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nds 2-2013<br />

11<br />

Fußball-Projekt „Mädchen mittendrin“<br />

Mehr Chancen für Mädchen<br />

Auf die Frage, was sie an der Mädchenfußball-AG besonders mag, antwortet die<br />

17-jährige Leiterin Johanna: „Mir gefällt besonders gut, dass das hier ganz verschiedene<br />

Kinder sind, also verschiedenes Alter, verschiedene Nationalitäten.<br />

Dennoch wirkt es immer, als würden sie gar nicht richtig merken, dass sie so<br />

verschieden sind. Sie spielen halt so, als wären sie alle gleich und das finde<br />

ich gut.“<br />

Johanna und ihre Freundin Jagdip gehen<br />

noch zur Schule und sind Fußballerinnen beim<br />

TuS Eintracht Bielefeld. Seit zwei Jahren leiten<br />

sie eigenständig die Mädchenfußball-AG an der<br />

Osning-Schule in Bielefeld. Einmal in der Woche<br />

finden sich bis zu 20 Dritt- und Viertklässlerinnen<br />

in der Turnhalle zusammen, um gemeinsam<br />

Fußball zu spielen. Die Osning-Schule ist<br />

eine von drei Grundschulen in Bielefeld, die an<br />

dem Projekt „Mädchen mittendrin“ teilnimmt.<br />

Das gute Gefühl von Zugehörigkeit<br />

Das Projekt des Instituts Integration durch<br />

Sport und Bildung der Carl-von-Ossietzky-<br />

Universität und des Instituts für Sport- und<br />

Bewegungswissenschaften der Universität<br />

Duisburg-Essen wird vom Ministerium für<br />

Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport<br />

gefördert. Seit 2009 wird es in NRW an zwölf<br />

Standorten erfolgreich durchgeführt und seit<br />

2012 an acht weiteren Standorten ausgebaut.<br />

Von Herford über Bottrop bis Siegen wird auf<br />

Mädchenfußball gesetzt – also genau dort,<br />

wo es besonders vonnöten ist.<br />

In Bielefeld wurde der Stadtteil Sieker ausgewählt,<br />

der zum „Bund-Länder-Programm<br />

Soziale Stadt“ gehört. Dort leben viele Menschen,<br />

die sozial benachteiligt sind und kaum<br />

Möglichkeiten haben, an kulturellen oder sonstigen<br />

attraktiven Angeboten teilzunehmen. Der<br />

Sport bietet jedoch vielfältige Chancen.<br />

Er eröffnet Potenziale für eine gelingende<br />

körperliche und motorische (Weiter-)Entwicklung.<br />

Anderseits sind daran auch Hoffnungen<br />

auf Fortschritte bei sozialen Lernprozessen<br />

p us<br />

www.nds.gew-nrw.de<br />

Fußball-Projekt „Mädchen mittendrin“:<br />

Infos zum Projekt sowie zu den<br />

teilnehmenden Städten und Schulen<br />

DFB-Mitglieder-Statistik 2000<br />

DFB-Mitglieder-Statisik 2012<br />

„Mädchen mittendrin“ spricht Kinder mit niedrigem<br />

Sozialstatus und Migrationshintergrund besonders an<br />

und nutzt das steigende Interesse der Mädchen an<br />

Sport und Spiel. Foto: Uni DUE<br />

und persönlichen Kompetenzerfahrungen geknüpft.<br />

Im sportlichen und sozialen Miteinander<br />

können Kinder selbstbewusst handeln,<br />

sich zugehörig fühlen, ihr Selbstwertgefühl<br />

stabilisieren und sie lernen, mit Erfolgen und<br />

Misserfolgen umzugehen. Soziale Anerkennung<br />

gibt jedem einzelnen Kind das gute Gefühl von<br />

Zugehörigkeit. Der individuelle Umgang mit<br />

Leistung und Erfolg, mit Mängeln und Grenzen,<br />

kann in gesicherter Gemeinschaft erprobt werden<br />

(Schmidt 2008, S. 382).<br />

Das Projekt spricht insbesondere Kinder an, die<br />

im Sportverein unterrepräsentiert und auch sonst<br />

eher selten sportlich aktiv sind. Es fällt auf, dass<br />

vor allem Mädchen mit niedrigem Sozialstatus<br />

und Migrationshintergrund die größten Aktivitätsdefizite<br />

aufweisen. Während Mädchen mit<br />

niedrigem Sozialstatus zu 40,2 Prozent weniger<br />

als einmal in der Woche sportlich aktiv sind, sind<br />

es nur 12,1 Prozent der Mädchen mit hohem<br />

Sozialstatus. Fast die Hälfte der Mädchen mit Migrationshintergrund<br />

(48,3 Prozent) ist seltener als<br />

einmal wöchentlich sportlich aktiv (Lampert et al.<br />

2007, S. 636 ff.). „Mädchen mittendrin“ erreicht<br />

genau diese Mädchen und nutzt ihr steigendes<br />

Interesse an Sport und Spiel, hier am Fußball.<br />

Die Mitgliederzahlen des Deutschen Fußballbundes<br />

zeigen in den letzten zwölf Jahren<br />

einen Anstieg um 64 Prozent bei den fußballspielenden<br />

Mädchen bis 16 Jahren (DFB<br />

2000, S. 2; DFB 2012, S. 2). Um den Mädchen<br />

einen Zugang zum Sport zu ermöglichen und<br />

ihnen den Weg in den Sportverein zu erleichtern,<br />

wurden vier Bausteine entwickelt:<br />

1. Die Mädchen Fußball-AG<br />

Arbeitsgemeinschaften an Grundschulen<br />

bieten den Schülerinnen den idealen Einstieg<br />

in den Mädchenfußball. In ihrem unmittelbaren<br />

Sozialraum und in einer vertrauten<br />

Gruppe können die Mädchen erste Erfahrungen<br />

sammeln.<br />

2. Die Fußballassistentinnen-Ausbildung<br />

Interessierte jugendliche Schülerinnen werden<br />

in dreitägigen Kursen zu Fußballassistentinnen<br />

ausgebildet und in pädagogischen und<br />

fußballerischen Themenbereichen geschult. Eigene<br />

praktische Erfahrungen gehören ebenso<br />

dazu wie eine selbst geleitete Übungsstunde<br />

mit GrundschülerInnen. Die Jugendlichen sammeln<br />

so wertvolle Erfahrungen im Umgang mit<br />

Kindergruppen.<br />

3. Turniere<br />

Fußballturniere bieten einen großen Anreiz<br />

und die Gelegenheit, das Gelernte im Wettkampf<br />

umzusetzen. Die Mädchen finden sich<br />

im Team zusammen und spielen gegen andere<br />

Grundschulen. So z. B. auch beim <strong>GEW</strong>-Turnier<br />

im Sommer 2011 auf dem Gelände des Instituts<br />

für Sport- und Bewegungswissenschaften der<br />

Universität Duisburg-Essen, an dem 130 Mädchen<br />

aus zwölf NRW-Grundschulen teilnahmen.<br />

4. Fußball-Camps<br />

Camps ermöglichen es, Gemeinschaft zu<br />

erleben und füreinander Verantwortung zutragen.<br />

Die Mädchen spielen miteinander<br />

Fußball und erleben darüber hinaus ein vielfältiges<br />

Rahmenprogramm.

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