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nds online<br />
2-2013<br />
p<br />
us<br />
DIE ZEITSCHRIFT DER Bildungsgewerkschaft<br />
Tarifrunde 2013<br />
K 5141 65. Jahrgang Februar 2013 ISSN 0720-9673
1)<br />
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nds 2-2013<br />
3<br />
Mal ehrlich: Gerecht ist das nicht!<br />
Die Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst haben am 31. Januar 2013 begonnen – die<br />
Vertreter der Arbeitgeber haben bisher kein akzeptables Angebot vorgelegt. Während es zunächst<br />
nach einer völligen Blockadehaltung in der Frage der tariflichen Eingruppierung angestellter Lehrkräfte<br />
aussah, haben die Vertreter der Bundesländer nach Beratung direkt im Anschluss an den<br />
Verhandlungsauftakt der <strong>GEW</strong> am selben Abend mitgeteilt, dass sie bereit sind, in einer Arbeitsgruppe<br />
aus VertreterInnen der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) und der Gewerkschaften offene<br />
Fragen der Lehrkräfte-Eingruppierung zu besprechen. Insbesondere erklärte die Arbeitgeberseite<br />
ihre grundsätzliche Bereitschaft, über die tarifbeschäftigten Lehrkräfte, die die laufbahnrechtlichen<br />
Voraussetzungen für die Übernahme ins Beamtenverhältnis erfüllen, in Gespräche einzutreten. Keinen<br />
Handlungsbedarf sieht die TdL bei den vielen Lehrkräften, die die laufbahnrechtlichen Voraussetzungen<br />
für die Übernahme ins Beamtenverhältnis nicht erfüllen. Für die <strong>GEW</strong> ist dies eine nicht<br />
annehmbare Position. Das wurde den Arbeitgebern auch deutlich gemacht.<br />
Im Tarifinfo Nr. 2, Februar 2013, der <strong>GEW</strong>-Verhandlungsspitze heißt es dazu: „Für die <strong>GEW</strong> ist<br />
klar: Wir wollen eine tarifliche Eingruppierungsordnung für alle angestellten Lehrkräfte an Schulen<br />
und ausdrücklich auch für die Lehrkräfte für besondere Aufgaben an Hochschulen... Kein Gewerkschafter<br />
kann es hinnehmen, wenn Arbeitgeber einem Fünftel ihrer Tarifbeschäftigten den vollen<br />
tarifvertraglichen Schutz vorenthalten wollen!“<br />
Diese zugesagten Gespräche sind natürlich noch keine Verhandlungen und erst recht noch kein<br />
Abschluss. Deswegen wird es voraussichtlich ohne Aktionen und Warnstreiks nicht gehen! Wir wissen,<br />
dass die Arbeitgeber bei den Kultusministerien im Falle von Warnstreiks umgehende, genaue<br />
Berichte über die Zahl der Streikenden angefordert haben. Auch wenn einige Kolleginnen und Kollegen<br />
die Wirkung eines Warnstreiks gering einschätzen: Die Arbeitgeberseite tut das nicht – das<br />
sollte allen Ansporn genug sein, sich zu beteiligen! Die <strong>GEW</strong> muss um L-EGO kämpfen!<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen, auch wenn die Enttäuschung nach der Tarifrunde 2011 bei<br />
den Tarifbeschäftigten über den fehlenden Einstieg in die tarifliche Eingruppierung und zu einer<br />
gerechten Bezahlung riesengroß war, werden wir dieses Mal nur erfolgreicher sein, wenn sich möglichst<br />
viele an den Aktionen, zu denen die Gewerkschaften aufrufen werden, beteiligen. Zu Hause<br />
zu bleiben nach dem Motto: „Das bringt sowieso nichts!“ oder „Eine Woche würde ich mich ja am<br />
Streik beteiligen, aber nicht nur an einem Tag.“ stärkt nur die Arbeitgeber in ihrer ablehnenden<br />
Haltung, eine neue Regelung an der Stelle der Eingruppierungsrichtlinien mit den Gewerkschaften<br />
tariflich zu vereinbaren.<br />
Die <strong>GEW</strong> NRW hat das Jahr 2012 genutzt, um das Thema schon vor der eigentlichen Tarifrunde<br />
in den Schulen, aber auch in der Öffentlichkeit bewusst zu machen. Über pressewirksame Aktionen<br />
wurde in der Januar-Ausgabe der nds berichtet. Dank an alle Aktiven, die sich ideenreich an verschiedenen<br />
Aktionen vor Ort beteiligt haben! Jetzt muss es weitergehen!<br />
Am 14. und 15. Februar 2013 wurde in Potsdam weiter verhandelt. Der Verhandlungsstand erfordert<br />
es, möglichst zahlreich vor Ort die eigenen Interessen deutlich zu machen – nur gemeinsam<br />
sind wir stark! Deshalb rufen wir die tarifbeschäftigten Kolleginnen und Kollegen in Schulen und<br />
Hochschulen zum Warnstreik auf. Alle Informationen sind dem beiliegenden Flyer und dieser nds<br />
zu entnehmen.<br />
Die <strong>GEW</strong> ist in allen Bundesländern gut aufgestellt und auf Aktionen vorbereitet. In Nordrhein-<br />
Westfalen sind mehr als 40.000 Kolleginnen und Kollegen an Schulen und Hochschulen tarifbeschäftigt<br />
– das sollten die Arbeitgeber durch eine große Beteiligung merken. Deshalb: Kämpfen wir<br />
für die Durchsetzung der Tarifforderungen – mit allen zur Verfügung stehenden Kräften!<br />
Dorothea Schäfer<br />
Dorothea Schäfer<br />
<strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende NRW
4<br />
Inhalt<br />
Thema<br />
Punktlandung.<br />
Im Alleingang 17<br />
Wohin mit mir? <br />
Zwischen den Fronten<br />
Im Land der Möglichkeiten<br />
Ein Ort zum Lernen<br />
Ein Ort zum Ankommen<br />
Tu es!<br />
S. 17<br />
S. 8<br />
Bildung<br />
Inklusion: Sind die Schulen in NRW<br />
wirklich auf einem guten Weg? 8<br />
SALTO – Wir lernen anders! 10<br />
Fußball-Projekt „Mädchen mittendrin“ 11<br />
Ein finnisches Bildungserlebnis 12<br />
Belastungserhebung für Lehrkräfte<br />
mit COPSOQ 14<br />
Ja zum Ganztag am Gymnasium –<br />
Nein zum ganzen Tag 15
nds 2-2013<br />
5<br />
Arbeitsplatz<br />
S. 12<br />
Tarifrunde 2013:<br />
Der Startschuss ist gefallen 25<br />
Dienstrechtsreform:<br />
Mehr Einsparungs- als<br />
Modernisierungswille? 26<br />
Traumjob Schulleitung? 28<br />
<strong>GEW</strong> to go – Die App<br />
Ihrer Bildungsgewerkschaft 29<br />
Grundsätze der Altenpolitik 30<br />
8. März – Internationaler<br />
Frauentag: Mehr Geschlechtergerechtigkeit<br />
im öffentlichen<br />
Dienst 31<br />
Dieser nds-Ausgabe liegt ein Flyer der <strong>GEW</strong> NRW<br />
zur Länder-Tarifrunde 2013 bei.<br />
S. 11<br />
Immer im Heft<br />
nachrichten 6<br />
buchtipps 16<br />
jubilare 30<br />
infothek 34<br />
termine 37<br />
impressum 39<br />
S. 14
6 nachrichten<br />
Schwerbehinderte: Zu wenig Integration auf dem Arbeitsmarkt<br />
ff<br />
Arbeitslosenquote behinderter Menschen Arbeitslosenquote insgesamt<br />
2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />
Quelle: DGB, einblick 22/12<br />
Schwerbehinderte Menschen haben in den vergangenen Jahren<br />
kaum vom Aufschwung am Arbeitsmarkt profitiert. Das hat der DGB<br />
in einer Studie festgestellt. Auch drei Jahre nach der Unterzeichnung<br />
der UN-Behindertenrechtskonvention 2009 ist die Arbeitslosenquote<br />
bei Menschen mit Behinderung unverändert hoch. Im November 2012<br />
lag sie bei rund 15 Prozent. Zum Vergleich: Die allgemeine Arbeitslosenquote<br />
betrug 6,5 Prozent. Der DGB fordert, die Ausgleichsabgaben<br />
für mittlere und große Unternehmen zu erhöhen. Auf diese Weise<br />
könne ein stärkerer Anreiz geschaffen werden, Menschen mit Handicap<br />
einzustellen. Einzelne Branchen sind bereits auf dem richtigen<br />
Weg: In der Metallindustrie, bei Autoherstellern, in der Energie- und<br />
Wasserversorgung, aber auch bei der Post oder in Museen liegt der Anteil<br />
der schwerbehinderten MitarbeiterInnen häufig bei fünf Prozent<br />
oder mehr. Viel zu wenige schwerbehinderte Beschäftigte – nämlich<br />
weniger als zwei Prozent der Belegschaft – gibt es in Werbung, Filmproduktion<br />
und Marktforschung. www.dgb.de/-/59V hei<br />
Begreifen<br />
zum Eingreifen<br />
Lehrerstreik in Tunesien<br />
Ein nationaler Streik der Sekundarschullehrer<br />
hat im Januar in weiten<br />
Teilen Tunesiens zu Unterrichtsausfall<br />
geführt. Seit Beginn der Revolution<br />
2011 haben sich die Lebensbedingungen<br />
der tunesischen KollegInnen nicht<br />
verbessert. In Tunis wird Ende März<br />
das Weltsozialforum stattfinden, an<br />
dem die <strong>GEW</strong> sich beteiligt.<br />
Verlust der lokalen Pressevielfalt<br />
„Publizistische Mutlosigkeit“ attestierte<br />
der stellvertretende ver.di-Vorsitzende<br />
Frank Werneke der WAZ-<br />
Mediengruppe. Sie schloss zum 1. Februar<br />
die Redaktion der Westfälischen<br />
Rundschau. Rund 300 feste und freie<br />
MitarbeiterInnen sind betroffen. Der<br />
Protest ließ die Verantwortlichen kalt.<br />
Wasser ist Menschenrecht<br />
Weltweit treiben Unternehmen die<br />
Preise für Wasser in die Höhe und<br />
die EU-Kommission scheint das mit<br />
einer Konzessionsrichtlinie fördern<br />
zu wollen. Die europaweite Bürgerinitiative<br />
„Wasser und Sanitäre<br />
Grundversorgung sind ein Menschenrecht“<br />
will der Privatisierung<br />
und Liberalisierung von Wasser<br />
ein Ende setzen.<br />
Zurück zu G9?<br />
Die Schulzeitverkürzung auf<br />
acht Jahre bis zum Abitur setzt<br />
vor allem die Mittelstufe unter<br />
Druck. Die zusätzliche Stofffülle,<br />
Nachmittagsunterricht und lange<br />
Schultage sorgen für einen erhöhten<br />
Nachhilfe-Bedarf und weniger<br />
Zeit für andere Aktivitäten. Schulforscher<br />
Klaus-Jürgen Tillmann:<br />
„Wir wissen aus unserer jüngsten<br />
Emnid-Umfrage, dass knapp 80<br />
Prozent der Eltern im Westen und<br />
rund 50 Prozent im Osten eine<br />
Rückkehr zum Abitur nach 13<br />
Schuljahren wünschen.“ en<br />
Wir wachsen!<br />
Mit ihren 47.000 Mitgliedern<br />
(Stand: 31. Dezember 2012) ist die<br />
Bildungsgewerkschaft in NRW im<br />
sechsten Jahr in Folge auf Wachstumskurs.<br />
Der Zuwachs von 1,6<br />
Prozent liegt sogar über dem Bundesdurchschnitt<br />
(1,3 Prozent). Besonders<br />
gut entwickelten sich die<br />
Mitgliederzahlen bei den jungen PädagogInnen,<br />
an Hochschulen und in<br />
sozialpädagogischen Arbeitsfeldern.<br />
Auch der Trend der Geschlechterverhältnisse<br />
in pädagogischen Berufen<br />
spiegelt sich hier wider: Zwei von drei<br />
<strong>GEW</strong>-Mitgliedern sind Frauen. en<br />
Klassenfahrten<br />
NRW will den Etat für Reisekosten<br />
im Landeshaushalt von 5,9<br />
auf 7,9 Millionen Euro aufstocken.<br />
Hintergrund ist das Urteil des OVG<br />
Müns-ter, nach dem LehrerInnen einen<br />
Rechtsanspruch auf vollen Ersatz<br />
der Reisekosten bei Klassenfahrten<br />
haben (vgl. nds 11/12-2012). Selbst<br />
mit der angekündigten Erhöhung um<br />
zwei Millionen Euro werden weiterhin<br />
viele Klassenfahrten auf der Kippe<br />
stehen. „Das Budget für Klassenfahrten<br />
muss mindestens verdoppelt<br />
werden“, fordert <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende<br />
Dorothea Schäfer. hei<br />
Dein Tag für Afrika 2013<br />
DGB-Befragung<br />
Der DGB NRW hat eine Befragung<br />
zum Thema Arbeitsbedingungen an<br />
den Hochschulen in NRW gestartet.<br />
Befragungszeitraum: 6. Februar<br />
bis 12. April 2013. Möglichst viele<br />
Hochschulbeschäftigte sollten eine<br />
Einschätzung ihrer Arbeitsbedingungen<br />
abgeben. Rücksendung der<br />
ausgefüllten Fragebögen bitte per<br />
Post an: DGB NRW, Hochschulen,<br />
Wissenschaft und Forschung, Friedrich-Ebert-Str.<br />
34-38, 40210 Düsseldorf.<br />
Fragebogen zum Download<br />
unter: http://hochschulblog-nrw.<br />
dgb.de/node/571 Se<br />
Aktion Tagwerk ruft SchülerInnen<br />
in diesem Jahr unter dem<br />
Motto „Bewegung beginnt im<br />
Kopf“ wieder zum bundesweiten<br />
Engagement für Afrika auf. Der<br />
Aktionstag am 18. Juni ist Bestandteil<br />
der Kampagne „Dein Tag<br />
für Afrika“. Mitmachen können<br />
SchülerInnen aller Schulformen<br />
und Altersstufen. Sie jobben in<br />
Unternehmen, leisten Hilfsdienste<br />
im Familien- oder Freundeskreis oder veranstalten Aktionen an ihrer<br />
Schule. Mit dem Erlös werden Bildungsprojekte für Kinder und Jugendliche<br />
in Burundi, Ruanda und Südafrika gefördert. Infos und nützliche<br />
Unterrichtsmaterialien gibt es unter www.aktion-tagwerk.de hei
nds 2-2013<br />
7<br />
Die meisten Gipfelziele verfehlt<br />
Die beim Dresdner Bildungsgipfel<br />
2008 beschlossenen Ziele konnten<br />
bis 2012 größtenteils nicht erreicht<br />
werden. Das geht aus einer Expertise<br />
des Bildungsforschers Klaus Klemm<br />
im Auftrag des DGB hervor.<br />
Besonders der Krippenausbau laufe<br />
schleppend. Für die U3-Betreuung<br />
fehlten in Deutschland 2013 noch<br />
143.000 Plätze. Das liege größtenteils<br />
am Personal: In Kindertageseinrichtungen<br />
und in der Kindertagespflege<br />
fehlen bis zu 29.000 ErzieherInnen.<br />
Ähnlich problematisch ist nach der Klemm-Bilanz die Zahl junger<br />
Menschen ohne Schulabschluss. Zwar sank die Quote von 2008 bis<br />
2011 um 1,2 Prozentpunkte, viel versprechende Maßnahmen seien<br />
bislang jedoch nicht zu erkennen. Zudem erreicht mehr als die Hälfte<br />
der Förderschulabgänger keinen Hauptschulabschluss.<br />
Über 1,5 Millionen Menschen zwischen 20 und 30 Jahren waren<br />
2011 in Deutschland noch ohne abgeschlossene Berufsausbildung.<br />
Aktuell liege die Quote bei 17,2 Prozent – angepeilt hatte der Bildungsgipfel<br />
8,5 Prozent.<br />
Die in Anspruch genommenen Weiterbildungsmaßnahmen seien mit<br />
Minus 2 Prozent sogar rückläufig. Nach einer repräsentativen Erhebung<br />
des „Adult Education Survey“ (AES) nahmen im Jahr 2010 nur 42 Prozent<br />
der 19- bis 65-jährigen Deutschen an Weiterbildungsmaßnahmen<br />
teil. Angestrebt waren 50 Prozent.<br />
Das beste Ergebnis verzeichneten die Hochschulen: Mit 518.000<br />
StudienanfängerInnen im Jahr 2011 konnte das Ziel des Bildungsgipfels<br />
übertroffen werden. Bei den Bildungsausgaben wurde mit über<br />
234 Milliarden Euro (9,5 Prozent) vom Bruttoinlandsprodukt das Ziel<br />
von zehn Prozent annähernd erreicht.<br />
en<br />
Lobbyismus in Schulen beenden<br />
<strong>GEW</strong> und DGB üben scharfe Kritik an der wachsenden Einflussnahme<br />
von Wirtschaftsunternehmen auf Schule und Unterricht. In einem<br />
Schreiben an die Kultusministerkonferenz sowie in ihrem gemeinsamen<br />
Positionspapier „Wirtschaft in der Schule – Was sollen unsere Kinder<br />
lernen?“ fordern sie eine sozioökonomische Bildung an allgemeinbildenden<br />
Schulen, die die verschiedenen Bezugsdisziplinen miteinander<br />
verzahnt. Ökonomische Fragestellungen müssen im Zusammenhang<br />
mit gesellschaftlichen, politischen oder ökologischen Faktoren behandelt<br />
werden. Nach einer Studie der Universität Augsburg richten sich<br />
etwa eine Millionen kostenfreie Lehrmaterialien von Wirtschaftsunternehmen<br />
an Schulen und Lehrkräfte. Der einseitige Werbecharakter sei<br />
dabei deutlich zu erkennen. Auch die Forderung nach Einrichtung eines<br />
eigenen Fachs „Wirtschaft“ (z. B. in der Realschule) sei das Resultat<br />
einer gut vernetzten Einflussnahme auf den Schulunterricht. en<br />
Mehr Studierende ohne Abitur<br />
Unternehmen und Gewerkschaften haben immer wieder die Öffnung<br />
der Unis für Meister und andere beruflich Qualifizierte gefordert.<br />
Nun steigen die Zahlen allmählich an – und NRW liegt ganz vorn. Mit<br />
4,7 Prozent beruflich qualifizierter StudienanfängerInnen habe NRW<br />
seine Spitzenposition in dem Bereich ausgebaut, stellte das Centrum<br />
für Hochschulentwicklung (CHE) fest. Insgesamt ist die Zahl der StudienanfängerInnen<br />
ohne Abitur und Fachhochschulreife in Deutschland<br />
auf 12.000 gestiegen. Im Vorjahr waren es 2.000 weniger. Infolge des<br />
Bildungsgipfels von Bund und Ländern hatte die Kultusministerkonferenz<br />
den Hochschulzugang für Meister und beruflich Qualifizierte ohne<br />
Abitur wesentlich erleichtert. Im Vergleich zu anderen Ländern ist der<br />
Anteil der Studienanfänger ohne Abitur in Deutschland immer noch<br />
gering. www.studieren-ohne-abitur.de<br />
hei<br />
NRW kürzt<br />
Auf die Förderprogramme in<br />
NRW kommen mit dem Landeshaushalt<br />
2013 Kürzungen in<br />
Millionenhöhe zu. Jährlich sollen<br />
152 Millionen Euro eingespart<br />
werden – auch in Wissenschaft,<br />
Kultur, Kinder- und Jugendhilfe.<br />
12,2 Millionen Euro sind es allein<br />
im Kulturbereich: Das bedeutet<br />
weniger Geld für Bibliotheken, für<br />
Kunst, Theater und Film. In der<br />
Kinder- und Jugendhilfe stehen<br />
den Kommunen künftig fast neun<br />
Millionen Euro weniger für Investitionen<br />
in Kitas zur Verfügung.<br />
Das Arbeits- und Sozialressort soll<br />
auf Fördermittel in Höhe von 13<br />
Millionen Euro verzichten. hei<br />
DGB warnt<br />
„Die wirtschaftliche und soziale<br />
Lage erlaubt keine radikale Senkung<br />
der Nettoneuverschuldung“,<br />
kommentiert Andreas Meyer-<br />
Lauber, Vorsitzender des DGB<br />
NRW, den Haushaltsentwurf der<br />
Landesregierung für 2013. „Armut<br />
und soziale Spaltung nehmen<br />
sprunghaft zu und auch der NRW-<br />
Arbeitsmarkt bietet keinen Anlass<br />
zur Entwarnung.“ Hinzu komme<br />
die dramatische finanzielle Situation<br />
vieler Städte und Gemeinden.<br />
Wenn die Schuldenbremse<br />
ab 2020 eingehalten werden soll,<br />
führt kein Weg an höheren Einnahmen<br />
durch ein gerechtes Steuersystem<br />
vorbei.<br />
hei<br />
Bonner Jugendfilmfestival<br />
Am 27. Juni 2013 ist es wieder soweit: Zum siebten Mal findet das Bonner<br />
Jugendfilmfestival statt – unter anderem unterstützt durch die <strong>GEW</strong><br />
NRW. Schülergruppen aus Bonn, Köln und dem Rhein-Sieg-Kreis können<br />
bis zum 20. Juni ihre kreativen Kurzfilme einreichen. Die Filme müssen zwischen<br />
2011 und 2013 entstanden und dürfen maximal 15 Minuten lang<br />
sein. Die besten Filme werden mit tollen Geld- und Sachpreisen ausgezeichnet.<br />
Alle Infos: www.bonner-jugendfilmfestival.de<br />
hei
8<br />
bildung<br />
Der Inklusionsprozess in NRW<br />
Sind die Schulen wirklich auf einem guten Weg?<br />
Das Statistische Landesamt IT.NRW gibt als aktuelle Meldung in diesen Tagen heraus,<br />
dass sich der Anteil der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die<br />
in allgemeinen Schulen unterrichtet werden, in den letzten fünf Jahren in NRW<br />
von 10,27 auf 19,28 Prozent fast verdoppelt hat. In Westfalen stieg der Anteil<br />
im gleichen Zeitraum um mehr als 10 Prozent. Bei einer annähernd konstanten<br />
Zahl der förderbedürftigen Schülerinnen und Schüler landesweit (ca. 117.000) ist<br />
der Schüleranteil in den Förderschulen in NRW von 89,73 auf 80,72 Prozent gesunken.<br />
Spiegeln diese Zahlen nicht doch einen Erfolg auf dem Weg zur Inklusion<br />
wider? Hat Schulministerin Sylvia Löhrmann Recht, wenn sie in der Landespressekonferenz<br />
am 22. Januar 2013 darauf hingewiesen hat, dass das Land auf dem<br />
Weg zu einem inklusiven Schulsystem spürbar vorankomme?<br />
Eine ehrliche Bilanz müsste aus Sicht der<br />
<strong>GEW</strong> gleichzeitig auch benennen:<br />
u wie die Kinder mit sonderpädagogischem<br />
Förderbedarf in der allgemeinen Schule<br />
gefördert werden;<br />
u wie zufrieden die Kinder mit ihrer Situation<br />
sind;<br />
u welche Unterstützung die Lehrkräfte der<br />
allgemeinen Schulen und der Förderschulen<br />
vor Beginn des Prozesses und begleitend<br />
erhalten;<br />
u wie sich der Arbeitsplatz für die Förderschullehrkräfte<br />
verändert hat;<br />
u ob Rahmenbedingungen, die in den letzten<br />
Jahren durch einen langsamen Anstieg der<br />
„Inklusionsquoten“ und andere Vorgaben<br />
noch realisiert werden konnten, in Zukunft<br />
in gleicher Weise möglich sind.<br />
Einige Beispiele mögen diesen schwierigen<br />
Prozess, der leider nicht klug, transparent und<br />
gesteuert verläuft und nur durch das hohe<br />
Engagement der Kolleginnen und Kollegen in<br />
den Schulen möglich ist, beleuchten.<br />
Beispiel Grundschule<br />
In eine Grundschulklasse wird ein Schüler<br />
mit sonderpädagogischem Förderbedarf eingeschult.<br />
Für diesen Schüler kommt eine Sonderpädagogin<br />
oder ein Sonderpädagoge für zwei<br />
Stunden (!) pro Woche in die Klasse, in der<br />
übrigen Unterrichtszeit muss die Grundschullehrkraft<br />
die Förderung allein stemmen. Diese<br />
Einzelintegration soll zwar möglichst vermieden<br />
werden, ist in der Realität aber stark verbreitet.<br />
Gleichzeitig bedeutet das für die Kollegin aus<br />
der Förderschule, dass sie nicht mehr nur an<br />
einer Schule tätig ist, sondern an mehreren<br />
Schulen eingesetzt ist. Sie fühlt sich inzwischen<br />
als Reiselehrerin, die keine Anbindung an ein<br />
Kollegium mehr hat und keine Zeit für die<br />
notwendige Beratung mit anderen Förderschullehrkräften<br />
oder mit den RegelschullehrerInnen.<br />
Andere Grundschulen müssen bei der erstmaligen<br />
Aufnahme von Kindern mit sonderpädagogischem<br />
Förderbedarf völlig ohne sonderpädagogische<br />
Unterstützung auskommen,<br />
weil die ausgeschriebenen Stellen nicht besetzt<br />
werden können.
nds 2-2013<br />
9<br />
Beispiel Gesamtschule<br />
Die Schule hatte sich nach Diskussion im<br />
Kollegium und in der Schulkonferenz dafür<br />
ausgesprochen, zum nächsten Schuljahr eine<br />
neue integrative Lerngruppe einzurichten. Die<br />
Klasse sollte fünf Kinder mit sonderpädagogischem<br />
Förderbedarf aufnehmen, und es<br />
sollten insgesamt nur 23 Kinder in diese<br />
Klasse eingeschult werden. Wegen des Anmeldeüberhangs<br />
der Schule hieß es kurz vor den<br />
Sommerferien, dass die Schule sieben Förderkinder<br />
aufnehmen und die Klassengröße auf<br />
28 Kinder angehoben werden müsse. Eine<br />
Fortbildung für die Kolleginnen und Kollegen<br />
des Klassenteams hatte bis zum Beginn des<br />
neuen Schuljahres nicht stattgefunden.<br />
<strong>GEW</strong>: Es besteht die Gefahr, dass die Politik<br />
das „Projekt Inklusion“ vor die Wand<br />
fährt. Gute materielle, räumliche und<br />
personelle Bedingungen sind die Voraussetzung.<br />
Inklusion kann nur gelingen, bei<br />
umfassender Fortbildung der Kollegien,<br />
bei mehr Sonderpädagoginnen und -pädagogen<br />
sowie einer möglichst durchgehenden<br />
Doppelbesetzung im Unterricht.<br />
Dafür setzen wir uns ein!<br />
Herausforderungen und Grenzen<br />
Anfang Februar zeigte das WDR-Fernsehen<br />
einen Film unter dem Titel „die story: Lesen,<br />
schreiben, stören.“ Drei Kinder mit sonderpädagogischem<br />
Förderbedarf, die nach der<br />
Grundschule in eine weiterführende allgemeine<br />
Schule eingeschult worden sind, wurden<br />
über mehrere Monate begleitet.<br />
Der Film belegt sehr eindrucksvoll, wie groß<br />
das Engagement der beteiligten Schulen ist,<br />
welche Herausforderungen alle zu meistern<br />
haben und wo die Grenzen liegen. Deutlich<br />
wurde, dass wir neben den Forderungen nach<br />
kleineren Klassen, einer sinnvollen Doppelbesetzung,<br />
einer vorlaufenden Fortbildung sowie<br />
der räumlichen und sächlichen Ausstattung<br />
p 'Ve us<br />
www.nds.gew-nrw.de<br />
Qualität hat ihren Preis: Gemeinsamer<br />
Appell der kommunalen Spitzenverbände<br />
und der Lehrerverbände zu den unzureichenden<br />
Finanzmitteln für Inklusion<br />
<strong>GEW</strong> NRW: Offener Brief an<br />
Schulministerin Löhrmann<br />
<strong>GEW</strong>-Infos zu Inkusion<br />
Förderschüler und Inklusionsklassen<br />
Förderschüler in Inklusionsklassen<br />
2006/2007 2010/2011 2011/2012<br />
NRW 11.765 (10,27 %) 18.916 (16,14 %) 22.584 (19,28 %)<br />
Westfalen 4.771 (8,45 %) 8.486 (14,77 %) 10.614 (18,50 %)<br />
Förderschüler in Förderschulen<br />
2006/2007 2010/2011 2011/2012<br />
NRW 102.814 (89,73 %) 98.290 (83,86 %) 94.532 (80,72 %)<br />
Westfalen 51.718 (91,55 %) 48.964 (85,23 %) 46.816 (81,50 %)<br />
Förderschüler gesamt<br />
2006/2007 2010/2011 2011/2012<br />
NRW 114.579 117.206 117.116<br />
Westfalen 56.489 57.450 57.430<br />
Quelle: Statistische Landesamt IT.NRW (11. Februar 2013), online:: http://www.lwl.org/LWL/Der_LWL/<br />
Westfalen-heute/statistiken/<br />
auch mehr Zeit für die Beratung und den<br />
fachlichen Austausch untereinander brauchen.<br />
Das gilt nicht nur für die Zeiten, in<br />
denen sonderpädagogische Fachkräfte in den<br />
allgemeinen Schulen zur Verfügung stehen,<br />
sondern auch für Gespräche innerhalb des<br />
Klassenteams und zwischen Förderschullehrkraft<br />
und Regelschullehrkräften.<br />
Das Problem der „Inklusion in einer Gesellschaft<br />
der Exklusion“ wurde bereits in der<br />
Septemberausgabe der nds (9-2012) sehr<br />
eindrücklich von der Kollegin Uschi Nienhaus-<br />
Böhm angesprochen. Lehrkräfte müssen selektiv<br />
handeln, sollen aber inklusiv denken. Sie<br />
sollen alle Kinder gleichermaßen individuell<br />
fördern und jedem Kind gerecht werden.<br />
Sie sollen dabei die Lehrpläne erfüllen, die<br />
Vorbereitungen auf Lernstandserhebungen<br />
und Schulabschlüsse leisten und all das tun,<br />
was schon immer zum LehrerInnenberuf dazu<br />
gehörte. Viele Lehrkräfte fühlen sich mit<br />
dieser Aufgabe überfordert – da hilft es<br />
auch nicht, darauf hinzuweisen, dass ein<br />
Paradigmenwechsel pro Inklusion nur mit<br />
einer Einstellungs- und Verhaltensänderung<br />
aller Lehrkräfte gelingen kann. Das ist richtig,<br />
schiebt aber gleichzeitig die Verantwortung<br />
für das Gelingen des Inklusionsprozesses auf<br />
den Einzelnen ab.<br />
Zur Transparenz des Prozesses hatte die<br />
<strong>GEW</strong> frühzeitig die Einrichtung eines Inklusionsbeirats<br />
beim Schulministerium (MSW)<br />
eingefordert. Im Dezember hat sich beim Ministerium<br />
für Arbeit, Integration und Soziales,<br />
das die Federführung für den Aktionsplan der<br />
Landesregierung „Eine Gesellschaft für alle –<br />
NRW inklusiv“ hat, ein „Inklusionsbeirat NRW“<br />
konstituiert. Im Rahmen dieses Inklusionsbeirats<br />
sollen vier Fachbeiräte gebildet werden,<br />
die diesem Inklusionsbeirat zu bestimmten<br />
Themenfeldern zuarbeiten sollen. Für den<br />
Fachbeirat „Schule und Bildung“ (Geschäftsführung<br />
MSW) gibt es bisher keinen Termin<br />
für eine Konstituierung – offensichtlich ist es<br />
ein Problem, aus dem großen „Gesprächskreis<br />
Inklusion“ mit mehr als 100 Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern einen arbeitsfähigen Fachbeirat<br />
zu machen.<br />
In den Medien wird berichtet, der ganze Prozess<br />
sei jetzt um ein Jahr verschoben, nachdem<br />
der Gesetzentwurf im Dezember nicht in den<br />
Landtag eingebracht worden ist. Wir stellen<br />
fest: An dem sich ständig beschleunigenden<br />
Prozess – den man auch als „Wildwuchs“<br />
bezeichnen könnte – hat sich gar nichts geändert.<br />
Der uns bekannte Referentenentwurf<br />
soll mit Änderungen im März oder im April<br />
in den Landtag eingebracht werden. Zugesagt<br />
ist auch, dass es zum Gesetzentwurf ein<br />
sogenanntes Kostenblatt geben wird, in dem<br />
ein Gesamtbudget benannt ist. Die Fragen zur<br />
neuen Steuerung der Ressourcen bzw. zur Bewirtschaftung<br />
von zusätzlichen Stellen bleiben<br />
allerdings weiter offen. Dorothea Schäfer<br />
Dorothea Schäfer<br />
<strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende NRW
10 Bildung<br />
<strong>GEW</strong> NRW unterstützt Schulprojekt für bessere Bildungschancen<br />
SALTO – Wir lernen anders!<br />
Emre, Hatice und Kai, drei Kinder aus der siebten Klasse, die eines verbindet:<br />
Über ihre Zukunft entscheidet die Herkunft. Weil sie aus einem bildungsfernen<br />
Milieu stammen, sah es damit düster aus – bislang. Drei Gesamtschulen im Emscher-Raum<br />
wollen ihnen durch eine NRW-weit bisher einmalige Kooperation<br />
den „SALTO-Sprung“ aus der Bildungsarmut ermöglichen. Die <strong>GEW</strong> unterstützt<br />
das spezielle Fortbildungsangebot für die Lehrkräfte dieser Projektschulen.<br />
v.l.: Sven Sörensen (Gesamtschule Gelsenkirchen-Ueckendorf), Felicitas Veitschegger (Janusz-Korczak-Gesamtschule<br />
Bottrop), Melanie Vietz (Rosa-Parks-Gesamtschule Herten), Ingrid Kaiser und Annemarie von der Groeben (Moderatrinnen)<br />
Foto: WAZ FotoPool, Thomas Schmidtke<br />
„Das Projekt SALTO zeigt uns in vorbildlicher<br />
Weise konkrete Schritte zur Verbesserung der<br />
Bildungsgerechtigkeit“, erläutert Dorothea<br />
Schäfer, Landesvorsitzende der <strong>GEW</strong> NRW das<br />
gewerkschaftliche Engagement. „Die Schaffung<br />
von mehr Bildungsgerechtigkeit ist für<br />
uns seit je her grundlegend. Dass die Bezirksregierung<br />
Münster das Projekt, das eine<br />
Laufzeit von drei Jahren hat, mit zusätzlichen<br />
Ressourcen ausstattet, ist für die <strong>GEW</strong> der<br />
richtige Schritt.“<br />
„Die Mittel, die wir zur Verfügung stellen,<br />
wären nichts ohne das sichtbare Engagement<br />
p 'Ve us www.nds.gew-nrw.de<br />
Janusz-Korczak-Gesamtschule in Bottrop<br />
Rosa-Parks-Gesamtschule in Herten<br />
Gesamtschule Gelsenkirchen-Ückendorf<br />
Tobias Mühlenschulte, derwesten.de:<br />
Lernen, um zu lehren (19.11.2012)<br />
der beteiligten Schulen“, sagt Christian Ladleif,<br />
zuständiger Dezernent und Mitinitiator<br />
des Projekts. Sollte das SALTO-Projekt, wie es<br />
sich bereits abzuzeichnen scheint, erfolgreich<br />
sein, könnten andere Schulen im Bezirk davon<br />
profitieren. Neben der <strong>GEW</strong> kooperiert das<br />
Projekt auch mit der Ruhr-Universität Bochum,<br />
Institut für Erziehungswissenschaften<br />
unter Leitung von Prof. Gabriele Bellenberg.<br />
Soziale Lage entscheidet über<br />
Bildungserfolge<br />
Die Beziehung zwischen sozialer Lage, sozialen<br />
Chancen und Bildungserfolg spitzt sich<br />
immer mehr zu. In dem jüngst erschienenen Bildungsbericht<br />
Ruhr kommen Wissenschaftler zu<br />
dem Ergebnis, dass rund ein Drittel aller Schulneulinge<br />
besonders gefördert werden müsste.<br />
Vielen mangelt es an Sprachkompetenz. Kommen<br />
sie aus gebildeten Elternhäusern, betrifft<br />
dies nur acht Prozent der Kinder. Stammen sie<br />
jedoch aus Familien mit geringer Bildung, haben<br />
42 Prozent der Kinder Sprachprobleme.<br />
Lehrkräfte drücken die Schulbank<br />
Aus diesem Grund haben sich die Janusz-<br />
Korczak-Gesamtschule in Bottrop, die Rosa-<br />
Parks-Gesamtschule in Herten und die Gesamtschule<br />
Gelsenkirchen-Ückendorf (GSÜ)<br />
zusammengetan. Seit dem Schuljahr 2012/13<br />
drücken ihre LehrerInnen selbst wieder die<br />
Schulbank. Wie kann der Unterricht so gestaltet<br />
werden, dass jede/r Schüler/in die<br />
Aufmerksamkeit bekommt, die nötig ist? Wie<br />
können sozial benachteiligte SchülerInnen<br />
gezielt und individuell gefördert und gleichzeitig<br />
leistungsstarke SchülerInnen gefordert<br />
werden? Das wollen sie in den für sie speziell<br />
entwickelten Fortbildungsseminaren lernen.<br />
Den Lernstoff vermitteln die ehemaligen<br />
didaktischen Leiterinnen der Laborschule Bielefeld,<br />
Annemarie von der Groeben, und der<br />
Helene-Lange-Schule Wiesbaden, Ingrid Kaiser.<br />
Beide Schulen wurden für ihre gute vorbildliche<br />
pädagogische Arbeit mit dem Deutschen<br />
Schulpreis ausgezeichnet.<br />
Über die Seminararbeit hinaus tauschen sich<br />
die LehrerInnen anschließend innerhalb jeder<br />
einzelnen Schule wie auch schulübergreifend<br />
über die praktische Umsetzung aus. „Wir wollen<br />
den Unterricht so verändern, dass jede<br />
Schülerin/jeder Schüler nach dem individuellen<br />
Tempo und den eigenen Bedürfnissen lernen<br />
kann. So können auch Schülerinnen und Schüler<br />
mit vermeintlichen Defiziten gute Abschlüsse<br />
erzielen“, sagt Schulleiter Ludger Müller von der<br />
Rosa-Parks-Gesamtschule. „Wir können hoch<br />
qualifizierte Fortbildungen in einem Ausmaß<br />
und einer Intensität wahrnehmen, wie es sonst<br />
nicht möglich wäre“, freuen sich auch Felicitas<br />
Veitschegger und Sven Sörensen, didaktische<br />
LeiterInnen in Bottrop bzw. Gelsenkirchen.<br />
Zentrales Ziel des Projekt ist, die Anzahl<br />
und die Qualität der Abschlüsse der Schülerinnen<br />
und Schüler deutlich zu erhöhen.<br />
<br />
Ilse Führer-Lehner<br />
Dr. Ilse Führer-Lehner<br />
Referentin Bildungs- und<br />
Frauenpolitik <strong>GEW</strong> NRW
nds 2-2013<br />
11<br />
Fußball-Projekt „Mädchen mittendrin“<br />
Mehr Chancen für Mädchen<br />
Auf die Frage, was sie an der Mädchenfußball-AG besonders mag, antwortet die<br />
17-jährige Leiterin Johanna: „Mir gefällt besonders gut, dass das hier ganz verschiedene<br />
Kinder sind, also verschiedenes Alter, verschiedene Nationalitäten.<br />
Dennoch wirkt es immer, als würden sie gar nicht richtig merken, dass sie so<br />
verschieden sind. Sie spielen halt so, als wären sie alle gleich und das finde<br />
ich gut.“<br />
Johanna und ihre Freundin Jagdip gehen<br />
noch zur Schule und sind Fußballerinnen beim<br />
TuS Eintracht Bielefeld. Seit zwei Jahren leiten<br />
sie eigenständig die Mädchenfußball-AG an der<br />
Osning-Schule in Bielefeld. Einmal in der Woche<br />
finden sich bis zu 20 Dritt- und Viertklässlerinnen<br />
in der Turnhalle zusammen, um gemeinsam<br />
Fußball zu spielen. Die Osning-Schule ist<br />
eine von drei Grundschulen in Bielefeld, die an<br />
dem Projekt „Mädchen mittendrin“ teilnimmt.<br />
Das gute Gefühl von Zugehörigkeit<br />
Das Projekt des Instituts Integration durch<br />
Sport und Bildung der Carl-von-Ossietzky-<br />
Universität und des Instituts für Sport- und<br />
Bewegungswissenschaften der Universität<br />
Duisburg-Essen wird vom Ministerium für<br />
Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport<br />
gefördert. Seit 2009 wird es in NRW an zwölf<br />
Standorten erfolgreich durchgeführt und seit<br />
2012 an acht weiteren Standorten ausgebaut.<br />
Von Herford über Bottrop bis Siegen wird auf<br />
Mädchenfußball gesetzt – also genau dort,<br />
wo es besonders vonnöten ist.<br />
In Bielefeld wurde der Stadtteil Sieker ausgewählt,<br />
der zum „Bund-Länder-Programm<br />
Soziale Stadt“ gehört. Dort leben viele Menschen,<br />
die sozial benachteiligt sind und kaum<br />
Möglichkeiten haben, an kulturellen oder sonstigen<br />
attraktiven Angeboten teilzunehmen. Der<br />
Sport bietet jedoch vielfältige Chancen.<br />
Er eröffnet Potenziale für eine gelingende<br />
körperliche und motorische (Weiter-)Entwicklung.<br />
Anderseits sind daran auch Hoffnungen<br />
auf Fortschritte bei sozialen Lernprozessen<br />
p us<br />
www.nds.gew-nrw.de<br />
Fußball-Projekt „Mädchen mittendrin“:<br />
Infos zum Projekt sowie zu den<br />
teilnehmenden Städten und Schulen<br />
DFB-Mitglieder-Statistik 2000<br />
DFB-Mitglieder-Statisik 2012<br />
„Mädchen mittendrin“ spricht Kinder mit niedrigem<br />
Sozialstatus und Migrationshintergrund besonders an<br />
und nutzt das steigende Interesse der Mädchen an<br />
Sport und Spiel. Foto: Uni DUE<br />
und persönlichen Kompetenzerfahrungen geknüpft.<br />
Im sportlichen und sozialen Miteinander<br />
können Kinder selbstbewusst handeln,<br />
sich zugehörig fühlen, ihr Selbstwertgefühl<br />
stabilisieren und sie lernen, mit Erfolgen und<br />
Misserfolgen umzugehen. Soziale Anerkennung<br />
gibt jedem einzelnen Kind das gute Gefühl von<br />
Zugehörigkeit. Der individuelle Umgang mit<br />
Leistung und Erfolg, mit Mängeln und Grenzen,<br />
kann in gesicherter Gemeinschaft erprobt werden<br />
(Schmidt 2008, S. 382).<br />
Das Projekt spricht insbesondere Kinder an, die<br />
im Sportverein unterrepräsentiert und auch sonst<br />
eher selten sportlich aktiv sind. Es fällt auf, dass<br />
vor allem Mädchen mit niedrigem Sozialstatus<br />
und Migrationshintergrund die größten Aktivitätsdefizite<br />
aufweisen. Während Mädchen mit<br />
niedrigem Sozialstatus zu 40,2 Prozent weniger<br />
als einmal in der Woche sportlich aktiv sind, sind<br />
es nur 12,1 Prozent der Mädchen mit hohem<br />
Sozialstatus. Fast die Hälfte der Mädchen mit Migrationshintergrund<br />
(48,3 Prozent) ist seltener als<br />
einmal wöchentlich sportlich aktiv (Lampert et al.<br />
2007, S. 636 ff.). „Mädchen mittendrin“ erreicht<br />
genau diese Mädchen und nutzt ihr steigendes<br />
Interesse an Sport und Spiel, hier am Fußball.<br />
Die Mitgliederzahlen des Deutschen Fußballbundes<br />
zeigen in den letzten zwölf Jahren<br />
einen Anstieg um 64 Prozent bei den fußballspielenden<br />
Mädchen bis 16 Jahren (DFB<br />
2000, S. 2; DFB 2012, S. 2). Um den Mädchen<br />
einen Zugang zum Sport zu ermöglichen und<br />
ihnen den Weg in den Sportverein zu erleichtern,<br />
wurden vier Bausteine entwickelt:<br />
1. Die Mädchen Fußball-AG<br />
Arbeitsgemeinschaften an Grundschulen<br />
bieten den Schülerinnen den idealen Einstieg<br />
in den Mädchenfußball. In ihrem unmittelbaren<br />
Sozialraum und in einer vertrauten<br />
Gruppe können die Mädchen erste Erfahrungen<br />
sammeln.<br />
2. Die Fußballassistentinnen-Ausbildung<br />
Interessierte jugendliche Schülerinnen werden<br />
in dreitägigen Kursen zu Fußballassistentinnen<br />
ausgebildet und in pädagogischen und<br />
fußballerischen Themenbereichen geschult. Eigene<br />
praktische Erfahrungen gehören ebenso<br />
dazu wie eine selbst geleitete Übungsstunde<br />
mit GrundschülerInnen. Die Jugendlichen sammeln<br />
so wertvolle Erfahrungen im Umgang mit<br />
Kindergruppen.<br />
3. Turniere<br />
Fußballturniere bieten einen großen Anreiz<br />
und die Gelegenheit, das Gelernte im Wettkampf<br />
umzusetzen. Die Mädchen finden sich<br />
im Team zusammen und spielen gegen andere<br />
Grundschulen. So z. B. auch beim <strong>GEW</strong>-Turnier<br />
im Sommer 2011 auf dem Gelände des Instituts<br />
für Sport- und Bewegungswissenschaften der<br />
Universität Duisburg-Essen, an dem 130 Mädchen<br />
aus zwölf NRW-Grundschulen teilnahmen.<br />
4. Fußball-Camps<br />
Camps ermöglichen es, Gemeinschaft zu<br />
erleben und füreinander Verantwortung zutragen.<br />
Die Mädchen spielen miteinander<br />
Fußball und erleben darüber hinaus ein vielfältiges<br />
Rahmenprogramm.
12 bildung<br />
Die Bausteine werden in enger Kooperation<br />
mit einem schulnahen Fußballverein realisiert.<br />
Turniere werden auf dem Vereinsgelände gespielt,<br />
Fußballassistentinnen helfen bei Organisation<br />
und Durchführung und unterstützen die<br />
AG-Leitung. Diese kann den Mädchen Freude<br />
an der Bewegung, am Fußball vermitteln und zur<br />
regelmäßigen Sport(vereins)teilhabe motivieren.<br />
Unsere Erfahrungen zeigen, dass mit dem<br />
Projekt besonders Mädchen mit Migrationshintergrund<br />
erreicht werden, die nicht in einem<br />
Sportverein angemeldet sind. Der durchschnittliche<br />
Anteil dieser Mädchen liegt in den<br />
Mädchenfußball-AGs bei 73,9 Prozent und<br />
damit oberhalb des schulischen Durchschnitts<br />
von 66,2 Prozent. Fast 80 Prozent der AG-<br />
Teilnehmerinnen sind nicht Mitglied in einem<br />
Sportverein. (Gebken und Vosgerau 2012, S.<br />
32, S. 99). Sie trauen sich endlich etwas zu und<br />
erleben Spaß am gemeinsamen Fußballspielen.<br />
Katharina Althoff/Ellen Köttelwesch<br />
Literatur<br />
Gebken, Ulf; Vosgerau, Söhnke (2012):<br />
Soziale Integration von Mädchen durch Fußball<br />
– Evaluationsbericht zum Stand der bundesweiten<br />
Projekt-Implementierung, vorgelegt<br />
am 20.01.2012<br />
Lampert, Thomas; Mensink, Gerd; B. M.;<br />
Romahn, Natalie; Woll, Alexander. (2007):<br />
Körperlichsportliche Aktivität von Kindern<br />
und Jugendlichen in Deutschland. In: Bundesgesundheitsbl.<br />
50 (5-6), S. 634–642.<br />
Schmidt, Werner (2008): Zur Bedeutung<br />
des Sportvereins im Kindesalter. In: Werner<br />
Schmidt und Renate Zimmer (Hrsg.): Zweiter<br />
Deutscher Kinder- und Jugendsportbericht.<br />
Schwerpunkt Kindheit. Schorndorf: Hofmann,<br />
S. 373 - 390.<br />
Katharina Althoff<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
am Institut für Sport- und Bewegungswissenschaften<br />
Universität<br />
Duisburg-Essen, Ansprechpartnerin<br />
für die Regionen Niederrhein<br />
und Mittelrhein, Kontakt:<br />
Katharina.Althoff@uni-due.de<br />
Ellen Köttelwesch<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
am Institut für Sport- und Bewegungswissenschaften<br />
Universität<br />
Duisburg-Essen, Ansprechpartnerin<br />
für die Region Westfalen,<br />
Kontakt: ellen.koettelwesch@<br />
uni-due.de<br />
Schule in Finnland<br />
Ein finnisches Bildungserlebnis<br />
Die Deutsche Schule in Helsinki (DSH) ist Anlaufpunkt für viele deutsche<br />
Bildungsreisende, die oftmals kommen, da hier auch viele Segnungen der finnischen<br />
Bildungsphilosophie umgesetzt worden sind, angefangen vom gemeinsamen<br />
kostenlosen Mittagessen, von der Gesundheitsfürsorge über die Schülerbetreuungsgruppe<br />
bis hin zum kostenlosen und schulinternen Fördersystem<br />
bei Schulschwierigkeiten. In den Gesprächen geht es häufig um die Frage nach<br />
dem Geheimnis der finnischen Methode, die sie zum PISA-Primus macht. Was ist<br />
der Kern des finnischen Bildungserfolges? Was bedeutet es im Alltag, wenn der<br />
Fokus der Bildung nicht auf Selektion ausgerichtet ist, sondern die Bildungseinrichtungen<br />
tatsächlich dem Credo folgen: Kein Kind darf zurückbleiben?<br />
Gemeinsam Essen – Grundlagen schaffen<br />
Jede Einrichtung in Finnland, die sich um<br />
Kinder kümmert, muss nicht nur Räume und<br />
pädagogisches Personal zur Verfügung stellen,<br />
die Kinder haben auch einen Anspruch auf<br />
Verpflegung. Alle Schüler der DSH bekommen<br />
ein kostenloses Mittagessen in unserer Mensa.<br />
Dieses Essen muss nicht die Schule bezahlen,<br />
sie bekommt das Geld von der Stadt Helsinki.<br />
Von klein auf sind die Kinder so gewohnt,<br />
dass sie sich ihr Essen selbstständig am Buffet<br />
holen, gemeinsam mit ihren Klassenameraden<br />
und den Lehrern essen und am Ende Geschirr<br />
und Tablett wieder abgeben. Täglich gibt es<br />
Hinweise, wie die ideale Zusammensetzung<br />
des Essens aussehen sollte. Das gemeinsame<br />
Essen trainiert sinnvolle Ernährungsgewohnheiten<br />
und soziale Fähigkeiten, die die Grundlage<br />
für zufriedenstellenenden Unterricht sind.<br />
Die Gesundheitsfürsorgerin –<br />
Vorsorge, Rat und Verständnis<br />
An jeder Schule arbeitet eine Gesundheitsfürsorgerin.<br />
Sie ist nicht Angestellte der<br />
Schule, sondern der Gemeinde. Sie sorgt<br />
sich um den Gesundheitszustand der SchülerInnen,<br />
führt Reihenuntersuchungen der<br />
Klassen durch, verabreicht Impfungen und ist<br />
Ansprechpartnerin in allen gesundheitlichen<br />
Fragen. Sie darf zudem Atteste schreiben und<br />
Schüler zu Fachärzten und Krankenhäusern<br />
überweisen. Im Schulalltag ist das für Schüler<br />
wie Lehrer eine große Hilfe und Entlastung.<br />
Lernmittelfreiheit –<br />
Investition in die Zukunft<br />
Alle Lernmittel, angefangen von Büchern<br />
über Hefte bis hin zum einzelnen Radiergummi,<br />
sind in den Klassen 1 bis 9 frei. Jedes<br />
Buch, das angeschafft wird, bekommen die<br />
Kinder umsonst in die Hand. Teilweise dürfen<br />
sie die Bücher jedoch nicht behalten, sondern<br />
müssen sie in gutem Zustand am Ende des<br />
Jahres wieder abgeben. Bei Verlust oder Beschädigung<br />
des Buches müssen es die Eltern<br />
des Kindes ersetzen. Die Bestände verwaltet<br />
eine Sekretärin.<br />
Autonomie von Schule –<br />
Vertrauen statt Kontrolle<br />
Das Sozialprestige der LehrerInnen in Finnland<br />
ist sehr hoch. Die Eltern, aber auch die<br />
Behörden vertrauen darauf, dass sie gut ausgebildete<br />
Lehrkräfte haben, die ihr Handwerk<br />
verstehen. Lehrer zu werden ist in Finnland<br />
eine Auszeichnung. Nur zehn Prozent der<br />
BewerberInnen werden zu einem Lehramtsstudium<br />
zugelassen.<br />
Die Schulinspektion, wie sie gerade in<br />
Deutschland wieder verstärkt eingeführt wird,<br />
ist in Finnland bereits 1995 abgeschafft worden.<br />
Das heißt nicht, dass jede Schule unkontrolliert<br />
vor sich hin werkeln darf. Den Schulen<br />
wird ein vielfältiges Evaluationsinstrumentarium<br />
zur Verfügung gestellt, mit dem sie selber<br />
feststellen können, an welcher Stelle Entwicklungsbedarf<br />
vorliegt. Beispielsweise wird an der<br />
DS Helsinki jedes Jahr die STAKES-Befragung<br />
in dem 8. und 9. Jahrgang vorgenommen,<br />
die vom Sozial- und Gesundheitsministerium<br />
durchgeführt wird. Die eigenen und die Vergleichswerte<br />
der Schulen in Helsinki werden<br />
der DSH zur Verfügung gestellt. Mit Hilfe<br />
der Umfrage erwirbt die Schule umfassende<br />
Kenntnisse über das Leben und Fühlen der<br />
SchülerInnen in und außerhalb der Schule.<br />
Abgefragt werden Ernährungsgewohnheiten,<br />
Erfahrungen mit Drogen und Suchtmitteln,
nds 2-2013<br />
13<br />
Das gemeinsame Essen trainiert sinnvolle Ernährungsgewohnheiten<br />
und soziale Fähigkeiten, die die<br />
Grundlage für zufriedenstellenenden Unterricht sind.<br />
Foto: DS Helsinki/Rainer Devantié<br />
Zufriedenheit mit Elternhaus und Schule, Stress<br />
mit Hausaufgaben. Entwicklungsschwerpunkte<br />
und Erfordernisse können auf der Grundlage<br />
der Untersuchung gemeinsam mit SchülerInnen,<br />
Eltern und LehrerInnen diskutiert und<br />
Veränderungen eingeleitet werden.<br />
Zur Autonomie gehört auch, dass die Schule<br />
ihr Personal selber aussuchen und einstellen<br />
kann. Dies ist zwar viel Arbeit, sorgt aber<br />
auf lange Sicht für mehr Zufriedenheit.<br />
p 'Ve us<br />
www.nds.gew-nrw.de<br />
Deutsche Schule in Helsinki:<br />
aktuelle Nachrichten und<br />
Hintergrundinfos<br />
Gemeinsam lernen – gemeinsam lehren<br />
Bereits Anfang der 70-er Jahre ist die grundbildende<br />
Gemeinschaftsschule in Finnland eingeführt<br />
worden. Das heißt, alle Kinder gehen<br />
gemeinsam in eine Schule bis einschließlich<br />
zur neunten Klasse. Innerhalb der Klassen sind<br />
die Niveaukurse ebenfalls abgeschafft worden.<br />
Diese bewusste Entscheidung für das Lernen in<br />
heterogenen Gruppen hat für das Lehren und<br />
Lernen erhebliche Konsequenzen. Deshalb gibt<br />
es ein System des Stützens und Helfens.<br />
An der DSH unterstützt die Schülerberatungsgruppe,<br />
bestehend aus der Grundschulleiterin,<br />
der finnischen Schulleiterin, der Psychologin,<br />
den beiden Sonderpädagogen sowie der Sozialarbeiterin<br />
und bei Bedarf der Gesundheitsfürsorgerin<br />
die LehrerInnen. Regelmäßig werden<br />
die Klassenleitungen eingeladen, mögliche Probleme<br />
besprochen und gemeinsame Strategien<br />
entwickelt. Auch die SchülerInnen können jederzeit<br />
mit den Sozialarbeitern, der Psychologin<br />
und der Gesundheitsfürsorgerin sprechen, da sie<br />
ganztägig an der Schule arbeiten.<br />
Praktisch bedeutet das: Ich unterrichtete in<br />
einer dritten Klasse Deutsch für Anfänger. Ich<br />
hatte eine Schülerin, bei der ich unsicher war,<br />
ob sie vielleicht Legasthenikerin sein könnte.<br />
Also bat ich die Sonderpädagogin mit sprachheilpädagogischer<br />
Ausbildung um Hilfe. Sie<br />
testete die Schülerin und stellte fest, dass<br />
sie keine Legasthenikerin sei, aber fehlende<br />
Kenntnisse im Schriftspracherwerb nachzuholen<br />
habe. Dafür entwickelte sie ein Programm<br />
und arbeitete zwei Mal in der Woche parallel zu<br />
meinem Deutschunterricht mit dem Kind, bis es<br />
dieses Defizit aufgeholt hatte.<br />
So werden Probleme innerhalb des Schulhauses<br />
gelöst. Die SchülerInnen selber erleben<br />
sich dabei oft nicht als defizitär oder problematisch,<br />
da die gesamte Unterstützungsmaßnahme<br />
im Rahmen der Klasse und des normalen<br />
Unterrichtes bleibt.<br />
Zu diesem umfassenden Stützsystem gehören<br />
auch die KlassenassistentInnen. In verschiedenen<br />
Grundschulklassen arbeiten Assistenten,<br />
die zusätzlich zur Lehrkraft in der Klasse sind und<br />
mit einzelnen SchülerInnen auf Anweisung der<br />
LehrerInnen, vertiefende Übungen machen oder<br />
auch mit Kleingruppen zugewiesene Aufgaben<br />
erledigen. Dies fordert vom Lehrer zunächst ein<br />
größeres Engagement, aber nach einiger Zeit ist<br />
das gemeinsame Arbeiten eingespielt und der<br />
Lehrer wird deutlich entlastet.<br />
Stützunterricht – Aufgabe der Schule<br />
Sollte eine Schülerin/ein Schüler trotz der<br />
verschiedenen Maßnahmen noch individuellen<br />
Stützunterricht benötigen, wird dieser von der<br />
Schule organisiert. Es gibt eine Lehrerin, die<br />
diesen Unterricht koordiniert. Sie hat einen<br />
Pool von Nachhilfelehrern, die in allen benötigten<br />
Fächern die Schüler unterstützen können.<br />
In Absprache mit den Lehrern bekommen die<br />
Schüler zunächst nach dem Unterricht eine<br />
gewisse Anzahl von Stunden, um ihre Defizite<br />
aufzuholen. Neben dieser ganz individuellen<br />
Förderung bietet die DS Helsinki seit kurzem<br />
vier Mal in der Woche Fachwerkstätten an, in<br />
denen die SchülerInnen mit Hilfe von Abiturienten<br />
Deutsch und Mathematik üben können.<br />
Diese organisierte Nachhilfe ist keine Besonderheit<br />
der Deutschen Schule, sondern finnisches<br />
Bildungsprinzip. Das zeigt sich schon<br />
daran, dass es in Finnland keine privaten<br />
Nachhilfeschulen gibt. Für sie gibt es keinen<br />
Markt, da die Schulen selber diese Aufgabe<br />
übernehmen.<br />
Das „Geheimnis“ der finnischen Bildung<br />
Etliche Bildungsreisende, die zuvor in finnischen<br />
Schulen hospitiert haben, sind irritiert.<br />
Der Unterricht sah ganz normal aus, teilweise<br />
habe es sogar wie Frontalunterricht gewirkt,<br />
der Lehrer habe stark auf sich zentriert gearbeitet.<br />
Auffällig sei allerdings die Ruhe in der<br />
Schule gewesen, die SchülerInnen hätten alle<br />
recht gelassen gewirkt.<br />
So oder ähnlich erstaunt berichten Bildungsreisende<br />
und auch wir haben bei Besuchen in<br />
finnischen Schulen diese Erfahrung gemacht.<br />
Das Geheimnis der finnischen Bildung liegt<br />
folglich nicht dort, wo es die deutsche Didaktik<br />
und Bildungsforschung seit Jahren sucht:<br />
in speziellen Unterrichtssituationen, Gruppenarbeits-<br />
oder kooperativen Lernformen. Die<br />
Kenntnis von schülerorientierten Unterrichtsmethoden<br />
ist das Handwerkszeug, das jede<br />
Lehrkraft selbstverständlich beherrschen und<br />
perfektionieren sollte. Aber ohne ein vernünftiges<br />
System, das den Kern der Bildung, die<br />
Beziehung von Lehrern und Schülern, im Blick<br />
hat, ist jede noch so schöne neue Methode<br />
bald abgenutzt und die Suche nach der nun<br />
wirklich optimalen Methode geht weiter.<br />
Das Geheimnis des finnischen Erfolges ist<br />
die Summe all der beschriebenen Maßnahmen.<br />
Es gibt keine spezielle finnische Unterrichtsmethode,<br />
das finnische Bildungssystem als solches<br />
ist die Erklärung für den Bildungserfolg.<br />
Wenn man kein Kind zurück lassen will, muss<br />
man auch die Lehrer mitnehmen, ihnen mit<br />
Wertschätzung und Vertrauen begegnen und<br />
ihnen mit Rat, Personal und Ressourcen zur Seite<br />
stehen. <br />
Rainer Devantié<br />
Mehr zum Thema in:<br />
Domisch/Klein: Niemand wird zurückgelassen.<br />
Eine Schule für alle. Hanser 2012.<br />
Rainer Devantié<br />
Lehrer am Oberstufenkolleg<br />
Bielefeld; 2003 – 2012 Lehrer<br />
an der Deutschen Schule<br />
Helsinki, davon sechs Jahre<br />
als stellvertretender Schulleiter<br />
Kontakt: rainer_devantie@<br />
yahoo.de
14 BILDUNG<br />
Eintritt frei!<br />
<strong>GEW</strong>-Film-Kooperation<br />
Nachtzug nach Lissabon<br />
NACHTZUG NACH LISSABON basiert auf<br />
dem gleichnamigen, in 15 Sprachen übersetzten<br />
Bestseller von Pascal Mercier. Faszinierend<br />
und fesselnd wird die Geschichte der Reise und<br />
Selbstentdeckung eines Lehrers erzählt, der in<br />
seinem Leben noch einmal etwas wagt.<br />
Raimund Gregorius, von seinen Schülern liebevoll<br />
„Mundus“ genannt, ist Lateinlehrer und<br />
Altsprachengenie an einem Gymnasium. Eines<br />
Tages trifft er auf der Kirchenfeldbrücke in Bern<br />
auf die mysteriöse Portugiesin. Als die junge<br />
Frau sich von der Brücke stürzen will, kann er sie<br />
gerade noch festhalten und retten. Doch kurz<br />
darauf verschwindet sie und zurück bleibt nur<br />
ihre Jacke mit einem Buch des portugiesischen<br />
Arztes Amadeu de Prado. Darin entdeckt Raimund<br />
Gregorius durch Zufall ein Zugticket und<br />
entschließt sich spontan, das Ticket zu nutzen.<br />
Er begibt sich auf eine abenteuerliche Reise<br />
nach Lissabon. Auf der Suche nach dem Autor<br />
stößt Gregorius auf Teile eines Puzzlespiels mit<br />
höchsten Einsätzen, voller politischer und emotionaler Intrigen. Seine Reise überwindet Zeit und<br />
Raum, berührt Fragen der Geschichte, der Philosophie, der Medizin, trifft auf die Liebe und wird zur<br />
befreienden Suche nach dem Sinn des Lebens.<br />
Der Däne Bille August („Das Geisterhaus“, „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“) übernahm die<br />
Regie bei dieser hochkarätig besetzten internationalen Produktion. Der britische Oscar®-Preisträger<br />
Jeremy Irons spielt die Hauptrolle. Stars der jungen Generation wie Mélanie Laurent und Jack<br />
Huston gehören ebenso zum Ensemble wie die deutschsprachigen SchauspielerInnen Martina<br />
Gedeck, August Diehl und Bruno Ganz sowie die Weltstars Lena Olin, Charlotte Rampling und<br />
Christopher Lee. Die Magie der Originalschauplätze macht die filmische Reise zu einem besonderen<br />
Erlebnis. Kinostart: 7. März 2013, Concorde Filmverleih, Infos: www.nachtzug-nach-lissabon.de<br />
Kostenlose Film-Preview für <strong>GEW</strong>-Mitglieder: Sonntag, 3. März 2013<br />
Dortmund: Kino Camera, Mallinckrodtstraße 209, 44147 Dortmund,<br />
Vorstellungsbdeginn: 12.00 Uhr<br />
Düsseldorf: Atelier im Savoy, Graf Adolf Str. 47, 40210 Düsseldorf,<br />
Vorstellungsbeginn: 12.00 Uhr<br />
Essen:<br />
Kino Lichtburg/Sabu, Kettwiger Str. 36, 45127 Essen,<br />
Vorstellungsbeginn: 12.00 Uhr<br />
Rechtzeitige Anmeldung wird erbeten an: kino@gew-nrw.de<br />
Alle aktuellen Informationen: www.kino.gew-nrw.de<br />
COPSOQ – 3. Runde<br />
Jetzt teilnehmen!<br />
Am 25. Februar 2013 beginnt die<br />
dritte Runde der Gefährdungsbeurteilung<br />
psychosozialer Belastungen<br />
für Lehrerinnen und Lehrer im Bezirk<br />
Düsseldorf. Die <strong>GEW</strong> hat sich für die<br />
Erfassung der Belastungen mit dem<br />
COPSOQ-Fragebogen eingesetzt und<br />
ruft jetzt noch einmal zur Teilnahme<br />
auf: Nehmt an der dritten Runde<br />
zahlreich teil – macht eure Belastungen<br />
deutlich! Nutzt die Gelegenheit<br />
und fordert Unterstützung ein!<br />
COPSOQ (COpenhagen PsychoSOcial<br />
Questionnaire) ist eine im Bereich Schule<br />
in NRW eingesetzte Methode zur Erfassung<br />
der psychosozialen Belastungen der Lehrkräfte.<br />
An der ersten und zweiten Runde<br />
haben im Bezirk Düsseldorf etwa 13.000<br />
LehrerInnen teilgenommen.<br />
Die dritte Runde der Erhebungen läuft<br />
vom 25. Februar 2013 bis zu den Osterferien.<br />
Auch Kollegien, die sich vorher nicht<br />
beteiligt haben, können das jetzt nachholen.<br />
Zum ausgefüllten Fragebogen (fast zu 100<br />
Prozent online genutzt) gibt es umgehend<br />
eine Rückmeldung zur eigenen Belastung.<br />
Niemand sonst bekommt dieses Ergebnis.<br />
Die Schule erhält nach etwa vier Wochen den<br />
Schulbericht mit den ermittelten Belastungsschwerpunkten<br />
zur Auswertung.<br />
Das Kollegium sollte sich mit diesem<br />
Bericht in einer ganztägigen Veranstaltung<br />
beschäftigen. Bei Bedarf kann Beratung und<br />
Unterstützung bei den SchulpsychologInnen,<br />
bei der Unfallkasse, beim BAD oder bei der<br />
Dienststelle eingefordert werden. Informiert<br />
auch die zuständigen Personalräte. COPSOQ<br />
wird 2013 im Bezirk Münster fortgesetzt.<br />
Karin Behler, Referat L<br />
Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />
<strong>GEW</strong> Landesverband NRW
nds 2-2013<br />
15<br />
Landesdelegiertenkonferenz des Fachgruppenausschusses Gymnasium:<br />
„Ja zum Ganztag – Nein zum ganzen Tag“<br />
Das Motto der Landesdelegiertenkonferenz<br />
Gymnasium am 12. November 2012<br />
in Dortmund brachte die Haltung der Kolleginnen<br />
und Kollegen zum Thema „Ganztag<br />
an Gymnasien in NRW“ auf den Punkt.<br />
Werner Fuchs, Dezernent der Bezirksregierung<br />
Düsseldorf, führte sachkundig in das komplexe<br />
Thema ein. Der Ganztag am Gymnasium<br />
werde immer attraktiver, diese Entwicklung korrespondiere<br />
eng mit gesellschaftlichen Veränderungen<br />
und Herausforderungen. Der Ganztag<br />
biete auch die Perspektive, neue Wege in der<br />
Schul- und Unterrichtsentwicklung zu beschreiten.<br />
Insbesondere für Kinder aus bildungsfernen<br />
Schichten böten Gymnasien mit guten Ganztagskonzepten<br />
hervorragende Perspektiven auf<br />
einen hochwertigen Schulabschluss.<br />
Als Leitbild für „gute Ganztagsschulen“ stellte<br />
Fuchs den „Qualitätsrahmen für Ganztagsschulen“<br />
der Agentur „Ganztägig Lernen“ in den Mittelpunkt<br />
seiner Ausführungen (vgl. auch die gute<br />
Übersicht der zentralen Anforderungen von Holtappels/Schnetzer/Kamski,<br />
Institut für Schulentwicklungsforschung<br />
der Universität Dortmund,<br />
2007, www.ganztaegig-lernen.de/vorlaeufigerqualitaetsrahmen-fuer-ganztagsschulen.)<br />
Bildungspolitisch richtig ...<br />
In der lebhaften Diskussion zeigte sich sehr<br />
deutlich, dass die KollegInnen die Einschätzungen<br />
des Referenten zu den zentralen bildungspolitischen<br />
Zielen teilen und grundsätzlich<br />
die weitergehende Einführung unterstützen („Ja<br />
zum Ganztag!“).<br />
... in der Praxis noch umstritten<br />
Große Differenzen gibt es jedoch in der Einschätzung,<br />
welche Auswirkungen die Einführung<br />
des Ganztags auf die Arbeitsbelastung der Lehrerinnen<br />
und Lehrer hat. Während Fuchs große<br />
Entlastungspotentiale durch Rhythmisierung<br />
und Entschleunigung des Arbeitsalltags sieht,<br />
widersprachen die Delegierten aufgrund eigener<br />
Erfahrungen aufs Heftigste! In vielen Fällen führe<br />
der Ganztag zu Stundenplänen mit z. T. bis zu<br />
neun Unterrichtsstunden an einem Tag. Mit dem<br />
Aufwachsen des Ganztags verschlechtere sich<br />
die Situation von Jahr zu Jahr. Die Kolleginnen<br />
und Kollegen sagen hier vehement: „Nein zum<br />
ganzen Tag in der Schule!“<br />
Eine Ursache für diese Ablehnung sind auch<br />
die untauglichen räumlichen Voraussetzungen<br />
in vielen (Ganztags-)Gymnasien: vor allem überfüllte<br />
Lehrerzimmer und fehlende Arbeitsplätze.<br />
Das Ministerium und die Politik sind hier in der<br />
Pflicht, klare Vorgaben zu machen und Schulträger<br />
in den Stand zu setzen, für angemessene<br />
Arbeitsbedingungen zu sorgen.<br />
Die Delegierten wählten einen neuen Fachgruppenausschuss.<br />
Als Vorsitzender (wieder-)<br />
gewählt wurde Uwe Lämmel, Bezirk Detmold.<br />
Stellvertretende Vorsitzende sind Mechthild Grubing,<br />
Bezirk Düsseldorf, und Heribert Schmidt,<br />
Bezirk Köln. Mehr Infos über die Fachgruppenarbeit<br />
unter: www.gymnasium.gew-nrw.de<br />
Uwe Lämmel, Vorsitzender FGA Gymnasium<br />
Lassen Sie<br />
die Themen der<br />
globalen Entwicklung<br />
nicht einfach<br />
untergehen!<br />
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Fächern und Jahrgängen der<br />
NRW-Kernlehrpläne<br />
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www.Globales-Lernen-Schule-NRW.de<br />
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Gefördert von Engagement global<br />
aus Mitteln des BMZ
16 Buchtipps<br />
Andrea Hirata<br />
Die Regenbogentruppe<br />
Aus dem Indonesischen von Peter Sternagel,<br />
272 S., 19,90 Euro, ISBN 978-3-<br />
446-24146-6, Hanser-Verlag, Berlin 2013<br />
Andrea Hirata geht es in seinem autobiografischen<br />
Roman darum zu zeigen, wie ein<br />
Junge seinen eigenen Weg findet und welchen<br />
Anteil seine indonesische Dorfschule daran hat.<br />
Das Buch eröffnet nicht nur Einblicke in die<br />
Zerrissenheit Indonesiens, es zeigt auch die Bedeutung<br />
von Bildung als Chance, Rettung und<br />
Privileg. Hiratas Romanfigur Ikal und die zehn<br />
MitschülerInnen lieben ihre kleine Dorfschule.<br />
Nichts kann die Söhne und Töchter von Fischern<br />
und Minenarbeitern davon abhalten, in den Unterricht<br />
von Bu Mus und Pak Harfan zu gehen.<br />
Schlicht und detailreich, liebevoll und eindringlich<br />
erzählt, erfahren die LeserInnen, wie es dort<br />
zugeht, wie ein Lehrer und eine Lehrerin die<br />
„Regenbogentruppe“ erzieht und bildet.<br />
Hirata erzählt auch, was aus der Regenbogentruppe<br />
und was aus der Schule geworden<br />
ist: Alle sind „erwacht zu einem eigenen Leben“,<br />
aber die Schule gibt es nicht mehr.<br />
Das Buch von Andrea Hirata zeugt von großer<br />
Dankbarkeit und ist das Plädoyer für eine<br />
zutiefst humanistische Erziehung: „Unsere Persönlichkeiten<br />
sind von unserer Schule geprägt.“<br />
Hirata ist fest davon überzeugt, „dass Schule<br />
nicht immer mit dem Ziel verbunden sein darf,<br />
Titel zu erwerben, Geld zu verdienen und reich<br />
zu werden. Vielmehr soll Schule Freude am<br />
Lernen schaffen, zu Würde und Selbstachtung<br />
führen, die Werte der Humanität vermitteln.“<br />
Lesenswert! Hanne Seiltgen<br />
Lutz van Dijk (Hg.)<br />
African Kids<br />
Eine südafrikanische Township Tour<br />
110 S., 100 Farbfotos von internationalen<br />
Fotografen, Grossformat, 19,90 Euro,<br />
Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2012<br />
Der 11-jährige Sive zeigt den LeserInnen<br />
sein Zuhause im Township Masiphumelele in<br />
der Nähe von Kapstadt und das Kinderhaus<br />
HOKISA, in dem er zusammen mit anderen<br />
Jungen und Mädchen lebt. Das Buch hat zwei<br />
große Teile: „Hinschauen“ – die Township-Tour,<br />
auf die Sive uns mitnimmt und anhand von<br />
zahlreichen Fotos von seinem Alltag erzählt sowie<br />
„Zuhören“ mit fünf Lebensgeschichten von<br />
Kindern, die heute Sives Brüder und Schwestern<br />
im Kinderhaus sind. Ein sehr berührendes<br />
Nachwort von Bischof Desmond Tutu macht<br />
Mut, die eigenen Träume zu leben. Herausgeber<br />
Lutz van Dijk lässt deutlich werden, dass<br />
die Lebensbedingungen der „African Kids“ in<br />
HOKISA nicht einfach auf „afrikanische Kinder“<br />
allgemein übertragen werden können. Die Herausgabe<br />
wurde mit Mitteln des Bildungs- und<br />
Förderungswerkes der <strong>GEW</strong> unterstützt. Se<br />
Felix Berth<br />
Die Verschwendung<br />
der Kindheit<br />
Wie Deutschland seinen Wohlstand<br />
verschleudert<br />
208 S., 17,95 Euro, ISBN 978-3-407-<br />
85926-6, Beltz Verlag, 2011<br />
Deutschland zerfällt in eine Dreiklassengesellschaft.<br />
Ein deutliches Warnsignal ist die<br />
Zunahme der Kinderarmut. Dabei wissen alle:<br />
Die Zukunft hängt entscheidend von einer gut<br />
(aus-)gebildeten jungen Generation ab. Dazu<br />
genügen aber weder Bildungspakete noch das<br />
Elterngeld oder Steuervergünstigungen für Familien.<br />
Kinder aus schwierigen Verhältnissen müssen<br />
gezielt und lange vor dem Schulstart intensiv<br />
unterstützt werden. Die Analyse des Autors<br />
macht die Dringlichkeit konkret nachvollziehbar.<br />
Nach seiner Auffassung führt der Weg zu mehr<br />
Chancengerechtigkeit nur über exzellente Kitas<br />
mit hervorragend ausgebildetem Personal und<br />
bestem Stellenschlüssel. Nur so können Entwicklungsdefizite<br />
ausgeglichen und eine ganz<br />
andere Elternarbeit möglich werden. Se<br />
Paul Schwarz<br />
Fremd und doch vertraut<br />
Wie Integration gelingt<br />
Bezug: Bundesamt für Migration und<br />
Flüchtlinge in 90343 Nürnberg, Tel.<br />
0911/943-0, Info: www.bamf.de (<strong>Publikationen</strong>),<br />
Best.-Nr. INTDVD01<br />
Die dreiteilige TV-Serie wurde 2012 auf<br />
3sat gezeigt. Filmemacher Paul Schwarz zeigt<br />
am Beispiel der Integrationskurse, der Integration<br />
durch den Beruf und durch den Sport<br />
welche Integrationsangebote in Deutschland<br />
gemacht werden. Integrationskurse sind seit<br />
2005 verpflichtend und stark nachgefragt.<br />
Der Film zeigt, wie dort gearbeitet wird. Es<br />
wird auch dargestellt, welche wichtige Funktion<br />
der Sport hat: in der Erziehungsberatung,<br />
an einer Förderschule und an einer Hamburger<br />
Gesamtschule. Die Dreierserie ist auf<br />
einer konfektionierten DVD kostenlos über<br />
das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge<br />
in Nürnberg zu erhalten. <br />
Se<br />
Erinnern für die Zukunft<br />
Pierre Draï<br />
Das Erstaunen<br />
Erinnerungen –<br />
Eine Überlebensgeschichte<br />
Vorwort von Serge Klarsfeld, 154 S.,<br />
TB, 16,90 Euro, ISBN 978-3-940884-<br />
69-5, VAT-Verlag Mainz, 2012<br />
Seit 1996 ist der 27. Janaur in Deutschland<br />
Gedenktag für die Opfer des NS-Regimes.<br />
Es ist der Tag, an dem die Rote Armee<br />
das Konzentrationslager Auschwitz befreite.<br />
Im Bundestag erinnerte in diesem Jahr<br />
die deutsch-israelische Schriftstellerin Inge<br />
Deutschkron, eine der letzten Zeitzeuginnen,<br />
an den Naziterror. Auch die Überlebensgeschichte<br />
von Pierre Draï, dessen Eltern mit<br />
drei seiner Geschwister 1943 als maghrebinische<br />
Juden aus Paris deportiert und<br />
1944 in Auschwitz ermordet wurden, ist ein<br />
Zeitzeugnis. Draï selbst überlebte als „enfant<br />
caché“, als verstecktes Kind, mit viel Glück<br />
und mutiger Hilfe. Am Ende dieses nüchtern<br />
und ehrlich nachgezeichneten Lebensberichts<br />
steht das Erstaunen davongekommen zu sein<br />
– sowohl dem Schicksal von Auschwitz als<br />
auch den Folgen des Verlassenseins. Se
unktlandun<br />
Themen für Bildungsmacher 2013.1<br />
Im Alleingang.<br />
Auf der Flucht<br />
Der Weg unbegleiteter<br />
minderjähriger Flüchtlinge<br />
Am Ziel<br />
Ein persönlicher Neustart<br />
in Deutschland<br />
Endlich ankommen<br />
Unterstützung für<br />
ein neues Leben
punktlandung 2013.1<br />
Wohin mit mir?<br />
UMF kommt<br />
illegal nach<br />
NRW<br />
BEHÖRDE<br />
Wenn unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF) in NRW<br />
stranden, liegt ein langer Weg durch Ämter und Behörden vor<br />
ihnen. Ein (Irr-)Wegweiser ohne Anspruch auf Vollständigkeit.<br />
UMF ist jetzt<br />
Asylsuchender<br />
JUGENDAMT<br />
Unterbringung<br />
in Ankunftsstadt<br />
JUGENDHILFE-<br />
EINRICHTUNG<br />
< 15 Jahre<br />
CLEARINGHAUS<br />
> 15 Jahre<br />
CLEARINGVERFAHREN<br />
UMF erhält<br />
Betreuer<br />
JUGENDAMT<br />
AUSLÄNDER-<br />
BEHÖRDE<br />
ARZT SPRACHSCHULE SCHULAMT<br />
Altersfeststellung<br />
FAMILIEN-<br />
GERICHT<br />
Vormundschaft<br />
Antrag<br />
Anhörung<br />
Familie<br />
Motivation<br />
Jugendhilfe<br />
Aufenthaltserlaubnis<br />
Betreuung<br />
Perspektive<br />
Zuhause<br />
Bildung<br />
Ablehnung<br />
Anerkennung als Flüchtling<br />
NEIN! JA!<br />
Erfolg<br />
Asylberechtigung /Duldung<br />
GEEIGNETE<br />
WOHNFORM<br />
Klage<br />
Ablehnung<br />
Ausreisepflicht<br />
Verlängerung der Asylberechtigung /Duldung<br />
Verlängerung der Asylberechtigung /Duldung<br />
Abschiebung? Bleiberecht?<br />
Hilfeplanerstellung<br />
Ende des<br />
Clearingverfahrens<br />
2
Ankommen im Paragrafendschungel<br />
Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind zunächst Minderjährige<br />
und fallen damit in den Rechtsbereich des SGB<br />
VIII (Kinder- und Jugendhilfe) und in die Zuständigkeit<br />
des Jugendamtes. Zugleich stehen sie jedoch auch im Fokus<br />
ordnungspolitischer Interessen und werden von diversen<br />
restriktiven ausländer- und asylrechtlichen Gesetzen<br />
berührt. Diese doppelte und vielfach widersprüchliche<br />
Gesetzeslage hat in der Praxis dazu geführt, dass unbegleitete<br />
minderjährige Flüchtlinge nicht überall – wie vom<br />
Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) vorgesehen – in Obhut<br />
genommen und nach Jugendhilfestandards untergebracht<br />
und betreut werden. Zwar wurde mit Novellierung<br />
des KJHG im Jahr 2005 ein wesentlicher Schritt unterpunktlandung<br />
2013.1<br />
Zwischen den Fronten<br />
Für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge beginnt in Deutschland oftmals ein neues Leben.<br />
Doch im Spannungsfeld zwischen restriktiver Ausländerpolitik und fördernder Kinder- und<br />
Jugendhilfe fällt die Orientierung nicht immer leicht.<br />
Unbegleitet. Minderjährig. Flüchtling.<br />
Jedes Jahr werden etwa 4.000 unbegleitete minderjährige<br />
Flüchtlinge in Deutschland durch Jugendämter in<br />
Obhut genommen – in NRW waren es im Jahr 2011 über<br />
540. Ein Großteil dieser Kinder und Jugendlichen stammt<br />
aus Afghanistan, Irak und Somalia, seit letztem Jahr vermehrt<br />
auch aus Syrien. Auch Äthiopien, Eritrea und Guinea<br />
zählen zu den Hauptherkunftsländern. Neben Krieg,<br />
Bürgerkrieg, ethnischer oder religiöser Verfolgung und<br />
Menschenrechtsverletzungen gibt es bei Minderjährigen<br />
kinder- und jugendspezifische Fluchtgründe wie Zwangsrekrutierung,<br />
Genitalverstümmelung und Zwangsheirat.<br />
Auch völlige Perspektivlosigkeit in von (Bürger-)Kriegen<br />
zerrütteten Staaten führt dazu, dass Heranwachsende<br />
eine sichere Zukunft außerhalb ihres Landes suchen.<br />
Auf der Flucht<br />
Flucht bedeutet für junge Menschen zunächst Verlust –<br />
von vertrauten Personen und ihrem sozialen Umfeld, von<br />
Sprache, Status, bewährten sozialen Handlungsstrategien<br />
und Deutungsmustern. Viele unbegleitete minderjährige<br />
Flüchtlinge sind monatelang unterwegs, nicht selten<br />
erfahren sie Gewalt auf der Flucht. Häufig leiden sie<br />
unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung, deren<br />
Ursachen nicht nur in den Erlebnissen im Heimatland,<br />
sondern auch in den Erlebnissen während der Flucht liegen.<br />
Für ihre physische und vor allem ihre psychische Gesundheit<br />
brauchen die Kinder und Jugendlichen deshalb<br />
bei ihrer Ankunft ein Setting, das ihnen Schutz, Sicherheit<br />
und Ruhe bietet. Ein Setting, das ihnen erlaubt, ihre<br />
Kompetenzen und Ressourcen sichtbar zu machen und<br />
einzusetzen.<br />
Inobhutnahmen und Asylerstanträge von UMF 2009 - 2011<br />
Quellen: Bundesfachverband UMF und BAMF<br />
4500<br />
4000<br />
3500<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
nommen, die Minderjährigen aus diesem Spannungsfeld<br />
herauszulösen, jedoch hat sich bis heute nicht allerorts<br />
das Primat der Jugendhilfe durchgesetzt.<br />
Seit 2010 gilt die UN-Kinderrechtskonvention auch für<br />
ausländische Kinder und Jugendliche, die in Deutschland<br />
leben. Dennoch sieht die Bundesregierung bis heute keinen<br />
Handlungsbedarf, die Ausländergesetzgebung an<br />
die Vorgaben der Konvention anzupassen. Noch immer<br />
findet in einigen Bundesländern keine adäquate Aufnahme<br />
und Betreuung der Minderjährigen statt. In Bayern,<br />
Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen werden 16- und<br />
17-Jährige in Gemeinschaftsunterkünften für Asylbewerber<br />
untergebracht. Noch immer werden Minderjährige in<br />
Abschiebehaft genommen. Vielerorts gibt es für 16- und<br />
17-Jährige keine Beschulungsmöglichkeiten.<br />
Auch die Politik muss junge Flüchtlinge endlich als Träger<br />
legitimer Rechte anerkennen. Ihnen Zugang zu elementaren<br />
Rechten wie Schutz, Erziehung oder Bildung zu gewähren,<br />
ist keine freiwillige großzügige Leistung, sondern ein<br />
in nationalen wie internationalen Gesetzen festgeschriebener<br />
Rechtsanspruch.<br />
pluspunkt<br />
2009 2010 2011<br />
Stefanie Studnitz<br />
Bundesfachverband UMF e. V.<br />
Bundesfachverband UMF e.V.: Reader „Bildung und<br />
Arbeit für Flüchtlinge“ (Februar 2013; 8,50 EUR).<br />
Bestellung unter info@b-umf.de<br />
www.<br />
Inobhutnahme<br />
Asylerstanträge<br />
3
Im Land<br />
der Möglichkeiten<br />
Haumand wählt jedes seiner Worte mit Bedacht,<br />
während er von seinem Leben erzählt. Auch von<br />
den dunkelsten Momenten, in denen er auf<br />
LKW-Ladeflächen kauerte und alles um ihn<br />
herum schwarz war. Dass er dabei so ruhig<br />
dasitzt, lächelnd und mit offenem Blick,<br />
macht seine Geschichte noch unvorstellbarer.<br />
Fotos: Annette Etges<br />
Auf Haumands Berufsschulzeugnis wird keine Note<br />
schlechter als eine Drei sein und auch seine Ausbildung<br />
zum Kfz-Mechatroniker bei Audi läuft wie am Schnürchen.<br />
Gleichzeitig macht der 22-Jährige seine Fachhochschulreife.<br />
Schwer vorzustellen, dass Haumand noch vor fünf<br />
Jahren ein völlig anderes Leben führte. Damals konnte<br />
er nicht regelmäßig zur Schule gehen. Mehrfach wurde in<br />
das Haus seiner Familie eingebrochen, sein Bruder wurde<br />
angeschossen. Haumand ist in Kirkuk, im nördlichen Irak,<br />
geboren und aufgewachsen. Mit 17 Jahren floh er nach<br />
Deutschland. Allein. Seine Eltern, seine Schwester und seine<br />
drei älteren Brüder blieben.<br />
Kein Platz für Zukunftspläne<br />
Der Irak ist reich an Öl, doch Kriege und die Diktatur<br />
Saddam Husseins haben dem Land schwer zugesetzt.<br />
Auch nach dem Sturz des Diktators und dem offiziellen<br />
Kriegsende im Frühjahr 2003 herrschen im Irak bürgerkriegsähnliche<br />
Zustände. Die soziale Lage des Landes ist<br />
schlecht: Über 20 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb<br />
der Armutsgrenze. Rund 16 Prozent der Männer und<br />
36 Prozent der Frauen können nicht lesen und schreiben.<br />
Schon unter Saddam Hussein verließen 400.000 Iraker ihr<br />
Land, seit 2003 flohen weitere 1,8 Millionen Menschen<br />
vor Gewalt und Perspektivlosigkeit. Hinzu kamen über 1,6<br />
Millionen Binnenflüchtlinge.<br />
2009 war auch Haumand einer von denen, die auf eine<br />
bessere Zukunft in einem anderen Land hofften. Er war<br />
auch im Irak ein guter Schüler, wollte studieren. Doch in<br />
seinem Heimatland war kein Platz für Zukunftspläne. „Ich<br />
wusste morgens nicht, ob ich aus der Schule wieder nach<br />
Hause kommen würde“, erinnert er sich an die letzte Zeit<br />
in seiner Heimat. „Ich konnte noch nicht einmal einen Tag<br />
weit planen.“ Schlechte Bildungschancen und die instabile<br />
Sicherheitslage bringen seinen Vater schließlich zu der<br />
Entscheidung, seinen jüngsten Sohn nach Deutschland zu<br />
schicken. Die Idee, mit Hilfe von Schleppern in ein anderes<br />
Land zu fliehen, ist Haumand nicht fremd. Er kennt solche<br />
Geschichten aus seiner Stadt. Und so ist auch der Kontakt<br />
zu den richtigen Leuten nicht schwer herzustellen.<br />
Schon kurze Zeit später findet sich der damals 17-Jährige<br />
auf der Ladefläche eines LKW wieder. Zusammen mit<br />
fünf anderen kauert er tagelang im Dunkeln, verliert das<br />
Gefühl für die Zeit. Kekse und ein bisschen Wasser haben<br />
die Fluchthelfer ihnen gegeben. Es ist nicht genug Platz,<br />
um sich hinzulegen. Die Beine werden taub. Der hoffnungsvolle<br />
Gedanke an das Ziel wird von dem Schwarz<br />
verschluckt, das Haumand umgibt. „Ich hatte das Gefühl,<br />
dass mein Leben für immer so bleiben würde“, erinnert<br />
er sich heute. „Es hat sich am Ende fast schon normal<br />
angefühlt.“<br />
Sprachlos in Deutschland<br />
Doch Haumand kommt an. Nach vier Wochen, wie er<br />
heute weiß. In Köln setzen die Schlepper ihn ab und es<br />
dauert nicht lange, bis er der Polizei in die Hände fällt.<br />
Nur mit Mühe kann er heute seine ersten Stunden und<br />
Tage in Deutschland rekonstruieren, doch an eines erinnert<br />
er sich ganz genau: an seine Sprachlosigkeit. Er versteht<br />
nicht, was die Menschen in der fremden Sprache von
punktlandung 2013.1<br />
ihm wollen. Und selbst als der Dolmetscher kommt, weiß<br />
Haumand nicht, was er sagen soll. Was sind die richtigen<br />
Antworten auf die vielen Fragen, die sie ihm stellen?<br />
Und dann endlich kommt der kleine Zettel in Haumands<br />
Tasche zum Einsatz. Es ist ein Zettel mit der Telefonnummer<br />
seines Cousins, der schon in den neunziger Jahren<br />
nach Deutschland gekommen ist und nun mit seiner Familie<br />
in Essen lebt. Am Telefon ist der Cousin zunächst skeptisch.<br />
Er stellt viele Fragen über den Irak und die Familie,<br />
bis er endlich sicher ist, dass Haumand wirklich der ist,<br />
für den er sich ausgibt. Seine erste Nacht in Deutschland<br />
verbringt Haumand im Jugendheim. Dann holt sein Cousin<br />
ihn ab, nimmt ihn mit zu sich nach Hause und macht<br />
ihn von einem Tag auf den anderen zu einem Teil seiner<br />
eigenen Familie. Ein halbes Jahr später übernimmt er die<br />
Vormundschaft.<br />
„Es ist nicht ungewöhnlich, dass unbegleitete minderjährigen<br />
Flüchtlinge bereits einen ersten Ansprechpartner<br />
in Deutschland haben“, weiß Inka Jatta von Pro Asyl in<br />
Essen. „Oft ist dieser Erstkontakt Teil des Geschäfts zwischen<br />
Flüchtlingen und Fluchthelfern. Dabei ist viel Geld<br />
im Spiel.“ Familienangehörige, die sich wie in Haumands<br />
Fall auch bereit erklären, Wohnraum zur Verfügung zu<br />
stellen, die Vormundschaft zu übernehmen oder bei weiteren<br />
Angelegenheiten zu unterstützen, gibt es hingegen<br />
selten.<br />
Auf dem Weg zum Überflieger<br />
Sein Cousin ist es auch, der ihn mitten hinein ins Leben<br />
schiebt: Er meldet ihn bei einem Deutschkurs und in der<br />
Schule an. Und Haumand lernt schnell, denn er will endlich<br />
für sich selbst sprechen können, nicht mehr auf die<br />
Hilfe anderer angewiesen sein. „Wie Du sprichst, entscheidet<br />
darüber, was die Leute von Dir denken“, sagt Haumand<br />
heute und ein Akzent ist kaum zu hören. Nur ein<br />
Jahr bleibt er in der Auffangklasse der Hauptschule, bis<br />
er in eine Regelklasse wechseln kann. Für die Schule muss<br />
er bis heute viel tun, besucht nachmittags Nachhilfekurse<br />
für Deutsch und Mathe an der Essener Uni. „Ich muss immer<br />
doppelt lernen. Nicht nur das Thema, sondern auch<br />
die Vokabeln“, erzählt Haumand. Doch die viele Arbeit<br />
zahlt sich aus, der Mittlere Bildungsabschluss mit Qualifikation<br />
rückt in greifbare Nähe. Und danach?<br />
Seine Lehrerin hat längst erkannt, welches Potenzial in<br />
dem jungen Iraker steckt. Mit ihrer Unterstützung macht<br />
er ein Praktikum bei Audi und bekommt im Anschluss<br />
prompt einen Ausbildungsvertrag angeboten. Doch ohne<br />
Arbeitserlaubnis kann Haumand das Angebot nicht annehmen.<br />
Seine Lehrerin stellt den Kontakt zu Pro Asyl her<br />
und tatsächlich: Haumands Härtefallantrag hat Erfolg.<br />
Von Stützen und Rückendeckung<br />
Es ist ein großes Glück, wenn die jungen Flüchtlinge jemanden<br />
finden, der sie unterstützt. Die Amtsvormünder<br />
können den enormen Anforderungen kaum gerecht werden.<br />
„Bei rund 50 Mündeln pro Vormund bleibt kaum<br />
Zeit für die gesetzlich vorgeschriebenen monatlichen Treffen“,<br />
erklärt Inka Jatta. „Freiwillige Unterstützung durch<br />
engagierte Helfer ist deshalb enorm wichtig, besonders<br />
im Zusammenhang mit aufenthaltsrechtlichem Clearing,<br />
psychologischer Betreuung und Bildungschancen.“<br />
Gerade Lehrkräfte spielen eine sehr wichtige Rolle. Sie<br />
pflegen täglichen Umgang mit den Jugendlichen. Sie sorgen<br />
dafür, dass zügig die richtige Schulform gefunden<br />
wird. „Lehrerinnen und Lehrer tragen eine große Verantwortung“,<br />
erklärt Inka Jatta. „Denn von der weiteren<br />
schulischen und beruflichen Laufbahn hängt oft auch<br />
das Aufenthaltsrecht ab”.<br />
Auch der erste Kontakt zu Hilfsorganisationen wie Pro<br />
Asyl wird häufig durch Lehrkräfte oder MitschülerInnen<br />
hergestellt. Und immer wieder machen sich ganze Klassen<br />
oder Schulen stark, um die Abschiebung eines Mitschülers<br />
zu verhindern.<br />
An morgen denken<br />
Mittlerweile ist Haumand im zweiten Lehrjahr. Seine Arbeitserlaubnis<br />
läuft vorerst bis Juni 2013. Und wenn das<br />
nicht geklappt hätte? Gelassen erzählt der junge Mann<br />
von seinem Plan B: „Dann hätte ich das Abitur gemacht.<br />
Ich hatte mich schon an einem Gymnasium angemeldet.“<br />
Er ist ein Kämpfer und wirkt nicht so, als könnte ihn je<br />
irgendetwas entmutigen. Natürlich – manchmal werde er<br />
müde. Manchmal fühle sich alles doppelt so schwer an,<br />
weil er es ganz allein hinkriegen muss.<br />
Haumand vermisst seine Familie, seine Eltern, die im Irak<br />
langsam älter werden. Es ist ein Gefühl von Zerrissenheit,<br />
das er beschreibt: „Ich will für meine Eltern da sein und<br />
ihnen helfen. Aber wenn ich jetzt zurückgehe, verliere<br />
ich alles. Meine Ausbildung, meine Abschlüsse sind im<br />
Irak nichts wert. Ich kann dort nicht frei sein.“ Haumand<br />
denkt nicht nur an das Hier und Jetzt. Nicht mehr. Er<br />
plant den nächsten Tag und auch den übernächsten.<br />
Er möchte nach seiner Ausbildung studieren und als Ingenieur<br />
arbeiten. Sein einziges Problem: Zu groß ist das<br />
Angebot, zu vielfältig seine Interessen. Er sprüht förmlich<br />
vor Begeisterung, während er davon erzählt, wie viel er<br />
noch lernen möchte.<br />
Vor kurzem hat er am Telefon mit seinem Vater zum<br />
ersten Mal über seine Pläne gesprochen. Davon, dass<br />
Deutschland all die Möglichkeiten für ihn bereit hält, von<br />
denen er träumt. Und genau wie vor fünf Jahren trifft der<br />
Vater eine Entscheidung. Haumand grinst: „Von meinem<br />
Vater habe ich die Aufenthaltserlaubnis bekommen. Jetzt<br />
müssen nur die deutschen Behörden mitziehen.“<br />
Anja Heifel<br />
punktlandung-Redaktion<br />
5
punktlandung 2013.1<br />
Ein Ort zum Lernen<br />
Alles beginnt mit Bildung. Auf dem Weg zur Integration sind das Lernen der Sprache und<br />
der regelmäßige Schulbesuch die ersten wichtigen Schritte für unbegleitete minderjährige<br />
Flüchtlinge. Das SchlaU-Projekt in München bietet Unterricht, der auf ihre besonderen<br />
Bedürfnisse zugeschnitten ist, und ist dabei viel mehr als nur eine Schule.<br />
Im Jahr 2000 startete das Projekt SchlaU und bietet seitdem<br />
Schulanalogen Unterricht für minderjährige Flüchtlinge,<br />
die ohne einen Sorge- oder Erziehungsberechtigten<br />
in München stranden. Inzwischen ist das Projekt eine<br />
vom Bayerischen Kultusministerium anerkannte, staatliche<br />
Ergänzungsschule. Über 20 Lehrkräfte unterrichten<br />
zur Zeit rund 200 Jugendliche aus aller Welt in kleinen<br />
Lerngruppen.<br />
Ganz oben auf dem Lehrplan der SchlaU-Schule steht<br />
das Lernen der Sprache: Den Jugendlichen ist nicht nur<br />
Deutsch völlig fremd. Viele von ihnen sind außerdem<br />
Halb- oder Vollanalphabeten und haben erhebliche Probleme<br />
mit dem Lesen und Schreiben. Daneben werden die<br />
SchülerInnen auf den Hauptschulabschluss vorbereitet<br />
und legen am Ende des Schuljahres die offiziellen, bayernweiten<br />
Prüfungen in Münchner Regelschulen ab.<br />
Über die fachliche Wissensvermittlung hinaus kümmern<br />
sich drei SozialpädagogInnen um die jungen Flüchtlinge.<br />
Sie helfen ihnen, den Alltag im fremden Land zu bewältigen,<br />
Konflikte zu lösen und beraten die teils stark traumatisierten<br />
Jugendlichen. Je näher der Abschluss rückt,<br />
desto mehr spielen auch Berufsorientierung und -findung<br />
eine Rolle. Der regelmäßige Schulbesuch und die klaren<br />
Schulregeln helfen den Jugendlichen dabei, sich an einen<br />
strukturierten Alltag zu gewöhnen – eine wichtige<br />
Voraussetzung für die weitere Vermittlung in den Arbeitsmarkt.<br />
Die Kombination aus schulischem Lernen und individueller<br />
Unterstützung hat Erfolg: Obwohl nicht sicher ist, wie<br />
lange die Jugendlichen in Deutschland bleiben können,<br />
erzielen sie bemerkenswert gute Leistungen. Nach zwei<br />
bis drei Jahren in der SchlaU-Schule machen 95 Prozent<br />
der SchülerInnen einen Abschluss. Dennoch: Der Start<br />
in die Berufswelt fällt ihnen oft schwer. Ein langwieriges<br />
Genehmigungsprozedere und hohe fachsprachliche<br />
Anforderungen sind die Hürden, an denen viele der Jugendlichen<br />
scheitern. Die SchlaU-Schule begleitet ihre<br />
Schützlinge deshalb auch nach dem Abschluss mit ausbildungsbegleitenden<br />
Hilfen.<br />
Carmen Thiemann<br />
Gesamtschullehrerin /punktlandung-Redaktion<br />
Bildung<br />
pluspunkt<br />
SchlaU-Schule in München<br />
www.<br />
WDR: Null Bock gibt’s hier nicht (Menschen hautnah,<br />
Sendung vom 29.11.2013)<br />
Das Erste Mediathek: Gestrandet – minderjährige<br />
Flüchtlinge in Deutschland (Gott und die Welt,<br />
Sendung vom 22.05.2011)<br />
Linda Tutmann, Zeit Online: Erste Lektion:<br />
„Kopf hoch!“ (26.10.2012)<br />
Felix Scheidl und Bettina Dobe, Spiegel online:<br />
Die Leute sind meine Familie (25.06.2012)<br />
Anna Kistner, jetzt.de: Sie kennen kein Heimweh<br />
(22.02.2010, ausgezeichnet mit dem KAUSA<br />
Medienpreis)<br />
www.<br />
www.<br />
www.<br />
Zuhause<br />
Sicherhe<br />
6
punktlandung 2013.1<br />
Ein Ort zum Ankommen<br />
Wenn Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ohne Begleitung eines Familienangehörigen<br />
sind, gilt das als eine Gefährdung des Kindeswohls. Jede Kommune muss in dieser Situation<br />
Schutz bieten – auch für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Im Clearinghaus in Dortmund<br />
finden sie ein erstes, vorübergehendes Zuhause.<br />
it<br />
Das Clearinghaus ist eine Einrichtung speziell für unbegleitete<br />
minderjährige Flüchtlinge. Warum braucht diese<br />
Zielgruppe eine eigene Versorgung?<br />
Jörg Loose: Oft sind die Jugendlichen aufgrund der Ursachen<br />
oder Umstände ihrer Flucht traumatisiert. Sie befinden<br />
sich in einem fremden Kulturkreis, sprechen nicht die<br />
Sprache und sind auf Hilfe und Unterstützung angewiesen.<br />
Es gibt keine Sorge- bzw. Erziehungsberechtigten, die für<br />
ihr Wohl garantieren können. Das Clearinghaus ist für die<br />
Jugendlichen ein Schutzraum, in dem sie ihre grundlegenden<br />
physischen und emotionalen Bedürfnisse befriedigen<br />
können.<br />
Wie lange bleiben die Jugendlichen bei Ihnen? Und wie<br />
werden sie in dieser Zeit im Clearinghaus begleitet und<br />
unterstützt?<br />
Für das Clearingverfahren ist ein Zeitraum von drei Monaten<br />
festgelegt. Währenddessen geht es darum, die Grundbedürfnisse<br />
der Jugendlichen unmittelbar zu gewähren<br />
und sicherzustellen. Gleichzeitig wird eine pädagogische,<br />
psychologische und ärztliche Diagnostik erstellt, um über<br />
den weiteren Jugendhilfebedarf für die jungen Menschen<br />
entscheiden zu können. Auch ihre aufenthaltsrechtliche Situation<br />
muss geklärt werden. Dazu bieten wir unter anderem<br />
eine Asylverfahrensberatung an.<br />
Diese vielfältigen Aufgaben erfordern qualifiziertes Personal:<br />
Psychologen, Sozialarbeiter, Erzieher, Gruppenhelfer<br />
und viele andere unterstützen die Jugendlichen im Alltag<br />
mit einer Fülle an fachlicher und interkultureller Kompetenz.<br />
Das Bezugsbetreuersystem ermöglicht eine intensive Begleitung<br />
der Jugendlichen und gewährleistet auch eine Heranführung<br />
an das Normen-, Werte- und Regelsystem.<br />
Welche Rolle spielt Bildung für die jungen Flüchtlinge?<br />
Und welche Unterstützung kann das Clearinghaus in<br />
Hinblick auf schulische und berufliche Bildung bieten?<br />
Die Vermittlung der deutschen Sprache und die Heranführung<br />
an das Bildungssystem ist den Jugendlichen sehr<br />
wichtig. Sie sind sehr daran interessiert, schnell Deutsch zu<br />
lernen und sich damit unabhängig von Dolmetschern mit<br />
ihrer Außenwelt zu verständigen und ihre Anliegen selbst<br />
zu benennen.<br />
Um ihre Sprachkompetenz von Beginn an zu fördern, nehmen<br />
die Jugendlichen bereits in den ersten Tagen im Clearinghaus<br />
an einem hausinternen Sprachkurs teil. Dabei wird zum einen<br />
punktgenau<br />
Das Clearinghaus in Dortmund-Eving ist eine Inobhutnahmeund<br />
Diagnostikeinrichtung der Jugendhilfe. Das Projekt startete<br />
im Juni 2010 und bietet Platz für 30 Jugendliche im Alter von<br />
16 bis 18 Jahren, die unbegleitet – ohne Sorge- bzw. Erziehungsberechtigte<br />
– in Deutschland eingereist sind. Die unbegleiteten<br />
minderjährigen Flüchtlinge werden hier nach § 42 SGB VIII für<br />
drei bis sechs Monate in Obhut genommen. In NRW gibt es<br />
zwei weitere Clearinghäuser in Dortmund, fünf in Bielefeld und<br />
eins in Düsseldorf.<br />
Clearinghaus Dortmund gibt jungen Flüchtlingen www.<br />
Sicherheit und Orientierung (WAZ, 7. Juni 2011)<br />
die bis dahin im Heimatland erworbene Schulbildung überprüft<br />
und zum anderen eine erste Alltagsstruktur vermittelt.<br />
Anschließend wechseln die Jugendlichen in eine externe<br />
Sprachschule. Auf diese Weise fördern wir auch eine Außenanbindung<br />
und tragen dem Integrationsgedanken Rechnung.<br />
Und was kommt nach dem Aufenthalt bei Ihnen?<br />
Am Ende des Clearingverfahrens steht eine Empfehlung für<br />
den weiteren Hilfebedarf. Das Jugendamt entscheidet dann<br />
über die Gewährung von Hilfen nach dem Sozialgesetzbuch<br />
VIII oder übergibt die Jugendlichen an Personensorgeberechtigte<br />
– meist sind das eigene Verwandte. Mit der Unterbringung<br />
bei einem Jugendhilfeträger endet die Arbeit des<br />
Clearinghauses und die Inobhutnahme.<br />
Ämter und Behörden, Politik und Justiz, ehrenamtliche<br />
Unterstützer und soziale Organisationen – sie alle sind<br />
am Clearing beteiligt. Wie läuft die Zusammenarbeit?<br />
Nach knapp drei Jahren Clearing wird vor allem eines deutlich:<br />
Transparenz über die einzelnen Verfahrensschritte ist<br />
für alle Beteiligten enorm wichtig, um im Interesse der<br />
Jugendlichen den Hilfebedarf rasch zu klären. Gerade im<br />
Zusammenspiel mit anderen Trägern brauchen wir einen engen<br />
und kontinuierlichen Austausch. Wir sind deshalb sehr<br />
daran interessiert, die Zusammenarbeit mit den Ausländerbehörden<br />
und dem Jugendamt weiter zu intensivieren. Nur<br />
so können wir die Hilfen für die Jugendlichen in Zukunft<br />
noch passgenauer und am Kindeswohl orientiert gestalten.<br />
Jörg Loose<br />
ist Diplom-Sozialpädadoge, Leiter der Jugendhilfe<br />
der AWO Dortmund und des Dortmunder Clearinghauses.<br />
7
punktlandung 2013.1<br />
Tu es!<br />
Das Wuppertaler Projekt Do it! ist eine Aufforderung<br />
zum Handeln. Es gewinnt, qualifiziert und begleitet<br />
ehrenamtliche Vormünder für unbegleitete minderjährige<br />
Flüchtlinge und erweitert damit die bestehende<br />
Angebotsstruktur von Vormundschaften.<br />
www.nds.gew-nrw.de<br />
Alle Links und Downloads gibt es in<br />
unserer interaktiven Onlineausgabe.<br />
www.<br />
PDF<br />
Kinder und Jugendliche, die allein in ein fremdes Land<br />
fliehen, brauchen Beistand von Menschen, die ihre Interessen<br />
vertreten und ihnen das Gefühl geben, willkommen<br />
zu sein. Vor allem brauchen sie eines: mehr Unterstützung,<br />
als sie in Amtsvormundschaften erhalten, in denen meist<br />
nicht genug Zeit für eine intensive Betreuung bleibt.<br />
Das Projekt Do it! der Diakonie Wuppertal gewinnt ehrenamtliche<br />
Vormünder, die sich um alle wichtigen Angelegenheiten<br />
der unbegleiteten Minderjährigen kümmern: Schule<br />
und Ausbildung, eine altersgerechte Unterbringung, medizinische<br />
Versorgung und natürlich die aufenthaltsrechtliche<br />
Vertretung. Um die Ehrenamtlichen optimal vorzubereiten,<br />
wurde ein besonderes Konzept entwickelt, das<br />
neben einer umfangreichen Schulung auch regelmäßigen<br />
Erfahrungsaustausch in Gruppentreffen beinhaltet und intensive<br />
Fallbegleitung durch die Projektleitung.<br />
Die Erfahrung zeigt, dass die jungen Flüchtlinge sowohl<br />
von den individuellen Erfahrungen der Vormünder profitieren<br />
als auch von dem effektiven Netzwerk, das sie gemeinsam<br />
bilden. Die Unterstützung reicht dabei von der Einzelnachhilfe<br />
über den gemeinschaftlichen Deutschkurs bis<br />
hin zur Vermittlung von Praktikums- und Ausbildungsplätzen.<br />
Das Beste aber: Ein Viertel der vermittelten Mündel<br />
verfügt mittlerweile über einen gesicherten Aufenthalt.<br />
Das Engagement der Vormünder zahlt sich aber auch noch<br />
anderweitig aus. Jugendhilfeeinrichtungen beispielsweise<br />
sehen in der ehrenamtlichen Vormundschaft eine wertvolle<br />
Ergänzung ihrer pädagogischen Arbeit. Auch das<br />
Jugendamt der Stadt Wuppertal unterstützt Do it! als willkommene<br />
Entlastung für die Amtsvormünder und ergänzendes<br />
Angebot zu den bestehenden Strukturen.<br />
Inzwischen hat das Projekt mehrere Preise erhalten und<br />
war Gegenstand verschiedener Medienberichte, was das<br />
wachsende Interesse der Öffentlichkeit an der Thematik<br />
zeigt. Gemeinsam mit vier weiteren Projektpartnern ging<br />
2012 das EFF-geförderte Verbundprojekt Do it! Transfer<br />
an den Start. Ziel ist es nun, bundesweit verbesserte Standards<br />
bei der Aufnahme und Versorgung unbegleiteter<br />
minderjähriger Flüchtlinge zu erreichen.<br />
Silke Mayer<br />
Migrationsdienst Wuppertal,<br />
wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Do it!<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft NRW<br />
Nünningstraße 11, 45141 Essen<br />
punktlandung-Redaktion<br />
Anja Heifel<br />
fon 0201/29403-82<br />
mail punktlandung@nds-verlag.de<br />
punktlandung-Layout<br />
Birte Prpitsch<br />
Verlag<br />
Neue Deutsche Schule Verlagsgesellschaft mbH<br />
Postfach 10 27 52, 45027 Essen<br />
mail info@nds-verlag.de<br />
web www.nds-verlag.de<br />
pluspunkt<br />
Do it! Infos zum Projekt und Anregungen<br />
zum Mitmachen<br />
www.<br />
Frauke Rütter, Jugendbildungsreferentin<br />
fon 0201/29403-84<br />
mail jungegew@gew-nrw.de<br />
web www.junge-gew-nrw.de<br />
BRO_155_106
nds 2-2013<br />
25<br />
Tarifrunde 2013 für Länderbeschäftigte<br />
Der Startschuss ist gefallen!<br />
Am 31. Januar wurden in Berlin die Tarifverhandlungen mit der Tarifgemeinschaft<br />
der Länder (TdL) für den öffentlichen Dienst aufgenommen. Die <strong>GEW</strong> fordert einen<br />
Tarifvertag für die gerechte Eingruppierung der angestellten Lehrkräfte (L-EGO)<br />
und eine Gehaltserhöhung um 6,5 Prozent. Die zweite Verhandlungsrunde ist für<br />
den 14./15. Februar und die dritte für den 7./8. März in Potsdam festgesetzt.<br />
Die Tarifverhandlungen 2013 haben für<br />
die <strong>GEW</strong> eine hohe Priorität. „Seit 2006<br />
halten uns die Arbeitgeber der Länder hin<br />
und verweigern den angestellten Lehrkräften<br />
einen Tarifvertrag“, moniert Dorothea Schäfer,<br />
<strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende NRW. Die größte<br />
Beschäftigtengruppe im öffentlichen Dienst<br />
der Länder erhält ihre Vergütung auf Grundlage<br />
einseitig diktierter Arbeitgeber-Richtlinien<br />
und -erlasse. Für die <strong>GEW</strong> ist die „Eingruppierung<br />
nach Gutsherrenart“ undemokratisch.<br />
Gegenüber den beamteten Lehrkräften ist<br />
die Bezahlung für die gleiche Arbeit deutlich<br />
schlechter. Damit muss endlich Schluss sein!<br />
In NRW sind von den rund 180.000 Lehrerinnen<br />
und Lehrern mehr als 40.000 im Angestelltenverhältnis<br />
beschäftigt. Die bundesweit<br />
200.000 Lehrkäfte sollen nach dem Willen der<br />
<strong>GEW</strong> künftig entsprechend ihrer Tätigkeit und<br />
der geforderten Qualifikation bezahlt werden.<br />
Klar ist dabei allerdings: Den Abschluss einer<br />
Entgeltordnung für Lehrkräfte und die Beendigung<br />
des einseitigen Diktats der Arbeitgeber<br />
wird es nur geben, wenn die Betroffenen<br />
dieser Tarifrunde massiv und mit allen zu<br />
Gebote stehenden Mitteln Druck machen.<br />
So richtig und notwendig die Forderungen<br />
sind, die Arbeitgeber versuchen seit Jahren,<br />
an dem bisherigen Status festzuhalten. Als<br />
„völlig überzogen“ hat der Verhandlungsführer<br />
der TdL, Sachsen-Anhalts Finanzminister<br />
Bullerjahn, im Vorfeld der Verhandlungen die<br />
Forderungen der Gewerkschaften bezeichnet.<br />
Sollten die erste und zweite Verhandlungsrunde<br />
zu keinem befriedigenden Ergebnis führen, sind<br />
Arbeitskampfmaßnahmen unvermeidlich.<br />
Nach der ersten Verhandlungsrunde<br />
Im Anschluss an den Verhandlungsauftakt in<br />
der Länder-Tarifrunde teilten die VertreterInnen<br />
der Bundesländer der <strong>GEW</strong> mit, dass sie bereit<br />
seien, in einer Arbeitsgruppe aus VertreterInnen<br />
der TdL und der Gewerkschaften offene Fragen<br />
der Lehrkräfte-Eingruppierung zu besprechen.<br />
Gespräche sind noch keine Verhandlungen und<br />
erst recht noch kein Abschluss. Vielmehr will die<br />
TdL nur klären, ob es aus ihrer Sicht einen Sinn<br />
Fahrplan der Tarifverhandlungen 2013<br />
31. Januar 2013 – 1. Tarifrunde in Berlin<br />
14./15. Februar – 2. Tarifrunde<br />
Falls es zu keiner Einigung kommt:<br />
26.–28. Februar – Warnstreikphase NRW<br />
6. März – Demo und Warnstreiks<br />
7./8. März – 3. Tarifrunde<br />
Wer ist von der Tarifrunde 2013 betroffen?<br />
Direkt betroffen (alle Länder außer Hessen): 976.007 ArbeitnehmerInnen; davon Schule:<br />
194.586. Indirekt betroffen (alle Länder außer Hessen): 1.193.588 Beamtinnen/Beamte; davon<br />
Schule: 597.219. Insgesamt betroffen: 2.169.595 Menschen; davon Schule: 791.805 Menschen.<br />
macht, mit der <strong>GEW</strong> über L-EGO zu verhandeln.<br />
Es ist deshalb weiterhin nötig, die Arbeitgeber<br />
mit Aktionen und Warnstreiks unter Druck zu<br />
setzen. Übrigens: Auch für Pensionärinnen und<br />
Pensionäre lohnt sich die Beteiligung an Aktionen,<br />
denn: Steigt die Besoldung durch eine<br />
Tariferhöhung, erhöht sich auch das Ruhegehalt!<br />
Deshalb: Unterstützt die streikenden<br />
Kolleginnen und Kollegen an der ehemaligen<br />
Schule oder nehmt an Demonstrationen teil.<br />
Ruhestand heißt ja nicht ruhig sein!<br />
In der ersten Verhandlungsrunde wurde deutlich,<br />
dass die Bundesländer das Geschehen<br />
an den Schulen sehr genau beobachten. Die<br />
Bezirksregierungen haben die Schulleitungen<br />
aufgefordert zu melden, wenn sie von der Teilnahme<br />
an Warnstreiks erfahren oder zumindest<br />
eine Einschätzung abzugeben. Dies soll dann<br />
an die Verhandlungsführung der TdL weiter<br />
gemeldet werden. Klar ist: Je mehr Angestellte<br />
sich an den <strong>GEW</strong>-Streiks beteiligen und je<br />
besser die Meldung der Schulleitungen an die<br />
TdL ausfällt, um so größer sind die Chancen<br />
für den erstmaligen Abschluss eines Tarifvertrages!<br />
Ihr habt es also in der Hand! Beachtet<br />
den Flyer in dieser nds! Alle Infos aktuell:<br />
www.gew-tarifrunde.de Ute Lorenz
26 Arbeitsplatz<br />
Der Regierungsentwurf des neuen Dienstrechtsanpassungsgesetzes liegt dem Landtag vor<br />
Mehr Einsparungs- als Modernisierungswille?<br />
Bis zur endgültigen Entscheidung über den Gesetzentwurf im Landtag sind nun<br />
Zeiträume für Beratungen und damit auch für die gewerkschaftspolitsche Begleitung<br />
des Gesetzesvorhabens vorhanden. Es gilt das sog. Struck'sche Gesetz, womit<br />
der verstorbene SPD-Politiker Peter Struck die Bedeutung des Parlaments hervorhob:<br />
Kein Gesetz verlässt den Bundestag (Landtag) so, wie es eingebracht wurde<br />
– Regierung ist das eine, Parlament das andere. Wir erläutern das Verfahren und<br />
gehen auf Kritikpunkte ein, die die <strong>GEW</strong> eingebracht hat.<br />
Der Gesetzentwurf wurde nach der ersten<br />
Lesung am 13. Dezember 2012 einstimmig<br />
an die zuständigen Ausschüsse zur Beratung<br />
überwiesen. Am 26. Februar wird eine gemeinsame<br />
öffentliche Anhörung im Landtag<br />
stattfinden, an der auch die <strong>GEW</strong> NRW,<br />
vertreten durch ihre Vorsitzende Dorothea<br />
Schäfer, teilnimmt. Die Abschlussberatung<br />
des Finanz- und Haushaltsausschusses soll<br />
am 21. März 2013 erfolgen. Danach findet<br />
die zweite Lesung im Landtag statt, die noch<br />
nicht terminiert ist.<br />
Wesentliche Kritikpunkte der <strong>GEW</strong><br />
1. Bei der neuen Besoldung der Leitungs- und<br />
Funktionsämter an Sekundar- und Gemeinschaftsschulen<br />
darf es keine Verschlechterungen<br />
gegenüber den Gesamtschulen<br />
geben. Die <strong>GEW</strong> tritt dafür ein, dass die<br />
SchulleiterInnen einer voll ausgebauten<br />
Sekundarschule der Besoldgungsgruppe A<br />
15 Z zugeordnet werden. AbteilungsleiterInnen<br />
an beiden Schulformen haben die<br />
gleichen Aufgaben wie die entsprechende<br />
Funktion an Gesamtschulen und müssen in<br />
A 14 eingruppiert werden.<br />
2. Bei der Umstellung der Besoldungstabelle<br />
von Altersstufen auf Erfahrungsstufen wird<br />
die verschlechternde Neujustierung der<br />
Tabelle kritisiert: Es darf keine Ungleichbehandlung<br />
wegen des Alters geben, die<br />
hierdurch zu den Altbeschäftigten vorgenommen<br />
wird.<br />
p us<br />
www.nds.gew-nrw.de<br />
DGB NRW: Hintergrundinfos<br />
zur Dienstrechtsreform<br />
<strong>GEW</strong> NRW: aktuelle Infos<br />
zur Dienstrechtsreform<br />
3. Die <strong>GEW</strong> spricht sich gegen die verschlechterte<br />
Anrechnung der Ausbildung im akademischen<br />
Bereich aus. Ausbildungszeiten<br />
an einer Hochschule sind künftig nicht<br />
mehr mit 1095 Tagen, sondern nur noch<br />
mit 855 Tagen für das Ruhegehalt anzurechnen.<br />
Diese Maßnahme bedeutet eine<br />
Kürzung der Versorgung um ca. 1,2 Prozent.<br />
4. Auch die Altersgrenze von 67,5 Jahren für<br />
Lehrkräfte ist nicht einsehbar und kann<br />
schon jetzt geändert werden. Die <strong>GEW</strong><br />
schlägt 64 Jahre vor.<br />
5. Der Gesetzentwurf sieht die Verlängerung<br />
der Regelungen zur Altersteilzeit befris-tet bis<br />
zum 31. Dezember 2015 vor und beinhaltet<br />
die Anhebung des Arbeitsumfangs von zur<br />
Zeit 60 auf 65 Prozent, die Reduzierung der<br />
Nettobesoldung von bisher 83 auf 80 Prozent<br />
und die Absenkung der Ruhegehaltsfähigkeit<br />
von bisher 90 auf 80 Prozent. Für die <strong>GEW</strong><br />
gibt es für diese Verschlechterungen keinen<br />
sachlichen Grund. Die <strong>GEW</strong> schätzt ein, dass<br />
die Kosten durch die Eigenleistungen der<br />
KollegInnen kompensiert werden.<br />
Was bedeutet die Besoldungänderung<br />
konkret?<br />
Mit dem Dienstrechtsreformgesetz kommt<br />
es beim Besoldungrecht zu einer Änderung<br />
bei den Grundgehaltstabellen mit den aufsteigenden<br />
Gehältern (z. B. Besoldungsordnung<br />
A). Die Dienstaltersstufen werden auf Erfahrungsstufen<br />
umgestellt.<br />
Alle neu eingestellten Lehrerinnen und<br />
Lehrer des höheren Dienstes (z. B. am Gymnasium,<br />
Berufskolleg) beginnen dann mit A13<br />
und der Erfahrungstufe 5, Lehrerinnen und<br />
Lehrer des gehoben Dienstes (z. B. an Grundschulen,<br />
Hauptschulen oder Realschulen) mit<br />
A12 Stufe 4. Die Verweildauer in den einzelnen<br />
Stufen ist nicht geändert worden. Alle<br />
Lehrerinnen und Lehrer des höheren Dienstes<br />
erreichen somit nach 24 Jahren die letzte Stufe<br />
12. Lehrerinnen und Lehrer des gehobenen<br />
Dienstes sind nach 26 Jahren in der letzten<br />
Erfahrungstufe.<br />
Auf den ersten Blick scheint dies keine gravierende<br />
Änderung zu sein. Doch der Schein<br />
trügt. Dies wird schnell deutlich, wenn man<br />
beispielhaft die Gehaltsentwicklung nach der<br />
alten Regelung mit der neuen von fiktiven<br />
Lehrpersonen vergleicht.<br />
Beispielrechnung<br />
Nehmen wir also eine Lehrperson, die<br />
zum 1. August 2013 an einem Gymnasium<br />
eingestellt werden soll. Da zu diesem Zeitpunkt<br />
sehr wahrscheinlich die Umstellung<br />
auf Erfahrungsstufen erfolgt ist, würde sie<br />
unabhängig von ihrem Alter nach A13 in die<br />
Erfahrungsstufe 5 eingruppiert werden und<br />
wahrscheinlich ein Grundgehalt von ca. 3.549<br />
Euro brutto erhalten.<br />
Nach der alten Regelung sähe dies etwas<br />
anders aus. Basierend auf dem Alter der<br />
Lehrperson würde zuerst das Besoldungsdienstalter<br />
nach §28 BBesG bestimmt werden<br />
und danach eine Eingruppierung erfolgen.<br />
Betrachtet man Lehrpersonen, die z. B. am<br />
22. Juli ihren Geburtstag haben und bei<br />
Einstellung 25, 30, 35 bzw. 40 Jahre alt<br />
sind, kommt man dann zu unterschiedlichen<br />
Dienstaltersstufen bzw. Grundgehältern.<br />
Auf das Einstiegsalter kommt es an<br />
35- bzw. 40-jährige BerufseinsteigerInnen<br />
würden nach der alten Regelung in die Dienstaltersstufe<br />
7 eingestuft und ein monatliches<br />
Grundgehalt von ca. 3.863 Euro bekommen.<br />
Gegenüber der Neuregelung liegt hier eine<br />
Schlechterstellung von ca. 314 Euro vor. Der<br />
Lebensverdienst würde sich um ca. 55.000<br />
Euro bzw. 71.000 Euro verringern.<br />
40-jährige BerufseinsteigerInnen müssten<br />
sich nach der Neuregelung auch gut überlegen,<br />
ob sie mit 63 einen Antrag auf zu Ruhesetzung<br />
stellen. Mit 63 ist noch nicht die letzte<br />
Erfahrungsstufe erreicht. Diese wird nach der<br />
Neuregelung erst nach 24 Jahren, also mit 64<br />
erreicht. Ein geringeres Grundgehalt bedeutet<br />
aber ein geringeres Ruhegehalt.
nds 2-2013<br />
27<br />
Bei der Besoldungsgruppe A13 gibt es<br />
für 30-jährige BerufsanfängerInnen beim<br />
Grundgehalt keinen Unterschied. Beim Lebensverdienst<br />
sieht es etwas anders aus. Aufgrund<br />
des Dienstalters verbleiben sie nicht 36<br />
Monate in Stufe 5, sondern nur 23 Monate.<br />
Hieraus ergibt ergibt sich dann beim Lebensverdienst<br />
nach der Neureglung ein um ca.<br />
10.000 Euro niedriger Betrag.<br />
Sek. I-Lehrkräfte benachteiligt<br />
Bei einer Einstellung an einer Hauptschule<br />
oder Realschule geht es beim Grundgehalt jedoch<br />
für 30-jährige BerufseinsteigerInnen nicht<br />
ohne Verluste. Nach der Neuregelung würden sie<br />
nach A12 in der Erfahrungsstufe 4 ein Grundgehalt<br />
von ca. 3.024 Euro brutto erhalten.<br />
Bei einer Eingruppierung nach dem Dienstalter<br />
müssten sie jedoch in die Stufe 5 kommen,<br />
Grundgehalt ca. 3.169 Euro. Die neue Regelung<br />
bedeutet ein Minus von 145,66 Euro bzw. ein<br />
um ca. 32.234 Euro geringeren Lebensverdienst.<br />
Bei einem späteren Berufseinstieg sind die<br />
Verluste aufgrund der Neuregelung noch höher.<br />
Aufgrund der längeren Laufzeit (26 statt<br />
24 Jahre) zur Erreichung der letzten Erfahrungsstufe<br />
verschärft sich ab einem Eintrittsalter<br />
von 37 das Problem bei Zurruhesetzung.<br />
Vergleicht man die Kosten für das Grundgehalt,<br />
welches vom Land NRW für die BerufseinsteigerInnen<br />
nach der neuen bzw. der<br />
alten Regelung aufgebracht werden muss, so<br />
wird das Land NRW voraussichtlich monatlich<br />
für das Grundgehalt der BerufseinsteigerInnen<br />
2012 an Grundschulen ca. 75.000<br />
Euro, an Hauptschulen ca. 23.000 Euro und<br />
an Realschulen ca. 24.000 Euro weniger aufbringen<br />
müssen.<br />
Beamtinnen und Beamte haben bereits vielfältige Sparopfer erbracht<br />
Die Beamtenbesoldung in Nordrhein-Westfalen ist stark durch Einsparungen der jeweiligen<br />
Landesregierungen in den letzten Jahren geprägt. Dies ist deutlich abzulesen an den Abschlüssen<br />
des Landeshaushaltes NRW der letzten Jahre bis einschließlich 2011.<br />
Sofern die Regierung in NRW ihr Sanierungsprogramm beibehält, werden bei den Beamten<br />
bis zum Jahre 2020 etwa 31,7 Milliarden Euro eingespart werden. Schon jetzt ist eine Sparsumme<br />
seit 2006 bis 2011 von 12,4 Milliarden Euro erreicht.<br />
Bis 2007 gab es Kürzungen in Höhe von drei Millionen Euro zu Gunsten des Landes. 2007<br />
hieß es: Das Weihnachtsgeld soll sozial gestaffelt werden und auf 50 bis 60 Prozent des Monatseinkommens<br />
gekürzt werden. Das Urlaubsgeld fällt für alle Besoldungsgruppen komplett<br />
weg. Die Maßnahmen sollten laut Landesregierung zunächst auf drei Jahre befris-tet sein. Die<br />
Arbeitszeitverlängerung von 39 auf 41 Stunden (1 Pflichtstunde mehr) sollte gleichfalls befristet<br />
sein, ist inzwischen aber entfristet worden. Beamte in NRW wurden auch 2012 am Sanierungsprogramm<br />
der Regierung beteiligt.<br />
Das Sanierungsprogramm wurde 1998 beschlossen. Seitdem sind nach und nach Maßnahmen<br />
zur Reduzierung der Personalkosten durchgesetzt worden. Allein die drei Nullrunden brachten der<br />
nordrhein-westfälischen Regierung im Jahre 2011 ein Umschichtungspotenzial von 653 Millionen<br />
Euro ein. Durch das gestrichene Urlaubsgeld konnten 65 Millionen und durch die Kürzungen beim<br />
Weihnachtsgeld etwa 750 Millionen Euro eingespart werden. Auch die Arbeitszeitenverlängerung<br />
trug mit rund 331 Millionen Euro und die Eigenbeteiligung bei den Arzt- und Arzneigebühren<br />
nochmals etwa 100 Millionen Euro zum Sanierungsprogramm bei. Die Kürzung und der Wegfall bestimmter<br />
Zulagen, die Änderungen in der Beamtenbesoldung sowie bestimmte Beförderungssperren<br />
brachten weitere 247 Millionen Euro eingespartes Haushaltsgeld. Ganze 36 Millionen Euro konnten<br />
durch den Wegfall der Jubiläumsgelder seit 1999 bis 2011 aufgebracht werden. Beamte, die 25 Jahre<br />
im Dienst waren, hatten 300 Euro Jubiläumsgeld und Beamte, die 40 Jahre aktiv im Dienst waren,<br />
400 Euro erhalten. Dies fiel aber 1999 im Rahmen des Sparpaketes weg. U.L.<br />
Für die BerufseinsteigerInnen an Gymnasien<br />
könnten die Kosten nach der Neuregelung<br />
um ca. 11.000 Euro und für die an den Förderschulen<br />
um ca. 22.000 Euro steigen. Dies<br />
entspräche einem Anstieg des Grundgehaltes<br />
um durchschnittlich ca. 61 Euro am Gymnasium<br />
und 41 Euro an den Förderschulen. Ausnahme<br />
beim höheren Dienst ist aufgrund des<br />
höheren Eintrittsalters wahrscheinlich nur das<br />
Berufskolleg. Hier würden insgesamt 18.000<br />
Euro monatlich weniger aufgebracht und das<br />
Grundgehalt um durchschnittlich ca. 34 Euro<br />
gekürzt.<br />
Einsparpotenzial<br />
Im Versorgungsbereich führt der aktuelle<br />
Gesetzesentwurf durch die Verlängerung der<br />
Lebensarbeitzeit inklusvie der angepassten Versorgungsabschläge<br />
zu jährlichen Einsparungen<br />
von geschätzt bis zu 251 bis 334 Millionen<br />
Euro. Eine annähernde jährliche Einsparung in<br />
dieser Bandbreitenhöhe ist nicht vor dem Jahr<br />
2055 zu erwarten. Bis dahin werden sich die<br />
jährlichen Einsparungen zunächst sehr langsam<br />
und später um so dynamischer aufbauen.<br />
Die Kürzung der Anrechnung von Hochschulausbildungszeiten<br />
auf die Versorgung<br />
von bis zu drei Jahren auf bis zu 855 Tagen<br />
führt in der vollen Wirkung bis zum Jahr 2042<br />
zu Einsparungen von rund 25 Mio. Euro (heutiges<br />
Bezügeniveau).<br />
Insgesamt würde das Land nach der geplanten<br />
Neuregelung bei den Grundgehältern<br />
für die 2012 eingestellten KollegInnen monatlich<br />
ca. 40.000 Euro einsparen.<br />
Die Gewerkschaften fordern die Landesregierung<br />
auf, ihre Sparpolitik zu beenden und<br />
nicht durch weitere Einsparungen, wie im aktuellen<br />
Entwurf des Ersten Dienstrechtsanpassungsgesetzes<br />
vorgesehen, noch auszuweiten.<br />
Helmut Hermes/Ute Lorenz<br />
Helmut Hermes<br />
Mitglied im Referat A<br />
(Dienstrecht, Besoldung und<br />
Vergütung) der <strong>GEW</strong> NRW<br />
Ute Lorenz<br />
Referentin für Angestelltenund<br />
Beamtenrecht, Tarifrecht<br />
und Mitbestimmung<br />
<strong>GEW</strong> NRW
28 Arbeitsplatz<br />
<strong>GEW</strong> gründet neuen „Ausschuss für Schulleitung“<br />
Traumjob Schulleitung?<br />
In NRW leiten mehr als 15.000 Kolleginnen und Kollegen Schulen: Schulleiterinnen<br />
und Schulleiter, stellvertretende Schulleiterinnen und Schulleiter, Kolleginnen<br />
und Kollegen in erweiterter Schulleitung und nicht zuletzt die größer<br />
werdende Gruppe derjenigen, die Schulen kommissarisch leiten. In der <strong>GEW</strong><br />
NRW haben sie nun ein „eigenes Gremium“ und damit eine gezielte Interessenvertretung<br />
gegenüber Politik und Verwaltung.<br />
Die Anforderungen an Schulleiterinnen und<br />
Schulleiter haben sich in den vergangenen<br />
Jahren gewandelt und sind stark gestiegen.<br />
Eine zentrale Veränderung bedeutet die Übernahme<br />
von Dienstvorgesetztenaufgaben. Das<br />
Schulministerium fasst zusammen (2008):<br />
„Das Leitbild einer modernen und professionellen<br />
Schulleitung umfasst die pädagogische<br />
Führung im Sinne des gestaltenden Führungsund<br />
Leitungshandelns in der lernenden Organisation<br />
Schule und wird ergänzt durch Management<br />
im Sinne des professionellen Lösens<br />
von Problemen. Im Kompetenzprofil 'Handlungsfelder<br />
und Schlüsselkompetenzen für<br />
das Leitungshandeln in eigenverantwortlichen<br />
Schulen' werden die beiden Leitkategorien<br />
'Pädagogische Führung' und 'Management<br />
von Schule' konzeptionell zusammengeführt.“<br />
Für die <strong>GEW</strong> NRW stehen folgende Fragen<br />
im Mittelpunkt:<br />
u Wird „pädagogische Führung“ und „Management<br />
von Schule“ durch den Arbeitgeber bzw.<br />
die Schulaufsicht ermöglicht und unterstützt?<br />
u Wie sind die Arbeitsbedingungen von SchulleiterInnen,<br />
wie die Gelingensbedingungen<br />
für „gute Leitung“?<br />
u Welche Initiativen und Hilfen erwarten SchulleiterInnen<br />
von ihrer Gewerkschaft?<br />
u Welches organisatorische Angebot in der<br />
<strong>GEW</strong> ist zielführend?<br />
Der „Ausschuss für Schulleitung“ in der <strong>GEW</strong><br />
NRW ist ein Teil der Beantwortung dieser Fragen.<br />
SchulleiterInnen erhalten damit ein eigenes Gremium<br />
in ihrer Gewerkschaft und verbleiben zugleich<br />
in der jeweiligen Schulformfachgruppe. Die<br />
Nähe zu den KollegInnen „ihrer“ Schulform bleibt<br />
bestehen, die besondere Arbeitssituation und die<br />
neue Rolle werden adäquat berücksichtigt.<br />
Zunächst gehen wir von einer Struktur aus, die<br />
schulformübergreifend auf Ebene der jeweiligen<br />
Bezirksregierungen angelegt ist. Nebenstehend<br />
finden interessierte Kolleginnen und Kollegen Termin<br />
und Ort der jeweiligen „Gründungstreffen“.<br />
Wir freuen uns auf interessante Begegnungen.<br />
Michael Schulte, Geschäftsführer <strong>GEW</strong> NRW<br />
Aktuelle Fortbildungen für Schulleitungsmitglieder<br />
u Seit 2012 bieten wir mit der Fortbildung „Schulleitung und Lehrerrat an der eigenverantwortlichen<br />
Schule“ ein Format an, das den Interessen vieler SchulleiterInnen<br />
entspricht: Ein Fortbildungstag im Kollegenkreis kombiniert die Sachinformation, z. B. in<br />
personalvertretungsrechtlichen Fragen, mit kollegialem Austausch.<br />
Die TeilnehmerInnen erhalten Gelegenheit, zeitnah und aktuell über die neue Rechtslage<br />
informiert zu werden (mehr dazu vgl. Seite 36, „Schulrecht“). Es besteht Gelegenheit,<br />
die Situation an der ‚eigenen’ Schule zum Thema zu machen und Anregungen für die<br />
Leitungsarbeit zu erhalten.<br />
u In der Fortbildung „Innovationen an Schulen gestalten“ werden das Agieren der<br />
Schulleitung im Spannungsfeld von Vielfalt und Eigensinn auf der einen Seite sowie die<br />
Ausrichtung auf eine gemeinsame Zielrichtung und eine kohärente Gestalt auf der anderen<br />
Seite in Simulation und Übung trainiert. Dabei wird auch der Umgang mit Dissens,<br />
Widerstand und Verweigerung thematisiert.<br />
Alle Infos zu Schulleitungsfortbildungen: www.eigenverantwortliche-schule.de<br />
Nachfragen zum Schulleitungsausschuss: schulleitung@gew-nrw.de<br />
Einladung<br />
Im Vorfeld des<br />
Gewerkschaftstages<br />
laden wir Kolleginnen<br />
und Kollegen, die an der Schulleitungsarbeit<br />
der <strong>GEW</strong> in NRW Interesse haben, zur Teilnahme<br />
an regional organisierten Gesprächsrunden<br />
über die Arbeit des Ausschusses für<br />
Schulleitung herzlich ein.<br />
Münster<br />
Dienstag, 5. März 2013,<br />
17.00 Uhr bis 19.00 Uhr<br />
Stadthotel Münster, Aegidiistraße 21,<br />
48143 Münster<br />
Dortmund<br />
Donnerstag, 7. März 2013,<br />
17.00 Uhr bis 19.00 Uhr<br />
Park Inn by Radisson Dortmund<br />
Olpe 2, 44135 Dortmund<br />
Düsseldorf<br />
Montag, 11. März 2013,<br />
17.00 Uhr bis 19.00 Uhr<br />
FFFZ Hotel Tagungshaus der Evangelischen<br />
Kirche im Rheinland,<br />
Kaiserswerther Straße 450,<br />
40474 Düsseldorf<br />
Köln<br />
Donnerstag, 14. März 2013,<br />
17.00 Uhr bis 19.00 Uhr<br />
Novotel Köln City, Bayenstr. 51,<br />
50678 Köln<br />
Bielefeld<br />
Dienstag, 19. März 2013,<br />
17.00 Uhr bis 19.00 Uhr<br />
BEST WESTERN Hotel Oldentruper Hof,<br />
Niedernholz 2, 33699 Bielefeld<br />
Über Interesse an der Teilnahme an einer<br />
dieser Gesprächsrunden würden wir uns<br />
freuen und bitten wir um rechtzeitige<br />
Anmeldung:<br />
schulleitung@gew-nrw.de
<strong>GEW</strong> to go<br />
Immer dabei: Ihre Bildungsgewerkschaft<br />
Mit der App der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft NRW<br />
wird die Bildungsgewerkschaft zu Ihrer digitalen Begleiterin im<br />
Schulalltag. Schnelle und aktuelle Infos, umfassendes Hintergrundwissen,<br />
der richtige Ansprechpartner für Ihre Frage und<br />
ein zuverlässiger Bezügerechner – alles in einer Anwendung.<br />
Nie wieder mühsames Suchen nach passenden Infos aus sicherer<br />
Quelle! Die <strong>GEW</strong> App liefert Ihnen alles rund um den Arbeitsplatz<br />
Schule bequem auf Ihr Tablet – aktuell und kompetent.<br />
• Im Fokus: jeden Monat Hintergrundwissen zu einem aktuellen<br />
Thema rund um den Arbeitsplatz Bildung<br />
• Recht & Gesetz: Schulgesetz und mehr – immer in der<br />
aktuellsten Fassung<br />
• Schullexikon: die wichtigsten Stichworte rund um Ihren Job<br />
in der Schule umfassend und verständlich erklärt<br />
• Aktivitäten: das vielfältige Fortbildungsangebot der <strong>GEW</strong> NRW<br />
auf einen Blick<br />
• Ansprechpartner: der direkte Draht zur <strong>GEW</strong> NRW – vor Ort,<br />
in der Landesgeschäftsstelle, in den Fachgruppen und Personal -<br />
räten<br />
• Knete: sehen, was übrig bleibt mit dem stets aktuellen Bezügerechner<br />
für beamtete Lehrerinnen und Lehrer<br />
Erhältlich im App Store,<br />
bei Google play und im<br />
Amazon App-Shop!
30 arbeitsplatz<br />
RuheständlerInnen-Fortbildung in Fröndenberg<br />
Grundsätze der Altenpolitik<br />
Der Ausschuss für RuheständlerInnen der <strong>GEW</strong> NRW lädt interessierte<br />
KollegInnen herzlich zur Teilnahme ein:<br />
23. bis 24. April 2013<br />
Hotel Am Park<br />
58730 Fröndenberg, Ruhrstr. 6<br />
Leitung:<br />
Zielgruppe:<br />
Tagungsprogramm:<br />
Dienstag, 23. April 2013<br />
Betty Deicke und Friedrich Knepper<br />
Pensionierte Lehrerinnen und Lehrer<br />
10.30 Uhr Anreise/Stehkaffee/Begrüßung<br />
11.00 Uhr Trinkwasserqualität für die Zukunft<br />
Dipl.-Ing. Drees,<br />
Wasserwerk Fröndenberg-Menden,<br />
12.30 Uhr Gemeinsames Mittagessen<br />
13.30 Uhr Mit dem Sterben leben<br />
Uta Lahme, Ingrid Camatta,<br />
Hospizkreis Menden e.V.<br />
15.00 Uhr Kaffeepause<br />
15.30 Uhr Seniorengerechtes Wohnen<br />
Referent/in: NN<br />
17.00 Uhr Kurzpause<br />
17.15 Uhr Seniorenvertretung in der Gemeinde –<br />
politische Partizipation im Alter<br />
Jobst Heberlein, BAGSO<br />
18.45 Uhr Gemeinsames Abendessen<br />
Mittwoch, 24. April 2013<br />
9.00 Uhr Probleme mit der Beihilfe<br />
Peter Nitschner, LBV-Beihilfestelle NRW<br />
10.30 Uhr Kaffeepause<br />
11.00 Uhr Fit im Kopf – flott auf den Beinen<br />
Hannelore Vanscheid<br />
13.00 Uhr Gemeinsames Mittagessen<br />
14.00 Uhr Kritik, Formalia<br />
Abreise<br />
Teilnahmegebühr:<br />
55 Euro für <strong>GEW</strong>-Mitglieder,<br />
110 Euro für Nichtmitglieder<br />
Anmeldungen bitte schriftlich richten an:<br />
DGB-Bildungswerk NRW e.V.<br />
c/o <strong>GEW</strong>-Landesverband NRW<br />
Nünningstrr. 11, 45141 Essen,<br />
Tel. 0201/29403-25, Fax 0201/29403-17<br />
E-Mail: katharina.kaminski@gew-nrw.de<br />
Februar 2013<br />
Die <strong>GEW</strong> gratuliert zum Geburtstag!<br />
Unsere Glückwünsche gehen an die folgenden Kolleginnen und Kollegen:<br />
98 Jahre<br />
Siegfried Dietrich, Bielefeld<br />
96 Jahre<br />
Maria Kaderhandt, Lippstadt<br />
91 Jahre<br />
Helmut Held, Minden<br />
Vera Münstermann-Guhl, Bielefeld<br />
Bruno Reitzig, Bielefeld<br />
89 Jahre<br />
Heinz Röthemeier, Minden<br />
88 Jahre<br />
Erika Haferburg, Düsseldorf<br />
Hellmut Ober, Detmold<br />
Berta Gustafson, München<br />
Wilhelm Bernhard, Kierspe<br />
87 Jahre<br />
Fritz Rudolph, Mülheim<br />
Walter Lange, Hagen<br />
Bodo Bruecher, Werther<br />
Heinz Ossowski, Gelsenkirchen<br />
Friedrich Wehrbein, Barntrup<br />
86 Jahre<br />
Hannelore Wachenfeld, Dortmund<br />
Gisela Wildförster, Essen<br />
Hans-Helmut Stark, Lemgo<br />
Edith Höbener, Bottrop<br />
Gisela Schumacher, Lüdenscheid<br />
Marianne Stamelos, Duisburg<br />
85 Jahre<br />
Marga Haneke, Tecklenburg<br />
Albrecht Sauer, Bad Berleburg<br />
Hans Marohn, Hamm<br />
84 Jahre<br />
Inge Vietmeier, Oberhausen<br />
83 Jahre<br />
Hans Sick, Hamm<br />
82 Jahre<br />
Sabine Klawitter, Haan<br />
Margret Zens, Nörvenich<br />
Agnes Spiegel, Essen<br />
Renate Douma, Monheim<br />
Margrit Kindiger, Bochum<br />
81 Jahre<br />
Franz-Josef Lipensky, Köln<br />
Margret Pieper, Porta Westfalica<br />
Barbara Nolte, Leverkusen<br />
Eleonore Biagioni-Laura, Köln<br />
80 Jahre<br />
Inge Holzinger, Duisburg<br />
Hildegard von Lucke-Hast, Werdohl<br />
79 Jahre<br />
Sigrid Theen, Bochum<br />
Peter Bodenheim, Erftstadt<br />
Karlheinz Osterloff, Lage<br />
78 Jahre<br />
Maria Cicinnati, Herne<br />
Franz Kaiser, Bergisch Gladbach<br />
Erwin Möller, Gelsenkirchen<br />
Paul Humann, Gelsenkirchen<br />
Ursula Schulte, Lüdenscheid<br />
77 Jahre<br />
Erika Liers, Gladbeck<br />
Udo Hecken, Wiehl<br />
Ursula Clüter, Herne<br />
Karl Schumacher, Euskirchen<br />
Walburgis Dietrich, Drensteinfurt<br />
Brigitte Zuchlinski, Oberhausen<br />
Heinz Birmanns, Düsseldorf<br />
Wilhelm Meyer, Bielefeld<br />
Renate Huwer, Oberhausen<br />
Adelheid Lissek, Köln<br />
Irmgard Wevelmeyer, Bad Salzuflen<br />
Wolfgang Wojahn, Bergisch Gladbach<br />
Hans Hoffmann, Gummersbach<br />
Rita Adamski, Kerpen<br />
Heinrich Langebrake, Tecklenburg<br />
Horst Gössl, Nörvenich<br />
76 Jahre<br />
Renate Vollberg, Schwerte<br />
Johan-Ferdinand Hoeren,<br />
Mönchengladbach<br />
Bärbel Sule, Krefeld<br />
Marie-Therese Lustig, Nörvenich<br />
Ulrich Schmidt, Fröndenberg<br />
Daniel Kabitz, Solingen<br />
Jutta Krueger, Bielefeld<br />
Christel Unterkötter, Marienheide<br />
Ingrid Möllers, Radevormwald<br />
Helmut Grell, Hatzfeld<br />
Ursula Viellvoye, Oberhausen<br />
Heinz Lanwerd, Solingen<br />
Gertrud Mank, Wülfrath<br />
Guenter Grimm, Dortmund<br />
Christel Bierfreund, Dortmund<br />
Helmut Neumann, Minden<br />
Rosemarie Stabler, Aachen<br />
Otto-Wilhelm Leyk, Nordstrand<br />
75 Jahre<br />
Karl-Heinz Kappell, Kevelaer<br />
Ursel Kipp, Dorsten<br />
Uwe Kunze, Hagen<br />
Almut-Anna Kesselmark, Waldbröl<br />
Ingeborg Unger, Euskirchen<br />
Gertrud Ludolph, Bochum<br />
Hans-Erich Webers, Bielefeld<br />
Karl-Heinz Mörger, Düsseldorf<br />
Marika van Klaveren, Willebadessen<br />
Maria Dimke, Hamm<br />
Dieter Lotze, Bergisch Gladbach<br />
Knut Hinninghofen, Mülheim<br />
Gisela Knode, Dortmund<br />
Tamer Aganoglu, Gevelsberg<br />
Albert Ast, Dortmund<br />
Marianne Schmitz, Wuppertal<br />
Reinhild Schäffer, Erkrath<br />
Peter Virnich, Mülheim<br />
Hans-Waldemar Nürnberg, Köln<br />
Ute Siemann, Köln<br />
Betty Deicke<br />
Vorsitzende des Ausschusses für RuheständlerInnen
nds 2-2013<br />
31<br />
NRW-Gesundheitsministerin in Münster<br />
Versüßte <strong>GEW</strong>-Forderungen<br />
Mehr Geschlechtergerechtigkeit im öffentlichen Dienst<br />
Missstände abbauen, jetzt!<br />
Der 8. März ist weltweit ein Tag der Solidarität für gleiche und bessere<br />
Arbeits- und Lebensbedingungen von Frauen. Er erinnert auch an Tradition<br />
und Engagement der sozialistischen Frauenbewegung. Seine Geschichte<br />
ist Teil der Geschichte des politischen Kampfes um soziale und politische<br />
Gerechtigkeit. In diesem Jahr steht der 8. März wieder unter dem Motto<br />
„Heute für morgen Zeichen setzen“. Noch immer sind Frauen in unserer<br />
Gesellschaft spürbar benachteiligt. Sie verdienen im Schnitt deutlich weniger<br />
als Männer, sie haben eine weitaus schlechtere Alterssicherung und<br />
sind in den Führungsetagen weiterhin stark unterrepräsentiert.<br />
Diese Benachteiligungen finden sich auch im öffentlichen Dienst und<br />
im Bildungsbereich. Frauentypische Arbeitsplätze werden schlechter bezahlt.<br />
Dazu zählen u. a. ErzieherInnen in den Kindergärten und Kitas. Und<br />
noch immer werden LehrerInnen an Grundschulen schlechter besoldet als<br />
Lehrkräfte an Gymnasien oder Berufskollegs. Auch wenn Frauen inzwischen<br />
bei den Neueinstellungen an allen Schulformen in der Mehrheit<br />
sind, hat sich an dieser grundlegenden Ungerechtigkeit nichts geändert.<br />
Im Koalitionsvertrag der rot-grünen NRW-Landesregierung von 2012<br />
wird der Abbau „geschlechterspezifischer Benachteiligungen“ zugesagt.<br />
Das Landesgleichstellungsgesetz NRW soll „durch die Stärkung seiner<br />
Durchsetzungskraft zu einem effektiven Instrumentarium für eine aktive<br />
Frauenförderung“ ausgestaltet werden, doch seine Novellierung wurde<br />
auf unbestimmte Zeit verschoben. Auch von der angekündigten „Öffentlichkeitswirksamen<br />
Kampagne zur Entgeltgleichheit“, deren Ziel die<br />
Neubewertung „so genannter frauenspezifischer Arbeitsplätze“ sein soll,<br />
ist noch nichts zu sehen. Die Modernisierung des öffentlichen Dienstes<br />
und seine Zukunftsfähigkeit gelingen nicht allein durch eine Dienstrechtsreform.<br />
Ein neues Dienstrecht kann die ungerechte Bezahlung im<br />
Schuldienst beenden, die Unterrepräsentanz von Frauen bei den Schulleitungen<br />
lässt sich nur über das Landesgleichstellungsgesetz aufheben.<br />
Weitere Baustellen sind die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf auf allen Ebenen, die Beendigung der Benachteiligung bei<br />
Teilzeitarbeit und intelligente Teilzeitmodelle für die Führungsebenen.<br />
Die Ansprechpartnerinnen für Gleichstellungsfragen in den Schulen<br />
benötigen zur Bewältigung ihrer vielfältigen Aufgaben mehr Zeit, mehr<br />
Anerkennung und mehr Unterstützung. Heute für morgen Zeichen<br />
setzen! Das bedeutet, diese Missstände im öffentlichen Dienst<br />
abzubauen! Maike Finnern, stv. <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende NRW<br />
Frauen im DGB<br />
<strong>GEW</strong> NRW: Infos zur Dienstrechtsreform<br />
Den Besuch von Wissenschaftsministerin Svenja Schulze beim Neujahresempfang<br />
der SPD in Münster nutzte der <strong>GEW</strong>-Stadtverband, um<br />
den gewerkschaftlichen Forderungen in den Tarifauseinandersetzungen<br />
Nachdruck zu verleihen: Sieghard Klinger, <strong>GEW</strong>-Stadtverbandsvorsitzender,<br />
überreichte der Ministerin eine Marzipantorte mit dem Aufdruck eines<br />
500 Euro-Scheines und der Aufschrift „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“.<br />
Bundesweit werden 200.000 tarifbeschäftigte Lehrerinnen und Lehrer<br />
noch immer deutlich schlechter bezahlt als ihre beamteten KollegInnen.<br />
Von den Ergebnissen der aktuellen Tarifrunde der Länder, die am 31. Januar<br />
begonnen hat, sind auch Hochschulbeschäftigte betroffen. CP<br />
<strong>GEW</strong> Oberhausen: Themen der Jahreshauptversammlung<br />
Inklusion und Tarifrunde<br />
Die Jubilarehrung stand ganz oben auf der Tagesordnung der Jahreshauptversammlung<br />
2012 der <strong>GEW</strong> Oberhausen in der Luise-Albertz-<br />
Halle. Vorsitzende Cornelia Schiemanowski und ihr Stellvertreter Karl<br />
van den Mond ehrten Margit Brörmann, Margot Kuhlmann und Klaus<br />
Ortenburger für jeweils 40 Jahre, Margitta Geyer, Claus Häuser, Lothar<br />
Huetig, Manfred Jerkel und Franz Wenzel für jeweils 35 Jahre <strong>GEW</strong>-<br />
Mitgliedschaft: „Ohne Kolleginnen und Kollegen wie euch wäre die<br />
<strong>GEW</strong> nicht das, was sie ist.” Weitere Jubilare und Vertrauensleute wurden<br />
geehrt. Ausführlich diskutiert wurden dann die zentralen Themen<br />
„Inklusion an den Schulen" und „Tarifrunde 2013“. Maike Finnern, stv.<br />
<strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende, erläuterte in ihrem Referat zu aktuellen gewerkschaftlichen<br />
Handlungsschwerpunkten die <strong>GEW</strong>-Positionen. CSch
32 Arbeitsplatz<br />
WEITERBILDUNGSANGEBOTE<br />
WBG 13-04-03<br />
Fluchen, Fauche, Freeze – Ideen für den DuG-Unterricht<br />
Tagungsort: Ruhrgebiet<br />
Termin: 12.04.2013 16:00-21:00 Uhr<br />
13.04.2013 9:00-16:00 Uhr<br />
Referentin: Carmen Tiemann<br />
Teilnahmebeitrag: <strong>GEW</strong>-Mitglieder: 150 Euro, <strong>GEW</strong>-Mit glieder ermäßigt: 100 Euro,<br />
Nicht mit glieder: 200 Euro<br />
Seit 2011/2012 gibt es die Handreichung zum Wahlpflichtbereich „Darstellen<br />
und Gestalten an Gesamtschulen“. Dieser Workshop lässt die theoretischen<br />
Grundlagen lebendig werden und will praktische Anregungen zu den Themen<br />
und Arbeitsfeldern des Unterrichts vermitteln. Ziele sind:<br />
1. Didaktisch-methodische Grundlagen des Faches erkenntnisorientiert wie<br />
auch handlungsorientiert kennen lernen, erfahren und erproben.<br />
2. Darstellungs- und Gestaltungselemente des Faches kennenlernen und realisieren.<br />
WBG 13-04-09<br />
Die „Energiekiste“: Experimente mit Spaß im Unterricht<br />
Tagungsort: Wissenschaftspark Gelsenkirchen<br />
Termin: 12.04.2013<br />
Seminarzeit: 10:00 bis 16:00 Uhr<br />
Referent: Ralf Engelbrecht-Schreiner<br />
Teilnahmebeitrag: <strong>GEW</strong>-Mitglieder: 10 Euro, <strong>GEW</strong>-Mit glieder ermäßigt: 5 Euro,<br />
Nicht mit glieder: 20 Euro<br />
Die Tagung dient der Einführung von LehrerInnen und DozentInnen in die Verwendung<br />
der „Energiekiste“ im Sachkundeunterricht/naturwissenschaftlichen<br />
Unterricht in den Klassenstufen 4 – 6. Was ist die Energiekiste? Die Energiekiste<br />
soll Lehrkräfte in den Jahrgangsstufen 4 bis 6 dabei unterstützen, das Thema „Erneuerbare<br />
Energien“ ohne spezielle Vorkenntnisse in den Unterricht einzubinden.<br />
Die Energiekiste ist als Stationenlernen zu den vielfältigen Aspekten der Erneuerbaren<br />
Energien konzipiert. Dabei werden wichtige Gesichtspunkte der Bildung<br />
für nachhaltige Entwicklung und der Entwicklungszusammenarbeit integriert.<br />
SeminarteilnehmerInnen können die Energiekiste für ihren Unterricht beim Wissenschaftspark<br />
Gelsenkirchen ausleihen. Mehr Info: www.wipage.de/energiekiste<br />
WBG 13-04-10<br />
Beziehungskompetenz zur Bewältigung belastender Situationen<br />
Tagungsort: Ruhrgebiet<br />
Termin: 12.04.2013 16:00-20:00 Uhr<br />
13.04.2013 9:30-16:30 Uhr<br />
Referent: Martin Partner<br />
Teilnahmebeitrag: <strong>GEW</strong>-Mitglieder: 200 Euro, <strong>GEW</strong>-Mit glieder ermäßigt: 130 Euro,<br />
Nicht mit glieder: 280 Euro<br />
„Lehrer-Sein ist Beziehungsarbeit“ – Beziehungskompetenz zur Bewältigung belastender<br />
Situationen in der Schule. JunglehrerInnen, aber auch erfahrene PädagogInnen<br />
berichten immer wieder von Situationen in der Schule, die sie persönlich an ihre<br />
physischen und psychischen Grenzen führen: Es sind nicht nur „auffällige Schüler“oder<br />
„dramatische Unterrichtsstunden“, die belasten. Herausforderungen liegen in sozialkommunikativen<br />
und emotionalen Aktivitäten: Ausgrenzungen, soziale Konflikte oder<br />
Demütigungen können zu erhöhtem Erkrankungsrisiko bei PädagogInnen führen. Ziel<br />
des Seminars ist es, über belastende Situationen im schulischen Alltag zu reflektieren<br />
und individuelle Verhaltens- und Bewältigungsstrategien zu entwickeln.<br />
WBG 13-04-01<br />
Mit Präsenz, Körpersprache und Stimme Gruppen leiten:<br />
(Non)verbales Classroom-Management<br />
Tagungsort: Mönchengladbach<br />
Termin: 19.04.2013 6:00-21:00, 20.04.2013 9:00-16:00<br />
Referentin: Karin Punitzer<br />
Teilnahmebeitrag: <strong>GEW</strong>-Mitglieder: 120 Euro, <strong>GEW</strong>-Mit glieder ermäßigt: 80 Euro,<br />
Nicht mit glieder: 160 Euro<br />
Der non-verbale sowie verbale Hörerbezug spielen beim Anleiten und Steuern von Gruppen<br />
eine entscheidende Bedeutung. Neben methodischen Interventionen können Sie<br />
durch einfache schauspielerische Grundregeln Fachwissen und Kompetenz nachhaltig bei<br />
ihrer Zuhörerschaft verankern. Sie erhalten Grundlagen, um durch den Einsatz von Körpersprache<br />
und Stimmmodulation den Unterrichtsalltag zu bereichern und zu entlasten.<br />
WBG 13-04-07<br />
Hilfe: Was tun, bevor die Stimme versagt?<br />
Tagungsort: Essen<br />
Termin: 19.04.2013 16:00-20:00 und 20.04.2013 9:00-16:30<br />
Referentinen: Antje Husmann, Sabine Ifland<br />
Teilnahmebeitrag: <strong>GEW</strong>-Mitglieder: 160 Euro, <strong>GEW</strong>-Mit glieder ermäßigt: 90 Euro,<br />
Nicht mit glieder: 210 Euro (ohne Übernachtung)<br />
Was tun, bevor die Stimme versagt? Lautes dauerhaftes Reden, ein falscher<br />
Gebrauch der Stimme, Erkältung oder starkes Rauchen sind oft Ursachen von<br />
Heiserkeit oder Rauheit der Stimme. Verantwortlich für Stimmstörungen können<br />
aber auch Fehlfunktionen oder Erkrankungen der Stimme oder des Kehlkopfes sein.<br />
Der Fehlfunktion der Stimme kann man durch präventive Maßnahmen vorbeugen.<br />
WBG 13-04-06<br />
Ich mach dich platt, Du Bastard! Coolness-Training<br />
Tagungsort: Neuss<br />
Termin: 26.04.2013 16:00-20:00 und 27.04.2013 9:00-16:00<br />
Referent: Ulrich Krämer<br />
Teilnahmebeitrag: <strong>GEW</strong>-Mitglieder: 160 Euro, <strong>GEW</strong>-Mit glieder ermäßigt: 110 Euro,<br />
Nicht mit glieder: 220 Euro<br />
Ich mach dich platt, du Bastard! – Coolness-Training, ein konfrontatives Trainingsprogramm<br />
gegen Gewalt- und Machtmissbrauch in Schule und Jugendhaus.<br />
In der Fortbildung geht es zum einen um das Vermitteln von konkreten Handlungsstrategien,<br />
zum anderen aber auch sehr stark um die Selbstexploration in<br />
verschiedensten Situationen. Inkl. Übernachtung!<br />
WBG 13-04-08<br />
Prezi mit Schülern nutzen Referate abseits von Powerpoint<br />
Tagungsort: Hattingen<br />
Termin: 26.04.2013 16:00-20:00 und 27.04.2013 9:00-16:30<br />
Referent: Jörg Hagel<br />
Teilnahmebeitrag: <strong>GEW</strong>-Mitglieder: 140 Euro, <strong>GEW</strong>-Mit glieder ermäßigt: 80 Euro,<br />
Nicht mit glieder: 200 Euro<br />
Prezi ist ein plattformunabhängiges Präsentationsprogramm. Powerpoint war<br />
gestern. Prezi ist in der Grundversion kostenfrei. Eine Anmeldung auf der Webseite<br />
ist für Teilnehmer obligatorisch. Über die Schulmail-Adresse gibt es einen<br />
Bildungsaccount. Das Mitbringen von eigenem Bildmaterial für die Erstellung<br />
der eigenen Präsentationen ist erwünscht.<br />
Der Tagungsbeitrag wird kurz vor Veranstaltungsbeginn per Lastschrift eingezogen. Für Planung und Durchführung der Seminare ist das<br />
DGB-Bildungswerk NRW e.V. verantwortlich. Anmeldung unter Angabe der Tagungsnummer wird schriftlich erbeten an: DGB-Bildungswerk<br />
NRW, c/o <strong>GEW</strong> NRW, Nünningstraße 11, 45141 Essen. Gerne auch per Fax an: 0201/2 94 03 17 oder E-Mail: weiterbildung@gew-nrw.de<br />
bzw. online unter: www.weiterbildung.gew-nrw.de
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Ulan Bator – Högnö-Khan-Gebirge – Karakorum – Fahrt<br />
in die westliche Mittelgobi – Sandmeer – Fahrt durch die<br />
Gobi – Südgobi – östliche Mittelgobi – Baga Gadsryn<br />
Tschuluu – Naturschutzgebiet Terelj – Ulan Bator<br />
Leistungen:<br />
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• Flug von Berlin nach Ulan Bator und zurück<br />
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während der Rundreise<br />
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Fitnessraum und Tischtennis.<br />
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Stadt auf zwei Kontinenten<br />
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Rom – quirlig, lebendig und doch fest verwurzelt<br />
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alte St. Petersburg mit Muße zu erkunden. Im Reisepreis<br />
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GdP-Service-GmbH NRW, Gudastrasse 9, 40625 Düsseldorf<br />
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34 Infothek<br />
Wissenswertes<br />
HIV-Infektionen bei Beamtinnen und Beamten<br />
Erlass „Amtliche Untersuchungen ...“<br />
Im Erlass „Amtliche Untersuchungen von Beamtinnen und Beamten<br />
sowie Beamtenbewerberinnen und -bewerbern mit einer HIV-Infektion“<br />
vom 26. November 2012 heißt es: „1. Die HIV-Infektion ist nach<br />
heutigem Stand der Medizin eine behandelbare Infektionserkrankung.<br />
Jemand, der mit HIV infiziert ist, hat bei angemessener medizinischer<br />
Versorgung nach aktuellem Kenntnisstand eine Lebenserwartung, die das<br />
Erreichen der Dienstaltersgrenze erwarten lässt. Die Ausübung der Diensttätigkeit<br />
ist in der Regel nicht beeinträchtigt. Zudem kann davon ausgegangen<br />
werden, dass eine Übertragung auf Dritte ausgeschlossen ist.<br />
1.1 Die beurteilende Ärztin oder der beurteilende Arzt kann bei symptomlosen<br />
HIV-infizierten Beamtenanwärterinnen oder Beamtenanwärtern<br />
lediglich eine Aussage von statistischer Wahrscheinlichkeit über den<br />
Ausbruch der Erkrankung machen, die nicht bewerberbezogen, sondern<br />
ausschließlich allgemeiner Art ist. Bei der Beurteilung der Dienstfähigkeit<br />
ist der jeweilig aktuelle medizinische Wissensstand zu berücksichtigen.<br />
1.2 Liegen keine besonderen individuellen Umstände der Bewerberin<br />
bzw. des Bewerbers vor, aus denen geschlossen werden kann, dass eine<br />
vorzeitige Dienstunfähigkeit eintreten könnte, ist entsprechend der heutigen<br />
medizinischen Erkenntnisse in der Regel davon auszugehen, dass die<br />
Dienstaltersgrenze ohne wesentliche Einschränkung erreicht wird.“ Su<br />
Neuer newsletter für Betriebs- und Personalräte<br />
„recht praktisch"<br />
Betriebs-, Personalräte und Mitarbeitervertretungen haben vielfältige<br />
Aufgaben und kaum Zeit, sich auch noch ins Sozialrecht einzuarbeiten.<br />
Mit dem neuen newsletter „recht praktisch“ bietet die Koordinierungsstelle<br />
gewerkschaftlicher Arbeitslosengruppen Interessenvertretungen aufbereitete<br />
und kompakt zusammengefasste Informationen an, damit sie Beschäftigten<br />
Hinweise zu Ansprüchen auf Sozialleistungen geben können – etwa, wenn<br />
Arbeitslosigkeit bevorsteht. Welche Fristen sind bei der Meldung bei der Arbeitsagentur<br />
zu beachten? Worauf muss bei Aufhebungsverträgen geachtet<br />
werden? Bestellungen per E-Mail an: info@erwerbslos.de mit Angabe: Betr:<br />
Newsletter „recht praktisch“; Infos unter: www.erwerbslos.de U.L.<br />
Frauenbenachteiligung<br />
Frage nach Schwangerschaft ist unzulässig<br />
Auch eine Frau, die befristet zur Vertretung einer schwangeren Mitarbeiterin<br />
eingestellt wird, muss dem Arbeitgeber vor Abschluss des<br />
Arbeitsvertrages nicht offenbaren, dass sie ebenfalls schwanger ist. Die<br />
Frage nach einer Schwangerschaft wird grundsätzlich als unmittelbare<br />
Benachteiligung wegen des Geschlechts bewertet. Eine schwangere<br />
Frau braucht deshalb auch weder von sich aus noch auf entsprechende<br />
Frage vor Abschluss des Arbeitsvertrages eine bestehende Schwangerschaft<br />
zu offenbaren. Das gilt selbst dann, wenn nur ein befristeter<br />
Arbeitsvertrag begründet werden soll und die Bewerberin während<br />
eines wesentlichen Teils der Vertragszeit nicht arbeiten kann (Landesarbeitsgericht<br />
Köln, Urteil vom 11. Oktober 2012 – 6 Sa 641/12); aus:<br />
DGB-einblick 1/13.<br />
U.L.<br />
für Angestellte und<br />
Auch für Beamtinnen und Beamte<br />
Urlaubsabgeltungsanspruch<br />
BeamtInnen haben nach den Maßgaben der Rechtsprechung<br />
des Gerichtshofs der Europäischen Union (EuGH)<br />
einen Anspruch auf Abgeltung des unionsrechtlich gewährleisteten<br />
Mindesturlaubs, den sie krankheitsbedingt<br />
bis zum Eintritt in den Ruhestand nicht mehr nehmen<br />
konnten. Das hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig<br />
entschieden und zugleich die Voraussetzungen und<br />
Rechtsfolgen dieses Anspruchs konkretisiert.<br />
Der Anspruch ergibt sich aus Art. 7 Abs. 2 der Richtlinie 2003/88/<br />
EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 4. November<br />
2003 über bestimmte Aspekte der Arbeitszeitgestaltung, der sog. Arbeitszeitrichtlinie.<br />
Er ist beschränkt auf den nach Art. 7 Abs. 1 dieser<br />
Richtlinie gewährleisteten Mindesturlaub von vier Wochen pro Jahr,<br />
erfasst also weder einen über 20 Tage im Jahr hinaus reichenden<br />
Erholungsurlaub noch Arbeitszeitverkürzungstage oder einen Schwerbehindertenzusatzurlaub<br />
nach § 125 SGB IX.<br />
Soweit ein Beamter/eine Beamtin diesen Mindesturlaub wegen<br />
Krankheit und anschließenden Ausscheidens aus dem aktiven Dienst<br />
nicht nehmen kann, hat er einen Anspruch auf Urlaubsabgeltung, also<br />
auf eine finanzielle Vergütung für den nicht genommenen Urlaub.<br />
Allerdings ist der Mindesturlaubsanspruch auch dann erfüllt, wenn der<br />
Beamte im fraglichen Jahr zwar seinen ihm für dieses Jahr zustehenden<br />
Urlaub nicht hat nehmen können, wohl aber „alten“, nämlich aus dem<br />
Vorjahr übertragenen Urlaub. Für das Jahr, in dem der Beamte aus dem<br />
aktiven Dienst ausscheidet, stehen ihm der Mindesturlaubsanspruch und<br />
der hieran anknüpfende Urlaubsabgeltungsanspruch anteilig für die Zeit bis<br />
zum Ausscheiden zu. Urlaubsansprüche aus vorangegangenen Jahren sind<br />
nur abzugelten, wenn sie nicht verfallen sind. Die Höhe der Abgeltung bemisst<br />
sich nach dem Durchschnitt der Besoldung der letzten drei Monate vor<br />
Eintritt in den Ruhestand, umgerechnet auf die Zahl der nicht genommenen<br />
Urlaubstage. Der unionsrechtliche Urlaubsabgeltungsanspruch unterliegt<br />
keinem Antragserfordernis und verjährt in der regelmäßigen Verjährungsfrist<br />
von drei Jahren, beginnend mit dem Ende des Jahres, in dem der Beamte<br />
in den Ruhestand tritt (BVerwG 2 C 10.12 – Urteil vom 31. Januar 201,<br />
Vorinstanzen: OVG Koblenz 2 A 11321/09 – Urteil vom 30. März 2010, VG<br />
Koblenz 6 K 1253/08.KO – Urteil vom 21. Juli 2009). DGB/U.L.<br />
Betriebsrat<br />
Einsichtnahmerecht in Gehaltslisten erlaubt<br />
Das Einblicksrecht des Betriebsrates in die Bruttolohn- und -gehaltslisten<br />
verstößt weder gegen deutsches noch gegen Unionsdatenschutzrecht,<br />
auch wenn ein Teil der Arbeitnehmer der Einsicht in ihre Unterlagen<br />
widersprochen hat. Gemäß § 80 Abs. 2 Satz 2 BetrVG sind dem<br />
Betriebsrat auf Verlangen jederzeit die zur Durchführung seiner Aufgaben<br />
erforderlichen Unterlagen zur Verfügung zu stellen. (Landesarbeitsgericht<br />
Niedersachsen, 16. Kammer, Beschluss vom 18. April 2012, 16<br />
TaBV 39/11).<br />
U.L.
nds 2-2013<br />
35<br />
Beamte rund um den Arbeitsplatz<br />
Fragen und Antworten rund um Tarifauseinandersetzungen<br />
Die<br />
Wissensecke<br />
Wer führt Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst?<br />
Die Tarifführerschaft im öffentlichen Dienst obliegt der Gewerkschaft ver.di.<br />
Tarifforderungen, die erhoben werden, werden zwischen ver.di und den anderen DGB-<br />
Gewerkschaften, die im öffentlichen Dienst organisieren, abgestimmt. Die <strong>GEW</strong> hat<br />
ver.di Vollmacht erteilt, die Tarifverträge im öffentlichen Dienst für sie mit zu unterzeichnen.<br />
Diese Vollmacht müsste vor Abschluss eines neuen Tarifvertrages entzogen<br />
werden, damit der Tarifvertrag für die <strong>GEW</strong>-Mitglieder nicht abgeschlossen wird.<br />
Für wen werden Tarifverhandlungen geführt?<br />
Tarifverhandlungen werden für die Gewerkschaftsmitglieder geführt, die unter<br />
den gekündigten Tarifvertrag bzw. unter die Tarifforderungen fallen. Nichtgewerkschaftsmitglieder<br />
können keinen Rechtsanspruch aus dem Tarifvertrag ableiten.<br />
(Allerdings wird von den Arbeitgebern, auch von dem öffentlichen Arbeitgeber,<br />
der Tarifvertrag über eine arbeitsvertragliche Bezugnahme auch für Nichtgewerkschaftsmitglieder<br />
zur Geltung gebracht).<br />
Was ist ein Warnstreik?<br />
Ein Warnstreik ist eine zeitlich befristete, kurze Arbeitsniederlegung während laufender<br />
Tarifverhandlungen nach Ablauf der empfohlenen im Tarifvertrag vereinbarten Friedenspflicht.<br />
Mit Warnstreiks wollen Gewerkschaften ihren Forderungen in den laufenden<br />
Tarifgesprächen Nachdruck verleihen. Warnstreiks sind nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts<br />
zulässig. Ein Warnstreik darf nicht gegen die Friedenspflicht verstoßen,<br />
d.h., er darf nicht erfolgen, so lange noch ein nicht abgelaufener Tarifvertrag existiert.<br />
Aktueller Tarifkonflikt mit der Tarifgemeinschaft der Länder: Keine Friedenspflicht<br />
mehr für die Erkämpfung eines neuen Tarifvertrages zu Urlaubs- und Weihnachtsgeld<br />
und für die Arbeitszeitregelung im BAT. Dies bietet die Grundlage<br />
dafür, dass keine Verletzung der Friedenspflicht vorliegt.<br />
Wer darf an einem Warnstreik teilnehmen?<br />
Der Warnstreik ist ein verfassungsrechtlich geschütztes Grundrecht (Artikel 9,<br />
Abs. 3 des Grundgesetzes). An einem Warnstreik dürfen auch Nichtmitglieder der<br />
Gewerkschaft teilnehmen. Sollte es zu Lohnkürzungen des Arbeitgebers kommen,<br />
erhalten Nichtmitglieder allerdings keine Streikunterstützung. Die Teilnahme<br />
an einem rechtmäßigen Streik stellt keine Verletzung des Arbeitsvertrages dar.<br />
Maßregelungen (z. B. Ermahnung, Abmahnung oder Kündigung) durch den<br />
Arbeitgeber wegen der Teilnahme an einem Streik sind verboten. Der bestreikte<br />
Arbeitgeber darf deshalb streikenden Arbeitnehmern nicht kündigen.<br />
Nach Ende des Streiks besteht ein Anspruch auf Weiterbeschäftigung. Während<br />
des Streiks ruht das Arbeitsverhältnis. Die Arbeitnehmer brauchen keine Arbeitsleistung<br />
zu erbringen. Ein Anspruch auf Arbeitsentgelt besteht für die Dauer des<br />
Streiks nicht. Der Arbeitgeber kann daher das Gehalt kürzen, wenn er die Teilnahme<br />
am Streik schlüssig nachweisen kann. Eine Verpflichtung zur Nacharbeit der durch<br />
den Streik ausgefallenen Arbeitsstunden besteht nicht.<br />
Dürfen befristet Beschäftigte streiken?<br />
Ja. Auch Beschäftigte, die nur für eine befristete Zeit beschäftigt sind, sind<br />
normale Beschäftigte mit einem Streikrecht und dürfen streiken. Ihnen dürfen<br />
auch keine Nachteile, wie z.B. die Androhung von der Nichtverlängerung ihres<br />
Vertrages, wegen eines rechtlich korrekten Streiks auferlegt werden. Im Gegensatz<br />
zu den unbefristet angestellten Arbeitnehmern sind sie auf Grund ihrer ungewissen<br />
Perspektive dem Druck des Arbeitgebers stärker ausgesetzt und auch rechtlich nicht<br />
genügend abgesichert, da die Beweispflicht bei der/dem Arbeitnehmer/in liegt.<br />
Eine Streikbeteiligung kann daher nur selbst abgewogen und entschieden werden.<br />
Es ist ihnen daher bei einer Streikbeteiligung sicherlich großes Lob zu zollen.<br />
Müssen Weisungen von Vorgesetzten befolgt werden?<br />
Wer im Warnstreik oder Streik seine Arbeitskraft niederlegt, ist nicht an Weisungen<br />
des Arbeitgebers gebunden. „Notdienstarbeiten“ dürfen vom Arbeitgeber<br />
nicht einseitig organisiert werden, sie müssen vom Arbeitgeber mit der streikführenden<br />
Gewerkschaft organisiert werden. Schule: Unterrichtsausfall und Vertretungsunterricht<br />
ist keine Notdienstarbeit.<br />
Was ist ein Erzwingungsstreik?<br />
Ein Erzwingungsstreik wird grundsätzlich bis zur Erreichung des Kampfzieles geführt.<br />
Erst wenn Tarifverhandlungen offiziell für gescheitert erklärt und der Schlichtungsspruch<br />
einer neutralen Schlichtungskommission abgelehnt worden ist, erlischt<br />
die Friedenspflicht. Die Einleitung eines Streiks bedarf dann noch von gewerkschaftlicher<br />
Seite her des Streikbeschlusses des Hauptvorstandes. In der Regel wird<br />
zuvor eine Urabstimmung durchgeführt (auch bei der <strong>GEW</strong>), in der 75 Prozent der<br />
Abstimmenden für Arbeitskampfmaßnahmen stimmen müssen. Zur Urabstimmung<br />
werden alle Gewerkschaftsmitglieder aufgerufen, die von der Tarifforderung erfasst<br />
sind. Auch wer nicht an der Urabstimmung teilgenommen hat (z.B. durch Verhinderung<br />
wegen Krankheit oder Urlaub), kann danach selbstverständlich mitstreiken.<br />
Wie wird gestreikt?<br />
Ein Streik findet nicht zu Hause statt. Üblicherweise findet vor dem bestreikten<br />
Betrieb, der bestreikten Schule oder dem bestreikten Kindergarten eine Versammlung<br />
der Streikenden statt oder treffen sich alle Streikenden an einem besonderen Kundgebungsort.<br />
Auf jeden Fall müssen sich Streikende in dem für sie zuständigen Streikbüro<br />
(Untergliederungen der <strong>GEW</strong>) melden und dort in die Streiklisten eintragen.<br />
Wie hoch ist das Streikgeld?<br />
Die Streikunterstützung für Arbeitskampfmaßnahmen beträgt das dreifache<br />
des monatlichen Mitgliedsbeitrages, zusätzlich 5 Euro für jedes Kind. Voraussetzung,<br />
um Streikgeld zu erhalten, ist, dass sich der/die Streikende in die<br />
Streiklisten einträgt.<br />
Was ist mit dem Krankenversicherungsschutz?<br />
Für die in der gesetzlichen Krankenkasse Pflichtversicherten, die an einem<br />
Arbeitskampf teilnehmen, besteht ohne zeitliche Begrenzung die Mitgliedschaft<br />
bis zur Beendigung des Arbeitskampfes ohne Beitragszahlung fort. Freiwillig Versicherte<br />
(in der privaten oder gesetzlichen Versicherung) müssen dagegen nach wie<br />
vor Beiträge entrichten.<br />
Ist Streikgeld lohnsteuerpflichtig?<br />
Nach der Entscheidung des Bundesfinanzhofes vom 24.10.1990 (DB 1991, S.<br />
259) sind Streikunterstützungen steuerfrei. Wie das Arbeitslosengeld wird aber das<br />
Streikgeld in die Berechnung des Steuersatzes einbezogen („Progressionsvorbehalt“).<br />
Was ist mit Erkrankung während eines Streiks?<br />
Wird ein streikender Arbeitnehmer krank, hat er keinen Anspruch auf Lohnoder<br />
Gehaltsfortzahlung gegen den Arbeitgeber. Kranke Arbeitnehmer müssen<br />
sich im Streikbüro melden. Sie erhalten während der Erkrankung Krankengeld<br />
(gilt für gesetzlich Versicherte). Wer während eines Urlaubs, der vor Beginn des<br />
Streiks gewährt wird, arbeitsunfähig erkrankt, erhält den Anspruch auf Gehaltsfortzahlung,<br />
so lange er sich nicht am Streik beteiligt. Wer arbeitsunfähig erkrankt<br />
und nicht am Streik beteiligt ist, hat Anspruch auf Lohn- bzw. Gehaltsfortzahlung, wenn<br />
er trotz des Streiks hätte beschäftigt werden können. <br />
Ute Lorenz
36 Infothek<br />
Wissenswertes<br />
Neuregelung der (erweiterten) Dienstvorgesetztenaufgaben<br />
Dem Gesetz- und Verordnungsblatt (Ausgabe 2013 Nr. 4 vom<br />
6.2.2013) ist die Neuregelung der (erweiterten) Dienstvorgesetztenaufgaben<br />
von Schulleiterinnen und Schulleitern durch die Novellierung<br />
der sog. beamtenrechtlichen Zuständigkeitsverordnung zu entnehmen.<br />
Der Katalog wird reduziert (relevant vor allem bei Einstellungen), die<br />
Grundschulen sind erst zum 1. August 2015 „dran“ und Schulen haben in<br />
gewissen Rahmen eine Wahlmöglichkeit. Die Überarbeitung der ursprünglich<br />
zum 1. August 2013 anders geplanten Übertragung wird von der <strong>GEW</strong><br />
NRW begrüßt. Die <strong>GEW</strong> hatte sich eindringlich für eine Modifikation im<br />
nun erfolgten Sinn eingesetzt. Im März-Amtsblatt wird die Veröffentlichung<br />
erfolgen; dann ergänzt durch den Erlass für die Tarifbeschäftigten.<br />
Die Neuregelung(en) im Detail:<br />
Die Aufgaben der dienstvorgesetzten Stelle der Lehrerinnen und Lehrer<br />
an öffentlichen Schulen werden unbeschadet entgegenstehender Regelungen<br />
in den nachstehend aufgeführten Angelegenheiten ab dem 1.<br />
August 2013 durch die Schulleiterinnen oder Schulleiter wahrgenommen:<br />
1. Auswahl für die Berufung in das Beamtenverhältnis auf Probe,<br />
2. Entlassung auf eigenen Antrag,<br />
3. Anordnung, Genehmigung und Ablehnung von Dienstreisen im Innland<br />
sowie das angrenzende Ausland,<br />
4. Erteilung von einfachen Dienstzeugnissen gemäß § 93 Absatz 2<br />
Satz 1 Landesbeamtengesetz über die Tätigkeit an der Schule,<br />
5. Anordnung und Genehmigung und Widerruf von Mehrarbeit und<br />
6. Genehmigung und Ablehnung von Sonderurlaub gemäß §§ 25, 26,<br />
28, 29 und 33 Absatz 1 der Freistellungs- und Urlaubsverordnung.<br />
Bei der Wahrnehmung der in Satz 1 genannten Aufgaben erhält die<br />
Schulleiterin oder der Schulleiter Beratung und Unterstützung durch die<br />
für die Dienstaufsicht zuständige Schulaufsichtsbehörde.<br />
Die oberen Schulaufsichtsbehörden werden ermächtigt, zu Beginn eines<br />
Schulhalbjahres über die in Absatz 5 genannten Zuständigkeiten hinaus<br />
folgende Zuständigkeiten auf eine Schulleiterin oder einen Schulleiter zu<br />
übertragen, wenn dies schriftlich durch die Schulleiterin oder den Schulleiter<br />
im Einvernehmen mit der Schulkonferenz beantragt worden ist:<br />
1. Berufung in das Beamtenverhältnis auf Probe (Einstellung) und<br />
2. Verleihung der Eigenschaft einer Beamtin oder eines Beamten auf<br />
Lebenszeit. (...)<br />
Die für die Dienstaufsicht zuständige Schulaufsichtsbehörde berät<br />
und unterstützt die Schulleiterinnen und Schulleiter bei der Wahrnehmung<br />
der Aufgaben der dienstvorgesetzten Stelle.<br />
Wann gilt was?<br />
Diese Verordnung tritt am Tage nach der Verkündung in Kraft. § 1<br />
Abs. 5 und 6 treten zum 1. August 2013 in Kraft. Die Übertragung der<br />
in § 1 Absatz 5 genannten Zuständigkeiten auf Schulleiterinnen und<br />
Schulleiter der Grundschulen erfolgt zum 1. August 2015. In Auflösung<br />
befindliche Schulen sind von der Übertragung der in § 1 Abs. 5 genannten<br />
Zuständigkeiten ausgenommen.<br />
p us<br />
zum Schulrecht<br />
Die oberen Schulaufsichtsbehörden werden ermächtigt, zu Beginn<br />
eines Schulhalbjahres die in § 1 Abs. 5 und 6 genannten Zuständigkeiten<br />
auf eine Schulleiterin oder einen Schulleiter einer Grund-schule<br />
oder einer in Auflösung befindlichen Schule zu übertragen, wenn dies<br />
schriftlich durch die Schulleiterin oder den Schulleiter im Einvernehmen<br />
mit der Schulkonferenz beantragt worden ist.<br />
Schulleiterinnen und Schulleiter von Schulen, die am Modellvorhaben<br />
„Selbstständige Schule“ teilgenommen haben, und Schulleiterinnen<br />
und Schulleiter, denen bereits Aufgaben der dienstvorgesetzten Stelle<br />
auf Antrag übertragen worden sind, nehmen ab dem 1. August 2013<br />
die in § 1 Abs. 5 und Absatz 6 genannten Zuständigkeiten weiterhin<br />
wahr. Auf Antrag im Einvernehmen mit der Schulkonferenz können die<br />
Schulleiterinnen und Schulleiter von den Aufgaben des § 1 Absatz 6<br />
entbunden werden. Diese Verordnung tritt Ablauf des 31. Dezember<br />
2015 außer Kraft.<br />
Gesetz- und Verordnungsblatt, Ausgabe 4-2013<br />
Inklusion<br />
Das Land schließt keine Förderschulen<br />
Das Land schließt keine Förderschulen .... das Land definiert Mindestgrößen.<br />
Das Land macht keine Pläne für die Schulentwicklung im Kreis Kleve<br />
... das Land gibt nur die Rahmenbedingungen vor. Eine Landtagsanfrage<br />
und ihre Beantwortung, die dem beliebten Spiel 'Schwarzer Peter' gleicht.<br />
Landtagsanfrage und Antwort<br />
Seit dem vorigen Jahrhundert auf dem Weg<br />
Noch einmal „Schwarzer Peter“ bei der Inklusion. Der Abgeordnete der Opposition<br />
fragt: „3. Wie stellt die Landesregierung die Versorgung der Schulen<br />
mit Sonderpädagogen in Essen sicher?“ Die Landesregierung antwortet:<br />
„Die Personalausstattung von Schulen ist Aufgabe der zuständigen Schulaufsicht.<br />
Der Landeshaushalt stellt dazu die notwendigen Lehrerstellen zur<br />
Verfügung.“ Richtig ärgerlich in der Antwort ist jedoch der (erneute) Hinweis,<br />
dass Inklusion ja nicht neu sei. Dieses Mal so: „Das gemeinsame Lernen von<br />
Schülerinnen und Schülern mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf<br />
hat in Nordrhein-Westfalen eine bis in die 80er Jahre des vergangenen<br />
Jahrhunderts zurückreichende Tradition. Insbesondere in den vergangenen<br />
Jahren ist der Anteil dieses gemeinsamen Lernens kontinuierlich gestiegen.<br />
Die Stadt Essen hat sich mit einem Teil ihres Stadtgebiets am Schulversuch<br />
'Kompetenzzentren für sonderpädagogische Förderung' beteiligt. Dabei hat<br />
sie Erfahrungen gewonnen, die für die Weiterentwicklung des örtlichen<br />
inklusiven Schulangebots notwendig sind.“<br />
Anfrage der Opposition und Antworten<br />
www.nds.gew-nrw.de<br />
Um auf geschützte Dokumente in nds online plus<br />
zugreifen zu können, ist eine Anmeldung erforderlich.<br />
Benutzername: Ihr Nachname<br />
Passwort: Ihre <strong>GEW</strong>-Mitgliedsnummer
TIPPS UND TERMINE<br />
nds 11/12-2012 nds 2-2013<br />
37<br />
Unterrichtsmaterial<br />
More than Honey<br />
Bezug: achaos Bildung & Information,<br />
Kinokultur in der Schule (Ruth Köppi,<br />
Heinz Urben), kinokultur@achaos.ch<br />
Am 8. November 2012 kam der Dokumentarfilm<br />
„More than Honey“ (Senator Film<br />
Verleih, Berlin) in die Kinos, in dem Regisseur<br />
Markus Imhoof dem Bienensterben nachgeht.<br />
Sein Film ist in mehrfacher Hinsicht erstaunlich<br />
und mehr als ein „Erklär“-Film. Imhoof<br />
verbindet die Fakten über das Leben (und<br />
Sterben) der Bienen mit einer globalen konsum-<br />
und kapitalismuskritischen Sichtweise.<br />
Es geht um viel mehr als um Honig. Es geht<br />
um die Aufgabe der Bienen beim Bestäuben<br />
von Pflanzen und es geht um die Gier des<br />
Menschen nach stetigem Wachstum und die<br />
Folgen davon. Erst die industrialisierte Landwirtschaft<br />
hat zu den Problemen geführt.<br />
Zu dem Film ist umfangreiches filmpädagogisches<br />
Begleitmaterial für den Schulunterricht<br />
erarbeitet worden, das fächerübergreifend<br />
angelegt ist. Es enthält Arbeitsblätter<br />
mit Aufgaben zur Vor- und Nachbereitung des<br />
Kinobesuchs. Dabei geht es um thematische<br />
Aspekte (z.B. Bienenzucht und -handel), Interpretationsansätze,<br />
Rollenspiele, filmtechnische<br />
Fragen und Einübung in die Debattenkultur.<br />
Infos: www.filmverleih.senator.de Se<br />
Begleitmaterial<br />
HUCK FINN<br />
Bezug: Kostenlos bei VISION KINO bestellen:<br />
www.visionkino.de<br />
Nach „Tom Sawyer“ hat Regisseurin Hermine<br />
Huntgeburth auch den zweiten Schelmenroman<br />
von Mark Twain „Die Abenteuer des Huck Finn“<br />
in Szene gesetzt (seit 20. Dezember 2012 in den<br />
Kinos).<br />
Gemeinsam mit dem Majestic Filmverleih<br />
bietet Vision Kino dazu ein Filmheft für die<br />
Vor- und Nachbereitung des Kinobesuchs mit<br />
der Schulklasse an. Die 18-seitige Publikation<br />
enthält Aufgaben zur Vertiefung und Aufarbeitung<br />
der Geschichte sowie der filmischen<br />
Machart. Das Begleitmalterial eignet sich<br />
insbesondere für die Fächer Deutsch, Englisch,<br />
Sachunterricht, Geschichte, Geografie, Sozialund<br />
Gemeinschaftskunde und Religion ab der<br />
4. Klasse. Se<br />
Filmempfehlungen von FILM+SCHULE NRW<br />
„Ausgezeichnet“<br />
Dokumentarfilm<br />
Berührungsängste<br />
Nach der Premiere am 15. Februar 2013<br />
ist der Film als Bildungs- und Aufklärungsmaterial<br />
auf DVD erhältlich. Bestellungen:<br />
www.medienprojekt-wuppertal.de<br />
Für viele Menschen ist es ein Tabu, sich mit<br />
dem Thema Tod zu befassen und Sterbenden zu<br />
begegnen, denn es ist schwierig, sich mit der eigenen<br />
Sterblichkeit oder mit dem Tod nahestehender<br />
Menschen auseinanderzusetzen. Der Film ist<br />
Teil des Abschlusses des BMBF-Verbundprojektes<br />
„30 junge Menschen sprechen mit sterbenden<br />
Menschen und deren Angehörigen“. Der Film<br />
wurde vom Medienprojekt Wuppertal in Kooperation<br />
mit dem Interdisziplinären Zentrum für Palliativmedizin<br />
am Universitätsklinikum der Heinrich-<br />
Heine-Universität Düsseldorf und dem Institut für<br />
Ethik und Kommunikation im Gesundheitswesen<br />
der Universität Witten/Herdecke produziert. Se<br />
Liste der Filme, die kostenlos zum Download bei www.edmond.nrw.de oder bei den Landesmedienzentren<br />
in Münster und Düsseldorf im Verleih zur Verfügung stehen<br />
„Ausgezeichnet!“ gibt Lehrkräften eine Liste von Spielfilmen an die Hand, die FILM+SCHULE NRW als<br />
besonders empfehlenswert ausgezeichnet hat. Diese Filme bieten thematisch und formal zentrale Bezüge<br />
zu Unterrichtsinhalten und Anknüpfungspunkte an Lehrpläne. Kontakt: www.filmundschule.nrw.de Se<br />
LEHRERRÄTE<br />
FIT!<br />
Gewerkschaft<br />
MACHEN SICH<br />
Erziehung und Wissenschaft<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Alle Veranstaltungen finden jeweils ganztätig von 9.00 bis 16.30 Uhr statt.<br />
Die nächsten erreichbaren Termine sind:<br />
Basisqualifizierungen<br />
◆ StV Düsseldorf 05. März 2013<br />
◆ KV Kleve in Uedem 07. März 2013<br />
◆ StV Hagen 12. März 2013<br />
◆ StV Münster 13. März 2013<br />
◆ StV Essen 14. März 2013<br />
◆ KVg Soest in Lippstadt 14. März 2013<br />
◆ KVg Minden/Lübbecke 19. März 2013<br />
◆ StVg Bielefeld 19. März 2013<br />
◆ KV Borken in Stadtlohn 15. April 2013<br />
◆ RV Aachen 17. April 2013<br />
Weitere regionale Angebote werden in den nächsten Ausgaben der nds ausgeschrieben.<br />
Aktuelle Infos online: www.lehrerrat-online.de<br />
Anmeldung: <strong>GEW</strong>-NRW, Svenja Tafel, E-Mail: svenja.tafel@gew-nrw.de oder Fax: 0201/29403-45
38 Termine<br />
Klausurtagung<br />
Die unternehmerischen Hochschule<br />
ist gescheitert – was für<br />
eine Hochschule wollen wir?<br />
In NRW steht die Novellierung des Hochschulgesetzes<br />
an. Um diesen Prozess mitgestalten<br />
zu können, ist eine grundsätzliche<br />
gemeinsame Analyse der derzeitigen Situation<br />
unerlässlich. Wir fragen:<br />
• Was sind die drängendsten Probleme<br />
an den Hochschulen in NRW?<br />
• Was sind unsere gemeinsamen Ziele in<br />
der Hochschulpolitik?<br />
• Und vor allem: Wie können wir unsere<br />
ziele verwirklichen?<br />
Um eine gemeinsame Perspektive zu<br />
entwickeln, laden der Landesausschuss der<br />
Studentinnen und Studenten gemeinsam mit<br />
Mitgliedern der Fachgruppe Hochschule und<br />
Forschung <strong>GEW</strong> NRW zu einem Klausurtag ein:<br />
Samstag, 16. März 2013, 9.30 – 17 Uhr<br />
DGB-Haus, Teichstraße 4, 45127 Essen<br />
Programm:<br />
9.30 Uhr: Ankunft und Begrüßungskaffee<br />
10.00 Uhr: „Die unternehmerische Hochschule<br />
ist gescheitert – was für eine Hochschule<br />
wollen wir?“, Inputreferat von<br />
Torsten Bultmann, Bund demokratischer<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
(BdWi); mit anschließender Diskussion<br />
11.00 – 11.15 Uhr: Pause<br />
11.15 – 13.00 Uhr: Gruppenarbeitsphase<br />
zu besonderen Schwerpunkten<br />
13.00 – 14.00 Uhr: Mittagessen<br />
14.00 – 15.00 Uhr: Auswertung der<br />
Arbeitsphase mit besonderem<br />
Fokus auf Konsense und Dissense<br />
15.00 – 15.45 Uhr: Gruppenarbeit: Welche<br />
konkreten Maßnahmen lassen sich<br />
ableiten?<br />
15.45 – 16.00 Uhr: Pause<br />
16.00 – 17.00 Uhr: Abschlussdiskussion,<br />
Vereinbarungen, Fazit<br />
Die Teilnahme ist kostenlos, für Verpflegung<br />
ist gesorgt, Fahrtkosten werden erstattet.<br />
Bitte meldet euch rechtzeitig an,<br />
damit wir besser<br />
planen können:<br />
lass.nrw@gmx.de<br />
Bochumer Senkrechtstarter<br />
Die Junge <strong>GEW</strong> Bochum lädt ein zu<br />
einer Tagesveranstaltung für BeriufseinsteigerInnen<br />
und LehramtsanwärterInnen am<br />
Samstag, 2. März 2013, 9.30 bis 14.00<br />
Uhr im Park Inn-Hotel, Massenbergstr. 19-21,<br />
44787 Bochum (Nähe Hbf.).<br />
Aus dem Programm<br />
10.00 bis 12.00 Uhr: Workshopphase 1: Professionelle<br />
Gestaltung von Elterngesprächen oder:<br />
Rechtliche Tipps für BerufseinsteigerInnen<br />
12.00 bis 14.00 Uhr: Workshopphase 2: Störungsprävention<br />
im Unterricht oder: Gesprächssituationen<br />
in Schule und Beruf bewältigen.<br />
Bitte bei der Anmeldung pro Phase einen<br />
Workshop auswählen und bei der Anmeldung<br />
mitteilen. Anmeldeschluss ist Montag,<br />
25. Februar 2013. Teilnahmebeitrag: 10 Euro<br />
für Mitglieder, 25 Euro für Nichtmitglieder.<br />
Infos zur Überweisung des TN-Beitrages bei<br />
Anmeldebestätigung. Anmeldungen erbeten<br />
an: info@gew-bochum.de<br />
IBB-Studienfahrten<br />
Das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk<br />
e.V. (IBB) in Dortmund veranstaltet<br />
folgende Studienfahrten:<br />
1. In den Osterferien führt das IBB e.V. in<br />
Kooperation mit der <strong>GEW</strong> vom 1. bis 6. April<br />
2013 eine Studienfahrt nach Görlitz durch.<br />
Die Stadt an der deutsch-polnischen Grenze<br />
ist reich an Renaissance-, Barock- und Gründerzeithäusern.<br />
Sie belegte im Kulturhauptstadtwettbewerb<br />
2010 nach dem Ruhrgebiet<br />
Platz 2. Ausflüge in die Oberlausitz und<br />
nach Bautzen. Fahrt per Bus und Bahn. Preis<br />
für Anreise, Unterkunft (DZ) mit HP und<br />
Programm 500 Euro für Gewerkschaftsmitglieder,<br />
550 Euro für Nichtmitglieder.<br />
2. Das „Jüdische Hamburg“ vom 30. Mai<br />
bis 2. Juni 2013. Über das Fronleichnam-<br />
Wochenende bietet das IBB e.V. in Kooperation<br />
mit der <strong>GEW</strong> diese Studienfahrt an.<br />
Besucht werden zwei jüdische Gemeinden,<br />
und es wird den Spuren der Verfolgung in<br />
Hamburg zur NS-Zeit nachgegangen. Preis<br />
für Bahnfahrt, Unterkunft (DZ) mit HP und<br />
Programm 355 Euro für Gewerkschaftsmitglieder,<br />
395 Euro für Nichtmitglieder.<br />
Anmeldungen, Anfragen und Flyer: Internationales<br />
Bildungs- und Begegnungswerk<br />
e.V., Bornstr. 66, 44145 Dortmund, Tel.<br />
0231/9520960, E-Mail: info@ibb-d.de<br />
NaturGut Ophoven<br />
Am Am 15. März 2013 wird im Kinder-<br />
und Jugendmuseum EnergieStadt des<br />
NaturGutes Ophoven eine neue Erlebnis-<br />
Ausstellung eröffnet: „EnergieStadt unterwegs<br />
– Die Suche nach dem Klimaglück“.<br />
Eine Besonderheit ist die ungewöhnliche<br />
Idee, die BesucherInnen nicht einfach über<br />
Klimazonen und Klimaereignisse zu informieren,<br />
sondern sie auf die Suche nach dem<br />
Glück auf unserer Welt zu schicken. Kinder<br />
und Erwachsene begreifen so eindrucksvoll,<br />
dass der Klimawandel nicht nur über das<br />
Wetter entscheidet, sondern bereits jetzt in<br />
starkem Maße das persönliche Leben vieler<br />
Menschen auf der Welt beeinflusst.<br />
Die pädagogische Arbeit des NaturGuts<br />
Ophoven beruht auf den Grundlagen des<br />
Lern- und Handlungskonzeptes „Bildung für<br />
nachhaltige Entwicklung“. Zusammen mit der<br />
Erlebnis-Ausstellung wurden auch pädagogische<br />
Programme für Kindergärten, Grundschulen<br />
sowie Kindergeburtstage erarbeitet,<br />
die gebucht werden können. Informationen:<br />
Telefon 02171/ 73499-18, Dienstag bis Freitag:<br />
9-17 Uhr; Samstag, Sonntag und an Feiertagen:<br />
10-18 Uhr, oder online unter: www.<br />
naturgut-ophoven.de.<br />
Jüdisches Museum Westfalen<br />
Seit dem 10. Februar wird im Jüdischen<br />
Museum Westfalen in Dorsten die Ausstellung<br />
„Kriegskinder – Begegnungen heute“<br />
gezeigt. Kriegskinder sind hier ältere Menschen,<br />
die den Zweiten Weltkrieg überlebt<br />
haben, und junge Menschen, die erst vor<br />
kurzem vor einem Krieg geflohen sind. Während<br />
der Laufzeit (bis 24. März 2013) wird<br />
auch ein pädagogisches Begleitprogramm<br />
für Jugendliche und Schulklassen angeboten.<br />
Am Donnerstag, 28. Februar 2013,<br />
19.30 Uhr findet eine Vortragsveranstaltung<br />
„Spurensuche in Riga. Die Deportation<br />
der Juden aus dem Vest Recklinghaussen<br />
vor 70 Jahren“ mit Georg Möllers/Jürgen<br />
Pohl (Recklinghausen) im Jüdischen Museum<br />
Westfalen in Dorsten statt.<br />
Das gesamte Lehrprogramm ist auf der Internetseite<br />
einzusehen: www.jmw-dorsten.de<br />
Anmeldungen, Anfragen und Infos: Jüdisches<br />
Museum Westfalen, Julius-Ambrunn-<br />
Str. 1, 46262 Dorsten, Tel. 02362/45279
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neue deutsche schule – ISSN 0720-9673<br />
Begründet von Erwin Klatt<br />
Herausgeber<br />
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />
Landesverband Nordrhein-Westfalen<br />
Nünningstraße 11, 45141 Essen<br />
nds-Redaktion<br />
Hanne Seiltgen (Tel. 02 01/2 94 03 55),<br />
Fritz Junkers (verantwortlich), Renate Boese, Stefan Brackertz,<br />
Sabine Flögel, Tanja Junkers, Klaus D. Lange, Karl-Heinz Platte,<br />
Carmen Tiemann<br />
Freie Mitarbeit: Ulrike Freunscht, Bert Butzke, Anja Heifel<br />
Bernd Speckin, artmeetsgraphik<br />
E-Mail: redaktion@nds-verlag.de<br />
nds-Online: www.nds-verlag.de<br />
<strong>GEW</strong>-Landesgeschäftsstelle und Kassenverwaltung<br />
Nünning straße 11, 45141 Essen<br />
Tel. 02 01/2 94 03 01, Fax 02 01/2 94 03 51<br />
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<strong>GEW</strong>-Online: www.gew-nrw.de<br />
Referat Rechtsschutz<br />
Durchwahl 02 01/2 94 03 41<br />
Redaktion und Verlag<br />
Neue Deutsche Schule Verlagsgesellschaft mbH<br />
Postfach 10 27 52, 45027 Essen<br />
Nünningstraße 11, 45141 Essen<br />
Tel. 02 01/2 94 03 06, Fax 02 01/2 94 03 14<br />
Geschäftsführer: Hartmut Reich<br />
E-Mail Verlag: info@nds-verlag.de<br />
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Herstellung<br />
Basis-Druck GmbH, Springwall 4, 47051 Duisburg<br />
Die neue deutsche schule erscheint monatlich.<br />
Gültig ist Anzeigenpreisliste Nr. 48 (November 2011).<br />
Für Mitglieder der <strong>GEW</strong> ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag<br />
enthalten. Nichtmitglieder können die Zeitschrift beim Verlag<br />
zum jährlichen Abonnement preis von 35,– Euro (einschl. Porto)<br />
bestellen. Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Essen.<br />
Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen nicht mit der Meinung<br />
der <strong>GEW</strong> oder der Redaktion übereinstimmen. Die Redaktion<br />
behält sich bei allen Veröffentlichungen Kürzungen vor.<br />
Die Ein sendung von Beiträgen muss vorher mit der Redaktion<br />
verabredet werden. Unverlangt ein gesandte Bücher und Beiträge<br />
werden nur zurück gesandt, wenn dies gewünscht wird.<br />
nds-Zeitschrift und NDS-Verlag im Internet:<br />
www.nds-zeitschrift.de, www.nds-verlag.de<br />
<strong>GEW</strong> im Internet: www.gew-nrw.de
Tarifrunde 2013<br />
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Nordrhein-Westfalen,<br />
Nünningstraße 11, 45141 Essen<br />
Postvertriebsstück – Entgelt bezahlt 2-2013<br />
Die Landesbeschäftigten in NRW wollen nicht schlechter gestellt werden als die Kolleginnen<br />
und Kollegen in den Kommunen!<br />
Die Arbeitgeber haben auch in der zweiten Verhandlungsrunde kein annehmbares Angebot<br />
vorgelegt. Nun zeigen wir ihnen, dass es uns mit unseren Forderungen ernst ist!<br />
Deshalb rufen Ver.di, <strong>GEW</strong>, GdP und dbb die Angestellten und Beamtinnen und Beamte des<br />
Landes NRW auf zur<br />
Demonstration am 6. März 2013 in Düsseldorf<br />
Die <strong>GEW</strong> fordert in der Tarifrunde 2013:<br />
• Tarifliche Eingruppierung von Lehrkräften an Schulen und Hochschulen!<br />
• Anhebung der Tabellenentgelte um 6,5 Prozent!<br />
• Begrenzung befristeter Arbeitsverträge!<br />
Ablauf:<br />
11:00 Treffen vor dem DGB-Haus,<br />
Friedrich-Ebert-Straße 34-38<br />
11:45 Kundgebung mit Gabi Schmidt, ver.di;<br />
Dorothea Schäfer, <strong>GEW</strong>; Jutta Jakobs, GdP<br />
12:30 Demonstratiom zum Landtag<br />
13:30 Kundgebung vor dem NRW-Landtag<br />
mit: Frank Bsirske, ver.di; Willi Russ, dbb;<br />
Ilse Schaad, <strong>GEW</strong>; NN, dbb<br />
Die <strong>GEW</strong> NRW ruft die<br />
tarifbeschäftigten <strong>GEW</strong>-Mitglieder<br />
im Bereich des TV-L an diesem Tag<br />
zum Wanstreik auf.<br />
Infos: www.tarifrunde.gew-nrw.de