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KINDERFLOHMARKT auf der „familienzeit“ - ClicClac

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SERIE Musikinstrumente<br />

Um die Geige ranken sich zahllose Sagen, Märchen<br />

und Mythen, die von <strong>der</strong> Magie und dem<br />

emotionalen Reichtum des Klanges dieses Instrumentes<br />

erzählen. In einer dieser Geschichten<br />

wird von einer Frau berichtet, die <strong>auf</strong> ihren<br />

Reisen durch die Welt sowohl großes Leid als<br />

auch große Freude erfahren hatte. Am Ende<br />

ihres langen Lebens nahm sie ein Kästchen,<br />

weinte alle Tränen, lachte alle Freude, die sie<br />

erlebt hatte hinein, verschloss es mit vier Saiten<br />

und vergrub es. Nach vielen hun<strong>der</strong>t Jahren<br />

verschoss ein Jäger seinen Pfeil, und als er<br />

ihn suchte, fand er ihn in dem merkwürdigen<br />

Kästchen. Als er mit seinem Bogen die Saiten<br />

berührte, da erklang alle Freude, aber auch<br />

alle Klage dieser Welt. So wurde die erste Geige<br />

geboren, und <strong>der</strong> Jäger wurde <strong>der</strong> erste Spielmann.<br />

Solche Geschichten erinnern daran, dass die<br />

Geige ursprünglich ein Instrument <strong>der</strong> Volksmusik<br />

war und überall in Europa eine wichtige<br />

Rolle in <strong>der</strong> dörflichen Tanzmusik spielte. Sie<br />

entstand in <strong>der</strong> heutigen Form im frühen 16.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t und hat sich in ihrer Bauweise<br />

seither nur unwesentlich verän<strong>der</strong>t. Galt die<br />

Geige anfangs als Instrument von nie<strong>der</strong>em gesellschaftlichem<br />

Rang, so än<strong>der</strong>te sich dies zu<br />

Beginn des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Ihre Verwendung<br />

in <strong>der</strong> Oper bei Monteverdi und im Musikensemble<br />

des französischen Königs hob ihr Ansehen.<br />

Dieser Aufschwung setzte sich im Barock<br />

durch die Werke vieler geachteter Komponisten<br />

fort, die zugleich Virtuosen <strong>auf</strong> diesem Instrument<br />

waren. Die Violine wurde zur führenden<br />

Stimme <strong>der</strong> damaligen Instrumentalformen<br />

und in <strong>der</strong> Oper. Bereits um die Mitte des 18.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts war die Violine das gebräuchlichste<br />

Soloinstrument <strong>der</strong> europäischen Musik.<br />

Violinen bildeten auch die führenden Stimmen<br />

im Orchester, dem wichtigsten Ensemble im Barock<br />

und in <strong>der</strong> Klassik. Im mo<strong>der</strong>nen Orchester<br />

spielen über die Hälfte <strong>der</strong> Musiker Instrumente<br />

aus <strong>der</strong> Geigenfamilie.<br />

Die herausragende Stellung <strong>der</strong> Geige in <strong>der</strong><br />

klassischen Musik führt vielfach zu <strong>der</strong> Annahme,<br />

man könne <strong>auf</strong> diesem Instrument nichts<br />

an<strong>der</strong>es spielen. Aber die Geige hat neben ihrer<br />

Entwicklung in <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Klassik ihre Rolle<br />

in <strong>der</strong> Volksmusik niemals verloren. Ein Kollege<br />

bezeichnete sie einmal scherzhaft als die „E-Gitarre<br />

des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts“, weil es kaum ein<br />

Tanzensemble gab, das in <strong>der</strong> dörflichen Musik<br />

ohne Geige auskam – so wie heutzutage keine<br />

Band ohne E-Gitarre denkbar ist. In allen Stilen<br />

<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen populären Musik hat sich die<br />

Geige behauptet. Im Jazz ist <strong>der</strong> Geiger Stephane<br />

Grappelli stilbildend gewesen, in <strong>der</strong> Rockmusik<br />

brilliert die Geige als Soloinstrument bei<br />

Bands wie „The Flock“ o<strong>der</strong> „City“ und aus <strong>der</strong><br />

Folkmusik ist sie eh nicht wegzudenken. Junge,<br />

klassisch ausgebildete Geigenvirtuosen von<br />

Nigel Kennedy über Vanessa Mae bis zu David<br />

Garrett sind heute stilistisch offener. Sie ignorieren<br />

dogmatische Grenzen zwischen E- und<br />

U- Musik und beschenken das Publikum mit<br />

spannenden und manchmal sehr tiefsinnigen<br />

Crossover-Projekten.<br />

Die Kunst des Geigespiels nötigt den meisten<br />

Menschen großen Respekt ab. Die Finger <strong>der</strong><br />

Die Geige<br />

linken Hand müssen die Töne absolut sicher<br />

intonieren. We<strong>der</strong> Tasten noch Bünde nehmen<br />

dem Musiker diese Arbeit ab, und <strong>der</strong> rechte<br />

Arm muss die Fertigkeit erwerben, mit eben<br />

so großer Sicherheit millimetergenau die richtige<br />

Kontaktstelle zwischen Griffbrett und Steg<br />

zu finden, um einen guten Klang zu erzeugen.<br />

Als bekennen<strong>der</strong> Späteinsteiger hatte ich ganz<br />

vergleichbare Sorgen. Bevor ich mit 20 Jahren<br />

begann zu geigen, war ich um das Instrument<br />

schon einige Zeit herumgeschlichen, fest überzeugt,<br />

dass es einer an Genialität grenzenden<br />

Sasahara Blumenstiel …<br />

ist Initiator und Mitbegrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Musikschule-<br />

Musikuß, in <strong>der</strong> er seit Beginn <strong>der</strong> 80er Jahre als<br />

Instrumentalpädagoge arbeitet. Er unterrichtet<br />

als Hauptinstrument Geige und leitet seit 1995<br />

das Orchester <strong>der</strong> Brunsviga. Neben seiner<br />

Unterrichtstätigkeit spielt er als Folkmusiker in<br />

verschiedenen Formationen und ist Mitveranstalter<br />

des Festivals für Folk und Weltmusik<br />

„Wilde Töne“.<br />

FOTO: PHOTOCASE/SCHMONZETTEN-PUNKETTE<br />

Musikalität bedürfe, um Geige spielen zu lernen.<br />

Anlässlich einer Festivaleinladung ins finnische<br />

Kaustinen kam ich an einen Ort, in dem<br />

das Geigen so verbreitet war, wie hierzulande<br />

das Fußballspielen. Da mir eine solche Häufung<br />

von Genialität statistisch sehr unwahrscheinlich<br />

schien, fasste ich schließlich genug Zutrauen,<br />

um es selbst einmal zu versuchen – eine Entscheidung,<br />

über die ich bis heute froh bin.<br />

Die Geigenpädagogin Marianne Petersen weist<br />

in ihren Schriften dar<strong>auf</strong> hin, dass es (fast) nie<br />

zu spät ist, um mit <strong>der</strong> Geige zu beginnen, dass<br />

es aber sehr wohl zu früh sein kann, nämlich<br />

dann, wenn wesentliche „Pforten <strong>der</strong> Wahrnehmung“<br />

bei einem Kind noch nicht geöffnet<br />

sind. Dann wird <strong>der</strong> Lernprozess sehr mühselig<br />

und qualvoll, und beschädigt die Freude und<br />

die Motivation des kleinen Menschen. Dabei<br />

kann <strong>der</strong> richtige Zeitpunkt für den Anfang von<br />

Fall zu Fall sehr unterschiedlich liegen. Es gibt<br />

hochbegabte Kin<strong>der</strong>, die schon sehr jung die<br />

Reife und auch die Begeisterung mitbringen,<br />

um sich <strong>auf</strong> das Instrument einzulassen, und<br />

es gibt Spätentwickler – ganz wie in an<strong>der</strong>en<br />

Bereichen des menschlichen Lernens auch. Entscheidend<br />

für die Wahl des Instrumentes sollte<br />

<strong>der</strong> – durchaus sorgfältig geprüfte – Wunsch<br />

des Kindes sein, nicht <strong>der</strong> Ehrgeiz <strong>der</strong> Erwachsenen.<br />

Im Violinunterricht gibt es heute eine Vielzahl<br />

von Methoden und Ansätzen. Dem traditionellen<br />

Einzelunterricht stehen verschiedene<br />

Formen des Gruppen- o<strong>der</strong> Kombiunterrichts<br />

gegenüber. Während die Einzelarbeit ein intensiveres<br />

Eingehen <strong>auf</strong> den Lernenden ermöglicht,<br />

sind Gruppenprozesse gerade für Kin<strong>der</strong><br />

häufig spannen<strong>der</strong> und motivieren<strong>der</strong>. Und<br />

viele Fertigkeiten die für das Musizieren mit<br />

an<strong>der</strong>en wichtig sind, lernt man natürlich am<br />

besten in <strong>der</strong> Ensemblearbeit. In jedem Fall<br />

sollte man sich bei <strong>der</strong> Wahl des Lehrers und<br />

des Unterrichtskonzeptes ausführlich beraten<br />

lassen und um Probeunterricht bitten. Nicht<br />

jedes Angebot, nicht jedes Konzept ist für jedes<br />

Kind gleichermaßen geeignet, und bei <strong>der</strong><br />

endgültigen Entscheidung für o<strong>der</strong> gegen ein<br />

Unterrichtsangebot ist die Intuition sicher<br />

nicht <strong>der</strong> schlechteste Ratgeber. Sasahara Blumenstiel<br />

Wie finde ich das richtige<br />

Instrument?<br />

… nachgefragt bei Renate Fink<br />

Frau Fink, als Geigenbauerin wissen Sie genau,<br />

wor<strong>auf</strong> es beim Aussuchen <strong>der</strong> ersten<br />

Geige ankommt. Wor<strong>auf</strong> sollte man achten?<br />

Wenn man als Kind o<strong>der</strong> Erwachsener das Geige<br />

spielen lernen möchte, sind zwei Dinge wichtig:<br />

1. eine Lehrerin o<strong>der</strong> ein Lehrer, die bzw. <strong>der</strong> es<br />

versteht, neben sauberer Technik auch Freude<br />

am Musizieren zu vermitteln und 2. ein Instrument,<br />

das professionell eingerichtet wurde. Das<br />

Instrument ist <strong>der</strong> Weg zur Musik und dieser<br />

Weg sollte frei sein von Hin<strong>der</strong>nissen.<br />

Was kostet ein gutes Schülerinstrument und<br />

im Vergleich dazu ein Instrument, wie es ein<br />

Profimusiker spielt?<br />

Es ist fast unmöglich, das zu beantworten. Man<br />

kann unglaubliches Glück haben mit einem Instrument,<br />

das sich <strong>auf</strong> Großmutters Dachboden<br />

wie<strong>der</strong> fand und es gibt auch so genannte Meisterinstrumente,<br />

die lei<strong>der</strong> gar nicht gut klingen.<br />

Grundsätzlich kann man ab ca. 500 Euro ein anständiges<br />

Schülerinstrument bekommen, nach<br />

oben gibt es eigentliche keine Grenzen.<br />

Sinnvoll ist es, sich umzusehen und sich gut<br />

beraten zu lassen. Ich kann nur immer wie<strong>der</strong><br />

betonen, wie wichtig es ist, dass das Instrument<br />

gut eingerichtet ist, dass die Saiten den<br />

optimalen Abstand zum Griffbrett haben, <strong>der</strong><br />

Steg die richtige Wölbung hat, damit man nicht<br />

mehrere Saiten gleichzeitig anstreicht, dass es<br />

sich überhaupt stimmen lässt und so weiter.<br />

Das Instrument muss einfach funktionieren,<br />

erst dann kann man es klanglich beurteilen.<br />

Mit einer Geige aus dem Supermarkt o<strong>der</strong> einem<br />

Schnäppchen aus dem Internet werden<br />

Sie sicher keine Freude haben, denn dort wird<br />

gerade an den Details gespart. Billig gek<strong>auf</strong>t ist<br />

lei<strong>der</strong> meist doppelt gek<strong>auf</strong>t.<br />

Gibt es, wie z. B. beim Klavier, auch Leihinstrumente?<br />

O<strong>der</strong> kann man vielleicht Geld<br />

sparen, wenn man ein gebrauchtes Instrument<br />

k<strong>auf</strong>t?<br />

Leihinstrumente gibt es bei fast allen Geigenbauern<br />

und in einigen Musikläden. Oft besteht<br />

auch die Möglichkeit, dass die Miete bei späterem<br />

K<strong>auf</strong> angerechnet wird. Auch manche Musikschulen<br />

vermieten Instrumente. Gebrauchte<br />

Instrumente sind nicht unbedingt günstiger,<br />

man bedenke, dass man für eine Stradivari Beträge<br />

in Millionenhöhe anlegen kann! Bei alten<br />

wie bei neuen Instrumenten kommt es <strong>auf</strong> die<br />

klangliche Qualität und eine saubere Einstellung<br />

an. Man sollte sich einfach Zeit nehmen<br />

und sich beraten lassen, das Instrument auch<br />

ein paar Tage zur Probe leihen und es dem Lehrer<br />

o<strong>der</strong> einem kompetenten Musiker zeigen.<br />

Sie sollten für sich o<strong>der</strong> Ihre Kin<strong>der</strong> ein Instrument<br />

finden, <strong>auf</strong> dem das Musizieren einfach<br />

Spaß macht! Daher macht es durchaus Sinn, ein<br />

Instrument zu mieten, bis man fortgeschritten<br />

genug ist, um selber eine Wahl zu treffen.<br />

Renate Fink …<br />

besuchte das Musische Gymnasium in Nürnberg<br />

und absolvierte dann das Grundstudium Orchestermusik<br />

im Fach Kontrabass an <strong>der</strong> Staatl.<br />

Musikhochschule in Frankfurt/Main. Eine<br />

Ausbildung zur Instrumentenbauerin im Fach<br />

„Historische Streichinstrumente“ schloss sich<br />

an. Berufserfahrung sammelte sie unter an<strong>der</strong>em<br />

ab 1995 in <strong>der</strong> eigenen Gamben-Werkstatt<br />

in London und von 2003-2005 als Mitarbeiterin<br />

in <strong>der</strong> Geigenbauwerkstatt Lützel in Würzburg.<br />

Seit 2005 hat sie ihre eigene Werkstatt für<br />

Geigen- und Gambenbau in Osterwieck.<br />

www.renatefink.com<br />

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