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als PDF - Deutscher Fluglärmdienst eV

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Dispatch<br />

der flugleiter 2012/02<br />

Schließlich habe ich mich für ein Routing über den NAT<br />

(North Atlantic Track) Track C <strong>als</strong> die schnellste, wirtschaftlichste<br />

und für die Passagiere komfortabelste Strecke entschieden.<br />

Ich habe den ATC Flugplan an IFPU1 (Integrated<br />

Flight Plan Unit) und IFPU2 verschickt, eine positive Rückmeldung<br />

erhalten, auch seitens Eurocontrol ist meine Flugroute<br />

nun akzeptiert. Den operationellen Flugplan mit der Treibstoffberechnung<br />

versende ich jetzt, und das System generiert<br />

aus meinen Eingaben das sogenannte Briefing Paket mit<br />

Platz-und Streckenwetter, Notams und weiteren operationellen<br />

Informationen für die Flight Crew. Die LH400 nach New<br />

York JFK kann getrost zum geplanten Schedule abfliegen.<br />

06:20 Uhr:<br />

Das Telefon klingelt. Mein Kollege vom Customer Helpdesk<br />

teilt mir mit, dass für die LH400 noch weitere vier Tonnen<br />

Cargo gekommen sind. Diese Information bekommen wir<br />

vom Load Controller der Abteilung Global Load Control. Gemäss<br />

der Regularien muss ich den Flugplan nun angleichen<br />

und noch einmal mit dem aktuellen ZFW versenden, da<br />

Gewichtsabweichung größer <strong>als</strong> 3000 kg sich signifikant auf<br />

den Spritverbrauch auswirken. Ich teile dem Piloten der<br />

LH400 die Gewichtsveränderung und den Mehrverbrauch<br />

noch schnell per ACARS (Aircraft Communication Adressing<br />

& Reporting System) mit. Wir haben Glück, der Kapitän hatte<br />

Extra Fuel getankt, sodass das höhere Gewicht kein Nachtanken<br />

erfordert und der pünktliche Abflug nicht gefährdet ist.<br />

06:30 Uhr:<br />

Ein Flug nach Afrika, die LH564 ist meine nächste Aufgabe.<br />

Das Ziel ist Lagos. Dort gibt es aufgrund der lokalen Besonderheiten<br />

häufig Probleme mit der Betankung des Rückfluges.<br />

Und auch heute lese ich in den NOTAMs, dass in Lagos<br />

Probleme mit der Bereitstellung von ausreichend Treibstoff<br />

für den Rückflug zu erwarten sind. Der Blick in eines unserer<br />

Informationssysteme bestätigt dies. Ich muss <strong>als</strong>o schon ex<br />

Frankfurt Additional Fuel für den Rückflug einplanen. Das<br />

System, aus dem ich die Bestätigung der vorhandenen Fuelproblematik<br />

ablesen konnte, wird von der Abteilung für<br />

Treibstoffeinkauf -und management gespeist. Mit den Kollegen<br />

stehen wir häufig in Kontakt, sie helfen uns bei allen Fragen<br />

rund um Treibstoffverfügbarkeit und Kosten an den jeweiligen<br />

Airports. Besteht am Zielort, aus welchen Gründen<br />

auch immer, keine Möglichkeit, zu tanken, kann dies gerade<br />

auf längeren Strecken weitreichende Folgen für die Planung<br />

haben. In erster Linie möchten wir ja unsere Fluggäste mit<br />

ihrem Gepäck, Post und Cargo von A nach B transportieren<br />

und nicht Sprit durch die Gegend fliegen. So muss man <strong>als</strong>o<br />

im schlimmsten Fall abwägen, ob man tatsächlich Abstriche<br />

bei der Payload machen muss oder vielleicht eine Zwischenlandung<br />

an einem Platz mit ausreichender Spritversorgung<br />

machbar ist. Diese Optionen müssten dann in enger Zusammenarbeit<br />

mit den Verkehrsleitern und auch Crewcontrol erörtert<br />

werden, auch zum Beispiel im Hinblick auf die maximale<br />

Duty Time der Crew. Heute habe ich Glück, alle<br />

Parameter passen zusammen, es geht ohne Einschränkungen<br />

und Zwischenlandung, <strong>als</strong>o kann ich auch diesen Flug<br />

vorerst abschließen.<br />

06:55 Uhr:<br />

Nächster Akt, ein Flug nach Moskau steht zur Planung an.<br />

Schnee und eisige Ostwinde in Russland machen heute eine<br />

Landung in Moskau beinahe unmöglich. Und man findet<br />

auch für die Alternate Planung in der weiteren Umgebung<br />

kaum sinnvolle Möglichkeiten. Nach längerer Suche und<br />

dem sorgfältigen Abgleich der vorgegebenen Landeminima<br />

mit den herrschenden Wind- und Wetterbedingungen, werde<br />

ich schliesslich doch noch fündig. Das ist auch der Grund, warum<br />

diese Flüge manuell kalkuliert werden. Normalerweise<br />

werden bei uns Kurzstreckenflüge vom LIDO AOS (Airline Operations<br />

Support) in einem automatisierten Planungsprozess<br />

berechnet. Programmbedingt hat dieser „Automat“ allerdings<br />

Grenzen, sowohl beim Wetter-und Notamcheck <strong>als</strong> auch bei<br />

der Routenplanung. Deshalb werden bei uns auch Kurzstrecken,<br />

bei denen eine akkurate Planung, Fingerspitzengefühl<br />

und das Ausschöpfen aller Möglichkeiten Voraussetzung für<br />

die Machbarkeit eines Fluges sind, manuell bearbeitet.<br />

07:35 Uhr:<br />

Und noch ein Flug nach Russland. Diesmal geht es nach St.<br />

Petersburg. Auch hier gestaltet sich die Planung ähnlich<br />

schwierig wie zuvor bei dem Flug nach Moskau. Also noch<br />

einmal volle Konzentration. Nebenbei ein kurzes Telefonat<br />

mit dem Kapitän der Moskau-Maschine. Er möchte wissen,<br />

warum ich den ein oder anderen Platz nicht <strong>als</strong> Alternate geplant<br />

habe. Zügig spreche ich die Plätze mit ihm durch und<br />

erläutere, warum sie für die Planung und eventuell auch <strong>als</strong><br />

Info-Alternates ausgefallen sind. Er ist zufrieden und nimmt<br />

den Plan so an.<br />

08:05 Uhr:<br />

Während ich unsere Planungssoftware LIDO (Lufthansa Integrated<br />

Dispatch Operations) für meinen nächsten Flug LH414<br />

von MUC nach IAD alle heute vorgegebenen NAT-Tracks und<br />

auch wieder das sprit-, zeit- und kostengünstigste Routing<br />

über den Atlantik rechnen lasse, habe ich kurz Zeit, mir einen<br />

Kaffee und ein Frühstücksbrötchen zu holen.<br />

08:15 Uhr:<br />

Aus den eben vorab gerechneten Routen suche ich mir das in<br />

meinem Augen optimale Routing aus, versehe es mit veröffentlichten<br />

Ab- und Anflugrouten und beachte dabei für meine<br />

Planung bis zum NAT Entry Point die RAD (Route Availability<br />

Document) Vorgaben. Ich muss zusehen, dass ich über<br />

den Atlantik entweder vollständig einen der vorgegebenen<br />

NAT OTS (Organized Track System) Tracks befliege oder ganz<br />

davon frei bleibe. Ausserdem muss ich die besonderen Vorgaben<br />

für den Überflug des New Yorker Luftraums bei einer<br />

geplanten Landung in Washington beachten.<br />

08:30 Uhr:<br />

Auch meine Kollege, der heute am Customer Service Desk<br />

sitzt, hat heute jede Menge zu tun. Das Bundesministerium<br />

für Verteidigung mit der Langstreckenflotte der Flugbereitschaft<br />

vertraut seit vielen Jahren unserer Flugplanung. Für<br />

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