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12 bildung<br />
Die Bausteine werden in enger Kooperation<br />
mit einem schulnahen Fußballverein realisiert.<br />
Turniere werden auf dem Vereinsgelände gespielt,<br />
Fußballassistentinnen helfen bei Organisation<br />
und Durchführung und unterstützen die<br />
AG-Leitung. Diese kann den Mädchen Freude<br />
an der Bewegung, am Fußball vermitteln und zur<br />
regelmäßigen Sport(vereins)teilhabe motivieren.<br />
Unsere Erfahrungen zeigen, dass mit dem<br />
Projekt besonders Mädchen mit Migrationshintergrund<br />
erreicht werden, die nicht in einem<br />
Sportverein angemeldet sind. Der durchschnittliche<br />
Anteil dieser Mädchen liegt in den<br />
Mädchenfußball-AGs bei 73,9 Prozent und<br />
damit oberhalb des schulischen Durchschnitts<br />
von 66,2 Prozent. Fast 80 Prozent der AG-<br />
Teilnehmerinnen sind nicht Mitglied in einem<br />
Sportverein. (Gebken und Vosgerau 2012, S.<br />
32, S. 99). Sie trauen sich endlich etwas zu und<br />
erleben Spaß am gemeinsamen Fußballspielen.<br />
Katharina Althoff/Ellen Köttelwesch<br />
Literatur<br />
Gebken, Ulf; Vosgerau, Söhnke (2012):<br />
Soziale Integration von Mädchen durch Fußball<br />
– Evaluationsbericht zum Stand der bundesweiten<br />
Projekt-Implementierung, vorgelegt<br />
am 20.01.2012<br />
Lampert, Thomas; Mensink, Gerd; B. M.;<br />
Romahn, Natalie; Woll, Alexander. (2007):<br />
Körperlichsportliche Aktivität von Kindern<br />
und Jugendlichen in Deutschland. In: Bundesgesundheitsbl.<br />
50 (5-6), S. 634–642.<br />
Schmidt, Werner (2008): Zur Bedeutung<br />
des Sportvereins im Kindesalter. In: Werner<br />
Schmidt und Renate Zimmer (Hrsg.): Zweiter<br />
Deutscher Kinder- und Jugendsportbericht.<br />
Schwerpunkt Kindheit. Schorndorf: Hofmann,<br />
S. 373 - 390.<br />
Katharina Althoff<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
am Institut für Sport- und Bewegungswissenschaften<br />
Universität<br />
Duisburg-Essen, Ansprechpartnerin<br />
für die Regionen Niederrhein<br />
und Mittelrhein, Kontakt:<br />
Katharina.Althoff@uni-due.de<br />
Ellen Köttelwesch<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
am Institut für Sport- und Bewegungswissenschaften<br />
Universität<br />
Duisburg-Essen, Ansprechpartnerin<br />
für die Region Westfalen,<br />
Kontakt: ellen.koettelwesch@<br />
uni-due.de<br />
Schule in Finnland<br />
Ein finnisches Bildungserlebnis<br />
Die Deutsche Schule in Helsinki (DSH) ist Anlaufpunkt für viele deutsche<br />
Bildungsreisende, die oftmals kommen, da hier auch viele Segnungen der finnischen<br />
Bildungsphilosophie umgesetzt worden sind, angefangen vom gemeinsamen<br />
kostenlosen Mittagessen, von der Gesundheitsfürsorge über die Schülerbetreuungsgruppe<br />
bis hin zum kostenlosen und schulinternen Fördersystem<br />
bei Schulschwierigkeiten. In den Gesprächen geht es häufig um die Frage nach<br />
dem Geheimnis der finnischen Methode, die sie zum PISA-Primus macht. Was ist<br />
der Kern des finnischen Bildungserfolges? Was bedeutet es im Alltag, wenn der<br />
Fokus der Bildung nicht auf Selektion ausgerichtet ist, sondern die Bildungseinrichtungen<br />
tatsächlich dem Credo folgen: Kein Kind darf zurückbleiben?<br />
Gemeinsam Essen – Grundlagen schaffen<br />
Jede Einrichtung in Finnland, die sich um<br />
Kinder kümmert, muss nicht nur Räume und<br />
pädagogisches Personal zur Verfügung stellen,<br />
die Kinder haben auch einen Anspruch auf<br />
Verpflegung. Alle Schüler der DSH bekommen<br />
ein kostenloses Mittagessen in unserer Mensa.<br />
Dieses Essen muss nicht die Schule bezahlen,<br />
sie bekommt das Geld von der Stadt Helsinki.<br />
Von klein auf sind die Kinder so gewohnt,<br />
dass sie sich ihr Essen selbstständig am Buffet<br />
holen, gemeinsam mit ihren Klassenameraden<br />
und den Lehrern essen und am Ende Geschirr<br />
und Tablett wieder abgeben. Täglich gibt es<br />
Hinweise, wie die ideale Zusammensetzung<br />
des Essens aussehen sollte. Das gemeinsame<br />
Essen trainiert sinnvolle Ernährungsgewohnheiten<br />
und soziale Fähigkeiten, die die Grundlage<br />
für zufriedenstellenenden Unterricht sind.<br />
Die Gesundheitsfürsorgerin –<br />
Vorsorge, Rat und Verständnis<br />
An jeder Schule arbeitet eine Gesundheitsfürsorgerin.<br />
Sie ist nicht Angestellte der<br />
Schule, sondern der Gemeinde. Sie sorgt<br />
sich um den Gesundheitszustand der SchülerInnen,<br />
führt Reihenuntersuchungen der<br />
Klassen durch, verabreicht Impfungen und ist<br />
Ansprechpartnerin in allen gesundheitlichen<br />
Fragen. Sie darf zudem Atteste schreiben und<br />
Schüler zu Fachärzten und Krankenhäusern<br />
überweisen. Im Schulalltag ist das für Schüler<br />
wie Lehrer eine große Hilfe und Entlastung.<br />
Lernmittelfreiheit –<br />
Investition in die Zukunft<br />
Alle Lernmittel, angefangen von Büchern<br />
über Hefte bis hin zum einzelnen Radiergummi,<br />
sind in den Klassen 1 bis 9 frei. Jedes<br />
Buch, das angeschafft wird, bekommen die<br />
Kinder umsonst in die Hand. Teilweise dürfen<br />
sie die Bücher jedoch nicht behalten, sondern<br />
müssen sie in gutem Zustand am Ende des<br />
Jahres wieder abgeben. Bei Verlust oder Beschädigung<br />
des Buches müssen es die Eltern<br />
des Kindes ersetzen. Die Bestände verwaltet<br />
eine Sekretärin.<br />
Autonomie von Schule –<br />
Vertrauen statt Kontrolle<br />
Das Sozialprestige der LehrerInnen in Finnland<br />
ist sehr hoch. Die Eltern, aber auch die<br />
Behörden vertrauen darauf, dass sie gut ausgebildete<br />
Lehrkräfte haben, die ihr Handwerk<br />
verstehen. Lehrer zu werden ist in Finnland<br />
eine Auszeichnung. Nur zehn Prozent der<br />
BewerberInnen werden zu einem Lehramtsstudium<br />
zugelassen.<br />
Die Schulinspektion, wie sie gerade in<br />
Deutschland wieder verstärkt eingeführt wird,<br />
ist in Finnland bereits 1995 abgeschafft worden.<br />
Das heißt nicht, dass jede Schule unkontrolliert<br />
vor sich hin werkeln darf. Den Schulen<br />
wird ein vielfältiges Evaluationsinstrumentarium<br />
zur Verfügung gestellt, mit dem sie selber<br />
feststellen können, an welcher Stelle Entwicklungsbedarf<br />
vorliegt. Beispielsweise wird an der<br />
DS Helsinki jedes Jahr die STAKES-Befragung<br />
in dem 8. und 9. Jahrgang vorgenommen,<br />
die vom Sozial- und Gesundheitsministerium<br />
durchgeführt wird. Die eigenen und die Vergleichswerte<br />
der Schulen in Helsinki werden<br />
der DSH zur Verfügung gestellt. Mit Hilfe<br />
der Umfrage erwirbt die Schule umfassende<br />
Kenntnisse über das Leben und Fühlen der<br />
SchülerInnen in und außerhalb der Schule.<br />
Abgefragt werden Ernährungsgewohnheiten,<br />
Erfahrungen mit Drogen und Suchtmitteln,