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Beiträge 11<br />

Was, du wohnst in Mülheim?<br />

Die Gottesanbeterin<br />

„Oma, Papa meint, zu deinem nächsten<br />

Geburtstag solltest du nur Bienen,<br />

Hummeln, Wespen und Hornissen<br />

einladen.“<br />

„Ach, und will er dann auch kommen?“<br />

„Nöö, das kann ich mir nicht vorstellen, bei<br />

seiner Paranoia gegenüber allem was klein<br />

ist und fliegt.“<br />

„Wir könnten ihm ein Imkernetz<br />

zur Feier des Tages leihen.“<br />

„Du bist gut, mach du deine Witze. Ich bin<br />

sauer auf Papa.“<br />

„Sauer? Warum bist du sauer?“<br />

„ Och, immer diese Leier, du könntest keine<br />

Ruhe geben, du wärst viel zu alt, und er<br />

findet es peinlich, dass seine Mutter sich<br />

noch mit so Sachen beschäftigt, die …..“<br />

„Ach Schatz, ist nicht schlimm,<br />

Papa redet manchmal so. Da musst<br />

du dir keine Gedanken machen.“<br />

„Mach ich mir aber. Ist doch toll<br />

deine Idee, Mülheim soll blühen.“<br />

„Ist ja nicht nur meine Idee.<br />

Da machen ganz viele Leute mit.“<br />

„Ich will auch mitmachen, aber Papa sagt,<br />

wenn ich da mitmache, kauft er sich eine<br />

Spraydose gegen Ungeziefer. Der spinnt<br />

doch!“<br />

„Ich erzähl dir mal was.<br />

Als Papa so alt war wie du, sind wir immer<br />

in ein kleines Dorf in Kroatien gefahren.<br />

Dort verbrachten wir unsere Ferien<br />

auf einem ganz kleinen Höfchen, das<br />

mit einem Weinstock überdacht war.<br />

Die Weintrauben hingen so tief,<br />

dass man sich nur auf die Zehenspitzen<br />

stellen musste, um sie zu pflücken.<br />

Wir wohnten als Menschen alleine in<br />

dem kleinen Hof. Aber mit uns wohnten<br />

ganze Gesellschaften kleiner Tiere, die<br />

in den Blättern des Weinstocks ihr zu<br />

Hause hatten, an den Wänden der uralten<br />

Mauern bis unter die Erde. Eines Tages rief<br />

dein Papa ganz aufgeregt „Mama, komm<br />

mal schnell, da ist eine Gottesanbeterin.“<br />

„Eine was?“<br />

„Eine Gottesanbeterin!“<br />

„Eine Gottesanbeterin?<br />

Genau.“ Ich wusste nicht, was er damit<br />

meinte. Ich kam zu ihm, und er zeigte<br />

mir ein großes Insekt, das auf der<br />

blauen Tür saß.“<br />

„Was für eine blaue Tür?“<br />

„Die gehörte zu dem Höfchen, und<br />

auf ihr saß die Gottesanbeterin.“<br />

„Und Papa hat sich nicht geekelt?“<br />

„Nein, ich wusste nicht einmal,<br />

wieso er dieses Tier erkannt hat.“<br />

„Komisch, Oma. Wenn Papa früher<br />

einmal so war und heute so, werde<br />

ich dann auch so?“<br />

„Du musst nicht immer alles glauben,<br />

was Papa sagt. Wenn das sein Ernst wäre,<br />

würdest du nicht so eine tolle Enkelin sein,<br />

und ich hätte Papa auch nicht mehr lieb.“<br />

„Und was ist aus der Gottes... em, wie hieß<br />

sie noch?“ „ Gottesanbeterin geworden?<br />

Ich weiß es nicht. Sie gehört zu den<br />

Insekten, die hier eigentlich nicht<br />

vorkommen und wenn,<br />

dann sind sie geschützt.“<br />

„Kommt die auch nach Mülheim,<br />

wenn Mülheim blüht?“<br />

„Das weiß ich nicht. Vielleicht? Aber erst<br />

sollen mal all die anderen kommen.“<br />

„Auch die Wespen?“<br />

„Oma, ich hasse Wespen.“<br />

„Klar, auch die Wespen.“<br />

„So ein Pech, dann kann ich dich nicht<br />

zu meinem Geburtstag einladen.“<br />

„Papa hat Recht, Oma, du spinnst.“<br />

Bis die Tage Johanna

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