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Geschichtswerkstatt 25<br />
kraten eher zustimmen wollten, da sie mit<br />
einer 4-Jahresfrist zu vermitteln suchten. Ein<br />
weiterer Streitpunkt war die Finanzierung<br />
der zu bauenden Brücke, bei der Köln sich<br />
nur mit einem Drittel beteiligen wollte.<br />
Der Mülheimer Rat (Stadtverordnetenversammlung)<br />
hatte 30 Mitglieder, die sich aus<br />
Zentrum, SPD und Liberalen zusammensetzten.<br />
Liste der Forderungen mit<br />
denen die Mülheimer in die erste<br />
Verhandlungsrunde 1908<br />
gegangen sind.<br />
s<br />
Im rechtsrheinischen gab es weiterhin viel<br />
„Geschachere“ um Teile der Bürgermeisterei<br />
Merheim. Gladbach wollte Dellbrück;<br />
Wiesdorf wollte Flittard und Mülheim wollte<br />
Stammheim, Dünnwald und Holweide.<br />
Doch die Merheimer einigten sich mit Köln<br />
und sollten zum 1.8.1912 komplett mit allen<br />
Ortsteilen nach Köln eingemeindet werden.<br />
Dazu beigetragen habe eine Vereinbarung<br />
mit dem Merheimer Bürgermeister Johann<br />
Wilhelm Bensberg, der auf Lebenszeit eine<br />
jährliche Zahlung von 10.000 Reichsmark<br />
erhalten sollte.<br />
Den Vertrag genehmigte die preußische<br />
Regierung jedoch nicht, weil Mülheim dann<br />
vollständig von Kölner Stadtgebiet<br />
umgeben gewesen wäre.<br />
Die Mülheimer Presse kommentierte<br />
das Scheitern der Verhandlungen<br />
mit Wohlwollen:<br />
„ . . . hier in Mülheim ist mit aller<br />
Deutlichkeit zum Ausdruck gebracht<br />
worden, dass, wenn mit den jetzigen<br />
Verhandlungen eine Eingemeindung<br />
nicht erzielt werde, die Eingemeindung<br />
ein für allemal erledigt sei…<br />
Lange hat unsere Stadt unter der<br />
Ungewissheit der Lage gelitten. Die<br />
Rücksichtnahme ist vorbei. Freundnachbarliches<br />
Zusammenwirken:<br />
Ja! Aber dabei eine künftige Eingemeindung<br />
ins Auge fassen: Nein!“<br />
Aber auch Kölner Zeitungen kritisierten<br />
die Positionen der Kölner und äußerten<br />
Verständnis für den verletzten<br />
Mülheimer Bürgerstolz.<br />
3. Verhandlungsrunde<br />
6.3.1913 bis 27.3.1913<br />
Mit dem Scheitern der Merheimer Eingemeindung<br />
waren nur theoretisch alle Karten<br />
offen. Einen Zusammenschluss von Mülheim<br />
und Merheim wollten die Merheimer<br />
nicht. Die Kölner baten jetzt den Regierungspräsidenten<br />
um Vermittlung.<br />
Mit seiner Beteiligung und in direkten Verhandlungen<br />
der beiden Oberbürgermeister<br />
wurde der letzte Vertragsentwurf überarbeitet<br />
und in neun Bedingungen gefasst.<br />
Diese waren:<br />
1. Gleichheit von Steuern sowie ein Strompreisprivileg<br />
für 53 Mülheimer Betriebe<br />
2. Die nächste Brücke soll in der Nähe der<br />
Mülheimer Schiffsbrücke gebaut werden<br />
3. Straßenbahnlinien nach Kalk und<br />
Gladbach<br />
4. Bestand von Verwaltungsstellen u.a.<br />
Amtsgericht, Gewerbegericht, Sparkasse<br />
5. Die Zahl der Kölner Stadtverordneten<br />
soll sich um 6 Mülheimer erhöhen.<br />
In einer Zusatzvereinbarung verpflichtete<br />
sich Köln unter anderem:<br />
1. die „Garten-, Schmuck- und Brunnenanlagen<br />
im heutigen Stadtgebiet in durchaus<br />
gutem Zustande zu erhalten und für die<br />
Weiterentwicklung der Anlagen und des<br />
gesamten Ausbaus der Stadt nach Kräften<br />
zu sorgen.“<br />
2. Die Stadt Köln wird für die Erhaltung<br />
der historischen Mülheimer Gottestracht<br />
eintreten“<br />
Die letzten Verhandlungen kamen zügig<br />
zum Abschluß.<br />
Der Eingemeindungsvertrag wurde in<br />
beiden Städten am 27.3.1913 einstimmig<br />
angenommen. In Mülheim waren es 30<br />
Abgeordnete von Zentrum, Liberalen<br />
und Sozialdemokraten.<br />
Helmut Goldau<br />
www.geschichtswerkstatt.de