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16 Initiativen und Vereine<br />

HospizVerein Köln-Mülheim e.V.<br />

Die Würde des Menschen ist unantastbar,<br />

so steht es im Grundgesetz.<br />

Und so ist es im kollektiven Bewusstsein<br />

verankert. Aber wie definiert sich Würde,<br />

wenn es um die letzten Dinge geht, wenn<br />

all die persönlichen Attribute, Erfolge<br />

und Erfahrungen nicht mehr gelten? Die<br />

Hospiz-Arbeit hat darauf eine überzeugende<br />

Antwort: In Würde sterben heißt,<br />

selbstbestimmt sein Leben in der Hand<br />

halten, nicht alleine sein müssen, im vertrauten<br />

Umfeld oder in behüteter Atmosphäre<br />

Abschied nehmen dürfen, ohne<br />

Schmerzen, umsorgt und getragen von<br />

Liebe und Anteilnahme. Die meisten Menschen<br />

wünschen sich das. Für viel zu viele<br />

bleibt es eine Illusion. Die Lücke, die hier<br />

zwischen Ideal und Wirklichkeit klafft, ist<br />

erschreckend. Hoffnung macht, dass wir<br />

uns zunehmend dieser Kluft bewusst sind,<br />

und durch immer engere Vernetzung der<br />

Hospiz-Arbeit mit Palliativeinrichtungen<br />

ein Wandel sichtbar wird.<br />

Der Hospiz-Verein Köln-Mülheim e.V. ist einer<br />

von 1500 ambulanten Hospiz-Vereinen<br />

in Deutschland, die an Gegenstrategien<br />

arbeiten. Dreißig ehrenamtliche Mitarbeiter<br />

zwischen fünfundzwanzig und achtzig<br />

Jahren begleiten hier jährlich an die sechzig<br />

Familien, kostenfrei und ohne Ansehen<br />

von Staatsangehörigkeit, sozialem Status<br />

oder Religion. Etwa 1150 Stunden Betreuungszeit<br />

kommen da jährlich zusammen.<br />

Eine sorgfältige Schulung, monatliche<br />

Treffen, Diskussionsrunden und Fortbildungen<br />

in Sterbebegleitung und Trauerarbeit<br />

gehören zum Ausbildungsprogramm<br />

für die Begleiter. Die Begleitungen erstrecken<br />

sich manchmal über Tage, meistens<br />

über Wochen und Monate und selten<br />

sogar über Jahre hinweg. Das ist keine<br />

leichte Aufgabe. „Dennoch bekommen wir<br />

mehr zurück als wir geben“, so eine langjährige<br />

ehrenamtliche Mitarbeiterin.<br />

Die Würde<br />

des Menschen<br />

ist unantastbar“<br />

“<br />

Der Hospiz-Gedanke hat eine jahrhundertelange<br />

Tradition: Im Mittelalter war<br />

ein Hospiz eine Herberge für Bedürftige,<br />

Fremde und Kranke. Das 19. Jahrhundert<br />

griff diesen Gedanken wieder auf. In Lyon<br />

(1842) und Dublin (1879) entstanden die<br />

Vorläufer heutiger Hospiz-Einrichtungen.<br />

Das erste deutsche Hospiz gründete sich<br />

1986 in Aachen. Inzwischen gibt es in<br />

Deutschland 179 stationäre Hospize, 231<br />

Palliativstationen in Krankenhäusern und<br />

Kliniken. Alle arbeiten nach den gleichen<br />

Prinzipien: Der Wille des Kranken ist maßgebend.<br />

Palliative care - das Bemühen um<br />

Schmerzfreiheit und Lebensqualität steht<br />

vor Medical care – auf Heilung gerichtete<br />

Behandlung.<br />

Das Ziel der Hospiz-Bewegung: Für jeden<br />

einzelnen der 800.000 Sterbenden in<br />

Deutschland pro Jahr soll der Hospiz-<br />

Gedanke Realität werden: Sterben ist<br />

Leben bis zuletzt. Der Weg zu diesem Ziel<br />

wird nicht einfach sein. Zwar hat sich auch<br />

in der öffentlichen Wahrnehmung einiges<br />

geändert, Tabuthemen bleiben Tod und<br />

Sterben aber nach wie vor. Vielleicht, weil<br />

wir mit jedem erlebten Tod auch mit der<br />

eigenen Endlichkeit konfrontiert werden,<br />

vielleicht aber auch, weil das, was “danach“<br />

kommt, die große Unbekannte in<br />

unserer leistungsorientierten Zeit bleibt.<br />

Aber das Sterben darf nicht zum Programmpunkt<br />

verkommen, nach dem wir<br />

möglichst schnell wieder zur Tagesordnung<br />

übergehen. Geboren werden und<br />

Sterben sind die großen Momente im<br />

Leben eines jeden Menschen. Sie in Würde<br />

zu erleben ist ein Menschenrecht, auf das<br />

wir nicht verzichten wollen, auf das wir<br />

nicht verzichten dürfen.<br />

Gisela Garrasco<br />

Foto: Stadtkind<br />

Nächste Folge:<br />

Hospiz und Trauerarbeit in Köln Mülheim<br />

Letze Folge:<br />

Leben und Sterben in anderen Kulturen<br />

Hospizverein Köln–Mülheim e.V.<br />

Adamstr. 21 – 51063 Köln<br />

(Liebfrauenhaus)<br />

Telefon: 0221/680 025 32<br />

Sprechzeit:<br />

Mittwochs 9.00 – 14.00 Uhr und<br />

Freitags 9.00 – 12.00 Uhr<br />

E-Mail:<br />

info@hospizverein-koeln-muelheim.de<br />

Weitere Informationen im Netz :<br />

hospizverein-koeln-muelheim.de

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