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KINDERFLOHMARKT auf der „familienzeit“ - ClicClac

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KULTUR Interview<br />

Wer ist dieser Mann,<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>n so genau zuhört?<br />

Ein Interview mit Andreas Steinhöfel<br />

Während Kin<strong>der</strong> sich von Andreas Steinhöfels Krimigeschichten vollkommen fesseln lassen und mit Rico, Oskar und Dirk in an<strong>der</strong>en Realitäten<br />

versinken, staunen die Eltern, wie nah <strong>der</strong> Autor <strong>der</strong> Welt ihrer Kin<strong>der</strong> kommt. Wer ist dieser Mann <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>n so genau zuhört, sie versteht<br />

und sich in ihre Köpfe hineinschmuggelt, um dort all die wun<strong>der</strong>baren Ideen und verrückten Dialoge <strong>auf</strong>zustöbern, die seine Bücher so einmalig<br />

machen?<br />

Maria von Gagern und Andrea Elze vom Dresdner Familienmagazin „eltern, Kind+Kegel“ nutzten die Gelegenheit, den Erfolgsautor nach <strong>der</strong> Premiere<br />

des Theaterstückes „Rico, Oskar und die Tieferschatten“, inszeniert im Theater Junge Generation Dresden, in ein Gespräch zu verwickeln.<br />

Herr Steinhöfel, woher kommt <strong>der</strong> so intensive<br />

Bezug zur Sprache <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>? Schöpfen<br />

Sie da aus <strong>der</strong> Erinnerung ihrer eigenen<br />

Kindheit, Vorleseerlebnissen und Leserbriefen?<br />

Welche Kin<strong>der</strong> belauschen Sie?<br />

Ich belausche Kin<strong>der</strong> nicht o<strong>der</strong> führe mit ihnen<br />

spezielle Gespräche, um ihre Denkweisen<br />

zu erforschen. Auch meine eigene Kindheit eignet<br />

sich nicht son<strong>der</strong>lich, um daraus schöne Geschichten<br />

zu schöpfen. Nein, ich kann mich einfach<br />

gut in sie hinein versetzen. Kin<strong>der</strong> spielen<br />

gern mit Sprache. Ihre Ausdrücke sind immer<br />

gefühlsnah und echt. Darum lieben sie auch<br />

Kraftausdrücke o<strong>der</strong> verbotene Worte. Also sind<br />

auch meine Dialoge in den Büchern so. Kin<strong>der</strong><br />

lieben es einfach, wenn es in einem Buch spannend,<br />

witzig und nachfühlbar zugeht.<br />

Was ist das Geheimnis Ihrer Bücher?<br />

Ich weiß nicht, ob man es ein Geheimnis nennen<br />

kann. Aber in jedem Buch muss es nicht<br />

nur für Kin<strong>der</strong> fesselnd zugehen, son<strong>der</strong>n es<br />

muss auch immer etwas für Erwachsene dabei<br />

sein. Ich denke dabei an die armen Eltern,<br />

die die Bücher auch vorlesen müssen. Da ist<br />

es schön, wenn auch die Mamas und Papas<br />

zwischen den Zeilen etwas für sich entdecken<br />

können. Auch sie sollen ihren Spaß haben. So<br />

beginnt in meinen Augen Leseför<strong>der</strong>ung. Denn<br />

wenn die Eltern und die Kin<strong>der</strong> die gleichen<br />

Bücher begeistert lesen, überträgt sich die Liebe<br />

zum Lesen <strong>auf</strong> die Kin<strong>der</strong>.<br />

Was zeichnet ein gutes Buch für Kin<strong>der</strong> aus?<br />

Kin<strong>der</strong> wollen ernst genommen werden. Also<br />

dürfen Bücher sie nicht verkaspern. Und obwohl<br />

gerade Fantasiebücher für Kin<strong>der</strong> voll<br />

im Trend liegen und auch historische Romane<br />

eine Renaissance erleben, scheint es mir sinnvoll,<br />

dass es auch Bücher gibt, die die kindliche<br />

reale Lebensumwelt wi<strong>der</strong>spiegeln. Klar, gebe<br />

ich dem Ganzen noch eine große Portion Spannung<br />

und Fantasie dazu. Die Kindheit sollte<br />

ein geschützter Raum sein, die Kin<strong>der</strong> werden<br />

noch früh genug mit <strong>der</strong> komplexen Umwelt<br />

konfrontiert. Das gilt es in meinen Augen zu<br />

bewahren.<br />

Ist “Rico” deswegen so erfolgreich?<br />

Rico ist kindlich, direkt und wirklich aus dem<br />

Leben gegriffen. Er steht dem Leben positiv<br />

gegenüber. Seine Lebensumstände sind realistisch.<br />

In den 70er und 80er Jahren war Kin<strong>der</strong>literatur<br />

Problemliteratur. Die Kin<strong>der</strong> waren das<br />

Problem. Heute sieht man Kin<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s. Ich<br />

möchte gern, dass Kin<strong>der</strong> verstehen, dass nicht<br />

alle Probleme immer zu lösen sind. Doch mit<br />

Humor und Selbstbewusstsein kann man manches<br />

doch verbessern. Ich denke, das ist gute<br />

Gegenwartsliteratur für Kin<strong>der</strong>.<br />

Ihre Geschichten strotzen nur so von Emotionen<br />

und trockenem Humor. „Dirk und ich“<br />

war das erste Buch, beim dem wir vor Lachen<br />

nicht mehr weiter lesen konnten. Ist das die<br />

Wirkung, die sie erzielen wollen? O<strong>der</strong> möchten<br />

sie bestimmte Werte an die Leser vermitteln?<br />

Kin<strong>der</strong> sollen sich meiner Meinung nach in Büchern<br />

finden können, müssen es aber nicht unbedingt<br />

immer. Mir geht es nicht vor<strong>der</strong>gründig<br />

um Werte. Ich finde es schön, wenn meine Leser<br />

lachen können, denn Lachen ist bekanntlich ja<br />

gesund. Wenn ich aber einen Wert formulieren<br />

sollte, dann den, dass es mir wichtig ist, dass<br />

die Menschen miteinan<strong>der</strong> reden. Darum geht<br />

es immer wie<strong>der</strong> in meinen Geschichten. Kin<strong>der</strong><br />

reden miteinan<strong>der</strong>, reden mit ihren Eltern<br />

und auch die Erwachsenen sprechen gemeinsam.<br />

Viele schmoren einfach im eigenen Saft.<br />

Stellen sie dann fest, es gibt auch an<strong>der</strong>e wie<br />

mich, dann fällt es ihnen leichter, sich im Leben<br />

zurecht zufinden.<br />

Die Illustrationen in „Rico, Oskar und die<br />

Tieferschatten“ und „Rico, Oskar und das<br />

Herzgebreche“ passen so wun<strong>der</strong>bar zu ihrem<br />

Schreibstil. Können Sie sich als Autor die<br />

Illustratoren selbst aussuchen?<br />

Ja, mittlerweile kann ich es mir aussuchen.<br />

Aber beim ersten Rico-Buch war es so, dass sich<br />

Schössow in mein Buch verknallt hatte und darum<br />

gebeten hatte, es illustrieren zu können.<br />

Und da es so wun<strong>der</strong>bar passte, habe ich beim<br />

nächsten Buch <strong>auf</strong> Schössows Bil<strong>der</strong>n bestanden.<br />

Auch für das dritte gibt es schon die ersten<br />

Skizzen aus Schössows Fe<strong>der</strong>.<br />

Also haben Sie den angekündigten dritten<br />

Band von „Rico“ schon begonnen? Bitte<br />

– verraten Sie uns ein paar Details?<br />

Eigentlich war die Rico-Reihe als ein ganzer<br />

Roman geplant. Aber mein Verlag riet mir davon<br />

ab und so werden es nun drei Bücher. Das<br />

heißt, die Geschichte existiert also schon im<br />

Ganzen. Das dritte Buch beginnt mit einem<br />

Todesfall und endet mit einer Hochzeit. Dazwischen<br />

gibt es wie immer eine Menge Action und<br />

Spannung. Und die beiden, Rico und Oskar,<br />

machen einen Ausflug an die Ostsee. Der dritte<br />

Band setzt den Trend fort, <strong>der</strong> sich ja schon in<br />

den beiden Vorgängern abzeichnete: Rico und<br />

Oskar erschließen sich in immer größer werdenden<br />

Radien die Welt.<br />

Werden ihre Bücher auch in an<strong>der</strong>e Sprachen<br />

übersetzt?<br />

Ja, und das finde ich gut. Das zweite Rico-Buch<br />

wurde gerade ins Japanische übersetzt. Lei<strong>der</strong><br />

werden die Bücher nicht systematisch übertragen,<br />

son<strong>der</strong>n nur so, wie es die Verlage gut finden.<br />

Aber so gibt es Rico sogar in Amerika.<br />

Sie arbeiten auch selbst als Übersetzer. Wonach<br />

suchen sie sich ihre Autoren o<strong>der</strong> Titel aus?<br />

Ich habe ein ausgeprägtes Sicherheitsdenken<br />

und habe mir mit Übersetzungen ein zweites<br />

Standbein geschaffen. Ich suche mir die Bücher<br />

danach aus, ob sie mir gefallen. Manche Autoren<br />

lese ich selbst sehr gern und dann habe ich<br />

das Gefühl, das ich diese gut übersetzen kann.<br />

Wer sind ihre Lieblingsautoren?<br />

Meg Rossoff lese ich gern, aber auch Charles Dickens.<br />

Wenn ich mal was Gutes für meinen Kopf<br />

brauche, dann lese ich am liebsten W. G. Sebald.<br />

Da muss man den Geist einschalten. Aber sonst,<br />

und das gebe ich unumwunden zu, stehe ich<br />

auch <strong>auf</strong> meinen geliebten Schund – Horror,<br />

Science Fiction, wobei es aber auch durchaus<br />

sehr anspruchsvolle Sachen gibt– quer durch<br />

die Bücherlandschaft.<br />

Wie entstehen ihre Geschichten? Haben Sie einen geregelten Arbeitsalltag<br />

o<strong>der</strong> arbeiten Sie eher spontan an ihren Werken?<br />

Ich denke da nicht so drüber nach. Es macht es einfach „Plopp“ und die<br />

Ideen sind da. Dann setze ich mich konzentriert an den Tisch und schreibe<br />

dr<strong>auf</strong>los. Und dann gibt es auch wie<strong>der</strong> Zeiten, da läuft gar nichts. Dann<br />

widme ich mich eben an<strong>der</strong>en Projekten.<br />

Wenn ich schreibe, dann brauche ich absolute Ruhe um mich herum. Ich<br />

bin lei<strong>der</strong> sehr empfindlich gegen Störungen, dafür brauche ich dann meine<br />

Rückzugsräume.<br />

Sie haben in <strong>der</strong> letzten Zeit eine Menge Preise bekommen. Wie finden<br />

Sie das?<br />

Preise sind schon toll. Sie sind eine tolle Anerkennung meiner Arbeit. Aber<br />

mehr zählt für mich, wenn meine Bücher auch gelesen und geliebt werden,<br />

das bedeutet mir noch mehr als die Preise. Und ehrlich gesagt, geht<br />

mir die Popularität auch <strong>auf</strong> den Senkel. Ich bin lieber im Hintergrund,<br />

hinter meinen Figuren. Ich freue mich auch, wenn ich mich wie<strong>der</strong> vollkommen<br />

ihrer Entstehung widmen kann.<br />

Wie fühlt es sich an, wenn die eigenen Werke als Hörbücher, Theaterstücke<br />

o<strong>der</strong> Filme umgesetzt werden?<br />

Ich stehe dem eigentlich gelassen gegenüber. Es ist so, dass Bücher in an<strong>der</strong>n<br />

Menschen immer etwas auslösen. So kommt es zu unterschiedlichen<br />

Interpretationen <strong>der</strong> Texte. Ich denke, als Autor muss ich dann die Klappe<br />

halten. Gewisse Nebenrechte muss man halt zulassen. Bin ich allerdings<br />

Drehbuchautor, erwarte ich, dass man sich an meine Vorlagen hält. Aber<br />

sonst finde ich es eigentlich spannend, was an<strong>der</strong>e aus meinen Ideen so<br />

machen.<br />

Raten Sie Kin<strong>der</strong>n, dennoch erst die Bücher zu lesen, bevor sie sich die<br />

Umsetzung in an<strong>der</strong>en Medien anhören o<strong>der</strong> ansehen?<br />

Nun, es gibt Kin<strong>der</strong>, die partout nicht lesen wollen. Für die finde ich es<br />

dann doch sinnvoll, dass sie sich die Bücher <strong>auf</strong> an<strong>der</strong>en Wegen erschließen<br />

können. Wenn ich’s per Schnipp klären könnte, dann wäre natürlich<br />

je<strong>der</strong> Mensch eine Leseratte. Aber so kann ich auch Gedanken in Bewegung<br />

setzen.<br />

Herr Steinhöfel, vielen Dank für das Gespräch.<br />

FOTO: CARLSEN<br />

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AnzConni_FamBande_92x62mm 08.01.2010 14:29 Uhr Seite 1<br />

Wer hat Angst vor Freitag,<br />

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