnmal so groß ist wie alles, was bisher aus der antiken Welt gef<strong>und</strong>en wurde.“<br />

Die Karte zeige auch, dass die Größe vormoderner Siedlungen nicht wie allgemein angenommen<br />

einfach anhand ihrer Stadtmauern definiert werden könne. Angkor Wat <strong>und</strong> die angrenzende<br />

ummauerte Stadt Angkor Thom seien zwar besonders dicht besiedelt gewesen.<br />

„Aber wir sehen auch, dass Angkor nicht an den Stadtmauern endete, sondern ein riesiges Geflecht<br />

aus landwirtschaftlichen <strong>und</strong> besiedelten Flächen war <strong>und</strong> sich praktisch ohne Unterbrechung<br />

über mindestens 1.000 Quadratkilometer erstreckte“, sagt Evans. Auf dieser Fläche<br />

gebe es kaum einen Quadratkilometer, der nicht verändert <strong>und</strong> genutzt worden sei.<br />

Die neuen Daten widerlegen laut Evans auch die Annahme, dass das Bewässerungsnetz nicht<br />

dazu geeignet war, den Reisanbau zu intensivieren. „Alle großen Stauseen haben Zu- <strong>und</strong> Abflüsse,<br />

es gibt Verteilerkanäle, <strong>und</strong> jede einzelne Wasserquelle der Region wurde intensiv <strong>und</strong><br />

rücksichtslos ausgebeutet.“<br />

19<br />

„Immer komplexer <strong>und</strong> unkontrollierbarer“<br />

Das habe vermutlich auch zum Untergang Angkors geführt. "Die Reiswirtschaft in Angkor<br />

hatte einen extremen Wasserbedarf", sagt Evans. Große Waldflächen seien gerodet worden,<br />

um die bewässerten Felder anzulegen. Das System habe derartige Ausmaße besessen, dass es<br />

mit der Zeit wahrscheinlich zu massiven Problemen führte – wie etwa zum Auslaugen des<br />

Oberbodens, zu Erosion <strong>und</strong> Überbevölkerung. Das empfindliche <strong>und</strong> komplexe System dürfte<br />

außerdem äußerst empfindlich auf Naturkatastrophen <strong>und</strong> Kriege reagiert haben.<br />

Insbesondere im neu erfassten Norden Angkors habe man Spuren von hektischen Anpassungsmaßnahmen,<br />

Deichbrüchen <strong>und</strong> einem Versagen des Systems gef<strong>und</strong>en, schreiben die<br />

Wissenschaftler in ihrem Fachartikel. „Das legt nahe, dass das System über eine Zeit von<br />

mehreren Jahrh<strong>und</strong>erten immer komplexer <strong>und</strong> unkontrollierbarer wurde.“<br />

Genaueres wisse man aber nicht. Evans kündigt an: „Wir werden Ausgrabungen <strong>und</strong> Pollen-<br />

Analysen durchführen.“ Jetzt, da man die Siedlungsfläche beziffern könne, seien bald auch<br />

bessere Annahmen über die Bevölkerungszahl im mittelalterlichen Angkor möglich – „anstatt<br />

wilder Vermutungen über eine Million Menschen“. Die neue Karte verrate „zumindest, wo<br />

wir nach Antworten suchen sollten“.

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